Donnerstag, November 6, 2025
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Visionär, Investor, Technologie-Botschafter

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Frank Thelen treibt Technologie in Höhle der Löwen voran @ Foto: RTL / Boris Breuer

Der Mann hinter Freigeist Capital: Frank Thelen prägt Europas Innovationslandschaft

Frank Thelen ist mehr als ein Investor – er ist eine treibende Kraft für technologischen Fortschritt in Europa. Als Seriengründer, Bestsellerautor und TV-Persönlichkeit hat er sich einen Namen gemacht, der für Weitblick, Mut und Innovationsgeist steht. Sein Lebensweg ist geprägt von Unternehmertum, Pioniergeist und einem unerschütterlichen Glauben an Technologie als Motor für gesellschaftlichen Wandel.

Frank Thelen und seine Mission: Früh in Zukunftstechnologien investieren

Seit 1994 gründet und begleitet Frank Thelen technologie- und designorientierte Unternehmen. Als Gründer und CEO von Freigeist Capital liegt sein Fokus auf der Frühphasenfinanzierung visionärer Start-ups. Thelens Portfolio liest sich wie eine Landkarte technologischer Exzellenz: RobCo (Robotik), Xentral (ERP-Lösungen), EnduroSat (Raumfahrt) oder YFood (Food-Tech) zählen zu den Vorzeigeunternehmen, die unter seiner strategischen Führung globale Märkte erobert haben. Die Reichweite der von ihm unterstützten Produkte ist beachtlich – über 100 Millionen Menschen in mehr als 60 Ländern nutzen sie.

Thelen investiert jedoch nicht nur Kapital, sondern auch Know-how. Mit seinem neuen Vehikel TEQ Capital geht er einen Schritt weiter: Die Fonds-Boutique konzentriert sich auf börsennotierte Technologieunternehmen, um auch etablierten Playern Wachstumsimpulse zu geben. Sein Ziel: ein europäisches Technologie-Ökosystem zu schaffen, das weltweit konkurrenzfähig ist.

Frank Thelen in der „Höhle der Löwen“: Rückkehr mit Pioniergeist

Einem breiten Publikum wurde Frank Thelen ab 2014 durch die VOX-Gründersendung Die Höhle der Löwen bekannt. Sechs Jahre lang war er fester Bestandteil des Löwenrudels, bevor er 2020 eine Pause einlegte. Im Herbst 2024 kehrte er für die Jubiläumsfolge zurück – mit großer Resonanz. Nun ist bestätigt: Frank Thelen ist dauerhaft zurück in der Höhle der Löwen.

Gemeinsam mit Dagmar Wöhrl, Judith Williams, Ralf Dümmel, Carsten Maschmeyer und Janna Ensthaler wird er in der neuen Staffel wieder auf Start-up-Jagd gehen. Für ihn ist die Sendung weit mehr als Unterhaltung: „Die Höhle der Löwen ist für mich kein reines Entertainment, sondern ein Ort, an dem aus Ideen Unternehmen werden. Mit Mut, harter Arbeit und klarer Strategie“, so Thelen.

Er selbst hat in diesem Format unter anderem in Marken wie Ankerkraut, YFood, 3Bears oder Little Lunch investiert – Unternehmen, die heute dreistellige Millionenumsätze erzielen und hunderte Arbeitsplätze geschaffen haben. Über die neue Staffel sagt er: „Für mich die stärkste bisher! Die Löwen kämpfen intensiv um die besten Deals, die Gründer pitchen hart und es werden uns Produkte vorgestellt, die wirklich überraschen.“

Technologie trifft Kommunikation: Thelens Reichweite auf Social Media

Auch außerhalb des TV-Formats ist Frank Thelen eine zentrale Stimme im deutschsprachigen Innovationsdiskurs. Über LinkedIn erreicht er rund 500.000 Follower – auf weiteren Plattformen wie X, Instagram, TikTok und YouTube folgen ihm ebenfalls über eine halbe Million Menschen. Täglich kommentiert er dort aktuelle Entwicklungen aus Wirtschaft, Technologie und Politik – klar positioniert, sachlich fundiert, immer mit dem Blick in die Zukunft.

Alle zwei Wochen liefert Frank Thelens Newsletter Innovation Pulse exklusive Einblicke in technologische Entwicklungen, wirtschaftliche Zusammenhänge und persönliche Einschätzungen zu aktuellen Themen. Für viele Gründerinnen und Gründer sowie Tech-Interessierte ist er längst zur Pflichtlektüre geworden.

Auch als Autor hat Thelen deutliche Spuren hinterlassen: Mit Startup-DNA und 10xDNA platzierte er gleich zwei Titel auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Darin zeigt er nicht nur, warum Europa im Bereich Technologie dringend aufholen muss, sondern auch, wie dieser Wandel gelingen kann.

Thelens Wirkung auf die deutsche Start-up-Szene

Frank Thelen hat die deutsche Gründerszene maßgeblich geprägt – nicht nur durch Investitionen, sondern auch durch Sichtbarkeit. Seine Präsenz in „Die Höhle der Löwen“ hat Entrepreneurship in der Mitte der Gesellschaft etabliert. Viele Gründerinnen und Gründer berichten, dass sie durch Thelens Buch oder seine TV-Auftritte erstmals den Mut fanden, eine eigene Idee zu verfolgen.

Gleichzeitig setzt er sich politisch für bessere Rahmenbedingungen für Start-ups ein – etwa in Debatten über Wagniskapital, Bildungsreformen oder Bürokratieabbau. Thelen ist somit nicht nur Kapitalgeber, sondern auch Sprachrohr einer neuen Gründer:innen-Generation in Deutschland.

Fazit: Frank Thelen steht für den digitalen Aufbruch Europas

Wenige Persönlichkeiten stehen in Europa so überzeugend für Technologie, Unternehmertum und Innovationskraft wie Frank Thelen. Ob als Investor, Speaker, Autor oder TV-Investor – er bringt Ideen in die Umsetzung und setzt sich konsequent für eine starke europäische Tech-Zukunft ein.

Durch sein Comeback bei Höhle der Löwen, seine strategischen Investitionen über Freigeist und TEQ Capital sowie seine starke mediale Präsenz zählt Frank Thelen heute zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der deutschen Start-up-Szene.

Foto: RTL / Boris Breuer

Die Höhle der Löwen 2025: Staffelstart am 25.08.2025 bei VOX

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25.08.2025: Gründershow Die Höhle der Löwen startet bei VOX V.o.l.: Janna Ensthaler, Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl, Judith Williams, Frank Thelen und Ralf Dümmel. Foto: RTL / Boris Breuer

Visionen, Biss, Millionen: „Die Höhle der Löwen“ startet am 25.08.2025 auf VOX in eine neue Ära

Die preisgekrönte Gründershow „Die Höhle der Löwen“ kehrt am 25.08.2025 mit neuem Konzept, altbekannten Gesichtern und überraschenden Innovationen zurück. VOX bringt mit der 18. Staffel frischen Wind ins Löwenrudel – und einer, der für ganz besonderen Auftrieb sorgt, ist Frank Thelen, der nach fünf Jahren erstmals wieder als dauerhafter Investor dabei ist. Bereits ab dem 18. August 2025 sind die Folgen exklusiv auf RTL+ abrufbar – eine Woche vor der linearen Ausstrahlung.

Frank Thelen zurück bei Die Höhle der Löwen ab dem 25.08.2025 auf VOX

Frank Thelen, einer der bekanntesten Tech-Investoren Deutschlands, war zwischen 2014 und 2020 ein prägendes Gesicht der Sendung. Für das Jubiläum kehrte er einmalig zurück, nun wird er wieder ein festes Mitglied der Jury. Seine Rückkehr ist nicht nur ein Comeback, sondern ein klares Statement: „Es fühlt sich an wie nach Hause kommen. Die neue Staffel ist für mich einer der stärksten bisher“, erklärt Frank Thelen. „Die Löwen kämpfen intensiv, die Gründer liefern überraschende Ideen – und einige Investments wird man ganz sicher nicht erwartet haben.“

Emotion pur: Neue Einblicke ab 25.08.2025 in die Höhle der Löwen

Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich erstmals auf eine neue Rubrik freuen: den Ankunftsbereich. Hier treffen die Gründerinnen und Gründer kurz vor ihrem Pitch auf Moderator Amiaz Habtu. Die Kamera fängt Emotionen, Nervosität und Aufregung ein – ungefiltert und hautnah. Dieser authentische Blick hinter die Kulissen der Gründershow bringt die menschliche Seite der Start-ups noch stärker in den Vordergrund.

Premiere der Battle-Pitches in der Höhle der Löwen

Ein weiteres Novum ab dem 25.08.2025 sind die sogenannten Battle-Pitches. Zwei Start-ups treten dabei im Kurzpitch gegeneinander an – doch nur eines bekommt die Chance auf die große Bühne vor den Löwen. Wer in der einen Minute nicht überzeugen kann, muss die Höhle der Löwen wieder verlassen. Ein Konzept, das den Wettbewerbsdruck erhöht – und die Spannung für das Publikum mit jeder Folge weiter steigert.

Die Löwen 2025: Wer investiert ab 25.08.2025?

Auch in der 18. Staffel bleibt die Investorenriege prominent besetzt. Neben Rückkehrer Frank Thelen sind wieder dabei:

Sie alle bringen Kapital, Erfahrung und Netzwerk mit – und kämpfen leidenschaftlich um die besten Deals.

Innovationen, Mut und Marktpotenzial in der Höhle der Löwen

Auch in der neuen Staffel wagen sich mutige Gründerinnen und Gründer mit großen Visionen vor die Löwen. Die Bandbreite der Ideen reicht von smarten Alltagshelfern über technologische Innovationen bis hin zu kulinarischen Highlights. Wer überzeugt die Löwen? Wer geht leer aus? Und welche Produkte könnten schon bald den Sprung in den Handel schaffen?

Der Starttermin ist der 25.08.2025: Die Höhle der Löwen bei VOX und natürlich bei RTL+

Ab dem 25.08.2025 zeigt VOX die neuen Folgen der Höhle der Löwen immer montags zur Primetime um 20:15 Uhr. Wer ungeduldig ist, kann die komplette Staffel bereits ab dem 18.08.2025 um 0 Uhr auf RTL+ vorab streamen. Damit bietet sich die ideale Gelegenheit, spannende Deals und bewegende Gründergeschichten vorab zu entdecken.

Fazit: Die Höhle der Löwen beweist auch 2025, dass sich Innovation, Emotion und Unternehmergeist bestens kombinieren lassen. Neue Rubriken, überraschende Duelle und die Rückkehr von Frank Thelen sorgen für ein Staffel-Highlight, das nicht nur für Start-up-Fans ein Muss ist. Der 25.08.2025 markiert den Startschuss für neue Ideen – und vielleicht auch für das nächste große Erfolgsprodukt

Bild von links nach rechts.: Janna Ensthaler, Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl, Judith Williams, Frank Thelen und Ralf Dümmel. Foto: RTL / Boris Breuer

13,3 Mio. für Certivity: Co-Founder Nico Wägerle im Interview

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certivity nico waegerle legaltech interview
v.l.n.r: Tim Gruber (CFO), Sami Vaaraniemi (CSO), Nico Wägerle (CEO), Jörg Ulmer (CTO), Bogdan Bereczki (CPO)

Nico kennt die Welt der Paragrafen – aber noch besser kennt er ihre Schwachstellen. Sieben Jahre lang arbeitete er als Jurist in der Automobilindustrie und sah dabei täglich, wie ineffizient regulatorische Prozesse abliefen. Statt digitaler Lösungen dominierten Excel-Tabellen und manuelle Abläufe. Frustrierend, aber auch inspirierend: Denn genau dieser Missstand war es, der ihn schließlich zum Gründen brachte. Heute steht er mit seinem Unternehmen Certivity an der Spitze eines wachsenden LegalTech-Markts – und zeigt, wie man technische Compliance neu denken kann. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was ihn zum Umdenken bewegt hat, welche Lehren er aus der Konzernwelt mitgenommen hat und warum der Mut zur Veränderung manchmal wichtiger ist als der perfekte Plan.

Nico, du bist ursprünglich Jurist, heute aber Gründer eines LegalTech-Unternehmens. Was hat dich motiviert, diesen eher unkonventionellen Weg einzuschlagen?

Knapp sieben Jahre habe ich als Jurist in der Automobilindustrie gearbeitet und dabei immer wieder erlebt, wie ineffizient regulatorische Prozesse ablaufen. Der Umgang mit einer riesigen Menge an Vorschriften erfolgte meist manuell, oft in Excel. Das war nicht nur zeitaufwendig, sondern auch fehleranfällig und dem Anspruch an Struktur und Nachvollziehbarkeit nicht gerecht.

Diese täglichen Probleme haben bei mir den Wunsch ausgelöst, einen besseren Weg zu finden. Die Frustration über den Status quo wurde letztlich zum Antrieb: Ich wollte nicht länger nur Symptome verwalten, sondern ein strukturelles Problem lösen. So entstand der Schritt raus aus der klassischen Juristerei hinein in die Tech-Welt – nicht weil er bequem war, sondern weil er sich richtig und notwendig angefühlt hat.

Außerdem würden mich vermutlich meine peers schon eher als einen Freigeist – neugierig, lösungsorientiert und fasziniert vom Unternehmertum bezeichenen. Aufgewachsen bin ich in dem kleinen Dorf, in dem TeamViewer einst in einer Garage gegründet wurde. Zu sehen, wie aus dem Nichts ein globales Softwareunternehmen entstehen kann, war ein enormer Antrieb. Es hat mir gezeigt, dass auch aus einem ungewöhnlichen Weg etwas Großes entstehen kann – wenn man den Mut hat, ihn zu gehen.

Wenn du an deine Zeit im Großkonzern zurückdenkst – was hat dich dort am meisten frustriert, und was davon wolltest du als Gründer unbedingt anders machen?

Um ehrlich zu sein, hat mich meine Zeit im Großkonzern nicht frustriert eher im Gegenteil ich war gerne dort. Ich bin direkt nach dem Studium bei Mercedes eingestiegen, und für junge Menschen gibt es kaum eine bessere Schule für den Einstieg ins Berufsleben. Dort habe ich viel über Sorgfalt, Qualität, strukturierte Prozesse und das Zusammenspiel komplexer Organisationen gelernt.

Natürlich bringt ein Konzernumfeld auch Herausforderungen mit sich: Entscheidungen dauern oft lange, Flexibilität ist begrenzt, und nicht immer setzt sich die beste Idee durch – manchmal eben die mit dem stärkeren politischen Rückhalt. Das war sicherlich der Punkt, der mich am meisten beschäftigt hat.

Als Gründer wollte ich die Dinge hier etwas anders machen: Schnelligkeit, Entscheidungsfreude und Umsetzungsstärke leben wir bei Certivity bewusst anders. Wir können Ideen innerhalb von Tagen testen und Entscheidungen treffen, ohne lange Abstimmungswege – das empfinde ich heute als enormen Gewinn. Trotzdem bin ich dankbar für meine Konzernzeit – sie hat mir ein tiefes Verständnis dafür vermittelt, wie professionelle Strukturen funktionieren, die ich natürlich auch bei Certivity eingebracht habe. Ich bin auch überzeugt, dass genau diese Kombination – die Startup-Dynamik gepaart mit dem Qualitätsanspruch und dem professionellen Auftreten, das ich aus dem Konzernumfeld mitgenommen habe – ein zentraler Teil unseres Erfolgs ist. Wir denken und handeln schnell, aber mit Substanz.

Gab es diesen einen Moment, an dem du dachtest: ‚Okay, jetzt reicht’s – ich entwickle eine eigene Lösung‘? Was war der Auslöser, Certivity wirklich zu gründen?

Als ich würde sagen, dass es den einen, alles entscheidenden Moment eigentlich so nicht gab. Es war vielmehr die Summe vieler Erfahrungen, die sich über die Zeit aufgebaut haben. Bei Mercedes habe ich aus erster Hand erlebt, wie komplex und ineffizient der Umgang mit regulatorischen Anforderungen sein kann – und gleichzeitig auch, wie groß der Hebel wäre, wenn man das besser lösen würde. Später war ich bei AID / Argo AI, einem Tech-Unternehmen im Bereich des autonomen Fahrens – und dort sah ich exakt dieselben Herausforderungen wieder. Das war ein wichtiger Moment, weil mir klar wurde: Dieses Problem ist nicht auf einen Einzelfall beschränkt. Als ich dann Bob, einen meiner Co-Founders bei AID / Argo AI kennengelernt habe, wurde alles konkreter. Er hatte sehr ähnliche Erfahrungen bei Audi und Jaguar Land Rover gemacht. Wir haben die Köpfe zusammengesteckt und festgestellt: Es gibt keine wirklich gute Lösung am Markt also bauen wir sie selbst. Hinzu kam, dass ich zu diesem Zeitpunkt auch finanziell gut aufgestellt war, um unternehmerisches Risiko einzugehen. Und es war mitten in der Corona-Zeit – eine Phase, in der man zur Ruhe kam, viel reflektierte und Freiraum hatte, um intensiv an Ideen zu arbeiten. Das war letztlich die ideale Kombination aus Erfahrung in dem Thema, Netzwerk, Timing – und der Überzeugung, dass jetzt der richtige Moment war, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

Viele Start-ups scheitern an der Teamkonstellation. Wie habt ihr euer Gründerteam zusammengestellt – und woran merkt man, ob man langfristig wirklich zusammenpasst?

Ob ein Gründerteam wirklich zusammenpasst, merkt man erst mit der Zeit – wenn man gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Deshalb ist es so schwierig, von Anfang an die „perfekte Konstellation“ zu finden. Es braucht gemeinsame Erfahrungen, Vertrauen und ein ähnliches Mindset.

Bei uns war der Vorteil, dass wir uns bereits kannten und zuvor zusammengearbeitet hatten. Bob, Sami und ich waren Kollegen in einem früheren Unternehmen im Bereich autonomes Fahren. Wir wussten also, wie der andere tickt – was enorm geholfen hat. Jörg haben wir später in einem Accelerator in Stuttgart kennengelernt, und er hat menschlich wie fachlich sofort perfekt ins Team gepasst.

Trotzdem entwickelt sich ein Team ständig weiter. Es geht nicht nur darum, sich fachlich zu ergänzen, sondern auch darum, sich aufeinander einzulassen, Kompromisse zu finden und Rücksicht zu nehmen. Man muss gemeinsam bereit sein, diese Reise wirklich zu gehen. Ich glaube, genau das macht unser Team aus – wir teilen nicht nur die gleiche Vision, sondern wir vertrauen einander und bringen unterschiedliche Perspektiven zusammen, die sich gut ergänzen.

Was war für dich die härteste Lektion im Gründungsprozess? Gibt es etwas, das du mit dem Wissen von heute vielleicht anders angehen würdest?

Ich muss sagen es stimmt schon, was man sagt: First-time Founder machen erstmal viele Fehler – beim zweiten Mal läuft’s meistens besser. Bei mir war das genauso. Ich hätte zum Beispiel viel früher Prioritäten setzen müssen – vor allem, als das Team gewachsen ist. Wir wollten als Gründer anfangs alles selbst machen, haben zu spät Leute geholt – und manchmal auch die falschen. Das hat uns Zeit und Energie gekostet. Und es ist schon auch so, dass der Wechsel vom Konzern- ins Start-up-Mindset war richtig hart war. Ich musste total viel verlernen – langsame Entscheidungsprozesse, Abhängigkeit von Strukturen, das ständige Absichern. Im Start-up musst du einfach schnell entscheiden, auch wenn noch nicht alles klar ist. Unsicherheit gehört dazu.

Aber ich bin im Nachhinein echt dankbar dafür. Gerade diese Fehler haben uns weitergebracht. Sie haben uns als Team geschärft, uns klarer und selbstbewusster gemacht. Heute wissen wir viel besser, worauf es wirklich ankommt – und handeln schneller und fokussierter.

Ihr habt erfolgreich eine Frühphasenfinanzierung abgeschlossen. Wie ist dieser Prozess bei euch abgelaufen – was waren die größten Herausforderungen, und was hast du für künftige Finanzierungsrunden gelernt?

Wir haben ja nicht zum ersten Mal Fundraising gemacht – mit Earlybird X, dem HTGF und ein paar Business Angels waren schon erfahrene Investoren an Bord. Das hat uns bei der Vorbereitung sehr geholfen. Aber trotzdem: Eine Series A ist nochmal ein ganz anderes Spiel als eine Seed-Runde.

Wir hatten eigentlich 6–7 Monate eingeplant, am Ende haben wir die Runde in 3,5 Monaten abgeschlossen – aber das war ein Vollzeitjob und mehr. Tim, mein CFO, und ich haben fast nichts anderes mehr gemacht in der Zeit. Die größte Herausforderung war wirklich, das operative Geschäft loszulassen und den Fokus voll auf die Finanzierungsrunde zu legen – saubere Story, Datenraum, Unterlagen, Pitch-Deck, Investorengespräche, Follow-ups.

Was ich dabei schnell gelernt habe: Du brauchst eine ganz klare Vision – und musst ganz präzise erklären können, warum dein Thema wichtig ist, warum genau jetzt, und warum dein Team das umsetzen kann. Ein gutes Produkt allein reicht nicht.

Was uns definitiv geholfen hat, waren zahlende Kunden und echte Use Cases – damit konnten wir Vertrauen aufbauen. Trotzdem war die Series A viel zahlengetriebener als die Seed-Runde. Da ging’s noch stärker um Vision, Produkt und Team. In der Series A stehen KPIs, Marktgröße, Go-to-Market und Skalierbarkeit viel mehr im Fokus.

Ich bereite mich jetzt schon mental auf die Series B vor – denn da wird’s nochmal anders. Da zählen fast nur noch harte Zahlen: Sales, Wachstum, Retention, CAC, LTV. Auch das ist wieder eine Lernkurve, die wir mitnehmen – und die wir das nächste Mal direkt einplanen.

Wofür setzt ihr das Kapital konkret ein – Produktentwicklung, Teamaufbau oder Markterschließung? Und wie sieht euer Finanzierungsfahrplan für die kommenden Jahre aus?

Unser Fokus liegt auf zwei Hauptbereichen: Positionierung und Produktentwicklung. Auf der Positionierungsseite arbeiten wir daran, unsere Rolle als führender Anbieter für technische Compliance im Automobilsektor weiter zu stärken. Gleichzeitig erweitern wir unser Angebot auf neue Branchen wie Verteidigung, Luft- und Raumfahrt, Schwerindustrie und Konsumgüter.

Auf Produktseite bauen wir die Abdeckung von Vorschriften aus, setzen auf intelligentere KI und schaffen tiefere Integrationen mit Engineering-Tools. Um den langfristigen Erfolg unserer Kund:innen zu sichern, investieren wir gezielt in Onboarding, Schulung und kontinuierliches Feedback. Und mit unserem Wachstum bauen wir auch unser Team aus, besonders mit vielfältigen, leistungsstarken Talenten in Schlüsselrollen.

Wie gehst du mit der Verantwortung als Führungskraft um? Was war für dich schwieriger: das Produkt zu entwickeln oder ein starkes Team zu führen?

Beides hat definitiv seine Herausforderungen – aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen: Ein starkes Team zu führen ist die größere Verantwortung. Ein Produkt kannst du planen, testen, iterieren. Aber bei einem Team geht’s um Menschen – mit ihren eigenen Motivationen, Ängsten, Erwartungen.

Als Gründer musst du ein Umfeld schaffen, in dem sich Menschen sicher, motiviert und handlungsfähig fühlen – und das in einem Start-up, wo es keine Garantien gibt, wo sich Dinge ständig ändern und du nie weißt, was in drei Monaten ist. Gerade in der Anfangsphase ist das eine riesige Verantwortung.

Man muss lernen, loszulassen, zu vertrauen, Feedback zu geben, sich selbst zu reflektieren – und das alles, während du selbst mit Unsicherheit kämpfst. Das ist schon nochmal eine andere Art von Herausforderung als die Produktentwicklung.

Aber genau das ist auch das Schöne daran: Wenn es gelingt, ein starkes Team aufzubauen, das gemeinsam durch Höhen und Tiefen geht – dann ist das viel mehr wert als jedes Feature in der Software.

Wenn du an deine Kindheit zurückdenkst – gab es Werte, Denkweisen oder Vorbilder, die dich als Unternehmer bis heute prägen?

Sehr spannende Frage. Es gibt natürlich ein paar große Vorbilder, die mich bis heute prägen – Menschen, die Dinge getan haben, die vorher undenkbar waren. Neil Armstrong zum Beispiel – dieser Mut, einfach loszugehen, obwohl keiner wusste, was passiert. Oder Einstein, Tesla, Galileo – Leute, die durch ihre ganz eigene Sichtweise Dinge hinterfragt und verändert haben, die heute selbstverständlich sind.

Dann natürlich meine Eltern – mein Papa und meine Mama haben mir Werte mitgegeben, die mich bis heute begleiten: Verantwortung, Neugier, Durchhaltevermögen.

Unternehmerische Vorbilder? Schwierig, da gibt’s viele. Elon Musk fasziniert mich – im Positiven wie im Negativen. Was er bewegt hat, ist wahnsinnig beeindruckend, aber nicht alles ist nachahmenswert. Trotzdem: Diese Vision und Radikalität haben die Welt verändert.

Auch Steve Jobs, Bill Gates, Wozniak – super spannend, wie unterschiedlich sie waren, aber alle auf ihre Weise extrem prägend. Und auch jemand wie Reed Hastings von Netflix hat mich inspiriert – vor allem mit Blick auf Unternehmenskultur und Leadership.

Am Ende glaube ich: Es geht gar nicht darum, ein Vorbild zu haben. Sondern sich mit verschiedenen Stilen auseinanderzusetzen, zu reflektieren: Was passt zu mir? Was kann ich mir abschauen? Und daraus entwickelt man dann nach und nach seinen eigenen Stil.

In welchem Szenario siehst du Certivity in fünf Jahren – eher als Hidden Champion in einer Nische oder als führenden Standard im digitalen Regelwerk-Management?

Unicorn – natürlich! Wir wollen Category Leader werden und der führende Standard. Es geht darum, neu zu definieren, wie Regulierung in technischen Enticklungen gehandhabt wird. Certivity wird das Werkzeug sein, ohne das sich Ingenieure und Compliance Teams ihre Arbeit nicht mehr vorstellen können.

Was waren bisher die größten Stolpersteine beim Aufbau eures Produkts – technisch, rechtlich oder organisatorisch?

Ehrlich gesagt: Als Start-up hat man eigentlich ständig Stolpersteine vor sich. Technisch lösen wir ein extrem komplexes Problem – die Strukturierung und Aufbereitung regulatorischer Daten ist unglaublich aufwendig. Wir haben unsere besten Leute genau daran arbeiten, und trotzdem tauchen immer wieder neue Herausforderungen auf.

Was wir anfangs auch unterschätzt haben: Wie viel Struktur große Kunden von einem jungen Unternehmen erwarten. Für einen Konzern gibt es nur Zulieferer – und die werden alle nach denselben Maßstäben beurteilt. Themen wie IT-Sicherheitszertifikate, definierte Prozesse, ISO-Konformität – das waren echte Augenöffner. Was es bedeutet, das nicht nur aufzuschreiben, sondern auch sauber umzusetzen und im Alltag zu leben, war ein echter Lernprozess.

Und dann kam das Wachstum. Unsere internen Abläufe konnten da nicht immer mithalten – und das hat uns phasenweise ziemlich ins Chaos gestürzt. Wir mussten auf die harte Tour lernen: Es reicht nicht, ein starkes Produkt zu bauen. Du musst auch die Organisation drumherum mitdenken – und sie aktiv mit skalieren.

Du bist gut vernetzt in Verbänden und Gremien. Wie wichtig sind diese Kontakte für den Erfolg eines RegTech-Unternehmens – und wie bringt man sie produktiv ein?

Klar, das war gerade am Anfang ein riesiger Vorteil – wir kannten viele Leute in der Industrie, die sich mit genau den gleichen Problemen herumschlagen. Nicht nur ich war gut vernetzt, auch mein Co-Founder Bob hatte ein starkes Netzwerk, sogar noch besser, weil er verschiedene internationalen Gremien geleitet hat.

Das war für uns ein echtes Asset. Wir kannten die Prozesse, die Herausforderungen, die Denkweise – und konnten uns sofort in unsere Kund:innen hineinversetzen. Das hilft natürlich auch im Sales, weil man nicht erstmal erklären muss, warum das Thema relevant ist. Die Gespräche starten auf Augenhöhe und man wird nicht zwingend als kleines Startup wahrgenommen, sondern als Experte die wir vorher eben waren. 

Viele scheuen den Einstieg ins LegalTech, weil sie denken, es sei zu komplex oder trocken. Was rätst du jungen Gründerinnen und Gründern, die trotzdem in dem Bereich loslegen wollen?

Lass dich nicht einschüchtern. Ja, das Thema ist komplex, aber genau deshalb braucht es kluge Menschen mit frischen Ideen. Wenn du daran interessiert bist, reale Probleme zu lösen und einen Einfluss zu haben, sind LegalTech und RegTech großartige Bereiche. Achte nur darauf, dass du dich in das Problem verliebst und nicht in deine Idee. Eine Idee zu haben ist toll, aber herauszufinden, welches Problem hinter deiner Idee steckt, es zu lösen und dich in das Problem zu verlieben – das ist der wichtigste Teil. 

Was motiviert dich heute mehr – der technologische Fortschritt, das Unternehmertum selbst oder der Impact, den ihr in einer eher trägen Branche erzeugt?

Mich motiviert die Wirkung! Technologie und Unternehmertum sind die Werkzeuge, aber was mich wirklich antreibt, ist zu wissen, dass wir in einer Branche, die dringend Innovation braucht, einen Unterschied machen. Zu sehen, wie unser Produkt den Menschen hilft, ihre Arbeit besser zu erledigen – das ist die wahre Belohnung.

Energie neu denken, einfach investieren

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Helio Connect – Investitionen in erneuerbare Energien mit Wirkung fabio griemens foto helio connect

Helio Connect ermöglicht es, direkt in erneuerbare Energien zu investieren und dabei nachhaltige Renditen mit greifbarem Impact zu verbinden

Wie ist die Idee zu Helio Connect entstanden und welchen persönlichen Hintergrund bringen Sie als Gründer mit?

Ich habe eine kleine Bucket Liste, auf der stand unter anderem “ein nachhaltigkeitsförderndes Unternehmen gründen”. Mit dem Ziel vor Augen haben mein Gründerkollege Constantin und ich uns dann Ende 2023 / Anfang 2024 regelmäßig eingeschlossen und überlegt, wie wir die neue Energiewelt mit anschieben könnten. Nachhaltigkeit war und ist nach wie vor für viele ein Tabu-Wort. Das habe ich nie verstanden und dann entschlossen, das einmal umzudrehen. Wir haben überlegt, wie Menschen von dem Ausbau erneuerbarer Energien profitieren könnten.

Die Antwort: Indem sie selber in die erneuerbaren Energien investieren und dadurch eine Rendite bekommen könnten. Mit diesem Blickwinkel haben wir dann schnell erkannt, dass es einen Weg gibt vorhandenes, privates Kapital in den Ausbau erneuerbarer Energien zu lenken, dadurch z.B. PV- und Batterie entstehen zu lassen, grünen Strom zu erzeugen und den Erlös daraus an den Kunden auszuzahlen. Die Reaktion in meinem Umfeld jedoch war vor allem Verwirrung: “LinkedIn? FREENOW? Und jetzt irgendwas mit Strom, erneuerbare Energien und Finanzen? Wie passt das denn bitte zusammen?!“

Meine Antwort: Stimmt, passt eigentlich nicht. Und genau deshalb vielleicht doch:
Ich komme nicht aus der Energiebranche. Ich habe 2024 noch „Kilowatt Peak“ gegoogelt Aber ich hatte immer schon Spaß daran an den „großen Themen“ mitzuschrauben und gelernt, dass es oft einfach nur darum geht, einen Mehrwert für Nutzer:innen/Kund:innen zu generieren. Vielleicht braucht es in jeder Industrie neben (wichtigen) Insider:innen und Expert:innen auch immer ein paar Quereinsteiger:innen, die die alten Regeln gar nicht erst gelernt haben.

Was genau bietet Helio seinen Partner:innen und Investor:innen, und wie funktioniert die Plattform in der Praxis?

Kurz gesagt: Wir bieten die Vereinfachung eines komplexen Themas. Unser Ziel ist es, das Investment in erneuerbare Energien so attraktiv und so leicht zugänglich zu gestalten, dass es zur naheliegenden Alternative z.B. zum Immobilienkauf wird. Was heißt das konkret? Wir machen große Infrastrukturprojekte wie Solarparks oder Batteriespeicher direkt investierbar und sorgen dafür, dass die Produkte dort angeboten werden, wo Menschen sonst ihre Riesterrente, ETF-Sparpläne oder Immobilien kaufen würden: Bei ihrem Finanz- und Vermögensberater. Kunden erhalten über unsere Partner:innen z.B. eine physische PV-Parzelle, die auf einem Acker irgendwo in Deutschland steht. Der daraus generierte Strom wird verkauft. Und das Geld landet monatlich auf dem Konto. Es wäre also möglich hinzufahren, die Hand draufzulegen (Vorsicht Strom) und zu sagen: „Das hier ist meine PV-Parzelle, die über 120 Haushalte mit grünem Strom versorgt.”

Welche Vision verfolgen Sie mit Helio im Bereich nachhaltiger Energieinvestments?

Deutschland steht heute noch in den Fesseln fossiler Energieträger, ausländischer Lieferabhängigkeiten und weniger übermächtiger Energieriesen. Zudem brauchen wir in Deutschland bis 2030 über 40 Prozent mehr Strom als heute und wollen, dass bis dahin 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Unser erklärtes Ziel ist es, diese Abhängigkeiten Schritt für Schritt aufzubrechen. Jede einzelne Parzelle, die wir verkaufen, wirkt dabei wie ein kleiner, aber messbarer Befreiungsschlag: Sie lenkt privates Kapital direkt in die Energiewende, reduziert CO₂-Emissionen, schafft heimische Wertschöpfung und eröffnet unseren Anleger:innen echte Vermögens­chancen.

An wen richtet sich Ihr Angebot konkret und warum ist der Zugang zu Photovoltaik-Großprojekten gerade für diese Zielgruppe relevant?

Unser Angebot richtet sich an Menschen und Organisationen, die Kapital verantwortungsvoll investieren wollen. Ein Beispiel: Jede:r, der/die schon einmal darüber nachgedacht hat, eine Immobilie zu erwerben, um aus der Miete seine Altersvorsorge aufzubauen. Gerade diese Zielgruppe wird vom klassischen Erneuerbaren-Markt bislang kaum adressiert. Denn der Zugang ist, wie eben erwähnt, eine Top-Down-Angelegenheit und zudem bürokratisch so kompliziert, dass viele abspringen, bevor sie starten. Warum ist das relevant für unsere Zielgruppe? Erstens: Da sie enormes Kapital mobilisieren kann, ist sie schneller und flexibler als Fördermittel oder Großkonzerne. Zweitens, weil sie häufig regional verwurzelt ist: Wenn ein:e Unternehmer:in in der Region investiert, schafft das Akzeptanz, Identifikation und Wertschöpfung vor Ort. Drittens, weil Photovoltaik-Großprojekte stabile Cashflows, inflationsgeschützte Einnahmen und echten Impact liefern – genau das, was langfristige Investor:innen suchen.

Was unterscheidet Helio von klassischen Projektentwicklern oder Energieanbietern?

Wir arbeiten mit den besten Projektentwickler:innen im Land zusammen. Aber statt den 100-Millionen-Euro-Solarpark dann an ein großes Energieunternehmen zu verkaufen, teilen wir ihn auf und machen das Großprojekt für kleinere Investor:innen zugänglich.
Was uns unterscheidet, ist unser Zugang zu drei Welten: Einerseits die technische Tiefe und ein starkes Partner:innennetzwerk, um Projekte bankfähig und netzkompatibel zu machen. Des Weiteren die Finanzrestrukturierung, um Zugang für Unternehmer:innen, aber auch Privatanleger zu ermöglichen. Und letztendlich der Zugang zu Finanzberater:innen und Vermögensberater:innen, die die breite Masse in Deutschland bereits heute schon finanziell beraten: Ab sofort haben sie auch ein echtes Erneuerbare-Energien-Produkt in ihrem Angebot.

Was waren die größten Herausforderungen im ersten Jahr seit der Gründung und wie sind Sie damit umgegangen?

Als Gründer treffe ich jeden Tag Dutzende Entscheidungen. Ich gehe davon aus, dass ich circa die Hälfte davon richtig und die andere Hälfte falsch entscheide. Das Problem: Erst am Schluss entpuppt sich eine vermeintlich richtige Entscheidung als falsche.
Wenn ich zurückblicke, hatten die größten Herausforderungen mit Behördengängen, Formularen, Anmeldungen, Wartezeiten, Steuernummern oder Ähnlichem zu tun.

Wie stellen Sie sicher, dass Investoren jederzeit Transparenz und Kontrolle über ihre Beteiligungen behalten?

Dafür haben wir eine eigene App entwickelt, damit Investor:innen jederzeit sehen können, wo und wie ihr Geld arbeitet. Interessanterweise ist das unser bestes Marketing: Wenn dein:e Nachbar:in dir beim Grillen eine App vor die Nase hält und dir seine/ihre PV-Anlage zeigt, die gerade live Geld verdient, ist das Interesse oftmals geweckt.

Wohin soll sich Helio in den nächsten zwei bis drei Jahren entwickeln? Gibt es Überlegungen, das Angebot auch für private Kleinanleger:innen zu öffnen oder bleibt es bei der B2B-Ausrichtung?

Wir haben schnell begonnen, das Ökosystem weiterzudenken und sprechen über Ventures und Beteiligungen, die einen ähnlich positiven Einfluss auf die neue Energiewelt nehmen können, wie Helio es gerade schon tut. Von der Energieerzeugung, zur Strukturierung, Finanzierung bis hin zur Vermarktung des gewonnen Ökostroms. Eine neue Beteiligung wird beispielsweise den Ausbau von Ladeinfrastrukturen für E-LKWs maßgeblich mitformen, so dass Logistiker ihre Flotte elektrifizieren können.

Wir erleben gerade einen echten Paradigmenwechsel bei Direktinvestitionen in erneuerbare Energien und zwar aus drei Gründen:
Erstens: Das regulatorische Umfeld schafft Wachstumsdruck. Die Ausbauziele für Photovoltaik und Speicher sind ambitioniert, der Markt für Stromvermarktung professionalisiert sich, gleichzeitig bleiben Themen wie Netzanschlüsse oder Finanzierung knifflig. Für Anleger:innen heißt das: Wer frühzeitig in gute Projekte investiert, kann sich langfristige Chancen sichern.

Zweitens: Die Seite derjenigen, die echte Assets statt anonymer Fonds wollen, wird breiter. Für diese Zielgruppe braucht es transparente, greifbare Investments, bei denen Rendite, Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung zusammenkommen.
Drittens: Die Zeiten, in denen Einspeisevergütung der einzige Weg für Renditen war, sind vorbei. Wer heute Strom direkt an Endkunden liefert oder flexible Speicherlösungen integriert, kann Mehrwert für Investor:innen und für den Markt schaffen.

Was sind Ihre drei wichtigsten Learnings als Gründer, die Sie anderen mit auf den Weg geben würden?

Branchenlogik ist kein Naturgesetz.
Ich bin bewusst als Quereinsteiger in den Energiemarkt gegangen – ohne vorgefertigte Denkmuster, aber mit der Überzeugung, dass gerade in traditionellen Märkten der größte Hebel darin liegt, alte Regeln in Frage zu stellen. Wer den Markt nicht „von innen“ kennt, stellt andere Fragen, denkt kundenorientierter und bleibt neugierig. Das hat mir bei Helio enorm geholfen.

Wachstum braucht Fokus auf den Kunden, nicht auf die Branche.
Viele in der Branche reden über Technik, Regulierung oder Märkte – aber oft zu wenig über Nutzer:innen oder die Bürger:innen auf der anderen Seite. Unser größtes Learning war: Wenn du es Kund:innen leichter gestaltest, sich für dich zu entscheiden. Sei es durch echte Qualität, digitale Prozesse oder partnerschaftliche Kommunikation – entsteht Vertrauen. Und das ist im B2B wie im B2C der wahre Gamechanger.

Skalieren heißt: Mut zur Lücke und ständiges Nachschärfen.
Gründen heißt nicht, den perfekten Plan zu haben, sondern schnell genug, gute Entscheidungen zu treffen und dann permanent nachzujustieren. Gerade in einem regulierten, fragmentierten Markt wie der Energiewirtschaft muss man lernen, mit 80 Prozent zu starten, Feedback einzuholen und den Rest unterwegs anzupassen. Anders kommst du nicht vom Fleck.

Bild Fabio Griemens @ Helio Connect

Wir bedanken uns bei Fabio Griemens für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Was gibt pflegenden Angehörigen endlich mehr Sicherheit im Alltag?

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Pflege ABC – Pflege einfach erklärt für pflegende Angehörige clemens meyer holz und dr johannes wimmer

Pflege ABC bietet eine digitale Schulungsplattform, die pflegende Angehörige und Nachbarschaftshelfer mit verständlichem, alltagsnahem Pflegewissen unterstützt

Wie ist die Idee zum Pflege ABC entstanden und wer steckt hinter dem Unternehmen?

Die Idee zum Pflege ABC entstand aus der gemeinsamen Überzeugung – und der persönlichen Erfahrung – dass pflegende Angehörige deutlich mehr Unterstützung verdienen – und zwar dort, wo sie sie wirklich brauchen: im Alltag. Dr. Johannes Wimmer, Mediziner und Experte für verständliche Gesundheitskommunikation, und Clemens Meyer-Holz, Digitalunternehmer mit langjähriger Erfahrung in nutzerzentrierten Plattformmodellen, haben das Pflege ABC 2023 gegründet, um pflegerisches Wissen zugänglich, verständlich und praxisnah aufzubereiten. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team haben sie eine Plattform geschaffen, die Betroffene ganzheitlich und nachhaltig stärkt.

Was war der persönliche Antrieb, eine digitale Schulungsplattform speziell für pflegende Angehörige und Nachbarschaftshelfer aufzubauen?

Viele im Team des Pflege ABC haben selbst Pflege in der Familie erlebt – und dabei gemerkt, wie überfordert man sich fühlen kann, wenn plötzlich komplexe Entscheidungen anstehen. Gleichzeitig ist das Angebot an verlässlichen Informationen oft unübersichtlich oder schwer verständlich. Aus diesem Antrieb ist der Wunsch entstanden, eine Plattform zu schaffen, die Menschen in Pflegesituationen das nötige Werkzeug an die Hand gibt, um die individuellen Herausforderungen der Pflege selbstbestimmt zu meistern.

Welche Vision verfolgt Pflege ABC und wie wird sie im Alltag konkret umgesetzt?

Unsere Vision ist es, Pflege verständlicher, zugänglicher und menschlicher zu machen. Im Alltag bedeutet das: videobasierte Online-Kurse, die jederzeit verfügbar sind, Inhalte, die sich am echten Pflegealltag orientieren, und Experten, die Wissen praxisnah und empathisch vermitteln. Alles digital, flexibel und ohne bürokratische Hürden.

Worin unterscheidet sich Pflege ABC von anderen Pflegekurs-Angeboten auf dem Markt?

Unsere Inhalte sind nicht nur fachlich fundiert, sondern vor allem alltagsnah und verständlich. Wir können auf ein qualifiziertes Team und ein großes Netzwerk an Fachexperten zurückgreifen. Gemeinsam erstellen wir so hochwertige Online-Videos und kombinieren sie mit interaktiven Live-Formaten, hilfreichen Tools und Materialien – gebündelt auf einer Plattform, rund um die Uhr verfügbar.

Wie stellt das Pflege ABC sicher, dass die Inhalte praxisnah, verständlich und rechtlich aktuell sind?

Wir orientieren uns an den aktuellen pflegerischen Standards und nutzen medizinische Wissensplattformen sowie weitere Fachquellen, die mit dem Erfahrungswissen aus der Praxis abgeglichen werden. Alle Inhalte werden redaktionell stets auf Aktualität geprüft.

Welche Rolle spielt die Nachbarschaftshilfe bei euch und wie unterstützt Pflege ABC diesen Bereich besonders?

Nachbarschaftshelfer übernehmen eine immer wichtigere Rolle, das zeigt sich auch in den Abrufzahlen unserer entsprechenden Kurse. Wir bieten speziell auf sie zugeschnittene Schulungen an, die in vielen Bundesländern auch als Nachweis für den Entlastungsbetrag anerkannt werden. So stärken wir diesen Bereich gezielt, da Nachbarschaftshelfer genauso Wissen und Unterstützung wie familiäre Pfleger benötigen.

Gab es beim Aufbau der Plattform Hürden, mit denen ihr nicht gerechnet habt?

Dass das Prinzip der Regionalität auch bei digitalen Angeboten immer noch gilt, stellt für viele Anbieter – auch für uns – immer wieder eine Hürde dar. So gelten beispielsweise unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Bundesländern, was die Anerkennung von Kursen zur Nachbarschaftshilfe betrifft. Das gestaltet Prozesse deutlich langwieriger und damit ineffizienter.

Wie wird die Plattform von den Nutzern angenommen und welche Rückmeldungen sind für euch besonders wertvoll?

Die Plattform wird sehr gut angenommen. Unsere Nutzer haben seit dem Start Ende 2023 bereits über 10 Jahre Videomaterial konsumiert – das zeigt den hohen Bedarf. Die Resonanz auf unsere Inhalte ist sehr positiv – besonders die Kombination aus Flexibilität, Themenvielfalt und Verständlichkeit wird geschätzt. Für uns sind Rückmeldungen wie „Ich habe mich nach dem Kurs endlich sicherer in der Pflege gefühlt“ besonders wertvoll. Sie zeigen uns, dass unser Angebot im Pflegealltag so vieler Menschen einen echten Unterschied macht.

Wie plant Pflege ABC, das Angebot in Zukunft weiterzuentwickeln oder zu erweitern?

Wir wollen unsere Plattform und unser Kursangebot kontinuierlich ausbauen – thematisch, aber auch sprachlich. Pflege betrifft alle Menschen, deswegen sind mehrsprachige Inhalte ein nächster Schritt.

Was würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern raten, die ein digitales Angebot im Gesundheitsbereich entwickeln wollen?

Man muss bereit sein, in komplexen Systemen mit vielen verschiedenen Akteuren zu denken – und trotzdem radikal nutzerorientiert zu handeln. Besonders im Gesundheitswesen ist Vertrauen zentral. Inhalte müssen stimmen, Technik muss stabil und Kommunikation transparent sein. Unser Tipp: Früh mit der Zielgruppe sprechen und Produkte konsequent an deren tatsächlichen Bedarf ausrichten.

Welche Chancen seht ihr in der zunehmenden Digitalisierung der Pflege – auch im Hinblick auf pflegende Angehörige?

Pflege ist und bleibt ein People’s Business, das auch die Digitalisierung nicht ersetzen kann. Digitale Angebote können die Pflege – insbesondere für pflegende Angehörige – aber spürbar erleichtern. Sie bietet die Möglichkeit, sich zu informieren, ohne an Ort oder Zeit gebunden zu sein – das entlastet. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten wird durch digitale Angebote enorm erleichtert. Gerade weil Pflege oft isoliert stattfindet, ist ein digitaler Zugang zu Wissen, Austausch und Unterstützung ein echter Fortschritt.

Wie wichtig ist es euch, Pflegewissen nicht nur zu vermitteln, sondern auch echte Entlastung zu schaffen?

Wir glauben daran, dass Wissen Entlastung bringt. Es geht darum, Menschen in belastenden Situationen konkret zu helfen – sei es mit einem klaren Schritt-für-Schritt-Video, der Unterstützung bei bürokratischen Formalitäten oder der Erkenntnis: „Ich bin nicht allein.“ Wenn am Ende weniger Unsicherheit und mehr Handlungssicherheit stehen, haben wir unser Ziel erreicht.

Bild Clemens Meyer-Holz und Dr. Johannes Wimmer  @ Pflege ABC

Wir bedanken uns bei Clemens Meyer-Holz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Warum herkömmliche Software in der Logistik plötzlich nicht mehr ausreicht

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pyck Toolkit bringt mehr Effizienz und Freiheit in die Logistik pyck teamfoto

pyck entwickelt ein modulares Toolkit für Lagerverwaltungssoftware, das Unternehmen hilft, ihre Logistikprozesse flexibel, effizient und zukunftsfähig zu gestalten

Wie ist die Idee zu pyck entstanden und wer steckt hinter dem Unternehmen?

Die Idee entstand, als ich – heute CEO von pyck – die Innovationsabteilung bei Dematic leitete. Damals erkannte ich, wie stark Innovationen in der Logistik durch unflexible Warehouse-Management-Systeme (WMS) ausgebremst werden. Max, heute CTO, kam ursprünglich aus der Softwareentwicklung. Als Freiberufler half er einem Unternehmen, die Einschränkungen einer Legacy-WMS zu überwinden. Wir beide erkannten die Notwendigkeit einer völlig neuen Methode zur Entwicklung und zum Betrieb von Lagerverwaltungssoftware und beschlossen, diese gemeinsam zu entwickeln. Später kam Matthias als COO hinzu. Er brachte seine Erfahrung in der Entwicklung von B2B-Software und der Skalierung von Early-Stage-Unternehmen ein.

Welche Vision verfolgt pyck im Bereich Warehouse Management und wie soll diese konkret umgesetzt werden?

Unsere Vision: In zehn Jahren soll jedes Produkt in der Lieferkette mit unserer Technologie in Berührung kommen. Das Ziel ist, Kunden die Möglichkeit zu geben, ihre Betriebsabläufe einfach zu skalieren, mit unserem Toolkit neue Logistikprozesse zu schaffen und Innovationen wie KI oder Robotik schnell zu implementieren – und das ohne die heute leider üblichen Komplexitäten und Verzögerungen.

Welche konkreten Herausforderungen gab es bei der Entwicklung des Open-Source-Frameworks und wie wurden diese gelöst?

Wir haben gelernt, dass es besser ist, pyck als Toolkit zu bezeichnen. Eine der größten Herausforderungen bestand darin, das Mindset zu verändern – weg von traditionellen, monolithischen WMS-Strukturen. Zwar verstehen potenzielle Nutzer das Konzept schnell und erkennen die Vorteile, für viele ist es dennoch ein völlig neuer Ansatz. Was wir auch gelernt haben: Am meisten überzeugt pyck, wenn es in einem klar abgegrenzten Proof-of-Concept-Projekt ein reales Problem löst, an dem andere Systeme scheitern.

Für welche Zielgruppen ist pyck besonders geeignet und wie adressieren Sie deren spezifische Anforderungen?

Aktuell fokussieren wir uns auf große Logistikunternehmen, vor allem auf Kontraktlogistik. Diese müssen für die eigenen Kunden oft hochspezifische Prozesse abbilden, die mit finanziellem und zeitlichem Druck einhergehen. Mit pyck geht das schneller, günstiger und bleibt flexibel anpassbar.

Was unterscheidet pyck von klassischen WMS-Lösungen im Markt?

Wir versuchen, pyck nicht als typisches WMS zu positionieren, auch wenn es alle WMS-Funktionen abdeckt. Im Grunde genommen ist es ein Toolkit, mit dem Kunden ihre individuellen Lagerprozesse aufbauen und anpassen können. Auf dem Markt konkurriert es mit WMS-Anbietern, bietet jedoch klare Vorteile:

Kunden können schnell und kostengünstig maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.
Die Implementierung ist schneller, kostengünstiger und kann schrittweise erfolgen, wodurch sich das Sunken-Cost-Risiko reduziert.
Der Quellcode wird in Kürze als Open Source verfügbar sein, wodurch die Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter und damit das Geschäftsrisiko minimiert wird.
Die Anwender erhalten die volle Kontrolle über ihre Lagerverwaltungssoftware.
Das System ist auf schnelle Iteration und Innovation ausgelegt, sodass sich Robotik, externe Software und KI-Tools leicht integrieren lassen.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz im pyck-Framework und wie profitieren Nutzer konkret davon?

KI hilft dabei, Prozesse zu generieren, zu optimieren und automatisiert in Software zu übersetzen. Mit unserem „AI DataMate“ entwickeln wir zudem ein neues Feature. Anwender sind so imstande, per Sprachsteuerung mit dem Bestand und mit Prozessen in natürlicher Sprache zu interagieren. Da pyck mit Blick auf die Integration von KI entwickelt wurde, sind das Datenmodell und die API so strukturiert, dass sie sich nahtlos mit verschiedenen optimierenden KI-Tools verbinden lassen – für mehr Effizienz im Alltag unserer Kunden.

Wie stellt pyck sicher, dass auch kleinere Unternehmen von den modularen Lösungen profitieren können?

Das Angebot für kleinere Unternehmen befindet sich noch in der Entwicklung, weshalb wir dazu aktuell nichts Genaueres sagen können. Wir nutzen jedoch bereits jetzt unser eigenes Toolkit, um eine speziell auf die Bedürfnisse kleinerer E-Commerce-Shops zugeschnittene Lösung zu entwickeln. Weitere Details werden zum offiziellen Launch bekannt gegeben.

Welche strategischen Weiterentwicklungen oder Produkte sind bei pyck in Planung?

Neben dem AI DataMate und unserem E-Commerce-Produkt steht die Markteinführung unseres „Data Manager“ bevor. Damit lassen sich Datentypen per JSON Schema oder durch ein grafisches Interface ganz einfach vom Nutzer selbst erstellen und verwalten, ohne dass ein WMS-Anbieter oder externe Entwickler benötigt werden.

Was war bisher der wichtigste Meilenstein in der Unternehmensentwicklung?

Ein zentraler Meilenstein war die Aufnahme von Matthias in das Team. Die Erweiterung des Gründungsteams von zwei auf drei Personen hat einiges verändert: unsere Organisation, die Kommunikation und die Arbeitsweise. Matthias hat viel mitgebracht, darunter vor allem neue Ideen und umfassende Erfahrung in der Skalierung von B2B-Software Das hat sowohl unsere internen Abläufe als auch unsere Erfolgsquote bei der Kapitalbeschaffung erheblich verbessert.

Wie geht pyck mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Logistik konkret um?

Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA: Mit dem Open-Source-Ansatz unserer Plattform fördern wir Transparenz und langfristige Anpassungsfähigkeit – wichtige Grundlagen für nachhaltige Technologie. Unsere modulare, KI-gestützte Architektur ermöglicht außerdem intelligentere und schlankere Prozesse in den Abläufen unserer Kunden. Dadurch werden Energieverbrauch und Ressourcenverschwendung maßgeblich reduziert. Und damit nicht genug: Indem wir den Anwendern die Möglichkeit geben, ihre eigenen Logistikprozesse zu entwerfen, reduzieren wir nicht nur unnötige Komplexität, sondern fördern auch eine Kultur der kontinuierlichen, nutzerorientierten Verbesserung.

