Das neue Jahr ist da, und wie in jedem Januar sind die Fitnessstudios voll. Doch wie lange bleibt das so? Ähnlich verhält es sich in der Startup-Welt. Zu Beginn des Jahres sind die Ambitionen groß, doch wie viel davon bleibt übrig? Oftmals nicht viel, und das ist ein Problem.
Marco Alberti erklärt in seinem Gastbeitrag, wie Gründer:innen sich die richtigen Ziele für das neue Jahr setzen.
Das Dilemma der Jahresziele
Der Knackpunkt bei Jahreszielen liegt im Zeithorizont. Wir leben in einer dynamischen Welt, und wer kann schon sagen, was in einem Jahr passiert? Menschen überschätzen, was in einem kurzen Zeithorizont möglich ist und unterschätzen die Effekte, die sich langfristig realisieren lassen. Sinnvollerweise kombiniert man die langfristigen Hypothesen der Strategie für ein bis zwei Jahren mit kurzfristigen und sehr konkret realisierbaren Zielen für ein Quartal.
Schritt 1: Der Greenfeld-Approach
Beginnt mit einem leeren Blatt Papier und schreibt alle Themen auf, die euch in den Sinn kommen. Es sollten möglichst alle Themen sein, die Euch “strategisch wichtig” erscheinen: Das sind die klassischen „Das müssen wir unbedingt angehen“-Punkte. Geht dabei strukturiert durch die Erfolgstreiber Eures Business Modells und leitet daraus die jeweils sinnvollsten Ziele ab.
Schritt 2: Die Bestandsaufnahme
Nachdem die potentiell neuen Themen festgehalten sind, geht es an diesorgfältige Analyse. Welche Herausforderungen stehen im Raum? Wo gibt es Reibungspunkte, sowohl intern als auch mit Blick auf die Kunden? Was sind die aktuellen Probleme und welche Chancen bieten sich?
Schritt 3: Lernen aus der Vergangenheit
Der nächste Schritt ist retrospektiv. Welche Ziele wurden im letzten Quartal nicht erreicht und warum? Was könnt ihr beim nächsten Versuch besser machen? Und welche Ziele wurden erreicht, aber könnten noch verfeinert werden? Stellt dafür neue Hypothesen auf, die die Erkenntnisse des letzten Quartals einbeziehen und die ihr dann im nächsten Quartal testen könnt. Auf Grundlage der Hypothesen formuliert ihr dann eure Ziele. So stellt ihr sicher, dass es sich bei den Zielen eher um Wetten als um famose Wünsche handelt.
Schritt 4: Das Warum ist wichtiger als das Wie und Wann!
Im vierten Schritt geht es um die genaue Definition der Ziele. Hier lohnt es sich, weniger Zeit mit der Planung des „Wie“ und mehr Zeit mit dem Klären des „Warum“ zu verbringen. Oft stecken wir so tief im Prozess, dass wir vergessen, das eigentliche Ziel zu hinterfragen. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Gründer ruft aus, „Wir brauchen eine App!“ Aber halt, warum eigentlich? Diese simple Frage wird oft übersehen. Statt nur zu diskutieren, wie viele Kunden die App nutzen könnten, sollten wir uns fragen: Brauchen wir diese App überhaupt? Löst sie das Problem, das wir für unsere Kunden lösen wollen. Hinterfragt auf diese Weise jedes eurer formulierten Ziele.
Schritt 5: OKRs als Zielformat
Jetzt, wo ihr eure Ziele definiert habt, ist es an der Zeit, diese in ein handhabbares und messbares Format zu überführen: Objective Key Results (OKRs). OKRs bestehen aus einem „Objective“, also einem abgeschlossenen Zustand in der Zukunft und mehreren „Key Results“, die die messbare Ergebnisse als Ursachen für die Erreichung des Ziels darstellen.
Darüber hinaus solltet ihr euch Gedanken machen, ob die zur Verfügung stehenden Ressourcen ausreichen, um die angestrebten Ziele auch wirklich zu erreichen. Nehmt Euch die OKRs, die den größten Impact haben und die am einfachsten umzusetzen sind für das Quartal vor. Alle anderen OKRs, für die ihr aktuell nicht genügend Ressourcen habt, wandern in den Backlog. Sie sind nicht vom Tisch, sondern können im nächsten Quartal wieder aufgegriffen werden, wenn die Ressourcen es zulassen.
Fotograf: by Viktor Strasse
Autor:
Marco Alberti ist Gründer und Geschäftsführer von Murakamy, einer Beratung mit Fokus auf Visions-, Missions- und Strategieentwicklung sowie Objectives and Key Results (OKRs).
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder