Mittwoch, April 24, 2024
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Wenn du eine Idee hast – go for it

Nina Cisneros Arcos: Mit Orelon Barrieren überwinden und Vielfalt fördern

Stellen Sie sich und das Startup ORELON doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Nina Cisneros Arcos, 39 Jahre alt, Konferenz- und Schriftdolmetscherin, Mutter von drei Kindern und Gründerin. Ich biete mit Orelon eine Vielfalt von Dienstleistungen für die Barrierefreie Kommunikation an: Dazu zählen mitunter Konferenzdolmetschen, Schriftdolmetschen, Gebärdensprachdolmetschen, Live-Untertitelung, Leichte Sprache und Audiodeskription. Unsere Dienstleistungen ermöglichen die sprachliche Barrierefreiheit und eine gleichberechtigte Teilhabe vor allem bei Events und im Bildungsbereich. 

Ein Beispiel für die Anwendung unserer Dienstleistungen: Veranstaltungen werden für hörbeeinträchtigte Menschen verschriftlicht und mit Deutscher Gebärdensprache (DGS) versorgt. Im Bildungsbereich wird beispielsweise der Englischunterricht an der Schule oder die Logistikvorlesung an der Uni für gehörlose oder hörbeeinträchtigte Lernende verschriftlicht. 

Unser Alleinstellungsmerkmal stellt die interlinguale – also übersetzte – Live-Untertitelung dar, die wir anbieten, um das Potenzial auf kommunikative Inklusion live zu maximieren. Wir sind auch als Unternehmen inklusiv aufgestellt: unsere erste feste Mitarbeiterin ist blind und wir arbeiten mit zahlreichen freien Mitarbeitenden mit verschiedenen Beeinträchtigungen zusammen.

Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Als Freiberuflerin wurde ich von Kund:innen oft nicht als Unternehmen wahrgenommen, obwohl alle Konferenzdolmetscher:innen über ein breit aufgestelltes Netzwerk verfügen und Agenturen in nichts nachstehen. Die Sichtbarkeit hat sich durch die Gründung meines Unternehmens wesentlich verbessert. Ich habe nun eine bessere Plattform, um meine Arbeit zu präsentieren und Menschen zu erreichen, die meine Dienstleistungen benötigen. Durch das Wachstum meines Unternehmens habe ich auch die Möglichkeit, andere Menschen in unsere Mission einzubinden, was mich sehr erfüllt.

Als Unternehmerin habe ich zudem mehr Möglichkeiten, meine Vision der Inklusion und Vielfalt zu verwirklichen. Ich kann größere Projekte angehen und meine Ideen in die Tat umsetzen. Ich bin stolz darauf, ein Unternehmen zu führen, das meine Werte und Visionen verkörpert. Ich glaube zudem, dass ich durch die größere Sichtbarkeit meines Vorhabens auch anderen Frauen Mut machen kann, ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Was war bei der Gründung von ORELON die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war definitiv das Fehlen von Unterstützung aus meinem direkten Umfeld, da dort niemand selbst Unternehmer:in war. Die meisten Menschen konnten nicht nachvollziehen, warum ich eine GmbH gründen wollte – und das hat mich zu Beginn spürbar verunsichert. Außerdem war es schwierig, passende Mitgründer:innen zu finden, weshalb ich mich letztendlich dazu entschied, alleine zu gründen.

Jedoch habe ich Glück gehabt und im Laufe der Zeit zwei wunderbare Frauen kennengelernt, die mich bestärkt und unterstützt haben. Die bürokratischen Hürden und der Besuch bei der Notarin waren ein Kinderspiel. Letztendlich hat sich all die harte Arbeit ausgezahlt und ich bin stolz darauf, dass wir nun ein erfolgreiches Unternehmen führen.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Definitiv ja! Meiner Meinung nach sollte man nicht zu lange warten, um eine Idee umzusetzen, nur weil nicht alles perfekt ist. Die Welt braucht neue und innovative Ideen und manchmal ist es besser, sie einfach rauszulassen, auch wenn noch nicht alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet ist. Better done than perfect.

Perfektionismus kann dabei mehr schaden als nützen, da es sehr zeitaufwendig sein kann, alles bis ins letzte Detailauszuklügeln, während möglicherweise in der Zwischenzeit Chancen verpasst werden. Stattdessen einfach wagen und ausprobieren! Auch wenn das Ergebnis nicht perfekt ist, es gibt immer die Möglichkeit, es zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Also, mein Tipp: Einfach loslegen und die Idee umsetzen!

Welche Vision steckt hinter ORELON?

Bei Orelon ist es unser Ziel, Menschen miteinander zu verbinden, unabhängig von ihrer Muttersprache oder körperlichen Fähigkeiten. Wir sind Experten für mehrsprachige und barrierefreie Veranstaltungskommunikation und haben bereits einige Schritte unternommen, um eine gleichberechtigte Teilnahme zu ermöglichen. Wir möchten die Lücke schließen und Diversität in all ihren Formen konsequent denken. Denn Barrierefreiheit bedeutet nicht nur rollstuhlgerecht, sondern auch sprachliche, kulturelle und kognitive Inklusion. Wenn Organisation sich für barrierefreie Veranstaltungskommunikation entscheidet, öffnen sie Türen für Randgruppen, an die sie vielleicht noch gar nicht gedacht haben. Wir glauben fest an ein offenes und wohlwollendes Miteinander und daran, dass Diversität viele Gesichter hat.

Wer ist die Zielgruppe von ORELON?

Unsere Zielgruppe bei Orelon ist breit gefächert und umfasst Eventorganisatoren, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Institutionen, Stiftungen und NGOs sowie natürlich Hörgeschädigte selbst. Wir bieten Barrierefreie Kommunikation an, die darauf abzielt, eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Das bedeutet, dass wir uns an alle richten, die sicherstellen möchten, dass ihre Veranstaltungen oder Inhalte für alle zugänglich sind. 

Dabei können unsere Dienstleistungen vielfältig eingesetzt werden: Unser Ziel ist es, Menschen miteinander zu verbinden und dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit unterschiedlichen Sprach- oder körperlichen Voraussetzungen an allen Arten von Veranstaltungen teilnehmen können.

Wie funktioniert ORELON? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Der Ansatz ist unkompliziert: Interessenten können eine Anfrage stellen, werden von uns individuell beraten, können dann den Vertrag unterschreiben und schon geht es los! 

Weitere Vorteile liegen darin, dass ich das Umfeld sehr gut kenne, da ich selbst Konferenzdolmetscherin bin und mich in verschiedenen Kulturen und Sprachen zuhause fühle. Somit bieten wir eine sehr hohe Qualität und können individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen. Zudem bin ich unglaublich neugierig, offen und flexibel und wir legen großen Wert auf eine kundenorientierte Arbeitsweise.

In meinem Team arbeiten viele qualifizierte Schriftdolmetscher:innen und wir bilden im Bildungsbereich feste Teams pro Schüler:in oder Student:in. Dadurch kommt es zu einer intensiveren Interaktion und dem Aufbau einer Beziehung zwischen ihnen und den Dolmetscher:innen, selbst wenn wir online arbeiten.

ORELON, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren sehe ich Orelon mit einem erweiterten festen Team und einer Präsenz an zahlreichen Schulen und Universitäten in ganz Deutschland. Zudem möchten wir dafür sorgen, dass Events in Berlin und deutschlandweit mit Live-Untertitelung ausgestattet sind und wir somit unserer Vision eines barrierefreien Zugangs zur Wissensvermittlung ein Stück näherkommen.

Ich glaube auch, dass Diversität in der Veranstaltungsbranche immer mehr zum Standard wird und ich bin stolz darauf, dass Orelon dabei eine Rolle spielt. Wir werden auch weiterhin daran arbeiten, innovative Lösungen zu entwickeln und uns den Bedürfnissen unserer Kunden anzupassen, um so langfristig erfolgreich zu sein.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Machen. Egal wie groß oder klein die Idee ist, es ist wichtig, den ersten Schritt zu machen und loszulegen. Nur so kann man herausfinden, ob die Idee tatsächlich funktioniert und wie man sie verbessern kann.

Wenn du eine Idee hast – go for it. Zu viele Gründerinnen zweifeln oft an sich selbst und ihrer Idee, aber es gibt nichts zu verlieren und selbst wenn es nicht auf Anhieb klappt, hat man viel dabei gelernt. Es ist wichtig, sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen und immer weiterzumachen.

Frag nicht Menschen um Rat, die das, was du machen möchtest, nicht gemacht haben. Sie können dir keinen Rat geben, sondern sprechen meist ihre eigenen Ängste und Sorgen aus. Stattdessen solltest du die Menschen fragen, die schon da sind, wo du hinmöchtest: Sie können dir wertvolle Tipps und Erfahrungen mit auf den Weg geben.

Wir bedanken uns bei Nina Cisneros Arcos für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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