aedifion mit der Cloud-Plattform Gebäude digitaler, nachhaltiger und transparenter machen
Stellen Sie sich und das Startup aedifion doch kurz unseren Lesern vor!
aedifion wurde 2017 als Spin-Off der RWTH Aachen mit Hilfe des EXIST Forschungstransfers gegründet. Schon vor unserer Gründung greifen wir dabei auf jahrelanges Know-How im gebäudetechnischen Bereich zurück, kombinieren Stand-der-Technik aus Informations- und Ingenieurwissenschaften und unterstützen so die digitale Transformation der Immobilienbranche. Gestartet als Viererkette sind wir nun über 25 Teammitglieder, die sich um den sicheren Betrieb unserer Cloud-Plattform, die Weiterentwicklung unserer Dienstleistungen und viele andere Services kümmern.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Über Nachhaltigkeit wird derzeit vielschichtig und in den verschiedensten Kontexten diskutiert, was dazu führt, dass jeder sich in seinem Handeln hinterfragen sollte. Das haben wir auch im Kontext unserer Neugründung mit aedifion gemacht und Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit von Gebäuden als zentrale Aspekte unserer Dienstleistungen herausgestellt. Dafür haben wir unsere Expertise im Bereich IT und Ingenieurswissenschaften gebündelt und eine Cloud-Plattform entwickelt, die aus unserer Sicht in jedem Bestandsgebäude und in jedem Neubau notwendig ist, um eine Immobilie automatisiert zu verbessern und damit nachhaltiger, effizienter und komfortabler machen.
Welche Vision steckt hinter aedifion?
Gebäude sind verschwenderische Ökosysteme mit viel Potenzial für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit. Daran setzen wir an und möchten mit unsere Cloud-Plattform dazu beitragen, dass Gebäude digitaler, nachhaltiger und transparenter werden. Das möchten wir dadurch erreichen, dass die cloudbasierte Optimierung und Steuerung der Gebäudeautomation zum Standard in Gebäuden wird.
Von der Idee bis zum Start: was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Durch unsere jahrelange Forschungsarbeit und unser interdisziplinäres Gründerteam hatten wir jedoch eine gute Basis für einen erfolgreichen Start geschaffen. Zu Beginn war sicherlich eine der größten Herausforderungen, die wissenschaftliche Arbeitsweise aus der Forschung abzulegen. Wir mussten wirtschaftlicher denken und pragmatischer vorgehen. Wir haben vor allem in unserer Anfangszeit viel ausprobiert, dazugelernt und aus jedem Fehler heraus etwas verbessern können. Da wir aus der Wissenschaft heraus gegründet haben, waren wir für die ersten Schritte durch den EXIST-Forschungstransfer gut abgesichert. Unsere nächsten Schritte haben wir durch erfahrene Branchengrößen gehen können, welche als Business-Angels mit an Bord gekommen sind. Später haben wir dann mit Bitstone Capital einen starken Venture Capital Investor gefunden, der sich gezielt auf digitale Real Estate-Geschäftsmodelle fokussiert hat.
Eine große ideelle und mentale Stütze war in der Gründungszeit und darüber hinaus aber auch Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, der Leiter des Lehrstuhls für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH Aachen University.
Wer ist die Zielgruppe von aedifion?
Wir sind als Start-Up mit einer fundierten wissenschaftlichen Basis in den Markt gestartet und haben uns zu einem wettbewerbsfähigen PropTech mit Cloud-Plattform als SaaS weiterentwickelt. Durch unser breites Lösungsportfolio gestaltet sich auch unsere Zielgruppe sehr heterogen und reicht von Bestandshalter, über Vermieter und Projektentwickler hin zu Gebäudemanager, Facility-Manager, Innovation-Manager oder Portfolio-Manager. Dadurch sind wir nicht ausschließlich im Bereich der Immobilienbewirtschaftung zu finden, sondern auch im Sektor Datenvisualisierung, Bauprojektberatung und Dokumentation vertreten.
