Dienstag, September 9, 2025
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Muskeln analysieren mit myoact – Tool für Physiotherapeuten

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myoact Teambild @Björn Aßmus

myoact entwickelt eine digitale Lösung zur Analyse und Behandlung neuromuskulärer Dysbalancen – und ist Finalist beim Startup of the Year von Frankfurt Forward.

Stellen sie sich und ihr Startup doch kurz unseren Lesern vor! 

Mein Name ist Simon Roth. Ich bin Physiotherapeut sowie Mitgründer und Geschäftsführer von myoact. myoact ist die Lösung zur  Visualisierung, Beurteilung und Behandlung neuromuskulärer Dysbalancen, die einen großen Einfluss auf chronische Schmerzen und Verletzungen haben. Seit über 15 Jahren betreuen Philipp Piroth (ebenfalls Mitgründer und Geschäftsführer) und ich Patienten mit Hilfe der Elektromyografie, kurz EMG. Durch die klinischen Erfolge konnten wir uns schnell im Leistungssport etablieren und beraten bis heute namenhafte Vereine der Bundesliga und der Individualsportarten auf Olympianiveau. myoact ist es gelungen, unsere Expertise und Erfahrung, gepaart mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, für den Physiotherapeuten, Trainer oder Arzt zugänglich zu machen und jeden Patienten aller Leistungs- und Altersklassen davon profitieren zu lassen, insbesondere bei der Behandlung der Muskeln. 

Warum haben sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Philipp und ich haben durch die klinischen Erfolge in unseren Praxen gemerkt, dass die Anfrage nach dieser Form der Untersuchung und Behandlung mit EMG immer größer wurden. Wir hätten entweder immer mehr Praxen eröffnen können oder uns eben dazu entscheiden können, ein Produkt zu entwickeln, welches langfristig selbst vom Patienten genutzt werden kann.  Eine erfolgreiche Methode, die nachweislich Patienten hilft, sollte nicht exklusiv für Patienten mit Zugang zur Premiummedizin sein. Es sollte ein Angebot für Jeden geben. Dies muss nicht zwingend in Arztpraxen stattfinden. Wir unterstützen den Gedanken, dass auch entsprechend ausgestattete und ausgebildete „Gesundheitstudios“ oder „Health Gyms“ diese Aufgabe in der Zukunft übernehmen können, um so die wachsende Anzahl an Patienten und immer weniger werdenden Therapeuten kompensieren zu können. 

Welche Vision steckt hinter ihrem Startup? 

Unsere Vision ist es, dass EMG eine ebenso große Akzeptanz in der Untersuchung von Schmerzursachen haben wird, wie MRT, Röntgen und Sonografie. Der Mehrwert: es kann darüber hinaus im Biofeedbacktraining den Patienten befähigen, eigene Dysbalancen zu sehen, zu verstehen und zu korrigieren. Die erhobenen und mit KI bearbeiteten Daten erlauben uns, ein Produkt für zu Hause zu entwickeln. Der Patient der Zukunft wird in Teilen sein eigener Therapeut sein. Wir möchten den Beitrag für die muskuläre Komponente stellen. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben sie sich finanziert? 

Um in der Medizin als Tech Startup erfolgreich zu sein, muss man zuallererst alle Bedingungen für eine medizinische Zertifizierung erfüllen. Dies haben wir letztes Jahr geschafft.  Dabei war uns nicht nur die technologische Voraussetzung wichtig, sondern insbesondere auch die Nutzbarkeit für den klinischen Alltag. Die Tatsache, dass wir selbst Power User in unserer eigenen Praxis sind, befähigt uns auch im UX und UI Design auf die richtigen Elemente in unserer App Wert zu legen. Die ersten Meter haben wir mit einem bootstrapping aus unserer eigenen Tasche bewältigt. Unsere Seed Runde haben wir dann mit Hilfe von Business Angels meistern können. 2/3 unserer Investoren sind Patienten. Wer myoact erlebt hat, möchte es entweder zu Hause besitzen oder Teil der Reise werden. 

Wer ist die Zielgruppe ihres Startups?

Unsere Zielgruppen sind aktuell klar Physiotherapeuten und Orthopäden, die es in der Rehabilitation und Therapie nutzen. Sie machen ca. zu jeweils 50% unsere Nutzer aus. In der Medizin melden sich jedoch auch immer mehr Zahnärzte zur Beurteilung von sogenannten craniomandibulären Dysbalancen und logischerweise Neurologen bzw. Ergotherapeuten. Darüber hinaus werden gerade spannende Gespräche mit Vertretern aus der Fitnessbranche geführt. Dies sehen wir als Chance, um dem Patienten eine Möglichkeit zu bieten, an seinen Dysbalancen arbeiten zu können, bevor Schmerzen oder Verletzungen entstehen. Wenn wir aus diesen Bereichen genug Daten und Erkenntnisse gesammelt haben, werden wir natürlich auch den Patienten selbst als Zielgruppe sehen und ein System entwickeln, dass zu Hause angewendet werden kann. 

Wie funktioniert ihr Startup? Wo liegen die Vorteile?

Wir haben zwar ein Büro in Frankfurt, doch unser Team aus 19 Mitarbeitern ist weltweit verstreut. Unsere Entwickler leben und arbeiten in Polen, der Ukraine, in Deutschland und den USA. Der Rest des Teams ist überall in Deutschland zu Hause. Das Sales -und Customer Success Team versuchen wir jedoch so gut es geht in Frankfurt zu bündeln. Eine gesunde Mischung aus Homeoffice und lokalem Arbeitsumfeld scheint uns hier am besten zu tun. Somit haben wir auch eine bessere Möglichkeit, hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland für uns gewinnen zu können, ohne dass sie ihre Heimat verlassen müssen.

Das Kernteam trifft sich regelmäßig in Frankfurt. Andreas Hrabal, Mitgründer und CTO/CPO, hat schon weitreichende Erfahrungen mit Startups gemacht. Fabian Sonnenschein, Mitgründer und CMO, bringt die Erfahrung im Branding mit. Philipp und ich arbeiten noch immer an zwei Tagen in der Woche mit Patienten. Dies erlaubt es uns, immer die Sprache unserer Nutzer zu sprechen und Vertrauen zu gewinnen.

Sie sind Finalist für Startup of the Year. Wie geht es jetzt weiter? 

Wir haben uns natürlich sehr gefreut, dass unsere Idee, aber auch Performance so gut angekommen ist. Durch die Teilnahme am Finale erhoffen wir uns eine Verbreitung unserer Vision und Mission. Je mehr Menschen erfahren, was hinter muskulären Dysbalancen steckt, desto besser für die Patienten der Zukunft, die sich mit der Entwicklung in der Digitalisierung  eher weniger bewegen und dadurch genau diese Dysbalancen entwickeln. 

Wo geht der Weg hin? Wo sehen sie sich in fünf Jahren?

Wir haben sehr viele Optionen auf dem Tisch. Neben der Fitnessbranche stehen diverse internationale Projekte auf der Agenda. Wichtig ist es, sich jetzt nicht zu verzetteln. Aktuell fokussieren wir uns auf eine Finanzierung über strategische Investoren und Förderungen, um unsere Performance weiter so hochzuhalten wie bisher. In fünf Jahren bin ich mir sicher, dass wir ein gängiges Werkzeug im Koffer des Arztes und Therapeuten sein werden. Ausgewählte Fitnessstudios werden myoact als Angebot aufführen und die ersten Geräte kann man sich gegebenenfalls für die Reha von der Krankenkasse für zu Hause von einem Sanitätshaus ausleihen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben? 

Erst das Problem erkennen, dann eine Lösung finden

Die Vision ist der Antrieb. Versuche zu spüren, wie es sein wird, wenn die Vision eintritt. Fühlst du es nicht, dann überlege, ob du an die Vision wirklich glaubst.

Komfortzonen erlauben keine Innovation. So unangenehm manche Dinge sind, der Austritt aus der eigenen Komfortzone bringt die Sache weiter.

Bild: Teambild myoact @Björn Aßmus 

Wir bedanken uns bei Simon Roth für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Lernspielzeug TukToro: So lernen Kinder Mathe mit Spaß

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Lernspielzeug von TukToro Geschäftsführer Elisha Benner im POrtrait mit verschwommenen hintergrund!

TukToro entwickelt interaktives Lernspielzeug, die Kindern im Vorschulalter Mathematik auf spielerische und sinnliche Weise näherbringen.

Wie entstand die Idee zu TukToro, und welche Personen stehen hinter der Gründung des Unternehmens?

Elisha Benner: Als ich noch klein war, spielte meine Mutter häufig mit uns Würfelspiele, sie ist Lernpsychologin und das war der effektivste Weg, Kindern mit Rechenschwäche (Dyskalkulie) das abstrakte Konzept der Mathematik verständlich zu machen. Lernspielzeug war dabei besonders hilfreich. Warum? Es war interaktiv, es war greifbar, aber vor allem hatte es sehr viel Spaß gemacht und das motivierte mich enorm.

Und dann vor ungefähr zwei Jahren verging meinem Neffen die Lust daran, langweilige Arbeitsblätter zu lösen und so kam mir die Idee für ein interaktives Würfelspiel, mit dem Kinder von vier bis acht Jahren Mathematik lernen.

Ganz spielerisch, haptisch und doch mit System. Wir nennen es: „TukToro“.

Welche Vision verfolgt TukToro, und welche Schritte unternehmen Sie, um diese zu verwirklichen?

Wir haben die Vision, dass Kinder mehr Spaß an der Welt der Zahlen entwickeln und sie sich später in der Schule weniger schwer tun, denn noch immer gehört Mathe zu den am wenigsten beliebten Fächern. Würden Kinder schon ganz am Anfang spielerischer und kindgerechter an das ganze Thema herangeführt, gäbe es weniger Frust und Unlust. Wir hoffen, dass wir mit TukToro einen Impact haben und es schaffen, mehr Freude bei Kindern für Mengen und Zahlen zu wecken.

Wer zählt zur Hauptzielgruppe von TukToro, und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse erfüllt werden?

Unser Lernspielzeug richtet sich aktuell an Kinder im Vorschulalter und perspektivisch an Schulkinder in der 1. und 2. Klasse, also an Kinder zwischen vier und acht Jahren. Genau dafür haben wir die Spiele entwickelt, gemeinsam mit erfahrenen Lernpädagogen. Zudem haben wir viele Tests mit Kindern dieser Altersgruppe durchgeführt, die uns immer wieder gezeigt haben, was gut funktioniert und was wir besser machen können. 

Mit welchen besonderen Herausforderungen sahen Sie sich bei der Entwicklung und Markteinführung von TukToro konfrontiert, und wie haben Sie diese gemeistert?

Wenn man das erste Mal gründet, ist ja alles immer neu und im Nachhinein fallen einem immer Dinge ein, die man hätte anders oder besser machen können. Aber im Grunde waren bisher alle Schritte notwendig und haben uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Besonders dankbar sind wir aber auch für den engen Kontakt mit den tonies-Gründern, die bei uns investiert haben und uns vor allem aber mit tollen Ratschlägen und als erfahrene Berater zur Seite stehen. 

Was unterscheidet TukToro von anderen Mathe-Lernspielzeugen auf dem Markt, und was macht Ihr Produkt einzigartig?

TukToro entwickelt interaktive Lernspiele

Viele Unternehmen entwickeln Tablet-Spiele. Jedoch fehlt es oft an einem didaktischen Mehrwert und dem haptischen Bezug zu einem physischen Lernspielzeug. Unsere TukToro-Figur zusammen mit den Lernspielen in der App spricht alle Sinne an: Sehen, Hören und Fühlen. Zudem ist es wirklich interaktiv, weil die Kinder mit physischen Würfel spielen, das Spiel in der App dies verarbeitet, und die Figur wiederum darauf Feedback gibt. Kinder bekommen beim Spielen direkte Rückmeldung in ihrer Hand, sowohl durch Lichtsignale, haptisch durch Vibration, als auch auditiv  durch kleine Geräusche – sie lernen so quasi mit allen Sinnen!

Wie planen Sie, die zukünftige Entwicklung von TukToro zu gestalten, und welche neuen Funktionen oder Produkte sind in Planung?

Wir entwickeln TukToro natürlich stetig weiter. Zu den bestehenden Spielen werden zahlreiche weitere hinzukommen, einige, die auch eine etwas ältere Zielgruppe erschließen. Zudem feilen wir immer weiter an der Technik und an dem gesamten TukToro Kosmos. 

Wie integrieren Sie technologische Innovationen in Ihr Produkt, um das Lernerlebnis für Kinder zu verbessern?

In unserem Gründer- und Beraterteam bringen kluge Köpfe aktuelle Entwicklungen frühzeitig auf den Radar, damit wir alle Parameter des Lernspielzeugs kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern. Dadurch, dass das ganze System über die Cloud läuft, können wir jederzeit Neuerungen vornehmen und verbesserte Versionen auf die TukToros und Apps im Markt übertragen, ohne Aufwand und Komplikationen für die User.

Welche Rolle spielen pädagogische Experten bei der Entwicklung von TukToro, und wie beeinflusst deren Feedback Ihr Produktdesign?

Wir haben von Anfang an alles mit erfahrenen PädagogInnen entwickelt, deren Wissen ist ja einer der wichtigsten Bausteine unseres Angebots! Unser didaktisches Konzept der Würfelbox hat sehr schnell auch Lehr- und Erzieherpersonal überzeugt, die mit der Unlust auf Mathematik täglich konfrontiert sind. Test in Kitas und Schulen und ein stetiger Austausch mit den Experten waren für uns und die Entwicklung von elementarer Bedeutung. Genau das setzte uns ja auch gegen viele andere Lern-Tools ab.

Wie messen Sie den Erfolg von TukToro, und welche Indikatoren sind für Sie dabei am wichtigsten?

Es gibt zahlreiche Faktoren, anhand derer man Erfolg bemisst. Natürlich spielen die steigenden Umsatzzahlen eine Rolle, aber vor allem auch das positive Feedback der Kinder und Eltern und PädagogInnen.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein Bildungs-Startup ins Leben rufen möchten?

Wer ein Bildungs-Startup gründet, sollte früh ein starkes Netzwerk aufbauen. Der Austausch mit Gleichgesinnten hilft, schneller zu lernen und strategisch bessere Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig ist es wichtig, dem eigenen Purpose treu zu bleiben, auch wenn sich die Mission im Laufe der Zeit anpassen muss. Wir sind beispielsweise zuerst an Bildungsinstitutionen herangetreten und haben dann gemerkt, dass wir beim spielerischen Lernen zu Hause ein besseres Match haben.  Herausforderungen gehören dazu, sie sind kein Zeichen des Scheiterns, sondern Teil des Weges.

Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung des EdTech-Marktes, und welche Position möchte TukToro darin einnehmen?

Unsere Vision ist groß: Wir möchten TukToro zur führenden interaktiven Lernplattform der Zukunft entwickeln, die digitales und haptisches Lernen nahtlos verbindet. Was uns antreibt, ist Kinder auf ihrem individuellen Lernweg zu begleiten und lebenslange Freude am Entdecken und Lernen zu wecken.

Bild: Elisha Benner @TukToro

Wir bedanken uns bei Elisha Benner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Diese 8 Fragen stellen Investoren immer – und so überzeugst du Sie

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Investoren Pitch Female Founder beim Pitchen vor einem Investoren Team!

Warum du Investoren-Fragen meistern musst

Investorengespräche sind der Lackmustest für dein Startup. Hier entscheidet sich, ob eine Idee zum finanzierten Unternehmen wird. Investoren wollen nicht nur eine gute Story hören, sondern Präzision, Strategie und ein belastbares Fundament sehen. Sie prüfen Team, Markt, Modell und Zahlen – und sie stellen fast immer die gleichen Fragen.

Investoren sind auf der Suche nach Substanz: einem starken Team, einem validierten Markt und einem tragfähigen, skalierbaren Geschäftsmodell. Wer ihre Fragen klar und fundiert beantwortet, zeigt nicht nur Vorbereitung, sondern auch Reife und Führungsqualität.

In diesem Beitrag findest du die wichtigsten Fragen, die Investoren stellen – mit Erklärungen, was sie wirklich hören wollen, und wie du ihre Erwartungen fundiert und überzeugend adressierst.

1. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen hier nicht nur hören, was ihr macht, sondern vor allem, wie ihr nachhaltig und skalierbar Geld verdient. Sie suchen nach einem klaren Pfad zur Monetarisierung und einem Verständnis für eure Margen.

So beantwortest du die Frage souverän:
Erkläre knapp und konkret, wer eure Kund:innen sind, welchen Nutzen ihr bietet und wie ihr Einnahmen generiert. Vermeide Buzzwords und erkläre es so, dass es auch jemand außerhalb eurer Branche versteht.

Beispiel:
„Wir bieten eine SaaS-Lösung für kleine Hotels, die ihre Buchungen automatisiert verwalten wollen. Unser Modell ist ein monatliches Abonnement mit drei Preisstufen, je nach Funktionsumfang.“

2. Wie groß ist euer Markt?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Die Marktgröße ist ein Indikator für das Skalierungspotenzial eures Startups. Investoren prüfen, ob sich ein Investment in Relation zum Marktvolumen lohnt. Niemand investiert in ein Produkt ohne Wachstumsperspektive.

So beantwortest du die Frage souverän:
Zeige, dass du deinen Markt verstehst. Teile ihn in Total Addressable Market (TAM), Serviceable Available Market (SAM) und Serviceable Obtainable Market (SOM) ein. Nutze Studien, Daten und eigene Recherchen, um deine Zahlen zu belegen.

Formulierungshilfe:
„Der europäische Markt für nachhaltige Verpackungslösungen hat ein Volumen von rund 10 Milliarden Euro. Unser adressierbarer Markt liegt bei 500 Millionen Euro, mit realistischer Zielerreichung von 5 % in den nächsten 3 Jahren.“

3. Was unterscheidet euch vom Wettbewerb?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Ein guter Markt zieht Konkurrenz an. Investoren wollen wissen, was euer Alleinstellungsmerkmal ist – und wie nachhaltig dieser Vorsprung ist. Sie suchen nach unfair advantages, die euch schützen und verteidigbar machen.

So beantwortest du die Frage souverän:
Vergleiche euch nicht nur mit Wettbewerbern, sondern erkläre konkret, warum ihr etwas besser, schneller, effizienter oder benutzerfreundlicher macht. Belege eure Aussagen mit Nutzerdaten, Testimonials oder technologischen Vorteilen.

Beispiel:
„Im Vergleich zu klassischen Tools ist unser KI-basierter Algorithmus 40 % schneller und reduziert die Fehlerrate bei Prognosen um die Hälfte. Erste Pilotkunden berichten von einer Zeitersparnis von zwei Stunden pro Tag.“

4. Wie nutzt ihr das Investment konkret?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen sicher sein, dass ihr Kapital nicht einfach verpufft. Sie prüfen, ob ihr einen konkreten Plan habt und wie gut ihr mit Ressourcen umgehen könnt. Diese Frage ist zentral für das Vertrauen in eure Umsetzungsfähigkeit.

So beantwortest du die Frage souverän:
Teile das Investment auf. Zeige, welche Beträge in Produktentwicklung, Personal, Marketing oder Vertrieb fließen sollen. Und: Welche Ziele erreicht ihr dadurch in welchem Zeitraum?

Formulierungshilfe:
„Mit den 500.000 Euro aus der Seed-Runde bauen wir unser Entwicklerteam aus, optimieren unsere App und starten eine erste Performance-Marketing-Kampagne. Ziel ist es, innerhalb von 12 Monaten auf 10.000 aktive Nutzer zu wachsen.“

5. Warum seid ihr das richtige Team?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Ideen sind austauschbar – Teams nicht. Investoren setzen auf Menschen, die umsetzen können, auch wenn sich das Produkt ändert. Sie wollen Gründer:innen sehen, die durchhalten, lernen und überzeugen.

So beantwortest du die Frage souverän:
Betone eure Stärken, Erfahrungen und eure Teamdynamik. Was verbindet euch? Welche Kompetenzen bringt ihr mit? Warum vertraut ihr einander?

Beispiel:
„Wir drei Gründer:innen kennen uns seit dem Studium, haben bereits zwei Projekte zusammen gemacht und bringen Tech-, Marketing- und Sales-Kompetenz mit. Unser Team ist eingespielt und kennt die Herausforderungen aus der Praxis.“

6. Wie sehen eure wichtigsten Finanzkennzahlen und eure Prognosen aus?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen die wirtschaftliche Tragfähigkeit eures Geschäftsmodells verstehen und sehen, ob realistische Wachstumsziele mit einem klaren Kostenmanagement einhergehen.

So beantwortest du die Frage souverän:
Präsentiert eure wichtigsten KPIs (z. B. CAC, LTV, Churn Rate), eure Umsatz- und Kostenprognosen für die nächsten 3–5 Jahre und erklärt eure Annahmen transparent. Zeigt, dass ihr eure Zahlen im Griff habt und die wichtigsten Treiber eures Geschäfts versteht.

