Regeln und Tipps für den richtigen Umgang mit Abfindungen
Bei einem Startup läuft vieles anders als bei einem langjährig etablierten Familienunternehmen – das gilt auch, wenn es um die Suche nach den richtigen Mitarbeitern für ein Projekt geht. Viele Teams bestehen anfangs hauptsächlich aus Freelancern, die aus Überzeugung an der Umsetzung einer Geschäftsidee mitwirken. Mit den ersten Erfolgen steigt auch der Bedarf an fleißigen Händen, weshalb die Belegschaft oft schnell wächst, wodurch Angestellte hinzukommen.
Trotzdem kann es auch in Frühphasen immer wieder vorkommen, dass Stellen abgebaut werden müssen, weil die wirtschaftliche Situation eine Umstrukturierung des Unternehmens erfordert. Schrumpft der Personalbestand, dann können Ansprüche auf Abfindungen entstehen. Diese stellen schnell eine erhebliche finanzielle Belastung dar, weshalb im Hinblick auf die finanzielle Nachhaltigkeit bereits frühzeitig ein angemessener Umgang mit Entschädigungszahlungen gefunden werden sollte. Am Anfang steht dabei immer die ehrliche und offene Kommunikation mit den eigenen Mitarbeitern.
Finanzielle Nachhaltigkeit als wichtige Säule für ein erfolgreiches Startup
Nachhaltigkeit ist so wichtig wie nie zuvor und viele Startups haben entsprechende Grundsätze fest in die eigene Unternehmensphilosophie integriert. Vernachlässigt wird dabei aber häufig, dass ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept sich nicht nur mit Fragen des Umweltschutzes und der gesellschaftlichen Entwicklung, sondern auch mit finanziellen Aspekten befassen muss. Jedes Unternehmen leistet nämlich seinen Beitrag, um die Bedürfnisse dieser und künftiger Generationen zu befriedigen. Finanzielle Nachhaltigkeit legt deshalb Wert auf die Zukunft von Unternehmen und den effektiven Umgang mit finanziellen Ressourcen. Damit handelt sich gleichzeitig um einen wichtigen Teilaspekt des Risikomanagements.
Gefährdete Unternehmen sind immer auch Risikokandidaten, die nur über eine schwach ausgeprägte finanzielle Nachhaltigkeit verfügen. Ist das Insolvenzrisiko hingegen gering, lässt sich von einem finanziell betrachtet nachhaltigen Modell sprechen. Zur Bewertung der eigenen Strategien und Maßnahmen muss auch der Aspekt möglicher Abfindungen berücksichtigt werden. Denn unter bestimmten Umständen mutiert das Vorhaben einer Restrukturierung schnell zur Kostenfalle. Vor allem junge Gründer sind sich der Tragweite eines unvorbereiteten Personalabbaus häufig nicht bewusst.
In welchen Fällen eine Abfindung gezahlt werden muss
Vielen ist unklar, wann Abfindungen überhaupt gezahlt werden müssen und wie hoch die Kosten der Abfindung sein können. Daher sollten Entscheider sich zuerst mit den Grundlagen befassen. Bei der Abfindung handelt es sich um einen finanziellen Ausgleich, der den Mitarbeiter im Falle einer Kündigung entschädigen soll.
Fest steht: Es gibt keinen rechtlichen Anspruch auf Abfindungszahlungen. Trotzdem kann das Unternehmen verpflichtet sein, Abfindungen zu leisten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind:
- Bei ordentlicher Kündigung, sofern keine Kündigungsschutzklage erhoben wird und in der Kündigung ein entsprechender Hinweis vorhanden ist.
- Bei einem beidseitig beschlossenen Aufhebungsvertrag, wenn dieser eine Abfindung beinhaltet
- Bei Auflösung des Arbeitsvertrages durch ein Urteil nach Ermessen des Arbeitsgerichts (auch bei einem Vergleich, bzw. auf Grundlage des Betriebsverfassungsgesetzes)
Im Falle eines Aufhebungsvertrages wird die Höhe der Abfindung frei verhandelt. Für betriebsbedingte Kündigungen gibt es einen festgelegten Betrag, der 50 Prozent des bisherigen Bruttomonatsverdienstes pro Beschäftigungsjahr entspricht.
Möglichkeiten zum Umgang mit Abfindungszahlungen
Damit die Risiken durch eine plötzliche finanzielle Belastung aufgrund von Abfindungszahlungen keine Überhand nehmen, müssen Unternehmen die richtigen Strategien für die Verwaltung von Abfindungen finden. Größere Unternehmen und Konzerne zahlen Abfindungen des Öfteren im Form von Aktienoptionen aus. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die konkrete Belastung wird reduziert und die Mitarbeiter können gleichzeitig von Wertsteigerungen des Unternehmens profitieren.
Allerdings kommt diese Strategie selbstverständlich nur infrage, sofern ein Startup den Gang an die Börse bereits gewagt hat. Deswegen braucht es Alternativen. Zu diesen gehört die Ratenzahlung. So kann die Summe der Abfindung auf mehrere Monate verteilt werden. Wer vorausschauend und besonders risikosicher planen möchte, der bildet rechtzeitig Rücklagen für Abfindungen und weitere außerplanmäßige Ausgaben.
Hinzu kommen präventive Maßnahmen. Eine gute Idee ist die möglichst transparente Kommunikation mit den Mitarbeitern. Arbeitsrechtliche Abläufe bei einem Stellenabbau sollten möglichst früh geklärt sein. Wenn Mitarbeiter Bedenken und Fragen zum Thema Abfindung haben, brauchen sie außerdem einen kompetenten Ansprechpartner. Gründe für den Personalabbau sollten nicht nur hinter vorgehaltener Hand die Runde machen, sondern auf dem Tisch liegen. Teure Rechtsstreitigkeiten lassen sich so häufig verhindern.
Kriterien für die Wahl der richtigen Strategie
Welche Strategie am besten ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Stattdessen hängt die Wahl der Verwaltungsoption von mehreren Faktoren ab. Grundsätzlich muss die Strategie im Falle einer Abfindungszahlung für das finanzielle Gleichgewicht des Unternehmens sorgen. Ganz entscheidend ist dabei die Größe des Teams. Je größer die Belegschaft ist, desto höher ist die Belastung bei einer personellen Verschlankung.
Damit die Zufriedenheit der Mitarbeiter nicht unter einer konsequenten finanziellen Nachhaltigkeit leidet, sollte diese im Idealfall die Möglichkeit haben, zwischen mindestens zwei Varianten zu wählen. Insbesondere, wenn so unterschiedliche Optionen wie eine Ratenzahlung und die Aktienoptionen im Raum stehen. Es ist ratsam, im Laufe des Entscheidungsprozesses mehrere Strategien zu evaluieren und die jeweiligen Vor- und Nachteile für alle Beteiligten gegenüberzustellen. Eine fundierte Analyse hilft dabei, die finanzielle Nachhaltigkeit zu sichern und zugleich die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen.
Titelfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Autor Frederico Nunes
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