Mittwoch, Dezember 11, 2024
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Wie wird die neue Technologie den Energiesektor verändern?

atmio entwickelt innovative Lösungen zur Messung und Reduktion von Methanemissionen im Energiesektor, um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen.

Könnten Sie Ihr Unternehmen kurz vorstellen und uns etwas über die Gründer und ihre Hintergründe erzählen?

Ich bin Matthias Schmittmann, CEO und Mitgründer von atmio, einem Climate Tech Startup, das ich 2023 zusammen mit meinem Co-Founder und COO Marius Krüger gegründet habe.
Marius bringt wertvolle Erfahrungen aus seiner Zeit beim Mineralöl- und Energie-Unternehmen BP und als mehrfacher Unternehmensgründer mit. Ich selbst habe vor dem Launch von atmio das Gasmessgeräte-Startup bentekk gegründet, das später von Dräger, einem Unternehmen der Medizin- und Sicherheitstechnik, übernommen wurde. Gemeinsam bringen wir unser Branchenwissen und unsere Innovationskraft ein, um atmio zum führenden Anbieter für die Messung und das Management von Treibhausgasemissionen zu machen.

Bei atmio konzentrieren wir uns auf die Reduktion von Methanemissionen im Energiesektor, um einen signifikanten Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Methan ist ein starkes Treibhausgas, das erheblich zur globalen Erwärmung beiträgt. Die EU-Methanverordnung, die bald in Kraft tritt, nimmt Erdgasunternehmen in die Pflicht, gegen den Methanausstoß ihrer Anlagen vorzugehen. Energieunternehmen müssen dann wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, um der neuen Gesetzgebung und umfangreichen Berichterstattung nachzukommen. Dafür reichen die derzeit auf dem Markt erhältlichen Lösungen nicht aus. Hier kommt unsere digitale All-in-One-Lösung ins Spiel. Dank ihr können Methan-Lecks jeder Größe in Erdgasanlagen effizient aufgespürt, beseitigt und berichtet werden. So helfen wir Erdgasunternehmen, die gesetzlichen Anforderungen einfach zu erfüllen und ihre Umweltauswirkungen zu minimieren.

Was war die ursprüngliche Vision von atmio, und wie planen Sie, diese Vision zu erreichen?

Unsere Vision ist es, das weltweit führende Unternehmen für die Messung und das Management von Treibhausgasemissionen zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir im ersten Schritt eine digitale Plattform entwickelt, die Erdgasunternehmen hilft, Methanlecks schnell und genau zu erkennen, zu reparieren und zu berichten. 

Wie haben Sie die Zielgruppe für Ihre Lösung definiert und welche speziellen Bedürfnisse dieser Gruppe erfüllt atmio?

Erdgasunternehmen fördern, transportieren, speichern oder verteilen Erdgas unter anderem zur Stromerzeugung und zur Wärmeerzeugung in Haushalten. Sie betreiben Gasnetze und -anlagen, in denen Lecks unterschiedlicher Größe – auch „Leckagen“ genannt – auftreten, bei denen der Hauptbestandteil von Erdgas, Methan, freigesetzt wird. Bei einer Leckage handelt es sich zum Beispiel um eine undichte Stelle in Anlagenteilen, Rohrleitungen oder Tanks. 

Die neue EU-Methanverordnung verpflichtet die europäischen Erdgasunternehmen zur Einhaltung strenger LDAR-Richtlinien; LDAR steht dabei für Leak Detection and Repair. Das bedeutet, dass diese Unternehmen Methanlecks entlang der gesamten Versorgungskette aufspüren, melden und reparieren müssen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bieten wir eine umfassende Lösung, die speziell auf die Bedürfnisse der Erdgasindustrie zugeschnitten ist. Sie ermöglicht die genaue und sofortige Erkennung von Methanlecks in Echtzeit. Durch die Kombination modernster Hard- und Software automatisieren wir den Prozess der Leckerkennung und -meldung und reduzieren den manuellen Aufwand erheblich.

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie aktuell im Markt für die Reduktion von Methanemissionen und wie geht Ihr Unternehmen damit um?

Eine der größten Herausforderungen für Erdgasunternehmen ist derzeit, die umfangreiche EU-Methanverordnung im Betrieb greifbar zu machen und zu verstehen, notwendig werdende Aktionen abzuleiten und schlussendlich umzusetzen. Wir helfen unseren Kunden bei dieser Herausforderung durch verschiedene Ansätze wie Workshops, Webinare, Blog-Artikel bis hin zum mehrwöchigen Pilot-Projekt, um die wichtigsten neuen Verfahren im Betrieb zu erproben. 

Was macht atmio einzigartig im Vergleich zu anderen Anbietern auf dem Markt?

Die Einzigartigkeit von atmio im Vergleich zu anderen Anbietern am Markt liegt in der synergetischen Kombination von einfach zu bedienender Hardware mit spezialisierter Sensortechnologie und einer umfassenden Emissions-Management-Plattform. Diese innovative All-in-One-Lösung ermöglicht es Erdgasunternehmen, Methanlecks effizient aufzuspüren, den Reparaturprozess zu managen und automatisierte Berichte zu erstellen. So werden LDAR-Prozesse (Leak Detection and Repair) nahtlos in die täglichen Betriebsabläufe integriert. Neben der Bereitstellung eigener Hardware für LDAR arbeiten wir mit Partnern zusammen, um unser Angebot zum Messen und Berichten von Methanemissionen zu erweitern; beispielsweise kooperieren wir mit Service-Dienstleistern und Drohnen-Anbietern. 

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von atmio? Welche Innovationen und Entwicklungen sind in der Pipeline?

Wir entwickeln aktuell einen stationären Sensor, um die Industrie beim konstanten Überprüfen abgelegener Anlagen zu unterstützen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit dem gesamten Berichtswesen, das auf unsere Kunden zukommt. Durch die neue EU-Methanverordnung entsteht neben den strengen LDAR Richtlinien auch ein erheblicher Dokumentationsaufwand, der durch unsere Lösung auf ein Minimum reduziert werden kann.

Können Sie uns einen Einblick geben, wie die kürzlich erhaltene Finanzierung eingesetzt wird, um Ihre Ziele zu erreichen?

Wir werden die neu eingeworbenen Mittel nutzen, um unser Produkt weiterzuentwickeln, neue Entwickler:innen einzustellen und ein neues Marketing- und Customer-Success-Team aufzubauen. 

Wie hilft atmio Erdgasunternehmen konkret dabei, die neue EU-Methanverordnung einzuhalten?

Durch die Integration unserer benutzerfreundlichen Hardware, präzisen Sensortechnologie und einer zentralen Managementplattform ermöglichen wir die automatische Erkennung, Meldung und Reparatur von Methanlecks. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da die Verordnung strenge LDAR-Richtlinien enthält, die eine regelmäßige Überwachung und Minimierung von Methanemissionen vorschreiben.

Darüber hinaus digitalisiert unsere Lösung bisher manuelle Prozesse und bietet eine nahtlose Integration in die täglichen Betriebsabläufe der Unternehmen. Sie ermöglicht es den Unternehmen, Methanlecks in Echtzeit zu erkennen und umgehend Reparaturmaßnahmen gemäß der neuen Verordnung einzuleiten. Dadurch wird nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften erleichtert, sondern auch die Umweltbelastung durch Methanemissionen deutlich reduziert.

Mit atmio erhalten Erdgasunternehmen somit nicht nur ein Werkzeug zur Erfüllung der regulatorischen Anforderungen, sondern auch eine effektive Lösung zur Steigerung der betrieblichen Effizienz und zur Förderung einer nachhaltigeren Geschäftspraxis.

Welche Rückmeldungen haben Sie bisher von Ihren Kunden erhalten und wie nutzen Sie diese, um Ihre Lösung weiter zu verbessern?

Zu unseren Kunden zählen Gasspeicherbetreiber wie Crystal, EWE und Verteilnetzbetreiber wie Westnetz. Ihr bisheriges Feedback ist äußerst positiv und zielführend und unterstreicht die partnerschaftliche Beziehung. Beispielsweise haben wir unsere Hardware nach Feedback angepasst, um noch benutzerfreundlicher zu sein und entwickeln unsere Software durch regelmäßiges Kundenfeedback weiter. Kunden erwähnen häufig den Vorteil, dass die Abhängigkeit von Dienstleistern durch unsere Lösung erheblich sinkt und intern Kompetenzen aufgebaut werden.  

Was war bisher die größte Hürde, die atmio überwinden musste, und wie haben Sie das geschafft?

Unsere größte Herausforderung bestand darin, eine Technologie zu entwickeln, die strenge gesetzlichen Anforderungen erfüllt und gleichzeitig benutzerfreundlich ist. Wir haben diese Herausforderung gelöst, in dem wir uns einerseits sehr intensiv mit der EU-Methanverordnung und Regulatorik auseinandergesetzt haben und zum anderen sehr eng und partnerschaftlich mit unseren Kunden zusammenarbeiten.

Welchen Ratschlag würden Sie anderen Gründern geben, die ebenfalls in einer technologisch anspruchsvollen Branche ein Startup aufbauen möchten?

Anderen Gründern rate ich dazu, sich von Anfang an klar auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zu fokussieren. Entscheidend ist, dass das Produkt oder die Dienstleistung tatsächlich ein Problem löst oder einen Mehrwert bietet. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig mit potenziellen Kunden zu sprechen, ihr Feedback einzuholen und das Produkt entsprechend weiterzuentwickeln.

Flexibilität ist ebenfalls von großer Bedeutung. Technologische Märkte verändern sich schnell und wir als Gründer müssen in der Lage sein, uns anzupassen und auf neue Entwicklungen und Herausforderungen zu reagieren. Das erfordert nicht nur eine agile Produktentwicklung, sondern auch eine strategische Ausrichtung des Unternehmens, die es ermöglicht, Chancen zu erkennen und schnell zu handeln.

Wie sehen Sie die Rolle von atmio im globalen Kontext des Klimawandels und welche langfristigen Auswirkungen streben Sie an?

Wir leisten einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Methanemissionen und wirken damit dem Klimawandel Schritt für Schritt entgegen. Unser langfristiges Ziel ist es, eine führende Position in der Reduzierung von Methanemissionen einzunehmen und globale Standards zu setzen. Obwohl sie erheblich zur globalen Erwärmung beitragen, wurden Methanemissionen in der Vergangenheit oft übersehen und erhielten weniger Aufmerksamkeit und Finanzierung als Lösungen im Kontext von CO2-Emissionen. Mit der neuen EU-Verordnung und dem zunehmenden Druck auf die Öl- und Gasindustrie, Methanemissionen zu reduzieren, kommt atmio genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt. Die Kombination aus Hard- und Software von atmio bietet eine umfassende Lösung für die Einhaltung der neuen Vorschriften und die effektive Reduktion von Methanemissionen und erleichtert es den Unternehmen damit erheblich, die neu auferlegten Anforderungen zu erreichen.

Bild: vlnr atmio Co-Gründer Marius Krüger(COO) und Matthias Schmittmann @atmio

Wir bedanken uns bei Marius Krüger und Matthias Schmittmann für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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