Donnerstag, September 11, 2025
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Warum die nächste Innovationswelle aus den Werkshallen kommt

vent.io ist die Corporate-Venture-Einheit der Deutschen Leasing für Industry-Tech-Innovationen

Können Sie uns vent.io kurz vorstellen und erklären, wie die Idee zur Corporate‑Venture-Einheit der Deutschen Leasing entstand?

Vent.io wurde 2021 mitten in der Pandemie gegründet. Die Idee war damals einfach, aber mutig: Wenn wir als Deutsche Leasing zukunftsfähig bleiben wollen, müssen wir Digitalisierung und Innovation aktiv in unser Kerngeschäft bringen, und zwar nicht nur als Marketingmaßnahme, sondern mit echten Produkten, echten Partnern und echtem Impact. Was als kleine Digitaleinheit begann, wurde schnell zu einem Erfolg: Wir haben seither nicht nur digitale Anwendungen gebaut, die heute erfolgreich von der gesamten Deutschen Leasing genutzt werden, sondern auch erfolgreich in Innovationen investiert.
Vent.io unterteilt sich in zwei Bereiche: In Product Engineering (digitale Produktentwicklung) und unsere Venture Capital-Einheit (CVC) mit Fokus auf Industry-Tech. Damit ist vent.io heute eine Brücke zwischen der klassischen deutschen Industrie und innovativen Technologien und Startups.

Wer sind die zentralen Akteure hinter vent.io und welche Erfahrungen bringen Sie mit in der Schnittstelle zwischen Industrie und Venture Capital?

Durch die Innovationsnähe vereint unser Team Startup-Mentalität mit Konzernverständnis. In unserer Investment-Einheit arbeiten beispielsweise Kolleg:innen mit VC-Background oder auch ehemalige Startup-Gründer; Gleichzeitig haben wir Kolleg:innen aus der Industrie, aus der Leasingpraxis mit tiefem Markt- und Finanzierungs-Know-how und dem Engineering. Das sorgt dafür, dass wir nicht nur Investoren sind, sondern Sparringspartner auf Augenhöhe mit Zugang zu einem der stärksten industriellen Vertriebsnetzwerke Deutschlands. Und genau diese Kombination macht uns glaubwürdig bei beiden Seiten: Gründer:innen und Mittelstand.

Welche Vision verfolgen Sie mit vent.io – wie möchten Sie langfristig die Industry-Tech-Landschaft in Deutschland verändern?

Unsere Strategie zielt vor allem auf Industrie-Startups ab. In Verbindung mit Lieferkettenrisiken, dem aktuellen Fachkräftemangel und immer weiter steigenden Kosten werden technologische Innovationen (ob Hardware oder Software) zu einem systemrelevanten Faktor. In der Welt des Venture Capital gelten SaaS-Startups noch immer als super wertvoll. Das mögen sie auch sein, aber eben nicht einzig und allein. Industry-Tech-Startups bauen Infrastruktur, Maschinen, Automatisierungslösungen und damit das Fundament einer zukunftsfähigen Industrie.
Heute ist es leider noch so, dass viele Hardware-Gründer:innen mit ihren Produkten an der Realität scheitern: An langen Sales-Zyklen, fehlenden Netzwerken und beschränkter Risikobereitschaft. Wir wollen das ändern, indem wir nicht nur investieren, sondern die Türen zum Mittelstand öffnen.

Wie wählen Sie B2B-Startups aus, die einen echten Einfluss auf Produktionslinien und Logistikketten haben?

Wir schauen zuerst auf die Wirkung, nicht auf das Pitchdeck. Ein Startup ist dann spannend für uns, wenn sein Produkt nicht nur nett ist, sondern echte industrielle Probleme löst. Also z. B. Prozesse automatisiert oder Lieferketten resilienter macht. Wichtig ist uns außerdem die Umsetzbarkeit: Passt das Produkt in bestehende Anlagen? Gibt es ein realistisches Szenario, wie es in der Deutschen Wirtschaft skaliert werden kann? Wenn wir diese Hebel sehen, steigen wir tief ein.

Wie stellen Sie sicher, dass die Investitionen von vent.io den Bedürfnissen der Industriepartner und des Marktes gerecht werden?

In dem wir von Natur aus sehr nah dran sind. Durch die Deutsche Leasing und unser Sparkassen-Netzwerk haben wir Zugang zu tausenden Mittelstandskunden und damit ein sehr gutes Gespür dafür, wo echte Bedarfe bestehen. Bevor wir investieren, holen wir aktiv Feedback aus der Industrie ein. Würde ein Kunde das einsetzen? Wie sieht ein konkreter Anwendungsfall aus? Erst wenn klar ist, dass es einen realen Markt gibt, investieren wir, und unterstützen dann auch aktiv beim Go-to-Market.

Was unterscheidet vent.io von klassischen Venture Capital‑Einheiten, insbesondere in Bezug auf die Hardware-Investitionen?

Wir investieren nicht nur Kapital, sondern öffnen die eben erwähnten Türen. Viele klassische VCs scheuen Hardware, weil sie kapitalintensiv ist und schwer zu skalieren scheint. Wir scheuen das nicht, weil wir die Infrastruktur haben, um Hardware wirklich in den Markt zu bringen und die kapitalintensive Zeit damit gegebenenfalls auch verkürzen können.
Anders als viele CVCs drängen wir Startups auch nicht in zu komplizierte Reportingstrukturen. Und das funktioniert: Alle unsere bisherigen Portfoliofirmen sind erfolgreich am Markt aktiv, das können nicht viele (C)VCs behaupten.

Welche Entwicklungen oder Technologien (z. B. Robotik, Automatisierung) sind aktuell besonders vielversprechend für vent.io‑Portfoliofirmen?

Wir sehen großes Potenzial in Robotik, Automatisierung und KI-basierter Prozessoptimierung. Alles, was die Industrie effizienter, resilienter und nachhaltiger macht, ist für uns spannend. Wir springen hier aber nicht auf jeden Trend auf. Vieles, was heute als „AI“ verkauft wird, bringt keinen Mehrwert in der Produktion. Deshalb fragen wir immer: Wo entsteht echte Wertschöpfung? Und wie kann Technologie konkret in der Werkshalle helfen?
Ein Beispiel für ein Robotik-Investment ist Unchained Robotics aus Paderborn. Sie entwickeln Robotiklösungen, die sich auf die Automatisierung von KMUs und Konzernen spezialisieren. Über 300 Unternehmen nutzen Unchained Robotics bereits, darunter mittelständische Maschinenbauer ebenso wie internationale Kunden in den USA. Es braucht also keine Silicon-Valley-Fantasien, um Industrieautomatisierung erfolgreich umzusetzen.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern im Hardware- und Industrieumfeld mitgeben?

Erstens: Baut für die Anwendung, nicht für den Pitch. Die besten Produkte lösen echte Probleme und funktionieren in der Werkshalle. Zweitens: Sucht euch Partner, die euch in die Industrie bringen. Der Marktzugang ist oft die größte Hürde und Sales-Expertise extrem wichtig. Gute Investoren helfen nicht nur mit Geld, sondern mit Netzwerken. Und drittens: Rechnet mit Widerständen und bleibt trotzdem dran. Industrie heißt auch: lange Zyklen, alte Strukturen, komplexe Prozesse. Ihr schafft das!

Wo sehen Sie vent.io in den nächsten fünf Jahren – welche Rolle möchten Sie im deutschen und europäischen Technologie-Ökosystem einnehmen?

Wir wollen der erste Ansprechpartner für Industry-Tech-Startups in Europa sein, überall da, wo Technologie auf echte industrielle Probleme trifft. In fünf Jahren wünschen wir uns, dass vent.io eine der ersten Adressen für Industry-Tech-Startups mit Mittelstandsbezug ist.

Bild: Sven Siering Copyright: vent.io

Wir bedanken uns bei Sven Siering für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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