Sonntag, April 28, 2024
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Im Gespräch mit Alexander Ubach-Utermöhl Geschäftsführer von blackprintpartners über den blackprint PropTech Booster und die Ziele und Pläne in den nächsten Monaten

Herr Ubach-Utermöhl, stellen Sie uns blackprintpartners kurz vor – in welche Startups investieren Sie?
Alexander Ubach-Utermöhl: Wir investieren alleine oder zusammen mit befreundeten Investoren in innovative und skalierbare Geschäftsmodelle mit Immobilienbezug. Die Idee, in diesem Bereich aktiv zu werden, hatten Paul Jörg Feldhoff von der Feldhoff-Gruppe und ich 2015. Jungunternehmer haben es in unserer Branche traditionell nicht leicht. Wir haben gesagt: Daran wollen wir etwas ändern. Wir haben das Branchen-Know-how, das Kapital und das Netzwerk und setzen dies jetzt gezielt ein, um motivierten Gründerteams beim Aufbau ihrer Unternehmen zu helfen. Unser Schwerpunkt liegt auf digitalen Geschäftsmodellen, also Property-Technology-Unternehmen, den sogenannten PropTechs.

Welche Vision steckt dahinter?
Alexander Ubach-Utermöhl: Unser Ziel war und ist es, die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft voranzutreiben. Mit Blick auf technologische Innovationen hinkt die Branche im Vergleich beispielsweise zur Automobilindustrie immer noch hinterher. Woran liegt das? Ein Grund ist sicher die große Skepsis der etablierten Unternehmen. Die Branche denkt sehr konservativ und handelt seit jeher in langen Zyklen – die Digitalisierung und die hohe Dynamik der Startup-Szene rütteln damit an ihren Grundfesten. Das sorgt zunächst für Misstrauen und Ablehnung. Gleichzeitig besteht die Sorge, dass mit den neuen Technologien auch Risiken einhergehen – zumal in der Tat ja vorher oft nicht abzusehen ist, wie sich ihr Einsatz auf einzelne Unternehmen und ganze Branchenzweige auswirkt. Auch deshalb befinden sich viele Unternehmen noch in Wartehaltung.

2016 haben Sie mit blackprintpartners den Accelerator blackprint PropTech Booster gegründet. Warum sind Sie diesen Schritt gegangen? Und wie läuft das Programm ab?
Alexander Ubach-Utermöhl:Wir wollten die Hemmschwellen ein Stück weiter abbauen und die Ansatzpunkte, die uns PropTechs bieten, gezielter nutzen. Genau hier setzen wir mit dem blackprint PropTech Booster an. 2016 war er in der deutschen Immobilienbranche das erste Accelerator-Programm mit PropTech-Fokus und ist in seiner Form bis heute europaweit einmalig. Unser Konzept beruht auf drei Säulen: Zum einen beteiligen wir uns in jeder Programmrunde finanziell an den teilnehmenden PropTechs und vermitteln ihnen für Anschlussfinanzierungen Kontakt zu Business Angels und Venture-Capital-Investoren.

In den sechs Monaten, in denen die Unternehmen jeweils bei uns sind, koordinieren wir zudem Pilotprojekte mit unseren strategischen Programmpartnern. Die Gründer bekommen dabei die Möglichkeit, ihre Geschäftsmodelle mit führenden Unternehmen der Immobilienwirtschaft weiterzuentwickeln und sie unter realen Marktbedingungen zu testen. Für die Tech-Unternehmen ist das eine einmalige Chance, weil sie einen unmittelbaren, belastbaren „proof of concept“ erhalten. Und schließlich helfen wir den jungen Unternehmen auch dabei, ihr Netzwerk zu etablierten Marktteilnehmern aufzubauen.

Welche Startups können sich für das Programm bewerben?
Alexander Ubach-Utermöhl: Wir freuen uns über jeden Kontakt zu herausragenden Tech-Unternehmern, die die Immobilienbranche verändern wollen. Das sind primär deutsche und europäische PropTechs, die mit ihrem B2B-Schwerpunkten den deutschen Immobilienmarkt in Angriff nehmen. Ob Start-up oder Scale-up, wir unterstützen jeden, der unter realen Bedingen in geschütztem Umfeld sein Produkt oder seinen Service gemeinsam mit den prominentesten Vertretern der Branche weiterentwickeln will. Aktuell läuft der zweite Batch. Diesmal fördern wir die PropTechs ALLVR, Simplifa, VRnow und wohnungshelden. Insgesamt ist der Booster auf zwei Jahre ausgelegt, wir arbeiten aber bereits an der Fortsetzung in 2019. Für die ersten drei Booster-Batches stellen unsere neun strategischen Partnerunternehmen – alles bekannte Branchengrößen wie Vonovia oder die CommerzReal – insgesamt bis zu 2,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Alexander Ubach-Utermöhl aus?
Alexander Ubach-Utermöhl: Jeder Tag ist anders und das macht es so spannend. Über blackprintpartners und speziell den blackprint Booster wollen wir aktiv die Digitalisierung der Branche vorantreiben und mitgestalten. Die alte und neue Welt in den verschiedensten Konstellationen zusammenzubringen, um es mal so plakativ zu sagen, macht deshalb auch einen Großteil meiner täglichen Arbeit aus. Während der Booster-Batches sitze ich viel mit den PropTechs zusammen. Über den Booster vermitteln wir Gespräche mit Branchenvertretern, strukturieren Pilotprojekte mit unseren Programmpartnern und geben den Teams in allen relevanten Fragen Sparring.

Darüber hinaus bin ich als Initiator und Vorsitzender der German PropTech Initiative viel unterwegs, treffe PropTechs, besuche Branchenveranstaltungen und verhandele für unsere Mitglieder Kooperationen und Special Deals. Außerdem bin ich Mitglied im ZIA Innovation Think Tank und nehme als Speaker oder Moderator oft an Veranstaltungen zum Thema Digitalisierung in der Immobilienbranche teil. Sie sehen: Es gibt viel zu tun!

Wie hat sich die Startup-Szene in den letzten Jahren verändert?
Alexander Ubach-Utermöhl: Sie ist heute deutlich breiter aufgestellt und professionalisiert sich zusehends. Allein die PropTech-Szene in der DACH-Region umfasst mittlerweile rund 350 Gründungen, etwa 180 davon sind in Deutschland angesiedelt. In unserer Zählung berücksichtigen wir alle Unternehmen mit digitalem Geschäftsmodell und immobilienwirtschaftlichem Bezug. Aktuell geht die Zahl der Neugründungen zwar etwas zurück, dafür hat die Zahl der Finanzierungsrunden im siebenstelligen Bereich stark zu genommen. Das bedeutet für die Szene, dass auch in Europa mehr Kapital verfügbar ist, um junge dynamische Unternehmen auf Wachstumskurs zu bringen. Im Vergleich zu den USA ist das Gesamtvolumen hier mit den 100 Millionen Euro, die wir ermittelt haben, zwar noch relativ klein. Aber der Trend stimmt mich positiv!

Welches sind die größten Fehler junger Gründer?
Alexander Ubach-Utermöhl: Ich würde nicht unbedingt von Fehlern sprechen. Aber Fakt ist: Gründer stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie in der Immobilienbranche Fuß fassen wollen. Zum einen stellt sich natürlich immer die Frage nach Fachpersonal und der Finanzierung. Damit haben aber alle Startups zu kämpfen – egal, in welcher Branche sie aktiv werden. Was in der Immobilienwirtschaft erschwerend dazukommt, ist, dass knapp 80 Prozent der Gründer ihren Ursprung nicht in der Branche selbst haben. Das transferiert Wissen aus anderen Branchen und bringt neue Ansätze. Aber jedes PropTech, das wirklich Erfolg haben will, braucht irgendwann den Zugang zu Entscheidern. Und das ist ein zentraler Knackpunkt. Denn auch, wenn die Offenheit zunimmt sind viele etablierte Immobilienunternehmen digitalen Gründern gegenüber skeptisch.

Hinzu kommt, dass Startups oftmals kein vollständig entwickeltes Produkt anbieten, sondern häufig nur dessen Kernfunktionen. Spätestens hier schrecken viele Entscheider zurück, statt die Chance zu ergreifen, sich frühzeitig an der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen zu beteiligen. Genau das ist übrigens die Stärke unseres Boosters: Wir nehmen eine Mittlerrolle zwischen Gründern und den etablierten Unternehmen ein und bringen die unterschiedlichen Expertisen in einem geschützten Rahmen zusammen. So fördern wir die Entstehung spannender neuer Ansätze, von denen die ganze Immobilienwirtschaft profitieren kann.

Welches war das letzte Buch das Sie gelesen haben?
Derzeit lese ich „Tools der Titanen“ von Tim Ferriss.

Was sind Ihre nächsten Ziele mit dem blackprint Booster?
Wir entwickeln aktuell neue Formate, mit denen wir Gründer noch früher unterstützen können. Hierzu bauen wir derzeit auch unsere Hochschulkooperationen gezielt weiter aus. Mein Wunsch ist es, dabei vor allem mit den technischen Hochschulen noch enger zusammenzuarbeiten, um auch die digitalen Innovationen bei Sensoren, Werkstoffen und Verfahrenstechniken abzudecken. Die Immobilienwirtschaft ist eine spannende Branche, in der es heute unzählige Möglichkeiten gibt, Neues zu schaffen und Dinge zu verändern. Diesen Spirit wollen wir nach draußen tragen und die PropTech-Unternehmer von der Ideenfindung bis zum Exit umfassend begleiten.

Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
Alexander Ubach-Utermöhl: Ich bin nach wie vor als Unternehmer in der Immobilienwirtschaft tätig. Unseren Accelerator haben bis zum Jahr 2022 mehr als 50 PropTech-Unternehmen erfolgreich durchlaufen oder sind im Umfeld des Boosters entstanden. Die Future:PropTech, unsere PropTech-Fachkonferenz, die wir mit blackprintpartners in Berlin organisieren, hat europaweite Strahlkraft als führende Austauschplattform für Tech-Unternehmer, C-Level-Executives und VCs entwickelt. Und wir können – hoffentlich – mit Stolz sagen, dass wir einen signifikanten Beitrag zur digitalen Entwicklung unserer Branche beigetragen haben.

Welche 3 Tipps haben Sie für Gründer?
Alexander Ubach-Utermöhl: Sucht von Anfang an den offenen Austausch und fordert ehrliches Feedback ein, testet eure Ansätze so früh wie möglich am Markt und sucht euch starke Partner mit Branchenexpertise und gutem Netzwerk.

Fotocredit: blackprintpartners

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken bei Alexander Ubach-Utermöhl uns für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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