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Deutschland gilt als Land der Ingenieur:innen und Erfinder:innen. Doch wenn es um das Gründen geht, zeigt sich ein ambivalentes Bild: Ideen sind reichlich vorhanden, der Mut zur Umsetzung hingegen seltener. Dabei ist Unternehmertum wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine aktuelle, repräsentative Umfrage in Zusammenarbeit mit NIQ GfK zeigt: Unternehmensgeist und Gründungswillen sind da, doch sie treffen auf ein Umfeld voller Hürden.
Wie steht es um den Gründergeist in Deutschland
Laut der Umfrage halten es nur 16 % der Deutschen für wahrscheinlich, in den kommenden zwölf Monaten ein eigenes Unternehmen zu gründen. Eine Zahl, die eher auf eine zurückhaltende Gründungskultur schließen lässt.
Die größten Hürden sind klar benannt: Finanzielle Risiken (41 %), fehlendes Startkapital (37 %) und mangelndes Wissen (30 %) entmutigen potenzielle Gründer:innen. Hinzu kommt ein strukturelles Problem. Denn nur jede:r Sechste fühlt sich durch Schule oder Studium ausreichend auf eine mögliche Selbstständigkeit vorbereitet. Finanzbildung, rechtliche Grundlagen oder unternehmerische Soft Skills – all das kommt im deutschen Bildungssystem kaum vor.
All diese Zahlen wirken ernüchternd, doch das Gesamtbild trügt.
Wie die Gen Z das Gründen neu denkt
Jung, digital, ambitioniert: Eine ganz andere Perspektive eröffnet sich, wenn man einen Blick auf die neue Generation wirft – denn bei den 18- bis 29-Jährigen liegt die Gründungsbereitschaft bei fast 40 %. Das ist nicht nur bemerkenswert, sondern ein klarer Indikator für ein neues unternehmerisches Selbstverständnis in der jungen Generation.
Doch woran liegt das? Auf die Frage, ob Gründen heute einfacher sei als vor fünf Jahren, antwortet ein Viertel der Deutschen mit Ja, ein Viertel mit Nein, ein Viertel sieht keine Veränderung – der Rest ist unentschlossen. Es ergibt sich also ein gespaltenes Bild. Nur die Generation Z sticht heraus: Jede:r Zweite aus dieser Altersgruppe glaubt, dass Gründen heute einfacher ist.
Für viele von ihnen ist Selbstständigkeit mehr als ein Karriereschritt – es steht für Selbstverwirklichung, Kreativität und eine Zukunft, die man selbst gestaltet. Bei den Älteren überwiegt dagegen Skepsis, häufig geprägt von persönlichen Erfahrungen mit Bürokratie, Regulierungen und Marktbarrieren. Das Ergebnis: Eine fragmentierte Gründungsmentalität, die je nach Alter, Erfahrung und Lebenssituation stark schwankt.
Digitale Werkzeuge als Katalysator für Gründungen
Einer der zentralen Gamechanger ist der technologische Fortschritt. Ob KI-Tools, Website-Baukästen oder Social-Media-Marketing – digitale Technologien senken die Eintrittshürden für Gründungen drastisch. Vor allem bei jungen Gründer:innen sind sie längst Standard: 41 % der Gen Z nutzen bereits KI-basierte Anwendungen für ihre unternehmerischen Projekte, während die ältere Generation der Technologie häufig skeptisch gegenübersteht. Über 90 % in der Altersgruppe 60+ haben daran keinerlei Interesse.
Dabei sehen die Befragten die Tragweite der Digitalisierung insgesamt durchaus: Fast drei Viertel (74 %) sind überzeugt, dass KI die Arbeitswelt grundlegend verändern wird. Und laut der aktuellen Global Entrepreneurship Survey sparen Unternehmer:innen in Deutschland durch die Nutzung von KI im Schnitt 8 Stunden pro Woche. Diese Zeit fließt laut der Umfrage vor allem in kreative Entwicklung, Weiterbildung und Kundenpflege. So überrascht es kaum, dass fast zwei Drittel (63 %) davon ausgehen, dass KI-Technologien sie zukünftig, insbesondere gegenüber großen Unternehmen, konkurrenzfähiger machen.
Technisches Know-how allein reicht nicht aus
Um aus Ideen tragfähige Geschäftsmodelle zu machen, braucht es vor allem eins: entschlossenes Handeln und ein unterstützendes Umfeld. Hier ist nicht nur die Politik gefragt, sondern auch Unternehmen, Bildungsinstitutionen und die Zivilgesellschaft. Wer die Gründungskultur ernst nimmt, muss ihr heute die richtigen Werkzeuge und Strukturen an die Hand geben.
Mögliche Handlungsansätze können darin bestehen, Wissen rund um das Thema Unternehmertum frühzeitig zu implementieren, beispielsweise bereits in der Ausbildung. Außerdem ist es wichtig, für gezielte Förderprogramme einen niederschwelligen Zugang zu schaffen sowie Mentoring- und Netzwerk-Angebote für mehr Austausch auszubauen. Nicht zuletzt könnte eine Vereinfachung bürokratischer Prozesse und technischer Tools mehr Freiraum für Innovation und einen Einstieg auch für Gründer:innen ohne Tech-Hintergrund ermöglichen.
Deutschland steckt voller Ideen – und gleichzeitig voller Bedenken. Es zeigt sich klar: Der Nachwuchs ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und Ideen in die Tat umzusetzen. Damit aus guten Ideen auch echte Unternehmen werden können und die wirtschaftliche Innovationskraft langfristig gesichert werden kann, braucht es aber mehr als nur Motivation. Es braucht Mutmacher:innen, einfache Tools und transparente Gründungswege. Die Aufgabe von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist es nun, diesen Weg zu ebnen und dem Gründergeist mehr Rückenwind zu geben.
Über die Umfrage
Im Auftrag der GoDaddy Deutschland GmbH wurden mit dem NIQ eBUS 1.010 Personen im Alter von 18-74 Jahren befragt, die die deutschsprachige Bevölkerung repräsentieren. Die Befragung wurde im Mai 2025 durchgeführt.
Bild Alexandra Anderson Copyright GoDaddy

























