Mit Vionym anonym mit deinen Facebook Freunden chatten
Wie ist die Idee zu Vionym entstanden?
Einer meiner größten Inspiration für die Idee kam von einer sehr guten Freundin von mir. Sie ist lesbisch und hatte anfangs starke Probleme mit Ihrem Coming-Out. Während sie keine Probleme hatte, dies gegenüber ihren männlichen Freunden zuzugeben, hatte sie sehr starke Angst, dass es die Freundschaft zu ihren Freundinnen beeinträchtigen könnte. Man liest ja so einige Horrorgeschichten im Internet. Da ist mir aufgefallen, dass viele sich nicht trauen, die Wahrheit auszusprechen. Sei es im privatem oder im geschäftlichem Umfeld.
Es gibt viele Menschen, die sich nicht trauen, Kollegen, Freunden oder Familie
– vermeintlich dumme Fragen zu stellen
– unangenehme und kontroverse Themen zu besprechen oder
– Dinge anzusprechen, die sie wirklich bewegen.
Dabei würden genau diese Themen viele Missverständnisse aus dem Weg räumen, Konflikte lösen und Beziehungen verbessern. Das Problem ist die Angst. Die Angst, mit einer bestimmten Aussage die Beziehung zu jemanden zu verschlechtern oder selber in den Augen des anderen in einem schlechtem Licht zu stehen. Diese Angst muss meiner Ansicht nach überwunden werden. Und um dies zu erreichen, habe ich die Vionym-App entwickelt.
Meine Freundin hätte die Anonymität nutzen können, um mit Ihren Freundinnen über Homosexualität im Allgemeinen zu chatten. So kann sie selbst sehen, wie unberechtigt ihre Angst ist und anonym Unterstützung für ihr Coming-Out sammeln.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Finanziert habe ich mich hauptsächlich mit meinen Ersparnissen. Allerdings hatte ich fast keine Kosten, da ich alles selber entwickelt habe.
Meine größten Herausforderungen waren zum einen die Suche nach Mitgründern (die ich leider noch nicht gefunden habe) und zum anderen die Einsamkeit eines Einzelunternehmers.
Wer ist die Zielgruppe von Vionym?
Ich denke, dass alle Menschen von Vionym profitieren können. Jede/r hat bestimmte Dinge, die er oder sie sagen möchte und sich nicht traut. Und selbst wenn nicht, ermöglicht man anderen mit der Nutzung der App, Dinge anzusprechen.
Wie funktioniert die Chat Funktion?
Der User loggt sich mit seinem Facebook-Account in die App ein und sieht dann, wer von seinen Freunden die App auch nutzt. Diese Freunde kann der User dann direkt anschreiben. Anhand des Anonymitätslevels sieht der User, wie anonym er in einem Chat wäre und kann so für sich entscheiden, ob er den User anschreibt oder nicht. Er kann dabei auch mehrere verschiedene Chats mit derselben Person anfangen. Die Person weiß lediglich, dass es einer seiner Freunde ist. Im Umkehrschluss kann er nun auch von seinen Freunden anonym angeschrieben werden.
Welche Vorteile bietet Vionym?
Vionym ermöglicht es dem User, anonym mit seinen Freunden zu kommunizieren und infolge dessen entsteht Kommunikation, die sonst aus Angst oder anderen Gründen nicht entstanden wäre.
Welche Vision steckt hinter Vionym?
Mithilfe der Anonymität die Kommunikation der Menschen zu erleichtern. Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, Konflikte zu lösen und Beziehungen zu verbessern.
Vionym, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Das weiß ich nicht und ich will auch nicht versuchen, irgendetwas vorherzusagen. Vionym wird sich mithilfe der Feedbacks der User mit dem Ziel, die Kommunikation der Menschen zu verbessern, weiterentwickeln.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Einen Tipp möchte ich sehr gern mitgeben. Sie sollen das Gründen und die Unternehmensführung vor allem als Lernprozess sehen und sich nicht davon frustrieren lassen, dass, wenn sie an etwas gearbeitet haben, vielleicht mal umsonst gearbeitet haben, dass etwas falsch läuft oder schlimmstenfalls das Unternehmen bankrott geht. Ich habe viel gelernt und lerne immer noch so viel, was mich persönlich, aber auch geschäftlich weiterbringt. Ich denke, wenn man sich das immer vor Augen führt, dann ist man mehr als dankbar dafür, dass man gegründet hat und fragt sich nicht immer, ob es ein Fehler war.
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Wir bedanken uns bei Raymond Ung für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.