Christian Piechnick, CEO von Wandelbots, im Gespräch mit StartupValley über Industrie 4.0, die Bedeutung Künstlicher Intelligenz – und sein Produkt
Stellen Sie sich und Ihr Startup doch kurz unseren Lesern vor!
Wandelbots ist ein Dresdner Unternehmen im Bereich der Robotik, dass im November 2017 gegründet wurde. Wir entwickeln intelligente Kleidung, sogenannte Sensor-Jacken, mit dessen Hilfe Roboter bestimmte Automatisierungsprozesse von Menschen lernen und anschließend selbstständig Aufgaben erledigen.
Unser Ziel: die Programmierung von Industrierobotern zu demokratisieren und damit in Zukunft jedem Menschen ermöglichen, Automatisierungsprozesse schneller und einfacher umsetzen zu können.
Was haben Sie zuvor gemacht und wie ist die Idee zu Wandelbots entstanden?
Ich bin Diplom-Ingenieur und habe zuvor an der Technischen Universität Dresden (TUD) Medieninformatik studiert. Seit meinem Abschluss im Jahr 2011 bin ich Wissenschaftler und Projektmanager an der TUD im Bereich Softwareentwicklung. Wandelbots war anfänglich nur ein Hobbyprojekt neben der Tätigkeit an der Uni. Nachdem das Feedback bei der Projektvorstellung beim Kuka Innovation Cup auf der Hannover Messe so positiv war, habe ich das Startup zusammen mit fünf weiteren Kollegen vom Lehrstuhl für Softwaretechnologie (Prof. Uwe Aßmann) und dem Lehrstuhl für Kommunikationsnetze (Prof. Frank Fitzek) gegründet.
Erklären Sie uns im konkreten, wie ihr Produkt funktioniert und welche Projekte Sie derzeit verfolgen?
Wie bereits eingangs erwähnt, sollen Industrieroboter schnell und mit Hilfe intelligenter Kleidung programmiert werden. In unseren Kleidungsstücken sind Sensoren eingebaut, die genau und in Echtzeit messen, welche Bewegungen durchgeführt werden. Übertragen werden die Daten drahtlos an eine Software, die auf Basis der Bewegungsdaten einen Roboter steuert. So kann einem Roboter eine bestimmte Aufgabe durch Vormachen gelernt – ohne dass ein IT-Experte sie programmieren muss.
Darüber hinaus generiert der Roboter durch eine künstliche Intelligenz nach mehreren Trainingsabläufen Automatisierungsprozesse.
In der Gläsernen Manufaktur Dresden kooperieren wir derzeit mit VW in einem Piloten zu Mensch-Roboter-Kollaboration zusammen. Gemeinsam arbeiten wir daran, in einer Mensch-Roboter-Kollaboration verschiedene Montageprozesse durch Roboter zu unterstützen. Von dieser Kooperation profitieren wir enorm, weil wir unsere Technologie in der Praxis ausprobieren können. Das gibt uns die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit unseres Produkts zu dokumentieren, zu analysieren und gegebenenfalls zu verbessern.
Wer ist die Zielgruppe von Wandelbots?
Derzeit ist unsere Zielgruppe noch hauptsächlich im Bereich der Industrie zu verorten. Unsere Technologie wird fortan in der Montage, Logistik sowie bei der Instandhaltung der Fertigung von Produkten zur Anwendung kommen. Sie findet sowohl Anwendung in der Automobilbranche, der Mikroelektronik und vielen anderen Bereichen. Neben der Industrie sehen wir für unsere innovative Technologie zukünftig auch ein großes Potential im sozialen Bereich wie der Pflege. Entscheidend ist aber, dass durch unsere Technologie technische Laien praktisch spielerisch das Programmieren von Robotern schnell und einfach erlernen. Insofern ist unsere Technologie nicht auf eine bestimmte Zielgruppe reduziert.
Welches konkrete Problem möchte Wandelbots lösen?
Wir befinden uns an einem Punkt, an dem die Digitalisierung der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken ist. Sie wird unsere Arbeitswelt verändern und der demographische Wandel macht es erforderlich, dass wir Lösungen finden, durch die der Industriestandort Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Laut Bitkom fehlen der deutschen Wirtschaft etwa 51.000 IT-Fachkräfte. Besonders hoch ist der Mangel an Informatikern. In diese Lücke springt Wandelbots, weil die Anwendung unserer Technologie nicht auf Programmierer und IT-Experten beschränkt ist. Mit unserer smarten Jacke kann jeder Werksarbeiter einen Programmierungsauftrag 20 Mal schneller und zehn Mal günstiger als bisher erledigen. Die Angst, dass Roboter den Menschen ablösen könnten, halte ich für unbegründet. In vielen Bereichen sind Roboter schlichtweg notwendig um einfache Tätigkeiten durchzuführen. Berufsbilder werden sich zwar stark verändern, dies bedeutet aber keinesfalls, dass Menschen dadurch arbeitslos werden.
Vielmehr werden Roboter die Zukunftsfähigkeit westlicher Firmen stärken.
Herr Piechnick, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie Wandelbots in fünf Jahren?
Wir werden als Unternehmen selbstverständlich wachsen und expandieren. Angefangen hab wir zu zweit. Mittlerweile sind wir schon 16 Mitarbeiter und im kommenden Jahr werden es vermutlich 50 sein. Wir sind auf großes Interesse in allen Bereichen der Industrie gestoßen. Wir werden unser Produkt stetig verbessern können, damit Kunden mit unserer Technologie Ihre Prozessabläufe optimieren können. Wenn alles gut läuft, werden wir in den kommenden Jahren Standorte in den USA und China aufmachen. Aber zunächst werden wir Ende des Jahres das erste Softwareprodukt auf den Markt bringen. In fünf Jahren werden wir hoffentlich die Plattform der Wahl sein, um Roboter schnell und einfach Aufgaben bewältigen zu lassen.
Fotograf Anne Schwerin
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Christian Piechnick für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.