Puray medizinischen Katheter, der dauerhaft während der Anwendung durch UVC-Licht desinfiziert wird
Stellen Sie sich und das Startup Puray doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind ein junges Startup aus München, das aus vier Gründer:Innen unterschiedlicher Herkunft und beruflichem Werdegang besteht. Wir haben uns an der TU München kennengelernt, wo wir den interdisziplinären Kurs „MedInnovate“ besuchten und wo auch die Idee für Puray entstand. Wir entwickeln einen medizinischen Katheter, der dauerhaft während der Anwendung durch UVC-Licht desinfiziert wird.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Wir haben erkannt, dass wir auf ein großes, nahezu ungelöstes Problem der Gesundheitsversorgung gestoßen sind und dass wir in unserem Team die Expertise haben dieses Problem zu lösen. Zunächst war es ja nur ein Studien-Projekt, aber je länger wir daran gearbeitet haben, desto mehr erkannten wir das Potential, wirklich etwas entwickeln zu können, das einen großen Nutzen für Patientinnen und Patienten stiften kann.
Welche Vision steckt hinter Puray?
Medizinische Schläuche, wie Katheter, Drainagen oder Beatmungsschläuche, sind für viele Behandlungen essentiell und ein wichtiger Bestandteil lebensrettender und -erhaltender Maßnahmen. Sie sind aber gleichzeitig Einfallstore für Keime, die in den Körper eindringen und schwere Infektionen verursachen können. Eine typische und sehr häufige Ursache von Krankenhausinfektionen. Unser Ziel ist es medizinische Schläuche zu entwickeln, die Patientinnen und Patienten künftig sicher for diesen Infektionen schützt. Wir möchten dadurch zu einer Verminderung des Antibiotika-Einsatzes beitragen und der weiteren Resistenzbildung bei Erregern entgegenwirken.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung bei der Entwicklung von Medizintechnik ist die Zulassung. Der Markt ist streng reguliert und man muss diverse Nachweise über Sicherheit und Wirksamkeit erbringen bevor ein Produkt zugelassen wird und vertrieben werden darf. Der Finanzbedarf auf diesem Weg ist sehr hoch und wir versuchen ihn – zumindest am Anfang – über Forschungsgelder und Zuschüsse zu decken. Bisher haben wir das EXIST Gründerstipendium erhalten, das uns für ein Jahr finanziert.
Wer ist die Zielgruppe von Puray?
Puray wird vor allem für vulnerable Patientengruppen von Nutzen sein. Es gibt gewisse Risikofaktoren für diese Art der Infektionen, welches vor allem der Gesundheitszustand, das Alter und die Dauer der Anwendung sind. Dementsprechend sehen wir Intensivstationen, onkologische und chirurgische Stationen, aber auch die Altenpflege und Menschen mit chronischen Anwendungen als unsere Zielgruppe.
Wie funktioniert Puray? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Herkömmliche medizinische Katheter bestehen meistens aus Latex oder Silikon und bieten praktisch keinen Schutz vor Infektionen. Es gibt zwar Produkte, die mit antimikrobiellen Beschichtungen Infektionen vermeiden sollen, diese zeigen in Studien jedoch eher enttäuschende Ergebnisse. Unser Produkt strahlt UVC-Licht ab, das den Katheter permanent und während der Anwendung desinfiziert. Das Licht eliminiert Viren und Bakterien und ist gleichzeitig harmlos für Menschen. So werden Patientinnen und Patienten erstmals sicher vor Infektionen geschützt. Und das Beste: Unsere Technologie wirkt auch gegen multiresistente Keime und spart den Einsatz von Antibiotika.
Puray, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren möchten wir mit dem Harnwegskatheter am Markt sein und mit weiteren Varianten vor der Zulassung stehen. Langfristig ist unser Ziel, die Technologie auf alle medizinischen Schläuche anzuwenden, von denen die Gefahr einer schweren Infektion ausgeht und das Risiko für Patientinnen und Patienten minimieren.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Für uns hat sich bewährt, sehr offen über unsere Idee zu sprechen und immer wieder Feedback einzuholen. Dies ist sehr hilfreich für die Validierung von Konzept, Markt, Zielgruppe, und vieles mehr. Geheimniskrämerei oder die Angst jemand könnte einem die Idee stehlen ist unserer Meinung nach unbegründet und hilft überhaupt nicht weiter.
Außerdem würden wir empfehlen, sich immer genau zu überlegen, was die wirklich wichtigen Aufgaben sind und diese gezielt abzuarbeiten. Trotz der begrenzten Ressourcen eines Startups kann man Großartiges erreichen, wenn man fokussiert ist. Und zu guter Letzt: Wir haben nicht mit der perfekten Idee gestartet, sondern das Projekt mit der Zeit immer wieder weiterentwickelt. Insofern – Einfach machen.
Bild Credit: Mark Siaulys Pfeiffe
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder