TransFair Navigator ist eine neue Plattform, die Unternehmen dabei unterstützt, schwierige Personalentscheidungen strukturiert, fair und rechtssicher zu treffen. Im Gespräch wird schnell deutlich, warum das Gründerteam jahrzehntelange Erfahrung aus HR, Leadership, Recht und Technologie in ein System überführt hat, das Entscheidungen in nur 15 Minuten klarer macht als viele monatelange interne Diskussionen.
Wie würden Sie den TransFair Navigator in wenigen Sätzen vorstellen und wer sind die Menschen, die das Unternehmen gegründet und geprägt haben?
Der TransFair Navigator ist ein System für schwierige Personalentscheidungen – genau in den Momenten, in denen Führungskräfte unsicher werden: wenn Leistung von Mitarbeitenden nicht mehr stimmt, Rollen sich verändern, Verhalten zur Belastung wird, oder Stellen gestrichen werden. Der Navigator führt durch die wesentlichen rechtlichen, wirtschaftlichen und menschlichen Faktoren und macht innerhalb von 15 Minuten sichtbar, welche Option realistisch, fair und verantwortbar ist und hilft HR und Leadern bei der Umsetzung von Entwicklung, Versetzung oder Trennung. Die Grundlage bilden über 50.000 dokumentierte Fälle und aus 20 Jahren Praxiserfahrung. Entwickelt wurde das System von einem Team, das diese Situationen aus eigener Verantwortung kennt.
Mit dabei sind Juristen, u.a. ehemalige Arbeitsrichter für die rechtliche Expertise, Leadership Coaches, Finanzexperten, Tech- und KI-Spezialisten und einige mehr. Ich selbst bringe über 20 Jahre HR- und Führungserfahrung mit – unter anderem als CHRO eines erfolgreichen Mittelständlers mit 250 Mitarbeitenden sowie als Arbeitsdirektor bei Roche Deutschland. Dort trug ich die Verantwortung für 17.000 Mitarbeitende. Davor war ich Global HR Business Partner bei SAP. Uns verbindet die Haltung, dass schwierige Entscheidungen früher, besser und fairer getroffen werden können, wenn man sie strukturiert angeht statt vertagt.
Welche Vision verfolgt TransFair Navigator und welche Schritte sind notwendig, um diese langfristig zu erreichen?
Unsere Vision ist, den Standard für schwierige Personalentscheidungen neu zu setzen. Wir wollen erreichen, dass diese Entscheidungen nicht länger über Monate aufgeschoben werden, sondern systematisch, transparent und verantwortungsvoll getroffen werden – und zwar so, dass sie Menschen wie Organisationen gerecht werden. Bis 2030 möchten wir die führende Plattform für Employee Decision Intelligence in der DACH-Region sein. Der Weg dorthin ist klar strukturiert: Im Dezember 2025 starten wir mit ausgewählten Pilotkunden, ab Q1 2026 erfolgt der vollständige Markteintritt in Deutschland mit erweiterter Funktionalität unter anderem für Restrukturierungen, Ab 2027 erschließen wir internationale Märkte. Das Produkt wächst dabei kontinuierlich weiter, immer entlang der tatsächlichen Bedarfe unserer Nutzerinnen und Nutzer.
Für welche Zielgruppe wurde TransFair Navigator entwickelt und welche konkreten Bedürfnisse möchten Sie erfüllen?
Der Navigator richtet sich an Unternehmen zwischen 200 und 5.000 Mitarbeitenden – unabhängig von Branche oder Tarifbindung. Diese Unternehmen stehen typischerweise vor 10 bis 50 kritischen Personalentscheidungen pro Jahr, haben aber zum Teil nicht die internen Ressourcen, die Erfahrungswerte oder brauchen eine einfache Lösung für eine systematische Bearbeitung. HR, Führungskräfte und Geschäftsführung brauchen in diesen Situationen eine belastbare Entscheidungsgrundlage und klare Strukturen zum weiteren Vorgehen. Mitarbeitende fordern dazu Transparenz und Fairness. Der Navigator adressiert diese Bedarfe, indem er Entscheidungen beschleunigt, Risiken sichtbar macht, Alternativen realistisch bewertet und klare Prozesse aufzeigt. Ein zentrales Ergebnis unserer Datenanalyse: Über 70% Prozent der als problematisch eingestuften Mitarbeitenden sind in anderen Rollen erfolgreich.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen aktuell im Marktalltag? Und wie gehen Sie innerhalb des Teams damit um?
