Donnerstag, November 6, 2025
Start Blog Seite 25

Wie weit kommt Innovation, wenn sie nicht allein gedacht wird?

0
katja richter MediaTech Hub Potsdam @ NBT AG

Katja Richter treibt Innovation dort voran, wo Technologie auf Kreativität trifft – im Interview verrät sie, wie sie den Wandel aktiv mitgestaltet und warum echte Vernetzung der Schlüssel ist.

Wie haben Ihre bisherigen Erfahrungen als Gründerin und Beraterin Ihre Sicht auf die Innovationslandschaft geprägt?

Katja Richter: Ich habe beide Seiten kennengelernt: die strategische Arbeit im Gründungsservice und das tägliche Auf und Ab als Gründerin eines eigenen Startups. Diese Kombination hat mir gezeigt, wie wichtig belastbare Netzwerke, und individuelle Unterstützung sind – gerade in der Anfangsphase. Innovation entsteht dort, wo kreative Ideen auf mutige Menschen treffen, die etwas bewegen wollen – aber es braucht ein Ökosystem, das ihnen den Raum und die Ressourcen gibt, sich zu entfalten. Genau da möchte ich mit dem MediaTech Hub ansetzen.

Was bedeutet es für Sie persönlich, die Rolle der Geschäftsführerin des MediaTech Hub Potsdam zu übernehmen?

Katja Richter: Für mich ist es eine Rückkehr zu meinen Wurzeln – in eine Region und ein Umfeld, das ich gut kenne und dem ich mich eng verbunden fühle. Die Rolle als Geschäftsführerin ist für mich eine konsequente Fortsetzung meines Weges. Ich sehe darin die Chance, meine Erfahrungen in Gründung, Innovation und Vernetzung in etwas Größeres einfließen zu lassen: einen Hub, der Medientechnologien mit echten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Impulsen verbindet.

Welche Vision verfolgen Sie für den MediaTech Hub Potsdam in den kommenden Jahren?

Katja Richter: Meine Vision ist es, den MTH Potsdam als international sichtbaren Hotspot für Medientechnologie zu etablieren – als Ort, an dem Startups, Unternehmen und Forschung an zukunftsweisenden Lösungen arbeiten. Wir wollen noch stärker als bisher Innovationen fördern, die über die Medienbranche hinauswirken – denn Medientechnologien werden branchenübergreifend eingesetzt. Gleichzeitig soll der Hub ein sicherer Ort bleiben, an dem Gründer:innen früh experimentieren und wachsen können.

Wie möchten Sie den Begriff „MediaTech“ für den Hub und dessen Partner konkretisieren und kommunizieren?

Katja Richter: MediaTech ist für uns weit mehr als „Technologie für Medien“ – es steht für die intelligente Verknüpfung von kreativen Inhalten, technologischer Exzellenz und gesellschaftlicher Relevanz. Ob KI in der Content-Produktion, immersive Anwendungen im Gesundheitsbereich oder virtuelle Produktionsumgebungen für Industrieprozesse – MediaTech ist überall dort, wo mit Technologie Geschichten erzählt, Erlebnisse ermöglicht oder Prozesse verbessert werden. Diese Vielfalt möchten wir in unseren Programmen und Events sichtbar machen.

Welche Rolle spielt der MediaTech Hub Potsdam im Zusammenspiel zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen?

Katja Richter: Wir verstehen uns als Brückenbauer. Startups brauchen Zugang zu Industriepartnern, Pilotkunden und aktueller Forschung. Etablierte Unternehmen profitieren von der Agilität und Innovationskraft junger Gründer:innen. Und Forschungseinrichtungen können durch praxisnahe Anwendungsfälle schneller Wirkung entfalten. Der Hub ist genau der Ort, an dem all diese Welten aufeinandertreffen – strukturiert, aber ohne Barrieren.

Wie planen Sie, den Standort Potsdam-Babelsberg international als Zentrum für Medientechnologien zu positionieren?

Katja Richter: Wir setzen auf Sichtbarkeit durch Exzellenz. Mit Initiativen wie der MediaTech Hub Conference, unseren Accelerator-Programmen und gezielter Internationalisierung über Netzwerke wie der Digital Hub Initiative zeigen wir: In Potsdam entstehen Lösungen mit internationalem Potenzial. Unser Ziel ist es, Talente aus ganz Europa anzuziehen – und gleichzeitig regionalen Gründern die Tools zu geben, um global zu denken.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für den MediaTech Hub Potsdam und wie möchten Sie diesen begegnen?

Katja Richter: Eine zentrale Herausforderung ist der steigende Bedarf an maßgeschneiderter Unterstützung bei gleichzeitig wachsenden Erwartungen. Wir reagieren darauf mit einem modularen Ausbau unseres Angebots – mehr Platz, mehr Teams, mehr Know-how. Gleichzeitig wollen wir unser Netzwerk weiter diversifizieren, z. B. durch gezielte Programme für Female Founders oder unterrepräsentierte Gruppen. Vielfalt ist für uns kein Buzzword, sondern Innovationsfaktor.

Wie möchten Sie die verschiedenen Angebote des Hubs – wie Accelerator, Space, Innovator und Conference – stärker miteinander verknüpfen?

Katja Richter: Unser Ziel ist ein nahtloses Angebot für Unternehmen: Vom ersten Coworking-Platz über intensive Accelerator-Phasen, Anbahnung von Innovationsprojekten bis hin zur Präsentation auf unserer internationalen Conference. Wir arbeiten daran, die Programme stärker entlang der Unternehmer:innenreise auszurichten – mit individuellen Touchpoints, Synergien und Feedbackschleifen. Der Hub soll sich für Startups anfühlen wie ein Zuhause mit Wachstumsturbo.

Was war für Sie persönlich der ausschlaggebende Moment, sich auf die Position der Geschäftsführerin zu bewerben?

Katja Richter: Ich habe den MediaTech Hub über Jahre aus der Position der Gründerin kennengelernt. Als die Position ausgeschrieben wurde, war für mich klar: Das ist eine Chance, aktiv mitzugestalten, wo ich bisher oft nur beraten habe. Ich wollte Verantwortung übernehmen für ein Thema, das mir am Herzen liegt – Innovationen an der Schnittstelle von Technologie, Kreativität und Gesellschaft.

Welche drei Ratschläge würden Sie aufstrebenden Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Katja Richter: Netzwerke sind keine Kür, sondern Überlebensfaktor. Sucht euch früh Austausch – mit anderen Gründer:innen, Mentor:innen und potenziellen Partnern.

Katja Richter: Scheitern ist keine Schande. Wichtig ist, dass ihr aus Fehlern lernt und euch weiterentwickelt.

Katja Richter: Kennt eure Werte. Gerade in der frühen Phase entscheidet oft nicht das perfekte Pitchdeck, sondern eure Überzeugung, wofür ihr steht.

Wie möchten Sie die Zusammenarbeit und den Austausch innerhalb des Teams und mit externen Partnern fördern?

Katja Richter: Wir setzen auf Transparenz, Augenhöhe und gelebte Kollaboration. Intern bedeutet das: regelmäßiger Austausch, kurze Entscheidungswege und die Förderung individueller Stärken. Extern heißt das: klare Ansprechpersonen, verlässliche Partnerschaften und gemeinsame Ziele. Ich glaube daran, dass echte Innovation nicht in Silos entsteht, sondern im Dialog.

Welche langfristigen Ziele setzen Sie sich für den MediaTech Hub Potsdam und wie möchten Sie diese erreichen?

Katja Richter: Langfristig möchte ich den MTH als erste Adresse für MediaTech-Innovationen in Europa etablieren. Wir werden dafür neue Partnerschaften aufbauen, international sichtbare Formate entwickeln und unsere Infrastruktur konsequent erweitern. Gleichzeitig bleibt unser Fokus auf den Menschen – den Unternehmer:innen, die hier ihre Ideen Realität werden lassen. Denn am Ende steht nicht die Technologie im Mittelpunkt, sondern das, was wir damit für Gesellschaft und Wirtschaft bewegen können.

Bild Bildcredits: @ NBT AG

Wir bedanken uns bei Katja Richter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Solange wir nicht gleichgestellt sind, werden wir auch keine gewaltfreie Gesellschaft

0
Agota Lavoyer über Rape Culture – Interview mit herCAREER Agota Lavoyer Sozialarbeiterin und Autorin und hat sich auf geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt spezialisiert © Raphaela Graf

„Rape Culture […] und damit einhergehend das riesige Ausmaß sexualisierter Gewalt ist kein Frauenproblem, sondern eine gesellschaftliche Krise, eine Epidemie, die dringend angegangen werden muss.“

herCAREER: Sind wir als Gesellschaft durch die Normalisierung von Sexismus abgestumpft oder sind wir inhärent misogyn geprägt?

Agota Lavoyer: Ich glaube, das lässt sich kaum voneinander trennen. Sicher hat uns die sexistische Kultur, in der wir leben, tief geprägt. Gleichzeitig reproduzieren wir – egal, welches Geschlecht wir haben – Sexismus ständig: in der Populärkultur, im Freundeskreis und in der Familie. Schlussendlich basieren unsere wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen auf sexistischen Grundannahmen. Strukturen, die die Abhängigkeit von Frauen fördern und damit Männergewalt begünstigen.

herCAREER: Du beschreibst im Buch, dass sexualisierte Gewalt ein Kontinuum ist. Warum muss man das zunächst verstehen und verinnerlichen, bevor man etwas gegen Rape Culture unternehmen kann?

Agota Lavoyer: Führen wir uns die Gewaltpyramide vor Augen: Sie fußt auf einem breiten Nährboden aus allen Diskriminierungsformen, wie eben auch Sexismus und Queerfeindlichkeit. Solange auf dieser Basis Frauen und queere Menschen objektiviert oder sexistische Witze gerissen werden, bietet sie das Fundament für sexualisierte Gewalt: Das geht von Catcalling, dem Versenden ungewollter Dick Pics über Rachepornos bis hin zu sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Das Kontinuum ist auch der Grund, dass vermeintlich weniger schwerwiegende Belästigungen wie Catcalling schnell eskalieren können. Für jede Betroffene schwingt in Belästigungssituationen die Gefahr weiterer Demütigung und körperlicher Gewalt mit.

herCAREER: Die Präventions- und Aufklärungsarbeit muss also an der Basis ansetzen?

Agota Lavoyer: Genau, und das hat auch etwas Gutes, weil es bedeutet, dass wir alle jeden Tag etwas gegen Sexismus tun können. Gleichzeitig ist und bleibt Rape Culture ein strukturelles Problem, dem auch strukturell begegnet werden muss. Darum ist es auch die Aufgabe des Staates, mich davor zu schützen.

herCAREER: Wie meinst du das?

Agota Lavoyer: Oft höre ich: „Ich verletze keine Grenzen, ich würde nie vergewaltigen, ich kann nichts dafür, dass andere Männer das tun.” Und ich sage dann, dass jede*r von uns indirekt eine Vergewaltigung verhindern kann, indem wir uns aktiv anti-sexistisch verhalten, zum Beispiel sexistische Bemerkungen oder misogynes Verhalten direkt ansprechen und anprangern. Schweigen validiert diskriminierendes Verhalten.

herCAREER: In deinem Buch schreibst du, dass wir Frauen Angst anerziehen. Wie äußert sich diese Angst?

Agota Lavoyer: Zum Beispiel geben (junge) Frauen einem Mann lieber eine falsche Telefonnummer. Es fühlt sich sicherer an, zu lügen, als ihm ehrlich zu sagen: „Ich bin nicht interessiert.“

herCAREER: Frauen müssen mit Aggressionen rechnen, wenn sie Avancen abweisen. Mit diesem Bewusstsein und der Angst von Frauen wird Geld gemacht. Was bringen Selbstverteidigungsseminare, Pfefferspray und Rape-Alarme?

Agota Lavoyer: Diese sogenannte Prävention sexualisierter Gewalt wird seit Jahrzehnten praktiziert und wir sollten längst gemerkt haben, dass sie nicht funktioniert. Es ist logisch, dass sich das Ausmaß an Übergriffen dadurch nicht verringert, weil diese Präventionsmaßnahmen weder diejenigen adressieren, die die Gewalt ausüben, noch diejenigen, die Bystander sind und nicht intervenieren. Somit sind diese Maßnahmen nicht nur nutzlos, sondern auch noch eine schön verpackte, subtile Form der Täter-Opfer-Umkehr. Die Botschaft solcher – vielleicht sogar gut gemeinten – Ratschläge bleibt: „Frauen, schützt euch (und wenn ihr es nicht tut, seid ihr selbst schuld)!” Und nicht: „Männer, seid nicht übergriffig!”

herCAREER: Wenn Prävention an der Basis beginnt, dann auch mit den nächsten Generationen. Wie können Eltern Kindern vermitteln, dass Frauen, Männer und nicht-binäre Menschen gleichberechtigt sind?

Agota Lavoyer: Indem sie es vorleben. Ich sage gerade Männern und Vätern immer wieder, dass sie wichtige Vorbilder sind. Dabei genügt es nicht, bloß „nicht sexistisch“ zu sein. Was es braucht, sind Menschen, die aktiv anti-sexistisch handeln. Das heißt, sich bewusst und sichtbar gegen Sexismus und Misogynie einzusetzen – im Alltag, im Beruf, in der Familie und im Freundeskreis.

herCAREER: Und wie schütze ich Kinder vor einer Gesellschaft, in der die Machtverhältnisse noch nicht gleich sind und sexualisierte Gewalt eben „Jede_ Frau“ angeht?

Agota Lavoyer: Ich bin selbst Mutter von vier Kindern. Ich weiß, wie hilflos man sich als Eltern fühlen kann. Ich bemühe mich, Eltern zu verdeutlichen, dass sexualisierte Gewalt sehr verbreitet ist. Jedes siebte Kind wird sexuell ausgebeutet, so gut wie jede Frau und weiblich sozialisierte Person hat als Erwachsene in irgendeiner Form sexualisierte Gewalt erfahren. Das heißt: Wenn sie eine Tochter haben, wird sie vermutlich irgendwann sexualisierte Gewalt erfahren. Deshalb ist es elementar, Kinder über sexualisierte Gewalt aufzuklären und gleichzeitig auch mit ihnen über problematische Männlichkeitsvorstellungen zu sprechen. Das Problem mit den klassischen Ratschlägen ist: Wenn wir unseren Töchtern raten, sich nicht „freizügig“ zu kleiden, dann fühlen sie sich nach einer Belästigung nicht nur unwohl, sondern zudem schuldig. Unsere Söhne könnten wiederum verinnerlichen, dass ein freizügiges Kleid sie dazu berechtigt, zu belästigen.

herCAREER: Wie können Eltern es besser machen?

Agota Lavoyer: Ich rate Eltern, bei jedem Ratschlag zu hinterfragen, ob er ermutigend und stärkend für das Kind ist. Wenn eine Tochter hört: „Hey, niemand hat das Recht, dich zu belästigen oder dir hinterherzupfeifen, egal, wie du dich verhältst und was du anhast”, stärkt das hoffentlich ihr Selbstbewusstsein. Ein anderes Beispiel: Natürlich kann man Töchter vor K.-o.-Tropfen warnen und sie anregen, aufmerksam zu bleiben. Aber wäre es nicht besser, Jugendlichen grundsätzlich beizubringen: Sei aufmerksam! Wenn du bemerkst, dass ein Freund K.-o.-Tropfen googelt, sprich ihn darauf an. Wenn du merkst, dass er sexuelle Gewalt verharmlost oder Frauen sexualisiert – sprich ihn darauf an oder rede mit einem Erwachsenen darüber. Das wäre Prävention.

herCAREER: Wir müssen also alle mehr Eigenverantwortung für eine gewaltfreie Gesellschaft übernehmen?

Agota Lavoyer: Einerseits ja: Wir sind immer in den Bereichen für andere verantwortlich, wo wir selbst zu den Privilegierten gehören. Ich bin zum Beispiel eine sehr privilegierte Frau: Ich bin weiß, cis, ich komme aus der gehobenen Mittelschicht. Ich bin nicht in Armut aufgewachsen, habe keine Behinderung und ich bin normschön und normgewichtig. Für mich bedeutet das, dass ich dafür verantwortlich bin, mich gegen Rassismus, Dickenfeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit und Transfeindlichkeit einzusetzen. Warum? Weil es für mich einfacher und ungefährlicher ist als für die diskriminierten Personen.

herCAREER: Und andererseits?

Agota Lavoyer: Andererseits ist sexualisierte Gewalt kein privates oder individuelles Problem. Sexualisierte Gewalt und andere Diskriminierungen sind strukturelle Probleme, die auch auf struktureller Ebene gelöst werden müssen.

herCAREER: Heißt das auch, dass wir als Frauen noch mehr über Frauenfeindlichkeit und als trans Personen noch mehr über Transfeindlichkeit sprechen müssen?

Agota Lavoyer: Ich finde, keine Frau ist verpflichtet, einen Mann aufzuklären, und keine trans Person muss die emotional unheimlich anstrengende Arbeit übernehmen, Menschen über Transfeindlichkeit aufzuklären. Schließlich sind wir als weiblich sozialisierte Personen ja auch nicht aufgeklärt auf die Welt gekommen! Du und ich, wir haben uns das Wissen mühsam aneignen müssen und kämpfen nun jeden Tag gegen patriarchale Strukturen und misogyne Prägungen.

herCAREER: Da hast du recht …

Agota Lavoyer: Die Informationen sind schließlich vorhanden: Es gibt Bücher über Rape Culture aus den Siebzigerjahren, in denen nahezu dasselbe steht wie in den Büchern von heute. Die Informationen sind da, das Wissen ist da. Selbst wenn alle Frauen, non-binären und trans Personen nie mehr ihre Erfahrungen teilen würden, könnte trotzdem kein Mann sagen: „Woher soll ich das denn wissen?” Es war noch nie so einfach wie jetzt, sich ein Bewusstsein zu schaffen. Ich meine, frag doch einfach ChatGPT! Öffne Instagram und lass dir das Wissen leicht verdaulich servieren.

herCAREER: Du schreibst im Buch: „Wissen ist Macht.” Warum müssen wir alle über die Mechanismen von Rape Culture Bescheid wissen?

Agota Lavoyer: Damit wir sexualisierte Gewalt überhaupt erkennen können! Als Betroffene, als Individuen und als Gesellschaft müssen wir wissen, was sie ist, wie sie sich äußert und dass sie eben ein Kontinuum ist. Nehmen wir an, ein Mann spielt vor einem Kind mit seinem Penis. Er sagt, das sei ein lustiges Spiel – ein unaufgeklärtes Kind glaubt dem Mann vielleicht. In Wirklichkeit erfährt dieses Kind gerade sexuelle Gewalt; weil es das aber womöglich nicht weiß, wird es sich vielleicht auch niemandem anvertrauen.

herCAREER: Dasselbe gilt für Erwachsene.

Agota Lavoyer: Genau. Wenn ich nicht weiß, dass es sexuelle Belästigung ist, wenn mir ein Mann ungefragt ein Dick Pic schickt, werde ich ihn nicht zur Verantwortung ziehen. Wenn ich nichts über Misogynie, Rassismus, Klassismus und andere Formen der Diskriminierung weiß, kann ich ungleichen Machtverhältnissen auch nichts entgegensetzen. Darum betone ich im Buch, wie wichtig die Rolle der Sprache ist.

herCAREER: Was vermag Sprache in diesem Kontext?

Agota Lavoyer: Ein Beispiel: Lange gab es kein Wort für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Der Begriff musste erschaffen werden, bevor das überhaupt als Problem wahrgenommen werden konnte. Man kann nicht gegen etwas vorgehen, das man nicht benennen kann. Dasselbe gilt für „Catcalling“, „Stalking” und “Upskirting”.

herCAREER: Sprache sorgt allerdings auch dafür, dass Rape Culture normalisiert wird. Gerade in den Medien reproduziert sie ständig patriarchale Gedanken. Wie kann so etwas aussehen?

Agota Lavoyer: Gerade haben große Schweizer Zeitungen geschrieben: „Zwei Männer wegen Sex mit 13-Jähriger vor Gericht.“ Es gibt keinen Sex mit 13-jährigen Mädchen! Das ist Vergewaltigung, das ist sexuelle Ausbeutung eines Kindes. Solche Titel führen dazu, dass Leser:innen unbewusst tendenziell die Tat verharmlosen, das Mädchen mitverantwortlich machen und die zwei Männer entschuldigen.

herCAREER: Viele Menschen nehmen sich im Netz die Zeit, solche Fehldarstellungen mit “I fixed it”-Beiträgen zu korrigieren. Aber wie, glaubst du, ließen sich solche Überschriften verhindern?

Agota Lavoyer: Das Problem ist: Wenn es einen Missbrauchsfall im Sport gibt, schreiben Sportjournalist:innen darüber. Sexuelle Belästigung bei einem Großkonzern wird von Wirtschaftsjournalist:innen besprochen. Lifestyle- oder Kulturjournalist:innen schreiben über sexualisierte Gewalt auf Konzerten. Ich höre immer wieder, dass Journalist:innen so viel wissen müssen und sich nicht in alles einarbeiten können. Das mag sein. Aber ich finde, es ist unerlässlich, dass Redaktionen eine Person beschäftigen, die sich gut mit diesem Thema auskennt und als Korrektiv wirken kann. Schlussendlich geht es darum, dass Journalist:innen mehr Wissen über geschlechtsspezifische Gewalt haben, damit sie sensibel darüber schreiben können, statt die Rape Culture zu reproduzieren. Medien haben hier eine große Verantwortung, die sie leider oft nicht wahrnehmen.

herCAREER: Wie können wir Rape Culture als Individuen und als Gesellschaft entlernen?

Agota Lavoyer: Es beginnt mit dem Wissen um die Gewalt-Pyramide, um zu verstehen, dass Männergewalt gegen Frauen nicht zufällig ist, sondern ein Merkmal des Patriarchats. Wir müssen dafür sorgen, dass Rape Culture und Misogynie nicht mehr auf einem so starken Fundament stehen. Wir müssen unseren Kolleg:innen vermitteln, dass sexistische Witze unangebracht sind und sie diese zu unterlassen haben. Und wir müssen der Zeitung schreiben, wenn ihre Artikel Sexismus und Misogynie verharmlosen. Wir können uns politisch engagieren – jede und jeder nach den eigenen Möglichkeiten. Wir müssen auch ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie vielschichtig sich fehlende Gleichstellung auswirkt: in Lohnungerechtigkeit genauso wie in Queerfeindlichkeit und Femiziden. Eines steht fest: Wir werden keine gewaltfreie Gesellschaft, solange wir nicht gleichgestellt sind.

herCAREER: Welche Wünsche hast du an die Politik?

Agota Lavoyer: Dass sie genau das versteht: Ohne Gleichstellung keine Gewaltfreiheit. Und die Umsetzung der Gleichstellung der Geschlechter ist eine staatliche Pflicht! Für diese Umsetzung braucht es allem voran Ressourcen – daran mangelt es überall. Beratungs- und Interventionsstellen haben zu wenig, Schutzeinrichtungen, die Täterarbeit, die Präventionsarbeit – alle haben zu wenig. Fehlende Ressourcen stehen immer für mangelnden politischen Willen. Rape Culture und damit einhergehend das riesige Ausmaß sexualisierter Gewalt ist kein Frauenproblem, sondern eine gesellschaftliche Krise, eine Epidemie, die dringend angegangen werden muss.

Auf der diesjährigen herCAREER Expo im Münchener MOC wird Agota Lavoyer am 9. Oktober beim Authors-MeetUp mit Kristina Appel über ihr Buch „Jede_ Frau. Über eine Gesellschaft, die sexualisierte Gewalt verharmlost und normalisiert” sprechen.

Bild: Agota Lavoyer Sozialarbeiterin und Autorin und hat sich auf geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt spezialisiert © Raphaela Graf

Quelle mess.rocks GmbH

Wie testen wir morgen, was uns heute hilft?

0
Vasc-on-Demand: Künstliche Blutgefäße im Gewebemodell v.l.n.r. Patrick Kuntschke, Dr. Leanne de Silva, Dr. Matthias Ryma, Katinka Theis und Alexander Radüchel @ Michael Bartolf-Kopp, Universitätsklinikum Würzburg

Vasc-on-Demand entwickelt künstliche Blutgefäße für realistische Gewebemodelle in der medizinischen Forschung

Wie ist die Idee zu Vasc-on-Demand entstanden und wer steckt hinter dem Unternehmen?

Die Idee zu Vasc-on-Demand entstand nicht am Schreibtisch, sondern an der Schnittstelle zwischen Forschung, Frustration – und einer Vision. Wir standen immer wieder vor dem gleichen Problem: Künstliche Gewebemodelle funktionieren nicht wie echtes menschliches Gewebe. Kein funktionierendes Blutsystem. Kein Durchfluss. Und kein Leben.

Irgendwann stellte Matthias, unser Erfinder, sich die entscheidende Frage: „Was wäre, wenn man Blutgefäße einfach produzieren könnte – und Anwender diese gebrauchsfertig, ready-to-use, direkt aus dem Regal ziehen können?“ Genau daraus entstand unser ambitioniertes Ziel: künstliche Blutgefäße zu entwickeln, die realistisch genug sind, um Medikamente besser zu testen, und gleichzeitig so einfach und robust, dass sie überall eingesetzt werden können. Vasc-on-Demand war geboren.

Doch eine Idee allein reicht nicht. Heute stehen wir – Matthias, Leanne, Katinka, Alexander und Patrick – als interdisziplinäres Team hinter Vasc-on-Demand. Wir vereinen Expertise aus der Chemie, Biologie, Ingenieurwissenschaft und dem Business-Bereich. Unsere langjährige Erfahrung aus Forschung und Industrie verbindet sich mit einer gemeinsamen Vision: die Entwicklung von Medikamenten schneller, zuverlässiger, – und menschlicher zu machen.

Unterstützt werden wir von erfahrenen Expert:innen und Coaches in den Bereichen Business Development, Unternehmensgründung, Pharma & Regulatory sowie Marketing. Gemeinsam schaffen wir nicht nur ein innovatives Produkt, sondern legen den Grundstein für eine bessere Zukunft in Forschung und Gesundheitsversorgung.

Welche Vision verfolgt Vasc-on-Demand mit der Entwicklung künstlicher Blutgefäße?

Unsere Vision bei Vasc-on-Demand ist es, die medizinische Forschung positiv zu verändern. Mit der Entwicklung künstlicher Blutgefäße wollen wir nicht nur bestehende Prozesse beschleunigen, sondern ganz neue Forschungsgebiete ermöglichen – etwa realistische Gewebemodelle, die den menschlichen Körper besser abbilden als je zuvor.

Unser Ziel ist es, die Medikamentenentwicklung schneller, kostengünstiger und gleichzeitig ethischer zu gestalten, indem wir Tierversuche deutlich reduzieren und die Zeit bis zur Verfügbarkeit neuer Therapien verkürzen. Letztlich geht es um mehr Lebensqualität und darum, Menschenleben zu retten. Denn mit unserer Technologie bringen wir den Faktor Mensch in die Forschung – und das schon in der präklinischen Phase, lange bevor Tests an Mensch oder Tier notwendig werden.

Worin sehen Sie den größten medizinischen und gesellschaftlichen Nutzen Ihrer Technologie?

Der größte medizinische und gesellschaftliche Nutzen unserer Technologie liegt darin, realitätsnähere Forschung zu ermöglichen – mit direktem Einfluss auf Gesundheit, Therapien und Menschenleben. Unsere künstlichen Blutgefäße erlauben die Entwicklung physiologisch relevanter Testsysteme, die den menschlichen Körper besser abbilden als herkömmliche Modelle. Das erhöht nicht nur die allgemeine Vorhersagekraft für Wirksamkeit und Sicherheit neuer Wirkstoffe – unsere Technologie kann auch gezielt für individuelle Anwendungen genutzt werden, etwa bei Krebspatienten. So lassen sich potenzielle Therapien patientennah testen und Wirkstoffe gezielter und wirksamer einsetzen – ein konkreter Beitrag zur personalisierten Medizin.

Gesellschaftlich bedeutet das: weniger Tierversuche, geringere Kosten, schnellerer Zugang zu neuen Therapien – und letztlich mehr Ethik und Effizienz im Gesundheitssystem. Unsere Technologie schafft damit die Grundlage für eine moderne, verantwortungsvolle und personalisierte Medizin der Zukunft.

Was unterscheidet Vasc-on-Demand von anderen Ansätzen im Bereich der Gewebemodelle?

Die meisten herkömmlichen Gewebemodelle basieren auf einfachen Zellkulturen oder Inserts ohne Blutgefäße – dadurch fehlt ihnen die physiologische Relevanz, insbesondere im Hinblick auf Nährstoffversorgung, Transportprozesse und realistische Gewebefunktionen.

Im Gegensatz dazu ermöglicht Vasc-on-Demand echte, funktionale Blutgefäße statt künstlicher Plastikkanäle, wie sie in vielen Organ-on-a-Chip-Systemen verwendet werden. Unsere Technologie erlaubt es erstmals, vaskularisierte Gewebemodelle im Zentimetermaßstab herzustellen – nicht nur im Millimeterbereich. Damit sind wir die Ersten, die ein praxistaugliches Tool für echte Blutgefäße in großvolumigen Gewebemodellen anbieten. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten für realistische In-vitro-Modelle in Forschung und Entwicklung.

Wie genau helfen Ihre Produkte dabei, Tierversuche zu reduzieren und klinische Studien zu verbessern?

Etwa 90 % aller Wirkstoffkandidaten scheitern in klinischen Studien – meist, weil sie beim Menschen nicht wie erwartet wirken. Der Grund dafür liegt oft in der unzureichenden Vorhersagekraft präklinischer Modelle: Was in der Zellkultur oder im Tierversuch vielversprechend aussieht, lässt sich häufig nicht auf den menschlichen Organismus übertragen.

Unsere Produkte setzen genau hier an – mit einer Funktion, die in herkömmlichen Modellen bislang fehlt, aber für das Überleben jeder menschlichen Zelle essenziell ist: funktionierende Blutgefäße.

Blutgefäße sind weit mehr als einfache Röhren. Sie versorgen Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen, transportieren Abfallstoffe ab und regulieren, welche Substanzen wohin gelangen dürfen. Diese Barrierefunktion entscheidet beispielsweise, ob ein Wirkstoff überhaupt sein Ziel erreicht – ein zentraler Faktor für die Wirksamkeit jeder Therapie. Ohne ein vaskuläres System ist kein Leben im Körper möglich – und entsprechend auch keine realitätsnahe Simulation menschlicher Gewebe im Labor.

Mit unserer Technologie bringen wir diese lebenswichtige Funktion erstmals in Form künstlicher Blutgefäße in Gewebemodelle ein – als gebrauchsfertige Produkte im vertrauten Well-Plate-Format, ohne zusätzlichen Gerätebedarf. So schaffen wir realistischere Testsysteme, die Tierversuche überflüssig machen können und gleichzeitig die Aussagekraft in der präklinischen Forschung deutlich erhöhen. Ein entscheidender Schritt, um die Medikamentenentwicklung effizienter, ethischer und verlässlicher zu gestalten.

Mit welchen Herausforderungen hatten Sie bei der Entwicklung Ihrer Verfahren zu kämpfen?

Eine große Herausforderung war die Reproduzierbarkeit unserer Gefäßmodelle – insbesondere, weil additive Fertigungsmethoden extrem zeitaufwendig sind und sich nicht für die Skalierung oder Serienproduktion eignen. Um eine praxisrelevante Lösung zu schaffen, mussten wir daher reproduzierbare Herstellungsverfahren entwickeln, die sich für eine spätere Massenfertigung eignen – ohne dabei an Präzision und Funktionalität einzubüßen.

Gleichzeitig war der Aufbau eines interdisziplinären Teams mit Expertise aus Forschung und Industrie essenziell – aber auch koordinativ herausfordernd. Unterschiedliche fachliche Hintergründe und Denkweisen erfordern klare Strukturen, offene Kommunikation und ein gemeinsames Verständnis für unsere Ziele. Gerade diese Vielfalt macht die tägliche Arbeit aber auch besonders spannend – sie fordert uns, bringt neue Perspektiven ein und macht uns als Team stärker. Es ist genau diese Dynamik, die uns motiviert und mit Freude an der Sache arbeiten lässt.

Wie in vielen jungen Start-ups zeigte sich außerdem, dass einzelne Personen oder Bereiche schnell zu Bottlenecks werden können. In unserem Fall betraf das insbesondere den Bereich der Produktion: Die parallele Entwicklung neuer Produkte, die Weiterentwicklung bestehender Lösungen und gleichzeitig die Fertigung funktionsfähiger Prototypen erforderten präzise Planung, klare Prioritäten und flexible Strukturen. Hier haben wir gezielt Prozesse aufgesetzt, um Aufgaben effizient zu verteilen und kritische Engpässe zu vermeiden.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Lösungen für die Pharmaindustrie praxisnah und skalierbar sind?

Um sicherzustellen, dass unsere Lösungen nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbeientwickelt werden, führen wir seit Projektbeginn gezielte Gespräche mit Akteuren aus der Industrie und erheben systematisch Anforderungen über Interviews und Marktrecherchen.

Dabei unterstützen uns erfahrene Coaches aus der Pharma- und Biotech-Branche, die uns mit ihrer Expertise in Business Development, Regulatory Affairs und Technologietransfer begleiten. Um diese Erkenntnisse systematisch zu nutzen, haben wir detaillierte Buyer- und User-Personas erstellt – also Profile, die sowohl die Anwender:innen im Labor als auch die kaufentscheidenden Personen im Unternehmen abbilden. Dadurch können wir ein Produkt entwickeln, das sowohl funktional überzeugt als auch in Entscheidungsprozessen Bestand hat.

Ein konkretes Ergebnis dieses Prozesses ist unser Fokus auf ein vaskularisiertes Lebermodell. Denn fast 90% der Umsätze im aktuellen Organ-on-a-Chip-Markt entfallen auf Liver-on-a-Chip-Systeme – kein Zufall, da die Leber für den Abbau von rund 80 % aller Wirkstoffe im Körper verantwortlich ist. Genau hier sehen wir ein enormes Potenzial, mit unserer Technologie eine praxisrelevante und skalierbare Lösung zu liefern, die bestehende Systeme ergänzt oder sogar ersetzt.

Zudem setzen wir bewusst auf etablierte Formate wie die Well-Plate-Kompatibilität, um eine einfache Integration in bestehende Laborabläufe zu gewährleisten – ohne zusätzliche Geräte oder langwierige Schulungen. So stellen wir sicher, dass unsere Lösungen nicht nur wissenschaftlich innovativ, sondern auch industriell umsetzbar sind.

Welche Zielgruppen sprechen Sie konkret an und wie reagieren diese auf Ihr Angebot?

Wir bedienen zwei zentrale Zielgruppen: die akademische Forschung sowie die Pharmaindustrie – beides stark wachsende Märkte mit hoher Innovationsdynamik.

Im Bereich Academics & Research sind unsere Produkte bereits bei zahlreichen Partnern weltweit im Einsatz. Mithilfe unserer Plattformtechnologie entstehen vaskularisierte Modelle von Fettgewebe, Tumoren, Leber und sogar der Blut-Hirn-Schranke. Unsere Partner liefern uns kontinuierlich wertvolles Feedback, mit dem wir unsere Produkte konsequent weiterentwickeln und eng an die tatsächlichen Bedürfnisse der Anwender anpassen konnten – nicht zuletzt durch die Verwendung etablierter Well-Plate-Formate. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv: Besonders geschätzt werden die einfache Handhabung, die Kompatibilität mit bestehenden Systemen und die hohe Funktionalität unserer Produkte. Das bestärkt uns sehr und zeigt, dass wir mit unserer Lösung einen echten Mehrwert schaffen.

In der Pharmaindustrie befinden wir uns aktuell in ersten, vielversprechenden Gesprächen. Klar ist: Der Bedarf an physiologisch relevanten Testsystemen in der späten präklinischen Phase ist enorm – insbesondere dort, wo heute noch primär Tierversuche zum Einsatz kommen. Unsere Technologie kann hier eine entscheidende Lücke schließen und eine ethischere, zuverlässigere und effizientere Alternative bieten.

Gibt es bereits erste Rückmeldungen oder Kooperationen mit Forschungseinrichtungen oder Unternehmen?

Ja – wir arbeiten bereits mit zahlreichen Forschungseinrichtungen und Partnern weltweit zusammen. Unsere Produkte kommen unter anderem in Japan, Australien, den USA, Spanien sowie an verschiedenen Universitäten, Universitätskliniken und Instituten in Deutschland zum Einsatz.

Die Rückmeldungen, die wir aus diesen Kooperationen erhalten, fließen direkt in die Weiterentwicklung unserer Produkte ein. So haben wir beispielsweise Verbesserungen im Design vorgenommen, um die Vermischung in benachbarten Kammern zu verhindern, und die Anzahl der Perfusionskammern in unseren Platten auf Basis konkreter Anwenderbedürfnisse angepasst.

Besonders freuen wir uns über eine bevorstehende Zusammenarbeit mit einer der renommiertesten Universitäten der USA, die unser neues Produkt EasyVasc als Pilotpartner einsetzen wird. Mit dem offiziellen Produktlaunch werden wir auch diese spannende Partnerschaft öffentlich bekannt geben. Wer unsere Entwicklung verfolgt, darf sich also auf weitere spannende Neuigkeiten und Kooperationen freuen.

Welche Entwicklungen und Produktneuheiten plant Vasc-on-Demand in den kommenden Jahren?

Unsere Entwicklungsstrategie folgt einem klaren Prinzip:

Wir bauen schrittweise auf unserer skalierbaren Plattformtechnologie auf – mit dem Ziel, immer funktionalere, biologischere und praxisnähere Gewebemodelle zu schaffen.

Aktuell bieten wir mit BasicVasc ein zum Patent angemeldetes Verbrauchsprodukt für die biomedizinische Forschung an. Es ermöglicht die einfache Herstellung künstlicher Blutgefäße sowie die Kultivierung verschiedenster Gewebetypen – zum Beispiel Fett- oder Tumorgewebe – im etablierten Well-Plate-Format. Dieses Produkt bildet die Basis unserer Plattformtechnologie und hat bereits zahlreiche Forschungspartner überzeugt.

Darauf aufbauend entwickeln wir derzeit CompleteVasc, ein Produkt, das erstmals freistehende Blutgefäße mit allen relevanten Zelltypen enthält. Es ist mit verschiedenen Gewebetypen kompatibel und kann sogar gefrostet versendet werden – ein entscheidender Schritt in Richtung industriell nutzbarer biologischer Produkte.

Mit Blick auf den Pharmamarkt arbeiten wir intensiv an LiverVasc, einem vaskularisierten Lebermodell, das speziell für späte präklinische Phasen sowie für begleitende Fehleranalysen in klinischen Studien entwickelt wird. Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Wirkstoffabbau – entsprechend hoch ist der Bedarf an realistischen Lebermodellen in der pharmazeutischen Entwicklung. Unser Ziel ist es, hier ein physiologisch relevantes, standardisiertes und einfach nutzbares Modell anzubieten.

Langfristig ist unsere Plattformtechnologie nicht auf ein bestimmtes Organ beschränkt. Mit X-Vasc skizzieren wir bereits heute die nächste Generation unserer Produkte: Dazu zählen weitere vaskularisierte Gewebe wie etwa Lunge, die Kompatibilität mit Pumpensystemen – und natürlich der „Elefant im Raum“: transplantierbare Gewebemodelle. Bis dahin ist es zweifellos noch ein weiter Weg. Doch unsere aktuellen Produkte räumen bereits zentrale Hürden aus dem Weg – insbesondere durch den konsequenten Verzicht auf Kunststoffe und Membranen, die bisher die physiologische Relevanz begrenzen und eine Transplantation unmöglich machen. Genau hier setzen wir an, um den Weg zu funktionalem, lebendigem Gewebe Stück für Stück zu ebnen.

Was treibt Sie persönlich an, dieses Projekt voranzubringen?

Es wird nie langweilig. Die tägliche Arbeit im Team, der Austausch mit Coaches, Partnern und dem Start-up-Umfeld bringt ständig neue Herausforderungen – und damit auch stetige Weiterentwicklung. Wir lernen unglaublich viel, wachsen als Team an unseren Aufgaben, und fast jeder Tag bringt etwas Neues, das uns weiterbringt.

Doch was uns wirklich antreibt, ist die Relevanz dessen, was wir tun. Wir arbeiten an einer Technologie, die das Potenzial hat, die medizinische Forschung grundlegend zu verbessern – schneller zu wirksamen Therapien zu führen, dabei Tierleid zu reduzieren und letztlich die Lebensqualität vieler Menschen zu erhöhen oder sogar Leben zu retten. Das gibt unserer Arbeit Sinn. Es macht es leicht, morgens aufzustehen – weil wir wissen, dass wir mit jedem Schritt einen Beitrag leisten können, der weit über uns selbst hinausgeht.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern aus Ihrer bisherigen Erfahrung mitgeben?

Erstens: Scheut euch nicht, um Hilfe zu bitten. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen, Förderprogramme und Netzwerke, die wertvolle Unterstützung bieten – von der Ideenvalidierung bis zur Finanzierung. Nutzt dies, um eure Ideen früh von Expertinnen und Experten auf den Prüfstand stellen zu lassen. Wer früh fragt, kommt schneller und gezielter voran.

Zweitens: Achtet auf die Zusammensetzung eures Teams. Besonders hilfreich war für uns die Kombination aus Erfahrung in Forschung UND Industrie. Ein rein akademisches oder rein wirtschaftlich geprägtes Team bringt oft blinde Flecken mit – gemeinsam aber lassen sich Perspektiven verbinden, Synergien nutzen und Herausforderungen besser meistern.

Und drittens: Nutzt agile Methoden wie Scrum. Die strukturierte, iterative Arbeitsweise hat uns enorm geholfen, als Team klarer, flexibler und fokussierter zu arbeiten – gerade in einem dynamischen Startup-Umfeld ein echter Gamechanger.

Bild v.l.n.r. Patrick Kuntschke, Dr. Leanne de Silva, Dr. Matthias Ryma, Katinka Theis und Alexander Radüchel @ Michael Bartolf-Kopp, Universitätsklinikum Würzburg

Wir bedanken uns bei den Gründer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Vasc-on-Demand

Vasc-on-Demand logo

Kontakt:

Vasc-on-Demand
Universitätsklinikum Würzburg
Pleicherwall 2
D-97070 Würzburg

https://www.vasc-on-demand.eu/
alexander.raduechel@vasc-on-demand.de

Ansprechpartner:
Alexander Radüchel

Social Media:
LinkedIn

Wie gelingt entspannter Praxisalltag trotz Fachkräftemangel?

0
DOC‑N‑ROLL bringt Struktur in jede Praxis und Ordination DOC‑N‑ROLL Gründerin Kathrin Zhuber@Miriam Mehlman Fotografie

DOC‑N‑ROLL unterstützt Ärzt:innen und Therapeut:innen mit individuellen Lösungen für ein effizientes, stressfreies und modernes Praxismanagement

Wie ist die Idee zu DOC‑N‑ROLL entstanden und welche persönlichen Erfahrungen haben dabei eine Rolle gespielt?

Die Idee zu DOC-N-ROLL kommt direkt aus meinem Alltag. Ich habe jahrelang in einem Ärztezentrum gearbeitet und gesehen, wie überlastet Ärzt:innen und ihre Teams oft sind. Die Aufgaben werden immer mehr, die Zeit immer knapper. Mir war klar: Hier braucht es Unterstützung, die wirklich entlastet und gleichzeitig für mehr Qualität und Freude im Job sorgt. Genau das ist mein Antrieb.

Was hat Sie motiviert, sich mit DOC‑N‑ROLL auf das Praxismanagement für Ärzt:innen und Therapeut:innen zu spezialisieren?

Die Medizin hat mich schon immer fasziniert – und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie herausfordernd der Praxisalltag sein kann. Ich liebe es, zu organisieren, Abläufe zu optimieren und Probleme zu lösen. Mit meinem beruflichen Background und meinem Gesundheitsmanagement-Studium war für mich klar. Ich möchte niedergelassene Ärzt:innen und ihren Teams den Rücken stärken, die Qualität in Ordinationen verbessern und so zum Wohlbefinden von Ärzt:innen, Assistent:innen und Patient:innen beitragen.

Welche Vision verfolgt DOC‑N‑ROLL im österreichischen Gesundheitsbereich?

Meine Vision ist ein Gesundheitssystem, in dem niedergelassene Ärzt:innen und ihre Teams nicht im Alltagsstress untergehen, sondern Zeit und Energie für das Wesentliche haben: die bestmögliche Versorgung der Patient:innen. Mit DOC-N-ROLL will ich dazu beitragen, dass Praxen effizienter, moderner und stressfreier arbeiten können.

Mit welchen konkreten Herausforderungen im Praxisalltag ihrer Kund:innen haben Sie am häufigsten zu tun?

Der größte Bedarf liegt klar bei der Personalsuche – viele Ärzt:innen haben schlicht keine Zeit, schnell passende und qualifizierte Mitarbeiter:innen zu finden. Daneben unterstütze ich häufig bei ÖQ-Med-Unterlagen und biete mit meinem Praxis CheckUp einen frischen Blick von außen, um Abläufe vor Ort zu optimieren. Immer mehr gefragt ist auch mein Support im Online-Business – von Praxissoftware über Newsletter bis hin zum Aufbau von Online-Kliniken oder Funnels.

Wie gehen Sie bei der Entwicklung individueller Lösungen für Ärzt:innen vor?

Mir ist wichtig, jede Praxis wirklich zu verstehen – nicht nur die Abläufe, sondern auch die Menschen dahinter. In einem persönlichen Erstgespräch höre ich genau zu, kläre alle Anforderungen ab und entwickle Lösungen, die zu Fachrichtung, Teamgröße und individuellen Bedürfnissen passen. Meine Stärke ist meine Empathie: Ich möchte meine Kund:innen nicht nur beraten, sondern sie spürbar entlasten und unterstützen.

Was unterscheidet DOC‑N‑ROLL von klassischen Verwaltungsdienstleistern im Gesundheitsbereich?

DOC -N-ROLL ist einzigartig in Österreich – es gibt kein vergleichbares Service, das speziell kleine und mittlere Ordinationen ganzheitlich unterstützt. Ich kombiniere maßgeschneiderte Lösungen mit echter Praxiserfahrung: Als ehemalige Ordinationsassistentin und Praxismanagerin weiß ich genau, wie der Alltag in Praxen aussieht und wo es hakt. Diese Mischung aus Know-how und Verständnis macht den Unterschied.

Wie stellen Sie sicher, dass Qualitätsmanagement, Datenschutz und Personalfragen effizient und gleichzeitig empathisch betreut werden?

Mir ist wichtig, Ärzt:innen nicht mit starren Vorgaben zu überrollen. Jede Praxis hat ihre eigenen Prioritäten und Herausforderungen, deshalb finde ich gemeinsam mit meinen Kund:innen den besten Weg – immer mit dem Fokus auf gesetzliche Vorgaben, Qualität und Sicherheit. So entstehen Lösungen, die effizient und praxisnah sind, ohne belehrend zu wirken.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Ihren Kund:innen und welche Entwicklungen planen Sie auf Basis dieser Erfahrungen?

Das Feedback meiner Kund:innen ist durchweg positiv – sie schätzen vor allem meine professionelle, strukturierte und gleichzeitig herzliche Arbeitsweise. Besonders häufig wird betont, dass ich schnell die passenden Lösungen finde, sei es bei der Personalsuche, im Qualitätsmanagement oder bei organisatorischen Herausforderungen. Diese Rückmeldungen motivieren mich enorm. Ich lerne ständig dazu, optimiere meine eigenen Prozesse und erweitere laufend mein Netzwerk, um ein noch umfassenderes und passgenaues Angebot für alle Herausforderungen im Praxisalltag bieten zu können.

Gibt es besondere Pläne oder neue Angebote, die Sie in den kommenden Monaten umsetzen möchten?

Ich möchte meine Services so weiterentwickeln, dass sie Ärzt:innen und ihren Teams noch mehr Entlastung bringen – von der Organisation bis hin zu Personalthemen. Mein Ziel ist es, den Praxisalltag spürbar zu erleichtern und die Qualität sowie das Wohlbefinden in den Ordinationen nachhaltig zu stärken.

Wie gelingt es Ihnen, als Einzelunternehmen flexibel und gleichzeitig professionell zu agieren?

Als Einzelunternehmen setze ich auf realistische Zielsetzungen, eine gute Einschätzung meiner eigenen Kapazitäten und eine klare Kommunikation. Ich gebe immer 100 %, gehe die berühmte Extra-Meile und kann dadurch flexibel reagieren, ohne dass die Professionalität darunter leidet.

Was würden Sie Gründer:innen empfehlen, die in einem stark regulierten Umfeld wie dem Gesundheitswesen starten möchten?

Ich rate Gründer:innen, sich wirklich auf die Besonderheiten des Gesundheitswesens einzulassen und nicht zu versuchen, Erfahrungen aus der Privatwirtschaft eins zu eins zu übertragen. Es ist ein eigenes System mit eigenen Regeln und Anforderungen. Wer hier erfolgreich sein will, braucht echtes Interesse, den Wunsch zu helfen und muss Ärzt:innen, Ordinationsmitarbeiter:innen und Patient:innen in den Mittelpunkt stellen – nicht nur den Umsatz.

Welche drei persönlichen Ratschläge möchten Sie anderen Gründerinnen mitgeben?

Mein erster Ratschlag: Dranbleiben – auch wenn es mal nicht läuft, weitermachen und an die eigene Idee glauben. Zweitens: Such den Austausch mit anderen, hol dir Tipps und baue ein Netzwerk auf – gemeinsam geht vieles leichter. Und drittens: Finde deinen Sinn, deine echte Motivation – nur wenn du tust, was dir wirklich wichtig und sinnvoll erscheint, bleibst du langfristig erfüllt.

Bild: Kathrin Zhuber © Fotocredits: Miriam Mehlman Fotografie

Wir bedanken uns bei Kathrin Zhuber für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Bist du wirklich sicher, dass dein Unternehmen vor Cyberangriffen geschützt ist?

0
baobab insurance cyberversicherung kunden anton und vincenz

Baobab Insurance bietet mittelständischen Unternehmen umfassenden Schutz vor digitalen Risiken durch moderne Cyberversicherungen und integrierte Sicherheitslösungen.

Was ist die Gründungsgeschichte von Baobab Insurance und welche Erfahrungen bringen die Gründer mit?

Anton und ich haben uns 2021 kennengelernt. In unseren Gesprächen wurde uns bewusst, dass traditionelle Versicherer bisher keine Cyberprodukte anbieten, die den Anforderungen des Marktes gerecht werden. Ihnen fehlte das nötige Fachwissen im Bereich der Cybersicherheit und ihre Datenanalyse über frühere Vorfälle war bestenfalls lückenhaft. Noch im selben Jahr haben wir daher Baobab Insurance in Berlin gegründet, um Cyberversicherung für mittelständische Unternehmen digitaler und technologiegetriebener aufzustellen.

Vor Baobab Insurance war ich Mitgründer von Gabi, einer digitalen US-Versicherungsplattform, die 2021 erfolgreich für rund 320 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Anton war zuvor CTO bei Coya und baute dort komplexe Versicherungstechnologien und datenbasierte Systeme auf.

Wie würdet ihr die Vision von Baobab Insurance in einem Satz zusammenfassen?

Mit Baobab wollen wir Unternehmen und Organisationen gut vor digitalen Risiken schützen und zu einer widerstandsfähigeren Wirtschaft und Gesellschaft beitragen.

Welche konkreten Maßnahmen ergreift ihr, um kleine und mittlere Unternehmen aktiv vor Cyber-Angriffen zu schützen?

Wir bieten einen umfassenden Katalog an Präventivmaßnahmen, die bereits im Preis für die Deckung enthalten sind. Dazu gehört beispielsweise ein wöchentlicher KI-basierter Angriffsoberflächen-Scan. Neben unserem Monitoring gehören auch Vorlagen für IT-Krisenpläne mit konkreten Handlungsschritten, Checklisten für Sicherheitspatches und Backups zu den Leistungen, die in unserer Grundsicherung enthalten sind. Das Gleiche gilt für die Kostenübernahmen von IT-Forensik, Krisenmanagement, Betriebsunterbrechungen und Schadensersatzforderungen.

Was unterscheidet die Lösung von Baobab von herkömmlichen Cyberversicherungen?

Unsere Stärke ist unser ganzheitliches Produktportfolio: Neben einer Cyberversicherung bieten wir auch ein E-Crime-Produkt und eine IT-Haftpflichtpolice für IT-, Software-, Technologie- und Telekommunikationsunternehmen aus Deutschland und Österreich. Wir kombinieren unsere jeweiligen Versicherungsprodukte konsequent mit Präventivmaßnahmen, die unsere Versicherten wirklich schützen. Zudem setzen wir stark auf Datenauswertung per Machine Learning, um unsere Schadensvorhersagen kontinuierlich zu verbessern. Dabei unterscheiden wir zwischen den verschiedenen Branchen, sodass unsere Datenauswertung auf individuelle Kunden zugeschnitten ist.

Mit welchen Herausforderungen hattet ihr beim Markteintritt zu kämpfen und wie seid ihr damit umgegangen?

Als wir Baobab Insurance gegründet haben, fingen viele Unternehmen aus der DACH-Region erst an, sich mit dem Thema Cyberversicherung auseinanderzusetzen. Auch jetzt sehen wir hauptsächlich Unternehmen, die ihre erste Cyberversicherung kaufen. Diese Kunden haben sich häufig mehrere Jahre in Folge gegen eine Cyberversicherung entschieden, da ihnen das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Produkte nicht klar war.
Auch auf Maklerseite herrschte damals noch viel Unsicherheit, aber auch Frust und Enttäuschung. Sie bemängelten die Qualität der Cyberprodukte und fühlten sich von den traditionellen Versicherern beim Vertrieb ihrer Produkte nicht ausreichend unterstützt.
An diesen Stellen haben wir angesetzt – und tun es noch heute.

Unsere Cyberversicherungslösungen sind für Menschen entwickelt: Für Unternehmer, CTOs und Makler. Daher haben wir von Anfang an darauf geachtet, dass sich unser Expertenteam aus verschiedenen Bereichen wie Cybersicherheit, Produkt, Underwriting und Vertrieb zusammensetzt. Statt nur Versicherungen für technische Risiken anzubieten, bieten wir zudem regelmäßig Webinare an, um über das Thema Cybersicherheit und Versicherung aufzuklären.

Wie sieht euer typischer Kunde aus und welche Bedürfnisse habt ihr bei der Entwicklung eures Produkts besonders berücksichtigt?

Unsere Kunden sind mittelständische Unternehmen. Erwiesenermaßen verfügen sie über weniger Ressourcen für die Cybersicherheit als große Unternehmen, was sie für Hacker leichter angreifbar macht. Weil sie keine großen IT-Abteilungen haben, ist es für sie schwieriger, die richtigen Prioritäten zu setzen oder die richtigen Talente zu finden. Genau hier setzen wir mit unserem ganzheitlichen Angebot an, das Unternehmen neben den verschiedenen Versicherungen auch mit umfassenden Präventivmaßnahmen unterstützt.

Inwiefern hilft euch der enge Kontakt zu Versicherungsmaklern beim weiteren Wachstum?

Im B2B-Versicherungsvertrieb spielen Makler seit jeher eine entscheidende Rolle. Er ist der Experte für die Produkte, die er im Namen des Versicherers anbietet. Ohne eine enge und vertrauensvolle Maklerbeziehung ist weiteres Wachstum somit schwer umsetzbar.

Welche Rolle spielt die kontinuierliche Risikoüberwachung in eurem Konzept?

Unser regelmäßiger KI-basierter Risikoscan ist ein zentrales Element unserer Versicherungsleistung, denn das Tool ermöglicht die gefährlichsten technischen Sicherheitslücken und Schwachstellen automatisiert und zuverlässig zu identifizieren. So macht er etwa unseren Antragsprozess besser, schneller und effizienter. Das Besondere an unserem Scan: Anders als bei der traditionellen Risikobewertung, nutzt er tagesaktuelle Daten und kombiniert die Risikoinformationen mit einer Außenansicht. Ebenfalls analysiert der Scan den Bestand von Firewalls, Backups und E-Mail-Filterlösungen. Auf dieser Basis lassen sich etwa die möglichen Kosten für die IT-Forensik bewerten oder Betriebsunterbrechungen, Cyberbetrug und Datendiebstahl vorhersagen. Das Ergebnis ist somit ein ganzheitliches Risikoprofil.

Gibt es Pläne, das Angebot von Baobab Insurance in Zukunft um weitere Sicherheitsleistungen zu erweitern?

Wir werden gemeinhin als Cyberversicherungsanbieter wahrgenommen. Unser Ziel war es jedoch immer digitale und technische Risiken ganzheitlich abzudecken. Deswegen haben wir in den letzten Monaten ein IT-Haftpflicht-, sowie ein E-Crime (Vertrauenschaden)-Produkt auf den Markt gebracht. Wir werden diese Angebote weiter stärken: Dazu arbeiten wir bereits daran, den Quotierungsprozess für IT-Haftpflicht zu verbessern. Zudem werden wir bald einen eng abgestimmten Antragsprozess für Cyber und eCrime launchen, sodass Makler diese zusammengehörenden Produkte auch in einem konsolidierten Prozess quotieren, beraten und verkaufen können. Außerdem ist es unser Ziel, unsere integrierte Cybersicherheit für kleine und mittelständische Kunden künftig noch weiter zu stärken. Hierzu verbessern wir Analyse und Visualisierung, um sicherzugehen, dass unsere Befunde verstanden werden.

Schließlich arbeiten wir auch an Angeboten, die noch tiefer mit der Cybersicherheit des Kunden integriert werden. Deswegen bauen wir ein Incident Response-Angebot auf, um unseren Kunden im Angriffsfall noch aktiver als jetzt zur Seite zu stehen. Auch das Produktangebot für Unternehmenskunden wollen wir weiter verbreitern und verbessern.

Wie stellt ihr sicher, dass auch im Ernstfall der Support für eure Kunden jederzeit funktioniert?

Wir bieten einen telefonischen Notfalldienst, an den sich unsere Kunden im Falle eines Cyberangriffs 24/7 wenden können. Hier arbeiten wir mit Crawford zusammen, einem Dienstleister im Bereich der Schadensabwicklung mit mehr als 25 Jahren Erfahrung.

Was sind eure nächsten großen Schritte – wohin entwickelt sich Baobab Insurance in den kommenden zwölf Monaten?

Wir wollen vor allem die aktive und kostenfrei integrierte Risikoprävention für unsere mittelständischen Kunden stärken, die wir als erster Cyberanbieter in Deutschland vor drei Jahren auf den Markt gebracht haben. Wie bereits erwähnt, wollen wir das Produktangebot für Unternehmenskunden weiter verbreitern und verbessern, um unsere Position in den bestehenden Märkten Deutschland und Österreich zu festigen und über die kommenden 12 Monate weitere EU-Märkte zu erschließen. Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir unser Team deutlich erweitern. Insbesondere in den Bereichen Incident Response und Cybersicherheit, Softwareentwicklung und Produkt, Maklermanagement und -unterstützung, Business Development, Underwriting sowie Schadenbearbeitung sind wir daher auf der Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen.

Welche drei Dinge würdet ihr Gründerinnen und Gründern mitgeben, die ein technologiegetriebenes Startup aufbauen möchten?

Technologie allein gewinnt keine Märkte. Es braucht ein Team, das sich ergänzt: neben technischer Exzellenz, Produktverständnis, operativer Umsetzungsstärke, kommt es auch auf Vertrauen und gemeinsame Werte an. Gründerteams scheitern häufiger an zwischenmenschlichen Reibungen als an fehlender Technologie.

Bild: Gründerteambild © Baobab Insurance

Wir bedanken uns bei Vincenz Klemm und Anton Foth für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie real wird digital – und was bedeutet das für unsere Fabriken?

0
RIIICO: 3D-Modelle von Fabriken mit Künstlicher Intelligenz RIIICO Founding Team Bild Patrick Mertens, Jan Büchsenschütz und Felix Fink © Siemens AG

RIIICO digitalisiert reale Fabriken mithilfe künstlicher Intelligenz und macht komplexe Produktionsumgebungen als interaktive 3D-Modelle planbar

Wie ist die Idee zu RIIICO entstanden und wer steht hinter dem Unternehmen?

RIIICO wurde inmitten der Covid-19 Pandemie von drei Alumni der RWTH Aachen gegründet. In dieser Zeit trat deutlich zum Vorschein, was viele bereits vorausgesehen hatten – die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gerät immer mehr unter Druck. RIIICO wurde aus der Überzeugung heraus gegründet, dass die traditionelle Art und Weise wie Fabriken geplant und designt werden, nicht mehr funktioniert. Ein von Schnelllebigkeit geprägtes Marktumfeld stellt ganz besonders für die Produzenten großer Maschinen- und Anlagenbauer eine große Herausforderung dar. Deshalb fingen wir in den Räumlichkeiten der Uni an, eine Lösung zur 3D-Visualisierung ganzer Fabrikanlagen, zu entwickeln, die es Unternehmen ermöglicht schnell Veränderungen auf Ihrer Fabrikfläche umzusetzen.

Was war der Auslöser dafür, reale Fabriken in digitale Zwillinge zu transformieren?

Das Potential digitaler Zwillinge ist immens und seit Jahren wird in Technologien zur Visualisierung von Fabriken investiert. Allerdings sind etablierte Methoden zeit- und kostenaufwendig. Mit RIIICOs Ansatz lässt sich der Prozess erheblich vereinfachen und beschleunigen. Unsere KI erkennt nicht nur viele Objekte in der Visualisierung automatisch, sondern generiert direkt ein individuelles 3D-Modell für jedes einzelne Element. Auf diese Weise kann direkt mit den Daten gearbeitet werden. Ingenieurinnen können RIIICO verwenden, um früh Konzepte zu evaluieren und umzusetzen. Durch die Ableitung aus der Realität kann unseren Daten direkt vertraut werden, was viele Herausforderungen löst und Planungszyklen einspart.

Welche Vision verfolgt RIIICO langfristig und wie arbeitet ihr darauf hin?

Die produzierende Industrie benötigt höhere Planungsflexibilität, um mit kürzeren Produktlebenszyklen, unvorhersehbarer Nachfrage und globalen Veränderungen der Absatzmärkte Schritt zu halten. Wir sind überzeugt, dass jeder Hersteller dafür die Möglichkeit haben muss, proaktiv und datenbasiert handeln zu können. Indem wir mittels künstlicher Intelligenz die Realität der Fabrik direkt digital abbilden, schaffen wir ein leistungsstarkes Werkzeug, welches die Wirklichkeit der Fabrik jedem Mitarbeitenden zugänglich macht und ihn befähigt aktiv mitzugestalten. Langfristig tragen wir dazu bei, die Synchronisation zwischen Realität und Digitalwelt zu ermöglichen.

Welche Unternehmen oder Branchen profitieren besonders von eurer Lösung?

Unsere Lösung eignet sich besonders für die Umplanung von Bestandsfabriken – und ganz besonders für solche Unternehmen der diskreten Fertigung. Überall dort, wo große Maschinen und Anlagen gebaut werden, kann RIIICO zum Einsatz kommen, beispielsweise in der Automobilindustrie. Erprobte Anwendungsfälle reichen von der Inbetriebnahme einer neuen Automatisierungslösung bis hin zu Integrationen neuer Produkte in laufende Produktionen. Letzteres kommt einer Operation am offenen Herzen gleich und wird durch RIIICOs Ansatz, der realitätstreue 3D-Objekte mit umfänglicher Kompatibilität vereint, schneller, präziser und reibungsloser.

Wie gelingt es euch, komplexe Produktionsumgebungen in verständliche digitale Modelle zu übersetzen?

Der Kern unserer Technologie ist ein eigens entwickeltes KI-Modell, das Objekte anhand ihrer 3D-Geometrie direkt in der realen Umgebung erkennt. Anders als klassische Bilderkennung arbeitet unser Ansatz mit räumlicher Wahrnehmung. Dadurch können wir nicht nur Objekte klassifizieren, sondern auch deren genaue Maße und Positionen im Raum erfassen. Auf Basis dieser erkannten Objekte erzeugen wir durch eine Reihe nachgelagerter Prozesse hochauflösende, strukturierte 3D-Modelle. Diese sind vollständig kompatibel mit gängigen 3D-Systemen und Planungssoftwares. So entsteht eine präzise digitale Repräsentation der realen Produktionsumgebung – direkt aus der Realität, ohne Umweg über manuelle Modellierung.

Was unterscheidet RIIICO von anderen Anbietern im Bereich Fabrikplanung?

Jahrzehntelang wurden Industrieanlagen als Neubauten auf der sprichwörtlichen grünen Wiese geplant. Heute erfolgt ein Großteil der Planung jedoch im Bestand – also in bereits existierenden Fabriken. Viele Anbieter arbeiten dabei mit manuell erstellten, virtuellen Modellen, die häufig nicht exakt mit der Realität übereinstimmen. Solche Planungen funktionieren oft gut – bis sie in die Umsetzung gehen. Ein alltägliches Beispiel: Jeder hat schon einmal versucht, eine zu große Couch durch ein zu kleines Treppenhaus zu bewegen. Bei der Fabrikplanung ist das nicht anders.

Plötzlich steht eine tragende Säule zwei Meter weiter links, ein Lüftungsrohr verläuft mitten durch die neue Zwischenbühne und 200 m² Fläche, die eigentlich für die Logistik eingeplant waren, existieren schlicht nicht. Solche Überraschungen auf Tausenden Quadratmetern bei laufender Produktion verursachen erhebliche Kosten und Verzögerungen. Wir leiten die Planungsgrundlage direkt aus der realen Fabrikumgebung ab – schneller als jede manuelle Zeichnung und mit deutlich höherer Präzision. So schaffen wir Vertrauen, dass Simulation und Vorplanung der Realität standhalten – von Anfang bis zur Umsetzung.

Mit welchen Herausforderungen seid ihr in der bisherigen Entwicklung konfrontiert worden?

Eine komplexe Technologie wie unsere bringt viele Herausforderungen mit sich. Am Ende gibt es sehr viele Menschen von der Person auf dem Shopfloor bis hoch zur C-Suite, die zur Wettbewerbsfähigkeit ihrer Fabrik beitragen wollen. Viele von ihnen arbeiten seit Jahrzehnten im Unternehmen. Ihnen liegt der Standort am Herzen. Uns war daher wichtig, dass unsere 3D Modelle auch von Menschen genutzt werden können, die bisher keinen Zugang zu Planungstools haben, weil sie beispielsweise keine Software oder leistungsstarke Computer zur Verfügung hatten. Der KI-Kern allein reicht dafür nicht aus. Wir standen vor der Herausforderung, eine Software zu entwickeln, die Gigabyte große 3D-Modelle auf einem Standard-Arbeitslaptop flüssig öffnen kann. In dieser Software sollen sich neue Nutzer ohne großes Onboarding im 3D-Raum zurechtfinden und möglichst viele Use Cases für alle Bereiche abgebildet werden. Eine Aufgabe, die wir nur bewältigen können, weil wir so viel Zeit wie möglich in der Fabrik verbringen.

Wie sieht der typische Ablauf aus, wenn ein Unternehmen RIIICO nutzt?

Der Ablauf ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Viele große Unternehmen arbeiten bereits seit Jahren mit digitalen Zwillingen. Sie haben die Fähigkeiten und das Wissen aufgebaut und benötigen vor allem unsere Software und Daten. Hier greifen direkt alle Zahnräder zusammen. Wir bekommen hochqualitative Messdaten aus der Fabrik, prozessieren diese und unterstützen bei der Simulation und Durchführung des Projektes. Oft wenden sich Unternehmen an uns, die vor ersten Herausforderungen stehen und sich noch ganz am Anfang ihrer digitalen Transformation befinden. Die bisherigen Pläne bestehen meist nur aus einer PowerPoint-Folie mit Kästchen und Linien. In solchen Fällen arbeiten wir gerne mit erfahrenen Partnern zusammen, um gemeinsam mit unseren Kunden Schritt für Schritt eine digitale Fabrik aufzubauen.

Was sind die nächsten technologischen oder strategischen Schritte für RIIICO?

Unser erster Fokus liegt auf der Skalierung: Wir möchten unseren Prozess weiter automatisieren und mehr Kunden schnell und effizient mit den digitalen 3D-Modellen von RIIICO versorgen.Doch Planungsdaten sind immer nur ein Mittel zum Zweck. Auch wenn Unternehmen an unterschiedlichen Standorten jeweils eigene Herausforderungen haben, zeigen sich viele Gemeinsamkeiten – etwa bei Themen wie Sicherheit, Automatisierung sowie flexibler und nachhaltiger Produktion. Gleichzeitig entstehen im Markt spannende Synergien: Die Kombination aus KI-Agenten, generativer KI und realitätsnahen Fabrikmodellen eröffnet neue Wege, um Entscheidungsprozesse in der Produktion zu vereinfachen und zu beschleunigen. RIIICO bleibt dabei seinem Kern treu: Wir entwickeln Künstliche Intelligenz, die reale Umgebungen erkennen, interpretieren und digital abbilden kann. Der nächste Schritt? Eine Zukunft, in der komplexe Planungsprozesse nicht nur automatisierter, sondern auch intuitiv navigierbar werden – für alle Beteiligten.

Wie wichtig ist der Faktor Zusammenarbeit in der Cloud bei eurer Lösung?

Cloudbasierte Fabrikplanung ist für uns nicht mehr wegzudenken. Lange Zeit erfolgte die Planung isoliert in klassischen Silo-Systemen – oft mit teuren Sitzplatzlizenzen, hohen Hardwareanforderungen und begrenztem Zugang für nur wenige Expertinnen. Das hat viele Planungsabteilungen überlastet und den digitalen Wandel verlangsamt. Mit Cloudsoftware ändert sich das grundlegend: Planung wird kollaborativer, skalierbarer und für mehr Mitarbeitende im Unternehmen zugänglich. Gleichzeitig fördern cloudbasierte Lösungen die nötige Interoperabilität – Fabrikdaten müssen heute in unterschiedlichen Softwaresystemen nutzbar sein, unabhängig vom Anbieter. Wir begrüßen es sehr, dass sich auch etablierte Systeme zunehmend für Schnittstellen und Kooperationen öffnen. Denn die Zukunft der Fabrikplanung liegt in der offenen, vernetzten Zusammenarbeit – über Abteilungs- und Systemgrenzen hinweg.

Was würdet ihr Gründern raten, die eine technische Lösung für die Industrie entwickeln wollen?

Zunächst würden wir sagen: Wir brauchen euch – dringend. Besonders in Deutschland. Unsere Industrie ist das Rückgrat vieler Regionen. Ganze Dörfer und Kommunen leben von der produzierenden Wirtschaft. Wenn es uns nicht gelingt, diesen Sektor durch Innovation wirtschaftlich zu stärken, wird das industrielle Sterben weitergehen – und mit ihm unser gesellschaftlicher Wohlstand. Unser wichtigster Rat: Verliert euch nicht in der Technologie, sondern konzentriert euch auf den konkreten wirtschaftlichen Mehrwert eures Produkts. Entwickelt so nah wie möglich an den tatsächlichen Nutzern – denjenigen, die das Problem wirklich spüren. Unterschätzt dabei nicht die Komplexität des Go-to-Market-Prozesses. Eine gute Idee ist erst der Anfang. Entscheidend ist, wie ihr sie in der Industrie etabliert.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz bei eurer Plattform heute und in Zukunft?

Künstliche Intelligenz ist der Kern unserer Plattform – heute wie in Zukunft. Bereits heute nutzen wir eigens entwickelte KI-Modelle, um reale Fabrikumgebungen präzise zu erkennen, Objekte anhand ihrer 3D-Geometrie zu klassifizieren und automatisch in strukturierte, digitale Modelle zu überführen. Dieser Schritt ersetzt nicht nur manuelles Modellieren, sondern schafft auch eine neue Qualität an Planungsgrundlagen: schneller, genauer und direkt aus der Realität abgeleitet. Zukünftig wird KI noch weitreichender in die Entscheidungsprozesse der Industrie eingreifen. Wir sehen großes Potenzial darin, komplexe Fabrik- und Produktionsplanungen durch KI-Agenten zu unterstützen – von der Szenarien-Simulation bis hin zur automatisierten Vorschlagsgenerierung. Die Kombination aus realitätsnahen digitalen Zwillingen und generativer KI eröffnet neue Wege, wie Unternehmen schneller, sicherer und flexibler planen können. In Zukunft werden wir künstliche Intelligenz erleben, die nicht nur versteht, was ist – sondern auch hilft, zu gestalten, was kommt.

Bild: Patrick Mertens, Jan Büchsenschütz und Felix Fink © Siemens AG

Wir bedanken uns bei Jan Büchsenschütz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

WorldChanger Days 2025: Wo Purpose auf Performance trifft

0
WorldChanger Days 2025: Das Event für Gesundheit & Wandel

Danilo Schmidt, Gründer und Geschäftsführer von Brandible, war für StartupValley beim diesjährigen WorldChanger Flagship Event im Bio- und Wellnessresort Stanglwirt in Tirol. Brandible unterstützt Marken mit maßgeschneidertem Merchandise und Werbetechnik, die im Gedächtnis bleiben, und ist 2025 Partner für das Event-Merchandising der WorldChanger.

Die Veranstaltung bringt jährlich rund 400 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Sport, Medien und Gesellschaft zusammen, die eines verbindet: der Wille, Dinge zu verändern. Nachhaltiger. Gesünder. Menschlicher.

Zwischen Check-in und Change Habits: Der Auftaktabend

Bereits die Ankunft war geprägt von Atmosphäre und Begegnungen. Nach dem Check-in warteten auf die Gäste liebevoll zusammengestellte Welcome-Kits mit rund 25 Markenartikeln – ein Herzstück des Sponsoring-Engagements von Brandible. Noch vor dem ersten Aperitif war klar: Dieses Event setzt auf spürbare Werte statt oberflächlicher Reize.

Das gesetzte Dinner in der Reithalle bot Gelegenheit zum Austausch mit inspirierenden Persönlichkeiten – darunter Tina Müller (Weleda), Simona Elisa Lovino, Julia Goldhammer (LEGO), Léonie Duwe (Lipton), Stella Mueser (D&K) und Duftvisionär Stephan Kemen, dessen „Majestic Leather“ später für olfaktorische Begeisterung sorgte. Auch für Danilo Schmidt persönlich ein besonderer Moment: LEGO-Geschenke für die Familie und echte Gespräche statt oberflächlichem Networking.

Das zentrale Thema des Abends: „Netzwerken, Change Habits und Gutes tun“. Auf der Bühne wurde klar, dass Gesundheit nicht als kurzfristige Initiative, sondern als langfristige Lebensphilosophie verstanden werden muss. Eine Haltung, die alle Teilnehmenden verband.

Ein Training mit Impact: Danilo’s WorldChanger Moment 2025

Der Montag startete sportlich und wurde für Danilo Schmidt zum persönlichen Höhepunkt des Events. Ein einstündiges Einzeltraining mit Tennisprofi Mischa Zverev brachte nicht nur die Rückhand in Form, sondern auch neue Perspektiven: Fokus, Technik, Disziplin – alles Werte, welche im Sport und Business gleichermaßen wirken. Oder wie Schmidt es formulierte: „Jetzt fliegt nicht mehr jeder Ball ins Netz.“

Es folgte ein ganztägiges Sportprogramm im Zeichen von Teamgeist und Challenge. Ob HYROX-Challenge powered by Weleda AG, Duft-Challenge von Mäurer & Wirtz, Schreibox oder Tennisturnier mit Promi-Beteiligung – es wurde geschwitzt, gelacht und gelitten. In den Mixed Doubles trafen Unternehmer auf Sportstars und Creator. Von Mats Hummels über Ian Bohen und Younes Zarou bis Alexander Zverev und Knossi. Insgesamt 48 aktive Teilnehmer machten den Court zur Bühne für Zusammenarbeit und sportliches Miteinander.

Glamour, Gemeinschaft und greifbare Botschaften

Am Nachmittag sorgte ein kurzer Spa-Reset für frische Energie, bevor der Abend mit Red-Carpet-Momenten, Begegnungen und Rückblicken auf das Wirken der Alexander Zverev Stiftung ausklang. Besonders spürbar: die Offenheit innerhalb der Community. Trotz Glamour, Prominenz und Prestige – niemand verlor die Bodenhaftung. Statt High Society: High Connection.

Auch hier zeigte sich der Wert echter Begegnungen, wie das Wiedersehen mit Freund und Unternehmer Manuel Schäffler. Authentizität statt Attitüde. Purpose statt Profilierung.

Fazit: Mehr Taten, weniger Vorsätze

Für Danilo Schmidt steht nach den WorldChanger Days 2025 fest: Es braucht mehr solcher Events. Formate, die nicht nur inspirieren, sondern ins Handeln bringen. Denn: Unsere Gesundheit ist kein kurzfristiger Trend, sondern unser wichtigstes Kapital. Und echte Veränderung beginnt nie mit einem guten Vorsatz, sondern immer mit dem ersten Schritt – oder wie in diesem Fall: mit einem Aufschlag, der sitzt.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Sprach-KI am Wendepunkt: Warum sie jetzt endlich produktiv einsetzbar ist

0
Sprach-KI für Unternehmen: Wie Technologie jetzt produktiv wird Autor Franz Jordan ki telefonassistent

Lange galt Sprach-KI als nette Idee mit schwacher Umsetzung. Doch jetzt hat sich alles geändert – technologisch wie gesellschaftlich. Ein Blick auf den Status quo und die nächsten Herausforderungen.

Sprach-KI am Wendepunkt: Warum sie jetzt endlich produktiv einsetzbar ist

Die Idee von Sprach-KI ist nicht neu. Seit Jahrzehnten träumen Tech-Enthusiasten und Unternehmen davon, dass wir mit Maschinen so natürlich sprechen können wie mit Menschen. Siri, Alexa und klassische IVR-Systeme haben diesen Traum bereits angedeutet – und gleichzeitig gezeigt, wie frustrierend unzureichend frühe Versuche oft waren. Doch was früher bestenfalls nett gemeint war, ist heute bereit für den produktiven Einsatz: Sprach-KI hat einen Wendepunkt erreicht – technologisch wie gesellschaftlich.

Vom Sprachmenü zur echten Konversation: Warum frühere Systeme scheiterten

Klassische Sprachdialogsysteme, etwa IVR („Drücken Sie 1 für…“) oder simple Assistenten wie Siri, basierten auf festen Befehlen und begrenztem Kontextverständnis. Die Nutzer mussten sich dem System anpassen, nicht umgekehrt. Statt natürlicher Konversation gab es starre Menüs und monotone Computerstimmen. Das Ergebnis: Frust, Wiederholungen, Gesprächsabbrüche.

Sprachsysteme galten lange als notwendiges Übel – funktional vielleicht, aber alles andere als kundenfreundlich. Viele Nutzer fühlten sich durch diese Interfaces bevormundet oder nicht ernst genommen.

Der technologische Durchbruch: Sprach-KI kann jetzt mehr als nur zuhören

Mit dem Launch von ChatGPT Ende 2022 begann ein neues Kapitel in der KI-Entwicklung. Große Sprachmodelle (LLMs) konnten plötzlich erstaunlich gut verstehen, was gemeint war – selbst bei unklaren oder unvollständigen Anfragen. Für Sprach-KI war das ein wichtiger Meilenstein, aber noch nicht der Durchbruch. Denn: Sprache ist nicht nur eine Frage der Intelligenz, sondern auch der Geschwindigkeit.

Erst mit der Veröffentlichung der real-time API von OpenAI im Sommer 2024 wurde echter, flüssiger Sprachdialog möglich. Niedrige Latenzen (unter 500 ms), natürliche Intonation, dynamische Gesprächsführung, Unterbrechungen in Echtzeit und die Fähigkeit, mit externen Tools wie Kalendern oder CRMs zu interagieren – all das führte dazu, dass sich Gespräche mit KI erstmals „menschlich“ anfühlten.

Diese technologischen Fortschritte ebnen nun den Weg für produktiven Einsatz in Unternehmen – von der Hotline bis zur Terminvereinbarung.

Die Nutzer ziehen mit: Akzeptanz und Erwartungen haben sich verändert

Doch Technologie allein reicht nicht. Entscheidend ist, ob Menschen bereit sind, mit ihr zu interagieren. Und auch hier ist ein Wandel zu beobachten.

Dank der massiven Verbreitung von Tools wie ChatGPT, Alexa oder Google Assistant sind viele Nutzer inzwischen mit KI vertraut – und haben oft positive Erfahrungen gemacht. Die frühere Ablehnung („Oh nein, ein Roboter“) wandelt sich zur Neugier („Mal sehen, was der kann“). Besonders, wenn die KI tatsächlich hilft – ohne Warteschleife, ohne Tipperei, ohne Weiterleitungspingpong.

Je besser die Interaktion gelingt, desto mehr wächst das Vertrauen in die Technologie – ein Kreislauf, der der Sprach-KI nun Auftrieb gibt.

Anwendungsfälle in der Praxis: Von der Service-Hotline bis zur Leadqualifizierung

Immer mehr Unternehmen setzen Sprach-KI bereits produktiv ein. Typische Use Cases sind:

Telefonassistenten für kleine Unternehmen, die keine durchgehende Erreichbarkeit gewährleisten können.
Hotlines im Kundenservice, die Anfragen automatisiert entgegennehmen, klassifizieren und bearbeiten.
Sales-Prozesse, bei denen Sprach-KI potenzielle Kunden vorqualifiziert oder direkt durch ein Gespräch führt.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen profitieren, da sie mit Sprach-KI professionellen Service bieten können – rund um die Uhr und zu einem Bruchteil der Kosten menschlicher Mitarbeiter.

Offene Herausforderungen: Noch ist nicht alles gelöst

Trotz aller Fortschritte ist der Einsatz von Sprach-KI in Unternehmen weiterhin mit Herausforderungen verbunden. Eine der zentralen Hürden ist die Regulatorik: Unternehmen müssen sicherstellen, dass der Einsatz ihrer Sprach-KI sowohl DSGVO-konform als auch im Einklang mit dem AI Act der EU steht. Besonders kritisch ist dabei der Umgang mit sensiblen Kundendaten, das Speichern und Transkribieren von Gesprächen sowie die Frage, inwieweit Nutzer über die Interaktion mit einer KI aufgeklärt werden müssen.

Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen stellt auch die Konfiguration der KI eine große Herausforderung dar. Sprach-KI funktioniert nicht „out of the box“ – vielmehr muss das System so eingerichtet werden, dass es die individuellen Geschäftsprozesse eines Unternehmens versteht und korrekt abbildet. Das bedeutet in der Praxis: Prozesse müssen zuerst verstanden, dann in präzise Anweisungen („Prompts“) übersetzt und regelmäßig überprüft werden. Für viele Unternehmen ist das ein völlig neuer Denkansatz, der technisches und inhaltliches Know-how erfordert.

Ein zentrales Thema bleibt die Verlässlichkeit. Moderne KI-Systeme können zwar erstaunlich präzise kommunizieren, sind aber nicht frei von Fehlern – insbesondere von sogenannten Halluzinationen, also erfundenen oder unzutreffenden Aussagen. Um das zu vermeiden, braucht es mehr als nur nachgelagerte Kontrolle: Es bedarf technischer Maßnahmen zur Halluzinationsvermeidung, wie etwa restriktiver Prompt-Designs, klarer Antwortgrenzen, systematischer Verwendung von verifizierten Wissensquellen oder sogenannter Tool-Use-Mechanismen, bei denen die KI bei Bedarf externe Systeme wie CRM oder Kalender nutzt, statt sich auf Annahmen zu verlassen. Ergänzend dazu sind Kontrollmöglichkeiten für den Menschen entscheidend – etwa durch transparente Dashboards, Gesprächsprotokolle oder Eskalationsoptionen, bei denen menschliche Kolleg:innen übernehmen können.

Kurzum: Sprach-KI ist leistungsfähig wie nie zuvor, aber sie bleibt ein mächtiges Werkzeug, das sorgfältig konfiguriert, überwacht und verantwortungsvoll eingesetzt werden muss.

Fazit: Jetzt ist der Moment

Sprach-KI ist bereit für den Markt. Die Technologie ist nicht mehr Spielerei, sondern Werkzeug. Unternehmen, die jetzt einsteigen, profitieren doppelt: Sie verbessern ihre Erreichbarkeit und Kundenzufriedenheit – und setzen ein Zeichen als digitale Vorreiter.

Der Unterschied zu früher: Sprach-KI funktioniert jetzt wirklich. Und das macht den Unterschied.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Was bringt Sichtbarkeit, wenn Suchverhalten sich radikal verschiebt?

0
gemcore ki google chatgpt teambild

GEMcore hilft Unternehmen dabei, in den Antworten von KI-Systemen wie ChatGPT sichtbar zu werden – statt nur in klassischen Suchergebnissen wie bei Google

Was war der Auslöser für die Gründung von GEMcore – und wie entstand die Idee, Sichtbarkeit in KI-Modellen statt in Google zu optimieren?

Die Idee entstand dadurch, dass wir gemerkt haben, wie sehr KI im Alltag relevanter wird und immer mehr Menschen KI fragen, anstatt zu googeln. Da haben wir einen Markt erkannt, der immer weiter auftauchen wird, und wollten dafür eine Lösung schaffen, die es noch nicht gab.

Du hast mit 15 als Deutschlands jüngster Unternehmer begonnen. Wie hat dich dieser frühe Start auf die Gründung von GEMcore vorbereitet?

Meine Karriere, die ich mit 15 angefangen habe, hat mich definitiv auf den Start mit GEMcore vorbereitet. Ich habe mittlerweile viele Erfahrungen sammeln können und diese optimal in GEMcore eingesetzt – sei es in Führung, Vision oder Vertrieb.

GEMcore hat Millionenangebote ausgeschlagen, um den Fokus zu behalten. Wie schwer war diese Entscheidung – und was war letztlich ausschlaggebend?

Die Entscheidung war eine wichtige, aber nicht wirklich eine schwere. Während andere Start-ups Geldern hinterherhängen, war für uns erst einmal klar: Wir wollen ein Produkt kreieren, das funktioniert und auch einen Markt hat – das haben wir geschafft!

Warum braucht es aus deiner Sicht eine neue Disziplin wie GEO – und worin unterscheidet sie sich grundlegend von klassischer SEO?

GEO (Generative Engine Optimization) ist die gezielte Optimierung von Inhalten für KI-Suchmaschinen und LLMs. Dadurch können Unternehmen in KI gefunden werden. Schon heute generieren unsere Kunden dadurch neuen Umsatz.

Was genau misst eure Plattform – und wie unterstützt sie Unternehmen konkret dabei, in KI-Antworten wie bei ChatGPT sichtbarer zu werden?

Wir messen, wie sichtbar deine Marke in KI-Antworten ist – zum Beispiel bei ChatGPT oder Google SGE – und zeigen dir, wo du fehlst, warum, und wie du reinkommst.

Welche Branchen zeigen aktuell besonders großes Interesse an GEMcore – und warum?

Es ist ziemlich breit, jedoch kann man sagen, dass wir für jede Kundengruppe die richtige Lösung haben. Primär Marketingagenturen und -teams nutzen aktuell unser Tool. Aber auch kleine Unternehmen können mit GEMcore ihr GEO-Rating verbessern.

Wie erklärst du Unternehmer:innen, dass SEO nicht mehr ausreicht – und warum KI-Antworten zur neuen digitalen Währung werden?

SEO bringt dich in die Google-Liste – KI bringt dich direkt in die Antwort. Wer dort fehlt, wird nicht mehr gefunden. Google Geminis No-Click-Search reduziert bereits den Website-Traffic global.

Was hat euch bisher am meisten überrascht bei der Entwicklung oder im Dialog mit ersten Kund:innen?

Seitdem ich 15 bin, mache ich Marketing. Schon damals war es schwer, Kampagnen zu vertreiben. Aber jetzt merke ich, wie offen Unternehmen und Kund:innen für die Optimierung in KI sind. Denn genau das ist es, was sie vom Wettbewerb abheben kann. Während SEO stirbt, geht GEO steil bergauf.

Ihr seid ohne Fremdkapital gestartet, wachst aber schnell. Wie stellt ihr sicher, dass Qualität und Tempo sich nicht widersprechen?

Wir sind ohne Fremdkapital gestartet, weil wir es schlichtweg zu dem Zeitpunkt einfach nicht mussten. Jetzt sind wir offen für Gespräche, da wir skalieren können.

Wie weit ist die Technologie heute – und wohin entwickelt sich das Tool in den nächsten zwölf Monaten?

Unsere Plattform zeigt live, wo du in KI-Antworten erscheinst, optimiert Inhalte automatisch (Text, Bild, Video, Audio) und korrigiert Fehler in Echtzeit.
Nächster Schritt: Modellvergleiche, automatisierte Strategiepläne und tägliche KI-Wettbewerbsanalysen.
Unser Ziel: In einer Welt voller generativer Antworten werden wir der Kompass, der Marken sichtbar macht – egal, welche KI gefragt wird.

Wie denkst du über den Hype rund um KI – und wo ziehst du bei GEMcore bewusst eine Grenze zwischen Vision und Substanz?

KI ist zwar ein Hype und Buzzword, aber GEMcore ist es ganz sicher nicht. Wir sind nicht nur ein weiteres Tool. Wir arbeiten mit KI, um Unternehmen für die KI zu rüsten und auch in Zukunft sichtbar zu bleiben.

Was sind deine drei wichtigsten Learnings aus fünf Jahren Unternehmertum – gerade in einem Markt, der sich so schnell verändert?

Grundsätzlich gilt: Ein gutes Team ist das Wichtigste. So habe ich mit Alexander Leist, Ben Sichtermann, Joshua Levering ein Team gefunden, das agil und zuverlässig ist.
Darüber hinaus wissen wir, wie wichtig Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit in einem Start-up ist, und sind daher uns nicht zu schade, auch mal bis 24 Uhr im Büro zu sitzen und an der Vision zu arbeiten. Die vergangenen fünf Jahre waren ein guter Lehrer, um die Zukunft zu formen.

Wenn du noch eine kurze Einleitung oder einen passenden Titel brauchst – oder das Interview für Print oder Web aufbereitet werden soll – sag einfach Bescheid!

Bild: Gründerteam ©GEMcore 

Wir bedanken uns bei Amir Gdamsi für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: GEMcore

Kontakt:

GEMcore
Ruhrallee 9
D-44139 Dortmund

www.gemcore.ai
press@gemcore.ai

Ansprechpartner: Amir Gdamsi

Social Media:
LinkedIn

Exein stärkt IoT-Cybersecurity mit 70 Mio. Euro Kapital

0
exein-cybersecurity-iot-sicherheit Auf dem Bild sind von links nach rechts zu sehen: Giovanni Falcione (CTO), Gianni Cuozzo (CEO) und Gerardo Gagliardo (CFO) vom Startup EXEIN
v.l.n.r. Giovanni Falcione (CTO), Gianni Cuozzo (CEO) und Gerardo Gagliardo (CFO)

Mit dem frischen Kapital plant der Cybersecurity Anbieter, der weltweit 1 Mrd. IoT-Geräte schützt und ein jährliches Wachstum von +450% verzeichnet, seine Präsenz in der DACH-Region sowie in den USA, Japan, Taiwan und Südkorea weiter auszubauen. Die Series-C-Finanzierungsrunde wurde angeführt von Balderton Capital, unter Beteiligung der neuen Investoren Supernova und Lakestar sowie der Bestandsinvestoren aus den vorherigen Runden. Jeder dritte Cyberangriff erfolgt über vernetzte Geräte: Exein bietet „das digitales Immunsystem“, um kritische Infrastrukturen vor Cyberangriffen zu schützen

Exein, ein Unternehmen für embedded IoT Cybersecurity, hat in einer von Balderton Capital angeführten Series-C-Finanzierungsrunde 70 Millionen Euro eingeholt. Ebenfalls beteiligten sich die neuen Investoren Supernova und Lakestar sowie die Bestandsinvestoren 33N, United Ventures und Partech.

Mit dem frischen Kapital plant Exein in die USA, Japan, Taiwan und Südkorea zu expandieren. Zudem baut Exein seine Präsenz in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Die DACH-Region spielt dabei eine Schlüsselrolle für vernetzte Cybersicherheit, insbesondere aufgrund ihrer starken Industrie- und Automobilbranchen.

Mehr Cybersecurity für kritische Systeme

Jede dritte Datenschutzverletzung ist mittlerweile auf intelligente Geräte zurückzuführen laut Verizons diesjährigem DBIR Report. Denn Hacker nutzen sie, um auf kritische Systeme in Unternehmen und Organisationen zuzugreifen. Genau hier setzt Exein an: Das Unternehmen bietet eine Art „digitales Immunsystem“ für vernetzte Geräte, das sich schnell zum weltweiten Standard für Embedded-IoT-Security entwickelt. Mit einer KI-gestützten Bedrohungserkennung in Echtzeit bedient Exein zentrale Sektoren wie Halbleiter, Energie, Automobilindustrie, Gesundheitswesen und Robotik.

Mit über einer Milliarde gesicherter Geräte weltweit ist Exein aktuell der führende Anbieter von Maßnahmen und Technologien, um Embedded Systeme während der laufenden Ausführung sicherer zu machen (Embedded Runtime Security). Das Unternehmen verzeichnete zuletzt ein jährliches Wachstum von über 450 Prozent und kooperiert mit führenden Chip- und Hardware-Herstellern wie MediaTek, Supermicro, Kontron, SECO und AAEON.

„Unser starkes Wachstum unterstreicht den dringenden Bedarf nach sicheren Geräten, die heute in unserem Alltag allgegenwärtig sind. Mit unserer Lösung ermöglichen wir es Herstellern, Sicherheitsstandards direkt auf Geräteebene zu integrieren – regulatorisch konform und ohne Entwicklungsaufwand“, sagt Gianni Cuozzo, Gründer und CEO von Exein. „Insbesondere in Deutschland sehen wir ein starkes Interesse von Herstellern, die rechtssicher agieren und gleichzeitig Innovation vorantreiben wollen.“

Elena Moneta, Principal bei Balderton, sagt: „In einer zunehmend vernetzten Welt sind selbst alltägliche Geräte potenzielle Einfallstore für Cyberangriffe, insbesondere, da KI die Angriffsfläche und -geschwindigkeit deutlich erhöht. Kritische Infrastrukturen, die heute softwaregesteuert und vernetzt sind, sind besonders gefährdet. Exein adressiert diese Risiken direkt an der Quelle: auf Geräteebene, mit integrierter Sicherheit in Echtzeit am Netzwerkrand (Edge). Wir sind überzeugt, dass Exein das richtige Team hat, um diese Herausforderung zu meistern. Daher freuen wir uns, das Unternehmen auf seinem weiteren Weg zu unterstützen.“

Exein stärkt die Cybersecurity kritischer Infrastrukturen in Deutschland

In Deutschland hat Exein bereits strategische Partnerschaften mit führenden Unternehmen wie Kontron und der Deutschen Bahn aufgebaut. Damit leistet der Anbieter einen entscheidenden Beitrag, um die kritische Infrastruktur in Deutschland zu schützen.

Unter der Leitung von DACH-Country-Manager Alex Neidhardt ist das Unternehmen mit einem Standort in Karlsruhe vertreten und plant, seine Präsenz in Deutschland im Zuge der Series-C-Finanzierung weiter auszubauen. Ziel des Unternehmens ist es, die deutsche KRITIS dabei zu unterstützen, Regulierungen wie NIS2 und den kommenden Cyber Resilience Act zu erfüllen und kritische Systeme zu schützen.

Jan Eichhorn, Leiter des Bereichs Datenanbindung Fahrzeuge, Telematics, IoT und Edge Computing bei der Deutschen Bahn Systemtechnik, kommentiert: „Als Teil der kritischen Infrastruktur ist der Schienenverkehr besonders anfällig für Cyberbedrohungen. Die Vielzahl vernetzter Geräte in Zügen zu schützen, stellt eine große Herausforderung dar, und unser Partner Exein spielt eine zentrale Rolle dabei, dieser erfolgreich zu begegnen.“

Im Zuge der globalen Expansion entwickelt Exein zusätzlich Lösungen, um KI-Infrastrukturen und großen Sprachmodellen (Large Language Models) direkt auf Geräten statt in zentralen Clouds abzusichern. Auch strategische Akquisitionen im Bereich Cybersecurity stehen auf der Agenda.

Neueste Beiträge

Barista Royal Kaffee verbindet Menschen nachhaltig  Christoph Weil und Michael Halbritter

Wie viel Gutes kann in einer Tasse Kaffee stecken?

0
Barista Royal zeigt, dass Genuss und gesellschaftliche Verantwortung perfekt zusammenpassen. In der inklusiven Rösterei entsteht Kaffee, der nicht nur hervorragend schmeckt, sondern auch echte Chancen schafft.