Welche Faktoren beeinflussen den Wert eines Unternehmens?
Unternehmer machen sich, solange die Geschäfte gut laufen, keine besonderen Gedanken um den Wert ihres Unternehmens. Doch dann steht plötzlich der Verkauf an und es muss ein möglicher Verkaufspreis ermittelt werden. Auf den ersten Blick sieht alles ganz einfach aus: Die Bewertung ergibt sich, in dem man vom Vermögen die Verbindlichkeiten abzieht. Doch ganz so leicht ist es in der Praxis leider nicht. Wie geht man nämlich mit den Markenrechten um? Welchen Wert haben diese? In welcher Form fließt das mitunter sorgsam aufgebaute Image in die Bewertung ein? Wie ist es um die Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens bestellt? Wie sieht die Markt- und Wettbewerbersituation aus?
Alle diese Faktoren spielen in die umfassende Bewertung eines Unternehmens mit hinein. Man sieht also, wie komplex und diffizil die Ermittlung des Unternehmenswertes doch sein kann. Insbesondere da, wo Firmen nach ihrer Gründung noch sehr stark auf Expansion setzen. Wie alle diese unterschiedlichen Einflüsse ineinandergreifen und schlussendlich den Unternehmenswert beeinflussen, beschreibt Experte Thomas Nehls in folgendem exklusiven Gastbeitrag.
Preis und Wert sind zwei verschiedene Dinge
Gemeinhin geht man davon aus, dass der Preis immer gleichbedeutend mit dem Wert ist. Doch sowohl betriebs- als auch marktwirtschaftlich gesehen stimmt das nicht so ganz. Oder anders gesagt: Es stimmt nur in der Theorie. Denn um den theoretisch errechneten Wert in die Praxis umzusetzen, gilt es erst einmal, jemanden zu finden, der diesen Preis auch bezahlt. Dies gilt für Waren in der freien Marktwirtschaft genauso wie für Unternehmen. Im letztgenannten Fall sind die Hürden oftmals höher und hängen mit ganz unterschiedlichen Faktoren zusammen.
Ist beispielsweise der Einstieg in das Unternehmen für einen Nachfolger respektive Käufer schwer umzusetzen, weil der jetzige Eigentümer über das entscheidende Knowhow verfügt, das aber eben nicht eingepreist ist, liegt bereits eine Diskrepanz vor. Im Fachjargon spricht man von Key-Man-Risk, wenn es keine kompetente zweite Führungsebene gibt, die einen Teil der operativen Verantwortung mitträgt. Dieses Risiko wirkt sich ebenfalls negativ auf den Kaufpreis aus.
Preisvorstellungen oft nicht rational begründet
Die Gründe, warum viele Firmenverkäufe scheitern, sind ganz unterschiedlicher Art. Immaterielle Gründe wie etwa emotionale Beweggründe des ehemaligen Inhabers oder in vielen Fällen auch Firmengründers treiben die Preisvorstellungen oft in die Höhe und sind dann für neue Interessenten schlichtweg nicht nachzuvollziehen.
Das Steuerrecht trägt ebenfalls sein Scherflein zu diesem Missstand bei. Es legt nämlich nahe, dass jede Unternehmung das 13,75-fache ihres bereinigten Gewinns nach Steuern wert wäre. Die Bürgschaftsbanken, die beim Gros der Nachfolgefinanzierungen mit ins Boot geholt werden, gehen dagegen eher von einem EBITDA-Faktor von 3,5 bis 4,5 aus. Ist es aber das Ziel , zu einem deutlich höheren Preis zu verkaufen, sollten unbedingt positive Zukunftsaussichten und eventuelle Synergieeffekte stärker gewichtet werden. In diesem Szenario kann es sich dann oft bezahlt machen, wenn der Altinhaber noch für einen gewissen Zeitraum die Übergangsphase mit begleitet.
Ein erfolgreicher Unternehmensverkauf mitsamt der Einigung über den Preis kann also nur zustandekommen, wenn Verkäufer und Nachfolger Hand in Hand miteinander arbeiten, um eine realistische Unternehmensbewertung durchzuführen.Dabei gilt es, zwischen einem rein betriebswirtschaftlichen oder einer Preisspanne zu unterscheiden und all diese klar zu definieren. Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn was ebenfalls wichtig ist, sind die Modalitäten der Kaufpreisberechnung und der Zahlung. Ein Erwerber ist keineswegs immer bereit, den Preis in einer Summe zu zahlen. Mittlerweile ist auch die Vereinbarung von Renten- oder Ratenmodelle Usus geworden.
Ein guter Steuerberater ist Pflicht
Es kommt durchaus häufig vor, dass keine Einigkeit über den Preis zustande kommt, weil beide Parteien unterschiedliche Ansichten in Bezug auf die Zukunftsaussichten des Unternehmens haben. Hier ist eine Earn-Out-Regelung eine elegante Lösung, die den Kaufpreis in in einen festen und einen erfolgsabhängigen Bestandteil aufsplittet.
Stellt der Verkäufer ein Verkäuferdarlehen zur Verfügung, um den Kaufpreis zu finanzieren, kann sich dies ebenfalls entscheidend auf den Preis auswirken. In diesem Fall stellt der verkaufende Unternehmer dem Nachfolger Kapital in Form eines Darlehens zur Verfügung, um das Eigenkapital für eine Finanzierung zu erhöhen. Dies hat meist zur Folge, dass die Zinsen für ein Bankdarlehen sinken, was wiederum zu mehr Spielraum für die Verhandlung des Kaufpreises führt. Damit der Fiskus an dieser Stelle aber nicht die Hand aufhält, sollte man einen kompetenten Steuerberater mit der Angelegenheit beauftragen.
Autor
Thomas Nehls absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann und leitete mehr als ein Jahrzehnt bundesweit verschiedene Niederlassungen großer deutscher Handelskonzerne. In dieser Zeit entwickelte er seine umfassenden unternehmerische Fähigkeiten und erwarb auch Expertise in der Personalverantwortung. Nach einer Neuorientierung ist er seit nunmehr 15 Jahren Experte in der Vermittlung mittelständischer Unternehmen.
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