Driveblocks bietet eine modulare Plattform für autonomes Fahren im Nutzfahrzeugbereich, die durch konfigurierbare Software und Open-Source-Technologien eine schnelle und kosteneffiziente Automatisierung ermöglicht.
Stellen Sie sich und das Startup driveblocks doch kurz unseren Lesern vor!
Die driveblocks GmbH wurde Ende 2021 von Dr. Alexander Wischnewski, Dr. Felix Nobis, Leonhard Hermansdorfer, Prof. Dr. Markus Lienkamp, Dr. Thomas Herrmann, Dr. Tim Stahl, und mir gegründet. Gemeinsam mit Alexander Wischnewski übernehme ich die Geschäftsführung. Wir alle kennen uns bereits seit 2017 über den Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München. Während ich bei einem großen Automobilzulieferer nach meiner Promotion ab 2015 verschiedene Vorentwicklungs- und Serienprojekte leitete, automatisierte das Team an der TU-München echte Rennfahrzeuge in Originalgröße.
Krönender Abschluss der 4-Jährigen Forschungstätigkeit war der Sieg der Indy Autonomous Challenge im Herbst 2021, bei dem sich die TUM gegen sechs internationale Universitäten behauptete. Die langjährige Erfahrung hat uns enorm dabei geholfen, bei driveblocks eine Softwarelösung zur Automatisierung verschiedener Nutzfahrzeuge auf- und abseits öffentlicher Straßen zu entwickeln.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Das automatisierte Fahren ist eine enorm komplexe Herausforderung. In den letzten Jahren hat sich abgezeichnet, dass diese nicht von einzelnen Firmen im Alleingang gelöst werden kann. Wir haben diese Chance genutzt, uns als spezialisierter Anbieter für Softwarekomponenten zum autonomen Fahren im Nutzfahrzeugsektor eine gute Marktposition aufzubauen. Gemeinsam können wir deutlich mehr erreichen als die Summe aller Einzelpersonen. Dieses Verständnis eines eingespielten Teams und der jüngste Motorsporterfolg war eine ausgezeichnete Grundlage für die Gründung. Jeder aus dem Team brennt für das Thema und möchte es bestmöglich vorantreiben. Welcher Ingenieur träumt nicht von der Möglichkeit an einem hoch innovativen Thema in einem schlagkräftigen Team zu arbeiten?
Welche Vision steckt hinter driveblocks?
Unsere Vision ist, die Technologie des autonomen Fahrens in tragfähige kommerzielle Anwendungen zu bringen. Die größte Herausforderung sehen wir in der Umfeldwahrnehmung. Bisherige Systeme basieren auf vorab aufgezeichneten hochgenauen Karten und haben Schwierigkeiten mit der Erkennung von Objekten in seltenen Szenarien. driveblocks hingegen kann ein digitales Umfeldmodell im Fahrzeug in Echtzeit auf Basis von Kamera-, Laser- und Radardaten erstellen und ist dadurch unabhängig von solchen Karten. Wir verwenden eine Kombination aus Transformer Neural Networks (auch bekannt aus den jüngsten Erfolgen von Large Language Models) und einer erklärbaren Sensor-Fusion.
Diese Technologie ist der Kern der Mapless Autonomy Platform. Dadurch können wir sehr gut auf ein weites Streckennetz und in unterschiedliche Anwendungen skalieren. Die modulare Architektur erleichtert zudem deutlich die Zertifizierung der Softwarekomponenten für sicherheitskritische Anwendungen. Dabei müssen wir glücklicherweise nicht alles in-House selbst und neu erfinden, sondern können auf ein wachsendes Ökosystem verschiedener Technologiezulieferer und Systemintegratoren setzen. Innerhalb dieses Ökosystems fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Fahrfunktionen, also die Softwarekomponenten die autonomes Fahren ermöglichen werden.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Als Gründungsteam mit einem umfassenden ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund beherrschen wir die Technologie extrem gut und haben viele Ansatzpunkte diese voranzutreiben. Zum Erfolg eines Startups gehört aber noch deutlich mehr. Anstatt alles ein bisschen zu machen gilt es einen klaren Fokus zu setzen, der Kundenbedürfnis und eigene Kernkompetenz in Einklang bringt. Die Erreichung dieses sogenannten „Product-Market fit“ ist ein kontinuierlicher Prozess den wir schon sehr früh durch Abstimmung mit potenziellen Kunden begonnen haben.
Die initiale Finanzierung kam von der Friedrich & Wagner Holding, ein privates Investmentunternehmen mit Fokus auf nachhaltige Mobilitätslösungen. Die kürzlich abgeschlossene Seed Finanzierungsrunde wurde von Rethink Ventures, einer auf Mobilitäts- und Logistikinvestments spezialisierten Venture Capital Gesellschaft und der Bayern Kapital angeführt. Zudem sind der Bestandsinvestor und Joachim Drees, ehemaliger CEO der MAN SE und MAN Truck & Bus SE beteiligt. Zusätzlich dazu erzielen wir bereits Lizenzeinnahmen für die Mapless Autonomy Platform.
Wer ist die Zielgruppe von driveblocks?
Wir sind ein Technologiezulieferer von Softwarekomponenten für autonome Nutzfahrzeuge. Unser Angebot richtet sich an die Systemintegratoren. Das sind große Tier 1 Zulieferer, Nutzfahrzeug- und Maschinenhersteller aber auch Firmen, die komplette autonome Fahrzeuge entwickeln. Dabei ist es uns sehr wichtig dem Kunden keine Black Box zu liefern die er als Ganzes anstatt seiner eigenen Lösung einsetzen muss, sondern zielgerichtet genau die Softwarekomponenten die den Kunden in seiner Entwicklung voranbringen.
Wie funktioniert driveblocks? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Kern der Mapless Autonomy Platform ist die multimodale Umfeldwahrnehmung und Sensordatenfusion in Echtzeit im Fahrzeug. Technologisch erreichen wir dies durch eine Kombination von Deep-Learning Algorithmen zur Merkmalsgenerierung und einem neuartigen geometrisch interpretierbaren Fusionsansatz. Die Deep-Learning Algorithmen, basieren auf Transformer-Architekturen, die aus den jüngsten Fortschritten der Lage Language Modelle bekannt sind. Diese Architekturen können deutlich mehr Kontextinformationen aus den Sensordaten extrahieren als bisherige Ansätze. Darüber hinaus wird das System durch klassische Algorithmen zur Sensordatenverarbeitung ergänzt.
driveblocks, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Die Automatisierung von Fahraufgaben ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Um diesen Marathon zu bewältigen, planen wir einen graduellen Markteintritt. Zunächst konzentrieren wir uns bei der Kommerzialisierung auf gut definierte Fahraufgaben abseits der öffentlichen Straße. Mit dieser Erfahrung gehen wir dann schrittweise in umfassendere Transportaufgaben, auch im öffentlichen Straßenverkehr. Innerhalb der kommenden fünf Jahre wollen wir uns mit der Mapless Autonomy Platform als führender Technologiezulieferer etablieren. Wir werden die ersten Softwarekomponenten für sicherheitskritische Anwendungen zertifiziert und im kommerziellen Einsatz haben. Gleichzeitig demonstrieren wir die Leistungsfähigkeit, Robustheit und Skalierbarkeit der gesamten Autonomy Platform in Hub2Hub Anwendungen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Als Gründer ist man naturgemäß sehr auf die eigene Idee fokussiert. Es ist wichtig, nicht zu lange in den eigenen vier Wänden zu entwickeln, sondern so früh wie möglich Feedback zum Produkt und zur Unternehmensstrategie einzuholen. Dieses Feedback kann von potenziellen Kunden, anderen erfahrenen Gründern und Industrieexperten kommen. Hört man einen Punkt mehrfach von unterschiedlichen Personen, sollte man ihn nicht ignorieren, sondern proaktiv angehen.
Es ist nicht nur wichtig die richtigen Dinge zu tun, sondern diese auch in der richtigen Reihenfolge zu tun. Das Ziel ist häufig klar, aber der Weg dorthin unterliegt verschiedensten Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen die alle in Einklang gebracht werden müssen. Wichtig ist, einen guten Plan mit entsprechenden Zwischenmeilensteinen, die jeweils auf einander einzahlen, zu definieren und zu verfolgen.
Neben aller Dynamik, Flexibilität und kurzfristigen Gelegenheiten sollte die langfristige Vision nicht aus dem Auge verloren werden. Bei jeder alltäglichen Entscheidung sollte diese Vision im Hinterkopf bleiben. Mit dem entsprechenden Fokus können so Skalierungseffekte erzielt und eine starke Wettbewerbsposition aufgebaut werden.
Wir bedanken uns bei Dr. Stephan Matz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.