Welche Fehler würden Sie als Gründer heute nicht mehr machen?

Das Fundraising würden wir heute definitiv anders angehen. Ein Beispiel: Zu Beginn haben wir mehrere Monate lang Investitionsgespräche mit einem großen Unternehmen geführt – ohne Erfolg. Danach wandten wir uns an Risikokapitalgeber, doch dafür war es noch zu früh. Rückblickend ist es viel effektiver, in der Anfangsphase mit Business Angels zu starten und dann, mit wachsender Unternehmensreife, schrittweise zu größeren Investoren überzugehen.

Welche drei Tipps würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?

Erstens sollten sie lernen, subjektive Meinungen von wirklich hilfreichem Feedback zu unterscheiden. Wer am lautesten ruft, hat nicht immer auch die besten Ideen.

Zweitens: Wenn sie positives Feedback von Branchenkennern erhalten, aber gleichzeitig Gegenwind von denjenigen kommt, die am Altbewährten festhalten – dann ist das oft ein gutes Zeichen. In dem Fall hat eine Lösung oder Idee großes Potenzial.

Und drittens: bloß nicht zu früh aufgeben! Auch bei pyck gab es viele harte Phasen, in denen wir uns nicht sicher waren, ob wir es schaffen werden. Doch wir haben die Zähne zusammengebissen und alle Durststrecken überstanden, aus gutem Grund. Was wirklich zählt, ist Durchhaltevermögen.

Bild Teamfoto @ pyck

Wir bedanken uns bei Daniel Jarr für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Warum geht das nicht einfach per App?

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Nect Wallet: So gelingt der digitale Ausweis per App Benny Bennet Jürgens Gründer Nect @ Matthias Friel

Nect ist ein deutsches Tech-Startup, das mit seiner ID-Wallet digitale Identitätsprüfungen und Behördengänge radikal vereinfacht

Stell dich und dein Startup Nect doch kurz unseren Lesern vor.

Moin! Ich bin Benny Bennet Jürgens, Gründer und CEO von Nect. Mit Nect haben wir Deutschlands größte ID-Wallet mit mittlerweile über 13 Millionen Usern aufgebaut und machen Schluss mit Warteschlangen im Video-Ident und Terminchaos bei Behördengängen. Die Nect Wallet speichert deinen digitalen Ausweis und ermöglicht dir so einen einfachen Zugang zu Online-Diensten von hochregulierten Unternehmen und Behörden. Darüber hinaus können mit der Nect Wallet sowohl Dokumente digital signiert wie auch empfangen werden. Damit können wir über 10 Millionen physische Briefe endlich „per Mail“ versenden. Wir sind vor allem durch den Einsatz bei fast allen deutschen Krankenkassen, sowie bei der Bundesagentur für Arbeit und ELSTER bekannt geworden. Wir haben drei Patente und waren die ersten, die eine Technologie entwickelt haben, die eine vollautomatische ID-Prüfung ermöglicht und dabei dennoch von hochregulierten Unternehmen genutzt werden kann.

Warum hast du dich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Bevor ich mit Carlo Ulbrich Nect gegründet habe, war ich App-Entwickler bei einer Versicherung. In der App gab es hohe Abbruchquoten bei der Registrierung, weil Nutzer erst auf einen Aktivierungsbrief warten mussten, bevor sie loslegen konnten. Zwischen Download und Nutzung lagen oft drei Tage. Wir suchten deshalb nach einer Lösung, die sofort funktioniert und so kostengünstig ist wie ein Brief – das war der erste Schritt.

Ich bin ein Lösungsfinder. Ich kann Probleme sehr gut auf den Kern herunterbrechen und Lösungen von Grund auf aufbauen, die nachhaltig funktionieren. Dafür brauche ich den Freiraum, mich nicht in überholten Rahmenbedingungen bewegen zu müssen. Ich habe diese Chance nur gesehen, indem ich ein Unternehmen gründe. Heute bin ich auch sehr dankbar, wieviel ich in kurzer Zeit lernen durfte.

Was war bei der Gründung von Nect die größte Herausforderung?

Die regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa und vor allem in Deutschland. Wir haben eine sehr innovationsfeindliche, technologiegeschlossene Regulierung. Das Investitionsrisiko für Innovationen in Deutschland ist riesig. Und vor allem dafür gibt es verhältnismäßig zu wenig Kapital.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Wenn wir von einer echten Innovation reden, dann muss man sogar starten, bevor alles perfekt ist. Die Realnutzung bietet so viele neue Kenntnisse, die man so früh wie möglich in die weitere Entwicklung mit einbeziehen muss.

Welche Vision steckt hinter Nect?

Unser Ziel ist, die größte App in Europa aufzubauen, die den Bürgern den Alltag verbessert und echte Digitalisierung in Deutschland und darüber hinaus vorantreibt, in dem es leichter wird, Kontos zu eröffnen, Ausweise zu verlängern, Anträge zu stellen etc. Dafür bewegen wir uns in einem Bereich, der von sehr starren Strukturen und Vorgaben dominiert ist. Wir wollen mit unseren Lösungen inspirieren, was man alles verändern und verbessern kann, wenn man den Mut (und das Durchhaltevermögen) hat, neue Lösungen in noch so etablierten Systemen zu finden.

Wer ist die Zielgruppe von Nect?

Aktuell verkaufen wir unsere Lösung an hochregulierte Unternehmen und behördliche Online-Dienste. Gleichzeitig beobachten wir, dass der Bedarf an digitalem Vertrauen kontinuierlich wächst und neben ebendiesen auch Plattformen und e-Commerce-Anbieter betrifft – wodurch sich unser Zielmarkt erweitert. Zum anderen wollen wir schon bald die ersten Use-Cases launchen, die vom Nutzer gekauft werden können.

Wie funktioniert Nect? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet dich von anderen Anbietern?

Wir optimieren unsere Lösungen mit vollem Fokus auf den Nutzer. Weil wir überzeugt sind, dass dies langfristig auch richtig und wichtig für unsere Kunden ist. Die meisten mir bekannten Wettbewerber optimieren darauf, was der Kunde denkt, was der Nutzer möchte. So haben wir mit der Nect Wallet den Nutzern die Möglichkeit geschaffen, die einmal verifizierte Identität als digitalen Ausweis wiederzuverwenden, womit wir bereits 13 Millionen Nutzern das Abfilmen und Rumhampeln vor der Kamera ersparen. In dieser Zeit haben unsere Wettbewerber sich darauf konzentriert, das Video-Ident möglichst stark an das Kundenbranding anzupassen.

Wo geht der Weg hin? Wo siehst du dich und Nect in fünf Jahren?

Ich hoffe, dass wir auch in fünf Jahren immer noch so viel Spaß an Erfindung und Fortschritt haben und dass wir es als Unternehmen schaffen, den Markt voranzutreiben. Ich möchte eine Firma schaffen, die niemals einfach nur eine Cash-Cow managed, sondern immer wieder Spaß an der Lösung von großen Problemen findet. Unsere kürzliche Akquisition von Acadias, einem Anbieter einer vollautomatisierten Plattform für KYC- und KYB-Prüfungen, beschleunigt unsere Mission, der Trusted Advisor zwischen Nutzern und Dienstleistern zu werden. Und es ist unser erster anorganischer Schritt auf der Mission, Europas größter Trust Service Provider zu werden.

Welche drei Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Durchhaltevermögen, Mut, Offenheit.

Bild Benny Bennet Jürgens @ Matthias Friel

Wir bedanken uns bei Benny Bennet Jürgens für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Was passiert, wenn Familie, Leidenschaft und Stil aufeinandertreffen?

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SASSY CLYSSY Mode Frauen Trends Roxana Lichtenstein SASSYCLASSY

Wie ist die Idee zu SASSYCLASSY entstanden und welche Geschichte steckt hinter der Gründung?

Wir kommen aus einer Modefamilie in dritter Generation – sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits war Mode stets ein zentrales Thema. Unsere Eltern haben sich sogar in der Branche kennengelernt. Für uns war Mode daher von klein auf ein selbstverständlicher Bestandteil des Alltags.

Die konkrete Gründungsidee entstand 2014. Ich (Roxana) hatte gerade drei Praktika in der Filmindustrie absolviert und festgestellt, dass mich diese Branche nicht erfüllte. Vor meinem Studienbeginn blieben noch zehn Monate – eine Zeit voller Fragezeichen. In einem Gespräch mit unserem Vater, der in der B2B-Welt sehr erfahren war, diskutierten wir die Unterschiede zwischen B2B und B2C. Besonders die direkte Verbindung zum Endkunden faszinierte mich.

Er motivierte mich, gemeinsam mit meinen Brüdern etwas Eigenes im E-Commerce aufzubauen. Noch in derselben Nacht rief ich Boaz und Denys via Skype an – und so wurde die Idee zu SASSYCLASSY geboren.

Was motiviert euch als Gründerteam jeden Tag, SASSYCLASSY weiterzuentwickeln?

Wenn du dein Hobby zum Beruf machst, arbeitest du kaum einen Tag – dieses Zitat begleitet uns seit elf Jahren. Als Geschwister gemeinsam an einer Vision zu arbeiten, ist etwas Besonderes. Wir inspirieren und motivieren uns gegenseitig, und in diesen Gesprächen entstehen oft großartige Ideen für die Weiterentwicklung von SASSYCLASSY.

Ein weiterer Antrieb ist unser Team – die erweiterte SASSYCLASSY-Familie. Die Leidenschaft, mit der jede*r Einzelne bei uns arbeitet, ist spürbar. Und letztlich sind es unsere Kundinnen: Wenn wir auf der Straße jemanden in einem unserer Kleidungsstücke sehen, ist das für uns das schönste Kompliment. Kleidung verleiht Selbstbewusstsein und eine Möglichkeit zur Selbstentfaltung – das treibt uns an.

Welche Vision verfolgt SASSYCLASSY in der Modewelt und wie setzt ihr diese konkret um?

Unsere Mission ist es, Mode zu kreieren, die Frauen dabei unterstützt, sich selbst und ihre Werte mit Mut und Stil zu zeigen. SASSYCLASSY steht für eine neue Generation von Frauen, die sich durch Mode selbstbewusst, elegant und verantwortungsbewusst ausdrücken möchten.

Mit über 1.200 Produkten im Sortiment bieten wir eine breite Auswahl. Je nachdem, wie unsere Kundinnen die Teile kombinieren, können sie ihren individuellen SASSY- oder CLASSY-Stil verkörpern – das Zusammenspiel von Namen und Markenidentität.

Wer gehört zur Zielgruppe von SASSYCLASSY und wie stellt ihr sicher, dass eure Mode genau deren Geschmack trifft?

Unsere Hauptzielgruppe sind Frauen zwischen 25 und 44 Jahren. Wir verstehen uns intern eher als Tech-Company mit Fashion-Fokus – datengetrieben und kundenorientiert. Wir ermöglichen unseren Kundinnen, aktiv Feedback und Produktwünsche einzubringen, die wir dank agiler Prozesse sehr schnell umsetzen können.

Ihr produziert in Italien und Frankreich. Welche Rolle spielt Qualität und Herkunft in eurer Markenphilosophie?

Qualität ist für uns zentral – dabei achten wir insbesondere auf zwei Aspekte: Passform und Material. Passform ist im Onlinehandel eine große Herausforderung. Wir führen alle Fittings intern mit einem Model durch, das Größe 36 und 170 cm groß ist, testen die Teile aber auch an weiteren Personen, um möglichst realistische Eindrücke zu erhalten.

Zudem besitzen wir im Büro Muster in allen Größen von XS bis XL, um Passformunterschiede frühzeitig zu erkennen. Frauen achten stark auf die Haptik von Stoffen – daher setzen wir auf hochwertige Materialien, die langlebig und pflegeleicht sind. Wir verzichten bewusst auf Echtfell und echtes Leder.

Was macht SASSYCLASSY einzigartig im Vergleich zu anderen Modelabels?

SASSYCLASSY ist die Verbindung aus datengetriebener Entscheidungsfindung, kreativem Gespür und familiärem Unternehmertum. Wir kombinieren technologische Prozesse mit Modeleidenschaft und können dadurch besonders schnell auf Trends, Wünsche und Herausforderungen reagieren – und das mit einem persönlichen Touch.

Wie nutzt ihr datengetriebenes Marketing und Influencer-Kooperationen, um erfolgreich am Markt zu bestehen?

Wir haben ein eigenes BI-System entwickelt, das jedes Produkt anhand von KPIs wie Marge, Retourenquote, Conversion Rate, Add-to-Cart oder Impressionen analysiert. Daraus ergibt sich ein Ampelsystem – grün (top), gelb (solide), rot (kritisch) – das unser gesamtes Team nutzt.

Produkte mit hoher Retourenquote werden z. B. nicht für Influencer-Kampagnen ausgewählt, selbst wenn sie sich gut verkaufen. Ziel ist nicht nur Reichweite, sondern vor allem nachhaltige Profitabilität. Auf Basis dieser Daten treffen Einkauf, Grafik und Marketing gemeinsame Entscheidungen.

Gab es Momente, in denen ihr an eure Grenzen gestoßen seid? Wie habt ihr solche Herausforderungen gemeistert?

Tatsächlich erleben wir fast täglich Situationen, in denen wir unsere Komfortzone verlassen müssen. Start-up-Alltag bedeutet ständige Veränderung und kaum Routinen. Was uns hilft: ein starkes Team, gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft, auch bei Rückschlägen nicht den Mut zu verlieren.

Unsere Produktionsketten sind sehr agil – von der Entwicklung bis zur Auslieferung vergehen oft nur wenige Wochen. Gleichzeitig treffen wir datenbasierte Entscheidungen und evaluieren kontinuierlich, welche Teile in Qualität, Nachfrage und Nachhaltigkeit überzeugen.

Welche Entwicklungen plant SASSYCLASSY für die nächsten Jahre? Gibt es neue Produktlinien oder Märkte im Blick?

Internationalisierung steht weit oben auf unserer Agenda. Aktuell liegt unser Fokus auf Deutschland, rund 5 % des Umsatzes kommt aus Österreich. Langfristig möchten wir uns sukzessive in weiteren europäischen Märkten etablieren.

Gleichzeitig arbeiten wir an der Ausweitung unserer Produktkategorien. Unsere neu eingeführte Sportswear-Linie mit rund 30 Teilen wurde hervorragend angenommen – ein Bereich, den wir gezielt weiterentwickeln möchten.

Was würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern aus eurer Erfahrung mit auf den Weg geben?

Aufgeben ist keine Option – es wird immer Herausforderungen geben. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Aus Fehlern zu lernen, sich weiterzuentwickeln und flexibel zu bleiben, ist essenziell. Gründer*in zu sein ist kein glamouröser Lifestyle – es gibt lange Tage, Urlaub, oftmals mit Updates oder Fragen, und Unsicherheiten.

Aber wenn man für etwas brennt, trägt einen genau diese Leidenschaft auch durch schwierige Phasen. Durchhaltevermögen ist die Basis für unternehmerischen Erfolg.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für euch und wie setzt ihr es im Alltag um?

Uns ist bewusst, dass die Modebranche in puncto Nachhaltigkeit noch viel Luft nach oben hat. Wir leisten unseren Beitrag u. a. durch plastikfreien Versand, recycelte Kartonverpackungen und den Einsatz von DHL GoGreen. Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich an der Weiterentwicklung unseres Nachhaltigkeitskonzepts – Schritt für Schritt, aber mit klarem Ziel.

Bild Roxana Lichtenstein @ SASSYCLASSY

Wir bedanken uns bei Roxana Lichtenstein für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie wurde aus einer Küchenidee ein Sommerdrink?

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Señor Dino likör basilikum zitrone Lars Eric Paulsen und Gunnar Krupp @ Niklas Marc Heinecke

Señor Dino bringt frischen Wind in die Spirituosenwelt – mit einem einzigartigen Basilikum-Limoncello, der den Aperitif neu interpretiert

Wie kam es zur Idee für Señor Dino und was hat euch beide motiviert, in den Spirituosenmarkt einzusteigen?

Wenn man mal die 30 überschritten hat, scheint es ein Naturgesetz zu sein, dass man sich ein neues Hobby sucht. Die einen kaufen sich eine teure Kaffeemaschine, die anderen laufen einen Marathon und ich habe Basilikum und Zitrone in Schnaps geworfen, um meinen eigenen Likör herzustellen. Das Ergebnis war zwar nicht genial, aber ich habe so viel Potenzial geschmeckt, dass ich Gunnar gefragt habe, ob wir uns nicht einen Destillateur suchen und einen eigenen Drink rausbringen wollen.

Wie war der Weg von der ersten Rezeptidee bis zur ersten verkauften Flasche?

Weil mein eigener Basilikum-Zitrone-Likör noch Luft nach oben hatte, habe ich eine Hamburger Spirituosenfirma gefragt, ob sie unsere Idee professionell umsetzen kann. Bald kamen die ersten Proben – leider schmeckten die nicht besser als mein eigener Küchenversuch. Auch die nächsten Varianten trafen einfach nicht den Geschmack, den wir im Kopf – beziehungsweise auf der Zunge – hatten.

Wie sich herausstellte, ist es gar nicht so einfach, den frischen Basilikumgeschmack dauerhaft in die Flasche zu bekommen. Wir wollten aber einen richtigen Basilikum-Schock wie bei einem Gin Basil Smash. Zum Glück wurde uns dann Fabian Rohrwasser empfohlen – ein mehrfach ausgezeichneter Destillateur aus der Nähe von Hamburg. Seine ersten Proben waren zwar auch noch nicht perfekt, aber dann kam ein Fläschchen, bei dem wir sofort wussten: Das ist Señor Dino!

Fabian hat uns auch bei der weiteren Planung und Kalkulation unterstützt. Schließlich brauchten wir noch eine passende Flasche, ein eigenständiges Design – und natürlich einen funktionierenden Onlineshop. Alles in allem hat es anderthalb Jahre gedauert, bis wir im Oktober 2024 endlich mit dem Verkauf starten konnten.

Was macht Señor Dino als Basilikum-Limoncello so besonders im Vergleich zu klassischen Limoncelli?

Fun Fact: Gunnar und ich sind beide keine Limoncello-Fans. Wer bei Señor Dino einen klassischen Limoncello erwartet, wird sich wundern. Denn das Basilikum stiehlt der Zitrone ganz klar die Show. Die Zitrone sorgt aber für die nötige Spritzigkeit im Abgang.

Welche Zielgruppe sprecht ihr mit eurem Produkt an und wie kommt Señor Dino bisher an?

Wir sind noch dabei, unsere Zielgruppe kennenzulernen. Durch unsere Reichweite besteht ein Großteil der Kundinnen und Kunden aus Personen, die uns durch unsere Arbeit bei Rocket Beans TV oder dem NDR kennen. Wir hatten aber auch schon die Möglichkeit, auf einer Spirituosen-Messe völlig fremde Menschen probieren zu lassen. Zum einen haben wir ausgehfreudige, genussorientierte Millennials, die den Aperitivo-Lifestyle bereits im Blut haben, angezogen. Aber auch eine Gruppe Best Ager war so begeistert, dass sie fast eine Stunde lang an unserem Stand geblieben ist – und uns ein paar Monate später sogar bei einem unserer Events wieder besucht hat. Das hat uns sehr gefreut – und zeigt, dass Señor Dino kein Nischengetränk ist.

Die erste Charge war schnell ausverkauft. Wie habt ihr das erlebt und was sagt das über den Markt aus?

Ich würde sagen, dass wir den Markt durch unsere Reichweite ausgedribbelt haben. Die Verkaufszahlen sagen also weniger über den Markt aus, als über die großartige Unterstützung unserer Community. Durch sie hatte Señor Dino diesen tollen Startschuss.

Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es einen Markt für qualitativ hochwertige Liköre gibt. In Bars und Restaurants habe ich bei fast jedem alkoholischen Getränk die Wahl zwischen Massenware und Premium – bei Wein, Sekt, Vodka, Gin, sogar bei Bier. Nur beim Aperitif greifen wir oft ganz selbstverständlich zur günstigen Standardflasche aus Massenproduktion.

Außerdem trinken wir alle immer die gleichen ein, zwei Aperitifs, die uns am Ende des Sommers zum Hals raushängen. Ich würde behaupten: Da ist noch Platz für einen tollen Basilikum-Drink als Ergänzung.

Was waren die größten Herausforderungen beim Einstieg als Branchenfremde?

In der Medienwelt sind wir super vernetzt – in der Spirituosenbranche dagegen kannten wir niemanden. Es konnte uns also auch niemand helfen. Wir haben bei null gestartet und mussten uns alles erstmal anrecherchieren. Wir sind mit einer fast unverschämten Naivität an die Sache rangegangen. Better done than perfect. Bloß nichts zerdenken! Auch betriebswirtschaftlich waren wir keine Profis – und da wir beide noch Vollzeit in anderen Jobs arbeiten, gab’s einige Stolpersteine und alles hat ein bisschen länger gedauert.

Der größte Brocken ist aber definitiv das fehlende Kapital. Wer in dieser Branche gegen die Big Player bestehen und ein Produkt wirklich groß machen will, dem hilft vor allem eins: viel Cash. Wir haben ein paar Euros aus unseren Sparschweinen gesammelt und losgelegt! Aber wer weiß – es lässt sich bestimmt bald jemand mit viel Cash von unserem Dino überzeugen.

Wie wichtig war euch die Entscheidung, in einer deutschen Destille zu produzieren?

Wir legen großen Wert auf faire Produktionsbedingungen und top Qualität. Aber: Für uns war der Standort an sich kein entscheidendes Kriterium. Solange unsere Werte auch anderswo gewahrt worden wären, hätten wir genauso gut in einer ausländischen Destille produzieren können. Dass wir nun in Norddeutschland einen großartigen Partner gefunden haben, ist ein Glücksfall – aber kein Dogma.

Welche Rolle spielt der Standort Hamburg-Eimsbüttel für euer Gründungsvorhaben?

Irgendwie hat es was Schönes, dass wir beide im gleichen Viertel wohnen – und Señor Dino damit quasi ein Kind von Eimsbüttel ist. Später werden die Gazetten sicher schreiben: „Wer hätte gedacht, dass die Jungs aus Eimsbüttel einen solchen Welterfolg landen konnten.“ Oder eben: „Schade, dass unsere Eimsbüttler Jungs so glorios scheiterten.“ Man wird sehen.

