Samstag, April 27, 2024
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Sei offen, schau genau hin, frage nach und höre zu

Ecoleo Online-Schreinerei mithilfe des 3D-Konfigurator individuelle Möbel planen und bestellen

Stellen Sie sich und das Startup ecoleo kurz unseren Lesern vor

Ecoleo ist eine Online-Schreinerei. „Schreinerarbeit“ und „online“ scheinen sich zunächst zu widersprechen, weil das physische Vorhandensein der Werke aus Holz nur schlecht zur Vorstellung des Begriffes „digital“ passt. Mit der Online-Schreinerei ist gemeint, dass Kunden mithilfe eines 3D-Konfigurators ihre individuellen Möbel nach Mass zu jeder Tageszeit und bequem vom Sofa aus planen und bestellen können. Diese Daten übermitteln wir dann lückenlos an unsere Produktion. Dank eigener Planung, durchgehendem Datenfluss und Bereitschaft zum persönlichen Engagement erwerben Kundinnen und Kunden bei uns Schreinerschränke, die bis zu 50% günstiger sind als Schreinerschränke, die wir konventionell in unserer Schreinerei anbieten. Und dies bei identischen Materialien und Produktionsweisen.

Mein Name ist Serge Eggler. Ich bin gelernter Schreiner und Projektleiter und absolviere die Ausbildung zum Schreinermeister. Dieser praktische und theoretische Rucksack ist für meine Arbeit als Projektverantwortlicher von ecoleo enorm wichtig, denn so kann ich insbesondere die Schnittstellen angemessen adressieren. 

Ecoleo ist ein startup der Schreinerei Fust AG

Es ist richtig, dass ecoleo ein junger Geschäftszweig der inhabergeführten Schreinerei Fust AG ist. Firmengründer Markus Fust startete 1997 als Einmann-Betrieb. Heute beschäftigt die Fust AG 40 Schreiner, Planer und  Zeichner sowie 20 Lernende. Die Fust AG ist hauptsächlich regional tätig.

Im 2016 wagten wir mit ecoleo unsere ersten nationalen Schritte mit einem patentierten Steckregal, das modular ist und wir an Lager produzieren. Mit dem überschaubaren Angebot dämmten wir das Risiko ein und konnten wichtige Erfahrungen sammeln. Nebst der Optimierung technischer Komponenten lernten wir insbesondere in der Logistik, Verpackung, im E-Business, Marketing und der optimalen Komposition der Schnittstellen dazu. Von all diesen Erfahrungen profitierten wir, als wir im Herbst 2018 unseren Schrankplaner lancierten. Seitdem erweitern wir das Angebot ständig, z.B. um Sideboards und Weinregale.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Ich spreche hier von der Gründung von ecoleo. Wir waren uns schon lange einig, dass die Digitalisierung und Automatisierung auch unsere Branche erfassen wird. Also suchten wir nach Wegen, wie wir unsere sehr handfeste und regional verwurzelte Arbeit am Puls der Zeit ausrichten und skalieren könnten. Wir wollten mit den technischen Möglichkeiten vor allem die Produktions- und Lieferzeit vermindern und die Verkaufspreise senken. 

Da die Online-Angebote grenzüberschreitend nachgefragt werden und natürlich auch unsere Stammkunden bestens informiert sind, wollten wir proaktiv diese Herausforderung annehmen und uns so aufstellen, dass wir Vergleichen freudig entgegen schauen können. Bei all diesen Überlegungen war uns immer klar, dass wir hinsichtlich Qualität keinerlei Abstriche machen werden. Denn schlussendlich ist die Schweizer Schreinerqualität in der DNA unseres Wirkens. 

Welche Vision steckt hinter ecoleo?

Mit ecoleo befähigen wir die Menschen, eigenständig ihre individuellen und qualitativ kompromisslosen Möbel zu designen. 

Wir beobachten, dass wir als Gemeinschaft Herkunft, Qualität und Service wieder verstärkt gewichten. Wir beobachten ebenso, dass wir dank des Internets bestens informiert und mündige Konsumenten sind. Wenn wir bei einem Angebot unsere persönlichen Vorstellungen einbringen, etwas zum Resultat beitragen können und sich dies noch dazu positiv auf unseren Einkaufspreis auswirkt, engagieren wir uns doch alle liebend gern.

Mit ecoleo machen wir genau das: Wir geben den Menschen Instrumente an die Hand, um sich individuelle Massmöbel vom Schweizer Schreiner selbst konfigurieren zu können. Wir ermöglichen, dass jede und jeder zum Designer der eigenen Möbel wird. Selbst wollen wir uns mit ecoleo den Ruf als führende Schweizer Online-Schreinerei verdienen. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die grössten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Aus der Warte von ecoleo betrachtet, sind wir in der glücklichen Lage, dass wir auf die volle Rückendeckung durch die etablierte Schreinerei vertrauen dürfen. Es wäre enorm schwierig, die Online-Schreinerei zu entkoppeln. 

Die Realisierung der Vision benötigt einige Jahre Vorlauf: Die Geburt des neuen Geschäftsmodells, die Abklärungen zur technischen Realisierbarkeit dieser Vision, der notwendige Bau einer neuen Halle, die kostspielige Anschaffung der Maschinen zwecks Automatisierung, die Anbindung dieser Maschinen ans CAD. Erst dann konnten wir uns um den Konfigurator für die Massmöbel kümmern. Jetzt, da die Planung der Massmöbel in Schweizer Schreinerqualität per Mausklick Realität ist, stehen wir vor der grossen Herausforderung, das Angebot in den Gedanken der potenziellen Kunden präsent zu machen und zu halten. 

Wir sind auf einige Felder getroffen, in denen wir als Schreiner wahrlich keine Experten sind. Einem freiwilligen und überzeugten „A“ folgte oft ein nicht mehr ganz so freiwilliges, aber notwendiges „B“. Die Herausforderung liegt in unseren Augen darin, die richtige Balance zu finden zwischen visionärem Glauben und kalkuliertem Risiko. 

Wer ist die Zielgruppe von ecoleo?

Ecoleo richtet sich an Menschen, die Produktherkunft, Qualität und Sicherheit schätzen. Dieser Qualitätsbegriffe erstrecken sich über alle Altersklassen und nahezu über alle soziodemografischen Merkmale. Unsere stärksten Nachfrager sind zwischen 40 und 55 Jahren alt, Frauen und Männer halten sich die Waage. 

Wie funktioniert ecoleo? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Unter ecoleo konfigurieren Interessierte einen individuellen Schrank, auf den Millimeter genau und im Dekor sowie der Innenausstattung nach Wahl. Diese Planungsdatei importieren wir in unser 3D-CAD und exportieren daraus die Daten für die grossteils automatisierte Fertigung. Jedes einzigartige Möbel steht nach 3 Tagen Produktionszeit zur Abholung in unserer Werkstatt bereit oder wir liefern es innert 5 Werktagen zu den Kunden in der Schweiz. Als klassische Schreinerei mit vollem Spektrum von der Küche bis zur Haustüre, können wir gegen Mehrpreis auch Zusatzwünsche realisieren oder eine Mischform zwischen Eigenkonfiguration und vollem Dienstleistungspaket erbringen. 

Wie ist das Feedback?

Seit wir im Herbst 2018 mit den Mass-Schränken auf den Markt gekommen sind, zieht unser Angebot immer weitere Kreise. Die Kunden reagieren sehr positiv, insbesondere auch deswegen, weil sie im Kontakt mit ecoleo stets von gelernten Schreinern beraten und bedient werden. Dies schafft Vertrauen und gibt Sicherheit. Aus der klassischen Schreinerei beziehen wir Legitimation und können Sicherheit geben.

Ecoleo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? 

Inhaltlich wollen wir unser Angebot erweitern. Aktuell deckt es Kleiderschränke, Garderoben, Schuhmöbel, Weinregale und Sideboards ab, Büro- und Schiebetürschränke folgen. Wir sind hellhörig für Kundenwünsche. 

In 5 Jahren wollen wir so positioniert sein, dass sich die „schrankkaufende“ Bevölkerung der Deutschschweiz unter ecoleo.ch zumindest eine Vergleichsofferte in Echtzeit einholt. Wir wollen als führende Schweizer Online-Schreinerei positioniert sein.

Zum Schluss. Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben? 

  1. Beziehe dich bei deinem neuen Geschäftsmodell auf das Feld deiner Expertise und arbeite an einer Vision, bei der ein echtes Kundenbedürfnis im Zentrum steht.
  2. Plane rollend, aber so, dass jede Handlung auf das Erreichen der Vision einzahlt. Agiere schrittweise, lerne anhand von Prototypen, wachse mit dem Erfolg.  
  3. Sei offen, schau genau hin, frage nach, höre zu und eigne dir eine Denkhaltung an, die das Ergreifen von Chancen zulässt.  

Das Interview mit Serge Eggler führte David Fust, marktwort.ch

Weitere Informationen finden Sie hier

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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