Wir sehen in vielen Unternehmen die gleichen Muster: Führungskräfte zögern notwendige Personalentscheidungen zwischen 6 und 18 Monaten hinaus. Die Dokumentation ist oft nicht sauber oder nicht konsistent, was das rechtliche Risiko erhöht. Führungskräfte wissen nicht, wie sie schwierige Gespräche angehen sollen. HR ist stark ausgelastet und kann Einzelfälle nicht immer in der Tiefe begleiten. Und viele Organisationen scheuen Trennungsentscheidungen aus Angst vor Konflikten oder Kosten – ohne zu realisieren, dass die versteckten Kosten des Nichtstuns typischerweise zwei- bis dreimal höher sind als die jeder anderen Alternative.
Was unterscheidet TransFair Navigator von anderen Lösungsansätzen im Bereich Fairness, Transparenz oder Orientierung?
Wir digitalisieren nicht einfach Prozessabläufe, sondern helfen HR und Leader mit intelligenten und praxis-tauglichen Lösungen in den schwierigsten Themen im Unternehmensalltag wenn Kultur, Risiko und Wirtschaftlichkeit zusammenkommen. Das System bewertet parallel verschiedene Optionen: Entwicklung, Versetzung und Trennung – jeweils mit Kosten, Risiken und Erfolgswahrscheinlichkeiten und empfiehlt die passende Vorgehensweise für jede Option. Der Navigator verbindet arbeitsrechtliche Logik, Kostenmodelle, Erfolgswahrscheinlichkeiten, Wissens- und Teamfaktoren in einem System. Die Grundlage ist eine Datenbasis aus über 50.000 realen Fällen, angereichert mit IAB-Betriebspanel, Kienbaum-Vergütungsstudien und Fraunhofer-Produktivitätsforschung. Und im Gegensatz zu klassischen Tools begleitet der Navigator den gesamten Prozess end-to-end – von der Analyse über die Zielklärung bis zur Umsetzung mit Dokumenten, Gesprächsleitfäden, Betriebsratslogik und Abfindungsoptimierung.
Welche Rolle spielt Technologie bei TransFair Navigator? Und wo sehen Sie Potenziale zur Weiterentwicklung?
Technologie ist eine zentrale Grundlage, aber niemals Selbstzweck. Wir setzen KI nur punktuell dort ein, wo sie echten Mehrwert schafft – beim Verstehen von Dokumenten und dem Erkennen von Mustern. In der Risiko- und Kostenlogik oder bei Prognosen zu Erfolgswahrscheinlichkeiten setzen wir auf Algorithmen, die wir aus den Jahrzehnten unserer Erfahrung und über 50.000 dokumentierten Fällen abgeleitet haben. So bewerten wir Optionen, die selbst erfahrenen HR-Experten manchmal entgehen. Gleichzeitig bleibt der Navigator in der Bedienung bewusst einfach, damit Komplexität beim System bleibt und nicht bei den Nutzerinnen und Nutzern. In den kommenden Monaten bauen wir die technologische Basis weiter aus: Q1 2026 bringt die vollständige Steueroptimierung bei Trennungsfällen, ein Betriebsrats-Interface und Mobile App. Danach folgen API-Integrationen für gängige HR-Systeme, ein KI-Assistent für proaktive Empfehlungen. Der Grundgedanke bleibt: Technologie soll das ermöglichen, was heute im Alltag fehlt – klare und gut begründete Entscheidungen, die wirksam und fair umgesetzt werden.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Lösung verständlich, zugänglich und wirklich hilfreich bleibt?
Wir folgen einem Prinzip: Komplexität abfangen, nicht weitergeben. Das bedeutet, dass der Navigator Schritt für Schritt durch die Analyse führt, in einer Sprache, die verständlich bleibt, aber den fachlichen Anspruch nicht verliert. Der Nutzer muss kein Arbeitsrechtsexperte sein. Der Navigator führt durch alle relevanten Fragen. Wir testen jede neue Funktion mit realen Fällen und integrieren Kundenfeedback systematisch in die Weiterentwicklung. Die bisherige Marktvalidierung bestätigt den Ansatz: Unsere Pilotunternehmen bewerten die Lösung als sehr gut und starten noch in diesem Jahr mit ersten Testfällen.
Welche Entwicklungen sind für die nächsten Monate geplant und in welche Richtung soll TransFair Navigator wachsen?
Wir arbeiten aktuell an mehreren Erweiterungen, die Unternehmen in besonders heiklen Situationen unterstützen: eine Coaching Engine für anspruchsvolle Gespräche, erweiterte Transfer- und Skill-Matching-Funktionen, eine Live-Nettoberechnung für Abfindungen und eine Lösung für Restrukturierungen. Besonders wichtig ist die Integration unserer Steueroptimierung. Sie ermöglicht bei Trennungen eine Netto-Ersparnis von 10.000 bis 30.000 Euro für Mitarbeitende – ohne Mehrkosten für das Unternehmen. Das schafft Spielraum für faire Einigungen, die sonst an Kosten scheitern würden. Langfristig entwickelt sich der Navigator vom Einzelfall-Experten zum strategischen Partner für alle Personalentscheidungen.
Wie gehen Sie mit Feedback von Nutzern oder Partnern um und wie fließt dieses in Ihre Produktentwicklung ein?
Feedback ist ein zentraler Bestandteil unserer Produktentwicklung. Jeder Kunde wird eng begleitet – vom Onboarding über 30- und 90-Tage-Reviews bis zu gemeinsamen Fall-Reflexionen. Ab Tag 1 haben alle Kunden einen dedizierten Success Manager, der nicht nur beim Start unterstützt, sondern durch regelmäßige Feedback-Sessions die Weiterentwicklung aktiv mitgestaltet. Viele Funktionen entstanden direkt aus Kundenbedarfen, weil wir das Produkt nicht für die Organisationen bauen, sondern gemeinsam mit ihnen. Jeder abgeschlossene Fall wird analysiert: Was hat funktioniert? Wo können wir besser werden? Diese Learnings fließen direkt in unsere Algorithmen und Prozesse ein. So wird das System mit jedem Anwendungsfall intelligenter.
Gab es seit der Gründung einen besonders prägenden Moment?
Ja, ein frühes Pilotprojekt hat uns sehr eindrücklich gezeigt, wie groß der Hebel ist. Wir haben gemeinsam mit einem Kunden einen vergangenen Fall rekonstruiert – mit allen Auswirkungen auf Team, Kosten, Kultur und Zeit. Es wurde sofort sichtbar, wie viel früher und klarer die Entscheidung hätte getroffen werden können, wenn Struktur vorhanden gewesen wäre. Aber der eigentlich prägende Moment war ein anderer: Die systematische Analyse hatte nicht nur dem Unternehmen geholfen, sondern auch dem betroffenen Mitarbeiter eine faire Perspektive eröffnet. Er ist heute in einer anderen Abteilung erfolgreich – eine Trennung wäre für alle Beteiligten die schlechtere Lösung gewesen. Das war der Moment, in dem allen Beteiligten klar wurde, dass der Navigator nicht nett zu haben ist, sondern ein strukturelles Problem löst, das Unternehmen jedes Jahr viel Geld und viel Kultur kostet.
Welche persönlichen Eigenschaften haben Ihnen auf dem Weg als Gründer besonders geholfen – und warum?
Ich glaube, dass mir vor allem meine langjährige HR-Erfahrung geholfen hat – über 20 Jahre, davon elf Jahre bei Roche, zuletzt als Arbeitsdirektor mit Verantwortung für 17.000 Mitarbeitende. Davor war ich acht Jahre bei SAP, unter anderem als Global HR Business Partner im Silicon Valley. Und nicht zuletzt meine Zeit als CHRO bei NanoTemper Technologies, einem dynamischen Unternehmen mit 250 Mitarbeitenden. Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, in komplexen Situationen Ruhe zu bewahren, Muster schnell zu erkennen und Entscheidungen nicht zu scheuen. Dazu kommt ein großes, verlässliches Netzwerk. Als Co-Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Chemie in BaWü und Mitinitiator der Allianz der Chancen – das sind 34 Unternehmen mit über zwei Millionen Beschäftigten – hatte ich Zugang zu Menschen, die an dieselbe Vision glauben. Und die Überzeugung, dass Systeme stärker wirken als individuelle Heldentaten. Wenn man gute Systeme baut, profitieren Organisationen dauerhaft – gerade in schwierigen Momenten.
Welche drei Ratschläge möchten Sie anderen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die gerade am Anfang stehen?
Erstens: Nutzt Daten, aber entscheidet menschlich. Daten schaffen Klarheit, aber Entscheidungen brauchen Haltung. Algorithmen können Muster erkennen und Wahrscheinlichkeiten berechnen – aber am Ende geht es um Menschen. Die beste Technologie ersetzt kein Urteilsvermögen und keine Empathie. Zweitens: Baut Systeme, nicht Heldentum. Skalierung entsteht nur dort, wo Prozesse stabil sind. Wir hätten den Navigator auch für Großunternehmen oder für andere HR-Prozesse entwickeln können. Aber wir haben uns bewusst auf den Mittelstand und auf den kritischsten Moment konzentriert. Diese Fokussierung hat uns differenziert. Drittens: Führt ehrliche Gespräche über die echten Probleme eurer Kunden. Gute Produkte entstehen selten im stillen Kämmerlein, sondern im offenen Dialog mit der Realität. Wir haben nicht mit einer Technologie-Idee angefangen, sondern mit einem Problem, das ich über Jahrzehnte beobachtet habe.
Bildcredits TransFair Navigator
Wir bedanken uns bei Andreas Schmitz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder
