Was plant ihr für die nächsten Monate mit Señor Dino – kommt bald eine neue Sorte oder Erweiterung?

Wir tüfteln gerade an einer neuen Sorte und an einer alkoholfreien Variante – darauf freue ich mich riesig. Ein paar weitere Ideen schwirren auch schon im Kopf herum, aber im Moment geht’s für uns als Startup vor allem darum, erstmal durchzuhalten.

Außerdem sind wir demnächst auf der eat&style auf dem Hamburger Großmarkt und dem Bottle Market in Bremen vertreten. Und am 2. August schenken wir Señor Dino bei unserem Partner Sonnendeck St. Pauli aus. Solche Events sind für uns Gold wert – im direkten Kontakt mit den Leuten lernen wir jedes Mal unglaublich viel. Das inspiriert uns und erinnert uns daran, warum wir das alles machen.

Wie geht ihr mit dem Wettbewerb in der boomenden Spirituosenszene um?

Es gibt kaum Branchen, in denen es wenig Wettbewerb gibt und viele würde man als boomend bezeichnen. Wir boomen einfach mit und setzen auf einen freundschaftlichen Austausch mit anderen Herstellern, von denen wir sicher viel lernen können. Durchsetzen werden sich die mit top Qualität, top Marketing und viel Cash. Also in die Runde gefragt: Gibt’s hier jemanden mit viel Cash? Meldet euch!

Was würdet ihr anderen Quereinsteigern raten, die ebenfalls den Sprung in eine neue Branche wagen wollen?

Nur machen, wenn man wirklich Bock drauf hat – und bereit ist, einen Großteil seiner Freizeit und Denkkapazität ins neue Projekt zu stecken. Ich habe früh gemerkt, dass mir aktuell nichts mehr Spaß macht, als die Arbeit an Señor Dino. Daher bin ich bereit, viele Nächte wach im Bett zu liegen und über die nächsten Schritte unserer Schnapsidee nachzudenken.

Bild v.l.n.r. Lars Eric Paulsen und Gunnar Krupp @ Niklas Marc Heinecke

Wir bedanken uns bei Lars Eric Paulsen für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Warum lohnt sich der erste Schritt, wenn noch keiner ihn geht?

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Lucanus Polagnoli/ Calm/Storm Ventures @ Fotograf Klaus Vyhnalek

Im Gespräch mit Lucanus Polagnoli, Gründer und Managing Partner von Calm/Storm Ventures, werfen wir einen Blick darauf, wie sich Europas digitale Gesundheitslandschaft durch gezielte Frühphasen-Investments verändert – lange bevor es dafür etablierte Märkte gibt.

Sie investieren mit Calm/Storm in Startups, lange bevor es etablierte Märkte dafür gibt. Was reizt Sie an dieser Art von Frühphasen-Investments?

Lucanus Polagnoli : Der Reiz liegt darin, schon heute dabei zu sein, wenn die Lösungen von morgen gebaut werden. Gleichzeitig ist genau dort die Hebelwirkung am größten. Wir investieren in Teams, die Produkte und Lösungen bauen für Märkte, die ganz neu sind oder die es noch gar nicht gibt. Dabei versuchen die Gründer:innen ganz einfach die Probleme von heute zu lösen – regulatorische, strukturelle oder gesellschaftliche. Unsere These: Je relevanter das Problem ist und je besser die (digitale) Problemlösung, desto wahrscheinlicher wird dafür ein neuer Markt entstehen und gleichzeitig gestalten wir damit die Zukunft mit.

Welche Rolle spielt Intuition im Vergleich zu Daten, wenn Sie in digitale Gesundheitslösungen investieren?

Lucanus Polagnoli : Wir treffen keine Entscheidungen “blind”, aber in der Frühphase gibt es naturgemäß wenig belastbare Daten. Was wir analysieren, ist der sogenannte “Founder-Market-Fit”: Wie tief versteht das Team das Problem? Wie glaubwürdig ist ihre Vision? Wie gut passt ihre Historie zur Vision? Das sind oft qualitative Daten, aber am Ende sind es diese Fragen, auf die wir eine besonders gute Antwort haben möchten, um zu investieren.

Der Bereich Digital Health ist in Europa komplex – regulatorisch, strukturell und kulturell. Warum lohnt es sich trotzdem, genau hier Frühphasen-Risiken einzugehen?

Lucanus Polagnoli : Weil die größten Probleme auch die größten Chancen bergen. Unsere Gesundheitssysteme leiden unter Fragmentierung, Fachkräftemangel und veralteter Infrastruktur. Wer es hier schafft, schafft es überall. Viele unserer Portfolio-Unternehmen starten in Europa und skalieren dann global, denn “Diabetes” hört nicht an der Grenze auf. Gesundheitsthemen sind universell. Spannend ist: In den USA ist es nicht besser. Aus struktureller Sicht ist der Markt dort auch ein “Chaos”.

In welchen entstehenden Märkten oder Technologien sehen Sie derzeit die größten Chancen für nachhaltige Gesundheitsinnovationen?

Lucanus Polagnoli : Wir sehen großes Potenzial dort, wo strukturelle Versorgungsengpässe auf technologische Hebel treffen. Das sind beispielsweise die Allgemeinmedizin im ländlichen Raum (Lillian Care), gestiegene Aufmerksamkeit für die ganzheitliche Vorsorge (AEON) oder die Automatisierung von Administration in Kliniken oder Praxen (Nelly). Außerdem beobachten wir einen massiven Aufschwung bei KI in der klinischen Entscheidungsunterstützung und Infrastruktur.

Lucanus Polagnoli : Wir investieren sehr früh und sehr gezielt – und zwar nur in Software, nur in Health, nur in Europa. Unser Portfolio ist dadurch gleichzeitig extrem fokussiert (eben nur eine Industrie und ein eingeschränkter geografischer Raum) und aber dann auch extrem breit innerhalb dieser Nische gestreut. Wer unsere Investments verfolgt, sieht quasi einen Querschnitt der europäischen Gesundheitsmärkte und deren Innovation bzw. Digitalisierung.

Sie sprechen davon, dass neue Gesundheitsmärkte entstehen, bevor Systeme oder Krankenkassen reagieren. Wie erkennen Sie solche Lücken im System?

Lucanus Polagnoli : Wir beobachten nicht die Systeme, sondern vor allem die Menschen: Patient:innen, Pflegekräfte, Ärzt:innen. Ihre Frustration, ihr Verhalten, ihre Ausweichstrategien. Daraus entstehen Opportunitäten. Wenn Männer beispielsweise lieber anonym online Hilfe suchen als zum Arzt zu gehen, weil es sich um ein “Tabuthema” handelt. Gerade dann investieren wir in Produkte und Lösungen für dieses Thema (Everyman).

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in der nächsten Welle digitaler Gesundheitslösungen – und worauf achten Sie bei Investments in diesem Bereich?

Eine zentrale. Aber nicht dort, wo alle hinschauen. KI ist in der Versorgung wichtig – z. B. als klinische Entscheidungshilfe – aber im Moment liegt der größte Hebel in der Infrastruktur: Verwaltung, Abrechnung, Kommunikation, Ressourcenplanung. Hier ist KI oft der Produktivitätsbooster, der das System entlastet.

Können Sie uns Einblicke in Ihr Portfolio geben: Welche Thesen haben sich bestätigt – und wo lagen Sie daneben?

Lucanus Polagnoli/ Calm/Storm Ventures: Falsch lag die Branche mit der Hoffnung, dass DIGAs massenhaft verschrieben werden. Was sich aber bestätigt hat: Menschen sind bereit, selbst für gute Gesundheitslösungen zu zahlen. Das gilt insbesondere im Wellbeing- und Longevity-Bereich. Viele Lösungen funktionieren direkt im B2C besser als über die Krankenkassen.

Wie hoch ist die Series-A-Quote bei Ihren Investments – und was sagen diese Zahlen über die Marktreife digitaler Health-Startups aus?

Lucanus Polagnoli/ Calm/Storm Ventures: In den letzten 24 Monaten haben neun unserer Startups eine Series A abgeschlossen, zwei weitere eine Extension. Für einen Frühphasenfonds wie uns ist das eine starke Quote – gerade im Digital-Health-Bereich, wo die Kapitalmärkte besonders selektiv agieren. Es zeigt, dass Investoren dann bereit sind, auch große Summen zu investieren, wenn die Unternehmen funktionierende Produkte für „große“ Probleme bauen können.

Gibt es spezifische Regionen oder Länder in Europa, in denen Sie besonders viel Innovationspotenzial sehen?

Lucanus Polagnoli/ Calm/Storm Ventures: Innovation kommt nicht nur aus Berlin oder London. Wir sehen starke Teams aus dem Baltikum, aus Spanien, der Schweiz, den Nordics. Diese Regionen werden oft unterschätzt, die Gründer:innen arbeiten aber extrem lösungsorientiert. Entscheidend ist nicht der Standort, sondern die Tiefe des Problemverständnisses. Und da schneiden osteuropäische Teams genauso gut ab wie westeuropäische. Wir würden genauso in ein Team aus Portugal investieren wie in ein Team aus dem Wallis.

Was müssen Gründer*innen im Digital-Health-Sektor mitbringen, damit Sie sich für ein Investment interessieren?

Lucanus Polagnoli/ Calm/Storm Ventures: Wir suchen Gründer:innen, die ihr eigenes Problem lösen wollen und nicht glauben wollen, dass es dafür einfach keine schnelle/digitale Unterstützung gibt. Dafür brauchen sie gar keine spezifischen (Industrie-)Vorkenntnisse. Gleichzeitig suchen wir aber auch jene, die vielleicht jahrelange Branchenerfahrung mitbringen und dabei erkannt haben, wo digitale Lösungen den größten Nutzen bringen könnten.

Frühphasen-Investment ist ein Blick in die Zukunft. Wohin entwickelt sich Europas Gesundheitsmarkt in den nächsten fünf Jahren?

Lucanus Polagnoli/ Calm/Storm Ventures: Auch wenn unsere Systeme eher träge sind, die Bedürfnisse der Menschen ändern sich rasant. Wir sehen eine starke Zunahme von “Selbstzahlermärkten”, also großes Potential für “Out-of-Pocket”-Lösungen. Gleichzeitig übernehmen die Menschen deutlich mehr Eigenverantwortung in der Vorsorge und sie haben eine Aufmerksamkeit für Gesundheitsthemen im Allgemeinen. Da hat COVID sicher eine Rolle gespielt, aber auch Social Media, wo leider auch ganz viel Fehlinformation verbreitet wird. Und wir sehen neue, heute noch “unsichtbare” zukünftige Marktführer in Marktnischen. Wir glauben, dass dies der Schlüssel für den Erfolg in der digitalen Gesundheitsbranche sein wird: Eine spezielle Lösung so gut zu entwickeln, dass man quasi zum Monopolisten in seiner Nische wird.

Bild Lucanus Polagnoli  @ Fotograf Klaus Vyhnalek

Wir bedanken uns bei Lucanus Polagnoli für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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