Das Geheimnis der Doppelbotschaften
„Man kann nicht, nicht kommunizieren“, sagte einst der österreichische Philosoph Paul Watzlawick. Mimik, Gestik, Intonation der Stimme und Körperhaltung signalisieren uns auf der unterbewussten Ebene, was ein Sprechender über sich selbst denkt.
So „erzählt“ uns der nuschelnde, näselnde und monoton sprechende Karl Lauterbach, dass er zwar verstanden werden möchte, aber sich nicht bewusst ist, dass er dafür deutlicher sprechen müsste. Er gehört in der Typologie zu den „Unbewussten“, erkennbar daran, dass er keinen besonderen Wert auf sein Aussehen legt, seine Körperhaltung eher nachlässig wirkt. Es fällt ihm schwer, Augenkontakt zu halten. Hin und wieder schließt er sogar die Augen, um den eigenen Faden nicht zu verlieren, und nichts zu vergessen, was er sagen wollte.
Zum Typ der „Vielsprecher“ gehört Wolfgang Kubicki.
Oft schnell und ebenfalls nuschelnd, Endsilben und Endkonsonanten verschluckend – was darauf hindeutet, dass er nie wirklich bei der Sache ist und sich einfach gern reden hört, gemäß dem Motto „Ich rede, also bin ich“. In der Regel ist er schwer zu verstehen, weil er oberflächlich über die Worte hinweghuscht. Bei ihm kann man den Eindruck gewinnen, dass er gar nicht wirklich verstanden werden will. In jedem Fall ist er nicht an seinem Gegenüber interessiert. Außerdem besitzt er auch noch die Unart des zu leisen Sprechens (s.u. bei „schnell“ und „leise“)
Zwei andere ähnliche und doch sehr unterschiedliche Vertreter der Kategorie „Blender“ sind Markus Söder und Christian Lindner.
Ersteren kann man durchaus als einen „Wolf im Schafspelz“ bezeichnen, der nur eines im Sinn hat: Er will auf keinen Fall verlieren. Dafür arbeitet er mit Schmeicheleien und scheinbarem Verstehen mit Zustimmungstendenz, um im nächsten Moment mit gezielt gesetzter „Bissigkeit“ seine Gegner zu diskreditieren, während Christian Lindner einfach nur „der Beste“ sein will, was ihn zu einem „Musterschüler“ jeglicher Rhetorikseminare macht. Er ist ein selbstgeschaffenes Konstrukt aus angelerntem und trainiertem Verhalten mit dem Ziel, in der Gesamtinszenierung seiner Persönlichkeit zu überzeugen und er „benutzt“ dich als Publikum für seine eigene Großartigkeit. Beide wollen in erster Linie „gesehen“, und nicht unbedingt verstanden werden – auch wenn sie selbstverständlich sehr deutlich sprechen.
Als letztes Sprechmerkmal möchte ich dich für den Typus „Maske“ sensibilisieren.
Auch hier mit zwei Beispielen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch eines gemeinsam haben: sie glauben „nicht gut genug zu sein“. Daher optimieren Laura Karasek und Joe Biden ihr Äußeres bis hin zur Unkenntlichkeit, in jedem Fall aber zur mimischen Unbeweglichkeit. Auch wenn sie Kluges von sich geben, zeigen sie sich nicht als die, die sie sind und das führt dazu, dass man unterschwellig das Gefühl hat, ihnen nicht wirklich vertrauen zu können. Als soziale Wesen müssen wir die Möglichkeit haben in der Mimik eines Menschen zu erkennen, ob er es ehrlich mit uns meint – das ist bei „optimierten Gesichtern“ nicht mehr der Fall. Es zeigt, dass beide ganz tief in ihrem Inneren ein Selbstwert-Problem haben.
„Sprich, dass ich dich sehe“
Dieser Satz stammt von dem Philosophen Sokrates, und besagt, dass ein jeder Mensch in seinem innersten Wesen „sichtbar“ wird, wenn er spricht. Allein Tonlage, Lautstärke und Sprechtempo sagen dabei mehr über eine Person, als ihr selbst bewusst ist.
Deshalb hier eine leicht nachvollziehbare Übersicht:
- Zu lautes Sprechen ist entweder ein Zeichen von Unsicherheit oder es zeigt einen Menschen, der sehr von sich eingenommen ist und ein Publikum braucht, um sich gut zu fühlen.
- Leises Sprechen zwingt den Zuhörer, sich anzustrengen. Es ist ein Spiel um Macht und Kontrolle. Leise sprechende Menschen sind meist nicht so harmlos, wie sie gern erscheinen möchten. Aber auch hier gilt es aufzupassen, ob es sich evtl. um tiefe Trauer, zurückgehaltene Wut oder Schüchternheit handelt.
- Wer zu schnell spricht, hat oft nicht wirklich etwas zu sagen – vor allem aber ist er nicht an seinem Gegenüber und dessen Meinung interessiert, sondern primär daran, seine eigene Meinung loszuwerden. Manchmal ist es auch ein Zeichen für ein Alkoholproblem, vor allem, wenn es gleichzeitig schwer verständlich ist, Endungen „verschluckt“ werden oder es insgesamt genuschelt klingt.
- Wer eher zu langsam spricht, will sich oft betont „staatsmännisch“ geben und als Respektsperson wahrgenommen werden.
- „Eintöniges“ Sprechen ohne Bewegung in er Stimme zeigt einen auch eher unbeweglichen Menschen im Alltag.
Und hier noch eine kleine Anregung zum Schluss: Wenn du herausfinden möchtest, ob z.B. ein Politiker oder eine Politikerin die Wahrheit sagt, schalte bei Übertragungen einfach mal den Ton ab. Je öfter du das tust, umso mehr wirst du lernen, nonverbale Botschaften wahrzunehmen.
Autor:
Die Kommunikationspsychologin Cornelia Fink ist Expertin für Stimme und Sprache. Unter dem Label StimmWege unterstützt sie seit 34 Jahren Menschen dabei, ihren eigenen authentischen Weg zu gehen. Ihr Wissen und ihre Expertise beruht auf empirischem Zahlenmaterial, das sie von Tausenden Klienten aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen in mehr als 25 Jahren zusammengetragen hat und auf ihren Erkenntnissen aus über 40jährigen Theatererfahrung als Schauspielerin und Regisseurin.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder