Freitag, November 22, 2024
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Wie merkt man, ob es einem Startup gut geht?

Der allgemeine Gesundheitscheck für Startups

Die physische und psychische Gesundheit von Mitarbeitenden ist aktuell überall Thema. Aber wie misst man eigentlich, ob ein Startup gesund ist? Der folgende Beitrag gibt Tipps und einige (nicht ganz ernst gemeinte) Vergleiche, wie man einen Gesundheitscheck in Jungunternehmen macht – vom Herzen (alias dem Team) über den Blutkreislauf (alias den Sales-Funnel) bis zur Impfung (alias dem Know-how).

Wie ist der Körper eines Startups aufgebaut?

Das System Startup besteht aus verschiedenen Organen, die sich gegenseitig brauchen und unterstützen. Starten wir mit dem Wichtigsten: Das Team bildet das Herz eines Startups. Als einer der stärksten Muskeln im Körper, pumpt das Herz das Blut durch die Adern des Startups, hält es am Laufen und ist die Grundvoraussetzung dafür, zu wachsen und Muskeln aufzubauen. Apropos Muskeln: Die meisten Startups starten mit kleinen Muskeln, also kleinen Budgets, Basis-Büroausstattung und nur den wichtigsten Technologien. Durch Finanzierungsrunden und Umsatzsteigerungen können diese Muskeln Stück für Stück aufgebaut werden. 

Das Geschäftsmodell ist das Skelett des Startups: Wie das menschliche Skelett gibt auch das Geschäftsmodell Struktur und Stabilität. Es ist die Basis des Unternehmens, mit der der gesamte Kreislauf steht und fällt. Dabei ist ein Skelett jedoch nicht starr, sondern kann sich je nach Situation beugen – ohne dabei seine ursprüngliche Form zu verändern. Diese Flexibilität ist wichtig, um Veränderungen und Herausforderungen zu bewältigen, aber dabei nicht die ursprüngliche Geschäftsidee zu vergessen.

Zu guter Letzt: Die Website und das Marketing symbolisieren das Gesicht eines Startups. Sie sind in der Regel die ersten Berührungspunkte, die ein*e Kund*in oder Nutzer*in mit einem Startup hat. Es spiegelt somit die Identität des Startups wider und kommuniziert das Angebot, also die Dienstleistung oder das Produkt, sowie die Unternehmenswerte nach außen. Ein offenes und freundliches Gesicht ist eine wichtige Voraussetzung, um mit Kund*innen, Talenten und Investor*innen in Kontakt zu kommen.

Welche Untersuchungen sind notwendig?

Der Blick von außen. Wir kennen es alle: Wenn wir uns jeden Tag selbst im Spiegel sehen, fallen uns kleine Veränderungen, ein paar Gramm mehr oder weniger auf der Waage nicht auf. Wenn wir aber jemanden treffen, den wir länger nicht gesehen haben, nimmt die Person schnell wahr, was sich an uns verändert hat. Für Startups bedeutet das: Holt euch immer wieder Feedback von externen Personen ein – Freunden und Familie, anderen Gründer*innen und Investor*innen, aber auch von eurer Zielgruppe. Dabei geht es übrigens nicht nur um das Äußerliche. Auch ein genauerer Blick, alias Röntgen-Blick auf das Skelett, ist dabei wichtig. 

Den Puls checken, alias Feedback-Gespräche. Ob face-to-face oder anonym: Befragt euer Team – diejenigen, die das Blut durch die Adern des Startups pumpen –, wie sie mit ihren Aufgaben zurecht kommen. Ist das Team überfordert, rast das Herz. Ist es unterfordert, beispielsweise weil Prozesse zu langsam ablaufen, ist der Puls zu niedrig und selbst das beste Team ist nicht richtig arbeitsfähig. Es ist die Aufgabe der Geschäftsführung – ggf. in Zusammenarbeit mit dem oder der Personalverantwortlichen – in regelmäßigen Abständen den Puls des Unternehmens zu prüfen.

Großes Blutbild, alias Soll- und Ist-Zustand vergleichen. Dabei kann beispielsweise festgestellt werden, ob dem Startup Nährstoffe fehlen. Je nach Mangelerscheinung kann dann überlegt werden, ob zum Beispiel frisches Kapital, personelle Verstärkung oder neues Equipment benötigt wird. Auch Entzündungswerte wie Unstimmigkeiten im Team lassen sich so erkennen und frühzeitig behandeln.

Welche Medikamente und Therapien helfen bei Krankheit?

Je nach Krankheitssymptom können Ärzte verschiedene Heilmethoden verschreiben. Wie so häufig, hilft auch dem Startup-Körper, regelmäßig Sport zu treiben. Nur wer sich anstrengt, kann etwas erreichen. Und ja, auch Schwitzen und Muskelkater gehören dazu. Geduld ist dabei jedoch ein wichtiges Attribut, um das Herz bzw. Team nicht zu überanstrengen oder das Skelett bzw. das Geschäftsmodell durch falsches Trainieren so zu belasten, dass es nicht mehr standfähig ist. Langsamer Muskelaufbau ist ohnehin gesünder und langfristig erfolgreicher. 

Aktiv zu sein, heißt aber nicht nur, Sport zu machen. Wertvolle soziale Verbindungen können im Sportverein, auf Veranstaltungen oder über gemeinsame Kontakte geknüpft werden. Rege Gespräche erweitern nicht nur den Horizont, sie halten auch den Kopf fit.

Gegen viele Erkrankungen kann man sich zudem impfen lassen. Die beste Impfung ist dabei Know-how. Dieses lässt sich auf drei Arten ins Unternehmen holen: Entweder durch Fortbildungen für das Bestandsteam, durch das Einstellen von qualifizierten neuen Mitarbeitenden oder über externe Berater*innen wie Business Angels und Frühphaseninvestor*innen. Letztere stärken dabei nicht nur mit ihrem Wissen, sondern auch mit ihren finanziellen Mitteln die Abwehrkräfte des Startups.

Warum dieser Vergleich?

Einerseits ist es beim Start eines Unternehmens wichtig zu verstehen, wie die unterschiedlichen Organe zusammenarbeiten. Andererseits ist es auch im weiteren Verlauf eines Startup-Lebens von großer Bedeutung, Gesundheitschecks zu machen, bevor das Startup zu krank und damit handlungsunfähig wird.

Gründer*innen sollten sich dafür feste Termine im Kalender notieren. Diejenigen, die mit Investor*innen arbeiten, tun dies in der Regel automatisch, wenn sie über Reporting-Mails Updates bzw. ein aktuelles Gesundheitszeugnis ihres Startups abgeben. Wichtig dabei: Ehrlich sein und auch kleinere Wehwehchen nicht verschweigen, sodass sich aus einer Erkältung keine Herzmuskelentzündung entwickelt. 

Foto: ESB Invest/André Gschweng

Autor:

Maximilian Block ist Geschäftsführer des Frühphaseninvestors ESB Invest, der vor allem auf Unterstützung durch persönliche Erfahrungen, Netzwerk und Wissen setzt. Block ist außerdem Gründer, Landessprecher des Bundesverbandes Deutscher Startups und Digitalisierungsbotschafter.

Mehr unter www.esb.vc

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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