Wie funktioniert aedifion? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
aedifion macht Smart Buildings möglich. Das erreichen wir, indem wir mit Hilfe unserer Cloud-Plattform smarte Einzellösungen im Gebäude zusammen führen, den Gebäudebetrieb automatisiert verbessern und die Immobilie damit nachhaltiger, effizienter und komfortabler machen. Damit das möglich wird, können wir ganz bequem Plug-and-Play per Edge Device für die notwendige Datenverfügbarkeit sorgen. Alle wichtigen Datensätze werden dann in unserem webbasierten Frontend dargestellt, können ausgewertet und verglichen werden. Für Betreiber und Facility Manager wird es dadurch so einfach wie nie, denn sie brauchen nur noch eine zentrale Plattform für ihr Gebäudemanagement.
Darin liegt auch der entscheidende Vorteil. Wir können mit unserer Cloud-Plattform sämtliche Gewerke im Gebäude bedienen und dadurch die unterschiedlichsten Use Cases abbilden. Dabei ist es uns wichtig, dass wir schnittstellenoffen und herstellerunabhängig sind. Ein Vendor Lock-In im Gebäude wird damit vermieden und die Betreiber können die Gebäudetechnik ganz anhand ihrer individuellen Anforderungen zusammenstellen und sind nicht an einen Hersteller gebunden. Durch unsere offene Schnittstelle können sich sämtliche Anbieter ganz einfach andocken.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert? Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Also Software-Unternehmen sind wir es gewohnt fast vollständig digital zu arbeiten. Der Sprung ins Home Office war daher sehr unkompliziert, wenn auch ungewohnt. Wir haben uns jedoch schnell und gut organisiert bekommen und daher kaum maßgebliche Veränderungen erlebt. Der massivste Einschnitt war, wie für viele andere Unternehmen auch, das Wegfallen des persönlichen Austauschs. Aber auch hier haben wir Lösungen gefunden, wie wir uns digital in lockerer Atmosphäre austauschen können.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Die Krise zeigt die Defizite in der Immobilienbranche schonungslos auf. Vor allem hinsichtlich Digitalisierung und Effizienz wird deutlich, dass eine datenbasierte und nutzungsbasierte Optimierung möglich, aber eben noch nicht der Standard ist. Und darin liegt dir größte Chance in der Krise: Die Gebäudebewirtschaftung an der tatsächlichen Nutzung zu orientieren (Beispiel Predictive Maintenance) und diese datenbasiert zu optimieren. Solche Optimierungen sind vor allem in Krisenzeiten wie diesen wertvoll, wenn ganze Belegschaften ins Home Office geschickt werden und das Gebäude beispielsweise einen höheren Leerstand hat.
aedifion, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir werden auch in Zukunft mit aedifion weiter daran arbeiten, Gebäude nachhaltiger und energieeffizienter zu machen, um so mit unserer Expertise im Bereich Gebäudeautomation und Smart Buildings unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten. Aus unserer Sicht wird eine Cloud-Plattform zum Standardgewerk der TGA werden. Wir wünschen uns einen Gebäudebestand, der sich optimal in das Energiesystem der Zukunft eingliedert. Daran arbeiten wir schon heute auch in verschiedenen Forschungsprojekten mit.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Wir haben auf unserem Weg gelernt, dass man viel ausprobieren und sich auch Fehler erlauben sollte. So wächst man weiter mit seinen Herausforderungen. Es lohnt sich außerdem offen zu bleiben für Veränderungen, so kann man Gelungenes übernehmen und Fehler nicht ein zweites Mal machen. Und mit das Wichtigste: Die eigenen Ziele und Überzeugungen konsequent verfolgen. Kunden merken schnell, wenn man von seinen Lösungen und Produkten überzeugt ist und diesen echten Enthusiasmus dafür auch nach außen zeigt.
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Wir bedanken uns bei Felix Dorner und Dr. Johannes Fütterer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder