Samstag, Juli 19, 2025
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Erfolgreiche Zusammenarbeit entsteht, wenn Teams lernen, ihre Unterschiede produktiv zu nutzen

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superkräfte im Team Bild autor doris neuherz

Warum Teams von unterschiedlichen Stärken profitieren

Jedes Team besteht aus Individuen mit verschiedenen Fähigkeiten, Denkweisen und Arbeitsstilen. Diese Unterschiede können zu Reibungen führen – oder sie können zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden. Erfolgreiche Teams verstehen es, die „Superkräfte“ ihrer Mitglieder gezielt zu nutzen, anstatt sie als Hindernis zu betrachten.

Ein funktionierendes Team gleicht einem Puzzle: Jedes Teil ist einzigartig, aber erst gemeinsam ergibt sich ein vollständiges Bild. Wer es schafft, die Stärken der einzelnen Teammitglieder zu erkennen und sinnvoll zu kombinieren, steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Zufriedenheit im Team.

Die Superkräfte im Team – Wer bringt was mit?

In vielen Teams lassen sich wiederkehrende Rollen und Stärken erkennen. Hier sind sieben essenzielle Superkräfte, die – wenn richtig genutzt – ein Team unschlagbar machen:

1. Die Visionär:in
  • Entwickelt kreative Ideen und sieht Chancen, wo andere keine sehen.
  • Inspiriert das Team mit innovativen Lösungsansätzen.
  • Denkt zukunftsorientiert und strategisch.
2. Die Macher:in
  • Setzt Ideen entschlossen und effizient in die Tat um.
  • Bringt Dynamik ins Team und sorgt für Fortschritt.
  • Fokussiert sich auf schnelle und pragmatische Lösungen.
3. Die Analytiker:in
  • Prüft Ideen auf Machbarkeit und potenzielle Risiken.
  • Liefert durchdachte und datenbasierte Entscheidungen.
  • Strukturiert Prozesse und optimiert Abläufe.
4. Die Kommunikator:in
  • Fördert den Austausch und sorgt für Klarheit im Team.
  • Bringt Menschen zusammen und stärkt die Zusammenarbeit.
  • Vermittelt zwischen unterschiedlichen Perspektiven.
5. Die Teamplayer:in
  • Achtet auf eine gute Stimmung und den Zusammenhalt im Team.
  • Unterstützt andere und stärkt die Teamkultur.
  • Fördert eine vertrauensvolle und kooperative Atmosphäre.
6. Die Challenger:in
  • Hinterfragt Prozesse kritisch und fordert das Team heraus.
  • Bringt neue Perspektiven ein und fördert Innovation.
  • Hilft dabei, kontinuierlich besser zu werden.
7. Die Kundenorientierte
  • Setzt die Bedürfnisse der Kund:innen in den Fokus.
  • Erkennt frühzeitig Trends und Anforderungen am Markt.
  • Stellt sicher, dass das Team kundennahe Lösungen entwickelt.

Praxisbeispiele: Wie Teams ihre Superkräfte erfolgreich nutzen

Fall 1: Das Newsletter-Team – Vom Ideenchaos zur Umsetzung

Ein Newsletter-Team hatte immer wieder die Herausforderung, dass eine Kollegin (Visionär:in) innovative Ideen am laufenden Band hatte, diese aber nie umsetzte. Als das Team erkannte, dass es für den Erfolg eine Macher:in und eine Analytiker:in braucht, wurde eine neue Arbeitsweise vereinbart: Die Visionär:in brachte ihre Ideen ein, die Macher:in setzte sie um, und die Analytiker:in stellte sicher, dass sie realistisch waren. Das Ergebnis? Schnellere Umsetzung und mehr Erfolge.

Fall 2: Das IT-Team – Kundenzufriedenheit durch gezielte Kommunikation verbessern

Ein IT-Support-Team erhielt in der Mitarbeiterbefragung zwei Jahre in Folge negatives Feedback. Eine Analyse zeigte, dass die introvertierten Macher:innen im Support wenig kommunizierten. Das Team entschied sich, zwei extrovertierte Kommunikator:innen und Kundenorientierte stärker einzubinden. Die Folge: Ein spürbarer Anstieg der Kundenzufriedenheit.

Fall 3: Das HR-Team – Feedbackkultur durch Challenger:in stärken

Ein HR-Team war sehr harmoniebedürftig und verstand sich menschlich bestens (Teamplayer:in). Doch niemand wagte es, Kritik zu äußern, wodurch die Leistung stagnierte. Als das Team die Challenger:in-Rolle aktiv besetzte, verbesserte sich der Output erheblich – die Qualität stieg, ohne dass die Harmonie darunter litt.

Rollen bewusst vereinbaren und produktiv nutzen

Damit ein Team seine Superkräfte optimal nutzen kann, sollten die Rollen nicht nur implizit gelebt, sondern explizit vereinbart werden. Dies kann in regelmäßigen Meetings oder Workshops geschehen, in denen die Teammitglieder ihre eigenen Stärken reflektieren und gemeinsam festlegen, wer welche Rolle übernimmt. Dabei ist es wichtig, dass diese Rollen flexibel bleiben und an die aktuellen Herausforderungen angepasst werden können.

Ein entscheidendes Mindset für die produktive Nutzung der Rollen ist die Wertschätzung der Vielfalt: Statt sich über unterschiedliche Arbeitsweisen zu ärgern, sollte das Team sie als Bereicherung sehen. Offene Kommunikation und regelmäßiges Feedback helfen dabei, die Rollen lebendig zu halten und sicherzustellen, dass sich niemand in einer Schublade gefangen fühlt. So entsteht eine dynamische, anpassungsfähige Zusammenarbeit, die das volle Potenzial des Teams entfaltet.

Fazit: Individuelle Stärken erfolgreich nutzen

Die erfolgreichsten Teams wissen: Vielfalt ist eine Stärke – wenn sie bewusst eingesetzt wird. Indem Teams ihre unterschiedlichen Superkräfte erkennen, benennen und gezielt nutzen, entstehen Dynamik, Innovation und nachhaltiger Erfolg.

Frage: Welche Superkraft bringen Sie in Ihr Team ein? Und welche fehlt im Team noch, um wirklich unschlagbar zu werden?

Bildquelle pexels.com

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wer schützt uns, wenn Worte zur Waffe werden?

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hate Blocker Thaddäus Leutzendorff Gründer hateBlocker faires Leben

hateBlocker hilft Menschen, sich effektiv gegen Hass im Netz zu wehren – am 1. April präsentierte Thaddäus Leutzendorff die Lösung in der TV-Show 2 Minuten 2 Millionen

Wie kam es zur Gründung von hateBlocker und wer steht hinter dem Projekt?

Ich habe vor fünf Jahren ein LegalTech gegründet, um Menschen in rechtlichen Anliegen zu unterstützen. Vor etwa zweieinhalb Jahren hat mich eine Influencerin auf wiederholte Morddrohungen aufmerksam gemacht – und darauf, dass sie von der Polizei nicht ernst genommen wurde. Wir haben begonnen, Täter*innen und Plattformen zu verklagen – mit Erfolg. Daraus ist hateBlocker entstanden: eine automatisierte Lösung, die Betroffenen hilft, sich effektiv zu wehren und echte Konsequenzen zu schaffen.

Was war eure Motivation, euch bei 2 Minuten 2 Millionen zu bewerben und eure Lösung dort zu präsentieren?

Wir wollten zeigen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist – und dass es heute echte Möglichkeiten gibt, sich gegen Hass im Netz zu wehren. Gleichzeitig wollten wir starke Partner finden, die dieses Thema mit uns in die Breite tragen.

Welche gesellschaftliche Vision verfolgt ihr mit hateBlocker und wie möchtet ihr zur digitalen Zivilcourage beitragen?

Wir wollen, dass Betroffene nicht länger Kommentare löschen und schweigen müssen. Es muss nicht sein, dass man als Person des öffentlichen Lebens Hass und Drohungen einfach hinnehmen muss. Unsere Vision ist, dass sich jede und jeder effektiv wehren kann – einfach, rechtssicher und mit Konsequenzen für Täter*innen.

Wie funktioniert eure Technologie im Kern und was hebt sie von anderen Ansätzen zur Bekämpfung von Online-Hass ab?

Unsere eigens trainierte KI erfasst schädliche Inhalte in Echtzeit. Anschließend identifizieren wir Täter*innen – auch hinter scheinbar anonymen Profilen. Im letzten Schritt wird die rechtliche Durchsetzung von unserer Partnerkanzlei übernommen. So wird aus digitalem Hass ein klarer Fall mit echtem rechtlichen Nachspiel.

Welche Reaktionen habt ihr nach eurem Pitch erhalten – von der Jury, aber auch vom Publikum?

Die Reaktionen waren ausschließlich positiv. Jeder hat verstanden, dass es dieses Produkt braucht – und dass der Zeitpunkt kaum besser sein könnte. Die Investoren haben den Business Case aus meiner Sicht in dem kurzen Zeitfenster während der Show nicht zur Gänze durchschaut, aber viele waren sehr interessiert. Wir sind nach wie vor mit einigen von ihnen im Gespräch über ein mögliches Investment.

Wer zählt zu eurer Zielgruppe und wie erreicht ihr diese mit eurem Angebot?

Wir unterscheiden zwischen B2C – also dem klassischen Endkunden – und B2B: Personen des öffentlichen Lebens wie Sportlerinnen, Politikerinnen oder vor allem Influencerinnen. Gerade für Letztere haben wir hateBlocker entwickelt, weil die schiere Masse an Kommentaren und Nachrichten anders gar nicht mehr verarbeitbar wäre.

Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen – technisch, rechtlich oder auch im Umgang mit Plattformen?

Die Plattformen blockieren oft die Herausgabe von Daten. Gleichzeitig ist die Rechtslage noch nicht in allen Punkten klar. Wir leisten Pionierarbeit – und gehen aktuell stark in die Skalierung, um noch mehr Betroffene zu unterstützen.

Was hat euch am meisten überrascht, seit ihr mit hateBlocker live seid?

Wie viele Menschen betroffen sind – quer durch alle Alters- und Berufsgruppen. Und wie groß der Wunsch ist, sich aktiv zu wehren. Überraschend war auch, wie hoch der Bedarf bei Unternehmen, Organisationen und öffentlichen Einrichtungen ist – viele suchen händeringend nach einer Lösung, um ihre Teams oder Mitglieder zu schützen.

Wie stellt ihr sicher, dass eure Lösung effektiv ist, aber dabei Datenschutz und Meinungsfreiheit respektiert?

Jedes Verfahren wird einzeln geprüft – sowohl intern von einem Menschen als auch extern durch unsere Partneranwälte. So garantieren wir, dass alle Schritte rechtlich sauber, verhältnismäßig und datenschutzkonform sind. Meinungsfreiheit endet dort, wo strafrechtlich relevanter Hass beginnt – genau da setzen wir an.

Welche Features oder Partnerschaften plant ihr in naher Zukunft?

Wir arbeiten kontinuierlich an der weiteren Automatisierung, um Prozesse effizienter zu gestalten. Schon jetzt erreichen wir mit einem kleinen Team große Wirkung. Aktuell entwickeln wir Lösungen, um unsere Software auch Großkunden wie dem ORF oder Sportvereinen zur Verfügung zu stellen – damit ganze Teams oder Organisationen geschützt werden können, kanalübergreifend und individuell.

Wie geht ihr mit der psychischen Belastung um, die mit dem Thema Hass im Netz einhergeht?

Unser gesamtes Team hat Zugang zu psychologischer Unterstützung, sollte es zu Belastungen kommen. Für Kund*innen bieten wir keine psychologische Betreuung an, verweisen aber aktiv an Partner weiter. Wir sehen das als wichtige Abgrenzung – denn dieses Thema braucht professionelle Expertise.

Was würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern raten, die in einem sensiblen gesellschaftlichen Bereich etwas verändern wollen?

Baut ein stabiles Team, das auch in Gegenwind zusammenhält. Bleibt unbequem, wenn es nötig ist – und verliert nie euer Ziel aus den Augen. Ganz nach dem Motto: Life begins at the end of your comfort zone.

Bild: Thaddäus Leutzendorff Gründer hateBlocker faires Leben

Wir bedanken uns bei Thaddäus Leutzendorff für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Was steckt hinter der Software, die Wärme intelligenter macht?

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yuon gründereambild alle sitzend @controlAGphotoshoot

Yuon entwickelt eine KI-gestützte Software, die Fernwärmenetze intelligent, effizient und klimafreundlich steuert.

Was ist Yuon und wer sind die Köpfe hinter dem Unternehmen?

Yuon ist ein Schweizer Cleantech-Startup, das eine KI-gestützte Softwarelösung zur Optimierung von Fernwärmenetzen entwickelt. Die Technologie basiert auf modellprädiktiver Steuerung (MPC) und digitalem Zwilling. Hinter Yuon stehen Gründer Lorin Mühlebach (CTO), ein erfahrener Elektroingenieur mit Fokus auf prädiktive Algorithmen, und Josef Jenni (CPO), ein Energieexperte mit über zehn Jahren Branchenerfahrung. Seit 2023 führt Dr. Sebastian Hersberger als CEO das Unternehmen und bringt langjährige betriebswirtschaftliche Erfahrung mit ins Team rein.

Welche Vision verfolgt Yuon und wie soll sie in den kommenden Jahren Wirklichkeit werden?

Unsere Vision ist es, Fernwärmenetze intelligent, effizient und klimaneutral zu machen. Dazu entwickeln wir eine Software, die Netze in Echtzeit optimiert, CO₂-Emissionen senkt und Energieverluste vermeidet. Bis 2030 wollen wir in über 350 Netzen europaweit im Einsatz sein und jährlich über 120’000 Tonnen CO₂ einsparen, um für eine effizientere, grünere Zukunft zu sorgen.

Wie erkennt Yuon die Bedürfnisse seiner Kundinnen und Kunden – und wie fließen diese in die Entwicklung ein?

Unsere Lösungen entstehen nicht im Labor, sondern direkt im Dialog mit der Praxis. Wir sind seit Tag 1 im Austausch mit den zukünftigen und bestehenden Kunden, damit wir die Probleme und Bedürfnisse wirkliche erkennen. Als Start-up muss man immer auf das Problem und nicht nur auf die eigene Lösung fokussiert sein.

Was war bislang die größte Herausforderung auf dem Weg mit Yuon – und wie wurde sie gemeistert?

Die grösste Herausforderung war der Eintritt in einen traditionell geprägten Markt. Stromnetze wurden schon seit geraumer Zeit optimiert – die Heizungswelt hinkt etwa 10 Jahre hinterher. Wir mussten nicht nur technologisch überzeugen, sondern auch Vertrauen schaffen. Das ist uns gelungen, indem wir konkrete Einsparungen nachgewiesen und mit starken Partnern zusammengearbeitet haben.

Worin unterscheidet sich Yuon von anderen Plattformen oder Anbietern im gleichen Bereich?

Viele Anbieter visualisieren lediglich den Betrieb – wir greifen aktiv in die Steuerung ein. Unser USP liegt in der modellprädiktiven Optimierung, die Wärmeflüsse vorausschauend steuert, anstatt nur zu reagieren. Dabei sind wir vollständig softwarebasiert und mit vielseitiger Hardware implementierbar.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag im Team von Yuon aus?

Typisch Start Up, sieht jeder Tag anders aus, aber um es zusammenzufassen: agil, kollaborativ und interdisziplinär. Unsere Entwickler arbeiten eng mit unserem Data-Science und Business-Team zusammen. Die Tage sind geprägt von kurzen Syncs im Team, externen Meetings und einem offenen Austausch.

An welche Zielgruppen richtet sich Yuon ganz konkret – und warum?

Wir richten uns an Stadtwerke, Energieversorger und Betreiber von mittleren bis großen Fernwärmenetzen. In diesen Netzen liegen besonders hohe Optimierungspotenziale – sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich.

Welche Entwicklungen oder Erweiterungen plant Yuon für die nahe Zukunft?

Wir arbeiten derzeit an einer erweiterten Nutzeroberfläche mit Echtzeit-Dashboards für Betreiber und Stadtwerke. Außerdem bereiten wir den Markteintritt in Deutschland und Skandinavien vor. Technisch wird das System zunehmend automatisiert und kontinuierlich überarbeitet.

Gab es einen Moment, der euch besonders stolz gemacht hat?

Als wir nach wenigen Wochen Optimierung in einem Pilotnetz real messbare Einsparungen von über 20 % vorzeigen konnten – inklusive CO₂-Reduktion. Das hat gezeigt: Unsere Technologie wirkt. Weiterhin von der Klimastiftung Schweiz und mehreren Wettbewerben wie dem Watt d’Or, dem Climate Launchpad und Ypsomed Innovationspreis gewürdigt zu werden – das motiviert!

Wie geht ihr mit Rückschlägen oder Kritik um?

Kritik ist Teil des Wachstums. Wir nehmen sie ernst, analysieren, diskutieren offen im Team und leiten Massnahmen ab. Rückschläge gehören dazu – wichtig ist, wie man daraus lernt.

Welchen Einfluss hat der Standort Schweiz auf eure Arbeit und euer Geschäftsmodell?

Die Schweiz ist für uns ein idealer Testmarkt – klein, anspruchsvoll, technologisch offen. Hier können wir mit ersten Versorgern eng zusammenarbeiten und skalierbare Lösungen entwickeln, die sich dann auch auf größere Märkte übertragen lassen.

Welche drei Tipps würdet ihr Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Probleme lösen, nicht nur Technologie bauen.
  2. Schnell mit echten Kunden sprechen – nicht warten, bis das Produkt „perfekt“ ist.
  3. Eine Balance aus technologischem Wissen und wirtschaftlichem Know-How im Team erstellen.

Bild: Yuon Team Bild @ ControlAGPhotoshoot

Wir bedanken uns bei Sebastian Hersberger für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie erkennt man, ob ein Bild echt ist?

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Neuraforge Gruender Anika Gruner und Anatol Maier Fotograf @Cindy Ngo

Neuraforge entwickelt KI-gestützte Lösungen zur Erkennung von Deepfakes und Bildmanipulationen, um Betrug und Desinformation zuverlässig aufzudecken.

Was ist Neuraforge und wer sind die Menschen hinter dem Unternehmen?

Neuraforge wurde von Medien/ Marketingmanagerin Anika Gruner und dem KI-Sicherheitsexperten Anatol Maier im Jahr 2024 gegründet. Anatol hatte zuvor im Rahmen seiner Forschungsarbeit an der FAU Erlangen im Bereich der Multimediaforensik ein KI-gestütztes Verfahren zur zuverlässigen Erkennung von Deepfakes und Bildmanipulation mit KI entwickelt. Mit der Software, die Neuraforge aus dem Prototypen heraus entwickelt hat, können Medienhäuser aber auch Industriekunden wie bspw. Versicherer Betrug und Desinformation erkennen und bekämpfen. 

Wie ist die Idee zu Neuraforge entstanden und was hat euch zur Gründung motiviert?

Immer mehr KI-Anwendungen kommen zum Einsatz – im Guten wie auch im Bereich von Betrug und Desinformation. Dabei sind Korrektive rar – wir werden mit KI-generierten Inhalten überflutet. Wir haben diese Entwicklungen letztes Jahr zunehmend mit Sorge beobachtet und wollten dem etwas entgegensetzen. Wir glauben daran, dass jeder in der Lage sein sollte seine Medien auf Faktenbasis zu kuratieren. 

Welche Vision verfolgt Neuraforge im Bereich Künstliche Intelligenz und wie setzt ihr sie um?

Wir haben unsere eigene KI-Anwendung entwickelt – ein eigenes Verfahren sogar – das bedeutet, wir hängen an keinem Language Model und dass, was wir machen, ist wirklich einzigartig. Wir glauben es braucht gerade hier bei uns lokal viele spezialisierte KI-Anwendungen, da diese viel nachhaltiger und präziser sind als sogenannte „General Purpose AI“. Sprich: Man sollte nicht einfach alles in Chat GPT hinein „füttern“ und sich mit halbgaren Lösungen zufrieden geben, sondern sinnvolle Tools bauen, die für explizite Use Cases geeignet sind. Dabei kann man KIs dann auch zuverlässiger und robuster machen. Wir wollen mit unserer Anwendung die Trust Brand für Bild- und Videoverifikation werden und sind auf einem guten Weg dahin. 

Für welche Anwendungsbereiche entwickelt ihr eure KI-Lösungen – und wie wählt ihr diese aus?

In allen Bereichen, wo es um Bildverifikation geht, kann unsere Lösung zum Einsatz kommen. Immer dann, wenn wir Bilder aus unbekannten Quellen haben – beispielsweise auf Social Media – kann man mit der Hilfe unserer Software herausfinden, ob manipuliert oder betrogen wurde. Ein Use Case ist beispielsweise das Thema Identitätsbetrug – Betrüger können KI generierte Bilder nutzen, um sich als echte User auszugeben. Wir können diese Bilder entlarven. Auch können Versicherer beispielsweise mit unserer Software Betrugsversuche im Bereich Sachschadenversicherung aufdecken. 

Was unterscheidet Neuraforge von anderen KI-Anbietern?

Wir sind ein spezialisiertes Unternehmen mit nativer KI-Lösung, dass aktuellste Verfahren direkt aus der Forschung anbietet. Näher am Stand der Technik kann man nicht sein als mit unseren Lösungen. 

Wie stellt ihr sicher, dass eure Technologien verantwortungsvoll und transparent eingesetzt werden?

Transparenz ist unser höchstes Gut – deshalb arbeiten wir mit unseren Kunden so transparent wie möglich zusammen. Dadurch dass wir in unserer Wertschöpfung von keinem Drittanbieter abhängen (wir können unsere komplette Lösung auf Wunsch on Premise anbieten) stellen wir höchste Standards und Konformität der Regularien sicher. Wir kennen unsere Kunden alle persönlich und arbeiten nur mit verifizierten B2B Partnern zusammen. 

Welche Herausforderungen begegnen euch aktuell bei der Skalierung oder im Markt?

Es ist nicht immer einfach sich als echtes Deeptech Start-Up – auch monetär – zwischen vielen „API Start-Ups“ – die also Machine Learning Verfahren oder Chat GPT Anbindungen nur als Gimmick oder Feature anbieten – zu positionieren. Der Mehrwert ist definitiv da – es muss aber auch verstanden werden. 

Wer zählt zu eurer Zielgruppe – und wie geht ihr auf deren spezifische Anforderungen ein?

Wir kommen aus der Medienforensik – weshalb wir genauso wie unsere beiden Zielgruppen hohe Ansprüche an die Nachvollziehbarkeit unserer Ergebnisse haben. Medienunternehmen (und hier speziell Faktenchecker) als auch Versicherungsunternehmen testen, ob solche Lösungen wirklich können, was sie versprechen. Auch der Bereich der Strafverfolgung, der als Use Case für uns ebenso interessant sein könnte – braucht Lösungen mit maximaler Zuverlässigkeit. Dadurch, dass wir von Anfang an auf diesen Kern unserer Anwendung gesetzt haben, setzen diese Kundengruppen auf Partner wie uns. 

Wie arbeitet ihr im Team an so komplexen Themen wie KI-Entwicklung?

Jede KI-Entwicklung ist im Kern auch eine Softwareentwicklung- Man braucht auch für ein KI Produkt die Algorithmik, ein Backend und Frontend. Für diese Bereiche haben wir jeweils unsere Experten, die gemeinsam das Produkt erarbeiten und weiterentwickeln. 

Was waren bisher Meilensteine, auf die ihr besonders stolz seid?

Wir sind eines von 12 Teams, welches von der Bundesagentur für Sprunginnovationen im Rahmen des Innovationswettbewerbs „Deepfake Detection and Prevention“ im November 2024 ausgezeichnet wurden und somit einen großen Auftrag mit sechsstelligem Volumen erhalten haben. 

Welche Entwicklungen oder neuen Projekte dürfen wir in naher Zukunft von Neuraforge erwarten?

Neben der Weiterentwicklung unserer Bildanalyse Software arbeiten wir unter Hochdruck auch an der zuverlässigen Detektion von Audio Deepfakes mit unserem Verfahren. Erste Tests waren schon ganz vielversprechend. 

Was sollten Gründerinnen und Gründer beachten, wenn sie ein Tech-Startup aufbauen wollen?

Die Technische Expertise sollte unbedingt im Gründerteam vorhanden sein. Gerade am Anfang sollte man wirklich wissen, wie möglich oder unmöglich die Technische Umsetzung einer Start-Up Idee ist. Manche technischen Probleme erscheinen leicht zu lösen – sind dann aber doch nicht so easy. Gerade wenn man denkt „Wieso hat das noch keiner gemacht?“ Sollte man sich damit tatsächlich auseinandersetzen, welche technischen Hürden auftauchen könnten und wie viel Kapital man bräuchte, um diese zu überwinden.

Bild Neuraforge Gruender Anika Gruner und Anatol Maier Fotograf @Cindy Ngo

Wir bedanken uns bei Anika Gruner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie viel Karriere passt in ein erfülltes Leben?

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Vera Schneevoigt ehem. Chief Digital Officer des Bosch-Geschäftsbereichs Building Technologies, Autorin, Gast-Dozentin, Investorin und Coach © Ulrike Froemel

Vera Schneevoigt: „Wir können Zukunft! Wenn wir bereit sind, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.“

„Wir können Zukunft.“ Daran glaubt Vera Schneevoigt fest. Ihr Buch unter dem gleichen Titel kommt als Businessratgeber daher, ist aber viel mehr als das. Nämlich ein Plädoyer für Selbstwirksamkeit und ein Appell an alle, sich bewusst mehr für die Gesellschaft zu engagieren – mit dem fachlichen Wissen, der Zeit und dem Erfahrungsschatz, den jede Karriere mit sich bringt. Die ehemalige Konzernmanagerin, die ihren Beruf zugunsten der Pflege ihrer Eltern aufgegeben hat, geht dabei mit gutem Beispiel voran.

„Ich glaube, das Leben ist ein Kreislauf und das Universum gibt einem immer etwas zurück.“

Vera, wenn ich mich des Klischees bediene, dann haben Rentner:innen ein Leben lang darauf gewartet, im Ruhestand all das zu tun, wofür während der Care- und Erwerbsarbeit keine Zeit war: mit der*dem Partner:in verreisen, die Welt sehen, ein Instrument lernen, ein Buch schreiben. Wie fühlst du dich bei diesem Bild?

Vera Schneevoigt: Ich habe nie etwas aufgeschoben. Ich habe auch keine Bucket List. Für mich ist es wichtig, im Hier und Jetzt zu sein und schöne Dinge in mein Leben zu integrieren. Was nützt es, Pläne zu machen, wenn es sowieso meistens anders kommt, als man denkt. Ich verstehe sehr gut, dass man sich zu Beginn des Ruhestands vielleicht ein Jahr lang auf die faule Haut legen möchte – aber was kommt danach?

herCAREER: Im Sommer 2023 hast du deine Führungsposition aufgegeben, um von München in die Eifel zu ziehen und gemeinsam mit deinem Mann eure Eltern zu pflegen. Welchem Impuls bist du gefolgt?

Ich denke, mein Engagement ist eine grundsätzliche Veranlagung. Ich glaube, das Leben ist ein Kreislauf und das Universum gibt einem immer etwas zurück. Schon meine Oma hat immer gesagt: „Was du gibst, bekommst du zehnfach zurück.“ Und genauso erlebe ich es auch.

herCAREER: Wann hast du angefangen, dich ehrenamtlich zu engagieren?

Vera Schneevoigt: Das Thema hat für mich mit der Flüchtlingskrise 2015 eine große Bedeutung bekommen, als mein Mann und ich uns entschieden haben, zwei Pflegekinder bei uns aufzunehmen. Damals steckte ich in Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ich erinnere mich, wie ich auf dem Weg zu der Unterkunft war, in der Ahmed und sein Bruder lebten. Ich hatte gerade ein wirklich blödes Telefonat mit einem Vorgesetzten aus Großbritannien geführt und dachte nur: „Ihr habt nicht alle Tassen im Schrank, welche Prioritäten ihr hier setzt – wenn ihr wüsstet, wohin ich gerade gehe!“ Das war ein Schlüsselmoment. Da habe ich gemerkt, dass es so viel Wichtigeres gibt als Arbeit und Karriere.

herCAREER: Ein paar Jahre später kam die Katastrophe an der Ahr ….

Ja, meine Familie dort hatte Glück im Unglück. Aber zu sehen, dass Menschen von einem Tag auf den anderen ihren Lebensmittelpunkt verlieren können – unabhängig davon, wer sie sind, wie viel Geld oder Bildung sie haben –, das war eine weitere einschneidende Erfahrung. Auch weil die Ersten, die vor Ort waren, die AfD und die Zeugen Jehovas waren, die sofort aus dem Leid der Menschen Kapital schlagen wollten.

Mir wurde sehr deutlich, dass wir heute viel mehr Engagement für unsere Gesellschaft und die Demokratie brauchen, als das in den letzten 40 Jahren der Fall war. Also habe ich mein großes berufliches Netzwerk genutzt, um Aufmerksamkeit für die Region zu schaffen.

herCAREER: In „Wir können Zukunft“ rätst du allen Leser:innen, sich schon während der Berufstätigkeit immer wieder die Frage zu stellen: „Was würdest du tun, wenn du diesen Job nicht mehr ausüben könntest?” Und: “Was wirst du tun, wenn du in Rente gehst?“

Vera Schneevoigt: Es ist wichtig, immer wieder über einen Plan B nachzudenken. Denn man kann nur etwas für andere tun, wenn man genug über sich selbst weiß. Mit anderen Worten: Bevor man sich um andere kümmern kann, muss man sich um sich selbst kümmern können.

herCAREER: Wir haben lange mit der Vorstellung gelebt, dass der Staat unser Sicherheitsnetz ist.  Dass eine geradlinige Karriere zu Wohlstand führt, der wiederum zu einer Rente führt, von der man im Alter leben kann. Haben wir dadurch verlernt, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen?

Ich habe mich immer schwer damit getan, Verantwortung abzugeben. Das habe ich auch meinem Vater zu verdanken, der Sozialpolitiker war und mir früh vermittelt hat: „Der Staat ist das eine, aber du musst auch selbst aktiv werden.“ Ich bin froh, in einer Demokratie zu leben und dass bei uns vieles gut geregelt ist. Aber letztlich ist jede:r ihres*seines Glückes Schmied und für das eigene Schicksal selbst verantwortlich. Und wer ist der Staat? Der Staat sind wir! Politik kommt von Polis, von „allen“. Demokratie ist kein Geschenk – man muss dafür arbeiten. Das heißt, wenn wir den Komfort genießen wollen, dass in vielen Bereichen für uns gesorgt wird – dann müssen wir auch bereit sein, der Gemeinschaft dafür etwas zurückzugeben.

herCAREER: Wie bringst du dein berufliches Wissen nun in Pflege und Ehrenamt ein?

Vera Schneevoigt: Interessanterweise hat die Pflege der eigenen Eltern und Schwiegereltern viel mit Führung zu tun. Wo ist die Grenze zwischen Fürsorge und Übernahme des Kommandos? Gebe ich noch Hilfestellung oder micro-manage ich schon? Das ist ein gegenseitiges Aufeinanderzugehen und ein Lernprozess. Außerdem bin ich sehr organisiert und gut in der Lage, komplexe Situationen pragmatisch zu betrachten und konstruktiv zu lösen. So bin ich gerade dabei, einen Landesverband von „wir pflegen e.V.“ für Rheinland-Pfalz mitzugründen.

herCAREER: Du hast gleich wieder ein neues Ehrenamt übernommen?

Ja. Das ergab sich aus der Situation heraus, denn „wir pflegen“ ist eine Interessenvertretung für pflegende Angehörige. Die Erfahrungen und Kontakte aus meinem Managerinnenleben helfen mir natürlich, wenn es darum geht, auf eine Sache aufmerksam zu machen. Und es ist nicht auszuhalten, woran es überall fehlt!

herCAREER: Woran zum Beispiel?

Vera Schneevoigt: Es ist erschreckend, wie wenig Pflegende überhaupt über ihre Situation und ihre Bedürfnisse sprechen. Und wie selten vor allem Frauen sich trauen, Forderungen zu stellen, und stattdessen ihre Situation als pflegende Angehörige still ertragen. Ich habe sofort die wirtschaftliche Brille auf und frage mich, was der Staat mit diesem volkswirtschaftlichen Nutzen macht. Ich sehe das so: Ich mache das gerne für meine Angehörigen, aber wir generieren einen volkswirtschaftlichen Nutzen von zighundert Milliarden! Ich wüsste gerne, wie der Staat uns hier unterstützen will. Und dann ist unser Pflegesystem so volatil geworden. Es gibt zu wenig Plätze, zu wenig Personal – und die Informationslage über Rechte und Möglichkeiten ist völlig unübersichtlich.

herCAREER: Du hast dich freiwillig entschieden, eine pflegende Angehörige zu werden. Wo bleiben die Menschen, die sich nicht freiwillig dazu entschieden haben, die zugewanderte Schwiegermutter zu betreuen, kranke oder behinderte Angehörige pflegen? Diejenigen, die deshalb keiner Erwerbsarbeit nachgehen können?

Ja, in diesen Fällen greift der Begriff Ehrenamt zu kurz. Diese Menschen engagieren sich zum Wohle der Gesellschaft. Aber Pflege kann nicht allein Sache der Familie sein. Sie ist auch nicht allein Aufgabe der Politik. Hier müssen Wirtschaft, Politik und Familie zusammenarbeiten und zusammenhalten.

herCAREER: Siehst du gute Ansätze in der Wirtschaft? In deinem Buch schlägst du vor, die Pflegezeit aus unternehmerischer Sicht wie die Elternzeit zu handhaben.

Vera Schneevoigt: Davon sehe ich leider noch wenig. Die Aufregung um mein Ausscheiden war gerade deshalb so groß. Niemand will sich mit den Themen Invalidität und Tod beschäftigen. Dabei ist es unverantwortlich und auch wirtschaftlich völlig unsinnig. Aber selbst in Familienunternehmen spricht kaum jemand offen über Nachfolge, Ruhestand und Tod. Da geht man lieber insolvent …

herCAREER: Eine Pflegezeit mit anteiligem Gehalt, nach der man wieder einsteigen kann, der vorübergehende Wechsel in Teilzeit, so etwas muss doch möglich sein. Allein schon, um Mitarbeitende zu binden.

Ja, da gäbe es viele Ansatzpunkte. Ich bin zum Beispiel im Dialog mit einem Konzern, der einen Pflegedienst für seine Mitarbeiter:innen eingerichtet hat. Pflegezeiten gehören aus meiner Sicht in die Personalentwicklungsplanung. Unternehmen geben so viel Geld für Risikomanagement aus, aber selten in den Bereichen, die den Menschen betreffen. Da zeigt sich ganz deutlich, dass viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden als Ressourcen und nicht als Menschen sehen.

herCAREER: Du bist noch keine zwei Jahre aus deinem alten Job raus, hast neben der Pflege noch eine neue Firma gegründet und schon wieder ein neues Ehrenamt übernommen. Findet die Arbeit dich oder du die Arbeit?

Vera Schneevoigt: Ich lasse mich nicht in die Ecke drängen als „die erfolgreiche Managerin, die ihre Karriere geopfert hat“. Nein, das war eine ganz persönliche familiäre Entscheidung. Aber es spricht nichts dagegen, diese Aufgabe weiterhin mit meinen kaufmännischen Fähigkeiten zu verbinden. Ich hatte mir Sorgen gemacht, wie sich mein Leben verändern würde, wenn ich nicht mehr in dieser prominenten Position wäre. Aber die Anfragen an mich sind nicht weniger geworden – nur anders.

herCAREER: Wie hat sich dein Blick auf die Arbeit verändert?

Ich bin noch mehr davon überzeugt, dass der Sinn des Lebens nicht nur darin besteht, gut zu sich selbst zu sein. Ich weiß, wie lohnend und schön es ist, die Erfahrung zu machen, etwas für andere zu bewirken. Und ich bin mir sicher, dass es sich auch für viele andere Menschen lohnen würde, das zu erfahren.

Das Interview führte herCAREER-Redakteurin Kristina Appel.

Bild: Vera Schneevoigt ehem. Chief Digital Officer des Bosch-Geschäftsbereichs Building Technologies, Autorin, Gast-Dozentin, Investorin und Coach © Ulrike Froemel

Wie Unternehmen mit künstlicher Intelligenz durchstarten

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Unternehmen Person am Schreibtisch mit Laptop und Virtuellem AI desktop!

KI als Turbo für Startups: Warum Unternehmen jetzt einsteigen müssen

Unternehmen & Startups lieben Tempo. KI liefert das Werkzeug dazu.

Viele Startups sind innovativ – aber bei KI zögern sie noch. Ein Fehler. Denn gerade junge Unternehmen können von generativer KI massiv profitieren: für mehr Effizienz, schnellere Skalierung und smarte Geschäftsmodelle. Jetzt gibt’s Hilfe, die genau auf ihre Herausforderungen passt.

Nur jedes zehnte Unternehmen ist vorne dabei – Startups haben jetzt die Chance

Eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt: Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland ist bei Künstlicher Intelligenz noch im Wartemodus. 64 Prozent sehen sich selbst als Nachzügler, 22 Prozent fühlen sich bereits abgehängt. Nur jedes zehnte Unternehmen stuft sich als Vorreiter ein.

Für Startups ist das eine echte Chance. Wer jetzt schnell lernt, wie KI funktioniert und wo sie im eigenen Business konkret helfen kann, verschafft sich einen spürbaren Vorsprung – nicht nur im Markt, sondern auch bei Investoren.

So bringt generative KI dein Startup aufs nächste Level

KI ist kein Luxus, sondern ein Werkzeug – Unternehmen und Startups sind dafür das perfekte Einsatzfeld. Ob du dein Produkt schneller entwickeln willst, Kunden personalisiert ansprichst oder dein Team entlastest: KI kann dir helfen, schneller, schlauer und skalierbarer zu arbeiten.

Beispiele? Mit generativer KI kannst du Texte, Bilder oder sogar Code automatisch erstellen. Dein Kundensupport lässt sich durch intelligente Chatbots automatisieren. Deine Vertriebs-E-Mails passen sich individuell an Zielgruppen an – alles in Sekunden statt Stunden.

Und im Hintergrund? KI kann deine Daten analysieren, Muster erkennen, Entscheidungen unterstützen. Ob Pricing-Strategien, Marktanalysen oder Zielgruppenverständnis – mit KI triffst du Entscheidungen datenbasiert und nicht aus dem Bauch heraus.

Bitkom-Leitfaden: Die Starthilfe für alle, die smart durchstarten wollen

Genau für diese Herausforderungen – und Chancen – hat Bitkom jetzt seinen Leitfaden „Generative KI im Unternehmen“ komplett überarbeitet. Er richtet sich nicht nur an große Konzerne, sondern auch an kleine, agile Teams, die klare Infos brauchen statt Paragrafen-Chaos.

Im Leitfaden erfährst du:

  • Wie du KI rechtskonform und datenschutzsicher einsetzt
  • Worauf du beim Kauf von KI-Tools achten musst – mit Checklisten
  • Was der AI Act für dich bedeutet – verständlich erklärt
  • Welche rechtlichen Stolpersteine es bei Urheberrecht, Marken- oder Geschäftsgeheimnissen gibt
  • Wie du ethisch und verantwortungsvoll mit KI umgehst, ohne an Tempo zu verlieren

Besonders wertvoll: Die Inhalte sind praxisnah, aktuell und mit konkreten Handlungsempfehlungen. Kein Juristendeutsch, sondern echte Hilfe für deinen Startup-Alltag.

📥 Download kostenlos: Generative KI im Unternehmen – Bitkom-Leitfaden

AI Act: Was Startups wissen müssen, um rechtssicher zu agieren

Der neue europäische AI Act bringt Spielregeln für den Einsatz von KI – und damit auch Pflichten. Aber keine Panik: Für Startups heißt das nicht „stoppen“, sondern „durchblicken und sauber aufsetzen“.

Wichtig ist vor allem, dass du Transparenz schaffst, wenn Nutzer mit KI-basierten Systemen interagieren. Deine Datenquellen müssen sauber dokumentiert sein. Und wenn du KI-gestützte Systeme baust, solltest du den Entscheidungsprozess nachvollziehbar machen. Der Bitkom-Leitfaden hilft dir dabei, genau das zu meistern.

Fazit: Für Startups ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, KI zu nutzen

Startups sind schnell, mutig und lernfähig – genau das braucht es, um von KI zu profitieren. Der Bitkom-Leitfaden bietet den perfekten Einstieg: verständlich, praxisnah und speziell auf die realen Herausforderungen von Unternehmen zugeschnitten.

Nutze die Tools, entwickle deine Strategie – und hol dir mit KI den Vorsprung, den andere noch verschlafen.

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KI versus Ghostwriter – Wer schreibt die Sachbuch-Bestseller?

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Ghostwriter Beitrag Autor Michael Jagersbacher

Von einem Ghostwriter, der das Schreiben liebt – und die KI kennt.

Die neue Realität des Schreibens

Die Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. In den letzten Jahren hat sie sich rasant entwickelt – besonders im Bereich des Schreibens. Ob Blogartikel, Werbetexte oder sogar ganze Bücher: KI-Tools wie ChatGPT, Jasper oder andere können heute Inhalte generieren, die auf den ersten Blick beeindruckend wirken und auf Knopfdruck umgesetzt werden können. Viele fragen sich daher zurecht: Braucht es da überhaupt noch menschliche Ghostwriter?

Ich sage: Ja, mehr denn je. Warum? Weil sich der Unterschied nicht nur in der Qualität der Texte zeigt, sondern vor allem in der Tiefe der Botschaft, im Gefühl und in der Fähigkeit, wirklich zuzuhören und das Buch im Prozess besser zu machen. Nach über 40 Buchprojekten – von Sachbüchern über Biografien bis hin zu Business-Ratgebern – weiß ich, worauf es beim Schreiben wirklich ankommt. Und genau hier stößt die KI oft an ihre Grenzen.

Was kann KI wirklich – und was nicht?

Sie werden vermutlich Ähnliches berichten können: Die KI kann schnell recherchieren, gute Formulierungen vorschlagen, stilistische Varianten anbieten und sogar Gliederungen für Bücher erstellen. Für viele Erstentwürfe ist das praktisch – keine Frage – auch ich arbeite auf diese Weise mit ihr. Sie hilft mir vor allem dabei, einen thematischen Rahmen abzustecken.

Aber die KI versteht nicht. Sie spürt nicht. Sie denkt nicht in Zusammenhängen, die biografisch, emotional oder strategisch geprägt sind. Und sie stellt vor allem keine richtigen Fragen. Wenn ich mit Kunden an einem Projekt arbeite, dann sind es aber genau diese – oftmals unorthodoxen – Fragen, die das Buch so viel besser machen.

Ein guter Ghostwriter ist mehr als ein Texter: Er ist Sparringspartner, Coach, manchmal sogar Therapeut. Er hört zu, fragt nach, erkennt Muster in der Lebensgeschichte eines Autors oder der Positionierung eines Unternehmens – und bringt diese in eine kraftvolle, einzigartige Sprache. Die Künstliche Intelligenz stößt hier unweigerlich an Grenzen.

Die unsichtbare Kunst des Ghostwritings

In meinen Projekten geht es selten nur um Worte. Es geht um Identität und um Ausrichtung. Um das Herausarbeiten einer Stimme, die so klingt, als hätte der Autor sie selbst gefunden – nur besser. Das ist eine stille Kunst, die Feingefühl, Erfahrung und Menschenkenntnis verlangt. Ich liebe den Moment, wenn mir Kunden beim Lesen der ersten Zeilen durch mich Tränen in den Augen haben, weil ich ihre Intention so gut in Worte fassen konnte.

Ein Beispiel: In einem meiner letzten Projekte ging es um die Autobiografie eines ehemaligen Top-Managers. Die KI hätte seine Karriere sachlich korrekt beschreiben können – keine Frage. Aber sie hätte nie gespürt, was diesen Mann nachts wach gehalten hat. Nie erkannt, welche Hürden er überwinden musste – oder wie viel Mut es brauchte, sich verletzlich zu zeigen. All das fließt in einen Ghostwriting-Prozess ein – Wort für Wort, zwischen den Zeilen.

Warum Menschen Bücher schreiben – und keine Maschinen

Ein Buch ist mehr als ein Content-Produkt. Es ist ein Vermächtnis, das über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Wirkung entfalten kann. Ein Ausdruck von Persönlichkeit, von Haltung, von Erfahrung. Wer ein Buch schreiben will – sei es für die Positionierung als Experte, als Geschenk für die Familie oder als Manifest seiner Ideen – hat meist ein tiefes Bedürfnis: Gehört und verstanden zu werden.

Die KI kann schreiben – aber nicht mitfühlen. Sie kann sortieren – aber nicht bewerten. Und sie kann imitieren – aber nicht berühren.

Das bedeutet nicht, dass sie keinen Platz im Schreibprozess hat. Doch der Mensch bleibt im Fokus. Ein guter Ghostwriter ist jemand, der sich gut in den anderen hineinversetzen kann. Manchmal verstehe ich meine Auftraggeber besser als sie selbst und kann so das Buchprojekt massiv verbessern. Die KI-Mensch-Schranke – wie ich dies gern bezeichne – verhindert dies bei der Beauftragung einer Maschine. Dem Buch fehlt der Weitblick und die Seele.

Die Zukunft: Mensch und Maschine im Zusammenspiel

Ich bin kein Technikgegner – im Gegenteil. KI kann Ghostwritern helfen, effizienter zu arbeiten. Sie kann Ideen generieren, Schreibblockaden auflösen und Zeit sparen bei repetitiven Aufgaben. In meinen Projekten ist KI ein nützliches Werkzeug – aber nie der Architekt des Buches. Die Kommunikation von Mensch zu Mensch ist das, was ein Sachbuch so großartig macht, nicht das Drücken eines Knopfes.

Der Unterschied liegt im Warum: KI schreibt, weil sie programmiert wurde. Ghostwriter schreiben, weil sie verstehen. Weil sie den roten Faden erkennen. Weil sie wissen, wann es Zeit ist, zwischen den Zeilen zu sprechen – oder gezielt zu provozieren. Sich selbst, den Kunden und den Leser.

Fazit: Es geht nicht um entweder-oder, sondern um Qualität

Die KI verändert die Contentproduktion für immer – das ist unbestritten. Aber sie ersetzt nicht das tiefe, empathische, kreative Handwerk eines erfahrenen Ghostwriters. Wer ein echtes Buch schreiben will – eines, das bleibt, das bewegt, das wirkt – braucht mehr als gute Formulierungen. Er braucht einen Partner, der seine Geschichte versteht und sie in Worte verwandelt, die treffen und den Leser berühren in der Tiefe.

Ghostwriting ist keine Massenproduktion. Es ist Maßarbeit. Und auch wenn die KI viel kann – sie wird nie die Fähigkeit besitzen, wirklich zuzuhören, zu fühlen und auf den Punkt zu bringen, was einen Menschen oder eine Marke einzigartig macht.

Ich freue mich auf eine Zukunft, in der KI und Ghostwriter gemeinsam Großes schaffen. Doch die Seele des Schreibens – die bleibt menschlich.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Heute entscheidet sich alles – Gänsehaut garantiert

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2 Minuten 2 Millionen April 2025 Pitch von Startup im Studio vor den Juroren! pitch@ puls 4 Fotograf Gerry Frank

Diese Startups stellen alles auf den Kopf – was am 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen passiert, ist kein Scherz: Vier Startups, vier Visionen

Am 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen wird es ernst: Vier Startups präsentieren sich in der beliebten Gründershow auf PULS 4 & JOYN. Doch was sich wie ein Aprilscherz anhört, ist in Wirklichkeit ein Abend voller Innovation, Ernsthaftigkeit und Mut. Die Konzepte reichen von essbaren Kerzen über nachhaltige Gartenlösungen bis hin zu Hightech-Software gegen Hass im Netz. Ob die Ideen auf offene Ohren treffen und es zu einem Deal kommt, zeigt sich heute Abend.

Hateblocker.io: Ernsthafter Schutz vor Hass im Netz in 2 Minuten 2 Millionen

Hass im Netz ist kein Randphänomen mehr: 30 Prozent der Menschen berichten von Anfeindungen in sozialen Medien. Hateblocker.io, gegründet von Thaddäus Leutzendorff aus Wien, setzt genau hier an. Die Software erkennt in Echtzeit Hassnachrichten auf Social Media und entfernt diese automatisiert. Gleichzeitig unterstützt sie Nutzer:innen bei der rechtlichen Verfolgung der Täter:innen. Die gesamte Prozessfinanzierung übernimmt Hateblocker und beteiligt sich im Erfolgsfall.

Unterstützt wird das Startup von Menschen wie Influencerin Julia Gruber, die täglich mit Hass konfrontiert ist. Ihre Erfahrungen teilt sie in der Show – und löst damit Fassungslosigkeit bei den Investor:innen aus. Wird hateblocker.io am 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen den nötigen Rückenwind für die nächste Wachstumsphase erhalten?

Shining Dining sorgt für leuchtende Augen in 2 Minuten 2 Millionen

Skurril, aber genial: Dora Gharbi aus Frankfurt hat mit Shining Dining eine kulinarische Innovation geschaffen, die jedes Candle-Light-Dinner aufwertet. Ihre essbaren Butterkerzen gibt es in den Sorten Knoblauch, Kräuter und Natur. Sie sorgen nicht nur für romantische Stimmung, sondern können nach dem Anzünden direkt als Brotaufstrich verwendet werden.

Was wie eine DIY-Spielerei klingt, ist durchdacht, nachhaltig und geschmacklich überzeugend. Dora ist ein echtes One-Woman-Powerhouse, das mit Herzblut und Leidenschaft hinter ihrer Idee steht. Doch reicht das, um bei 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen ein Investment zu ergattern?

Omni.farm: Urban Gardening neu gedacht – in 2 Minuten 2 Millionen

Das Wiener Startup omni.farm bringt den Garten in die Wohnung. Mit ihrem modularen, vertikalen Garten namens omni.planter wollen Paul Holler und Aaron Waidmann frisches Gemüse, Kräuter und Beeren für alle zugänglich machen. Ganz ohne grünen Daumen, auf kleinstem Raum und mit minimalem Pflegeaufwand.

Der omni.planter liefert laut den Gründern deutlich größere Erträge als vergleichbare Systeme und kann sowohl drinnen als auch draußen genutzt werden. Er trägt zur gesunden Ernährung bei, reduziert Plastikmüll und unterstützt den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Wird dieser grüne Hoffnungsträger heute Abend bei 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen die Investor:innen überzeugen?

Nachhaltig wickeln mit Lumina Windelrock: Innovation für Eltern in 2 Minuten 2 Millionen

Andrea Zlender-Zaufl und Stefanie Maier aus Kärnten haben mit Lumina Windelrock eine neue, nachhaltige Lösung für Eltern entwickelt. Der Windelrock ist eine waschbare Alternative für den Wickelalltag, vor allem bei größeren Kindern, die nachts keine Windel mehr tragen wollen. Doch auch unterwegs oder tagsüber ist er praktisch einsetzbar.

Verarbeitet werden natürliche Stoffe wie Baumwolle, Hanf oder Bambusfaser-Mischungen, die sanft zur Haut sind und gleichzeitig funktional. Das Konzept vereint Nachhaltigkeit mit Alltagstauglichkeit – eine Kombination, die auch bei 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen für Aufmerksamkeit sorgen dürfte.

Große Ideen, reale Probleme und mutige Lösungen: Am 1. April 2025 in der PULS 4 Sendung 2 Minuten 2 Millionen

Der heutige Abend verspricht mehr als nur spannende Unterhaltung. 1. April 2025 in der PULS 4 Sendung 2 Minuten 2 Millionen zeigt, dass Startups echte gesellschaftliche Probleme anpacken – vom Hass im Netz bis zur nachhaltigen Familienorganisation.

Ob technologische Innovation, kreative Produktidee oder nachhaltiger Alltagshack – die Investor:innen müssen entscheiden, wem sie ihr Vertrauen und Kapital schenken. Eins ist sicher: Diese Sendung am 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen ist alles andere als ein Aprilscherz.

Was die Startups heute noch erreichen können

Der Showdown des Abends wird zeigen, welche der präsentierten Ideen das Potenzial haben, den Markt zu erobern. Die Sendung 1. April 2025 in 2 Minuten 2 Millionen bietet Gründer:innen eine Plattform, wie sie in dieser Form kaum ein zweites Mal zu finden ist. Reichweite, mediale Aufmerksamkeit und potenzielles Kapital treffen auf Ideenreichtum, Leidenschaft und unternehmerischen Mut.

Egal ob Hateblocker.io, Shining Dining, omni.farm oder Lumina Windelrock – jedes dieser Startups hat seine eigene Geschichte, ein klares Ziel und die Hoffnung, durch einen Deal den nächsten großen Schritt machen zu können. Am 1. April in 2 Minuten 2 Millionen könnten Träume in Erfüllung gehen – und das ist garantiert kein Scherz.

Bild: hateBlocker Pitch vor der Jury in der Sendung 2 Minuten 2 Millionen @ puls 4 Fotograf Gerry Frank

Isar Aerospace startet Europas erste Orbitalrakete

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Start der Spectrum Rakete von Isar Aerospace in Norwegen mit Rauch und Bergen im hintergrund!
Isar Aerospace Spectrum Lift-off (c) Isar Aerospace, Brady Kenniston, NASASpaceflight.com

Isar Aerospace: Europas erste kommerzielle Orbitalrakete hebt ab

Isar Aerospace schreibt Raumfahrtgeschichte: Das Münchner Startup gelingt vom Andøya Spaceport in Norwegen der erste orbitalfähige Raketenstart vom europäischen Festland. Ein kurzer Testflug – mit großer Wirkung.

Europas Aufbruch ins All – made by Isar Aerospace

Am 30. März 2025 um exakt 12:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit hebt sie ab: Spectrum, die erste kommerzielle Trägerrakete Europas, entwickelt vom deutschen Raumfahrt-Startup Isar Aerospace, startet zu ihrem Erstflug vom Andøya Spaceport in Norwegen.

Rund 30 Sekunden später wird der Testflug wie geplant abgebrochen – die Rakete stürzt kontrolliert ins Meer. Kein Rückschlag, sondern eine erfolgreiche Premiere: Flugdaten wurden gesammelt, zentrale Systeme getestet, und der nächste Start ist bereits in der Pipeline.

CEO Daniel Metzler zieht ein klares Fazit: „Unser erster Testflug hat alle Erwartungen erfüllt. Wir hatten einen sauberen Liftoff, 30 Sekunden Flugzeit – und konnten sogar unser Flight Termination System validieren.“

Was bedeutet „orbitaler Raketenstart“ eigentlich?

Ganz einfach: Eine Rakete wird so weit und schnell ins All geschickt, dass sie in eine Umlaufbahn um die Erde eintreten kann – also „in den Orbit“ gelangt. Für Telekommunikation, Navigation, Erdbeobachtung oder Klimaforschung ist das essenziell.

Das Besondere an diesem Flug: Es war der erste Test einer Orbitalrakete von Kontinentaleuropa aus. Bisher fanden solche Starts meist außerhalb Europas statt – zum Beispiel in Französisch-Guayana (Ariane) oder den USA (SpaceX, Rocket Lab).

Andøya: Der neue Schlüsselstandort für Europas Raumfahrt

Norwegens Weltraumbahnhof wird zum Gamechanger

Der Andøya Spaceport im Norden Norwegens ist nicht irgendein Startplatz. Er ist der erste und bisher einzige Startstandort für orbitalfähige Raketen auf dem europäischen Festland. Die norwegische Luftfahrtbehörde (NCAA) war europaweit die erste, die eine zivile Lizenz für einen solchen Testflug erteilte.

Roll-Out Spectrum Isar Aerospace in Norwegen mit Schnee und Felsen im hintergrund auf eine Transporteinheit!
Roll-Out Spectrum (C) Isar Aerospace, Photo Robin Brillert, Wingmen Media

Daniel Metzler betont die Bedeutung der Partnerschaft: „Takk, Norge, Andøya Spaceport und die gesamte Community. Wir haben hier mutige, verlässliche Partner gefunden, um Europas Zugang zum All aufzubauen.“

Isar Aerospace: Von der Uni zum Marktführer?

Eine Erfolgsgeschichte aus München

Gegründet 2018 von drei Luft- und Raumfahrtstudenten der TU München, hat sich Isar Aerospace in wenigen Jahren zu einem der spannendsten NewSpace-Startups Europas entwickelt.

Angefangen hat alles im MakerSpace von UnternehmerTUM, wo erste Prototypen entstanden. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen über 300 Mitarbeitende, hat mehr als 400 Millionen Euro an Risikokapital eingesammelt – unter anderem von HV Capital und Lakestar – und produziert in Ottobrunn nahe München.

Die Rakete: Was kann „Spectrum“?

  • Länge: 28 Meter
  • Nutzlastkapazität: bis zu 1.000 kg in niedrige Erdumlaufbahnen (LEO)
  • Zielgruppe: kleine und mittelgroße Satelliten
  • Besonderheit: Fast alle Bauteile werden inhouse produziert, inklusive Triebwerke

„Spectrum“ ist damit die europäische Antwort auf den globalen Bedarf an flexiblen, günstigen Satellitenstarts. Aktuell ist die Kapazität am Markt knapp, Startplätze sind teuer und oft auf Monate ausgebucht.

Warum der kurze Flug trotzdem ein großer Erfolg ist

Daten, Sicherheit, Vertrauen

Bei Raketenstarts – insbesondere bei Erstflügen – geht es nicht sofort um den Orbit, sondern um eines: Lernen.

Die Testmission wurde nach 30 Sekunden absichtlich gestoppt – ein Standardverfahren, das dem Test des Flight Termination Systems dient: Ein Sicherheitssystem, das den Flug bei Unregelmäßigkeiten kontrolliert beendet.

Isar Aerospace Daniel Metzler CEO
Copyright Isar Aerospace Daniel Metzler CEO

Laut CEO Metzler konnte alles validiert werden: „Wir konnten zeigen, dass wir designen, bauen und starten können. Jetzt geht’s an die Datenanalyse, damit wir bald wieder auf dem Startplatz stehen.“

Was kommt als Nächstes?

Serienproduktion und nächste Flüge

Die Raketen für Flug #2 und #3 befinden sich bereits in Produktion. Das Besondere: Isar Aerospace setzt auf vertikale Integration. Das heißt: Vom Triebwerk bis zur Elektronik wird fast alles selbst gefertigt.

Im neuen Werk in Ottobrunn können künftig bis zu 40 Raketen pro Jahr produziert werden. Das bringt Skalierbarkeit, Tempo und Unabhängigkeit.

Bulent Altan, Chairman von Isar Aerospace und früherer SpaceX-Manager, ist überzeugt: „Es dauert normalerweise mehrere Versuche, um den Orbit zu erreichen. Aber ich glaube, Isar Aerospace wird zu den Schnellsten gehören.“

Europas Raumfahrt braucht Startups wie Isar Aerospace

Souveräner Zugang zum All wird strategisch wichtig

Die geopolitische Lage zeigt: Europa braucht unabhängige Raumfahrt-Infrastruktur. Und dazu gehört vor allem eins – der eigene Zugang zum All.

Mit dem erfolgreichen Testflug von Isar Aerospace ist Europa diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Die Kombination aus technischer Kompetenz, Startkapazität in Norwegen und skalierbarer Produktion in Deutschland macht das Startup zu einem echten Hoffnungsträger für die europäische Raumfahrt.

Photo/Source: (c) Isar Aerospace, Brady Kenniston, NASASpaceflight.com
Photo/Source: (c) Isar Aerospace, Photo Robin Brillert, Wingmen Media Photo/Source: (c) Isar Aerospace,

TUM knackt Rekord: 103 Start-ups in einem Jahr

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TUM Munich sunset panoramic architecture, Bavaria, Germany. Frauenkirche and town hall on Marienplatz

Ein starkes Signal für den Innovationsstandort Deutschland

Rekordverdächtige Zahlen aus München: An der Technischen Universität München (TUM) wurden im Jahr 2024 erstmals über 100 Start-ups gegründet – genau 103, um genau zu sein. Ein historischer Meilenstein, der nicht nur die Bedeutung der TUM als führende Gründerschmiede Deutschlands unterstreicht, sondern auch ein deutliches Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des Innovationsstandorts Deutschland setzt.

„Mehr als 100 Ausgründungen in einem Jahr: Das ist ein Meilenstein nicht nur für die TUM, sondern in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage auch ein wichtiges Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des Innovationsstandorts Deutschland“, sagt TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann.

Mit dem Rekordjahr 2024 behauptet sich die TUM endgültig als zentraler Akteur im europäischen Deeptech-Ökosystem.

TUM über 100 Gründungen – und über 1.100 geförderte Teams

Die reinen Zahlen sprechen für sich:

  • 103 neue Start-ups wurden 2024 von Forschenden, Studierenden und Alumni der TUM gegründet.
  • Mehr als 1.100 Teams wurden im selben Zeitraum durch die Programme von UnternehmerTUM und den TUM Venture Labs unterstützt.
  • Über 250 EXIST-Stipendien konnte die TUM seit 2007 einwerben – allein 30 im Jahr 2024, so viele wie keine andere Hochschule in Deutschland.

Damit ist die TUM nicht nur Spitze bei den Gründungszahlen, sondern auch beim Zugriff auf staatliche Fördermittel – ein weiterer Beleg für die Qualität und Professionalität ihrer Gründungsunterstützung.

Europas bestes Gründungszentrum: UnternehmerTUM

Die Financial Times bestätigte jüngst, was in der Gründerszene längst bekannt ist: UnternehmerTUM, das Innovations- und Gründungszentrum an der TUM, ist Europas führendes Gründungszentrum.

Was hier geboten wird, geht weit über klassische Gründungsberatung hinaus: Zugang zu Hightech-Laboren, branchenspezifische Expertise, Coaching-Programme, Kontakte zu Investoren – alles unter einem Dach.

Und: UnternehmerTUM bringt Start-ups und etablierte Player zusammen. In sogenannten Co-Labs arbeiten Start-up-Teams mit Mittelständlern, Konzernen, Tech-Giganten und der öffentlichen Hand an konkreten Lösungen. Dieses Modell der offenen Innovation ist einer der Gründe für den internationalen Erfolg.

TUM Venture Labs: Start-up-Förderung nach Maß

Besonders innovativ ist der Aufbau der TUM Venture Labs. In aktuell zwölf Schlüsseltechnologien – von Quantentechnologie über Healthcare bis Luft- und Raumfahrt – bieten sie nicht nur Zugang zur Spitzenforschung, sondern auch marktspezifische Unterstützung.

Das Besondere: Die Förderung ist maßgeschneidert für jede Phase der Gründung – von der ersten Idee bis zur Skalierung. Und: Die Labs sind tief in die wissenschaftliche Struktur eingebettet, was den Technologietransfer enorm beschleunigt.

21 Unicorns, ein Decacorn – und viel Potenzial

Die Erfolge lassen sich nicht nur in Förderzahlen messen, sondern auch in Marktbewertungen:

  • 21 Start-ups aus dem TUM-Umfeld haben bereits den Unicorn-Status erreicht.
  • Mit Celonis hat die TUM sogar das erste deutsche Decacorn (Wert: über 10 Mrd. US-Dollar) hervorgebracht.

Weitere Erfolgsgeschichten wie Lilium (elektrisches Flugtaxi), Isar Aerospace (Weltraumraketen) oder Konux (KI für Bahn-Infrastruktur) zeigen, wie vielfältig die Gründerszene der TUM ist.

Interdisziplinär, international, investierbar

Was das Münchner Modell besonders macht: die Mischung.

An der TUM arbeiten Ingenieur:innen mit Mediziner:innen, Sozialwissenschaftler:innen mit KI-Forscher:innen. Diese Interdisziplinarität ist im europäischen Hochschulraum einzigartig und führt dazu, dass Start-ups aus ganz unterschiedlichen Bereichen entstehen – oft mit gesellschaftlich relevanten Lösungen.

Hinzu kommt ein starkes internationales Netzwerk: über die EuroTech Universities Alliance ist die TUM mit führenden technischen Hochschulen in Europa verbunden. Internationale Programme öffnen Türen zu globalen Märkten und Kapital.

Und apropos Kapital: UnternehmerTUM betreibt auch einen eigenen Venture Capital Fonds, der gezielt in vielversprechende Start-ups investiert – ein weiterer Baustein des Erfolgs.

Was andere Hochschulen lernen können

Die TUM zeigt, wie systematische Gründungsförderung aussehen kann: nicht als Nebenschauplatz, sondern als strategischer Kernbereich.

Dazu gehören:

  • Frühe Förderung von unternehmerischem Denken in der Lehre
  • Konsequente Verzahnung von Forschung und Gründung
  • Professionelle Strukturen statt Einzelinitiativen
  • Und eine Führungsebene, die das Thema sichtbar priorisiert

Das Münchner Modell könnte Blaupause für andere Hochschulen sein, die akademische Exzellenz in gesellschaftlichen Impact übersetzen wollen.

Fazit: Die TUM macht vor, wie Zukunft entsteht

Mit 103 Ausgründungen in einem Jahr hat die TUM neue Maßstäbe gesetzt. Sie ist nicht nur Deutschlands erfolgreichste Gründungsuniversität, sondern auch ein starker Impulsgeber für Europas Innovationskraft.

Die Kombination aus Forschungsexzellenz, unternehmerischer Kultur und professioneller Förderung zeigt, wie Hochschulen zu echten Innovationszentren werden können – mit Impact, Unicorns und internationaler Strahlkraft.

Foto/Quelle: stock.adobe.com – Travel Faery

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