Sonntag, November 9, 2025
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Was passiert, wenn Buchideen plötzlich keine Grenzen mehr kennen?

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bookster.cc buch cover ki andreas braumann bookster.cc

Bookster.cc ist eine KI-gestützte Plattform, die es Nutzer:innen ermöglicht, aus einer Idee heraus vollständige E-Books samt Cover und Vermarktung einfach zu erstellen und zu veröffentlichen

Wie ist die Idee zu Bookster.cc entstanden und wer steht hinter dem Projekt?

Ich (Andreas, Softwareentwickler aus Wien) habe über Jahre hinweg Self-Publishing-Erfahrung gesammelt – mit Rätsel- und Kochbüchern auf Amazon. Irgendwann habe ich begonnen, KI intensiv für die Bucherstellung zu nutzen: Kapitelstruktur, Texte, Cover, Vermarktung – alles wurde schneller. Daraus entstand die Idee, eine eigene Plattform zu bauen. Zuerst für mich selbst – dann für alle. Roland Lindner, mein Co-Founder, bringt Marketing- und PR-Know-how mit. Zusammen treiben wir Bookster.cc voran.

Was war euer persönlicher Antrieb, eine KI-Plattform zur E-Book-Erstellung zu entwickeln?

Ich wollte das Selfpublishing endlich einfach machen. Buchideen gibt’s viele, aber Umsetzung und Vermarktung scheitern oft an der Komplexität. Ich hab selbst erlebt, wie viel Aufwand ein Buch bedeutet – mit Ghostwritern, Lektorat, Layout. KI hat plötzlich den Spielraum eröffnet, das Ganze zu vereinfachen – ohne Qualität zu opfern. Und ich dachte mir: Das müssen mehr Leute nutzen können.

Welche Zielgruppe möchtet ihr mit Bookster.cc ansprechen und wie helft ihr diesen Nutzern konkret weiter?

Vom Coach über Unternehmer bis zum Kinderbuch-Liebhaber: Die Plattform ist bewusst breit gedacht. Wir helfen Menschen, die immer schon ein Buch schreiben wollten, aber nicht wussten wie – mit klar geführten Schritten, KI-Hilfe, Cover-Design und automatischer Vermarktung. Auch Profis profitieren, z. B. durch Funnels, Pixel-Tracking und E-Mail-Automation.

Was unterscheidet Bookster.cc von anderen Tools zur Bucherstellung?

Bookster denkt den gesamten Prozess durch:
Echte End-to-End-Plattform von Idee bis Amazon-KDP
Automatisiertes Marketing, inkl. Funnel, Pixel & Drip-Campaign
Pseudonyme mit Stil, Foto & Tonalität
Marktplatz mit kostenlosen Downloads + Lead-Generierung
Optimierte KDP-Vorlagen (Titel, Beschreibung, HTML, Kategorien, Keywords)
Andere Tools hören bei der Texterstellung auf – wir gehen bis zum Launch und darüber hinaus.

Wie unterstützt eure KI Nutzer dabei, aus wenigen Stichpunkten ein vollständiges E-Book zu erstellen?

Ein einzelner, gut formulierter Prompt reicht, um ein Buch zu starten – je mehr Infos, desto besser. Zusätzlich kann man PDFs hochladen, eigene Texte einfügen oder externe Quellen verwenden. Die KI erstellt Metadaten, Kapitelstruktur, Inhalte und sogar Cover – alles abgestimmt auf das gewählte Pseudonym. Danach kann man alles bearbeiten oder übernehmen.

Mit welchen Herausforderungen hattet ihr beim Aufbau der Plattform zu kämpfen?

Technisch: Die Layout-Logik war komplex – besonders für die Ausgabe in PDF, DOCX, EPUB und Flipbook. Dazu kommt das Thema Kostenoptimierung bei KI-Prompts.
Konzeptionell: Den Flow so zu bauen, dass auch absolute Anfänger nicht überfordert sind.
Marketing: Den richtigen Zeitpunkt und Weg für den Launch zu finden, war tricky – aber unser Producthunt-Start hat sich ausgezahlt.

Welche Rolle spielt Design und Nutzerfreundlichkeit bei Bookster.cc?

Eine riesige. Die Plattform ist Schritt-für-Schritt aufgebaut – man wird wirklich durch den Prozess geführt. Ziel war: Kein kompliziertes Interface, keine unnötigen Features. Einsteigerfreundlich, aber mit Profi-Funktionalitäten im Hintergrund. Von der Buchidee bis zur Veröffentlichung auf Schienen.

Wo seht ihr euer Startup in den nächsten zwei Jahren?

Marktführer im KI-Buchbereich – zumindest im deutschsprachigen Raum. Dann Internationalisierung: Französisch, Spanisch, Englisch usw. Technisch wollen wir die Buchqualität noch weiter pushen – schöneres Layout, smartere Kapitel, bessere Cover.
Und vielleicht ein Exit? An Canva oder Amazon? Mal sehen. Aber jetzt wird erstmal skaliert und weiterentwickelt.

Wie sorgt ihr dafür, dass die Inhalte trotz KI-Unterstützung individuell und qualitativ hochwertig bleiben?

Der Schlüssel liegt im Prompt. Wir kombinieren Nutzereingaben, Metadaten, Pseudonym-Charakter und hochgeladene Inhalte zu einem sehr personalisierten Output. Es ist keine Copy-Paste-KI – man bekommt wirklich etwas Eigenes. Trotzdem empfehlen wir: Immer nochmal drübergehen und iterieren. Bald gibt’s auch kapitelweise Optimierung per Prompt.

Was sind drei Dinge, die ihr anderen Gründern aus eigener Erfahrung empfehlen würdet?

Zeit-Management: Fokussiert arbeiten, To-Dos wirklich abschließen.
In dich selbst investieren: Kurse, Coachings, Wissen – das zahlt sich immer aus.
Umgib dich mit den richtigen Leuten: Menschen, die dich inspirieren – nicht bremsen, mach sie zu Co-Foundern.

Wie geht ihr mit Kritik oder Skepsis gegenüber KI-generierten Inhalten um?

Gelassen. Jede neue Technologie polarisiert. Klar ist KI nicht perfekt – aber der Fortschritt ist enorm. Wir sagen: KI ist ein Werkzeug. Wer es sinnvoll nutzt, spart Zeit, Ressourcen und erreicht mehr Menschen. Trotzdem: Der Mensch bleibt im Zentrum – vor allem der Leser.

Worauf seid ihr als Team bei Bookster.cc besonders stolz?

Dass wir so schnell und gut orchestriert gelauncht haben. Und dass es schon so viele Nutzer begeistert. Platz 4 auf Producthunt, echte Umsätze nach zwei Wochen, tolle Rückmeldungen – und wir sind aus dem Nichts gekommen. Besonders stolz sind wir aber auf den Flow der Plattform: Einsteigerfreundlich, durchdacht und mit einem echten Aha-Erlebnis für alle, die ihr erstes Buch starten.

Bild: Andreas Braumann @Bookster.cc

Wir bedanken uns bei Andreas Braumann für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wer sorgt eigentlich dafür, dass staatliche Projekte wirklich Wirkung zeigen?

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comuneo verwaltungen steuerung silke sommer @comuneo

comuneo ist eine digitale Plattform, die öffentliche Verwaltungen dabei unterstützt, Projekte wirkungsorientiert zu planen, effizient zu steuern und transparent zu kommunizieren

Wie kam es zur Gründung von comuneo und welche Erfahrungen haben Sie dabei eingebracht?

Die Idee zu comuneo entstand während der Promotion von Katharina von Stauffenberg in Politikwissenschaften. Dabei stieß sie auf das Best-Practice-Beispiel der neuseeländischen Regierung, die nach dem Wellbeing-Konzept arbeitet: politische Entscheidungen werden dort evidenzbasiert auf Grundlage von rund 60 Indikatoren getroffen, die das gesellschaftliche Wohlbefinden messen und transparent in einem öffentlichen Dashboard dargestellt werden. Der Staat richtet seinen Haushalt an diesen Analysen aus. Diese inspirierende Verbindung von Daten, Wirkung und Steuerung hat uns nicht mehr losgelassen.

Aufbauend auf zahlreichen Interviews mit Verwaltungsakteur:innen haben wir comuneo als integrierte Planungs-, Steuerungs- und Monitoringplattform speziell für öffentliche Verwaltungen entwickelt. Dabei bringen wir als Gründerteam über 50 Jahre Erfahrung aus der strategischen Beratung, der Forschung zu Staatsmodernisierung, der digitalen Transformation und der Softwareentwicklung mit. Diese interdisziplinäre Perspektive ist zentral für unsere Mission: Verwaltungen mit den richtigen Werkzeugen auszustatten, um ihre Wirkung messbar zu machen.

Was genau bietet comuneo kommunalen Verwaltungen und Projektverantwortlichen?

comuneo ist eine digitale Steuerungsplattform, mit der Verwaltungen ihre Projekte evidenz- und wirkungsorientiert planen, mit Zielen und Indikatoren steuern und Fortschritte transparent verfolgen können. Projektverantwortliche behalten den Überblick über Maßnahmen, Zuständigkeiten und Zeitpläne, während die Verwaltungsspitze datenbasiert priorisieren und steuern kann. So werden ihre Ressourcen gezielt dort eingesetzt, wo sie am meisten bewirken.

Welche Herausforderungen in der kommunalen Projektsteuerung adressiert comuneo besonders?

Verwaltungen stehen unter massivem Druck: Sie sollen gesellschaftliche Transformation gestalten und das mit immer weniger finanziellen und personellen Ressourcen und wachsender Komplexität.
Was oft fehlt, ist eine strategische, evidenzbasierte Steuerung: Maßnahmen werden nicht priorisiert, Ziele und Verantwortlichkeiten sind unklar und Fortschritte bleiben unsichtbar. comuneo setzt genau hier an: Wir schaffen eine gemeinsame Datengrundlage, klare Zielbilder und Transparenz über Umsetzung und Wirkung, damit kommunale Projekte koordinierter, wirksamer und nachvollziehbarer gesteuert werden können.

Inwiefern hilft comuneo dabei, mehr Transparenz und Effizienz in kommunale Prozesse zu bringen?

Alle Projektbeteiligten arbeiten auf einer gemeinsamen Plattform – mit klaren Zuständigkeiten, Zeitplänen und aktuellen Informationen. So entstehen Transparenz, Effizienz und bessere Zusammenarbeit. Darüber hinaus können alle Entwicklungen auch an Bürger:innen und die Politik kommuniziert werden, um das Vertrauen in den Staat zu fördern und über Aktivitäten und die nachhaltige Entwicklung in der Region zu informieren.

Wie sieht der typische Einsatz von comuneo im Alltag einer Kommune aus?

Wir empfehlen comuneo zunächst in einer Stabstelle oder einem Fachbereich einzusetzen und von dort auf weitere Abteilungen, Dezernate und schlussendlich auf die Gesamtverwaltung auszurollen. comuneo hilft dabei, ihre Handlungsfelder sichtbar zu machen, Maßnahmen zu strukturieren, Zuständigkeiten zuzuweisen und Wirkungsfortschritte nachvollziehbar zu machen – von Stadtentwicklungs-, über Klimaschutzkonzepte, bis hin zur Digitalisierungsstrategie.

Was unterscheidet comuneo von klassischen Projektmanagement-Tools oder Excel-Lösungen?

comuneo vereint Planung, Steuerung, Monitoring und Bürger:innenkommunikation in einer integrierten Lösung, speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Verwaltungen. Statt vieler Einzellösungen braucht es nur eine Plattform.
Im Unterschied zu klassischen Tools denken wir konsequent vom Verwaltungsalltag aus: Der Einstieg ist niedrigschwellig, die Bedienung intuitiv, und die Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt. Statt statischer Listen oder überladener Software gibt es bei comuneo für alle Beteiligten Echtzeit-Transparenz über Defizite, Ziele, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten. So wird Projektarbeit nachvollziehbar, effizient und wirkungsorientiert.

Welche Kommunen nutzen comuneo bereits – und welche Ergebnisse konnten damit erzielt werden?

comuneo ist bei Gemeinden, Mittelstädten, Landkreisen und ersten kommunalen Unternehmen im Einsatz. Die Plattform wird aktiv genutzt zur Steuerung von Digitalisierung, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Stadt- und Regionalentwicklung. Die Verwaltungen berichten von einem deutlich höheren Überblick im Projektalltag, besserer Koordination, schnelleren Abstimmungen mit allen Beteiligten und höherer Transparenz über Defizite und Fortschritte. Ein weiteres Anliegen ist die Kommunikation der Entwicklungen an die Politik und Bürger:innen. Hierfür werden wir zeitnah ein Dashboard entwickeln, das über Neuigkeiten informiert.

Wie reagieren Mitarbeitende in der Verwaltung auf die Einführung einer solchen digitalen Lösung?

Die Reaktionen sind durchweg positiv. Besonders geschätzt werden die Übersichtlichkeit, die einfache Bedienung und der konkrete Nutzen für die tägliche Arbeit. Bei der Entwicklung legen wir einen sehr großen Wert darauf, ihre Bedürfnisse und Anforderungen zu integrieren und führen mit weiteren Verwaltungen und Institutionen Bedürfnisinterviews, um unsere Lösung genau auf den Arbeitsalltag abzustimmen.

Was sind die größten Hürden bei der Digitalisierung kommunaler Strukturen – und wie begegnet ihr ihnen?

Die größten Hürden liegen im Ressourcen- und Fachkräftemangel und technologischer Skepsis. Wir begegnen dem mit schlanken Prozessen, persönlichem Onboarding und enger Begleitung bei der Einführung und auch darüber hinaus. Zudem kooperieren wir mit der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft PHINEO, einem der führenden Akteure im Bereich wirkungsorientierter Steuerung im deutschsprachigen Raum. Das Ziel ist es, die langjährige Wirkungsexpertise von PHINEO mit der technologischen Plattformkompetenz von comuneo zu verbinden. Ein kommunaler Einführungsfaden und Workshopmodule wurden bereits entwickelt.

Welche Vision verfolgt comuneo langfristig in Bezug auf modernes kommunales Arbeiten?

Wir wollen die zentrale Plattform für kommunale Planung und Steuerung werden. Unser Ziel ist es, den öffentlichen Sektor in eine neue Ära der Wirkungsorientierung zu führen und ihn zu befähigen, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten: mit mehr Wirkung, weniger Aufwand und einer besseren Lebensqualität für alle.

Was habt ihr persönlich aus der bisherigen Reise als Gründerinnen und Gründer gelernt?

Gründen im öffentlichen Sektor ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Entscheidungen dauern länger, Anforderungen sind komplexer, Vertrauen muss erarbeitet werden. Gleichzeitig erleben wir, wie groß die Bereitschaft zur Veränderung ist, wenn man die richtigen Zugänge findet und echte Lösungen bietet.
Wir haben gelernt, geduldig und gleichzeitig hartnäckig zu sein, unsere Vision immer wieder zu schärfen und gemeinsam mit Nutzer:innen zu entwickeln, nicht an ihnen vorbei. Der größte Gewinn? Zu sehen, wie unsere Lösung Verwaltungen hilft, wirksamer zu arbeiten und damit echten gesellschaftlichen Impact zu entfalten.

Welche drei Ratschläge gebt ihr Menschen, die in einem regulierten oder öffentlichen Umfeld gründen möchten?

Versteht die Herausforderungen des öffentlichen Sektors.
Geht in den direkten Austausch mit euren Kund:innen.
Bleibt dran, denn Veränderungen brauchen Zeit.

Bild: Silke Sommer ©comuneo

Wir bedanken uns bei Silke Sommer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie viel Verantwortung passt eigentlich in ein einziges Fotoshooting?

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shootshare marken produktionen haltung behind the scenes @shootshare.co

ShootShare ist eine kuratierte Produktionsplattform, die Marken mit lokalen Kreativteams weltweit vernetzt und faire, nachhaltige Fotoshootings von der Idee bis zur Umsetzung ermöglicht

Wie hat sich ShootShare seit dem letzten Interview weiterentwickelt?

Seit unserem letzten Gespräch hat sich bei ShootShare einiges getan. Der größte Schritt: der Launch unseres ShootShops – einer intuitiven Buchungsplattform, auf der Marken ihre Wunschproduktion individuell konfigurieren und direkt kalkulieren können. Damit sparen Marken Zeit und erhalten volle Kostentransparenz – ein echter Vorteil im Produktionsalltag.
Darüber hinaus haben wir unsere internen Prozesse weiter automatisiert und modularisiert. Das erlaubt internationalen Marken eine noch reibungslosere Zusammenarbeit mit lokalen Kreativteams – effizient, flexibel und skalierbar.
Auch im Impact-Bereich haben wir einen großen Schritt gemacht: Immer mehr Produktionen werden im Anschluss direkt vor Ort gespendet – ein Modell, das echten sozialen Mehrwert schafft.

Welche Meilensteine oder besonderen Erfolge konntet ihr seit dem Launch feiern?

Ein besonderer Meilenstein war der Launch unseres Impact-Formats „Closing the Loop – Do You Care? / Shoot. Share. Care.“ Damit ermöglichen wir es Marken, ihre Produkte nach dem Shooting direkt vor Ort zu spenden – an Communities, die Unterstützung brauchen.
Was als Pilotprojekt begann, ist inzwischen fester Bestandteil vieler Produktionen. Für uns zeigt das: Nachhaltigkeit entsteht dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen. Und wir stehen ganz klar für eine Produktion mit Haltung – von Menschen, für Menschen, im Sinne des Planeten.

Was begeistert eure Kund:innen besonders an eurem Modell?

Unsere Kund:innen schätzen besonders, dass wir mit lokalen Kreativen zusammenarbeiten – und zwar weltweit. Während viele auf Effizienz durch Algorithmen setzen, glauben wir an den Wert menschlicher Zusammenarbeit: fair, transparent und persönlich.
Unsere Produktionen entstehen im direkten Austausch, mit klaren Abläufen und echtem kreativen Anspruch. Statt kurzfristiger Trends zählen bei uns Haltung, Verlässlichkeit und Partnerschaft auf Augenhöhe. Unsere Kund:innen teilen diese Haltung, und wir sind stolz auf die starken Partnerschaften, die daraus entstehen. Sie zeigen: Es ist immer noch wertvoll, echte Kreativität zu unterstützen – von Mensch zu Mensch.

Wie hat sich eure Nutzerbasis entwickelt – sowohl auf Fotograf:innen- als auch auf Modelseite?

Unsere Nutzerbasis ist vielseitig: Neben Fotograf:innen und Models gehören auch Stylist:innen, Make-up Artists und Producer:innen dazu – allesamt Teil unserer Kreativ-Community. Außerdem: die Marken, die ihre Produktionen direkt über unsere Plattform buchen. ShootShare ist keine Vermittlungsplattform: Wir übernehmen die gesamte Umsetzung – von der Konzeption bis zur Postproduktion – und steuern dabei alles intern. Unser System ist kein Marktplatz, sondern ein integrierter Produktionsprozess, der von Profis für Profis gedacht ist.

Wie funktioniert euer Matchmaking-System? Spielt KI dabei mittlerweile eine Rolle?

Bei ShootShare setzen wir nicht auf automatische Zuordnungen, sondern auf individuelle Teamzusammenstellungen: Unsere Crews werden projektbezogen und persönlich kuratiert – auf Basis von Erfahrung, Branchenkenntnis und einem gewachsenen, internationalen Netzwerk aus Kreativprofis, mit denen wir regelmäßig arbeiten.
Wir nutzen keine KI im klassischen Sinne. Was wir einsetzen, sind strukturierte interne Auswertungen von Profilen, Erfahrungen und Set-Konstellationen – also menschlich kuratierte Daten, nicht automatisierte Entscheidungen.
Falls sich künftig eine KI-Lösung findet, die überzeugend zu unseren Werten sowie unseren Qualitäts- und Fairnessstandards passt, sind wir offen dafür. Aktuell schätzen unsere Kund:innen aber vor allem den persönlichen, menschlichen Ansatz – und genau dafür steht ShootShare.

Welche Learnings habt ihr aus dem bisherigen Betrieb der Plattform bezogen?

Unser größtes Learning: Menschen machen den Unterschied. Shootings sind Teamarbeit – kreativ, lebendig, manchmal auch unvorhersehbar. Gerade diese Dynamik bringt oft die besten Ergebnisse hervor. Das merkt man nicht nur an der Stimmung am Set, sondern sieht es auch in unseren Behind-the-Scenes-Clips.
Technologisch war die größte Herausforderung das Erwartungsmanagement: Viele denken bei Plattform automatisch an einen Marktplatz. Dabei übernehmen wir die komplette Produktion – von der Buchung bis zur Postproduktion – persönlich und durchgängig betreut.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit haben wir gelernt: Qualität braucht Konsequenz. Wir setzen auf plastikfreie Produktionen, bewusstes Reisen und nachhaltiges Catering – und das zahlt sich langfristig aus.

Welche Rolle spielt Social Media in eurer Wachstumsstrategie?

Social Media spielt aktuell nur eine begleitende Rolle – und das ganz bewusst. Unsere Zielgruppen, insbesondere Entscheider:innen auf Unternehmensseite, erreichen wir meist über gezielte Kanäle oder persönliche Kontakte, nicht über Ads oder virale Posts.
Trotzdem sind wir mit @shootshare.co auf Instagram präsent – organisch, zurückhaltend und punktuell. Denn für uns zählen Qualität, Relevanz und Haltung mehr als kurzfristige Reichweite. Kreative Anfragen, die über Social Media kommen, freuen uns – wenn sie zu uns passen.
Langfristig sehen wir Potenzial, Social Media strategischer einzusetzen. Aber im Moment investieren wir unsere Energie dort, wo sie den größten Unterschied macht: in echte Produktionen, echte Beziehungen und echten Austausch.

Gibt es Kooperationen mit Agenturen, Marken oder Veranstaltern, die ihr hervorheben möchtet?

Im Zentrum stehen für uns langjährige Partnerschaften mit professionellen Model-Agenturen, die faire, transparente und verlässliche Bedingungen garantieren. Eine dieser engen Verbindungen besteht seit Gründung mit Boss Models – insbesondere mit Linda Bruchhausen, mit der uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet. Solche stabilen Partnerschaften sind für uns essenziell, um konstant hohe Qualität zu liefern.
Auch bei Marken legen wir den Fokus auf Beziehungen statt auf Einzelreferenzen. Unsere Kund:innen kommen aus den Bereichen Fashion, Lifestyle und Beauty – zunehmend aber auch aus dem Accessoire-Segment, etwa Schmuck- und Brillenlabels. Wer sich hier angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir sind offen für starke Partnerschaften mit Haltung.

Wie sehen eure Monetarisierungsmodelle aus? Arbeitet ihr z. B. mit Premium-Funktionen?

ShootShare wurde mit dem Anspruch gegründet, faire und transparente Produktionsbedingungen zu schaffen – insbesondere für Kreative. Deshalb legen wir die Gagen global einheitlich fest: Eine Fotografin in Kapstadt verdient das gleiche wie ein Fotograf in München. Das schafft Gleichbehandlung, Verlässlichkeit und einen echten Mehrwert für unsere Partner vor Ort. Das macht ShootShare zu einem attraktiven Arbeitgeber, unabhängig vom Standort.
Unsere Einnahmen erzielen wir über eine transparente Handling-Fee, die ausschließlich bei den Marken anfällt. Kreative, die mit uns arbeiten, zahlen selbstverständlich nichts für ihre Aufträge. Das ist uns extrem wichtig: faire Bezahlung ohne versteckte Kosten oder Hürden.
Unsere Plattform erlaubt es Marken, ihre Shootings flexibel zu kalkulieren – mit klaren Preisstrukturen und digitalen Tools, die jederzeit volle Übersicht ermöglichen. Ähnlich wie bei einer Urlaubsbuchung. Premium-Funktionen gibt es bei uns bewusst nicht. Wir setzen nicht auf künstliche Exklusivität, sondern ermöglichen, dass verantwortungsvolle, globale Produktion realisierbar ist. Statt Exklusivität zu verkaufen, demokratisieren wir Qualität.

Wie stellt ihr Qualität und Seriosität auf der Plattform sicher, gerade bei neuen Nutzern?

ShootShare ist keine offene Plattform, sondern ein kuratiertes Produktionssystem mit eigener Software. Es gibt keine frei agierenden Nutzer:innen – alle Beteiligten arbeiten auf Einladung und nach persönlicher Prüfung.
Auf Kreativseite bedeutet das: Jedes Profil wird individuell verifiziert, bevor Zugang zu unseren Tools gewährt wird. Auf Kundenseite kooperieren wir ausschließlich mit Marken, die unsere Grundwerte teilen: Fairness, Nachhaltigkeit und Respekt gegenüber kreativer Arbeit. Anonyme oder unklare Anfragen lehnen wir bewusst ab.
Kurz gesagt: ShootShare funktioniert wie ein vertrauensbasiertes Netzwerk – Qualität entsteht durch Beziehung, nicht durch Masse. Und das zeigt sich in jeder Produktion.

Welche Maßnahmen setzt ihr in Bezug auf Datenschutz und Rechte an den Bildern um?

Bei ShootShare sind Bildrechte klar geregelt: Die Urheberrechte liegen – wie branchenüblich – bei den Kreativen bzw. Agenturen. Marken buchen bei uns individuell, welche Nutzungsrechte sie benötigen – je nach Mediennutzung, Dauer und Region. Das schafft Transparenz und faire Vergütung – auch bei Verlängerungen.
Was den Datenschutz betrifft, arbeiten wir mit professionell abgesicherten Agenturpartnern und klaren Verträgen. Sollte es dennoch zu Fragen kommen, greifen unsere Partneragenturen auf Tracking-Tools zurück; wir selbst nutzen bei Bedarf Reverse-Image-Suchen – beides kam bislang nicht zum Einsatz, da wir mit vertrauensvollen Partnern arbeiten.
Kurz gesagt: Rechte und Datenschutz sind bei uns keine Fußnoten, sondern zentraler Bestandteil eines klar strukturierten, fairen Produktionsmodells.

Was plant ihr als nächstes? Ist eine internationale Expansion denkbar?

ShootShare war von Beginn an international gedacht – und genau hier setzen wir weiter an. Aktuell entwickeln wir unsere Desktop-Tools zu einer mobilen App weiter, die insbesondere Producer:innen weltweit bei der Durchführung von Produktionen unterstützt – mit Echtzeit-Status, effizienter Kommunikation und maximaler Übersicht.
Remote Produktion ist unser Kerngeschäft – die App macht unser Modell noch intuitiver und skalierbarer. Geografisch liegt unser Schwerpunkt derzeit in Kapstadt: ideales Licht, starke Creatives, vielfältige Locations. Unsere Kund:innen kommen vor allem aus dem DACH-Raum.
Da ShootShare bereits in der EU, den USA und UK als Marke eingetragen ist, richten wir unseren Blick nun verstärkt auf den US-Markt. Erste Produktionen in den USA und auf Hawaii haben gezeigt, dass unser Modell dort bestens funktioniert. Nun möchten wir amerikanischen Kunden verstärkt auch Europa als nachhaltigen, hochwertigen Produktionsstandort zugänglich machen. Unser Ziel: Technische Weiterentwicklung, internationale Skalierung – und ShootShare als globalen Standard für faire, kreative Remote-Produktionen zu etablieren.

Gibt es ein besonderes Shooting, eine Kampagne oder eine Story aus der Community, die euch inspiriert hat?

Unser Pilotprojekt für ShootShareCare war eine der prägendsten Produktionen für unser Team. Gemeinsam mit einem langjährigen Kunden haben wir ein Shooting in Südafrika umgesetzt – mit dem Ziel, nicht nur starke Bilder zu schaffen, sondern auch einen lokalen Beitrag zu leisten.
Statt die eingesetzten Produkte zurückzuschicken, wurden sie direkt vor Ort an gemeinnützige Organisationen gespendet. Die Verteilung haben wir übernommen – unkompliziert, effizient, mit Wirkung. Daraus entstand nicht nur ein Dokumentationsfilm, sondern auch die Kampagne „Do You Care?“, die wir beim Cannes Lions Festival (Glass: Lion for Change) eingereicht haben.
Das Projekt war der Startpunkt für weitere Shootings mit sozialem Mehrwert. Und es zeigt, wie aus Mode echte Wirkung entsteht – für Marken, Communities und Umwelt zugleich. Solche Momente erinnern uns daran, warum wir tun, was wir tun – sie inspirieren uns täglich, kreatives Schaffen mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden.

Wie positioniert ihr euch im Vergleich zu klassischen Model-Netzwerken oder Social-Plattformen?

Unser Modell unterscheidet sich grundlegend von klassischen Netzwerken oder Social-Plattformen: ShootShare ist keine offene Mitgliedschaft und kein Self-Service-Tool – sondern eine kuratierte Produktionsplattform mit persönlicher Betreuung.
Wir arbeiten ausschließlich mit etablierten Model-Agenturen zusammen, die faire und professionelle Standards garantieren. Unsere Models sind keine anonymen Profile, sondern Teil eines kuratierten Teams. Es gibt keine offene Mitgliedschaft, keine Eigenbewerbung – wir stellen unsere Crews gezielt zusammen.
Auch im Plattformdesign liegt der Unterschied: ShootShare ist kein Ort zum Scrollen oder Swipen – sondern ein professionelles Tool für Marken, die verantwortungsvoll produzieren wollen.

Was wünscht ihr euch von der Kreativ-Community für die Zukunft von ShootShare?

Wir wünschen uns, dass unsere Creative Community auch in Zukunft das Herzstück von ShootShare bleibt – und unsere Werte wie Fairness, Diversität und kreative Exzellenz weiter in die Welt trägt.
Zum vierjährigen Jubiläum haben wir nachhaltige Crew-Shirts für unsere Teams in Südafrika produziert – als sichtbares Zeichen unserer gemeinsamen Haltung. Dass diese Shirts mit Stolz am Set und auf Reisen getragen werden, zeigt, wie stark unser Miteinander ist. Wir sind sehr stolz auf unsere Community.

Während KI zunehmend standardisiert, stehen wir für individuelle, menschlich geprägte Produktionen. Technologie darf unterstützen, aber nicht ersetzen. Kreativität lebt vom Menschen – nicht vom Algorithmus.
ShootShare soll ein sicherer Ort für kreative Köpfe bleiben, die mit Haltung und Können arbeiten wollen. Unser Ziel: hochwertige Produktionen, die nicht nur sichtbar, sondern spürbar anders sind. Und eine Community, die zeigt, dass nachhaltige Veränderung mit echter Zusammenarbeit beginnt.
Wir freuen uns, wenn ShootShare weiter in der Kreativszene Kreise zieht – und auf Austausch mit Marken, die mehr wollen als nur Content.

Bild: Behind the Scenes ©ShootShare.co

Wir bedanken uns bei Julia Reis für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Absatzmodelle für Startups: Wie unterscheiden sich B2B, B2C und D2C voneinander?

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B2B, B2C und D2C bild von Blake Wisz auf unsplash

Die Abkürzungen B2B, B2C und D2C beschreiben aber die wohl grundlegendsten Unterschiede im Vertrieb.

B2B bedeutet: Unternehmen verkaufen an Unternehmen. B2C, Business-to-Consumer, ist das, was die meisten aus dem Alltag kennen: Produkte gehen direkt an Verbraucher. Und dann ist da noch D2C. Direct-to-Consumer. Hier umgeht der Hersteller sämtliche Zwischenhändler, betreibt seinen eigenen Webshop und baut die Beziehung zum Kunden selbst auf.

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie unterschiedlich diese Modelle funktionieren. B2B hat es mit professionellen Einkäufern zu tun, die selten spontan entscheiden. Große Stückzahlen, langfristige Verträge und viel Abstimmung gehören zum Alltag. B2C dagegen lebt von schnellen Reaktionen. Hier entscheidet oft der Bauch, nicht das Gremium. Produkte müssen sichtbar sein, emotional überzeugen und im besten Fall sofort verfügbar sein. D2C bringt beides zusammen und doch ganz anders. Es kombiniert den direkten Draht zum Kunden mit der Herausforderung, alles selbst zu stemmen: Logistik, Kommunikation, Retouren, Werbung.

Chancen nutzen, Risiken verstehen

Jedes Modell hat seine Spielregeln und seine eigenen Möglichkeiten. B2B bietet Verlässlichkeit, planbare Einnahmen und oft hohe Auftragsvolumen. Allerdings ist der Weg zum Abschluss lang und manchmal zäh. 

B2C sorgt für schnelle Umsätze, braucht dafür aber laute Markenkommunikation und eine starke Positionierung im Wettbewerb. D2C klingt verlockend. Volle Kontrolle, direkter Zugang zum Kunden, bessere Margen. Bringt aber auch eine Menge Verantwortung mit sich. Wer hier kein Verständnis für digitale Prozesse hat, wird schnell überfordert sein.

Der stationäre Handel ist unterschätzt, aber nicht abgeschrieben

Trotz digitalem Höhenflug bleibt der Laden um die Ecke ein nicht zu unterschätzender Faktor. Gerade für Marken, die D2C großziehen wollen, ist die Platzierung im stationären Handel ein Qualitätssiegel. Denn wer im Regal eines bekannten Händlers steht, bekommt Sichtbarkeit und Vertrauen quasi frei Haus dazu. Die physische Präsenz schafft Glaubwürdigkeit. Ein entscheidender Vorteil in einem Markt, in dem Vertrauen die halbe Miete ist.

Daten sammeln mit Köpfchen und Kamera

Tools wie EasyPicky zeigen, wie smart moderner Vertrieb funktioniert. Statt sich mit Klemmbrett durch Filialen zu kämpfen, wird einfach die Kamera am Smartphone eingeschaltet. Die Software erfasst Produkte, analysiert Regale und überträgt die Daten direkt ins CRM-System. 

So entsteht ein präziser Überblick, der nicht nur Verkaufszahlen, sondern auch Gespräche mit dem Handel auf ein neues Niveau hebt. Wer weiß, wo das eigene Produkt steht, oder eben nicht steht, kann gezielter reagieren.

Der richtige Weg hängt vom Ziel ab

Die Wahl des Modells ist keine reine Stilfrage. Sie entscheidet darüber, wie ein Business wächst, mit wem es kommuniziert und wie nah es an seinen Kunden bleibt. Startups sollten genau hinschauen: Wer soll erreicht werden? Welche Ressourcen stehen zur Verfügung? Und wie viel Kontrolle ist überhaupt gewünscht? 

Manchmal ist eine klare Strategie der Schlüssel, manchmal die Kombination aus mehreren Wegen. Hauptsache, das Modell passt nicht nur auf dem Papier, sondern auch zum eigenen Anspruch.

Bild Blake Wisz auf unsplash

Autor: Raoul Weller

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Einsamkeit ist ein Thema, das uns als Gesellschaft angeht

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Ronja von Wurmb-Seibel Buch herCAREER mehrfach ausgezeichnete Journalistin, Autorin und Filmemacherin, ehem. Reporterin in Kabul © Niklas von Wurmb-Seibel

Zusammensein ist gut für die Gesundheit. Und gut für die Demokratie. Aber wie finden wir in Zeiten des Individualismus wieder zueinander? Ronja von Wurmb-Seibel hat sich in ihrem neuen Buch „Zusammen“ gefragt, warum wir für ein gutes Leben Verbündete brauchen und wie wir sie finden. Im Gespräch mit Kristina Appel, Redakteurin bei herCAREER, spricht sie über Forschungsergebnisse und eigene Erfahrungen mit Einsamkeit und Gemeinschaft.

„Je häufiger wir uns mit allen Sinnen begegnen, desto verbundener fühlen wir uns”

herCAREER: Ronja, was gab den Anstoß für ein Buch über Verbundenheit?

Ronja von Wurmb-Seibel: Das Thema begleitet mich seit der Pandemie, als wir alle miterleben mussten, wie es sich anfühlt, wenn wir bestimmte Menschen nicht mehr sehen können. Ich habe mich an einen meiner Freunde in Afghanistan erinnert, wo ich 2013 und 2014 gelebt habe. Er hat einmal zu mir gesagt: „Dieses Gefühl der Entspannung, das ihr Europäer habt, wenn ihr mal für euch seid, das haben wir, wenn wir in Gesellschaft sind.“ Das hat mir zu denken gegeben. Hinzu kamen Studien, die belegen, dass Einsamkeit ein Risikofaktor für Radikalisierung nach rechts ist. Mir wurde klar: Das ist ein Thema, das uns als Gesellschaft angeht.

herCAREER: Was macht uns als Teile der Gesellschaft einsam?

Ronja von Wurmb-Seibel: Interessant ist, dass die Lebenssituation keine Rolle spielt: Menschen, die allein wohnen, können sich genauso einsam oder nicht einsam fühlen wie Menschen, die zum Beispiel in einer unglücklichen Partnerschaft leben oder ein stressiges Familienleben haben.

herCAREER: Was ist es dann?

Ronja von Wurmb-Seibel: Wir erleben immer weniger tägliche soziale Kontakte, wir werden zum Individualismus erzogen und wir erleben eine Auflösung herkömmlicher gesellschaftlicher Strukturen und Institutionen, etwa der Kirche oder anderer Glaubensgemeinschaften. Das ist per se nichts Schlechtes, denn diese Einrichtungen haben Menschen häufig in ihrer Individualität eingeschränkt. Aber viele haben noch keinen Ersatz für diese Institutionen gefunden.

herCAREER: Wer ist besonders gefährdet, einsam zu werden?

Ronja von Wurmb-Seibel: Wie bei allen sozial Benachteiligten sind es die Angehörigen marginalisierter Gruppen, die besonders betroffen sind, also Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund, Kranke oder Menschen mit Behinderung. Auch Armut macht einsam. Darüber hinaus gibt es Phasen im Leben, in denen wir besonders gefährdet sind, beispielsweise nach dem Schulabschluss, wenn wir Eltern werden oder im Alter, wenn Freund:innen sterben oder krank werden. In diesen Zeiten fallen Bindungen weg und können nicht immer schnell ersetzt werden.

herCAREER: Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass es einen Zusammenhang zwischen Wahlergebnissen für die A*D und mangelnder ÖPNV-Anbindung gibt. Es ist nicht die einzige Untersuchung, die belegt, dass Isolation empfänglich für rechtes Gedankengut macht.

Ronja von Wurmb-Seibel: Allein zu sein ist ein untypischer Zustand für uns Menschen, egal, ob wir intro- oder extrovertiert sind. Wir sind grundsätzlich soziale Wesen. Unsere Körper sind auf Verbundenheit gepolt. Wenn wir allein und einsam sind, dann schaltet unser Körper in einen Alarmmodus. Es ist eine Art Überlebensmodus, in dem es fast unmöglich ist, anderen Menschen zu vertrauen. Durch das mangelnde Vertrauen wirken wir unsympathischer, was es wiederum schwerer macht, andere Menschen kennenzulernen.

herCAREER: Ein Teufelskreis …

Ronja von Wurmb-Seibel: Genau davon profitieren rechte und rechtsradikale Strömungen, denn sie instrumentalisieren Angst und Misstrauen für ihre Zwecke.

herCAREER: Ein gemeinsames Feindbild kann eine sehr machtvolle Verbindung schaffen. Warum ist das trotzdem nicht konstruktiv?

Ronja von Wurmb-Seibel: Das machen Rechtsradikale sehr geschickt. Ein gemeinsamer Feind ist der einfachste Weg, Aufmerksamkeit zu erregen und neue Mitglieder zu gewinnen. Aber wenn du Teil einer Gruppe bist, die andere systematisch ausgrenzt, kannst du dich nie hundert Prozent sicher fühlen. Du weißt, dass du, wenn du widersprichst, eine andere Haltung entwickelst oder nicht mitziehst, sofort fallengelassen, vielleicht sogar angegriffen wirst. Solche Verbindungen erlauben keine Verletzlichkeit.

herCAREER: Was wäre konstruktiver?

Ronja von Wurmb-Seibel: Politisch oder gesellschaftlich betrachtet haben wir beim „Gegen-etwas-Sein“ keine Visionen. Ich kann beispielsweise gegen Atomwaffen sein. Aber was verändert das? Konstruktiver wäre es zu sagen: „Ich bin für Abrüstung.” Denn dann muss man sich konsequenterweise fragen, wie Abrüstung gelingen kann.

herCAREER: Wie beeinflussen Internet und Social Media unsere Einsamkeit? Sind Menschen einsamer, wenn sie mit ihrem Handy das gefilterte und scheinbar perfekte Leben anderer Menschen verfolgen?

Ronja von Wurmb-Seibel: Ich war überrascht, wie einig sich Forschende sind: Begegnungen und Kontakte im digitalen Raum bewirken nicht annähernd das Level an Verbundenheit, das wir bei analogen Treffen erleben. Weil wir nur maximal zwei unserer fünf Sinne benutzen. Wir können uns hören und sehen. Aber wir können uns nicht die Hand geben, einander nicht riechen und nicht gemeinsam Kaffee trinken. Wenn alle fünf Sinne angesprochen sind, stößt unser Körper mehr Glücksgefühle aus und Hormone, die unser Stresslevel senken und uns gesünder werden lassen. Die Unterschiede sind messbar! Je häufiger wir uns also mit allen Sinnen begegnen, desto verbundener fühlen wir uns.

herCAREER: So macht es Sinn, dass die wenigsten Leute auf sozialen Netzwerken noch Verbindung suchen, sondern vor allem Reichweite für das eigene Profil. Verlernen wir in dieser Hyperindividualisierung, uns über Gemeinschaft zu identifizieren?

Ronja von Wurmb-Seibel: Ja, es ist ein Paradox. Soziale Medien machen einsam, wenn man sie nutzt, um sich selbst zu präsentieren und zu vergleichen. Verbundenheit entsteht hingegen, wenn ich die sozialen Medien nutze, um etwas zu organisieren, Hilfe zu leisten und mich wirklich als Teil einer Community zu begreifen.

herCAREER: In deinem Buch schilderst du viele Momente, in denen Menschen analog und digital zusammengekommen sind, um sich gegenseitig zu unterstützen. Sei es beim Hoffest auf Distanz während der Pandemie, bei der Wohnungssuche von Freunden oder als ihr hunderte Menschen bei der Flucht aus Afghanistan unterstützt habt … Ist es nicht schade, dass wir vor allem in Extremsituationen füreinander da sind?

Ronja von Wurmb-Seibel: Ganz im Gegenteil, mich ermutigt das. Ich sehe es wie einen Kompass. Wie wir uns in Krisensituationen verhalten, zeigt ja, wie wir als Menschen im Kern sind: Wir wollen einander helfen, wir wollen zusammenhalten. Eine wichtige Frage ist dann aber: Wie können wir diesen Wesenskern im kapitalistischen Alltag wieder mehr beleben? Welche Räume und Gelegenheiten brauchen wir?

herCAREER: Je älter wir werden, desto schwieriger wird es für die meisten von uns, Freundschaften zu knüpfen. Hast du Tipps, wie dennoch gute Verbindungen gelingen können?

Ronja von Wurmb-Seibel: Mit vielen kleinen Schritten. Es muss nicht immer gleich die große Freundschaft sein. Wir fühlen uns schon verbundener, wenn wir eine andere Person anlächeln, oder sie uns. Oder wenn wir ein, zwei Sätze miteinander wechseln, zum Beispiel an der Supermarktkasse. In all diesen Fällen schüttet unser Körper stressreduzierende Hormone aus. Das heißt, mit einem Lächeln oder ein paar Worten Smalltalk können wir messbar unsere Gesundheit und sogar unsere Lebensdauer verbessern – ich finde das unglaublich. An Tagen, an denen ich eigentlich niemanden sehen will, hilft mir dieses Wissen, mich doch noch mal aufzuraffen.

herCAREER: Was ist der nächste Schritt nach einem Lächeln?

Ronja von Wurmb-Seibel: Der kann sich ganz von selbst entwickeln. Eine Leserin hat mir erzählt, wie sie in einem Wartezimmer mit einem Lächeln eine angeregte Unterhaltung zwischen allen Anwesenden angestiftet hat. Freundschaften sind dabei natürlich nicht entstanden, aber der Moment hat für alle den Tag verbessert. Und das wiederum verändert, wie wir durch die Welt gehen, und was in unserem Leben entsteht.

herCAREER: Introvertierte kann das überfordern. Und für weiblich gelesene oder queere Personen kann das in manchen Räumen sogar gefährlich sein …

Ronja von Wurmb-Seibel: Ja, das ist ein sehr konkretes Beispiel dafür, wie marginalisierte Personen stärker Gefahr laufen, isoliert zu werden. Wenn etwas so Einfaches wie ein Lächeln zu unangenehmen, sogar gefährlichen Situationen führen kann, ist es umso wichtiger, dass wir uns zusammentun, um Räume zu verändern und zu öffnen, sodass wir uns dort wohl und sicher fühlen können.

herCAREER: Neben Erwerbs- und Care-Arbeit bleibt oft nicht viel Zeit für Freundschaften. Viele Beziehungen schleichen sich so aus. Gibt es einen einfachen Weg, sie am Leben zu erhalten?

Ronja von Wurmb-Seibel: Ich habe eine Freundin, die jetzt 103 Jahre alt ist und mehr Freundschaften pflegt als alle anderen Menschen, die ich kenne. Als ich sie einmal fragte, wie sie das macht, sagte sie: Man muss sich bemerkbar machen. Also: nicht warten, bis sich jemand meldet, sondern selber den ersten Schritt gehen. Und sich wirklich zeigen, so wie wir sind!

herCAREER: Zusammengefasst: Einsamkeit bekämpfen kostet auch Mut?

Ronja von Wurmb-Seibel: Genau. Es braucht Mut. Die gute Nachricht ist: Mut ist wie ein Muskel. Je öfter wir mutig lächeln oder Fragen stellen, ohne negative Erfahrungen zu machen, desto leichter wird es, beim nächsten Mal wieder mutig zu sein.

herCAREER: Du schreibst im Buch, dass gemeinsames Tun noch mehr verbinden kann als Reden. Wie geht das?

Ronja von Wurmb-Seibel: Es ist völlig egal, ob es sich um Stricken, Singen, Bergsteigen oder Schwimmen handelt. Wenn wir Dinge tun, die wir gerne tun, geht es uns erstmal gut. In so einem Zustand fallen uns auch Begegnungen leichter. Aus Erfahrung kann ich sagen: Das funktioniert wirklich! Unser Körper schüttet übrigens doppelt so viele Glückshormone aus, wenn wir Dinge synchron tun. Zusammen joggen oder spazieren macht also nicht nur Spaß, sondern ist auch doppelt so gesund, als wenn wir alleine unterwegs sind.

herCAREER: Hat das Schreiben dieses Buches etwas in dir verändert? Fällt es dir heute leichter, Verbindungen einzugehen?

Ronja von Wurmb-Seibel: Ich habe das Buch in einer der besagten Risikozeiten geschrieben: in den Monaten um die Geburt meines Kindes. In der Zeit vor der Geburt habe ich mich intensiv gefragt: Was braucht es für ein gutes Leben? Und: Was will ich unserem Kind vorleben? Gutes Zusammensein gehört dazu. So ist das Buch auch für mich persönlich ein starker Kompass geworden. Und jetzt sehe ich jeden Tag bei unserem Kind, wie schnell wir andere Menschen kennenlernen, wenn wir sie einfach anstrahlen.

Bild: Ronja von Wurmb-Seibel mehrfach ausgezeichnete Journalistin, Autorin und Filmemacherin, ehem. Reporterin in Kabul © Niklas von Wurmb-Seibel

Auf der diesjährigen herCAREER Expo wird Ronja von Wurmb-Seibel am 9. Oktober beim Authors-MeetUp ihr Buch „Zusammen“ vorstellen und darüber sprechen, warum wir für ein gutes Leben Verbündete brauchen und wie wir sie finden.

Das Interview führte herCAREER-Redakteurin Kristina Appel.

Quelle messe.rocks GmbH

Französisches Energie-Startup DejaBlue sichert sich 6,8 Millionen Euro in Seed-Runde

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ev dejablue energy platform Die Gründer von DejaBlue in einem Garten mit Pflanzen im Hintergrund

Je mehr E-Autos auf unseren Straßen unterwegs sind, desto wichtiger wird es, die Energieflüsse intelligent zu steuern. Genau hier setzt DejaBlue an: Das französische Startup hat eine Plattform entwickelt, die Ladelösungen für Elektrofahrzeuge, Solaranlagen und Energieverträge intelligent miteinander verknüpft. Das Ergebnis? Weniger Kosten und deutlich weniger Aufwand – besonders für Gewerbeimmobilien und Flottenbetreiber.

Jetzt hat sich DejaBlue in einer Seed-Finanzierungsrunde 8 Millionen Dollar gesichert. Angeführt wurde die Runde von redalpine, unterstützt von Zeno Ventures und Bpifrance. Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen seine Expansion in Frankreich und ausgewählten europäischen Märkten vorantreiben, die Entwicklung KI-gestützter Automatisierungstools für das Energiemanagement intensivieren und neue Energieverträge einführen, die speziell auf flexible Lasten zugeschnitten sind. Auch das Team wird kräftig aufgestockt: Von 15 auf 30 Mitarbeiter – der Fokus liegt dabei klar auf technischen Schlüsselpositionen, die für den Aufbau der vertikal integrierten Energieplattform entscheidend sind.

DejaBlue hat sich im Energiemarkt etabliert, indem es Eigentümern von Gewerbeimmobilien, Flottenbetreibern und Energiemanagern eine einheitliche Lösung zur Orchestrierung ihrer Energieanlagen bietet. Die beiden Gründer, Parker Spielman und Baptiste Richard, bringen hierfür eine beeindruckende Expertise mit: Ihre Erfahrungen bei Google Fi, Uber und Lyft haben ihnen gezeigt, wie man verteilte Systeme in großem Maßstab zuverlässig verwaltet und optimiert. Genau dieses Know-how nutzen sie nun, um E-Ladestationen, Solarmodule und Energieverträge auf einer einzigen Plattform zu bündeln. Das hilft Kunden, ihre Energiekosten zu senken, die Zuverlässigkeit zu erhöhen und fundiertere Investitionsentscheidungen für ihre Standorte zu treffen.

Flexibilität wird belohnt: Chancen in volatilen Energiemärkten

Mira Kamp, Principal bei redalpine, zeigt sich begeistert:
„Wir waren wirklich beeindruckt, wie effizient das kleine Team um Parker und Baptiste in Rekordzeit eine erstklassige Lösung für das Laden von Elektrofahrzeugen entwickelt hat. Mit ihrem Schritt in die vertikale Integration – als Betreiber von Ladepunkten und Energieversorger – ist DejaBlue einzigartig positioniert, um den Energiemarkt durch Lastoptimierung, Nachfragesteuerung und ein nahtloses End-to-End-Kundenerlebnis neu zu gestalten, das derzeit kein anderer Anbieter bietet.“

Gerade in Zeiten steigender Energiepreise und zunehmend instabiler Netze bieten flexible Anlagen wie E-Ladesäulen und Batteriespeicher enorme Chancen. DejaBlue leistet hier Pionierarbeit, indem es neue Arten von Energieverträgen entwickelt, die Flexibilität belohnen – besonders während des wachsenden Überschusses an erneuerbarem Strom am Mittag. Unternehmen können ihre Ladevorgänge und andere Lasten so steuern, dass sie dann erfolgen, wenn erneuerbarer Strom reichlich und kostengünstig verfügbar ist. Das reduziert nicht nur die Energiekosten, sondern entlastet auch das Netz und sorgt für eine konstantere Nachfrage bei den Erzeugern von erneuerbaren Energien. Eine Win-Win-Situation für alle: sauberere Energie, niedrigere Kosten und eine stabilere Nachfrage für grüne Energie.

Parker Spielman, Co-Founder und CEO von DejaBlue, bringt es auf den Punkt:
„Die erste Welle der Elektrifizierung drehte sich um Installationen und Förderprogramme. Jetzt, wo die Einführung von Elektrofahrzeugen zur Norm wird, ist die Energie selbst der Engpass – sowohl in Bezug auf Kosten als auch Komplexität. Wir machen Energieflexibilität zu einem strategischen Hebel für Unternehmen, indem wir Solaranlagen, Ladeinfrastruktur und Tarife koordinieren, um ihre gesamten Energiekosten zu senken.“

Foto/Quelle: DejaBlue

Was passiert, wenn Drohnen plötzlich feste Routen fliegen dürfen?

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Morpheus Logistik Drohne Sicherheit Deutschland Gründerteambild Von links nach rechts: Norman Koerschulte, Burkhard Koerschulte

Morpheus Logistik entwickelt ein automatisiertes Drohnensystem für den sicheren und regelmäßigen Transport über feste Routen hinweg

Herr Koerschulte, wie ist Morpheus Logistik entstanden und was hat Sie persönlich zur Gründung bewegt?

Wir sind ja schon seit 2019 dran und haben 2022 das erste große Forschungsprojekt Drone4Parcel5G gestartet und sind dann nochmal richtig nach vorne gekommen. Die Idee entstand ja durch die Kombination aus meiner Luftfahrtvergangenheit und der ersten 3D-Druck Bestellung von Third Element Aviation. Damals haben wir dann zügig mit der HHLA Sky gesprochen und eigene Forschungsprogramme aufgesetzt. 2021 waren wir die ersten, die in NRW die Fluggenehmigung der Landesluftfahrtbehörde NRW bekommen haben und sind aufgrund dessen in das Forschungskonsortium mit NOWEDA, INFINEON und der Fachhochschule SWF eingetreten. Das Konsortium macht ja immer noch sehr viel im Bereich F&E mit Koerschulte als Konsortialführer.

Was war der Moment, in dem Ihnen klar wurde: Der deutsche Drohnenmarkt ist bereit für echte Innovation?

Als wir 2024 als erstes Unternehmen in Deutschland eine vollautomatisierte Drohnenlogistikstrecke mit Genehmigung des Luftfahrt-Bundesamts in Betrieb genommen haben, wurde klar: Der Markt ist bereit – nicht für Showcases, sondern für echte, skalierbare Lösungen. Der Schlüssel liegt dabei nicht in der Drohne selbst, sondern im Gesamtsystem: Zulassung, Prozesse, Software, Sicherheit. Genau hier konnten wir Standards setzen.

Wie sieht die Vision von Morpheus Logistik aus – und wie tragen automatisierte Drohnenflüge konkret zur Verwirklichung bei?

Unsere Vision ist es, Europas führender Operator für automatisierte Drohnenlogistik zu werden – mit einem verlässlichen, skalierbaren System, das reale logistische Herausforderungen löst. Wir verstehen Drohnen nicht als technische Spielerei, sondern als strategische Infrastrukturkomponente für moderne Lieferketten. Automatisierte Flüge ermöglichen es uns, unabhängig von bestehenden Verkehrsnetzen hochfrequente und zeitkritische Transporte sicher und effizient durchzuführen – lückenlos integriert in genehmigte Prozesse. Damit schaffen wir die Grundlage für eine neue logistische Normalität, die europaweit funktioniert: standardisiert, regulatorisch abgesichert und flexibel auf verschiedene Anforderungen übertragbar.

Mit der SAIL III-Genehmigung setzt Morpheus neue Standards. Was bedeutet diese Zulassung im täglichen Betrieb?

SAIL III ist eine Genehmigungsklasse innerhalb der europäischen SORA-Systematik und Voraussetzung für automatisierte Drohnenflüge außerhalb der Sichtweite (BVLOS) über besiedeltem Gebiet. Dabei wird nicht das einzelne Fluggerät zertifiziert, sondern der gesamte geplante Flugbetrieb und die dahinterstehende Organisation gesamtheitlich geprüft und zur Umsetzung freigegeben.

Für unseren Betrieb bedeutet das konkret, dass wir automatisierte Drohnenflüge in komplexem Umfeld durchführen dürfen – regelmäßig, zuverlässig und wiederkehrend. Alle Strecken sind dauerhaft genehmigt und werden aus unserem Leitstand in Echtzeit überwacht. Es gelten standardisierte Verfahren für Sicherheit, Notfälle, Redundanzen, Wettereinflüsse und Luftraumbeobachtung. Jeder Einsatz folgt einem klar definierten Betriebskonzept mit dokumentierten Prozessen, festen Start- und Zielpunkten und integrierter Planung. Kurz gesagt: Mit der SAIL III-Genehmigung betreiben wir keine Testflüge, sondern reguläre Lufttransporte – nach höchsten europäischen Sicherheitsstandards und mit einem System, das auf Skalierbarkeit und Reproduzierbarkeit ausgelegt ist.

Welche Rolle spielt Deutschland als Innovationsstandort für Drohnenlogistik im internationalen Vergleich?

Deutschland gehört – unter dem Regelwerk der EASA und mit dem Luftfahrt-Bundesamt (LBA) als zuständiger Behörde – zu den anspruchsvollsten, aber auch wegweisendsten Märkten für Drohnenlogistik weltweit. Wer hier operativ zugelassen wird, erfüllt einige der höchsten regulatorischen Anforderungen überhaupt. Das bedeutet: Was in Deutschland genehmigt ist, gilt europaweit als Maßstab für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Professionalität. Für uns ist das kein Hindernis, sondern ein strategischer Vorteil. Denn: Wer hier erfolgreich fliegt, kann diese Qualität systematisch auf andere europäische Länder übertragen – mit einem skalierbaren Modell und maximaler Glaubwürdigkeit gegenüber Partnern, Behörden und Kunden. Kurz gesagt: Deutschland ist nicht der einfachste Markt – aber genau deshalb der richtige Ausgangspunkt für nachhaltige, europäische Technologieführerschaft.

Wie reagieren Ihre Zielbranchen – etwa Industrie oder Gesundheitswesen – auf die Einsatzmöglichkeiten Ihrer Drohnen?

Die Resonanz ist enorm. In der Industrie sind es vor allem Engpasssituationen, etwa bei der Instandhaltung oder Fertigung, wo Geschwindigkeit zählt. In der Medizin geht es um Leben – und jede gewonnene Minute kann entscheidend sein. Unsere Partner, wie z. B. Eurofins GeLaMed, sehen die Drohne nicht mehr als Gimmick, sondern als integralen Bestandteil der Versorgungskette.

Was sind typische Anforderungen Ihrer Kunden und wie schafft es Morpheus Logistik, diese präzise zu erfüllen?

Unsere Kunden kommen mit sehr konkreten Anforderungen zu uns. Meist geht es darum, regelmäßig bestimmte Strecken zuverlässig und zeiteffizient zu bedienen – etwa zwischen zwei Standorten, bei gleichbleibenden Transportvolumina und festen Zeitfenstern. Es geht nicht um maximale Flexibilität, sondern um planbare, hochfrequente Abläufe. Gleichzeitig erwarten sie, dass sich unsere Lösung nahtlos in bestehende Prozesse integriert: keine Zusatzsysteme, keine manuellen Zwischenschritte, keine Umstellung ganzer Abläufe. Das bedeutet für uns: feste Übergabepunkte, klar definierte Slots im Tagesbetrieb, integrierte Rückmeldestrukturen und dokumentierte Verlässlichkeit.

Welche technischen oder regulatorischen Hürden mussten Sie auf dem Weg zur Zulassung und Marktreife überwinden?

Der Weg zur operativen Zulassung im europäischen Luftraum war hochkomplex – insbesondere im Rahmen der SORA-Systematik. Wir mussten für jede Flugroute detaillierte Risikobewertungen und Betriebskonzepte erstellen, inklusive Nachweisen zu Bodenrisiken, Luftraumbeobachtung, Redundanzmechanismen und Notfallverfahren. Technisch bedeutete das: Aufbau einer stabilen Kommunikationsinfrastruktur zwischen Drohne und Leitstand, Implementierung von Geo-Fencing, redundanter Flugsteuerung, präziser Positionsüberwachung und einem Echtzeit-Monitoring. Jeder dieser Bausteine musste regulatorisch nachvollziehbar dokumentiert und mit validierten Verfahren hinterlegt werden. Zusätzlich war es erforderlich, organisatorische Strukturen aufzubauen – vom qualifizierten Betriebspersonal bis hin zu Dokumentations- und Schulungsprozessen, wie sie für den regulären Luftfahrtbetrieb vorgeschrieben sind.

Was macht Ihre Lösung nicht nur innovativ, sondern auch skalierbar für ganz Europa?

Unser Ansatz ist nicht auf eine einzelne Drohne oder Strecke beschränkt. Wir denken in Systemen – vergleichbar mit einer Airline. Unser modularer Flottenansatz, die zentrale Leitstand-Architektur und unsere regulatorische Struktur sind so aufgebaut, dass wir in jeder europäischen Region mit gleichen Standards ausrollen können.

Wie entwickelt sich Ihre Flotte weiter – planen Sie neue Einsatzgebiete oder Kooperationen?

Absolut. Unsere eVTOL-Drohnen mit bis zu 250 km Reichweite ermöglichen völlig neue Verbindungen, z. B. zwischen Laborstandorten, Produktionszentren oder auch BOS-Einheiten in abgelegenen Regionen. Neben weiteren Strecken mit Eurofins führen wir aktuell Gespräche mit Akteuren aus der Industrie und dem Gesundheitswesen – auch international.

In einer Branche mit so viel Zukunft – was ist Ihre größte unternehmerische Herausforderung im Hier und Jetzt?

Die Balance zwischen operativer Exzellenz und strategischem Wachstum. Im täglichen Betrieb dürfen wir keine Kompromisse bei der Sicherheit eingehen – und gleichzeitig müssen wir neue Märkte erschließen, Technologie skalieren und Talente gewinnen. Hinzu kommt: Jeder Tag bringt neue Fragen, neue Städte, neue Situationen. Wir betreten Neuland – gemeinsam mit unseren Partnern und mit den Behörden. Aber genau darin liegt auch unsere Stärke: Wir gehen diesen Weg als Erste. Als Pioniere. Und wir spüren jeden Tag, dass der Wille da ist, die Themen mit uns umzusetzen. Alle haben Lust, gemeinsam Lösungen zu finden – und das macht uns Mut. Wir wissen nicht immer, was kommt. Aber wir wissen, dass wir es schaffen können.

Was raten Sie Gründerinnen und Gründern, die ein technologiegetriebenes Startup in einem stark regulierten Umfeld aufbauen wollen?

Innovation entsteht nicht im luftleeren Raum. Sie entsteht dort, wo man Regeln versteht – und den Mut hat, sie weiterzudenken.
Wenn ihr etwas bewegen wollt: Baut ein belastbares Team auf. Dokumentiert sauber. Bleibt fokussiert auf den echten Mehrwert.
Denn am Ende zählt nicht, wie laut ihr seid – sondern wie präzise ihr es möglich macht. Ich glaube: Wer heute gestalten will, braucht keine perfekten Bedingungen – sondern Haltung, Verantwortung und den Willen, es trotzdem zu.

Bild: Von links nach rechts: Norman Koerschulte, Burkhard Koerschulte © Morpheus Logistik GmbH

Wir bedanken uns bei Norman Koerschulte und Burkhard Koerschulte für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Hast du schon einmal so Entspannung gespürt?

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Seroton macht Entspannung spürbar – mit Körper und Technologie Seroton_Founder Team

Seroton entwickelt ein multisensorisches Entspannungssystem, das Audioinhalte mit haptischem Feedback kombiniert und so tiefgehende Erholung im Alltag ermöglicht

Was ist die Gründungsgeschichte von Seroton und wer sind die Köpfe hinter dem Unternehmen?

Zwei entscheidende Dinge trafen zusammen. Unser Gründerteam – Markus Schwarz, Nastasia Gläser, Nico Vogler und Christoph Emmert – hatte Zugang zu einer ausgereiften Automobil-Technologie für hochwertige Sitzkomfortsysteme. Gleichzeitig erkannten sie einen Mangel an wirksamen Lösungen gegen Stress. Chronischer Stress ist eines der größten Gesundheitsrisiken unserer Zeit, doch viele Menschen scheitern bei klassischen Methoden wie Meditation an Disziplin, Zeitmangel oder einer steilen Lernkurve. Unsere Antwort war eine alltagstaugliche, technologiegestützte Lösung, die schnell und intuitiv Entspannung erlebbar macht.

Wie ist die Idee entstanden, Entspannung durch eine Kombination aus App, Audio und haptischem Feedback erlebbar zu machen?

Seroton entstand aus der Überzeugung: Unser Alltag braucht eine neue Art der Erholung. Das Ziel war klar: Tiefenentspannung ohne Vorkenntnisse oder großen Zeitaufwand ermöglichen. Die Idee dabei war, eine physisch spürbare Brücke zwischen Körper und Geist zu bauen. Was wäre, wenn wir die immersive Kraft von Klang mit der beruhigenden Wirkung von Berührung verbinden könnten? Deshalb wählten wir die Verbindung zwischen Software und Hardware. Unser multisensorischer Ansatz kombiniert wissenschaftlich fundierte Inhalte mit Hightech-Haptik in ästhetischem Design. So wird Erholung mühelos.

Welche Vision verfolgt Seroton im Bereich mentale Gesundheit und wie soll sie konkret umgesetzt werden?

In einer Welt, die laut, schnell und ständig auf Empfang ist, sehnen wir uns nach Ausgleich und innerer Balance. Nach einem Moment der Ruhe und einem Ort, an dem wir wieder spüren, wer wir sind. Bewusst erlebte Pausen sind unsere kleinen Retter. Wir sehen eine Zukunft, in der mentale Auszeiten genauso selbstverständlich sind wie die Erholung nach dem Workout. Seroton soll als Lösung für Regeneration und Stressabbau in jeder Lebenswelt zugänglich werden, sei es in Unternehmen, im Gesundheitswesen, in Hotels, Fitnessstudios oder in den eigenen vier Wänden. Wir möchten Seroton als festen Bestandteil deines täglichen Wohlbefindens etablieren und einen Raum schaffen, in dem du einfach bei dir selbst ankommen kannst: eine sanfte Rückkehr zu deinem Körper und deinem inneren Gleichgewicht.

Für welche Zielgruppen ist das Seroton-System besonders geeignet und wie wird auf deren spezifische Bedürfnisse eingegangen?

Seroton ist für alle, die sich nach Erholung sehnen, aber im Alltag kaum Zugang zu klassischen Entspannungsmethoden finden. Ob in hochintensiven Berufen, als chronisch Gestresste oder um das Körpergefühl zu stärken, unser System wirkt schnell, braucht keine Anleitung und lässt sich flexibel integrieren.

Inwiefern unterscheidet sich Seroton von klassischen Entspannungsangeboten wie Meditations-Apps oder Massagesesseln?

Seroton ist mehr als eine Meditations-App und kein gewöhnlicher Massagesessel. Wir vereinen das Beste aus beiden Welten: Haptik und Audioinhalte sind perfekt synchronisiert. Du spürst, was du hörst – und umgekehrt. Dein Körper wird zum Resonanzraum für Achtsamkeit. Stell dir vor: Meditation zum Anfassen oder eine Massage für die Seele. Eine Nutzerin nannte es treffend: „Das ist Meditation 2.0.“

Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen der Seroton App, den intelligenten Möbeln und der OneBox im Detail?

Ganz einfach: Du wählst in der Seroton App deine favorisierten Audioinhalte wie Atemübungen, Naturklänge oder Meditationen. Die OneBox übersetzt diese in präzise Massagemuster, welche du über unsere smarten Möbel, wie dem Lounger oder der Entspannungsmatte, auf deinem Körper spürst. Das Ergebnis: Ein ganzkörperliches audiohaptisches Erlebnis, bei dem sich Klang, Berührung und Achtsamkeit zu einem harmonischen Ganzen verbinden.

Was war bisher die größte Herausforderung bei der Produktentwicklung oder im Marktauftritt – und wie wurde sie gemeistert?

Technisch war es eine Mammutaufgabe, eine intuitive, minimalistische Nutzererfahrung mit so viel „unsichtbarer“ Technologie zu verbinden. Wir wollten kein Tech-Gadget, sondern alltagstaugliche, optisch ansprechende Möbel mit Tiefenwirkung entwickeln. Dafür haben wir unzählige Iterationen mit Designer:innen, Wissenschaftler:innen, Therapeut:innen hinter uns. Es ist auch immer wieder spannend, die „Seroton-Magie“ zu erklären, denn es ist ein wirklich neuartiges Erlebnis, das man oft selbst erleben muss, um es vollends zu verstehen.

Seroton wird bereits im betrieblichen Gesundheitsmanagement, in Reha-Kliniken und in Fitnessstudios eingesetzt. Welche Rückmeldungen gibt es aus der Praxis?

Wir hören immer wieder von unseren B2B-Kunden, dass ihre Mitarbeitenden, Patient:innen, Gäste oder Mitglieder Seroton nicht mehr missen möchten. Es ist inspirierend zu sehen, wie ein Kulturwandel angestoßen wird, bei dem gesunde Pausen, Regeneration und digital gestützte Behandlunskonzepte ganz normal werden. Besonders berührend sind persönliche Geschichten von Menschen mit körperlichen oder geistigen Beschwerden, die dank Seroton „zum ersten Mal seit langem wieder ganz bei sich“ sind. Solche Momente geben uns Gänsehaut.

Wie stellt ihr sicher, dass euer Entspannungserlebnis auch wissenschaftlich fundiert und wirksam ist?

Unsere Technologie wirkt emotional und mental. Das bestätigen zahlreiche Nutzertests. Nun gehen wir den nächsten Schritt und lassen dies wissenschaftlich analysieren. Wir arbeiten eng mit Universitäten wie der Uni Bayreuth und der Uni Konstanz zusammen und orientieren uns an Erkenntnissen zu multisensorischer Wahrnehmung, Biofeedback und mentaler Selbstregulation.

Wohin soll sich Seroton in den kommenden ein bis zwei Jahren entwickeln? Gibt es neue Produkte oder Partnerschaften?

Wir möchten unsere B2B-Präsenz weiter ausbauen und gleichzeitig den B2C-Markt erschließen. Neben dem Launch unserer portablen Produkte für Endnutzer:innen arbeiten wir an spannenden Kooperationen mit etablierten Möbel- und Wellbeing-Marken. Langfristig sehen wir Seroton überall dort, wo Menschen regenerieren wollen, vom Homeoffice bis zur Reha-Klinik.

Welche Rolle spielt Technologie für euch – ist Seroton eher ein Hardware- oder ein Software-Unternehmen?

Seroton bietet ein Erlebnis, das Hardware-enabled und Software-powered ist. Die Hardware (unsere smarten Möbel und die OneBox) ermöglicht erst zusammen mit der Software die körperliche Erfahrung. Die wahre Magie entsteht im Zusammenspiel, und genau das ist unser Vorteil. Unser Anspruch dabei: Technik, die nicht wie Technik wirkt, sondern dir einen Rückzugsort schafft, wo du wie auf Knopfdruck abschalten kannst.

Welche drei persönlichen Ratschläge würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Der Klassiker, auch wenn es schwerfällt: Verliebt euch ins Problem, nicht in eure Lösung. Hört genau hin, was Menschen wirklich brauchen. Bei uns zum Beispiel: Brauchen sie Vibration für Lymphfluss oder Vagusnervstimulation oder eine Handyhalterung an der OneBox? Geht es vielmehr darum, den Kopf abzuschalten, anstatt noch mehr sensorischen Input durch eine VR-Brille zu bieten?

Geht raus aus dem Kopf, rein in den Körper. User Experience ist nicht nur Logik, sondern viel Gefühl, und oft auch kontraintuitiv.

Baut echte Teams mit Menschen, die Dinge mit minimaler Egopräsenz ausdiskutieren können. Die besten Ideen entstehen, wenn Vertrauen und Vielfalt aufeinandertreffen.

Bild: Gründerteambild @ Seroton

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wem gehören deine Daten wirklich – und warum spielt das bald eine größere Rolle als je zuvor?

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Dwinity Peter König

Dwinity entwickelt ein dezentrales, quantensicheres Datenspeicher-Ökosystem, das Nutzer:innen volle Kontrolle und Souveränität über ihre persönlichen Daten gibt.

Wie entstand die Idee zu Dwinity und welche Erfahrungen aus früheren Erfolgen bei der Skalierung von innovativen Start-ups, flossen in die Gründung ein?

Peter König: Was unser starkes Gründerteam vereint, sind die Erfahrungen aus digitalen Startups, FinTechs und Unternehmen, bei denen Datenverwaltung, -nutzung und somit die Datensicherheit immer ein zentrales Element war – aus Sicht der Kunden und des Unternehmens. Die Arbeit mit Daten, ob beim eCommerce-Zahlungsverkehr oder auch Krypto- oder KI-Unternehmen, war immer eine der größten Hürden. Der derzeitige zentralisierte Ansatz zur Datennutzung und -speicherung befindet sich in einer Sackgasse. Verständlicherweise zögern Nutzer, sensible persönliche Daten weiterzugeben. Um die großen Herausforderungen unserer Zeit für zukunftsfähige Wirtschaft und Wissenschaft anzugehen, brauchen wir jedoch mehr und bessere Daten. Der Schlüssel aus unserer Sicht ist die Datensouveränität der Menschen.

Bis zur Gründung von Dwinity im Sommer 2023 gab es jedoch keine Möglichkeit, 100 % Datensicherheit und Kontrolle über die eigenen Daten zu gewährleisten. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, ein vollständig dezentralisiertes und quantensicheres Ökosystem aufzubauen, dass es den Nutzern ermöglicht, Daten eigenmächtig zu verwalten und sie in ein wertvolles Gut zu verwandeln.

Was ist die zentrale Vision von Dwinity – und wie soll sie in den nächsten Jahren konkret umgesetzt werden?

Die Vision und Mission von Dwinity ist es, den Menschen die Macht über ihre eigenen Daten zurückzugeben. Daten sind eben ein höchst kostbares individuelles Gut, welches wir aktuell vielfältig teilen, ohne einen messbaren und fairen Gegenwert zu erhalten. Während uns die Risiken, ein gläserner User in den sozialen Netzen zu sein, zumindest zunehmend bewusster werden, ist das Risikobewusstsein bei Datenspeicherung und -sicherung in der Cloud weniger präsent. Und selbst wenn, wird es in Kauf genommen, zu Gunsten der Bequemlichkeit on-demand und 24/7 überall auf meine Daten zugreifen zu können.

Dwinity löst den Widerspruch zwischen Usability und Datensicherheit auf. Dazu bieten wir aktuell eine Plattform für dezentrale Datenspeicherung – 100 Prozent DSGVO-konform. Der Zugang erfolgt über dezentralen Wallet-Blockchain-Zugang. Dort erhalten Kunden eine sichere und unkomplizierte Möglichkeit, ihre Daten jederzeit herunterzuladen, wiederherzustellen und zu verwalten. Mit einem Fokus auf Sicherheit und Nutzerkontrolle setzt Dwinity auf eine dezentrale Infrastruktur, die vor Hackern schützt und die Privatsphäre wahrt. Dies ist der Beginn eines Aufbaus des eigenen Datenschatzes, der mit Dwinity gehoben und gesteuert werden kann.

An welche Zielgruppen richtet sich Dwinity und warum ist gerade für diese der dezentrale Ansatz so entscheidend?

Die Zielgruppe ist alle Menschen, aber auch Unternehmen, die erkennen, dass sie beim Thema Datensicherheit und -verwaltung bis dato nicht im Driver Seat, sondern auf der Rückbank saßen und dies nun ändern wollen. Dwinity bietet nun endlich eine adäquate Speicherlösung für persönliche Daten für die hunderte von Millionen User die weltweit heute bereits beispielsweise Protonmail für ihre Kommunikation, BRAVE Browser für ihren Internetzugang oder LEDGER für die Verwahrung ihrer Kryptoassets nutzen, Der Nutzer wird zum Piloten und bestimmt eigenständig und mündig über die Ausspielung und Transparenz seiner Daten. Die Dezentralität ist hierbei von entscheidender Bedeutung, weil sie a) psychologisch beim User und auch b) technologisch dafür sorgt, dass maximale Sicherheit gewährleistet wird. So entsteht echte Datensouveränität, die nur ein eigenverwaltetes, dezentrales Speichernetzwerk bieten kann.

Wie unterscheidet sich Dwinity von klassischen Cloud-Lösungen, wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht?

Der entscheidende Unterschied: Bei uns liegen die Daten nicht bei einer zentralen Instanz – nicht einmal bei uns selbst. Dwinity ist der erste echte Safe Haven für persönliche Daten: hochverschlüsselt, fragmentiert, dezentral gespeichert und vollständig unter Kontrolle des Nutzers. Kein Dritter hat Zugriff, keine Cloud, kein Konzern.
Sie werden wie ein Puzzle auf unabhängige Knoten verteilt, und nur der User selbst besitzt den kryptografischen Schlüssel (Seed-Phrase), um sie wieder zusammenzusetzen und zu entschlüsseln. Auch das können nur die Kunden selbst. Uns ist es nicht möglich, die Daten zu entschlüsseln oder wiederherzustellen. Dieses System ist nicht durch einzelne Angriffe auf Server oder eine zentrale Cloud angreifbar und somit maximal sicher.

Statt wie bisher Daten über dutzende Plattformen, Apps und Social-Media-Dienste verteilt zu lassen, bietet Dwinity erstmals die Möglichkeit, das eigene digitale Ich an einem Ort zu konsolidieren. Wir sprechen hier vom Social Capital – also all den Daten, die Identität, Verhalten, Interessen und Interaktionen eines Menschen ausmachen. Nur wer diese fragmentierten Informationen wieder vereint, kann ihr Potenzial voll ausschöpfen.

Daten gelten als das neue Gold. Wie sorgt Dwinity dafür, dass Nutzer ihre Daten nicht nur sicher speichern, sondern auch ihren Wert selbstbestimmt nutzen können?

Es stimmt: Daten sind das neue Gold – und wir ermöglichen es, dieses Kapital sichtbar, steuerbar und nutzbar zu machen. Dafür haben wir einen visualisierten Digital Twin entwickelt: farbige Datenbubbles machen Datenkategorien und -verbindungen sichtbar. So entsteht ein Bewusstsein für den persönlichen Datenschatz – und das ist der erste Schritt zur digitalen Selbstermächtigung.
Auf Basis dieser Visualisierung ermöglichen wir eine anonyme Verknüpfung, Verschlüsselung und dezentrale Speicherung. Künftig können diese Daten z.B. für KI-Anwendungen in der Gesundheits- oder Konsumforschung genutzt werden – ohne Kontrollverlust für den Nutzer. Entscheidend: Die KI kommt zu den Daten, nicht umgekehrt.
Ein besonderer Hebel ist dabei unser Konzept des Data Staking: Nutzer stellen ihre Daten anonymisiert und freiwillig für bestimmte Anwendungen bereit – und erhalten dafür einen fairen, messbaren Gegenwert. So werden Daten zu einem investierbaren Asset, das sich in Form von Erträgen – vergleichbar mit Zinsen – für den Nutzer auszahlen kann.

Wie profitieren Unternehmen oder Forschungseinrichtungen konkret von der Nutzung der Dwinity-Technologie?

Mit der Einführung und Etablierung des digitalen Zwillings eines Individuums, der immer unter der vollen Kontrolle der Datenbesitzer steht, könnten durch KI neue Wege im Bereich der Forschung oder der persönlichen Entfaltung wie z. B. Longevity durch Predictive AI beschritten werden. Persönliche Daten wie Gesundheits-, Fitness- und Finanzdaten oder Social-Media-Daten spiegeln unsere Identität und unser Social Capital wider. Diese Daten können nun in höherer Qualität und im ständigen Bewusstsein der User erworben und für positive Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich Health Care, genutzt werden.

Was waren die größten technischen oder regulatorischen Hürden auf dem Weg zur heutigen Plattform?

Mit der Einführung des DWIN-Token sind wir eines der ersten Startups aus Deutschland, die ihre Seed-Finanzierung, unter der damals noch in der Zukunft stehenden MiCAR-Verordnung, durchgeführt haben. Mit unserem Angebot eröffneten wir die unkomplizierte Teilhabe an, bis der DWIN-Token an einer Kryptobörse handelbar ist.

Worin liegt aus Ihrer Sicht der größte gesellschaftliche Mehrwert einer Lösung wie Dwinity?

Aus Nutzersicht: echte Datenhoheit, aktive Wertschöpfung durch Data Staking und ein neues Bewusstsein für die eigene digitale Identität. Unternehmen und Wissenschaft wiederum erhalten Zugang zu relevanten, hochwertigen Daten – auf freiwilliger, transparenter und fair vergüteter Basis. So entsteht eine neue Datenökonomie, die auf Respekt und Partizipation beruht.

Welche Rolle spielt der Standort Deutschland für euch – insbesondere in Hinblick auf Datenschutz, IT-Souveränität und Vertrauen?

Dwinity versteht sich als deutsches Unternehmen im europäisch regulierten Rechtsraum und das Gründerteam ist hier unternehmerisch verwurzelt. Zwar ist das Thema Datenschutz ein globales, jedoch sind hierzulande Datenschutz und damit auch Vertrauen in IT-Sicherheit relevanter als in vielen anderen Ländern. Eine gewisse Grundskepsis der Deutschen, was beispielsweise digitale und automatisierte Buchungsprozesse im Tourismus oder eine Trägheit bei der Nutzung von digitalen Zahlungsmethoden angeht, trifft auf hohe Datenschutzverordnungen und Regulierungen, denen wir uns aber ganz bewusst stellen, auch um das Thema Web3 und Token aus den Kinderschuhen heraus erwachsen werden zu lassen.
Was einerseits eine Hürde für die Etablierung und Ausweitung von datenbasierten Geschäftsmodellen ist, kann nun aber ein Vorteil sein: Das Bewusstsein, seinen digitalen Zwilling zu schaffen, so nennen wir das, und Herr der eigenen Daten zu sein, ist höchstwahrscheinlich ausgeprägter als in anderen Ländern.

Was raten Sie anderen Gründerinnen und Gründern, die im Bereich Datenschutz oder Web3 starten wollen?

Sucht euch ein Gründerteam, das herausfordert und gemeinsam, auch durch Sparring sowie stetes Hinterfragen, nicht stillsteht und nach echten Lösungen mit Impact sucht.

Datenhoheit, KI und Kryptotechnologie – wie passt das bei euch zusammen und wohin führt dieser Dreiklang aus Ihrer Sicht?

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Und diese drei Themen sind die perfekten Puzzleteile für eine Zukunft, bei der Wissen nicht nur Macht ist, sondern diese Macht in den Händen derer liegt, in die sie gehört: den Menschen und Usern selbst.

Bild: Peter König @ Dwinity

Wir bedanken uns bei Peter König für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Weil Zuhause mehr ist als vier Wände

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the-munio kerzen produkte design co founder und ceo germany laura macius @ linda lauva

The Munio ist ein Familienunternehmen, das handgefertigte Raumdüfte und Naturkosmetik mit Fokus auf Achtsamkeit, Design und Nachhaltigkeit herstellt

Was war die ursprüngliche Idee hinter The Munio und wie ist das Unternehmen entstanden?

The Munio ist eine Marke für Raumdüfte und Kosmetik, die 2007 gegründet wurde. Die Idee für Sojawachskerzen entstand aus dem Bedürfnis, ein damals akutes Problem zu lösen: Auf dem europäischen Markt gab es keine natürlichen und lang brennenden Kerzen. Die ersten Kerzen wurden in der heimischen Küche hergestellt und auf Ökomärkten in Lettland verkauft. Die Menschen schätzten sie sehr, obwohl der Preisunterschied zu herkömmlichen Kerzen erheblich war. 2008 nahm The Munio an einer ersten internationalen Messe in Tokio teil – dort wurde auch der erste Vertriebsvertrag unterzeichnet. So begann The s Reise in die weite Welt.

Welche Menschen stehen hinter The Munio und was verbindet euch persönlich mit dem Thema Raumdüfte und Achtsamkeit?

The Munio ist ein Familienunternehmen, das von meiner Schwester, Elīna Čīma, und mir geführt wird. Elīna, die Gründerin, entwickelt The Munio derzeit auf dem spanischen Markt weiter und leitet den internationalen Vertrieb. Ich verantworte die Entwicklung in Deutschland sowie Finanzen und die Produktion. Eine perfekte Kombination – die kreative Elīna und ich als die kritisch Denkende.

Da der Markt derzeit mit unterschiedlichsten Produkten übersättigt ist, hält The Munio konsequent an seinen Kernwerten fest: natürliche, ästhetische und qualitativ hochwertige Produkte. Der Geruchssinn ist einer der stärksten Sinne des Menschen – er bleibt besonders gut in Erinnerung. Wir sind offen für die Welt, aber wir lieben auch Momente nur für uns selbst. Um zu Hause zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu tanken.

Was unterscheidet The Munio von anderen Anbietern für Duftkerzen und Raumaccessoires?

Der größte Unterschied besteht darin, dass unsere Produkte in unserem eigenen Studio hergestellt werden – wir wissen also genau, was gemacht wird und wie. Das ist heutzutage eine Seltenheit, denn die meisten Produkte auf dem Markt stammen aus irgendeinem asiatischen Land, bei denen man nie genau weiß, was dahintersteckt.

Welche Philosophie verfolgt ihr bei der Auswahl eurer Materialien und Düfte?

Erstens müssen die Rohstoffe natürlichen Ursprungs sein, zweitens von hoher Qualität, und drittens in Europa hergestellt werden.

Wie sieht euer kreativer Prozess bei der Entwicklung neuer Produkte aus?

Oh, das ist der spannendste Teil! Am Anfang steht eine Vision – zum Beispiel: Das Produkt soll so riechen wie mein Spaziergang im Wald an einem späten Herbstabend. Es sind immer emotionale Eindrücke. Dann beginnt das Experimentieren mit ätherischen Ölen, bis man diese Mischung findet, die genau dieses Gefühl hervorruft. Alle Produkte werden persönlich erlebt, denn nur was man selbst liebt und auch selbst kaufen würde, kann ein erfolgreiches Produkt werden.

Für welche Menschen macht ihr eure Produkte – wer ist eure Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe sind Menschen, die Design und natürliche Produkte schätzen und bereit sind, für etwas Besonderes zu bezahlen. Das sind vor allem Frauen, aber auch Männer, die sich selbst und ihre Partnerinnen verwöhnen möchten. Unsere Produkte werden oft als Geschenk gewählt – sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei The Munio ganz konkret?

Nachhaltigkeit ist einer der zentralen Werte von The Munio. Wir verwenden recycelten, ungebleichten Karton für unsere Verpackungen. Die Kosmetiklinie wird in Glasbehältern angeboten, die nachfüllbar sind oder in unseren Stores zurückgegeben werden können. Die zurückgebrachten Glasbehälter werden wiederverwendet – und dafür erhalten Kund:innen einen 10%-Rabatt beim Kauf eines neuen Produkts.

Wie gelingt es euch, Qualität, Design und Natürlichkeit in Einklang zu bringen?

Für uns passiert das ganz natürlich – es ist nichts Künstliches oder Aufgesetztes. So sind wir einfach, und ehrlich gesagt wissen wir gar nicht, wie es anders geht.

the-munio kerzen produkte design  founders_Elīna und Laura ©Linda Lauva portrait

Mit welchen Herausforderungen seid ihr in der Entwicklung oder im Vertrieb eurer Produkte bisher konfrontiert gewesen?

Die größte Herausforderung ist immer, den richtigen Vertriebspartner zu finden – jemanden, der die gleichen Werte teilt. Wenn man so jemanden findet, der einen versteht, das Produkt und das Design schätzt, dann kann daraus eine langfristige und erfolgreiche Partnerschaft entstehen.

Was plant The Munio in Zukunft – gibt es neue Duftlinien oder Produktideen, auf die wir uns freuen können?

The Munio bringt zweimal im Jahr neue Produkte auf den Markt, wobei wir immer auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kund:innen hören. Aktuell arbeiten wir daran, Investitionen zu gewinnen, um unser Filialnetz auszubauen. Derzeit betreiben wir drei Geschäfte – in Riga, Berlin und Barcelona. Unser großer Plan ist es, The Munio als Franchise mit Stores in ganz Europa zu etablieren.

Welche Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden haben euch besonders berührt oder überrascht?

Feedback ist enorm wichtig, um sich weiterzuentwickeln, zu verbessern und Neues zu schaffen. Wir hören unseren Kund:innen immer zu – denn nur ihnen haben wir zu verdanken, wer wir heute sind. Besonders schön ist es zu hören, dass unsere Produkte oft Kindheitserinnerungen in der Natur wecken.

Welche drei Ratschläge würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die im Lifestyle- oder Designbereich starten wollen?

Kopiere nichts, was es auf dem Markt bereits gibt.
Kreiere etwas mit echtem Wert – unterschätze dich selbst nie.
Schaffe ein Produkt, das du selbst kaufen würdest.

Bild: Laura Macius CoFounder und CEO Germany ©Linda Lauva

Wir bedanken uns bei Laura Macius für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: The MUNIO

Kontakt:

The MUNIO
Akazienstraße 30
D-10823 Berlin

https://themunio.de/
berlin@themunio.com

Ansprechpartner: Laura Macius

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