Montag, Mai 19, 2025
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Demokratie neu denken: Sonst steigen uns die Jungen aufs Dach – und das zu Recht!

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Prof. Dr. Andrea Römmele demokratie generation hercareer Professorin für Politische Kommunikation und Vizepräsidentin an der Hertie School in Berlin © M. Knickriem

„Dass wir die Zukunft gemeinsam gestalten können, macht die Demokratie zur Demokratie“, schreibt Prof. Dr. Andrea Römmele in ihrem aktuellen Buch. „Demokratie neu denken“ ist teils Analyse, teils Denkfabrik. Die Vize-Direktorin der Hertie School stellt darin viele elementare Fragen, auf die wir dringend Antworten finden müssen. Im Gespräch mit herCAREER-Redakteurin Kristina Appel macht sie deutlich: Die Gefahren für die Demokratie sind groß, aber verloren ist sie deshalb noch nicht. Wir haben die Wahl.   

Prof. Dr. Andrea Römmele: „Egal, welche der Megatrends wir uns anschauen: ohne aktive Steuerung und Gestaltung ist eine noch stärker polarisierte Gesellschaft, eine noch weiter wachsende soziale Ungleichheit die Folge.“

herCAREER: Frau Römmele, in Ihrem Vorwort schreiben Sie: „Mir ist um unsere Demokratie nicht bange.“ Was stimmt Sie so positiv, bei all den aktuellen anti-demokratischen Entwicklungen?

Andrea Römmele: Meinen Optimismus schöpfe ich aus dem Austausch mit der jungen Generation, seien es meine Studierenden oder meine eigene Familie. Dabei fallen mir zwei Dinge auf: Erstens sind fast alle jungen Menschen, mit denen ich zu tun habe, in irgendeiner Form zivilgesellschaftlich organisiert. Das ist nicht immer auf den ersten Blick politisch, das kann im Fußballverein sein, im Chor, also im vorpolitischen Raum. Hier sammeln sie zentrale Erfahrungen für die Demokratie!

herCAREER: Und zweitens?

Andrea Römmele: Die junge Generation hat Disruption in der DNA. In meiner Generation hat sich (im Westen der Republik) zumindest gefühlt immer alles linear in Richtung „besser, höher, schneller, weiter“ entwickelt. Spätestens 1989 „siegte“ die liberale Demokratie, so hat es der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama in seinem Essay „The End of History and the Last Man“ beschrieben. Mehr Chancen, mehr Freiheit, mehr Wohlstand. Die heutige Jugend ist zum Teil nach 9/11 geboren, ein großes Krisenereignis. Dann kamen die Finanz-, die Immobilien- und die Eurokrise. Schließlich der Flüchtlingssommer, der Brexit und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2016. Corona und Russlands Invasion in der Ukraine. Für die Jungen ist das Chaos die Norm, weil sie nie eine Ordnung kannten wie wir. Deshalb bin ich optimistisch. Solange – und davon wird alles abhängen – sie jetzt auch schnell Verantwortung übernehmen können und wollen.

herCAREER: Ist das Ihr Appell – der jungen Nachfolge die Türen öffnen?

Andrea Römmele: Ja. Die Bundesregierung und die Parteien sind hoffnungslos überaltert und der Osten ist hoffnungslos unterrepräsentiert. Wir müssen es schaffen, attraktive Wege für die Beteiligung der kommenden Generationen zu ermöglichen – auch jenseits der Parteien.

herCAREER: Wie das gelingen könnte, skizzieren Sie in Ihrem Buch „Demokratie neu denken“. Sie zeichnen dort fiktive Zukunftsszenarien. Sind das fantastische Utopien oder basieren diese Szenarien auch auf aktueller Forschung?

Andrea Römmele: Beides. Sie sind das Ergebnis einer Denkfabrik, aber sie basieren auf Forschung. Es braucht nicht viel, um diese positiven Szenarien zum Leben zu erwecken. Meine fiktiven Szenarien sollen dies veranschaulichen.

herCAREER: Sie umreißen die Dringlichkeit eines neuen Demokratieverständnisses anhand von fünf Megatrends: Digitalisierung, Urbanisierung, demografischer Wandel und Migration, Klimawandel und Globalisierung. Warum?

Andrea Römmele: Diese Megatrends sind Entwicklungen, die die globale Gesellschaft ganzheitlich erfassen. Lawinen in Zeitlupe: Sie erfassen uns politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell: Es führt kein Weg an ihnen vorbei. Wir werden die Konsequenzen spüren – an vielen Stellen spüren wir sie längst. Wir werden diese Entwicklungen also nicht verhindern, aber wir müssen ihre Konsequenzen aktiv gestalten. Das ist mein zentraler Appell im Buch.

herCAREER: Was sind das für Konsequenzen, insbesondere für unsere Demokratie?

Andrea Römmele: Wenn wir diese Trends jetzt nicht konstruktiv mitgestalten, werden wir sehr schnell Wende- und Kipppunkte erreichen, wie wir sie aus dem Klimadiskurs kennen. Egal, welche der Megatrends wir uns anschauen: ohne aktive Steuerung und Gestaltung ist eine noch stärker polarisierte Gesellschaft, eine noch weiter wachsende soziale Ungleichheit die Folge. Und dies würde zu einem weiteren Erstarken der AfD führen.

herCAREER: Sie beginnen das Buch mit der Digitalisierung. Sie sollte demokratischen Diskurs fördern – mittlerweile tut sie das Gegenteil…

Andrea Römmele: Das ist eine der ganz großen Herausforderungen: Im Netz kursieren Fake News, Propaganda, Desinformation. Warum ist das eine Gefahr für die Demokratie? Weil Demokratie darauf beruht, dass wir uns auf der Basis von Fakten miteinander auseinandersetzen. Wir können in einer Demokratie unterschiedlicher Meinung sein, wir können auch emotional debattieren, aber für konstruktive Debatten muss die Grundlage der Auseinandersetzung auf Fakten beruhen.

herCAREER: Ein Fakt ist, dass unsere Bevölkerungspyramide auf dem Kopf steht. Welche Gefahr birgt der demografische Wandel für die Demokratie?

Andrea Römmele: Der Gesellschaftsvertrag und unsere sozialen Sicherungssysteme basieren auf vielen Jungen und wenigen Alten. Diesen Umstand haben wir aber seit Jahrzehnten nicht mehr. Denkt man dies zu Ende, müssen immer weniger junge Menschen für immer mehr Ältere aufkommen (Rente, Kranken- und Pflegeversicherung). Wie soll das funktionieren? Gerhard Schröder hat mit der Agenda 2010 versucht nachzusteuern, aber es muss dringend weiter nachgebessert werden, sonst steigen uns die Jungen aufs Dach – und das zu Recht.

herCAREER: Sie meinen also, der Generationenvertrag muss neu geschrieben und die Sozialversicherung neu aufgestellt werden?

Andrea Römmele: Ja. Natürlich könnte man den Personalmangel durch Migration ausgleichen, was wir ja auch mit jungen Facharbeiter:innen erfolgreich versuchen. Aber wenn wir über Migration reden, dürfen wir die Integration nicht vergessen. Wie integrieren wir diese Facharbeiter:innen? Wann bekommen sie die deutsche Staatsbürgerschaft, wann sind sie Teil des Systems und dürfen wählen? Wenn diese Menschen nicht in den demokratischen Prozess einbezogen werden, dann haben wir sie auch nicht ehrlich und konsequent integriert.

herCAREER: Weniger Jugend, aber immer noch zu wenig Wohnraum in den Städten: Wie gefährdet die Urbanisierung unsere Demokratie?

Andrea Römmele: Wohnen ist für mich die neue soziale Frage! Wohnungsnot verursacht soziale Spannungen und führt zu einer Überlastung der städtischen Infrastruktur. Die Welt braucht nachhaltige Stadtplanungskonzepte, die soziale Integration fördern. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mangel an Wohnraum in den Städten einer der Gründe ist, warum Die Linke bei dieser Bundestagswahl so stark zugelegt hat. Sie ist die einzige Partei, die diesen Mangel wirklich ernst nimmt.

herCAREER: Wo die Menschen in die Städte ziehen, verlieren die Gemeinden auf dem Land an Attraktivität und Lebensgrundlage. Dennoch liegen Ihrer Meinung nach die großen Chancen für demokratische Teilhabe auf dem Land. Warum?

Andrea Römmele: Vor Ort, in der Gemeinde, kann man schnell etwas verändern. Man hat mehr Kontakt, erlebt Demokratie hautnah und sieht die Auswirkungen demokratischen Engagements. Und es ist wichtig, dass wir einem wachsenden Stadt-Land-Gefälle entgegenwirken. Welche Auswirkungen diese wachsende Kluft haben kann, sehen wir in Ostdeutschland und noch stärker in den USA.

herCAREER: Diese Aussicht allein wird keine „Stadtflucht“ anstoßen. Was braucht es, damit die Menschen wieder gerne auf dem Land leben?

Andrea Römmele: Wir brauchen Investitionen in die gesamte Infrastruktur. Nicht nur Züge und S-Bahnen mit guten Anbindungen, sondern eben auch Ärzt:innen, Kindergärten und Schulen. Das Stadt-Land-Gefälle muss sich entspannen, denn wir sehen deutlich, dass gerade die Menschen, die AfD wählen, oft auf dem Land leben und sich die Gefühle des Abgehängtseins und der Unzufriedenheit in der Zustimmung zu den Narrativen der AfD widerspiegeln.

herCAREER: Sprechen wir über das Klima. Es gibt Städte, in denen schon heute Temperaturen um die 50 Grad gemessen werden. Sturmfluten bedrohen Wohnviertel am Meer und an Flussmündungen. Wie und warum bedroht der Klimawandel Demokratien?

Andrea Römmele: Indem er die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert. Sozial Schwächere spüren die klimatischen Veränderungen stärker: Sie leben zum Beispiel auf engerem Raum, mit weniger Grünflächen, in schlechter gedämmten Häusern. Sie und ich, wir können in den Park gehen und uns zu Hause die klimafreundlichste Klimaanlage einbauen lassen, die wir finden können. Und – in der Klimafrage wird besonders deutlich, dass wir uns von unserem sehr (neo)liberalen Demokratieverständnis verabschieden müssen.

herCAREER: Was meinen Sie damit?

Andrea Römmele: Wir haben lange mit einer Demokratievorstellung gelebt, in der es um die Maximierung der eigenen Interessen ging. Von dieser Idee müssen wir uns verabschieden und stattdessen mehr an das Kollektiv und an langfristige Nachhaltigkeit denken. Wenn wir unser Grundgesetz genauer studieren, sehen wir, dass das Individuum immer in die Gemeinschaft eingebettet ist und aus dem Blickwinkel der Gemeinschaft gedacht wird. Wir als Wohlhabende müssen auf bestimmte Privilegien verzichten – weniger Luxusgüter wie Privatflugzeuge und große Autos. Auch die Unternehmen, die einen sehr hohen CO2-Verbrauch haben, müssen auf nachhaltigere Prozesse umstellen, denn wir kommen sonst in große Schwierigkeiten. Aber ich glaube, das ist möglich!

herCAREER: Da entsteht die Frage: Ist es noch demokratisch, wenn der Staat uns bestimmte Regeln oder einen Verzicht für mehr Nachhaltigkeit auferlegt?

Andrea Römmele: Ja, das ist es. Wir brauchen ein politisches System, das besser und schneller auf Veränderungen reagiert und sich selbst schneller verändern kann. Ein System, das Neuanfänge fördert.

herCAREER: Wie können wie das begünstigen?

Andrea Römmele: Die Megatrends werden weiter voranschreiten, das ist sicher. Unsere Aufgabe ist es, sie politisch so zu steuern, dass Ungleichheiten ausgeglichen werden. Und da sind wir wieder am Anfang unseres Gesprächs: Ich glaube, wir müssen das disruptive Denken, das in der Wirtschaft so positiv besetzt ist, auch in die Politik bringen. Dort bedeutet Disruption Innovation – sie bringt Fortschritt und Veränderung. Die Frage ist: Wie kann Demokratie konstruktiv mit Disruption umgehen?

herCAREER: Und was hindert uns derzeit daran?

Andrea Römmele: Wir haben über Jahrzehnte ein System aufgebaut, das uns Stabilität und Verlässlichkeit gebracht hat. Jetzt brauchen wir ein System, das flexibel und reaktionsfähig ist, aber natürlich nichts an Stabilität und Verlässlichkeit einbüßt. Das eine schließt das andere nicht aus! Um dieses Denkmuster zu verändern, brauchen wir klare und gute Führung, die nicht reaktiv, sondern visionär ist. Transparente und konsequente Kommunikation. Und: junge Menschen in der Politik.

herCAREER: Ein Aspekt, der all dem zugrunde liegt, ist Vertrauen. Wir wissen, dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung das Vertrauen in die politischen Akteur:innen und sogar in die Demokratie verloren hat. Wie bekommen wir das zurück?

Andrea Römmele: Ich glaube, dass wir alle, und so eben auch die politischen Akteur:innen, neuen Mut brauchen. Einen Zukunftsmut-Modus, in dem wir uns auf das konzentrieren, was uns wirklich gelingt. Denn uns gelingt schon sehr viel, aber wir reden nur über das, was schiefläuft. Ich wünsche mir, dass wir dieses Narrativ ändern und anfangen, Demokratie neu zu denken.

Bild: Prof. Dr. Andrea Römmele Professorin für Politische Kommunikation und Vizepräsidentin an der Hertie School in Berlin © M. Knickriem

Das Interview führte herCAREER-Redakteurin Kristina Appel.

Auf der diesjährigen herCAREER Expo wird Prof. Dr. Andrea Römmele am Freitag, den 10. Oktober im Münchener MOC beim Authors-MeetUp über ihr Buch „Demokratie neu denken“ sprechen. 

Manchmal wäre ich gerne Vater

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anna Clauß hercareer frauen- Leiterin des Ressorts Meinung und Debatte beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL © Julia Rebecca Rotter

In ihrem Buch „Mein Mann ist die bessere Mutter“ beschreibt Anna Clauß, wie ihr Mann streifenfreier putzt als sie und als Selbstständiger den gemeinsamen Sohn nachmittags von der Schulfreizeit abholt, während sie an Redaktions-Deadlines und -konferenzen gebunden ist und manchmal aus Zeitmangel Fischstäbchen serviert. Eigentlich geben die beiden damit ein perfektes Beispiel für moderne Elternschaft ab. Warum hadert sie trotzdem immer wieder mit sich?

Anna Clauß: „Wer von Frauen mehr politisches Engagement fordert, muss im Umkehrschluss von Männern mehr Engagement zu Hause fordern.“

herCAREER: Anna, du bist berufstätige Mutter. Im Buch bezeichnest du diese Situation als Doppelleben. Wie sieht dieses Doppelleben aus?

Anna Clauß: Der Begriff beschreibt für mich, dass ich zwei Rollen voll ausfülle. Dadurch entsteht ein permanenter Zeitmangel. Ich habe immer das Gefühl, dass ein Teil meines Lebens zu kurz kommt. Denn natürlich könnte ich immer noch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Wenn ich von einem Doppelleben spreche, klingt das nach Problemen und Stress. Aber ich will nicht jammern. Ich liebe meine Arbeit. Und ich liebe mein Kind.

herCAREER: Glaubst du, dass dieser Spagat, eine gute Mutter zu sein und gleichzeitig eine gute Journalistin, eine gute Vorgesetzte zu sein, für Frauen jemals zufriedenstellend bewältigt werden kann?

Anna Clauß: Jetzt muss ich doch ein bisschen jammern – denn ich glaube: Nein. Solange die Mutterrolle gesellschaftlich so mit Erwartungen aufgeladen ist, hat man als berufstätige Frau keine Chance, diese Erwartungen zu erfüllen.

herCAREER: Im Buch schreibst du den starken Satz: „Manchmal wäre ich gerne Vater.“ Was steckt für dich alles drin in diesem Satz?

Anna Clauß: Schon die Natur des Kinderkriegens ist sehr ungerecht verteilt: Männer haben den ganzen Spaß, Frauen haben die ganze Arbeit und tragen das ganze Risiko. Und dann die Privilegien: Ich habe Kollegen mit bis zu vier Kindern und sie haben trotzdem problemlos Karriere gemacht. Man kann ruhig ein wenig neidisch darauf sein, dass Männer bis ins hohe Alter Väter werden können und Kinder zudem als „nice to have“ betrachten können. Für Frauen bedeuten Kinder laut gesellschaftlicher Rollenzuschreibung Zuständigkeit und Verpflichtung, Männer dagegen haben die Wahl, ob und wie stark sie sich als Väter einbringen wollen.

herCAREER: Was stört dich daran besonders?

Anna Clauß: Dass es keine biologische Zwangsläufigkeit ist, sondern ein soziales Konstrukt. Wir könnten es also ändern.

herCAREER: Was wünschst du dir von der Politik? Was fehlt?

Anna Clauß: Mir fehlt grundsätzlich die Bereitschaft, Macht und Privilegien abzugeben. Politiker setzen sich zu 150 Prozent für ihre Karriere ein. Und das ist auch gut so, aber niemand wird von Markus Söder erwarten, dass er mit einem seiner vier Kinder darüber hinaus noch Hausaufgaben macht. Er soll damit angegeben haben, dass er noch nie in seinem Leben einen Kinderwagen geschoben hat. Er war offenbar nach dem Akt der Zeugung fein raus. Ich sehe in der Politik zu wenig Bereitschaft, Macht abzugeben, Karrieren organisch wachsen zu lassen und Care-Arbeit zu teilen – und das sogar als Bereicherung zu empfinden.

herCAREER: Hast du eine Idee, wie man diese Bereitschaft schaffen könnte?

Anna Clauß: Quoten sind sicher ein Weg. Und wir reden immer wieder über paritätische Wahlgesetze. Das hätten wir gerade mit der Wahlrechtsreform angehen können – stattdessen haben wir jetzt einen historisch niedrigen Frauenanteil im Bundestag. Und dann heißt es wieder, es kandidieren keine Frauen!

herCAREER: Wie auch, wenn die Strukturen es nicht zulassen …?!

Anna Clauß: Genau. Weil die meisten Mütter eben nicht die Zeit haben, mit Mitte 30 nachmittags auf einem CSU-Kreisverbandstag im Gemeinderat zu sitzen. Wenn überhaupt, sitzen sie im Elternbeirat der Schule oder der Kita – und das ist auch wichtig, aber dort ändern sie eben nicht das System. Wer von Frauen mehr politisches Engagement fordert, muss im Umkehrschluss von Männern mehr Engagement zu Hause fordern. Denn alles andere läuft auf dieses Doppelleben hinaus.

herCAREER: Es gibt das Phänomen – und das ist auch wissenschaftlich belegt –, dass Paare, die sich bis zur Elternschaft Karriere und Haushalt gleichberechtigt geteilt haben, mit der Geburt eines Kindes in ein traditionelles Rollenverständnis zurückfallen. Wie war das bei euch?

Anna Clauß: Bis zur Geburt meines Kindes war ich überzeugt, dass wir alle längst gleichberechtigt sind, ich dachte, Quoten seien überflüssig. Ich war nicht darauf vorbereitet, wie patriarchal die ganze Gesellschaft ist und wie viel Energie diese ganzen Aushandlungsprozesse fressen würden. Ich dachte, Liebe und Vertrauen und ein bisschen Abenteuerlust reichen aus, um die Betreuung unseres Sohnes gleichberechtigt aufzuteilen.

herCAREER: Wenn du noch einmal zum ersten Mal Mutter werden könntest, welche Gespräche würdest du mit deinem Mann führen?

Anna Clauß: Viele! Eine der Geschichten in meinem Buch beschreibt ja, wie ich mit meinem Mann immer wieder darüber diskutiert habe, welchen Nachnamen unser Sohn tragen soll. Das war eigentlich das einzige Thema vor der Geburt, bei dem wir eine Du-oder-Ich-Diskussion geführt haben. Es hätte uns nicht geschadet, wenn wir uns zumindest spielerisch auch mit anderen Fragen auseinandergesetzt hätten.

herCAREER: Adoptiveltern werden während des Adoptionsprozesses gezwungen, sich diese Fragen zu stellen: Wer übernimmt, wenn das Kind krank ist? Wer kümmert sich während der Schließzeiten des Kindergartens und der Schulferien usw.? Eine gute Idee für alle?

Anna Clauß: Ja, ich stelle mir das ganz fröhlich vor, so ein paar Fragebögen auszufüllen.

herCAREER: Was sagst du den Frauen, die behaupten, man könne Kinder und Karriere unter einen Hut bringen?

Anna Clauß: Ich finde es gut, anderen Frauen mit solchen Aussagen Mut zu machen. Aber letztlich geht es nur, wenn man sich Hilfe leisten kann oder Eltern hat, die fit sind und in der Nähe wohnen. Für die meisten Frauen ist das im jetzigen System nicht möglich – schon gar nicht, wenn man mehr als ein Kind hat. Kinder sind ein Vollzeitjob.

herCAREER: Was wolltest du mit dem Buch erreichen? Welche Botschaft senden?

Anna Clauß: Ich hatte mir vor allem Männer als Adressaten für das Buch vorgestellt. Denn das ist ja ein Teil des Problems: Wir Frauen tauschen uns ständig aus und fragen: „Wie machst du das?“ Und die Väter bleiben währenddessen schön außen vor. Oder sie werden angeprangert und man zeigt mit dem Finger auf sie und das böse Patriarchat. Ich wollte eigentlich mehr auf die Männer zeigen und sagen: „Hey, ihr könnt das! Warum seid ihr nicht alle die besseren Mütter?“

herCAREER: Du gehst im Buch manchmal sehr hart mit dir ins Gericht, sprichst von Momenten des Scheiterns als Mutter. Dabei sind du und dein Mann doch eigentlich ein modernes Modell von Elternschaft – beide voll berufstätig, eine pragmatische und geschlechtsunabhängige Rollenverteilung. Kannst du das für dich anerkennen?

Anna Clauß: Ich frage mich, wenn unser Sohn mal 18 oder älter ist, ob er sich eine:n Partner:in sucht, der:die so unabhängig ist wie seine Mutter. Oder ob er denkt: Das war blöd, dass meine Mama so viel unterwegs war, ich suche eine:n Partner:in, die sich um mich und unsere Familie kümmert.

herCAREER: Liegt das daran, dass du eine Mutter hattest, die selbst Müsliriegel gebacken und Spiele für die ganze Nachbarschaft organisiert hat?

Anna Clauß: Ja, ich fand es toll, eine Mutter zu haben, die so präsent war und mit uns und den Nachbarskindern auf der Straße Völkerball und Gummihüpfen gespielt hat.

herCAREER: Dabei ist erwiesen, dass der Mutterinstinkt nur ein soziales Konstrukt ist, eine Erzählung. Könnten wir das Doppelleben der Mütter entspannen, wenn wir den Elternbegriff entgendern würden? Oder ist das zu viel verlangt?

