Samstag, Dezember 14, 2024
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Sich nicht beirren lassen und gleichzeitig Feedback ernst nehmen

Atem hilft Unternehmen, ihren CO2-Abdruck transparent, effizient und einfach zu kompensieren – mit Hilfe einer Schnittstelle für den automatisierten Kauf von geprüften CO2-Zertifikaten

Stellen Sie sich und das Startup Atem doch kurz unseren Lesern vor! 

Ich bin Alexandre Peschel und Gründer von Atem. Ich habe nach über zehn Jahren Digitalagentur noch einmal neu gegründet, weil ich Technologie und Klimaschutz zusammenbringen wollte. Atem ist ein Purpose-driven Venture, mit dem wir verändern wollen, wie Klimaschutz gedacht wird: als integraler Teil von unserem Handeln und als Chance, die Zukunft zu schaffen, die wir wollen.

Wir machen es Unternehmen leicht, ihren CO2-Abdruck transparent, effizient und einfach zu kompensieren – mit Hilfe einer Schnittstelle für den automatisierten Kauf von geprüften CO2-Zertifikaten. Durch vollkommene Transparenz bezüglich Preisen, Konditionen und Angeboten helfen wir Unternehmen, ihre Klimaziele schneller zu erreichen und zu einem Treiber für Dekarbonisierung zu werden.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Ich bin schon immer Gründer gewesen und liebe es, neue Dinge zu lernen und zu erschaffen. Mit Atem liegt der Reiz in der Größe der Herausforderung. Der Kampf gegen den Klimawandel ist DIE Herausforderung unserer Zeit – und ich bin überzeugt, dass Technologie dabei helfen kann, das Ruder noch herumzureißen und unseren Planeten auch für die nächsten Generationen zu einem gut bewohnbaren Ort zu machen. Mit Atem wollen wir dazu beitragen.

Welche Vision steckt hinter Atem? 

Wir glauben an eine Zukunft auf einem gesunden, blühenden Planeten. Dafür braucht es eine Art zu leben, die innerhalb der Ressourcengrenzen unserer Erde funktioniert.

Der globale Ausgleich von Emissionen, also von negativen Externalitäten, erfordert effiziente Märkte — sie sind eines der besten Tools, die wir aktuell haben, um eine erstrebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Dafür müssen wir es Unternehmen so einfach wie möglich machen, die Emissionen auszugleichen, die sie nicht reduzieren können. Das tun wir mit Atem: Indem unsere Software für Unternehmen global die passenden und besten CO2-Zertifikate aussucht und kauft, automatisieren wir den Klimaschutz.

Wir glauben, dass globale Märkte am besten auf öffentlicher Infrastruktur, also auf Decentralized Ledgers, stattfinden. Dezentrale Märkte haben den Vorteil höherer Liquidität, Transparenz und somit auch höhere Effizienz für alle Marktteilnehmer. Sie beschleunigen die Kapitalströme in Richtung der Projekte, die echten Impact schaffen. 

Wir sehen uns mit Atem als ein Beschleuniger für diesen Wandel. 

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert? 

Die größte Herausforderung ist zugleich unser Antrieb: ein extrem undurchsichtiger Markt, in dem es viele etablierte Akteure gibt, die sich über Jahre ein gutes Geschäft auf dieser fehlenden Transparenz und fehlendem Vertrauen aufgebaut haben. Nicht nur die Volatilität des Marktes, sondern auch die politischen Debatten um Standards und die rechtmäßige Verwendung von CO2-Zertifikaten haben uns bisher gebremst.

Anfang des Jahres haben wir ein MVP gebaut: eine einfache Suche für tokenisierte CO2-Zertifikate. Damit haben wir erstes Feedback von potentiellen Partnern eingeholt und angefangen, Geld von Investoren einzusammeln.

Wir haben dann im Frühjahr eine Pre-Seed Finanzierungsrunde abgeschlossen, bei der unter anderem Signature Ventures, Rivus Capital und Plug and Play investiert haben. Anfang 2023 werden wir die nächste Finanzierungsrunde machen.

Wer ist die Zielgruppe von Atem?

Wir arbeiten mit Unternehmen, die sich als Vorreiter verstehen und Geschäftsmodelle und Services rund um Dekarbonisierung schaffen. Atem ist der Enabler, der es zum Beispiel Softwareunternehmen, Banken oder Beratungen ermöglicht, schneller und skalierbarer auf dieses Thema zu setzen. Unternehmen, die Klimaschutz ernst nehmen, werden mittelfristig die erfolgreicheren Unternehmen sein. Jedes relevante Unternehmen wird einen integrierten Ansatz zum Klimaschutz verfolgen. Unsere Lösung hilft ihnen dabei.

Wie funktioniert Atem? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern? 

Atem ist kein Broker, im Gegensatz zu vielen anderen schaffen wir keinen eigenen Pool mit CO2-Zertifikaten, den wir dann unseren Kunden anbieten. Wir sind ein Schnittstellen-Unternehmen, das direkten Zugang zu einem globalen Markt schafft: Zugriff auf CO2-Zertifikate in Echtzeit und zu Marktpreisen.

Atem ist wie ein Toolkit, das alle Vorteile von tokenisierten CO2-Zertifikaten mitbringt und damit ganz neue Integrationsmöglichkeiten bietet. Carbon Management kann als integrierter Teil im Prozess gesehen werden, also End-to-end statt mit einem nachgelagerten, komplizierten Measurement, Reporting und Offsetting.

Atem, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? 

In fünf Jahren sind wir ein zentraler Baustein im globalen Carbon Market und wickeln über unsere API einen großen Teil der Transaktionen ab. Wir sind das Go-To Interface für effizienten Emissionausgleich. Was wir erreichen wollen, ist eine neue Art zu wirtschaften: mit Klimaneutralität als allgemeinem Standard.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Gute Mitgründer finden und sich klar darüber sein, wer welche Stärken und Schwächen mitbringt, und welche Needs erfüllt sein müssen, um sein Bestes einbringen zu können.

Sich nicht beirren lassen und gleichzeitig Feedback, auch aus dem Fundraising, ernst nehmen. Es geht oft nicht darum zu verkaufen oder jemanden zu überzeugen, sondern einfach darum, ob es eine gemeinsamen Blick auf die Zukunft gibt.

Es ist immer ein Auf und Ab, also nicht zu viel zweifeln, wenn es mal düster aussieht – sondern: weitermachen.

Wir bedanken uns bei Alexandre Peschel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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