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Im Startup Leben geht es bergauf und bergab

Wolf Weimer der Gründer von ARTICLY, der App für Zeitung zum Hören, am 24. April 2023 in die Höhle der Löwen

Stellen Sie sich und das Startup ARTICLY doch kurz vor!

Ich bin Wolf, der Gründer von ARTICLY, der App für Zeitung zum Hören. Im Pandemiejahr 2020 kam mir die Idee, besondere Zeitungsartikel aus den bekanntesten Medien in Hörbuchqualität zu vertonen. So kann jeder, der lieber hört, anstatt zu lesen, ganz nebenbei und zeitsparend qualitativ hochwertige Inhalte konsumieren. Inzwischen kann man bei uns die besten Artikel aus Zeitungen wie Die Welt, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine und vielen weiteren hören. 

Zum Zeitpunkt der Gründung war ich noch als Manager in einem großen Beratungsunternehmen tätig, habe mich dann aber gegen die Corporate Karriere und für das Startup-Abenteuer mit ARTICLY entschieden. Bereits als Schüler gründete ich eine Schülerzeitung, während meines Studiums an der Zeppelin Universität (ZU) und London School of Economics (LSE) schrieb ich regelmäßig Artikel, die mitunter sogar im Handelsblatt erschienen.

Wie ist die Idee zu ARTICLY entstanden?

Als Person, die schon seit Jahren Hörbücher hört, habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass man Hörbücher hören kann, es aber keine zentrale Anlaufstelle für Hörartikel gibt. Doch genau diese wären oft sehr nützlich gewesen. Bei mir zu Hause verstaubten die ausgerissenen Zeitungsartikel, die Fachmagazine und Zeitschriften auf dem “Das lese ich später” – Stapel. 

Besonders in Zeiten, in denen Breaking News, zehnsekündige Videos und Schlagzeilen das Nachrichten-Wissen prägen, wollen wir dem Qualitätsjournalismus eine neue – auditive – Bühne geben. Gute Artikel – ja auch lange Artikel – sollen wieder Gehör bekommen. Deshalb fokussieren wir uns auf Texte mit guten Narrativen, zum Beispiel Hintergrundberichte, Reportagen, Analysen. Diese eignen sich perfekt für das Audio-Format. Für die Verlage ist das Modell auch lukrativ, da wir Ihnen neue Abonnenten und zusätzliche Erlösquellen anbieten können. 

Last, but not least: In Deutschland gibt es über 500.000 Sehbehinderte und Blinde, die auf das Medium “Audio” angewiesen sind. Ihnen können wir mit ARTICLY ein Stück mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. 

Welche Vision steckt hinter ARTICLY?

ARTICLY ist schnell erklärt: Wir bieten die Zeitung zum Hören an und machen es Nutzern damit sehr einfach, durch journalistische Qualitätsinhalte auf dem Laufenden zu bleiben und Hintergrundwissen zu relevanten Themen aufzubauen. Und zwar auch beim Kochen, auf dem Weg zur Arbeit oder beim Spazierengehen. 

Die Vision hinter ARTICLY ist es, einen barrierefreien Zugang zu Qualitätsjournalismus zu ermöglichen. Das gelingt uns, indem wir eine Plattform schaffen, auf der Menschen schnell und einfach an gute Artikel kommen, ohne sie lesen zu müssen. 

Die Art und Weise, wie Menschen sich mit weltbewegenden Themen beschäftigen und Nachrichten konsumieren, hat sich durch die Digitalisierung stark gewandelt und die Medienlandschaft verändert. Wir möchten die oft wochen- oder gar monatelange Arbeit von Journalisten würdigen, indem wir die entstandenen Artikel in bester Qualität vertonen und verbreiten. Wir sind überzeugt davon, dass Audio dafür das richtige Format ist. Sowohl für unsere Nutzer als auch für die Verlage und Redaktionen, die ihren Inhalten möglichst viel Gehör verschaffen möchten. 

Wer ist die Zielgruppe von ARTICLY?

Wir haben zwei wesentliche Zielgruppen, für die ARTICLY besonders relevant ist.

Erstens: Vielbeschäftigte Personen, die oft unterwegs sind, bereits Hörbücher und Podcasts konsumieren, aber zu wenig Zeit haben, Zeitung zu lesen. Wir bieten die zeitsparende Alternative und unsere Hörer haben die Hände frei, für was auch immer sie nebenbei tun möchten. ARTICLY bietet ihnen die Möglichkeit, tiefer in Themen einzusteigen, durch Analysen und Reportagen mehr von der Welt zu verstehen und nachhaltig informierter zu sein. 

Zweitens: Personen, die nicht mehr lesen können oder nie lesen konnten, interessieren sich auch für Zeitungsartikel. Wir bieten ihnen ein Medium, das sie auch wirklich nutzen können. Barrierefreiheit ist für uns ein großes Thema – Blinde und Sehbehinderte sind daher seit der ersten Stunde eine zentrale Nutzergruppe der ARTICLY App. 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung „Die Höhle der Löwen” zu bewerben?

Der Anruf, ob wir uns eine Teilnahme in der Sendung vorstellen können, kam überraschend. Zuerst dachte ich, es wäre ein Scherz-Anruf. Wir hatten uns nämlich nicht aktiv beworben, sondern wurden offensichtlich entdeckt. Das ist für ein junges Startup wie ARTICLY natürlich ein großer Glücksfall. Wir haben unsere Bewerbungsunterlagen eingereicht und sind sehr dankbar, dass wir vor den namhaften Investoren und einem Millionenpublikum pitchen durften.

Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?

Von der Einladung in die Sendung bis zur Aufnahme in Köln war nicht viel Zeit – da musste alles schnell gehen. Aber es war eine intensive Zeit, in der man wunderbar an der Value Proposition und der Außendarstellung des jungen Unternehmens arbeiten konnte. 

Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung „Die Höhle der Löwen” geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?

Einmal im Leben ein gutes Produkt zu haben, das man in der Höhle der Löwen präsentieren kann… Davon träumt wohl jeder Tüftler, Erfinder oder Entrepreneur in Deutschland. Dass es für mich dann Wirklichkeit wurde, fühlt sich mitunter immer noch wie ein Traum an. Gleichzeitig hat mir die Sendung den letzten Push gegeben, den Sprung von der Corporate-Welt in die Startup-Welt zu wagen und mich Vollzeit auf ARTICLY zu konzentrieren. Seitdem habe ich das keinen Tag bereut.

Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch „Die Höhle der Löwen” viele Interessenten und auch Medien auf ARTICLY aufmerksam werden?

Mit ARTICLY bieten wir ein Produkt im B2C-Bereich für einen großen Markt an. Dementsprechend könnte jeder Zuschauer ein potenzieller Kunde von uns werden. Eine gleichwertige Aufmerksamkeit müsste man sich sehr hart erarbeiten oder teuer erkaufen. Seit Monaten arbeiten wir hart daran, diese große Chance zu nutzen. Was sich glücklicherweise nicht verändert, ist unser Ziel, unseren Nutzern eine bestmögliche Hörexperience zu geben und den Verlagshäusern mit uns einen gelungenen Einstieg ins Audio-Business zu ermöglichen. Das bleibt weiter unser Ansporn – ob für wenige Tausend oder viele Millionen Nutzer.  

Welchen Investor hatten Sie im Fokus?

Vor der Sendung hatte ich mir entweder Carsten Maschmeyer oder Georg Kofler gewünscht:

Carsten Maschmeyer, weil er bereits in einige Digital-Unternehmen investiert und über herausragende Erfahrung in Sachen Unternehmens-Skalierung (auch im B2C-Bereich) verfügt, die zum aktuellen Zeitpunkt essenziell für ARTICLY sind. 

Georg Kofler, weil er über viel Erfahrung & Kontakte in die Medienbranche verfügt und damit ein perfekter Netzwerker für ARTICLY sein könnte. Schließlich sind wir als Plattform-Unternehmen auf Kooperationen mit den größeren Medienhäusern angewiesen.

Dass in unserer Sendung aber erstmals zwei neue Löwen auftreten würden, haben wir erst kurz vorher erfahren.

ARTICLY, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Bei ARTICLY sind wir grundsätzlich sehr optimistisch, was die Zukunft angeht. Die Zukunft der Medienbranche, die Zukunft von Audio und die Zukunft von ARTICLY. 

Wir möchten uns zunehmend zu einer zweiseitigen Plattform entwickeln, auf der wir Zeitungen und Magazine direkt am Erfolg ihrer Artikel beteiligen können. Damit geben wir den Redaktionen zusätzliche Anreize, unseren Nutzern die besten Artikel zur Verfügung zu stellen und alle Seiten profitieren. 

In fünf Jahren soll ARTICLY eine im deutschsprachigen Raum bekannte und etablierte Medienmarke sein und man wird sich wundern, dass man früher Zeitung nur lesen konnte und nicht schon immer auch gehört hat.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Die größte Herausforderung und gleichzeitig der wichtigste Tipp für Gründer – insbesondere für Solo-Founder und kleine Teams: Fokus, Fokus, Fokus. Es gibt so viele Dinge, die man tun kann und die sich auch sinnvoll anfühlen, am Ende sind aber nur wenige Tätigkeiten wirklich wertstiftend. Das muss man verstehen und sein Handeln nach den sinnvollsten Aufgaben ausrichten. Auch wenn man hier und da “Nein” sagen muss. 

Zweitens: Achtung, Achterbahnfahrt. Im Startup Leben geht es bergauf und bergab – dieses Wechselbad der Gefühle muss man annehmen und sollte sich von kleineren Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen. Es gab einmal eine Woche im Februar, in der am Montag ein Investor einsteigen wollte, am Dienstag beinahe eine Klage ins Haus flatterte, am Mittwoch ein großer TV-Bericht über ARTICLY erschien und am Freitag ein Wettbewerber in den Markt einsteigen wollte. Glücklicherweise endete die Woche mit einer Zusage für ein lukratives Förderprogramm.

Drittens: Just do it. Gerade in der digitalen Welt kann man viel testen und ausprobieren. Das bedeutet, dass man sein Produkt auch durch User-Feedback besser machen kann. Insofern: Bitte nicht zu lange warten, etwas auf den Markt zu bringen, sondern früh mit Pilotprojekten starten. 

Sehen Sie ARTICLY am 24. April 2023 in #DHDL

Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Wir bedanken uns bei Wolf Weimer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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