Anna Clauß: Vor ein paar Jahren gab es einen Aufschrei, als eine Behörde auf einem Formular nicht mehr Vater und Mutter schrieb, sondern Elternteil 1 und Elternteil 2. Die konservative Politik war sofort auf Zinne: „Die Stadt München will Vater und Mutter abschaffen.“ Ich finde auch, Elternteil 1 und Elternteil 2, das klingt sehr technisch. Aber eigentlich ist das die Zukunft. Schließlich gibt es auch Oma 1 und 2. Und wenn du in einer Patchworkfamilie lebst, bist du vielleicht ein Elternteil 3. Früher war es doch auch ganz normal, dass Kinder mit verschiedenen Bezugspersonen aufwachsen.

herCAREER: Hast du eine Vision für die Zukunft? Wie kann Elternschaft gleichberechtigter werden?

Anna Clauß: Ich träume davon, dass sich Gesellschaft und Wirtschaft irgendwann auf die Vier-Tage-Woche einigen. Denn dann hätten auch zwei Elternteile, die Vollzeit arbeiten, insgesamt sechs Tage in der Woche frei, um sich um ihre Angehörigen zu kümmern. Wir müssen ein neues Zeitmanagement entwickeln – und für mehr Gleichberechtigung wäre die Vier-Tage-Woche ein idealer Start.

Das Interview führte herCAREER-Redakteurin Kristina Appel.

Bild: Leiterin des Ressorts Meinung und Debatte beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL © Julia Rebecca Rotter

Auf der diesjährigen herCAREER Expo am 10. Oktober im Münchener MOC wird Anna Clauß ihr Buch „Mein Mann ist die bessere Mutter“ beim Author’s-MeetUp vorstellen.

Wie können Daten schon beim Sammeln klüger werden?

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lightly edge daten founderteam bild sitzend Matthias Heller und Igor Susmelj @ Lightly

Lightly entwickelt Lösungen zur intelligenten Datenfilterung direkt auf Geräten und unterstützt Unternehmen dabei, effizientere KI-Modelle zu trainieren.

Was genau ist Lightly Edge und welche Probleme möchten Sie damit lösen?

Lightly Edge ist ein intelligentes, Edge-basiertes Datenerfassungssystem, das direkt auf Geräten, wie zum Beispiel Autos, Roboter oder Kameras läuft. Es schaut dabei in Echtzeit Sensordatenströme wie bspw. Videofeeds an und filtert diese. Dadurch adressiert Lightly zwei große Herausforderungen in der KI-Entwicklung:

Training mit den richtigen Daten – Viele Datensätze sind mit redundanten Informationen gefüllt, die nicht zur Verbesserung der Modellleistung beitragen.

Kostspielige Nachbearbeitung – Traditionell werden Daten kuratiert, nachdem sie gespeichert worden sind, oft in der Cloud. Dies führt zu hohen Speicher- und Bandbreitenkosten, insbesondere bei Videodaten. Durch die Filterung der Daten zum Zeitpunkt der Erfassung trägt Lightly Edge dazu bei, unnötige Datenerfassung zu reduzieren und diese Kosten erheblich zu senken.

Wie kam es zur Idee, mit Lightly eine datenorientierte Lösung für maschinelles Lernen zu entwickeln?

Lightly wurde von mir, Matthias Heller, zusammen mit Igor Susmelj gegründet. Wir haben an der ETH und in Harvard studiert, wobei Igor einen Hintergrund in Computer Vision und Deep Learning hat. Die Idee entstand aus Igors Erfahrung mit dem Training von KI-Modellen mit riesigen Mengen ungefilterter Daten – es wurde klar, dass mehr Daten nicht unbedingt besser sind.

Diese Erkenntnis bildete die Grundlage für unser erstes Produkt, LightlyOne. Seitdem hat sich die Branche in dieselbe Richtung entwickelt und konzentriert sich zunehmend auf die Qualität der Daten und nicht nur auf die Menge. Lightly Edge ist eine natürliche Weiterentwicklung dieser Idee und überträgt dieselben Prinzipien auf Edge-Geräte.

Was ist die Vision hinter Lightly und wie fügt sich Lightly Edge in diese ein?

Unsere Aufgabe bei Lightly ist es, Ingenieuren für maschinelles Lernen dabei zu helfen, leistungsfähigere Computer-Vision-Modelle zu entwickeln, indem wir ihnen die richtigen Werkzeuge für die Arbeit mit den richtigen Daten an die Hand geben.

Die Qualität eines Modells ist eng mit der Qualität der Daten verbunden, aus denen es lernt. Die Daten sind sozusagen die Nahrung für KI-Modelle und wie beim Menschen kommt es auch hier auf die Qualität an. Lightly Edge hilft dabei nur die Daten zu sammeln, welche man auch wirklich fürs Training braucht und das direkt im Moment der Datenerfassung. Es geht darum, Teams dabei zu unterstützen, früher intelligente Entscheidungen zu treffen, damit sie schneller und mit mehr Vertrauen handeln können.

Wie profitieren Unternehmen konkret von der Verarbeitung direkt an der Edge statt in der Cloud?

Die Verarbeitung von Daten an der Schnittstelle bietet mehrere Vorteile:

„Collection Cars“ sind speicherlimitiert, was die Reichweite der Datensammlung stark einschränkt. Besonders für seltene Szenarien sind daher viele Fahrten nötig. Mit Lightly Edge werden nur relevante und wertvolle Daten übertragen, wodurch Speicher und Bandbreite effizient genutzt werden. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Energie und CO2-Emissionen.

Schnellere Iteration, da Teams in Echtzeit Einblicke in die gesammelten Daten erhalten.

Bessere Kontrolle, da Unternehmen mit Hilfe unseres Vision Language Models Erfassungsstrategien gezielt auf ihre spezifischen Ziele und Szenarien ausrichten können. So wird bereits während der Datensammlung erkannt, welche Inhalte relevant sind.

All dies führt zu einem effizienteren und gezielteren Ansatz bei der Modellentwicklung.

Welche Zielgruppe spricht Lightly Edge besonders an und mit welchen Anwendungsfällen?

Wir haben Lightly Edge ursprünglich für Automobilhersteller entwickelt, insbesondere für diejenigen, die an autonomen Fahrsystemen und ADAS arbeiten.

Es löst zwei entscheidende Probleme für sie:

Es erfasst selektiv Randfälle – wie ein Kind, das eine Straße überquert, oder komplexe Fahrbedingungen –, die die Trainingsdatensätze tatsächlich verbessern.

Und es bietet eine dringend benötigte Alternative zu dem oft manuellen und fehleranfälligen Datenerfassungsprozess.

Die potenziellen Anwendungen reichen jedoch weit über die Automobilindustrie hinaus, von der Landwirtschaft bis zum Einzelhandel und darüber.

Was unterscheidet Lightly Edge von klassischen Lösungen zur Datenvorverarbeitung im KI-Kontext?

Bei den meisten herkömmlichen Lösungen wird erst alles gesammelt und gespeichert und dann versucht, den ganzen Datenpool zu bereinigen. Das ist ineffizient und teuer – vor allem bei großen Datenmengen wie Video.

Lightly Edge kehrt dieses Modell um. Indem es Daten in Echtzeit auswertet und direkt auf dem Gerät filtert, ermöglicht es intelligentere Entscheidungen direkt am Anfang der Pipeline. Es handelt sich nicht nur um eine Vorverarbeitung, sondern um eine intelligente Erfassung.

Welche technischen Herausforderungen mussten Sie beim Aufbau von Lightly Edge überwinden?

Die größte Herausforderung bestand darin, die Echtzeitverarbeitung auf Geräten mit begrenzter Rechenleistung zu ermöglichen. Wir mussten das richtige Gleichgewicht zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit finden und sicherstellen, dass unsere Modelle eine qualitativ hochwertige Datenselektion ohne Latenzzeiten liefern konnten.

Dies bedeutete eine tiefgreifende Optimierung und eine Menge Arbeit, um die Robustheit in verschiedenen Anwendungsfällen zu gewährleisten – und gleichzeitig eine einfache Bedienung des Systems zu gewährleisten.

Wie wichtig ist das Thema Datenschutz für Ihre Kunden und wie begegnet Lightly Edge diesen Anforderungen?

Datenschutz hat höchste Priorität, insbesondere in Regionen wie Europa, wo Vorschriften wie die DSGVO hohe Anforderungen stellen.
Mit Lightly Edge erfolgt die Datenauswahl direkt lokal auf dem Gerät. Dadurch werden weniger Rohdaten übertragen oder gespeichert, was das Risiko von Datenlecks erheblich reduziert. Wie bei all unseren Produkten behalten unsere Kunden stets die volle Kontrolle über ihre Datenpipelines.

Wie sehen die nächsten Entwicklungsschritte für Lightly Edge und Lightly allgemein aus?

Wir konzentrieren uns auf die Ausweitung von Lightly Edge auf neue Plattformen und Branchen, wie z. B. Drohnen, industrielle Automatisierung und mehr.

Gleichzeitig haben wir gerade zwei aufregende neue Produkte auf den Markt gebracht, die gerade an Dynamik gewinnen. Wir wollen die Integration in unserem gesamten Ökosystem vertiefen und in Bereichen mit starken Synergien wachsen, um die Erfassung und Nutzung von Daten in visuellen KI-Workflows weiter zu verbessern.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Industriepartnern, etwa im Automotive- oder Robotics-Bereich?

Wir arbeiten eng mit mehreren großen Industrieunternehmen zusammen. In der Automobilindustrie gehören Unternehmen wie Bosch zu unseren Partnern. In der Landwirtschaft kooperieren wir mit Unternehmen wie John Deere und Syngenta. Wir sind sogar in den Einzelhandel eingestiegen und arbeiten mit Walmart zusammen.

Man merkt, dass sich der Fokus von „Wir sammeln alle Daten“ hin zu „Wir wollen die richtigen Daten sammeln“ verschoben hat. Es ist spannend zu sehen, wie sich große, etablierte Unternehmen zunehmend der datenzentrierten KI-Entwicklung zuwenden. In der Industrie wurde erkannt, dass echte Durchbrüche nur mit den richtigen Daten möglich sind.

Was würden Sie Gründern raten, die ebenfalls ein KI-Produkt für datenintensive Anwendungen entwickeln möchten?

Man muss reale Probleme lösen und messbaren Mehrwert schaffen. Von Anfang an haben wir in Benutzerfreundlichkeit und eine einfache Bereitstellung investiert. Genauso wichtig ist es, anpassungsfähig zu bleiben – was heute in der Wachstumsphase funktioniert, kann morgen schon überholt sein. Entscheidend ist, stets nah an den Nutzern zu bleiben, denn die besten Ideen entstehen, wenn man ihre schwierigsten Herausforderungen versteht und löst.

Was treibt Ihr Team an, die Datenpipeline für visuelle KI so radikal neu zu denken?

Wir glauben, dass die Zukunft der KI nicht nur in besseren Modellen, sondern auch in besseren Daten liegt. Der nächste Leistungssprung wird sich aus der intelligenten Erfassung und Nutzung von Daten ergeben, da der Zugang zu Daten immer leichter wird.

Diese Überzeugung treibt unser Team jeden Tag an. Unsere Leidenschaft ist es, Entwicklern dabei zu helfen, schnellere, intelligentere und robustere Systeme zu entwickeln – vor allem in Bereichen, in denen viel auf dem Spiel steht, wie autonomes Fahren und Robotik.

Bild: Matthias Heller und Igor Susmelj @ Lightly

Wir bedanken uns bei Matthias Heller für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Lightly

Kontakt:

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Schützengasse 23
8001 Zürich
Schweiz

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info@lightly.ai

Ansprechpartner: Matthias Heller

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Wie du trotz Rückenschmerzen wieder in Bewegung kommst – und warum das auch im Büroalltag entscheidend ist

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Rückenguru Rückenschmerzen Rückengesundheit Gründer Marc Bleisteiner

Rückenguru.de ist eine Plattform für Rückengesundheit. Sie verbindet persönliche Erfahrungen mit wissenschaftlichem Wissen und motiviert zu einem aktiven Umgang mit Rückenschmerzen

Was ist die Idee hinter Rückenguru und wer sind die Köpfe hinter dem Unternehmen?

Ohne ärztlichen Hintergrund, aber mit einer langen eigenen Leidensgeschichte wollten wir eine Plattform schaffen, die Menschen mit Rückenschmerzen Mut macht, selbst aktiv zu werden. Rückenguru ist aus der Überzeugung entstanden, dass es nicht immer Hightech oder teure Therapien braucht, sondern oft die richtigen Informationen und Anregungen, um den ersten Schritt zu machen. Hinter Rückenguru stehen Menschen, die selbst betroffen waren und nun ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen möchten.

Welche Vision verfolgt Rückenguru im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung?

Die zentrale Vision von Rückenguru ist es, Menschen über Wege zur Förderung der Rückengesundheit und zur Linderung von Rückenschmerzen aufzuklären – ob im privaten Alltag oder im beruflichen Kontext. Wir teilen fundiertes Wissen und persönliche Erfahrungen sowie Tipps, für Einzelpersonen ebenso wie für Entscheider im Arbeitsumfeld.

An wen richtet sich das Angebot von Rückenguru und wie stellen Sie sicher, dass die Inhalte individuell wirksam sind?

Rückenguru richtet sich an Menschen, die selbst aktiv werden möchten, um ihre Rückengesundheit zu verbessern. Die Inhalte basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, persönlichen Erfahrungen und praxisnahen Empfehlungen. Sie orientieren sich an typischen Schmerzmustern und alltäglichen Belastungen, um möglichst vielen Betroffenen verständliche und anwendbare Hilfe zu bieten.

Wichtig: Rückenguru bietet keine individuelle Beratung und ersetzt keine medizinische Diagnose oder Therapie. Bei anhaltenden, unklaren oder starken Beschwerden ist eine ärztliche Abklärung selbstverständlich unerlässlich.

Was unterscheidet Rückenguru von anderen digitalen Lösungen zur Gesundheitsförderung?

Im Unterschied zu vielen anderen Gesundheitsplattformen konzentriert sich Rückenguru ausschließlich auf den Rücken. Diese klare Fokussierung erlaubt es uns, Inhalte voll auf Rückenthemen auszurichten. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, wachsen unsere Inhalte stetig – mit dem Ziel, die besten und verständlichsten Tipps rund um einen gesunden Rücken zu bieten.

Gab es in der Anfangsphase besondere Herausforderungen? Wenn ja, wie haben Sie diese gemeistert?

Ja, absolut – gerade am Anfang gab es Selbstzweifel. Ohne ärztlichen Hintergrund haben wir uns natürlich gefragt: Dürfen wir das überhaupt? Können wir wirklich helfen? Doch je mehr wir in unser eigenes Projekt hineingewachsen sind, desto klarer wurde: Unser großer Erfahrungsschatz – weil wir selbst lange mit Rückenschmerzen zu kämpfen hatten – ist keine Schwäche, sondern unsere größte Stärke.

Gleichzeitig legen wir großen Wert auf saubere Recherche und fachlich fundierte Inhalte. Diese Mischung macht uns heute selbstbewusst: Wir bieten keine medizinische Behandlung – aber ehrliche und gut recherchierte Unterstützung auf Augenhöhe.

Wie wirkt sich der steigende Trend zu Remote-Work auf Ihre Angebote aus?

Mehr Homeoffice und Remote-Work bringen neue Herausforderungen für viele Menschen mit sich. Früher oder später steht fast jeder vor der Frage, wie man das eigene Homeoffice rückenfreundlicher und professioneller einrichten kann. Genau dabei unterstützen wir: Rückenguru liefert Tipps und gibt eigene Erfahrungen und Produktempfehlungen weiter.

Welche Entwicklungen und Erweiterungen sind für Rückenguru in den nächsten Monaten geplant?

Ganz klar: Neue, relevante Inhalte zu produzieren und zu teilen, die einen Mehrwert bringen. Vor allem interessiert uns hier auch Nutzerfeedback – jeder ist eingeladen, uns Themenwünsche mitzuteilen.

Wie stellen Sie die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit Ihrer Gesundheitsinterventionen sicher?

Wir arbeiten daran, einen klaren Prozess zu etablieren, um Nutzerfeedback systematisch zu erfassen, auszuwerten und daraus gezielte Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung abzuleiten.

Was war bisher Ihr größter Erfolg mit Rückenguru?

Wir sind erst im April 2025 mit Rückenguru gestartet, daher ist unser Anspruch an den Erfolg noch zurückhaltend. Was uns besonders freut, ist der tolle Zuspruch aus unserem näheren Umfeld. Es ist großartig zu hören, dass unsere Tipps bereits bei einigen Menschen positive Veränderungen bewirken konnten – das motiviert! Natürlich hoffen wir auch, dass sich das Projekt langfristig finanziell trägt, damit wir weiter wachsen und noch mehr Menschen helfen können. Aber wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem Ansatz auf dem richtigen Weg sind und uns in Zukunft Erfolge erwarten.

Welchen Stellenwert hat das Feedback von Nutzerinnen und Nutzern für die Weiterentwicklung Ihres Programms?

Wie bei den vorherigen Fragen bereits geschildert, hat Nutzerfeedback einen sehr hohen, zentralen Stellenwert, um Rückenguru konsequent weiterzuentwickeln.

Welche drei Tipps würden Sie Menschen geben, die selbst ein Gesundheits-Startup gründen möchten?

Erstens: Unterschätze nicht, wie viel Arbeit in scheinbar „kleinen“ Dingen steckt. Eine Website bauen, Inhalte erstellen und sich durch Datenschutzfragen wühlen – das alles frisst mehr Zeit, als man denkt (und oft auch mehr Nerven).
Zweitens: Bleib authentisch. Du musst nicht alles wissen oder perfekt machen – wichtig ist, dass du ehrlich kommunizierst und ein echtes Anliegen hast. Die Menschen merken, ob etwas mit Herz gemacht ist.
Und drittens: Hab Geduld – auch mit dir selbst. Es dauert, bis etwas wächst. Und manchmal kommen Zweifel. Aber wenn du dranbleibst, dich weiterentwickelst und den Austausch mit anderen suchst, kann etwas richtig Gutes daraus entstehen.
Wir selbst stehen ja auch noch ganz am Anfang – aber wir lernen täglich dazu. Und genau das macht es auch irgendwie schön.

Bild: Marc Bleisteiner © privat

Wir bedanken uns bei Marc Bleisteiner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Protokolle endlich verstanden: Kann KI auch Dialekt?

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KI-note meetings dialekte Founders Alexander Schurr und Josef Birklbauer © KI Company

KI-note ist eine Transkriptionssoftware, die auf Dialekte spezialisiert ist. Das Startup wurde am 13. Mai 2025 in der Sendung 2 Minuten 2 Millionen gepitcht.

Was war der Auslöser für die Gründung von KI-note und wie habt ihr zwei Gründer zueinander gefunden?

Protokolle zu schreiben kostet Zeit, macht selten Spaß – und raubt oft den Fokus im Meeting. Noch dazu fühlt es sich unnatürlich an, in internen Gesprächen plötzlich auf Hochdeutsch umzustellen, nur weil Tools Dialekt nicht verstehen. Genau das hat uns gestört: Warum gibt es keine Lösung, die unsere Sprache wirklich versteht?

Kennengelernt haben sich Alexander Schurr und ich (Josef Birklbauer) im Studium – wir teilten beide die Begeisterung für Digitalisierung, und es war schnell klar: Wir wollen gemeinsam etwas aufbauen. Den finalen Anstoß für die Relevanz von KI-note gab uns die Masterarbeit. Wir mussten Experteninterviews transkribieren und wollten dies nicht manuell, sondern automatisiert durchführen. Dabei hatten wir Online-Interviews mit Experten in ganz Österreich, die verschiedene Dialekte sprachen. Der Qualitätsstand von Transkriptionssoftware ging damals an die Grenzen und das fehlende Dialektverständnis aktueller Technologien gab uns damals den finalen Anreiz zu KI-note.
Roman Hutterer und Andreas Pointner, unsere beiden Mitgründer mit starkem Tech-Fokus, haben wir zu dieser Zeit über ein gemeinsames Networking-Event kennengelernt – wir erzählten ihnen von unserer Idee, sie waren direkt begeistert und dann ging alles sehr schnell los.

Wie funktioniert die Dialekterkennung bei KI-note konkret und was macht eure Technologie einzigartig?

Wir haben unsere KI gezielt auf regionale Sprache trainiert – mit einer breiten Datenbasis aus unterschiedlichen Regionen. Der Ablauf ist ganz simpel: Man zeichnet ein Meeting auf, lädt die Aufzeichnung in KI-note hoch – und erhält in wenigen Minuten ein transkribiertes, strukturiertes Protokoll des gesamten Meetings. Jeder Nutzer hat die Möglichkeit die Struktur des Protokolls so anzupassen, wie es benötigt wird.

Was uns wirklich einzigartig macht: Wir verbinden Dialektverständnis mit intelligenter Inhaltsanalyse. Unsere KI erkennt automatisch die teilnehmenden Personen des Meetings anhand der Stimme, erkennt die Key-Points, To-dos, Entscheidungen – und fasst diese übersichtlich zusammen. Das ist weit mehr als reine Transkription.

Warum war euch das Thema Datenschutz bei der Entwicklung besonders wichtig?

Datenschutz ist für uns nicht verhandelbar. Gerade bei internen Unternehmensgesprächen muss sichergestellt sein, dass Inhalte vertraulich bleiben. KI-note ist vollständig DSGVO-konform – alle Daten werden ausschließlich auf Servern verarbeitet, die den Richtlinien des Datenschutzes entsprechen. Das schafft Vertrauen und ist für viele unserer Kunden ein entscheidendes Argument.

Welche konkreten Anwendungsfälle haben eure Kund:innen bisher am stärksten überzeugt?

Am meisten überzeugt die Zeitersparnis: Unsere intelligenten Zusammenfassungen ermöglichen es, Meetings effizient nachzubereiten – mit einem Klick hat man alle wichtigen Punkte im Blick. Besonders begeistert sind viele Unternehmen auch davon, dass KI-note endlich auch sie versteht – Dialekt inklusive. Darüber hinaus können Unternehmen davon profitieren, dass mittels KI-note immer eine gleichbleibende Struktur für die Protokolle verwendet wird.

Für welche Zielgruppen ist KI-note besonders interessant – und wie sprecht ihr diese an?

Unsere Hauptzielgruppe sind Unternehmen mit hohem Meetingvolumen – etwa Agenturen, Beratungen, Recruiting-Unternehmen oder allgemein große Betriebe mit regelmäßigen Projekt- oder Teammeetings. Wir sprechen sie über gezieltes Online-Marketing, persönliche Netzwerke und Events an. Wenn man bedenkt wieviel Zeit wir jede Woche in Meetings verbringen, spart man mit KI-note eine Menge Zeit und Ressourcen für die Protokollierung dieser Besprechungen.

Dialekte gelten oft als Herausforderung für Spracherkennungssysteme. Wie habt ihr diese Hürde technisch gemeistert?

Durch konsequentes Training. Unsere KI wurde mit einer Menge an gesprochenem Dialektmaterial gefüttert – nur so lernt ein Modell wirklich zu verstehen. Das hat zwar viel Zeit und Ressourcen in der Entwicklung gekostet, aber nur so können auch Leute, die gerne im Dialekt sprechen von KI-note und automatisierter Protokollierung profitieren.

Was war für euch der größte Aha-Moment im bisherigen Entwicklungsprozess von KI-note?

Gute Qualität braucht Zeit. Vieles, was in der Theorie schnell umsetzbar scheint, erfordert in der Praxis viel Feinschliff. Auch KI ist keine Magie – sie wird nur so gut, wie die Daten, mit denen man sie trainiert. Dieses tiefe Verständnis hat uns enorm weitergebracht.

Eure Software verspricht nicht nur Transkription, sondern auch intelligente Zusammenfassungen im passenden Stil. Wie gelingt dieser individuelle Zugang?

Jedes Unternehmen tickt anders. Manche wollen eine Kurzfassung mit Entscheidungen und To-dos, andere brauchen ein detailliertes Transkript mit Gliederung und Fazit. Unser System bietet jedem Unternehmen die Möglichkeit eine eigene Struktur ihrer Protokolle zu verwenden. So entsteht ein Dokument, das sofort einsatzbereit ist – ganz ohne Nachbearbeitung.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in eurer langfristigen Produktstrategie?

KI ist das Herzstück von KI-note – und sie wird laufend weiterentwickelt. Technologisch liegt unser Fokus darauf Dialekte noch weiter zu trainieren und weitere Dialekte hinzuzufügen. Alleine im DACH-Raum gibt es viele Abwandlungen der deutschen Schriftsprache, welche wir mit KI-note erkennen und verstehen möchten. In Zukunft möchten wir auch, dass unsere Nutzer:innen direkt mit den Aufzeichnungen interagieren können, z. B. per Chat: „Was war der Projektstand letzte Woche?“ oder „Welche offenen Punkte habe ich noch?“ – das sind Dinge, die bald Realität sein werden. Unser Ziel: Das manuelle Protokollieren komplett überflüssig machen. Wir legen in unserer langfristigen Produktstrategie sehr viel Wert auf Feedback, sowie die Inputs unserer Kunden. Denn dadurch bekommen wir relevante Inhalte direkt aus der Praxis und können diese in KI-note integrieren.

Was hat sich seit eurem Pitch bei „2 Minuten 2 Millionen“ verändert – sei es im Team, bei den Nutzerzahlen oder im Marktinteresse?

Der Pitch war ein echter Meilenstein. Die Resonanz war enorm: Unsere Nutzerzahlen sind stark gestiegen, wir haben unzählige Interview, sowie Projektanfragen erhalten – und das Feedback war durchwegs positiv. Viele haben sofort erkannt: Dieses Problem kennen wir! Das hat uns motiviert, jetzt noch schneller neue Features umzusetzen.

Wie geht ihr mit dem Spannungsfeld zwischen Innovation und regulatorischen Anforderungen im KI-Bereich um?

Wir begrüßen klare Regeln. Regulierung ist kein Widerspruch zu Innovation – im Gegenteil: Sie schafft Vertrauen und Verlässlichkeit. Deshalb setzen wir uns aktiv mit DSGVO und dem EU AI Act auseinander und gestalten unser Produkt von Anfang an so, dass es rechtlich sauber ist. Gleichzeitig lassen wir unserer Innovationskraft freien Lauf – im Rahmen der Spielregeln.

Welche drei Ratschläge würdet ihr Gründer:innen mitgeben, die KI-basierte Lösungen im deutschsprachigen Raum entwickeln möchten?

Habt Mut, auch komplexe Themen anzugehen
Plant genug Zeit ein – gute KI braucht gutes Training
Bleibt hartnäckig, denn Hürden gehören dazu. Die lohnt es sich zu überwinden – vor allem, wenn man ein echtes Problem löst.

Die Gründer Alexander Schurr und Josef Birklbauer haben am 13. Mai 2025 in der Sendung 2 Minuten 2 Millionen gepitcht

Bild: KI-note meetings dialekte Founders Alexander Schurr und Josef Birklbauer © KI Company

Wir bedanken uns bei Alexander Schurr und Josef Birklbauer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie erfahren andere, dass du Hilfe brauchst, wenn du es selbst nicht sagen kannst?

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emcomy menschen notfall vorsorge founder björn walter

Warum Emcomy genau dann zählt, wenn es wirklich darauf ankommt

Emcomy ist eine Plattform zur digitalen Notfallvorsorge, die es ermöglicht, wichtige Kontakte bei kritischen Ereignissen wie Krankenhausaufenthalten oder im Todesfall automatisch zu informieren.

Wie ist die Idee zu Emcomy entstanden – und was hat euch zur Gründung motiviert?

Die Idee entstand aufgrund eines privaten Problems. Meine Mutter hatte einen Schlaganfall und musste ins Krankenhaus. Ich wusste nicht, welche Menschen in ihrem Umfeld noch wichtig sind. Da ich mich mehrere Tage mit Telefonaten und Papierlisten, die ich suchen musste, herumgequält habe, habe ich beschlossen, anderen Menschen diese Last zu ersparen und habe Emcomy gegründet und entwickelt.

Was genau bietet Emcomy, das andere Plattformen nicht leisten?

Mit Emcomy kann man seine wichtigsten Kontakte nicht nur informieren lassen, wenn man verstirbt, sondern auch bei anderen Notfällen (wie beispielsweise einem längeren Krankenhausaufenthalt). Das ist wichtig für den Privatbereich, aber auch für Unternehmen, wenn Kunden oder Lieferanten informiert werden müssen. So etwas bieten andere Plattformen nicht an.

Welche Herausforderungen wollt ihr im Gesundheitswesen konkret lösen?

Wir möchten u.a. Ärzten ihre Arbeit erleichtern, da die Patienten nun nicht mehr auf ihrer Gesundheitskarte ihren Notfallkontakt speichern müssen. Das machen die Patienten bei Emcomy.

Wir funktioniert das mit den Notfallkontakten genau?

Der Notfallkontakt, eine Vertrauensperson, kann im Bedarfsfall alle wichtigsten Kontakte des Betroffenen mit wenigen Mausklicks informieren. Sie loggt sich in Emcomy ein und alle, die zuvor bei Emcomy eingetragen wurden, bekommen dann eine Mail oder SMS zugeschickt. Der Notfallkontakt hat keine Einsicht in die Kontaktliste oder kann auf die Kontaktliste zugreifen.

Wie schaut das mit dem Datenschutz aus?

Der Datenschutz ist für uns sehr wichtig! Alle Daten werden auf deutschen Server gespeichert und sind auch verschlüsselt, um maximalen Schutz zu gewährleisten. Die Vertrauensperson hat ebenso keinen Einblick in die Kontaktlisten.

Was war bisher die größte Hürde auf dem Weg mit Emcomy – und wie habt ihr sie gemeistert?

Die größte Hürde ist das Thema Vorsorge, die im DACH-Raum nicht besonders beliebt ist. Die Menschen zu überzeugen, sich für einen Notfall abzusichern ist schwierig, auch wenn die Idee für das Produkt grundsätzlich gut angenommen wurde. Hier helfen uns u.a. Versicherungen, Ärzte und Krankenhäuser, die auf unser Produkt aufmerksam machen.

Wie erreicht ihr eure Zielgruppen – sowohl Privatpersonen, HR-Abteilungen von Unternehmen, Versicherungen?

In Deutschland und Österreich bieten wir Emcomy im B2C und B2B an. Wir arbeiten mit Versicherungen zusammen und bieten HR-Abteilungen unser Produkt als Mitarbeiter-Benefit zur Vorsorge an. In Brasilien vermarkten wir unser Produkt bisher nur im B2C. Hier haben wir auch einen eigenen Podcast, den wir mit Ärzten zusammen aufbauen.

Welche Vision verfolgt ihr mit Emcomy für die nächsten Jahre?

Wir möchten mit Emcomy möglichst viele Leute erreichen und das Bewusstsein für Notfallvorsorge weiter stärken. Wir wollen 1 Mio Menschen erreichen.

Welche drei Ratschläge würdet ihr Gründerinnen und Gründern geben, die im Gesundheitssektor etwas bewegen wollen?

Als Gründer braucht man erstens viel Durchhaltevermögen und zweitens eine große Portion Geduld haben. Zudem sollte man sich ein gutes Netzwerk aufbauen um erfolgreich werden zu können.

Bild: Björn Walter © Emcomy

Wir bedanken uns bei Björn Walter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Emcomy

emcomy logo grüne schrift weisser hintergrund

Kontakt:

Emcomy GmbH
Hardenstr. 25a
D-80935 München

kontakt@emcomy.de
https://emcomy.de

Ansprechpartner: Björn Walter

Social Media:
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Instagram
Facebook
YouTube

Jeder kennt das Problem – dieses Startup will es endlich lösen

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Quozy bettwäsche technologie Nils Glagau (Team normale Bettwäsche) tritt gegen Janna Ensthaler (Team "Quozy") an. Die Gründer Kevin Busch und Tim Baceu schauen genau zu. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Quozy macht das Bettbeziehen endlich einfach und wird am 19. Mai 2025 in der Höhle der Löwen pitchen

Wie ist das Startup entstanden und welche Personen stehen dahinter?

Wir haben uns 2022 – erst zu dritt, dann später zu viert – auf die Fahne geschrieben, ein Alltagsproblem aus dem Weg zu schaffen: Das lästige Bettbeziehen.
Clara Neunzig übernahm in diesem Zuge das Marketing. Kevin Busch, der „Macher“ im Team, leitet Einkauf und Vertrieb und baut zudem strategische Partnerschaften auf und aus. Tim Baceu, der kreative Tüftler, treibt als Kopf hinter der Technologieentwicklung die technische Perfektion der patentierten UZip®- und CornerFix-Systeme voran. Komplettiert wird das Quartett durch Patrik Szabo, der als Generalist für Finanzen und operative Prozesse die wirtschaftliche Basis sicherstellte. In dieser Konstellation hatten wir von Anfang an eine gute Ausgangslage, um das Projekt zu starten.

In welcher Branche ist Quozy tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell aus?

Quozy bewegt sich im Home&Living-Sektor und hat sich auf Bettwäsche spezialisiert, die sowohl über eigene Kanäle (Shop & Amazon etc.) als auch über ausgewählte Handelspartner vertrieben wird. Im Kern stehen zwei zum Patent angemeldete Technologien: Ein umlaufender Reißverschluss (UZip®) erlaubt ein komfortables Auf- und Zuschließen des Bezugs, während die CornerFix-Eckentaschen ein Verrutschen des Inlays verhindern. Durch die U-Zip-Technologie wird das Wechseln der Bettwäsche insbesondere bei großen Decken also zum Kinderspiel. Die Kombination dieser Innovationen verschafft Quozy eine klare Alleinstellung im Premiumsegment. Nachhaltigkeit ist ein weiterer Pfeiler unseres Geschäftsmodells: Für bislang alle Produkte kommt langstapelige Bio-Baumwolle zum Einsatz, die hohen Schlafkomfort und Langlebigkeit garantiert.

Welche Idee oder welches Problem stand am Anfang der Gründung von Quozy?

Der Anstoß für Quozy war die Erkenntnis, dass Bettwäsche wechseln für gefühlt jeden Menschen eine absolute Hass-Aufgabe ist. „Wir können zum Mond fliegen, aber bei der Bettwäsche ist noch nie jemand auf die Idee gekommen, das Ganze einfacher zu gestalten“ – das war der Grundton des Gründerteams, der uns angetrieben hat, das Bettbeziehen zu revolutionieren. Neben der Tatsache, dass es super nervig und kompliziert ist, gibt es auch Menschen, die aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen einfach nicht in der Lage sind, auf herkömmliche Art und Weise ihr Bett zu beziehen. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dieses Problem ein für alle Mal zu beseitigen.

Was macht das Konzept oder die Technologie besonders?

Die UZip®-Technologie führt einen umlaufenden Reißverschluss über drei Seiten des Bezugs, sodass sich die Bettwäsche wie ein Buch aufklappen lässt. In Kombination mit den vier CornerFix-Ecktaschen, die das Inlay sicher an seinem Platz halten, entfällt jegliches fummelige Hineinfummeln. Damit werden also zwei wesentliche Schmerzpunkte adressiert und ausgemerzt:
Der extreme Aufwand, das Inlay in den Bezug zu bekommen.
Das Verrutschen der Ecken in der Nacht.

Welche Vision verfolgt Quozy und welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Quozy als etablierte Interior-Marke zu etablieren, die Design und Funktionalität verbindet. Kurzfristig soll das Sortiment um ergänzende Heimtextilien wie Bettlaken, Kissen und Decken erweitert sowie die Märkte in Österreich, den Niederlanden und Frankreich erschlossen werden. Mittelfristig planen wir die Entwicklung von Smart-Home-Textilien und den Ausbau von Vertriebspartnerschaften mit (stationären) Fachhändlern in ganz Europa. Langfristig strebt Quozy an, das Prinzip einfacher Handhabung auf weitere Wohnbereiche auszuweiten und das Thema „funktionales Design für Zuhause“ zum Standard zu machen. Der Markenname „Quozy“ soll dabei das Synonym insbesondere für die neue Art und Weise des Bettbeziehens werden.

Warum fiel die Entscheidung, sich bei „Die Höhle der Löwen“ zu präsentieren?

Wir sind alle langjährige Fans der Sendung. Für uns war es eigentlich schon immer der Traum, einmal selber dort vor den Investoren zu stehen und eine eigene Idee pitchen zu dürfen. Zudem ist das Produkt aufgrund seiner Alltagstauglichkeit natürlich wie gemacht für „Die Höhle der Löwen”. Jeder Zuschauer kann sich wahrscheinlich mit dem Problem, das wir adressieren, identifizieren. Wir hören außerdem immer wieder „Warum ist da vorher noch keiner draufgekommen“? Die Entscheidung, es bei der Sendung zu versuchen, musste also nicht lange diskutiert werden.

Welche Form der Unterstützung wird durch die Teilnahme an der Höhle der Löwen angestrebt?

Mit einer Investition sollen zunächst vor allem die Produktions- und Logistikkapazitäten skaliert werden, um die Variantenvielfalt im Markt bedienen zu können. Gleichzeitig soll das frische Kapital in Forschung und Entwicklung fließen, um weitere innovative Textillösungen zu realisieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Mentorship durch die Investoren: Operative Prozesse, Marketingstrategien und Vertriebskanäle sollen mit deren Expertise optimiert werden, um Quozy auf die nächste Wachstumsebene zu heben.

Welche nächsten Schritte sind nach der Höhle der Löwen geplant?

Wir erhoffen uns natürlich, dass sich durch die Ausstrahlung weitere Türen für das Wachstum der Marke öffnen werden. Wir sind immer offen für neue Partnerschaften und kreative Ideen mit anderen Marken.
Im Fokus steht hier der Ausbau des Sortiments – der Bettwäschen-Markt ist getrieben durch Material- und Variantenvielfalt. Auch die Akquise neuer Handelspartner steht auf der Agenda.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?

Ganz klar die Erkenntnis, dass Hartnäckigkeit im Start-up-Game eine Grundvoraussetzung ist und man einen langen Atem braucht. Ich glaube, niemand kennt sich so gut mit Ups und Downs aus wie Gründerinnen und Gründer. Wir können das nur bestätigen und ganz klar ist es auch das, was den Reiz ausmacht.
Es kommt vieles anders als man ursprünglich denkt. Von daher macht eine detaillierte Planung in unseren Augen auch nur begrenzt Sinn. Viel wichtiger ist eine Strategie, die Flexibilität wahrt und nicht von äußeren Faktoren abhängig ist. Wenn man die Herausforderungen annimmt und – wie ein Boxer sagen würde – „mit den Punches rollt“, kämpft man sich seinen Weg voran.
Wir haben zudem die Erfahrung gemacht, dass dein Network tatsächlich dein „Net worth“ ist. Nichts kann dich so schnell voranbringen, wie der richtige Partner an deiner Seite – und damit meinen wir nicht unbedingt Shareholder, sondern vielmehr alle Stakeholder, die du an deiner Seite hast.

Welche Ratschläge lassen sich aus diesen Erfahrungen ableiten, die für andere Gründerinnen und Gründer hilfreich sein können?

Entwickle eine resiliente, flexible Strategie statt eines starren Plans.
Im Start-up-Kontext ändern sich Rahmenbedingungen oft schneller, als man planen kann. Statt zu versuchen, jede Eventualität vorauszusehen, sollten Gründerinnen und Gründer Strategien entwickeln, die Anpassungsfähigkeit und Reaktionsvermögen fördern. Das „Mit den Punches rollen“-Prinzip hilft, Rückschläge als Teil des Weges zu begreifen.

Investiere konsequent in dein Netzwerk – es ist dein größtes Kapital.
Partnerschaften, Mentoren und Stakeholder sind oft entscheidender für Wachstum und Problemlösung als rein finanzielles Kapital. Ein starkes Netzwerk kann Türen öffnen, die allein schwer zugänglich wären. Deshalb rede immer und überall über das, was du tust. Du weißt nie, wer im Restaurant am Tisch neben dir sitzt und dir vielleicht helfen könnte.

Kevin Busch und Tim Baceu pitcht am 19. Mai 2025 in der Höhle der Löwen

Bild: Nils Glagau (Team normale Bettwäsche) tritt gegen Janna Ensthaler (Team „Quozy“) an. Die Gründer Kevin Busch und Tim Baceu schauen genau zu. 
Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Wir bedanken uns bei Kevin Busch und Tim Baceu für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Muss Kochen wirklich immer so kompliziert sein

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FoodDude app rezepte Sven Torner Sven Torner präsentiert mit „FoodDude“ die erste sprachgesteuerte Koch- und Rezepte-App. Er erhofft sich ein Investment von 180.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

FoodDude ist die erste App für Audiorezepte mit Sprachsteuerung und pitcht am 19. Mai 2025 in der Höhle der Löwen

Wie ist die Idee zu FoodDude entstanden und welche Personen stehen dahinter?

FoodDude ist die erste App für Audiorezepte mit Sprachsteuerung und wurde von Sven Torner gegründet. Sven Torner ist Agenturgründer, Medienmacher und Foodie:

Erster Kochkurs mit fünf Jahren
Als Teenager mit dem späteren dreimaligen Drei-Sterne-Koch Juan Amador zusammen im Restaurant gearbeitet und gekocht
Als Objektleiter bei Gruner + Jahr Corporate Publishing verantwortlich für Food Medien von Miele Küchengeräte, Veltins und anderen
Gründer von TORNER BRAND MEDIA GMBH, einer Content Marketing Agentur mit ausgeprägter Kompetenz im Bereich Genuss, Ernährung und Gesundheit (Alnatura, Asklepios, Budni, Kaufland, Lindt, Niederegger Marzipan…)
Initiator und Macher vom Cornelia Poletto Magazin und ihrem Kochbuchbestseller „Echt Poletto!“, erschienen im Jahreszeiten Verlag und bei Gräfe & Unzer
Gründer der FoodDude Media & Technology GmbH

Es standen die Fragen permanent im Raum, beruflich und privat:
Ich will beim Kochen nicht stets den Sperrbildschirm überwinden, nicht swipen und auch keine keine Miniaturschrift der Zubereitungsschritte lesen müssen. Ich möchte keinen Laptop, kein Magazin oder Kochbuch neben dem Herd liegen haben und nichts von dem dabei verschmutzen.

Wo gibt es die besten Rezepte Ich möchte nicht 1000 Rezepte für Wiener Schnitzel, sondern glaubhaft das eine beste und dieses nicht suchen müssen
Welche Funktionalität muss das bestmögliche Koch- und Zutateneinkaufs-Erlebnis auf dem Smartphone haben Welchen Content brauchen wir von wem Wie sieht die beste Usability fürs Kochen nach Rezept mit dem Smartphone aus Das Ergebnis davon ist die App FoodDude Audiorezepte

In welcher Branche ist FoodDude tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell aus?

Food & Beverage im weitesten Sinne. Die FoodDude Media & Technology GmbH ist Entwickler Publisher und Content Produzent der App FoodDude die Audiorezepte von und mit Sterne Spitzen- und TV-Köch:innen anbietet.
Herausragende und beliebte Audiorezepte der Küchenchefs sind exklusiv für FoodDude produziert und sind kostenpflichtig im Wochen Monats und Jahresabonnement erhältlich.
Häufig gesuchte Alltagsrezepte im Audioformat sind kostenlos erhältlich und werbefinanziert.

Alle Rezepte in FoodDude sind werberelevant für Lebensmitteleinzelhändler Lebensmittel-Fach und Getränkehändler sowie für Lebensmittel- und Getränkehersteller. Darüber hinaus für Hersteller und Händler von Küchengeräten und ausstattung etc. Die Bekanntheit und Reputation von TV- und Spitzenköch:innen bieten ein einzigartiges Premium-Werbeumfeld. Die minutenlange ungeteilte Aufmerksamkeit der User beim Kochen macht Audio- und Display-Ads in FoodDude einzigartig wirksam und streuverlustarm Deep Impact statt flüchtiger Impressions.

FoodDude ist attraktiv für digitale Medienanbieter und Publisher die ihre Reichweite und ihren Food Content monetarisieren wollen.
Food & Beverage Marken können eigene Kanäle für Audiorezepte in FoodDude anbieten. Als Kunden zum App Launch konnten wir z. B. den größten Pastahersteller der Welt Barilla den zweitgrößten Eishersteller der Welt mit seiner Premium-Eismarke Mövenpick sowie den größten Käsehersteller der Welt Savencia mit seiner italienischen Hartkäsemarke Giovanni Ferrari gewinnen.

Welche Idee oder welches Problem stand am Anfang der Gründung Gab es eine Marktlücke oder eine besondere Inspiration?

Wir hatten bereits eine hervorragende crossmediale Rezept- und Einkaufslisten-App mit mehreren herausragenden Funktionen entwickelt hatten aber noch kein einzigartiges Killer Feature keinen Game Changer.
Ein ehemaliger Chef vom Apple App Store schrieb dass er die heißesten App Potenziale im Bereich Food FinTech und Audio sieht.
Food & Audio für uns sind das Audiorezepte mit Sprachsteuerung. Kein Sperrbildschirm kein Swipen kein verschmiertes Display. Als Bezahl-Modell. Mit den glaubwürdig besten Rezepten. Also von Spitzenköch:innen und TV-Köch:innen. Mit einem einzigartigen USP unserem gesuchten Killer Feature und mit Rezepten die es nirgendwo anders gibt.

Was macht das Konzept oder die Technologie besonders Welche innovativen Ansätze kommen zum Einsatz?

Rezepte zum Hören & Nachkochen. Von TV- und Spitzenköch:innen persönlich gesprochene Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Hände frei fürs Kochen Mit Sprachsteuerung. Nach jedem Zubereitungsschritt sagt man einfach „weiter“ „nochmal“ „zurück“ etc.
Audiosynchron werden die Schritte in großen Lettern mit Mengenangaben angezeigt und können mit einem flüchtigen Blick aufs Handy erfasst werden – ohne es anfassen zu müssen.
Durch KI und Stimmen-Cloning unserer Star-Köch:innen können zukünftig beliebig viele ihrer Rezepte mit minimalem Aufwand ins Audioformat gebracht werden. Das Rezeptangebot kann dadurch massiv skaliert sowie internationalisiert werden.

Welche Vision verfolgt das FoodDude Welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?

FoodDude soll die benutzerfreundlichste Art bieten nach besten Rezepten einfach gut zu kochen. Zuerst in DACH und darüber hinaus.
Das regelmäßig Kochen zu Hause wieder vermehrt in den Alltag zu integrieren und sich damit gesund und lecker zu ernähren ist die persönliche Mission von Sven Torner.
Ziel für 2025 Audiorezepte als neues attraktives Rezeptformat auf dem Smartphone in einer zahlenden und werberelevanten Zielgruppe etablieren.
Meilenstein für 2027 Rezept- und App-Rollout in englischer spanischer und chinesischer Sprache.
Meilenstein für 2030 Unter den Top-5 der internationalen Premium-Food-Apps zu sein.

Warum fiel die Entscheidung sich bei „Die Höhle der Löwen“ zu präsentieren Welche Aspekte stehen dabei im Vordergrund?

„Die Höhle der Löwen“ ist die erfolgreichste und wichtigste Gründershow im deutschsprachigen TV. Die Verbindung von aufmerksamkeitsstarker Show und Millionen-Reichweite macht DHDL zur perfekten Plattform für jedes digitale B-to-C-Produkt.
Zehn Minuten zur Prime Time sorgen für einen enormen Impact für FoodDude und einen hohen Traffic im App Store sowie eine Sichtbarkeit in der Start-up-Szene.
Der Austausch mit potenziellen Investoren im Pitches (vor allem dessen was nicht gesendet wird) und danach ist extrem wertvoll. Und macht auch Spaß.

Welche Form der Unterstützung wird durch die Teilnahme an der Show angestrebt? Wie soll eine mögliche Investition oder Zusammenarbeit genutzt werden?

Proof-of-concept durch den TV-Reichweiten-Effekt als sehr frühphasiges Start-up ist am wichtigsten um unseren Business Case und unser Produkt zu optimieren sowie Investitionen danach möglichst zielgerichtet und wirksam für einen umfassenden Rollout und eine Skalierung einsetzen zu können.

Welche nächsten Schritte sind nach der Show geplant? Gibt es konkrete Pläne für Wachstum Skalierung oder neue Entwicklungen?

Content erweitern und optimieren. User Experience analysieren und optimieren. Install-Kampagnen kanalübergreifend ausspielen und optimieren. Werbevermarktung initiieren und optimieren.
Spezialisierung von Content für bestimmte nicht nur genuss-orientierte Ernährungsweisen forcieren.
Internationalisierung sofern in DACH alles funktioniert und wir das notwendige Kapital einwerben können.
Erweiterung von Funktionalitäten fürs Einkaufen von Zutaten und Zubereiten von Gerichten.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?

FoodDude ist die Essenz meiner beruflichen Erfahrung und persönlichen Leidenschaft für Genuss & Ernährung. Alles vom ersten Kochkurs mit fünf Jahren bis zum Pitch in DHDL hat FoodDude weitergebracht. Die Verbindung aus Leidenschaft Willen Glauben Beharrlichkeit Intuition aber ebenso Niederlagen Reflektion Flexibilität und Veränderungsfähigkeit waren und sind unverzichtbar und wertvoll. Expertise Netzwerk Überzeugungskraft und Sympathie sind ebenso unverzichtbar.

Welche Ratschläge lassen sich aus diesen Erfahrungen ableiten die für andere Gründerinnen und Gründer hilfreich sein könnten?

Auf DHDL bezogen Habt Spaß es ist eine tolle Show die euch in jedem Fall weiterbringt. Auf FoodDude bezogen Intuition und eigene Überzeugung müssen sich mit Expertise und Einschätzung – auch von außen – in der Waage halten. Und Daten lügen nie.

Sven Torner pitcht am 19. Mai 2025 in der Höhle der Löwen

Bild Sven Torner präsentiert mit „FoodDude“ die erste sprachgesteuerte Koch- und Rezepte-App. Er erhofft sich ein Investment von 180.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile.
Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Wir bedanken uns bei Sven Torner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Kann Papier wirklich Kunststoff ersetzen?

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ScaPAP kunststoff papier Rene (l.) und Jens Scafarti präsentieren mit "ScaPAP" ein Herstellungsverfahren durch das Papier von der Rolle zu dreidimensionalen Formkörpern hergestellt werden kann. Sie erhoffen sich ein Investment von 1 Million Euro für 10 Prozent der Firmenanteile. RTL / Stefan Gregorowius

ScaPAP aus Sundern entwickelt eine vollständig papierbasierte Verpackungstechnologie als ökologische Alternative zu Kunststoff. Das Startup wird am 19. Mai 2025 in der Höhle der Löwen pitchen.

Wie ist ScaPAP entstanden und welche Personen stehen hinter dem Startup?

Die Idee ist mitten im Alltag unserer Verpackungsfirma entstanden – beim täglichen Umgang mit Kunststoffblistern. wir haben früh gespürt, wie sehr sich der Markt verändert. Der Druck auf Kunststofflösungen wurde immer größer – durch Kunden, Gesetzgeber und nicht zuletzt durch das wachsende Umweltbewusstsein. Gemeinsam mit einem kleinen, innovationsgetriebenen Team entstand etwas völlig Neues. eine papierbasierte Verpackungstechnologie, die den Anforderungen der Industrie standhält und gleichzeitig wirklich nachhaltig ist.

In welcher Branche ist ScaPAP tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell des Startups aus?

Wir sind in der Verpackungsindustrie zu Hause – mit jahrelanger Erfahrung in der Herstellung von Kunststoffverpackungen. Genau daraus entstand auch unser Innovationsansatz: Wir kennen die Anforderungen, die Produktionsprozesse und die Zwänge der Industrie ganz genau. Unser Geschäftsmodell baut auf dieser Erfahrung auf – wir entwickeln und liefern nachhaltige, papierbasierte Alternativen, die sich industriell umsetzen lassen. Dabei geht es uns nicht darum, Kunststoff pauschal zu verteufeln, sondern darum, echte Alternativen zu schaffen, wo sie technisch und ökologisch sinnvoll sind.

Welches Problem wollte ScaPAP mit seiner Idee lösen? Gab es eine Marktlücke oder besondere Motivation?

Der Impuls war klar: Kunststoffverpackungen stehen massiv unter Druck, gleichzeitig gab es für viele Anwendungen keine echte Alternative. Papier wäre eigentlich perfekt – aber es lässt sich nicht wie Kunststoff tiefziehen. Wir haben diese Lücke gesehen – und sie gefüllt. Unser Ziel war es, eine Lösung zu entwickeln, die nicht nur theoretisch besser ist, sondern praktisch funktioniert – mit Maschinen, die in bestehende Produktionsumgebungen passen und Materialien, die die Umwelt spürbar entlasten.

Was macht die ScaPAP-Technologie besonders? Welche innovativen Elemente kommen dabei zum Einsatz?

Das Herzstück ist unser eigens entwickeltes Produktionsverfahren, bei dem mehrere Lagen Papier miteinander kombiniert und gezielt angefeuchtet werden. Dabei entsteht ein „Papier-Sandwich“, das sich ähnlich wie Kunststoff in Form bringen lässt – jedoch ohne Kunststoff oder chemische Zusätze. Der Prozess ist energieeffizient, schnell und industriell skalierbar. Die Papierfasern verbinden sich zu einer stabilen, formbaren Struktur – so entstehen Blisterverpackungen, die aus 100 % Papier bestehen und ganz normal im Altpapier entsorgt werden können.

Welche Vision verfolgt ScaPAP? Was plant das Startup für die kommenden Jahre?

Unsere Vision: Kunststoffverpackungen werden in vielen Bereichen verdrängt, weil papierbasierte Lösungen nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlich umsetzbar sind. In den nächsten Jahren wollen wir weitere Branchenlösungen entwickeln, internationale Lizenzpartner gewinnen und mit unserer Technologie zum Standard für nachhaltige Produktverpackung werden. Wir wollen, dass Papier nicht mehr als Kompromiss, sondern als Zukunftsmaterial gesehen wird.

Warum präsentiert sich ScaPAP bei „Die Höhle der Löwen“? Welche Ziele stehen dabei im Vordergrund?

Ehrlich gesagt: Wir waren bis zuletzt unsicher, ob wir in dieses Format passen – schließlich machen wir B2B und kein klassisches Supermarktprodukt. Aber genau deshalb ist es die perfekte Bühne: Um eine Lösung zu zeigen, auf die so viele Händler, Produzenten und Kunden seit Jahren warten. Unsere Technologie ist eine echte Alternative zu den bisher bekannten Papierverpackungen – und diese Sichtbarkeit kann ein Umdenken auslösen. Wir wollen zeigen: Nachhaltigkeit muss nicht kompliziert sein – sie muss nur gut gemacht sein.

Welche Unterstützung erhoffen Sie sich durch die Teilnahme an der Show Die Höhle der Löwen?

Wir suchen einen starken Partner, der unsere Lösung mit uns groß macht – nicht nur finanziell, sondern auch strategisch. Die Investition wird in den Bau und die Skalierung unserer Produktionsanlagen fließen. Aber genauso wichtig ist uns der Zugang zu Netzwerken, Kontakten und Märkten, die den nächsten Schritt ermöglichen – von Pilotprojekten hin zu breiter Industrieanwendung.

Was planen Sie nach der Show die Höhle der Löwen? Gibt es konkrete Schritte für Wachstum oder neue Entwicklungen?

Wir befinden uns bereits in der Produktion – die ersten Serienanlagen sind in Betrieb, und unsere Technologie wird von Partnern im In- und Ausland bereits eingesetzt. Auch Lizenzen wurden bereits vergeben. Der nächste Schritt ist die gezielte Skalierung: Wir bauen unsere Produktionskapazitäten weiter aus, erschließen neue Branchenanwendungen und wollen unsere Technologie über weitere Lizenzverträge international verbreiten. Die Grundlagen sind gelegt – jetzt geht es darum, Reichweite und Wirkung zu maximieren.

Welche Erkenntnisse waren für Sie auf dem bisherigen Weg besonders wertvoll?

Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse: Man braucht Geduld – und gleichzeitig absolute Konsequenz. Es reicht nicht, eine gute Idee zu haben. Man muss sie durchdenken, weiterentwickeln und vor allem: zeigen. Unser erster Pitch war erfolgreich, weil die Leute das Ergebnis anfassen konnten. Wir haben gelernt, dass Nachhaltigkeit nur dann funktioniert, wenn sie verständlich, greifbar und sofort einsetzbar ist.

Welche Tipps kann ScaPAP anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Sucht euch ein echtes Problem – und löst es so einfach wie möglich. Hört nie auf, an eurer Idee zu arbeiten, auch wenn die ersten Versionen noch nicht überzeugen. Und denkt groß – gerade dann, wenn ihr etwas entwickelt, das wirklich gebraucht wird. Denn die Welt wartet nicht auf das perfekte Produkt – sondern auf eins, das endlich funktioniert.

Rene und Jens Scafarti pitchen am 19. Mai 2025 in der Höhle der Löwen

Bild: Rene (l) und Jens Scafarti präsentieren mit „ScaPAP“ ein Herstellungsverfahren durch das Papier von der Rolle zu dreidimensionalen Formkörpern hergestellt werden kann. Sie erhoffen sich ein Investment von 1 Million Euro für 10 Prozent der Firmenanteile.
RTL / Stefan Gregorowius

Wir bedanken uns bei Rene und Jens Scafarti für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie aus Frust eine globale Plattform entstand

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airfocus: Plattform für Produktmanagement-Tools Gründer Malte Scholz

airfocus hilft Produktteams, strategisch zu arbeiten – entstanden ist die Plattform aus der Not eines Produktmanagers. Heute nutzen sie Unternehmen weltweit.

Was hat dich persönlich zur Gründung von airfocus motiviert und wie hat sich deine Rolle seitdem verändert?

airfocus ist als Lösung auf ein Problem entstanden, das ich als Produktmanager selbst erlebt habe: Roadmaps und Prioritäten mithilfe von Excel-Tabellen und PowerPoint-Präsentationen sinnvoll zu strukturieren – was weder effizient noch skalierbar war. Ich habe viele Tools getestet, aber keines hat das eigentliche Problem gelöst. Also haben wir angefangen, ein eigenes Tool zu bauen. Das Ziel war, bessere Entscheidungen treffen zu können. So entstand airfocus, zunächst als simples Priorisierungstool.

Daraus haben wir über die Jahre Schritt für Schritt eine modulare Plattform für strategisches Produktmanagement aufgebaut. Mit dieser Entwicklung hat sich auch meine Rolle verändert: Heute verantworte ich als CEO und CPO nicht nur das Produkt, sondern auch die strategische Weiterentwicklung und Skalierung des Unternehmens.

Wie würdest du die Vision von airfocus heute beschreiben und was sind die nächsten Schritte, um sie Wirklichkeit werden zu lassen?

Unsere Vision ist es, das erste „Product Operating System“ zu schaffen – eine Plattform, die Produktteams durch alle Phasen begleitet: von der Idee bis zur Umsetzung mit KI-gestützten Erkenntnissen, integrierten Arbeitsabläufen und speziell entwickelten Produktmanagement-Tools. Diese Vision habe ich aktiv vorangetrieben, mit einem klaren Fokus auf Wachstum.

Durch die Übernahme von Lucid Software, einem führenden Anbieter von Lösungen für visuelle Zusammenarbeit und Prozessoptimierung, eröffnen sich nun jedoch neue Möglichkeiten, diese Ziele schneller und wirkungsvoller zu erreichen. Lucids Stärke in der visuellen Aufbereitung komplexer Themen und der Optimierung von Arbeitsabläufen ergänzt den Schwerpunkt von airfocus in der Planung, Priorisierung und Umsetzung. Der nächste Schritt ist, beide Plattformen noch enger zu verzahnen und so einen durchgängigen Workflow zu ermöglichen – alles an einem Ort, flexibel und skalierbar.

airfocus hat sich von einem Priorisierungstool zu einer umfassenden Plattform entwickelt – was war der entscheidende Wendepunkt?

Der Wendepunkt war die Erkenntnis, dass Produktteams sehr unterschiedlich arbeiten – je nach Größe, Struktur oder Branche. Wir haben deshalb früh auf eine extrem flexible Architektur unserer Lösung gesetzt. Statt ein fixes Framework vorzugeben, ermöglichen wir Teams, ihre eigene Arbeitsweise abzubilden und gleichzeitig strategisch verbunden zu bleiben.

Diese Flexibilität war für uns ein echter Gamechanger und hat airfocus von einem fokussierten Tool zu einer breit aufgestellten Plattform gemacht: Sie unterstützt Produktteams in ihrer ganzen Vielfalt und hilft ihnen, mit sich ändernden Anforderungen und Prozessen umzugehen.

Welche Zielgruppe sprecht ihr mit airfocus an und wie stellt ihr sicher, dass eure Plattform ihren Bedürfnissen gerecht wird?

Unsere Zielgruppe sind Produktteams, die in dynamischen und oft komplexen Strukturen arbeiten – etwa über mehrere Teams, Standorte oder Produktlinien hinweg. Viele Tools stoßen hier an ihre Grenzen, weil sie zu starr oder nicht anpassbar genug sind. Unsere Plattform haben wir deshalb so konzipiert, dass sie zu den unterschiedlichsten realen Herausforderungen im Berufsalltag passt. Dabei hat uns auch unsere eigene praktische Erfahrung im Produktmanagement sehr weitergeholfen.

Was war für euch die größte Herausforderung beim Skalieren eurer Lösung für einen globalen Markt?

Eine der größten Herausforderungen war es, ein Produkt zu entwickeln, das sich an sehr unterschiedliche Teams und Märkte anpassen lässt und trotzdem klar strukturiert bleibt. Gerade im Enterprise-Umfeld variieren Prozesse stark. Manche arbeiten klassisch, andere agil – und airfocus muss für beides funktionieren.

Gleichzeitig war es entscheidend, eine nahtlose Integration in bestehende Tech-Stacks zu ermöglichen – ob Jira, Azure DevOps oder andere Tools. Teams sollten airfocus dort nutzen können, wo sie ohnehin schon arbeiten. Wir haben deshalb früh und gezielt in unsere Produktarchitektur investiert, um genau diese Flexibilität zu schaffen. Diese Grundlage war entscheidend dafür, dass wir überhaupt global skalieren konnten.

Wie wichtig war die Internationalisierung für euer Wachstum und welche Learnings nimmst du aus diesem Prozess mit?

Internationalisierung war für uns von Anfang an ein zentraler Bestandteil der Strategie. Wir haben airfocus nie als rein deutsches Produkt verstanden, sondern immer für den globalen Markt gedacht – und auch entsprechend positioniert. Das hat sich ausgezahlt, insbesondere in Nordamerika, wo wir heute einen großen Teil unseres Wachstums sehen.

Was ich aus dem Prozess definitiv mitnehme: Es lohnt sich, früh in Beziehungen zu potenziellen Partnern zu investieren – auch wenn nicht sofort ein konkreter Nutzen erkennbar ist. Die Übernahme durch Lucid war letztlich das Ergebnis einer Beziehung, die wir über zwei Jahre hinweg aufgebaut und gepflegt haben. Ohne dieses Vertrauen im Vorfeld wäre der Schritt in dieser Form kaum möglich gewesen.

Der Einstieg von Lucid markiert einen großen Schritt – wie kam es zu dieser Übernahme und was bedeutet sie strategisch wie kulturell?

Die Verbindung zu Lucid ist über einen längeren Zeitraum gewachsen. Wir hatten immer wieder regelmäßige Check-ins. Irgendwann wurde daraus ein strategisches Gespräch: Lucid stand vor der Entscheidung, ein eigenes Produkt aufzubauen oder ein bestehendes zu übernehmen. Weil es auf persönlicher und produktseitiger Ebene bereits eine gute Basis gab, wurde schnell klar, dass es passt.

Strategisch bringt der Schritt enorme Chancen. airfocus bleibt eigenständig, profitiert aber von Lucids Kundenbasis, Infrastruktur und internationaler Reichweite. Gleichzeitig teilen wir ein ähnliches Verständnis davon, wie modernes Produktmanagement funktioniert – kollaborativ, visuell und strukturiert. Es fühlt sich nicht wie ein klassischer Exit an, sondern wie der nächste logische Schritt, um unsere Vision weiter voranzubringen.

Was unterscheidet airfocus heute ganz konkret von anderen Lösungen im Bereich Produktmanagement?

Viele Tools sind entweder zu starr und prozesslastig oder zu locker und unstrukturiert. airfocus geht einen anderen Weg: Unsere Plattform ist modular aufgebaut und lässt sich flexibel an die Arbeitsweise unterschiedlicher Teams und Organisationen anpassen, ohne dabei den strategischen Blick zu verlieren.

Was uns besonders wichtig ist: Wir verbinden kreative Ideen mit klarer Priorisierung und strukturierter Planung.

Wie bleibt ihr innovativ in einem Umfeld, in dem sich Anforderungen und Tools rasant verändern?

Indem wir unsere Ansätze regelmäßig hinterfragen und sehr genau zuhören. Unsere Nutzer:innen arbeiten in hochdynamischen Umfeldern, deren Anforderungen sich ständig ändern. Deshalb investieren wir gezielt in Bereiche, die unserer Meinung nach zukünftig den größten Mehrwert schaffen werden, wie etwa KI-gestützte Empfehlungen und Insights.

Gleichzeitig verstehen wir Innovation nicht nur als neue Features, sondern als grundsätzliche Haltung. Ein gutes Produktmanagement-Tool soll nicht nur beim Organisieren helfen, sondern auch beim Denken – indem es Komplexität reduziert, Orientierung gibt und bessere Entscheidungen ermöglicht.

Welche Rolle spielt Teamkultur bei eurem Erfolg – gerade in Zeiten schnellen Wachstums?

Teamkultur zeigt sich für mich vor allem dann, wenn es herausfordernd wird. Während der Gespräche mit Lucid haben wir sehr viel parallel gestemmt – mit engem Zeitrahmen, komplexen Entscheidungen und ohne externe M&A-Beratung. Dass das als Team funktioniert hat, war kein Zufall, sondern das Ergebnis von Vertrauen, Klarheit und einer guten Abstimmung über viele Monate hinweg.

Wir haben gelernt, Verantwortung zu teilen, Entscheidungen gemeinsam zu treffen und uns auch unter Druck aufeinander verlassen zu können. Diese Art der Zusammenarbeit hat uns nicht nur durch intensive Phasen getragen, sondern war auch ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wir haben immer wieder festgestellt, wie gut die Unternehmenskultur und Werte von Lucid und airfocus zusammenpassen. Die Übernahme und Integration war dann der nächste logische Schritt.

Was würdest du anderen Gründer:innen raten, die gerade an einer B2B-Lösung für den internationalen Markt arbeiten?

Denkt international – und zwar von Anfang an, nicht erst, wenn sich ein klarer Product-Market-Fit abzeichnet, also wenn das Produkt echten Bedarf im Markt sichtbar erfüllt. Viele starten mit dem Heimatmarkt und kommen später nur schwer aus dieser Perspektive heraus. Für uns war früh klar: Wenn das Produkt global relevant ist, muss man es auch so denken.

Etwas, das auch nie schaden kann: sehr früh Beziehungen zu potenziellen Partnern aufbauen. Sei es für Austausch, Zusammenarbeit oder, wie in unserem Fall, den letztendlichen Exit. Vor der Übernahme haben wir über zwei Jahre hinweg regelmäßige Gespräche mit Lucid geführt, die später die Grundlage für unsere Überzeugung in Sachen Product- und Cultural-Fit gelegt haben. Gerade im B2B-Bereich zahlt sich das aus. Vertrauen entsteht nicht über Nacht – aber es kann später entscheidend sein in der Entscheidung für oder gegen einen Exit.

Wenn du heute nochmal gründen würdest – was würdest du ganz anders machen und was würdest du genauso wieder tun?

Ich würde wieder damit starten, ein reales Problem zu lösen. Die Idee für airfocus entstand damals aus meiner eigenen Frustration mit ineffizienten Priorisierungsprozessen – und genau dieser Fokus auf ein reales Problem aus der Praxis hat uns über die Jahre geholfen, das Produkt weiterzuentwickeln.

Was ich heute anders machen würde: Unseren Go-to-Market-Ansatz früher überdenken. Wie viele in der Branche haben auch wir stark auf einen Product-Led-Growth-Ansatz (PLG) gesetzt. Rückblickend mussten wir jedoch feststellen, leider etwa ein Jahr zu spät, dass der Vertrieb an mittelständische und große Unternehmen mehr erfordert als nur ein starkes Produkterlebnis. Diese Kunden erwarten echte Gespräche und eine persönliche Begleitung durch den Kaufprozess.

Hätten wir früher begonnen, PLG mit einem strukturierten Vertriebsmodell zu kombinieren, also eine produktgestützte Vertriebsstrategie aufzubauen, hätten wir unser Wachstum beschleunigen und deutlich früher tiefere Kundenbeziehungen aufbauen können.

Bild: Teambild © It’s Complicated

Wir bedanken uns bei Malte Scholz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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