7. Welche Fortschritte habt ihr bisher erzielt (Traction)?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren suchen nach Beweisen, dass eure Idee nicht nur auf dem Papier existiert, sondern auch von potenziellen Kunden angenommen wird.

So beantwortest du die Frage souverän:
Zeigt konkrete Zahlen zu Nutzerwachstum, Umsatz, abgeschlossenen Pilotprojekten oder gewonnenen Partnerschaften. Nutzt Testimonials oder Case Studies, um eure Erfolge zu untermauern.

8. Wie sieht eure langfristige Vision aus? Habt ihr über mögliche Exit-Szenarien nachgedacht?

Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen wissen, wie sie ihr Investment idealerweise wieder veräußern können. Ein Exit-Szenario zeigt, dass ihr langfristig denkt und den Weg zum Value Realization versteht.

So beantwortest du die Frage souverän:
Auch wenn es in frühen Phasen noch spekulativ ist, solltet ihr erste Überlegungen zu möglichen Exit-Optionen wie einer Übernahme durch ein größeres Unternehmen aus der [Branche] oder perspektivisch einem Börsengang (IPO) anreißen. Das zeigt, dass ihr die Reise ganzheitlich denkt.

Fazit: Vorbereitung ist der Schlüssel zum Überzeugen

Ein starker Pitch ist keine Frage der Rhetorik, sondern der Vorbereitung. Die typischen Fragen von Investoren sind keine Stolpersteine – sondern Chancen, euer Startup ins rechte Licht zu rücken. Nutzt Pitch-Deck, Finanzzahlen und Storytelling gezielt, um zu überzeugen.

Das Pitch Deck: Ein gutes Pitch Deck sollte folgende Elemente enthalten: Problem, Lösung, Markt, Team, Geschäftsmodell, Traction, Finanzplan, Investment-Bedarf.

Pitch üben und Feedback einholen: Trainiert eure Antworten im Team, präsentiert sie vor erfahrenen Gründer:innen oder Investor:innen und holt euch ehrliches, kritisches Feedback. Jede kritische Frage im Vorfeld stärkt euch für den Ernstfall.

Umgang mit unerwarteten Fragen: Bleibt ruhig, bittet bei Bedarf um Klärung und antwortet ehrlich. Niemand erwartet, dass ihr alles wisst. Aber man erwartet, dass ihr kompetent und authentisch reagiert.

Tipps zum Schluss:

  • Enthusiasmus zeigen: Lasst eure Leidenschaft für das Thema durchscheinen.
  • Authentizität wahren: Seid echt, keine Show.
  • Follow-up nicht vergessen: Bedankt euch für das Gespräch und liefert angeforderte Infos zeitnah nach.

Foto/Quelle: stock.adobe.com – fizkes

Waschen mit Licht: Lueactive ersetzt Chemie & spart Geld

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Waschen Lueactive Gründer Günter Wolf im Pitch vor den Investoren in 2 minuten 2 millionen ©PULS 4/Gerry Frank

Lueactive hat ein innovatives Wasch-Add-on entwickelt, das mithilfe von Licht muffige Gerüche aus Kleidung entfernt – vorgestellt wurde das Startup von Gründer Günter Wolf in der Sendung 2 Minuten 2 Millionen

Wie entstand die Idee zu Lueactive – gab es einen Moment, der euch besonders inspiriert hat? 

Der Gründer Günter Wolf hat wenn immer es möglich war seine Wäsche zum trocknen in die Sonne gehangen weil sie dann einfach besser riecht.Das ist ein alter Trick ,denn das Sonnenlicht ist tatsächlich in der Lage Bakterien und somit muffige Gerüche zu beseitigen. Leider ist das nicht immer möglich.Oft scheint die Sonne nicht.So dachte sich Günter, wenn man die Wäsche nicht in die Sonne hängen kann dann hol ich die Sonne in die Waschmaschine,.Das war die Geburt von Lueactive.

Was macht eure Produkte oder eure Marke im Bereich Activewear besonders?

Lueactive beseitigt Muffige Gerüche aus Textilien beim Waschen mit Hilfe von Licht und macht den Einsatz von zusätzlichen Chemikalien überflüssig und man spart auch noch Geld dabei.

Welche Werte oder Vision stehen hinter Lueactive und wie lebt ihr diese im Alltag?

Lueactive steht nicht nur für lange gut riechende Kleidung sondern auch für Nachhaltigkeit.Wenn die Kleidung nur doppelt so lange frisch hält  spart man die Hälfte an Strom,die Hälfte an Wasser ,die Hälfte an Waschmittel und sie nutzt weniger ab in der Waschmaschine.Das ist ein Riesen Plus für die Umwelt.

Wer zählt zu eurer Zielgruppe und wie sprecht ihr diese in einem stark wachsenden Markt gezielt an?

Unsere Zielgruppe sind alle die mit einer Waschmaschine mit Schauglass waschen und viel Wert auf lang anhaltende Frische legen.Wir möchten jeden davon überzeugen das der Gebrauch von Lueactive nur Vorteile hat.

Wie habt ihr euch auf euren Pitch bei 2 Minuten 2 Millionen vorbereitet. Was war dabei eure größte persönliche Herausforderung?

Unter Lampenfieber unser Startup und unser Produkt richtig zu präsentieren und zu erklären und dabei nichts Wichtiges zu vergessen.Wenn man zu Hause sein Pitch immer und immer übt gibt das eine gewisse Sicherheit aber in Studio vor dem Investoren  ist die Welt eine andere.

Was bedeutet der Auftritt in der Sendung für euch – rein wirtschaftlich oder auch emotional?

Der Auftritt bedeutet uns sehr viel weil wir ein völlig neues Produkt auf dem Markt bringen was noch Erklärung bedürftig ist.Wir freuen uns Lueactive in der Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ ein breiten Publikum präsentieren zu dürfen. 

Worauf legt ihr beim Markenaufbau von Lueactive besonderen Wert?

Wir legen besonderen Wert auf Vertrauen und Qualität.Lueactive steht auch für Nachhaltigkeit und den persönlichen Wohlfühleffekt,auch in der Haushaltskasse.

Welche Reaktionen erhofft ihr euch nach der TV-Ausstrahlung und wie wollt ihr mit der Aufmerksamkeit umgehen?

Wir hoffen natürlich auf positive Reaktionen,vom Kunden und in der Kasse.Wir haben viel Zeit und Geld in das Projekt gesteckt und hoffen das Lueactive jetzt eine gewisse Eigendynamik entwickelt.

Was waren bisher die größten Hürden auf eurem Weg – und wie habt ihr sie gemeistert? 

Der Weg von der Idee zur Marktreife kann länger dauern als man zu erst an nimmt.Die Größte Hürde ist wohl den Atem und den Glauben an das Projekt nicht zu verlieren.Wir wussten ja wie verblüffend die Funktion von Lueactive ist aber andere zu überzeugen war nicht leicht.Immer wieder kam die Frage auf warum bisher niemand anderes auf die Idee gekommen ist.

Wie seht ihr die Zukunft von Lueactive – wohin möchtet ihr euch als Marke entwickeln? 

Wir möchten das jeder auf der Welt Lueactive beim Waschen benutzt.Der nächste Schritt währe eine Waschmaschine mit Blauen Licht.Wir haben das Patent.

Der Trend geht immer mehr in Richtung Intilligente Funktions Kleidung.Wir möchten mit Lueactive und den passenden Waschmittel eine Ideale Lösung zur Reinheit und Frische anbieten.Das gute Gefühl soll unsern Kunden gehören.

Was würdet ihr anderen Gründerinnen raten, die sich mit ihrer Idee ebenfalls trauen, auf die große Bühne zu gehen?

Nur Mut und einfach du selbst und ehrlich bleiben.

Bild ©PULS 4/Gerry Frank

Wir bedanken uns bei Günter Wolf für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Depowise: Prozesse automatisieren in der Finanzbranche

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Depowise Frank Becker

Depowise ist eine Plattform zur Automatisierung und Digitalisierung von Verwahrstellenprozessen – mit klarem Fokus auf Effizienz, Compliance und moderne Technologie.

Was hat Sie persönlich davon überzeugt, den Schritt zu Depowise zu gehen?

Frank Becker: Nach über 12 spannenden Jahren bei eFront und später BlackRock war für mich klar: Ich möchte nochmal ganz bewusst eine neue Herausforderung annehmen. Depowise hat mich sofort überzeugt – durch die Kombination aus innovativer Technologie, einem klaren Fokus auf das Verwahrstellenumfeld und einem modernen, agilen Mindset.

Was mich besonders gereizt hat: Ich kann mein fachliches Know-how und mein tiefes Prozessverständnis aktiv einbringen – und gleichzeitig mit einem engagierten, internationalen Team an einer Plattform arbeiten, die echte Veränderung ermöglicht.

Die flachen Hierarchien und die Möglichkeit, schnell Entscheidungen zu treffen und Dinge direkt umzusetzen, machen für mich persönlich einen immensen Unterschied. Es fühlt sich nicht nur nach Technologie an, sondern nach Aufbruch – und ich bin überzeugt, dass wir mit Depowise genau zur richtigen Zeit am Markt sind.

Wie erleben Sie den aktuellen Wandel im Asset Servicing durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz?

Der Wandel im Asset Servicing durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist deutlich spürbar und bietet großes Potenzial, die Effizienz, Qualität und Skalierbarkeit von Prozessen erheblich zu steigern. Besonders in Bereichen wie Datenextraktion, Klassifizierung und Anomalieerkennung zeigt sich, wie KI repetitive Aufgaben übernehmen kann und Mitarbeiter von manuellen Tätigkeiten entlastet. 

Dieser Wandel bringt auch Herausforderungen mit sich – etwa in Bezug auf Datenqualität, regulatorische Anforderungen und die Notwendigkeit, Fachwissen mit Technologiekompetenz zu verbinden. Insgesamt erleben wir die Integration von KI im Asset Servicing aber als eine bedeutende Chance, die Rolle von Servicedienstleistern zu stärken und realen Mehrwert für Kunden zu schaffen.

Depowise investiert aktiv in Partnerschaften in diesem Bereich, um die KI-Unterstützung auf der Depowise Plattform weiter aufzubauben. 

Welche konkreten Prozesse lassen sich Ihrer Erfahrung nach heute schon durch KI effizient automatisieren?

Die größten Effzienzgewinne der Automatisierung durch KI lassen sich insbesondere in den Bereichen Datenextraktion und Anomalieerkennung herstellen. 

Bei der Datenextraktion geht es darum, strukturierte Informationen – etwa Beträge, ISINs, Fristen oder Vertragsbedingungen – zuverlässig aus unstrukturierten Dokumenten wie PDF-Berichten, Vertragswerken oder E-Mails zu gewinnen. Moderne KI-Modelle sind in der Lage, auch kontextabhängige Inhalte wie Klauseln oder regulatorisch relevante Passagen zu erkennen und korrekt einzuordnen – deutlich schneller und konsistenter als manuelle Prüfungen.

In der täglichen Praxis besonders wertvoll ist auch die Anomalieerkennung: KI-Systeme analysieren Transaktionen oder Positionsdaten in Echtzeit und erkennen Muster, die auf Abweichungen, Fehler oder potenzielle Verstöße hinweisen – beispielsweise unplausible Bewertungen, fehlende Bestätigungen oder unübliche Bewegungen in illiquiden Assets.

Diese Prozesse werden bereits in mehreren Finanzinstituten produktiv eingesetzt und zeigen, dass KI nicht nur eine theoretische Option ist, sondern konkret messbaren Mehrwert bringt – sowohl in Bezug auf Effizienz als auch auf Qualitätssicherung und Compliance.

Wo sehen Sie aktuell die größten Potenziale für KI im Bereich Dokumentation, Kontrolle und Compliance?

Die größten Potenziale für KI in den Bereichen Dokumentation, Kontrolle und Compliance liegen in der intelligenten Verarbeitung großer Datenmengen, die bislang manuell oder nur teilweise automatisiert bearbeitet wurden. Insbesondere bei der Datenextraktion aus unstrukturierten Quellen wie Verträgen, Berichten oder regulatorischen Mitteilungen kann KI Inhalte schneller, konsistenter und kontextbezogener erfassen als herkömmliche Systeme.

Gerade im Bereich Dokumentation, Kontrolle und Compliance sehen wir enormes Potenzial für den Einsatz von KI – vor allem, weil diese Felder stark durch manuelle Prüfprozesse, hohe Regulierungsdichte und komplexe Dokumentenlandschaften geprägt sind.

Welche technologischen oder kulturellen Hürden begegnen Ihnen beim Markteintritt in Deutschland?

Der deutsche Markt unterscheidet sich in mehreren Dimensionen deutlich von anderen europäischen Märkten wie z.B. Luxemburg oder der Schweiz – sowohl was die Struktur des Finanzsektors betrifft, als auch hinsichtlich der Mentalität und der Entscheidungsprozesse.

Deutschland als Markt ist stark fragmentiert, mit vielen etablierten Akteuren, regionalen Häusern und einer historisch gewachsenen IT- und Prozesslandschaft. Entscheidungen werden in der Regel äußerst gründlich vorbereitet, mit einer starken Einbindung der Fachabteilungen, Compliance und IT. Dies führt zu längeren Zyklen in Transformationsprojekten, bringt aber auch eine hohe Umsetzungsqualität und Nachhaltigkeit mit sich. 

Gerade im Kontext von KI ist das Vertrauen in die Technologie und ihre regulatorische Absicherung ein zentrales Thema – erklärbare Modelle und revisionssichere Prozesse sind hier erfolgskritisch.

In Luxemburg erleben wir ein deutlich internationaleres Umfeld, das sich durch eine hohe regulatorische Dichte, aber auch eine größere Offenheit für Innovationen auszeichnet – insbesondere bei global tätigen Asset Managern und Service Providern. 

In der Schweiz wiederum spüren wir eine starke Fokussierung auf Qualität, Stabilität und Sicherheit – gleichzeitig aber auch eine hohe Technologieaffinität. Entscheidungen werden oft unternehmerischer und schneller getroffen, solange Vertrauen und Datenschutz gewährleistet sind. Die Bereitschaft, neue Technologien wie KI einzusetzen, ist hoch – vorausgesetzt, sie lassen sich sauber ins bestehende Geschäftsmodell einbetten.

Zusammengefasst: Der deutsche Markt ist anspruchsvoll, aber auch sehr lohnend – mit einer hohen Fachkompetenz, einem tiefen Verständnis für regulatorische Anforderungen und einem großen Potenzial für datengetriebene Innovationen. Wer hier erfolgreich sein will, braucht neben technologischer Exzellenz vor allem kulturelles Feingefühl und einen klaren Fokus auf Vertrauen, Transparenz und Nachhaltigkeit.

Was sind typische Vorbehalte deutscher Finanzinstitute gegenüber KI – und wie begegnen Sie diesen?

Typische Vorbehalte deutscher Finanzinstitute gegenüber dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: regulatorische Bedenken, technologische Skepsis und kulturelles Misstrauen – wobei diese Aspekte oft miteinander verbunden sind.

Das bedeutet: Ein KI-Modell darf nicht „gut“ sein, sondern muss in klar definierten Grenzen verlässlich und kontrollierbar funktionieren. 

Es gilt: Vertrauen ist der Schlüssel. Die KI muss ihre Grenzen kennen und dem Anwender zur Kenntnis bringen, in welchen Bereichen menschliche Unterstützung benötigt wird.

Wie gehen Sie bei Depowise mit regulatorischen Anforderungen um, gerade in einem stark überwachten Umfeld wie dem Finanzsektor?

Wir bieten eine hochgradig flexible Lösung, die es ermöglicht, die Funktionen in Bereichen wie z.B. Investment Compliance schnell an sich ändernde regulatorische Anforderungen anzupassen. Unsere Software unterstützt bereits das UCITS-Regelwerk „out of the box“, sodass Finanzinstitute von Anfang an sicherstellen können, dass ihre Investitionen den geltenden Vorschriften entsprechen. Darüber hinaus sind alle Prozesse auditierbar und bieten vollständige Transparenz, um den strengen Compliance-Anforderungen gerecht zu werden. Die Anpassungsfähigkeit unserer Software ermöglicht es, auch zukünftige regulatorische Veränderungen schnell zu integrieren, sodass wir unseren Kunden jederzeit eine zukunftssichere und rechtskonforme Lösung bieten können.

Wo stößt KI Ihrer Meinung nach heute noch an ihre Grenzen?

Auch wenn KI große Fortschritte gemacht hat, gibt es im Umfeld von Verwahrstellen klare Grenzen. Besonders relevant ist die fehlende Erklärbarkeit vieler KI-Modelle – im stark regulierten Finanzumfeld müssen Entscheidungen nachvollziehbar und auditierbar sein. Ein „Black Box“-Ansatz ist hier nicht tragfähig.

Zudem fehlt es oft an einheitlichen, qualitativ hochwertigen Daten, etwa bei Fondsberichten oder Verträgen – ohne saubere Datenbasis kann KI ihre Stärken nicht ausspielen. Auch das Verständnis komplexer juristischer und regulatorischer Texte ist für heutige Modelle noch eine Herausforderung.

Ein weiterer Punkt ist die regulatorische Unsicherheit: Der Einsatz von KI im Finanzbereich ist selbst noch nicht abschließend geregelt, was Unternehmen bei der Implementierung bremst. Und schlussendlich: Viele Verwahrstellen arbeiten mit älteren Systemen, in die sich moderne KI-Lösungen nur schwer integrieren lassen.

Technologisch ist vieles möglich – aber die Kombination aus Regulatorik, Datenqualität, Legacy-IT und Akzeptanz in den Fachabteilungen setzt der KI im Depositary-Umfeld derzeit noch klare Grenzen.

Wie wichtig ist es, Vertrauen bei den Nutzerinnen und Nutzern der Technologie aufzubauen – und wie gelingt das?

Vertrauen entsteht durch Transparenz, Erklärbarkeit und kontinuierliche Einbindung der Fachabteilungen. Es hilft enorm, wenn Nutzer die Modelle nicht nur nutzen, sondern auch mitgestalten können – etwa durch Feedback-Mechanismen, die das Modell verbessern.

Wichtig ist auch eine klare Governance: Wer ist verantwortlich, wenn etwas schiefläuft? Wie wurde das Modell trainiert? Gibt es Bias-Risiken? Je konkreter diese Fragen beantwortet werden, desto höher ist die Akzeptanz.

Kurz gesagt: KI muss nicht nur funktionieren, sondern auch verständlich, kontrollierbar und verlässlich sein. Dann entsteht das nötige Vertrauen – und echte Mehrwerte in der Praxis.

Wie sehen Sie die Rolle von Menschen künftig im Asset Servicing – bleibt KI ein Werkzeug oder wird sie zum Entscheider?

Aus unserer Sicht bleibt Künstliche Intelligenz auch in Zukunft in erster Linie ein Werkzeug – ein sehr leistungsfähiges, lernendes und zunehmend autonom agierendes Werkzeug, aber eben kein Ersatz für menschliche Entscheidungsverantwortung.

Gerade im Asset Servicing, wo regulatorische Konformität, Datenintegrität und Kundenvertrauen im Zentrum stehen, ist die menschliche Rolle unverzichtbar – als Kontrollinstanz, als Interpret, als Verantwortlicher für komplexe Entscheidungen. KI wird zunehmend operative Aufgaben übernehmen, Muster erkennen, Daten analysieren und Vorschläge machen – aber die finale Bewertung, insbesondere in kritischen oder nicht standardisierten Fällen, wird weiterhin beim Menschen liegen.

Man kann sagen: KI wird Entscheider unterstützen, aber niemals zu 100% ersetzen. Sie liefert Geschwindigkeit, Präzision und Skalierbarkeit – der Mensch sorgt für Kontext, Urteilsvermögen und Verantwortung. 

Erfolgreiches Asset Servicing der Zukunft wird genau dieses Zusammenspiel gezielt gestalten – als „human-in-the-loop“-Modell, bei dem sich Technologie und Fachwissen optimal ergänzen.

Was möchten Sie Finanzinstituten in Deutschland mitgeben, die sich gerade erst auf den Weg Richtung Automatisierung machen?

Automatisierung ist kein Selbstzweck – aber sie ist ein entscheidender Hebel, um mit dem steigenden Regulierungsdruck, komplexeren Datenflüssen und dem Fachkräftemangel umzugehen. Mein Rat an Institute, die am Anfang stehen: Fangen Sie pragmatisch an, aber denken Sie langfristig. Es geht nicht darum, alles von heute auf morgen zu automatisieren, sondern gezielt dort anzusetzen, wo Prozesse besonders fehleranfällig oder ressourcenintensiv sind.

Man muss das Rad nicht neu erfinden. Es gibt spezialisierte Anbieter, die genau wissen, worauf es im Verwahrstellenumfeld ankommt – technologisch und regulatorisch. Insofern ganz konkret:
Ein Anruf bei Depowise lohnt sich. Wir haben mit vielen Instituten in Europa bereits genau diesen Weg begleitet – von ersten Automatisierungsschritten bis hin zu KI-gestützten Analysen.

Wer früh beginnt, verschafft sich nicht nur Effizienz, sondern auch einen echten Wettbewerbsvorteil.

Bild: Frank Becker © Krõõt Tarkmeel

Wir bedanken uns bei Frank Becker für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

KI-Sport Assistenten von Wictory.ai für den Leistungssport

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KI-Sport Assistenten wictory.ai Gründer Klaus Müller stehend auf einer Empore ©Wictory.ai

Wictory.ai entwickelt einen KI-Sport Assistenten zur Trainingsoptimierung im Leistungssport – datengestützt, individuell und leicht in den Alltag integrierbar.

Könnten Sie uns die Gründungsgeschichte von Wictory.ai erläutern? Wer sind die Gründer?

Markus Unterweger und mich verbindet eine langjährige Freundschaft. Markus war der erste Kunde bei JENTIS, dem Startup, das ich vor Wictory.ai mit ins Leben gerufen habe. Aus dieser Partnerschaft hat sich eine enge Freundschaft entwickelt und die Absicht, gemeinsam ein Startup im Bereich künstliche Intelligenz, insbesondere KI-Sport Assistenten, zu gründen.

Inspiriert durch unsere gemeinsame Leidenschaft für Sport und Daten sowie unser Faible für Themen wie datengetriebene Intelligenz und Personalisierung von Coaching haben wir uns auf die Idee eines KI-Sport Assistenten zur Trainingsoptimierung im Sport gestürzt und ab Januar 2024 begonnen, erste Software-Prototypen zu bauen und zahlreiche Experteninterviews in punkto Anforderungsprofil zu führen.

Was ist die Vision von Wictory.ai? Welche Schritte unternehmen Sie, um diese zu realisieren?

Unsere Vision ist es, Leistungssportler und ihre Trainer auf der Grundlage Athleten-spezifischer Daten mittels künstlicher Intelligenz kontinuierlich erfolgreicher zu machen.

Wir sehen, dass die Sportwelt in so gut wie allen Bereichen im Zuge des technologischen Fortschrittes immer mehr von objektiven und datengetriebenen, systematischen Entscheidungen geprägt wird. Hier gibt es Parallelen zu anderen Industrien, die schon länger “data-driven” funktionieren, etwa dem E-Commerce.

Die Herausforderung im Sportbereich liegt dabei darin, einen 360º Dateneinblick zu erhalten und alle Informationen, von den Trainings- und Wettkampfdaten bis hin zu Erholungsdaten (Schlaf) und Ernährungsdaten in einem sogenannten “Data-Lake” zu sammeln, der dann mittels künstlicher Intelligenz ausgewertet und in entsprechende Trainingsmaßnahmen überführt werden kann.

Dies soll auch dazu beitragen, unser Gesundheitssystem in ein personalisiertes, präven-tionsorientiertes System zu transformieren, da sonst die Kosten weiter explodieren. 

Welche Zielgruppe spricht Wictory.ai mit dem KI-Sport Assistenten an? Wie erfüllen Sie deren spezifische Bedürfnisse?

Wictory.ai richtet sich primär an professionelle Trainer und Athleten und sehr bald auch Personal Trainer mit ihren Kunden. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Use Cases im Arbeitsumfeld, für die wir die geeigneten Vertriebspartner suchen.

Wir haben die Zielgruppen unseres KI-Sport Assistenten von Beginn an sehr eng in den Entwicklungsprozess eingebunden, um ihre Bedürfnisse optimal abbilden und in das Lösungskonzept und -design integrieren zu können. Unser Produkt wird kontinuierlich von seinen Zielgruppen getestet und deren Feedback fließt konsequent in die laufende Optimierung ein.

Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich als HealthTech-Startup konfrontiert? Wie gehen Sie damit um?

Der Gesundheitsbereich ist hochgradig reguliert, geprägt von i.d.R. langsamen Entscheidungsprozessen und unterliegt durchaus starker interessenpolitischer Einflussnahme.

Daher gehen wir in der ersten Wachstumsphase über den SportsTech-Bereich, da Stakeholder dort sehr rasch entscheiden und schnell valides und relevantes Feedback in die Produktentwicklung einbringen. Wir gehen davon aus, dass die uns zur Verfügung stehende Fachexpertise und renommierte Unterstützung aus dem Spitzensport sowie das Momentum aus dem Sportbereich uns dann eine erfolgversprechende Strategie für den Eintritt in den HealthTech-Bereich ermöglichen.

Des Weiteren: Regulatorische Säulen wie die DSGVO und der AI-Act sind in unserem Thema sehr wichtig. Deshalb haben wir bei der Produktentwicklung von Beginn an auf Privacy by Design gesetzt. So nutzen wir z.B. die IONOS Cloud aus Deutschland, um unsere Datenverarbeitung im sicheren EU-Rechtsraum umzusetzen. Unser System funktioniert aktuell auch komplett ohne personenbezogene Daten, sollte das von Nutzern gefordert werden.

Was unterscheidet die Technologie von Wictory.ai von anderen KI-Sport Assistenten?

Wir verkörpern die erste Generation an Unternehmen, bei der KI den Kern des Softwareprodukts darstellt und nicht nur ein wenig “Innovationsanstrich” ist.

Daher nennen wir unsere Technologie auch ein “System of Intelligence” in Abgrenzung zu etablierten Playern, die i.d.R. sogenannte “Systems of Records” aufgebaut haben.

Zudem haben wir für eine leichtere Nutzung durch die User bei klassischen Messenger-Diensten angedockt. Unsere User können darüber sehr leicht Daten wie Bilder vom Essen oder Audio-Nachrichten für das Trainingslogbuch an den KI-Sport Assistenten übermitteln. Dies funktioniert z.B. über WhatsApp oder Telegram – der Nutzer benötigt nur unsere Telefonnummer im Adressbuch und muss keine weitere App herunterladen.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Expansionen sind für Wictory.ai geplant?

Wir fassen derzeit neben den Säulen Training und Erholung auch das Thema Ernährung ins Auge. Hier gilt es noch viel zu tun, bis wir von einer datenbasierten, personalisierten Ernährung z.B. im Mannschaftssport sprechen können – übrigens einer der Faktoren, der weitere große Leistungssteigerungen im Spitzensport verspricht.

Wie gewährleistet Wictory.ai die Sicherheit und den Datenschutz der Nutzerdaten?

Beide Themen sind uns ein wichtiges Anliegen – und erfolgskritische Faktoren für unser Konzept. Unsere Lösung war und ist vom Start weg konsequent darauf ausgerichtet, sämtliche Datenschutzanforderungen, gerade auch im Gesundheitsbereich, bereits bei der Entwicklung der Technologie zu berücksichtigen. Dazu zählt auch, dass sämtliche Daten ausschließlich auf Servern deutscher Anbieter und in Deutschland gehostet werden und verschlüsselt sind. Was die Datensicherheit betrifft, so haben wir bei der Systemarchitektur der Datenlösung vom Start weg sehr hohe Anforderungen umgesetzt. Überdies haben wir mit Dipl. Ing. Max Schaffer (ehemals Telekom, Cyber Security-Experte) und Dr. Rainer Knyrim (Fachanwalt und führender Experte im Bereich Datenschutz) ein renommiert besetztes Advisory Board, das uns hierbei laufend berät und begleitet.

Welches Feedback haben Sie bisher von Nutzern zu Ihrer Plattform erhalten? 

Sehr viel Interesse und Anerkennung für die mutige und wegweisende Vision und Respekt für die Umsetzung. Die Versionen vom Prototypen bis zur aktuellen Closed Beta haben gezeigt, dass wir unsere Idee rasch umsetzen können, und mit der Pre Seed-Runde haben wir auch im Fundraising bei anerkannten Insidern überzeugen können.

Warum haben Sie sich für die Integration verschiedener Wearables und Gesundheitsdatenquellen entschieden? Welchen Mehrwert bietet dies den Nutzern?

Wir wollen eine offene Plattform sein, die einen konsequenten “Bring your own device”-Ansatz verfolgt, und kein Walled Garden, wie er gerne von Hardware-Anbietern vorangetrieben wird. Sportler sollen von der Verknüpfung von Daten verschiedenster Quellen profitieren. Kein Hersteller kann hier eine hochwertige all in one-Lösung liefern.  So erfordern z.B. Glukosesensoren ganz andere Technik als eine Smartwatch oder ein Wattmesssystem auf einem Rennrad.

Wir haben keine Ambition, selbst Hardware zu entwickeln, sondern wollen uns über starke Partnerschaften, wie z.B. die mit dem finnischen Wearable-Unternehmen Polar, aus dem Ökosystem bedienen.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern im Bereich HealthTech geben?

Zum einen, ein fundiertes Advisory Board zu rekrutieren – wenn ausgewiesene Experten bereit sind, ihren Namen und ihre Expertise für eine Idee herzugeben, ist sie wahrscheinlich eine gute.

Zum anderen schnell erste Prototypen zu erstellen (Rapid Prototyping) und damit möglichst viele Experten- und Anwender-Interviews zu führen.

Und last but not least – wenn man im Gesundheitsbereich tätig ist – eine starke Expertise im Bereich Regulierung im Gründerteam zu verankern.

Wie sehen Sie die Zukunft des datenbasierten Coachings im Sport? Welche Rolle möchte Wictory.ai darin spielen?

Datenbasierte Analytik und datenbasiertes Coaching mit individuell maßgeschneiderten Trainings-, Erholungs- und Ernährungsplänen werden die Zukunft im Leistungssport sein, da sich nur so relevante nachhaltige Leistungsverbesserungen realisieren lassen. Hier wollen wir in Europa die führende Plattform im Spitzensport werden und darüber die Türe zu anderen Segmenten öffnen.

Ihr Unternehmen hat kürzlich eine mittlere sechsstellige Pre-Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen. Wie planen Sie, dieses Kapital für die Weiterentwicklung von Wictory.ai einzusetzen?

Wir wollen die neuen Ressourcen vorrangig in die Produktentwicklung stecken und dort personell weiter ausbauen. Ein kleinerer Teil wird in den Auf- und Ausbau unserer Vertriebsaktivitäten – auch schon in den USA – gehen, und wir hoffen damit auch den Grundstein für die nächste Finanzierungsrunde zu legen. 

Bild Klaus Müller Gründer ©Wictory.ai

Wir bedanken uns bei Klaus Müller für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Die Höhle der Löwen am 28. April: Investoren & Pitches

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Die Höhle der Löwen am 28. April Löwen Investoren V.l.: Joel Enayat, Maximilian Schröpfer und Niklas Terrahe. V.l.: Joel Enayat, Maximilian Schröpfer und Niklas Terrahe präsentieren „pick’em“ -Zahnstocher mit Geschmack. Sie erhoffen sich ein Investment von 200.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile.Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Die Höhle der Löwen am 28. April: Fünf Startups im Fokus der Investoren

Am 28. April 2025 öffnet die „Höhle der Löwen“ auf VOX erneut ihre Pforten für innovative Gründerideen. Doch die 17. Staffel verspricht mehr als nur spannende Pitches: Für die Investoren Ralf Dümmel, Tijen Onaran, Tillman Schulz und Nils Glagau markiert diese Runde einen emotionalen Abschied. Umso genauer dürften die Augen der erfahrenen Business Angels auf den Nachwuchs gerichtet sein, der mit ambitionierten Plänen und Kapitalbedarf antritt.

Warum Die Höhle der Löwen am 28. April besonders spannend ist

„Die Höhle der Löwen“ ist längst mehr als nur eine TV-Show – sie ist ein Gradmesser für Innovationsgeist, Marktpotenzial und unternehmerische Vision in Deutschland. Wenn die Löwen am 28. April zurückkehren, erwarten die Zuschauer nicht nur neue Ideen, sondern auch Entscheidungen mit Symbolkraft. Der Abschied etablierter Investoren verleiht der Folge eine besondere Dynamik.

Sven Hannawald präsentiert als Markenbotschafter Hightech-Fitness für alle Generationen

Mit Max Fitness betritt ein prominenter Name die Löwenhöhle: Skisprung-Olympiasieger Sven Hannawald. Zusammen mit Oya Hertfelder und Christian Müller stellt er einen durchdachten Faszien-Trainer vor. Dank patentierter Halterung bleibt die Rolle fixiert – ein Sicherheitsplus, das sowohl für den Heimgebrauch als auch für physiotherapeutische Anwendungen relevant ist. Ergänzt wird das Training durch ein modular montierbares LeanBoard.

Hannawald fungiert dabei nicht nur als prominentes Gesicht, sondern ist als aktiver Markenbotschafter tief in die Vision von Max Fitness eingebunden. Seine sportliche Glaubwürdigkeit und sein Engagement unterstreichen die Seriosität und den Anspruch des Produkts.

Die Zielgruppe? Breit gefächert. Senioren, Reha-Patienten, Freizeitsportler. Der adressierte Gesundheits- und Wellnessmarkt wächst kontinuierlich. 240.000 Euro für 20 Prozent der Anteile stehen im Raum – ein Angebot mit Potenzial. Erste Reaktionen der Löwen deuten auf Anerkennung für die durchdachte Produktentwicklung und die Markenstrategie mit Hannawald hin.

Kaltplasma gegen Akne in der Höhle der Löwen am 28. April: Glim Skin will den Milliardenmarkt aufmischen

Dr. Friederike Kogelheide und Benita Botterhuis setzen mit Glim Skin auf Technologie aus der biomedizinischen Forschung. Ihr Kaltplasma-Hautpflegegerät wirkt gegen Akne, indem es Entzündungen hemmt und die Zellerneuerung stimuliert. Die Technologie entstand im Rahmen einer Promotion – wissenschaftlich fundiert und klinisch getestet.

Mit 300.000 Euro für 10 Prozent der Anteile peilt das Bochumer Startup den Eintritt in einen globalen Milliardenmarkt an. Die Fragen der Löwen drehen sich um Skalierbarkeit, Zulassungen und Differenzierung vom Wettbewerb. Die innovative Technologie stieß auf reges Interesse, nicht zuletzt wegen ihres disruptiven Potenzials im Beauty-Markt.

Viraler Hit erobert die Höhle der Löwen am 28. April: pick’em will den Einzelhandel mit Geschmacks-Zahnstochern revolutionieren

Was als Studentenprojekt begann, ist heute Europas reichweitenstärkster TikTok-Brand: pick’em. Die Zahnstocher mit Fruchtaroma treffen den Nerv der Zeit. Doch virale Klicks sind kein Garant für Einzelhandelserfolg.

Joel Enayat, Maximilian Schröpfer und Niklas Terrahe fordern 200.000 Euro für 15 Prozent. Ihr Ziel: Der Sprung von der Social-Media-Bühne in die Regale. Mit klarer Markenstrategie, auffälligem Design und einer Prise Selbstironie wollen sie den klassischen Impulsartikel neu besetzen. Die Löwen zeigten sich beeindruckt vom viralen Marketing, stellten jedoch kritische Fragen zur Nachhaltigkeit des ROI im stationären Handel.

Sicherheit für junge Hundehalter: little Captain revolutioniert das Gassi gehen

Gründer Christoph Graf aus Heidelberg präsentiert mit „little Captain“ die erste kindersichere Hundeleine. Der magnetische Mechanismus sorgt dafür, dass Kinder bei plötzlichen Bewegungen des Hundes nicht mitgezogen werden. Ein Markt, der Tierliebe mit Sicherheitstechnologie verbindet.

Mit einem Investment von 100.000 Euro für 25,1 Prozent will das Startup skalieren. Die Nachfrage nach Produkten für Familien mit Haustieren ist hoch – das Konzept trifft einen emotionalen wie praktischen Nerv. Erste Investorenreaktionen zeigten Sympathie, gepaart mit wirtschaftlicher Neugier auf die Marktdurchdringung.

Nachhaltige Würzrevolution aus Pilzen: re.garum will die Lebensmittelindustrie verändern

re.garum denkt Brühwürfel neu. Stephanie Lüpold und Gregor Wenter fermentieren Nebenprodukte wie Molke oder übergroßes Gemüse mit Pilzkulturen zu natürlichen Würzsoßen. Der Vorteil: Keine Zusatzstoffe, reduzierter Salzgehalt, echter Geschmack.

Der Herstellungsprozess ist komplex, aber skalierbar. Drei Wochen dauert die Produktion, statt vieler Monate wie bei klassischer Fermentation. Die Forderung: 400.000 Euro für 10 Prozent. In Zeiten von Zero Waste und Nachhaltigkeit ein Angebot mit Weitblick. Die Löwen reagierten mit Respekt auf den technologischen Anspruch und die Möglichkeit zur Disruption im traditionellen Lebensmittelmarkt.

Fazit: Die Höhle der Löwen am 28. April Startups, Visionen und Investments im Fokus

Auch in dieser Auftaktfolge der 17. Staffel zeigt sich, warum „Die Höhle der Löwen“ am 28. April wieder für viele Gründerinnen und Gründer zur einmaligen Chance wird. Die Mischung aus technologischen Innovationen, cleverem Produktdesign und klarer Zielgruppenansprache zeigt, dass deutsche Startups wirtschaftlich wie strategisch stark aufgestellt sind.

Die Folge verbindet emotionale Geschichten mit fundierten Geschäftsmodellen. Fünf Gründungsteams präsentieren Produkte, die aktuelle gesellschaftliche Bedarfe treffen – von Gesundheitsvorsorge über Familienleben bis hin zu nachhaltiger Ernährung.

Unsere Empfehlung: Seien Sie bei Die Höhle der Löwen am 28. April dabei und lassen Sie sich von den Ideen und Investitionsentscheidungen inspirieren. Weitere Analysen, Investoren und spannende Gründerstorys finden Sie in unserer Kategorie GründerTalk!

Bild: V.l.: Joel Enayat, Maximilian Schröpfer und Niklas Terrahe. V.l.: Joel Enayat, Maximilian Schröpfer und Niklas Terrahe präsentieren „pick’em“ -Zahnstocher mit Geschmack. Sie erhoffen sich ein Investment von 200.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile.Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

2 Minuten 2 Millionen am 22. April: Vorschau auf die Folge

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2 Minuten 2 Millionen am 22. April die Gründer von Naturally Noughty beim Pitch im Studion von 2 Miniten 2 Millionen für dei Aussstralung am 22 April!

2 Minuten 2 Millionen am 22. April: Ingwer-Spray, Rückengurt und WG-Matching – Vorschau auf eine der wildesten Folgen

„Des is a Wahnsinn, i bin jetzt schon geil!“ – mit dieser unvergesslichen Reaktion bringt Investor Christian Jäger die Stimmung auf den Punkt, die am Dienstag, den 22. April 2025, bei 2 Minuten 2 Millionen auf PULS 4 zu erwarten ist. Vier Start-ups präsentieren ihre Produkte – darunter ein biozertifiziertes Intimspray, ein innovativer Rückengurt, eine clevere Wochenbettbox und eine Plattform zur Digitalisierung des WG-Markts. Diese Mischung verspricht eine der vielseitigsten und unterhaltsamsten Folgen der Staffel zu werden.

Die Start-ups der Folge vom 22. April

1. Naturally Naughty (Deutschland):
Ina Neumann und Ingwer Søerensen bringen ein Intimspray auf Ingwerbasis ins Studio – biozertifiziert, antibakteriell, wärmend und aphrodisierend. Der Clou: Das Spray ist essbar und lässt sich auch als aromatischer Zusatz für Speisen und Getränke verwenden. Das Produkt vereint Humor und Wirkung – und bringt Christian Jäger fast aus dem Konzept bei 2 Minuten 2 Millionen am 22. April.

2. ROOZENBELT® (Vorarlberg):
Physiotherapeut Eric Roozendaal hat mit ROOZENBELT® einen Rückengurt entwickelt, der durch fünf Minuten Anwendung täglich die Tiefenmuskulatur aktiviert und Bandscheiben entlastet. Der Live-Test durch Investor Erich Falkensteiner bringt Bewegung in die Runde – samt Forderung nach einem Feierabendbier.

3. Nappy Petite (Niederösterreich):
Hebamme Sophia Müllauer kennt die Herausforderungen junger Eltern nach der Geburt. Ihre Lösung: eine Wochenbettbox mit den wichtigsten Produkten und QR-Codes zu Videos mit fachlichem Rat. Ein emotionales, praxisnahes Produkt mit viel Alltagsrelevanz bringt sie in 2 Minuten 2 Millionen am 22. April.

4. Friends in Flats (Wien):
Mathias-Christoph Molnar will mit seiner Plattform den WG-Markt neu denken. KI-basiertes Matching trifft auf automatisierte Vermieterverwaltung. Das Ziel: weniger Aufwand, bessere Passung – und ein entspannterer WG-Alltag.

Wer sitzt in der Jury?

Die Investorenrunde besteht aus bekannten Namen: Katharina Schneider, Christian Jäger, Eveline Steinberger, Alexander Schütz, Mathias Muther, Charlotte Braunstorfer und Erich Falkensteiner. Sie entscheiden, ob es am Ende nur Applaus oder auch Kapital gibt – oder beides.

Warum diese Folge zum Gesprächsthema werden könnte

Kaum eine andere Folge der Staffel bringt so unterschiedliche Lebensbereiche zusammen, wie die Episode am 22. April bei „2 Minuten 2 Millionen“.

  • Ein Sexualprodukt mit Selbstironie,
  • ein Rückentool für den Massenmarkt,
  • ein smarter Familienhelfer,
  • und eine Lösung für urbanes Zusammenwohnen.

Diese Themen betreffen viele – und jedes Start-up bietet eine eigene Perspektive auf das, was Gründung 2025 ausmacht: praktische Lösungen, echte Nutzerrelevanz, klarer Nutzen statt bloßem Tech-Hype.

Warum sich das Einschalten lohnt – besonders für Gründer

2 Minuten 2 Millionen ist nicht nur Show, sondern auch Bühne für Ideen, die im echten Leben funktionieren sollen. Die Folge vom 22. April zeigt ganz klar:

  • Wie man Produkte mit Story und Haltung präsentiert
  • Wie unterschiedlich ein Pitch wirken kann – vom frechen Aha-Moment bis zur sachlichen Demonstration
  • Welche Fragen Investoren wirklich stellen – und worauf sie Wert legen

Fazit: 2 Minuten 2 Millionen am 22. April um 20:15 Uhr einschalten

Die Folge von 2 Minuten 2 Millionen am 22. April auf PULS 4 verspricht nicht nur Lacher, sondern auch jede Menge Gesprächsstoff. Vier Start-ups mit völlig unterschiedlichen Ansätzen zeigen, wie bunt und lösungsorientiert die Szene aktuell ist. Wer Interesse an Unternehmertum, Produktentwicklung oder einfach spannenden Ideen hat, ist bei dieser Sendung genau richtig.

Foto/Quelle: ProsiebenSat1Puls4 – @ Gerry-Frank

Die Verkehrs- und Mobilitätspolitik zementiert alte Rollenmuster

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boris von heesen im interview über auto männer verkehrswende interview zur hercareer

Woran scheitert eigentlich die Verkehrswende? Am Patriarchat, sagt Männerberater und Autor Boris von Heesen. Männer hängen zu sehr an ihrem Automobil, das ihnen als Rüstung und als Statussymbol ein Gefühl der Macht vermittelt. Ein Gespräch über Dominanz, unterdrückte Gefühle und darüber, dass Frauen statistisch betrachtet eindeutig die besseren Fahrerinnen sind.

„ …Wenn es ums Auto geht, geht es ans Eingemachte, und da reagieren viele Männer schnell aggressiv. “

herCAREER: Was haben männliche Stereotype und die Automobilindustrie gemeinsam, Boris?

Boris von Heesen: Die männliche Sozialisation und Prägung findet im Automobil eine, ich sage mal, unschöne Fortsetzung: Laut sein, dominant sein, immer die Konkurrenz im Blick haben und vor allem: nicht mit sich selbst in Kontakt kommen.

herCAREER: Was tun die Männer stattdessen?

Boris von Heesen: Männer definieren sich stark über Besitz und das Auto fungiert hier sowohl als Statussymbol als auch als Rüstung. Eine Art Ritterrüstung um ihre Gefühlswelt herum. Sie schotten sich ab und identifizieren sich dann über ihr Auto, anstatt sich zu fragen: Wer bin ich eigentlich? Und diese Stereotype werden im Mobilitätssektor immer wieder aufgegriffen und reproduziert.

herCAREER: Volker Wissing kämpft(e) als Bundesverkehrsminister so vehement gegen das Tempolimit wie Friedrich Merz gegen die Abschaffung des § 218. Er behauptete immer wieder, die Bevölkerung wolle keine Anpassung, obwohl laut EY Energie Radar 74 Prozent der Bevölkerung für ein Tempolimit von 130 km/h sind. Laut ADAC sind 55 Prozent der Mitglieder pro Tempolimit, bei den Frauen steigt der Anteil. Warum werden die Wünsche der Wähler:innen ignoriert?

Boris von Heesen: Hier treffen sich die Männerbünde aus Politik und Autoindustrie: Es gehört zum Markenkern der deutschen Autoindustrie, immer leistungsstärkere, immer größere und immer sicherere Fahrzeuge zu bauen – damit der Mensch auch bei solchen Geschwindigkeiten die Chance hat, einen Unfall zu überleben. Da zeigt sich eine unheilige Verbindung zwischen Wirtschaft und Politik. Lobbying ist in vielen Bereichen wichtig, aber wenn bestimmte Interessengruppen so viel Geld haben und investieren, dann hat das negative Folgen für unsere Gesellschaft. Hohes Tempo sorgt für einen enorm hohen CO2-Ausstoß, es sterben unnötig viele Menschen und es hat einen negativen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl anderer Verkehrsteilnehmer:innen.

herCAREER: In deinem Buch „Mann am Steuer“ beschreibst du Situationen, die wir alle kennen. Auf der Autobahn von Rasern bedrängt zu werden: das Fahrzeug im Nacken, die Lichthupe im Rückspiegel. Nicht nur auf der Straße sind Frauen diesem Verhalten ausgesetzt. Auch abseits der Straße fühlen wir uns oft bedrängt. Was steckt dahinter?

Boris von Heesen: Ich glaube, hier sind tiefsitzende patriarchale Reflexe am Werk. Weil sie mit diesem künstlich aufgeblasenen Ich herumfahren, meinen Männer, ein Recht auf Geschwindigkeit und Raum zu haben. Und das wird dadurch honoriert, dass andere Männer diesen vorbeiheizenden 5er und 7er BMWs auch noch verliebt hinterherschauen.

herCAREER: Wenn wir also über Tempolimits und CO2-Einsparungen reden, glaubt der privilegierte Mann, ihm würde etwas weggenommen. Ist die stagnierende Mobilitätswende also auf Verlustängste zurückzuführen?

Ja. Diese fragile Männlichkeit erlebe ich gerade wieder in den Kommentaren zu meinem Buch. Wenn es ums Auto geht, geht es ans Eingemachte, und da reagieren viele Männer schnell aggressiv.

herCAREER: Du arbeitest als Männerberater und hilfst Männern in Lebenskrisen – da kann man dir nicht vorwerfen, ein Männerhasser zu sein.

Boris von Heesen: Natürlich will ich mit dem Buch auch einen Diskurs provozieren. Aber letztlich bin ich davon überzeugt, dass es den Männern besser ginge, wenn sie dem Auto nicht so eine große Rolle in ihrem Leben einräumen würden. Sie wären dann hoffentlich gesünder, hätten mehr Geld zur Verfügung und wären mehr in Kontakt mit sich selbst.

herCAREER: Stattdessen erleben wir einen gesellschaftlichen Autozentrismus. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Autozentrismus bedeutet, dass vor allem im verkehrspolitischen Raum das Auto in den Mittelpunkt des Handelns gestellt wird. Bei der Verkehrsplanung, bei der Vergabe von Budgets – immer geht es darum, dem Auto die besten Rahmenbedingungen zu verschaffen. Dabei wird übersehen, dass es gerade in den Kommunen nicht nur bessere, sondern auch gesündere und wirtschaftlichere Formen der Fortbewegung gibt. Hier trifft der Autozentrismus auf das Konzept der Autonormativität.

herCAREER: Was bedeutet das?

Boris von Heesen: Autonormativität bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung und bedeutet, dass das Auto als Norm der Mobilität wahrgenommen wird. Alles andere, also Radfahren oder zu Fuß gehen, ist eine Abweichung von der Norm.

herCAREER: Das Auto ist für die Mobilität das, was nach Caroline Criado-Perez im Alltag der weiße Mann ist? Der Maßstab, das Maß aller Dinge?

Boris von Heesen: Genau. Und damit schließt sich der Kreis. Die Verkehrs- und Mobilitätspolitik zementiert im Grunde die alten Rollensysteme. Autonormativität und Autozentrismus sind eine Fortsetzung patriarchaler Dominanz.

herCAREER: Deine Forschung basiert immer auf repräsentativen Daten. Gibt es genügend verlässliche und nach Geschlecht aufgeschlüsselte Daten?

Boris von Heesen: Ja, und sie zeichnen ein klares Bild: Männer führen alle Verkehrsstatistiken an, im negativen Sinne. Unfälle mit Verletzten und Toten, Verkehrsunfälle, Verkehrsdelikte, Drogen und Alkohol am Steuer, Geschwindigkeitsübertretungen. Selbst männliche Radfahrer und Fußgänger sind häufiger in Unfälle verwickelt als weibliche Verkehrsteilnehmerinnen. 92 Prozent aller Führerscheinentzüge gehen auf das Konto von Männern! Man muss sich das mal vorstellen: Würden Männer so fahren wie Frauen, gäbe es in Deutschland kaum noch Führerscheinentzüge.

herCAREER: Mehr weiblicher Einfluss in der Mobilität: Mit einer Verkehrsministerin wäre das aber noch nicht erreicht, oder?

Nein, aber es wäre ein starkes Signal. Es wäre die erste deutsche Verkehrsministerin und sie würde hoffentlich auf Parität bei den Staatssekretär:innen bestehen, so dass ein Dominoeffekt entstehen kann. Aber ich mache mir natürlich keine Illusionen. Keine Verkehrsministerin könnte innerhalb einer Legislaturperiode Geschlechterparität in den Gremien der Verkehrspolitik oder der Automobilindustrie herstellen.

herCAREER: Das klingt alles recht hoffnungslos. Wie könnte man deiner Ansicht nach eine Mobilitätswende konstruktiv vorantreiben?

Boris von Heesen: In meinem Buch skizziere ich ein Projekt, eine Behörde, ich nenne sie Mobil 2045, die sich vor allem um Verkehrs- und Mobilitätserziehung kümmert. Derzeit endet die Verkehrserziehung in der Grundschule und wird für die Führerscheinprüfung kurz wieder aufgenommen. Das war’s dann.  Mit Mobil 2045 würde die Verkehrserziehung ein Leben lang andauern. Wer informiert ist, lernt, sich ökonomischer fortzubewegen. Es gäbe weniger Unfälle, weniger Gewalt, weniger Provokationen auf der Straße. Wir können ältere Menschen in den Blick nehmen und sie proaktiv für Gefahren und alternative Mobilitätslösungen sensibilisieren.

herCAREER: Wie könnte das alles finanziert werden?

Boris von Heesen: Fragen wir uns, welche Folgekosten die aktuelle neoliberal und patriarchal geprägte Verkehrspolitik verursacht: All die Verkehrsunfälle, all die Schwerverletzten, all die Staus, all die Verzögerungen in irgendwelchen Lieferketten? Ich bin sicher, dass die Finanzierung einer solchen Behörde ein Klacks wäre, allein weil sie diese Kosten reduzieren könnte. Ich bin überzeugt, dass Mobil 2045 mit geschickter Kommunikation und den richtigen Maßnahmen Milliarden einsparen könnte. Und spätestens nach einer Generation hätten die Menschen gelernt, wie sinnvoll Radfahren und zu Fuß gehen eigentlich für Seele und Körper sind.

Das Interview führte herCAREER-Redakteurin Kristina Appel.

Boris von Heesen (*1969) ist Wirtschaftswissenschaftler mit ersten beruflichen Stationen bei der Diakonie in Bayern und der Drogenhilfe in Frankfurt am Main. Er ist Gründer eines der ersten deutschen Online-Marktforschungsinstitute. Heute arbeitet er als Männerberater und geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfeträgers. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich als Autor und Referent mit dem Thema kritische Männlichkeit und veröffentlichte bereits zwei erfolgreiche Bücher zum Thema. Sein aktuelles Buch „Mann am Steuer. Wie das Patriarchat die Verkehrswende blockiert“ ist im März 2025 beim Heyne Verlag erschienen.

Auf der diesjährigen herCAREER Expo am 9. und 10. Oktober im Münchener MOC wird Boris von Heesen beim Authors-MeetUp auf der herCAREER Expo 2025 mit Katrin Habenschaden, Leiterin Nachhaltigkeit & Umwelt bei der Deutschen Bahn AG sprechen.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

EM-POWER EUROPE: Wie Startups das Stromnetz neu denken

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EM-POWER-EUROPE Ein paar Messebesucher bei einem Vortrag sitzend auf Würfeln und Stühlen im Hintergurnd findet man ein paar Stände auf der Messe

Smart Grids Reloaded: Wie Startups auf der EM-POWER EUROPE die Energiebranche neu denken

Die Energiewende braucht keine Roadmap – sie braucht Macher. Und genau die treffen sich vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der EM-POWER EUROPE in München.

Wind und Sonne bringen frischen Schwung ins Netz – aber auch Turbulenzen. Denn erneuerbare Energie kommt, wann sie will, nicht wann sie gebraucht wird. Gleichzeitig verändern Wärmepumpen, E-Autos und dezentrale Erzeuger das Spiel grundlegend. Was früher ein planbares Versorgungssystem war, ist heute ein komplexes Geflecht aus Angebot, Nachfrage und Echtzeitsteuerung.

Der Schlüssel, um dieses neue Energiesystem zu bändigen? Flexibilität. Und genau hier setzen die Startups an, die auf der EM-POWER EUROPE in Halle C5 ihre Lösungen präsentieren. Mit Tempo, Technik und einer klaren Mission: das Stromnetz intelligenter, effizienter und profitabler zu machen.

Spine GmbH: Der App-Store fürs Stromnetz

Stell dir vor, dein Stromzählerkasten wird zum digitalen Steuerzentrum – und du steuerst deine Energie über Apps, wie auf dem Smartphone. Genau das ist die Idee der Münchner Spine GmbH. Die Gründer – allesamt aus der Solarbranche – entwickeln eine Softwareplattform, die lokal auf einer Box im Zählerschrank läuft. Darauf lassen sich Anwendungen installieren, die den Stromverbrauch entweder marktbasiert oder netzdienlich regeln.

Der Clou: Eine einzige Hardware reicht. „Es ist unpraktisch, für jede Funktion ein neues Gerät einzubauen“, sagt CEO Martin Stötzel. Die Spine-Plattform ersetzt das. Eine App für dynamische Stromtarife, eine für Netzstabilität, eine für E-Auto-Ladung – alles läuft über ein zentrales System. Zielgruppe: Versorger, Installateure und Immobiliengesellschaften, die ihren Kunden eine einfache, smarte Lösung anbieten wollen.

Was wie ein cleverer Shortcut wirkt, ist in Wahrheit ein System, das die Digitalisierung der Energieversorgung auf ein neues Level hebt – ohne technische Hürden für Anwender.

Bohr Energie: Kleine Erzeuger, große Wirkung

PV-Anlage auf dem Hallendach? Wasserkraftwerk im Nebental? Speicher im Keller? Was früher nur Strom erzeugte, ist heute ein potenzieller Player am Energiemarkt. Bohr Energie, ein Startup aus Südfrankreich, hilft kleinen und mittleren Stromerzeugern dabei, diesen Markt zu nutzen.

Schon ab 500 kW Erzeugungsleistung können Produzenten teilnehmen. Die Software analysiert Marktdaten in Echtzeit, optimiert den Einspeisezeitpunkt und verhindert Verluste durch negative Preise. Betreiber müssen dafür keine Technik nachrüsten – sie sehen alles bequem in einer App. Der Strom wird im Hintergrund automatisch zur besten Zeit verkauft.

„Wir senken die Einstiegshürde – unsere Kunden müssen keine Energiehändler sein“, sagt Mitgründer Julien Haure. Das Startup bündelt Erzeuger zu einem virtuellen Aggregator, der sich am Markt behauptet. Nach dem erfolgreichen Start in Frankreich folgt jetzt der Sprung nach Europa. Die EM-POWER EUROPE ist dafür genau der richtige Ort, um Kontakte zu knüpfen – und Investoren zu überzeugen.

Blindleister GmbH: Geld mit dem Unsichtbaren

Blindleistung – ein sperriger Begriff für etwas, das niemand sieht, aber jeder braucht. Ohne sie funktionieren Stromnetze nicht stabil. Früher kam sie automatisch von Großkraftwerken. Heute wird sie gezielt ausgeschrieben – und damit zur Einnahmequelle.

Blindleister GmbH aus Berlin hat das Potenzial erkannt. Ihre cloudbasierte Software ermöglicht es Betreibern von PV-Anlagen, Speichern oder Windrädern, überschüssige Blindleistung zu vermarkten. Dabei entsteht ein virtuelles Kraftwerk – nur für Netzstabilität.

„Meist ist keine neue Hardware nötig“, sagt CEO Niklas Reinhardt. Die Steuerung läuft über vorhandene Frequenzumrichter. Für Netzbetreiber ein Gewinn, für Anlagenbetreiber eine zusätzliche Einnahmequelle. Was nach technischer Nische klingt, ist in Wahrheit ein wachsender Markt mit hoher Relevanz – gerade in einem dezentralisierten Stromsystem.

Narrowin GmbH: Sicherheit fürs digitale Netz

Mit der Digitalisierung der Stromnetze wächst auch die Angriffsfläche. Ob Malware aus dem Internet oder infizierte Geräte vor Ort – kritische Infrastrukturen brauchen heute mehr Schutz als je zuvor. Die Schweizer Narrowin GmbH hat sich genau darauf spezialisiert.

Eines ihrer Tools ist die „Netzwerkdiode“ – ein Gerät, so groß wie eine Powerbank, das zwischen Endgerät und Netzwerk geschaltet wird. Es funktioniert wie ein Türsteher: Es kontrolliert den Datenverkehr in beide Richtungen, lässt keine Schadsoftware durch – weder rein noch raus.

Dazu kommt die Software „Network Explorer“. Sie scannt Netzwerke, erkennt Sicherheitslücken, zeigt die Struktur – und hilft Betreibern, schneller auf Probleme zu reagieren. „Gerade bei Systemen mit vielen Sensoren und Steuergeräten schafft das Transparenz und Kontrolle“, sagt Mitgründer Tim Senn. Ob für Umspannwerke, Stadtwerke oder Kliniken – die Lösungen von Narrowin bringen Cybersicherheit dorthin, wo sie oft fehlt.

Halle C5: Wo Energie-Startups sichtbar werden

Die Start-up Area der EM-POWER EUROPE ist kein Showroom – sie ist Schaltzentrale für neue Ideen. Auf 4.000 Quadratmetern treffen rund 150 junge Unternehmen auf Investoren, Kunden, Partner und Medien. Sie zeigen nicht nur Prototypen, sondern marktfähige Produkte – oft schon im Einsatz, aber mit Skalierungspotenzial.

Ob Netzbetreiber, Stadtwerke oder Energieberater – wer nach Lösungen für die Praxis sucht, findet hier Input. Wer Kapital sucht, trifft auf Entscheidungsträger. Und wer verstehen will, wie das Stromnetz von morgen funktioniert, findet Inspiration. Kurz: Halle C5 ist das kreative Epizentrum der Energiewirtschaft.

EM-POWER EUROPE: Pflichttermin für Innovation im Energiesektor

Die EM-POWER EUROPE ist mehr als eine Messe – sie ist Plattform für Innovation. Sie bringt Menschen zusammen, die an einem neuen Energiesystem arbeiten: digital, dezentral, datenbasiert. Als Teil von The smarter E Europe läuft sie parallel zu Intersolar Europe, ees Europe und Power2Drive Europe – zusammen bilden sie Europas größte Energiefachmesse mit über 3.000 Ausstellern und mehr als 110.000 Besuchern.

Das Angebot reicht von Batteriespeichern über Ladeinfrastruktur bis zu Energiemarktplätzen. Ergänzt wird die Messe durch die EM-POWER EUROPE Conference, bei der internationale Experten diskutieren, wie Netze smarter, Prosuming attraktiver und Flexibilität zur neuen Währung wird.

Fazit: Startups bringen Tempo in die Energiewende – und die EM-POWER EUROPE zeigt, wie

Der Wandel im Energiesektor ist in vollem Gange – getrieben von Technologien, die nicht im Labor bleiben, sondern direkt am Netz wirken. Ob flexible Steuerung, neue Märkte oder digitale Sicherheit: Es sind Gründerinnen und Gründer, die aus Ideen konkrete Werkzeuge machen – schnell, skalierbar und marktnah.

Die EM-POWER EUROPE zeigt in Halle C5, wie genau das gelingt. Hier trifft man nicht nur auf Prototypen, sondern auf einsatzbereite Lösungen, Businessmodelle und Teams, die wissen, wie Netzstabilität, Energieeffizienz und neue Wertschöpfung zusammenspielen.

Was bei Spine wie ein App-Store für Energie wirkt, entlastet in Wirklichkeit überforderte Installateure. Bohr Energie denkt den Strommarkt neu – mit Algorithmen, die im Hintergrund jede Kilowattstunde zum bestmöglichen Zeitpunkt handeln. Und Blindleister hebt eine Ressource, die bisher kaum jemand beachtet hat, ins Rampenlicht: Blindleistung als Handelsgut.

Gerade für Startups, Investoren und Innovationsverantwortliche bietet die EM-POWER EUROPE einen Blick in die Praxis einer neuen Energielogik – offen, digital und wirtschaftlich gedacht. Nicht als Vision, sondern als Markt in Bewegung.

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