nyris visuelle Suchmaschine mit KI unterstützter Software
Stellen Sie sich und das Startup nyris doch kurz unseren Lesern vor!
Die nyris GmbH ist ein Deep-Tech-Unternehmen, das wir 2015 gegründet haben. Wir, das sind mein Bruder Markus Lukasson und ich. Unser Ziel ist es, die menschliche Sehfähigkeit künstlich nachzubilden und so die visuelle Suche zu revolutionieren. Mit unserer KI-unterstützten Software lassen sich über 500 Millionen Bilder in unter einer Sekunde durchsuchen. Weltweit setzen Unternehmen unsere Technik ein, um Prozesse wie die Ersatzteil- und Produkterkennung effizienter zu gestalten. Ersatzteile werden anhand eines Bildes fehlerlos erkannt und geordert. Aber auch im b2c-Bereich findet unsere Software-Anwendung: So hat IKEA in unser Unternehmen investiert und verbessert mit uns das Online-Einkaufserlebnis ihrer Kunden.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Das Thema KI begleitet mich bereits seit meinem Studium im Bereich der Prozessautomatisierung. Schon da wurde mir bewusst, wie viel sich noch erreichen lässt, wenn man die Mittel der digitalen Welt gewinnbringend in die Arbeitsschritte integriert. Nach und nach kristallisierten sich visuelle Suchen für mich als ein Dreh- und Angelpunkt heraus. Auch mein Bruder, mit dem ich mich häufig darüber ausgetauscht habe, fand das Thema sehr spannend und da er bereits Expertise bei der Gründung hatte, stand schnell der Entschluss, aus der anfänglichen Idee wirklich etwas zu machen. Uns beide reizt daran vor allem, dass es ein sehr komplexes Feld ist, auf dem es noch viel zu entdecken und verbessern gibt. Da wird der Forschergeist geweckt, was einfach wahnsinnig motivierend ist.
Welche Vision steckt hinter nyris?
Suchvorgänge erfolgen im Internet größtenteils über Texteingaben. Dabei werden mittlerweile knapp 85% der Internetdaten visuell gespeichert. Das kann zu Problemen führen, weil sich nicht immer akkurat in Worten beschreiben lässt, was ein Bild zu zeigen im Stande ist. Die daraus resultierenden Probleme verursachen aufgrund von Falschlieferungen von Produkten und Ersatzteilen jährlich schätzungsweise Schäden von mehreren Milliarden Euro. Hier wollen wir ansetzen und die Suchmethoden revolutionieren, um ganz neue Wege für die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu eröffnen. Unser Fokus liegt dabei vor allem auf den Arbeitsprozessen in der Wirtschaft. Es lässt sich wahnsinnig viel bewirken, wenn man die Fähigkeit des Sehens mit der schnellen Rechenleistung moderner Computer verbindet. Das öffnet die Tür für riesige Optimierungspotenziale.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir hatten das Glück, dass viele das Potenzial unserer Idee genauso hoch eingeschätzt haben wie wir selbst. Unternehmen wie Axel Springer und IKEA haben in unser Startup investiert, unter anderem waren wir auch Teil des Google und Microsoft Accelerator-Programms. Zudem haben wir im Oktober diesen Jahres Förderungen und Investments des European Innovation Council in Höhe von 5 Millionen erhalten.
Diese finanzielle Unterstützung hilft in einem technologisch so komplexen Bereich enorm weiter, weil besonders zu Beginn hohe Kosten entstehen können, die sich erst langfristig auszahlen. Das ist im Prinzip Grundlagenforschung, mit allen Chancen und Risiken, die damit verbunden sind. Besondere Herausforderung sind die langen Entscheidungsprozesse in der Europäischen, speziell Deutschen Industrie. Es gibt sehr positive Beispiele, mit IKEA haben wir es gemeinsam geschafft, die nyris Tech in nahezu 50 Ländern in nur 2 Wochen zu integrieren, was extrem viel Spaß gemacht hat. Leider ist diese Erfahrung bisher einmalig geblieben. Dennoch können wir stolz behaupten, heute ein weltweit führendes Unternehmen in unserem Fokus-Bereich zu sein.
Wer ist die Zielgruppe von nyris?
Unsere Zielgruppen sind sowohl b2b wie auch b2c, wobei der Schwerpunkt in der Wirtschaft liegt. Konkret sind sie in jenen Bereichen zu verorten, in denen häufig Dinge gefunden werden müssen. Wie man sich vorstellen kann, gibt es da sehr viele Wirtschaftszweige, die von unserer Technologie profitieren können. Ob das nun heißt, dass man Einzelteile für Reparaturen identifizieren oder in der Logistik Produkte erkennen muss. Letzteres ist natürlich auch für das Einkaufserlebnis auf Kundenebene relevant.
Wie funktioniert nyris? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Was uns von anderen unterscheidet, ist die Art und Weise wie wir die Daten lesen. Unsere Software untersucht in mehreren, jeweils von KIs unterstützten Schritten einzelne Bilder nach relevanten Objekten. So lassen sich in kürzester Zeit riesige Datenmengen durchforsten. Dazu bedarf es aber zunächst einer entsprechenden Datengrundlage. Auch hierfür haben wir eine Methode gefunden, mit Hilfe synthetischer, also künstlich generierter, Daten, für Situationen Lösungen zu bieten, in denen diese Datengrundlage erst geschaffen werden muss.
nyris, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir haben letztes Jahr als weltweiter Pionier Visuelle Suche rein auf Basis eines synthetischen Index gelauncht. Das bedeutet, dass wir keinerlei echtes Bildmaterial mehr benötigen. Auf Basis von CAD Daten generieren wir synthetische Bilder, welche weder eine Maschine noch wir Menschen von echten unterscheiden können. Dies gibt uns einen Riesenvorteil gegenüber unserem Wettbewerb und ermöglicht den breiten Einsatz der visuellen Suche in der Industrie. Diese Technologie möchten wir weiter entwickeln und vollständig automatisieren. Basierend darauf möchten wir unser starkes Wachstum fortsetzen und im Jahr 2024 die Profitabilität erreichen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Das Vertrauen und das tiefe Verständnis, das wir füreinander haben, hat uns insbesondere in der Anfangsphase sehr weitergeholfen. Wenn man sich so gut kennt wie mein Bruder und ich, ist das gerade in schwierigen Situationen hilfreich. Dafür muss man nicht zwangsläufig Bruder und Schwester sein, aber jemanden an der Seite zu haben, dem man 100 % vertrauen kann und dessen Fähigkeiten und Schwerpunkte sich optimal mit den eigenen ergänzen, ist natürlich ein großer Vorteil. Darüber hinaus war es sehr motivierend an etwas zu arbeiten, von dem man überzeugt ist, dass es einen großen und für die Gesellschaft wichtigen Impact haben kann. Das hilft schließlich auch dabei, die richtigen Unterstützer an Bord holen zu können.
Fotograf Bildquelle Björn Hesener
Wir bedanken uns bei Anna Lukasson-Herzig für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder