Samstag, November 22, 2025
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Wie real wird digital – und was bedeutet das für unsere Fabriken?

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RIIICO: 3D-Modelle von Fabriken mit Künstlicher Intelligenz RIIICO Founding Team Bild Patrick Mertens, Jan Büchsenschütz und Felix Fink © Siemens AG

RIIICO digitalisiert reale Fabriken mithilfe künstlicher Intelligenz und macht komplexe Produktionsumgebungen als interaktive 3D-Modelle planbar

Wie ist die Idee zu RIIICO entstanden und wer steht hinter dem Unternehmen?

RIIICO wurde inmitten der Covid-19 Pandemie von drei Alumni der RWTH Aachen gegründet. In dieser Zeit trat deutlich zum Vorschein, was viele bereits vorausgesehen hatten – die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gerät immer mehr unter Druck. RIIICO wurde aus der Überzeugung heraus gegründet, dass die traditionelle Art und Weise wie Fabriken geplant und designt werden, nicht mehr funktioniert. Ein von Schnelllebigkeit geprägtes Marktumfeld stellt ganz besonders für die Produzenten großer Maschinen- und Anlagenbauer eine große Herausforderung dar. Deshalb fingen wir in den Räumlichkeiten der Uni an, eine Lösung zur 3D-Visualisierung ganzer Fabrikanlagen, zu entwickeln, die es Unternehmen ermöglicht schnell Veränderungen auf Ihrer Fabrikfläche umzusetzen.

Was war der Auslöser dafür, reale Fabriken in digitale Zwillinge zu transformieren?

Das Potential digitaler Zwillinge ist immens und seit Jahren wird in Technologien zur Visualisierung von Fabriken investiert. Allerdings sind etablierte Methoden zeit- und kostenaufwendig. Mit RIIICOs Ansatz lässt sich der Prozess erheblich vereinfachen und beschleunigen. Unsere KI erkennt nicht nur viele Objekte in der Visualisierung automatisch, sondern generiert direkt ein individuelles 3D-Modell für jedes einzelne Element. Auf diese Weise kann direkt mit den Daten gearbeitet werden. Ingenieurinnen können RIIICO verwenden, um früh Konzepte zu evaluieren und umzusetzen. Durch die Ableitung aus der Realität kann unseren Daten direkt vertraut werden, was viele Herausforderungen löst und Planungszyklen einspart.

Welche Vision verfolgt RIIICO langfristig und wie arbeitet ihr darauf hin?

Die produzierende Industrie benötigt höhere Planungsflexibilität, um mit kürzeren Produktlebenszyklen, unvorhersehbarer Nachfrage und globalen Veränderungen der Absatzmärkte Schritt zu halten. Wir sind überzeugt, dass jeder Hersteller dafür die Möglichkeit haben muss, proaktiv und datenbasiert handeln zu können. Indem wir mittels künstlicher Intelligenz die Realität der Fabrik direkt digital abbilden, schaffen wir ein leistungsstarkes Werkzeug, welches die Wirklichkeit der Fabrik jedem Mitarbeitenden zugänglich macht und ihn befähigt aktiv mitzugestalten. Langfristig tragen wir dazu bei, die Synchronisation zwischen Realität und Digitalwelt zu ermöglichen.

Welche Unternehmen oder Branchen profitieren besonders von eurer Lösung?

Unsere Lösung eignet sich besonders für die Umplanung von Bestandsfabriken – und ganz besonders für solche Unternehmen der diskreten Fertigung. Überall dort, wo große Maschinen und Anlagen gebaut werden, kann RIIICO zum Einsatz kommen, beispielsweise in der Automobilindustrie. Erprobte Anwendungsfälle reichen von der Inbetriebnahme einer neuen Automatisierungslösung bis hin zu Integrationen neuer Produkte in laufende Produktionen. Letzteres kommt einer Operation am offenen Herzen gleich und wird durch RIIICOs Ansatz, der realitätstreue 3D-Objekte mit umfänglicher Kompatibilität vereint, schneller, präziser und reibungsloser.

Wie gelingt es euch, komplexe Produktionsumgebungen in verständliche digitale Modelle zu übersetzen?

Der Kern unserer Technologie ist ein eigens entwickeltes KI-Modell, das Objekte anhand ihrer 3D-Geometrie direkt in der realen Umgebung erkennt. Anders als klassische Bilderkennung arbeitet unser Ansatz mit räumlicher Wahrnehmung. Dadurch können wir nicht nur Objekte klassifizieren, sondern auch deren genaue Maße und Positionen im Raum erfassen. Auf Basis dieser erkannten Objekte erzeugen wir durch eine Reihe nachgelagerter Prozesse hochauflösende, strukturierte 3D-Modelle. Diese sind vollständig kompatibel mit gängigen 3D-Systemen und Planungssoftwares. So entsteht eine präzise digitale Repräsentation der realen Produktionsumgebung – direkt aus der Realität, ohne Umweg über manuelle Modellierung.

Was unterscheidet RIIICO von anderen Anbietern im Bereich Fabrikplanung?

Jahrzehntelang wurden Industrieanlagen als Neubauten auf der sprichwörtlichen grünen Wiese geplant. Heute erfolgt ein Großteil der Planung jedoch im Bestand – also in bereits existierenden Fabriken. Viele Anbieter arbeiten dabei mit manuell erstellten, virtuellen Modellen, die häufig nicht exakt mit der Realität übereinstimmen. Solche Planungen funktionieren oft gut – bis sie in die Umsetzung gehen. Ein alltägliches Beispiel: Jeder hat schon einmal versucht, eine zu große Couch durch ein zu kleines Treppenhaus zu bewegen. Bei der Fabrikplanung ist das nicht anders.

Plötzlich steht eine tragende Säule zwei Meter weiter links, ein Lüftungsrohr verläuft mitten durch die neue Zwischenbühne und 200 m² Fläche, die eigentlich für die Logistik eingeplant waren, existieren schlicht nicht. Solche Überraschungen auf Tausenden Quadratmetern bei laufender Produktion verursachen erhebliche Kosten und Verzögerungen. Wir leiten die Planungsgrundlage direkt aus der realen Fabrikumgebung ab – schneller als jede manuelle Zeichnung und mit deutlich höherer Präzision. So schaffen wir Vertrauen, dass Simulation und Vorplanung der Realität standhalten – von Anfang bis zur Umsetzung.

Mit welchen Herausforderungen seid ihr in der bisherigen Entwicklung konfrontiert worden?

Eine komplexe Technologie wie unsere bringt viele Herausforderungen mit sich. Am Ende gibt es sehr viele Menschen von der Person auf dem Shopfloor bis hoch zur C-Suite, die zur Wettbewerbsfähigkeit ihrer Fabrik beitragen wollen. Viele von ihnen arbeiten seit Jahrzehnten im Unternehmen. Ihnen liegt der Standort am Herzen. Uns war daher wichtig, dass unsere 3D Modelle auch von Menschen genutzt werden können, die bisher keinen Zugang zu Planungstools haben, weil sie beispielsweise keine Software oder leistungsstarke Computer zur Verfügung hatten. Der KI-Kern allein reicht dafür nicht aus. Wir standen vor der Herausforderung, eine Software zu entwickeln, die Gigabyte große 3D-Modelle auf einem Standard-Arbeitslaptop flüssig öffnen kann. In dieser Software sollen sich neue Nutzer ohne großes Onboarding im 3D-Raum zurechtfinden und möglichst viele Use Cases für alle Bereiche abgebildet werden. Eine Aufgabe, die wir nur bewältigen können, weil wir so viel Zeit wie möglich in der Fabrik verbringen.

Wie sieht der typische Ablauf aus, wenn ein Unternehmen RIIICO nutzt?

Der Ablauf ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Viele große Unternehmen arbeiten bereits seit Jahren mit digitalen Zwillingen. Sie haben die Fähigkeiten und das Wissen aufgebaut und benötigen vor allem unsere Software und Daten. Hier greifen direkt alle Zahnräder zusammen. Wir bekommen hochqualitative Messdaten aus der Fabrik, prozessieren diese und unterstützen bei der Simulation und Durchführung des Projektes. Oft wenden sich Unternehmen an uns, die vor ersten Herausforderungen stehen und sich noch ganz am Anfang ihrer digitalen Transformation befinden. Die bisherigen Pläne bestehen meist nur aus einer PowerPoint-Folie mit Kästchen und Linien. In solchen Fällen arbeiten wir gerne mit erfahrenen Partnern zusammen, um gemeinsam mit unseren Kunden Schritt für Schritt eine digitale Fabrik aufzubauen.

Was sind die nächsten technologischen oder strategischen Schritte für RIIICO?

Unser erster Fokus liegt auf der Skalierung: Wir möchten unseren Prozess weiter automatisieren und mehr Kunden schnell und effizient mit den digitalen 3D-Modellen von RIIICO versorgen.Doch Planungsdaten sind immer nur ein Mittel zum Zweck. Auch wenn Unternehmen an unterschiedlichen Standorten jeweils eigene Herausforderungen haben, zeigen sich viele Gemeinsamkeiten – etwa bei Themen wie Sicherheit, Automatisierung sowie flexibler und nachhaltiger Produktion. Gleichzeitig entstehen im Markt spannende Synergien: Die Kombination aus KI-Agenten, generativer KI und realitätsnahen Fabrikmodellen eröffnet neue Wege, um Entscheidungsprozesse in der Produktion zu vereinfachen und zu beschleunigen. RIIICO bleibt dabei seinem Kern treu: Wir entwickeln Künstliche Intelligenz, die reale Umgebungen erkennen, interpretieren und digital abbilden kann. Der nächste Schritt? Eine Zukunft, in der komplexe Planungsprozesse nicht nur automatisierter, sondern auch intuitiv navigierbar werden – für alle Beteiligten.

Wie wichtig ist der Faktor Zusammenarbeit in der Cloud bei eurer Lösung?

Cloudbasierte Fabrikplanung ist für uns nicht mehr wegzudenken. Lange Zeit erfolgte die Planung isoliert in klassischen Silo-Systemen – oft mit teuren Sitzplatzlizenzen, hohen Hardwareanforderungen und begrenztem Zugang für nur wenige Expertinnen. Das hat viele Planungsabteilungen überlastet und den digitalen Wandel verlangsamt. Mit Cloudsoftware ändert sich das grundlegend: Planung wird kollaborativer, skalierbarer und für mehr Mitarbeitende im Unternehmen zugänglich. Gleichzeitig fördern cloudbasierte Lösungen die nötige Interoperabilität – Fabrikdaten müssen heute in unterschiedlichen Softwaresystemen nutzbar sein, unabhängig vom Anbieter. Wir begrüßen es sehr, dass sich auch etablierte Systeme zunehmend für Schnittstellen und Kooperationen öffnen. Denn die Zukunft der Fabrikplanung liegt in der offenen, vernetzten Zusammenarbeit – über Abteilungs- und Systemgrenzen hinweg.

Was würdet ihr Gründern raten, die eine technische Lösung für die Industrie entwickeln wollen?

Zunächst würden wir sagen: Wir brauchen euch – dringend. Besonders in Deutschland. Unsere Industrie ist das Rückgrat vieler Regionen. Ganze Dörfer und Kommunen leben von der produzierenden Wirtschaft. Wenn es uns nicht gelingt, diesen Sektor durch Innovation wirtschaftlich zu stärken, wird das industrielle Sterben weitergehen – und mit ihm unser gesellschaftlicher Wohlstand. Unser wichtigster Rat: Verliert euch nicht in der Technologie, sondern konzentriert euch auf den konkreten wirtschaftlichen Mehrwert eures Produkts. Entwickelt so nah wie möglich an den tatsächlichen Nutzern – denjenigen, die das Problem wirklich spüren. Unterschätzt dabei nicht die Komplexität des Go-to-Market-Prozesses. Eine gute Idee ist erst der Anfang. Entscheidend ist, wie ihr sie in der Industrie etabliert.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz bei eurer Plattform heute und in Zukunft?

Künstliche Intelligenz ist der Kern unserer Plattform – heute wie in Zukunft. Bereits heute nutzen wir eigens entwickelte KI-Modelle, um reale Fabrikumgebungen präzise zu erkennen, Objekte anhand ihrer 3D-Geometrie zu klassifizieren und automatisch in strukturierte, digitale Modelle zu überführen. Dieser Schritt ersetzt nicht nur manuelles Modellieren, sondern schafft auch eine neue Qualität an Planungsgrundlagen: schneller, genauer und direkt aus der Realität abgeleitet. Zukünftig wird KI noch weitreichender in die Entscheidungsprozesse der Industrie eingreifen. Wir sehen großes Potenzial darin, komplexe Fabrik- und Produktionsplanungen durch KI-Agenten zu unterstützen – von der Szenarien-Simulation bis hin zur automatisierten Vorschlagsgenerierung. Die Kombination aus realitätsnahen digitalen Zwillingen und generativer KI eröffnet neue Wege, wie Unternehmen schneller, sicherer und flexibler planen können. In Zukunft werden wir künstliche Intelligenz erleben, die nicht nur versteht, was ist – sondern auch hilft, zu gestalten, was kommt.

Bild: Patrick Mertens, Jan Büchsenschütz und Felix Fink © Siemens AG

Wir bedanken uns bei Jan Büchsenschütz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

WorldChanger Days 2025: Wo Purpose auf Performance trifft

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WorldChanger Days 2025: Das Event für Gesundheit & Wandel

Danilo Schmidt, Gründer und Geschäftsführer von Brandible, war für StartupValley beim diesjährigen WorldChanger Flagship Event im Bio- und Wellnessresort Stanglwirt in Tirol. Brandible unterstützt Marken mit maßgeschneidertem Merchandise und Werbetechnik, die im Gedächtnis bleiben, und ist 2025 Partner für das Event-Merchandising der WorldChanger.

Die Veranstaltung bringt jährlich rund 400 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Sport, Medien und Gesellschaft zusammen, die eines verbindet: der Wille, Dinge zu verändern. Nachhaltiger. Gesünder. Menschlicher.

Zwischen Check-in und Change Habits: Der Auftaktabend

Bereits die Ankunft war geprägt von Atmosphäre und Begegnungen. Nach dem Check-in warteten auf die Gäste liebevoll zusammengestellte Welcome-Kits mit rund 25 Markenartikeln – ein Herzstück des Sponsoring-Engagements von Brandible. Noch vor dem ersten Aperitif war klar: Dieses Event setzt auf spürbare Werte statt oberflächlicher Reize.

Das gesetzte Dinner in der Reithalle bot Gelegenheit zum Austausch mit inspirierenden Persönlichkeiten – darunter Tina Müller (Weleda), Simona Elisa Lovino, Julia Goldhammer (LEGO), Léonie Duwe (Lipton), Stella Mueser (D&K) und Duftvisionär Stephan Kemen, dessen „Majestic Leather“ später für olfaktorische Begeisterung sorgte. Auch für Danilo Schmidt persönlich ein besonderer Moment: LEGO-Geschenke für die Familie und echte Gespräche statt oberflächlichem Networking.

Das zentrale Thema des Abends: „Netzwerken, Change Habits und Gutes tun“. Auf der Bühne wurde klar, dass Gesundheit nicht als kurzfristige Initiative, sondern als langfristige Lebensphilosophie verstanden werden muss. Eine Haltung, die alle Teilnehmenden verband.

Ein Training mit Impact: Danilo’s WorldChanger Moment 2025

Der Montag startete sportlich und wurde für Danilo Schmidt zum persönlichen Höhepunkt des Events. Ein einstündiges Einzeltraining mit Tennisprofi Mischa Zverev brachte nicht nur die Rückhand in Form, sondern auch neue Perspektiven: Fokus, Technik, Disziplin – alles Werte, welche im Sport und Business gleichermaßen wirken. Oder wie Schmidt es formulierte: „Jetzt fliegt nicht mehr jeder Ball ins Netz.“

Es folgte ein ganztägiges Sportprogramm im Zeichen von Teamgeist und Challenge. Ob HYROX-Challenge powered by Weleda AG, Duft-Challenge von Mäurer & Wirtz, Schreibox oder Tennisturnier mit Promi-Beteiligung – es wurde geschwitzt, gelacht und gelitten. In den Mixed Doubles trafen Unternehmer auf Sportstars und Creator. Von Mats Hummels über Ian Bohen und Younes Zarou bis Alexander Zverev und Knossi. Insgesamt 48 aktive Teilnehmer machten den Court zur Bühne für Zusammenarbeit und sportliches Miteinander.

Glamour, Gemeinschaft und greifbare Botschaften

Am Nachmittag sorgte ein kurzer Spa-Reset für frische Energie, bevor der Abend mit Red-Carpet-Momenten, Begegnungen und Rückblicken auf das Wirken der Alexander Zverev Stiftung ausklang. Besonders spürbar: die Offenheit innerhalb der Community. Trotz Glamour, Prominenz und Prestige – niemand verlor die Bodenhaftung. Statt High Society: High Connection.

Auch hier zeigte sich der Wert echter Begegnungen, wie das Wiedersehen mit Freund und Unternehmer Manuel Schäffler. Authentizität statt Attitüde. Purpose statt Profilierung.

Fazit: Mehr Taten, weniger Vorsätze

Für Danilo Schmidt steht nach den WorldChanger Days 2025 fest: Es braucht mehr solcher Events. Formate, die nicht nur inspirieren, sondern ins Handeln bringen. Denn: Unsere Gesundheit ist kein kurzfristiger Trend, sondern unser wichtigstes Kapital. Und echte Veränderung beginnt nie mit einem guten Vorsatz, sondern immer mit dem ersten Schritt – oder wie in diesem Fall: mit einem Aufschlag, der sitzt.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Sprach-KI am Wendepunkt: Warum sie jetzt endlich produktiv einsetzbar ist

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Sprach-KI für Unternehmen: Wie Technologie jetzt produktiv wird Autor Franz Jordan ki telefonassistent

Lange galt Sprach-KI als nette Idee mit schwacher Umsetzung. Doch jetzt hat sich alles geändert – technologisch wie gesellschaftlich. Ein Blick auf den Status quo und die nächsten Herausforderungen.

Sprach-KI am Wendepunkt: Warum sie jetzt endlich produktiv einsetzbar ist

Die Idee von Sprach-KI ist nicht neu. Seit Jahrzehnten träumen Tech-Enthusiasten und Unternehmen davon, dass wir mit Maschinen so natürlich sprechen können wie mit Menschen. Siri, Alexa und klassische IVR-Systeme haben diesen Traum bereits angedeutet – und gleichzeitig gezeigt, wie frustrierend unzureichend frühe Versuche oft waren. Doch was früher bestenfalls nett gemeint war, ist heute bereit für den produktiven Einsatz: Sprach-KI hat einen Wendepunkt erreicht – technologisch wie gesellschaftlich.

Vom Sprachmenü zur echten Konversation: Warum frühere Systeme scheiterten

Klassische Sprachdialogsysteme, etwa IVR („Drücken Sie 1 für…“) oder simple Assistenten wie Siri, basierten auf festen Befehlen und begrenztem Kontextverständnis. Die Nutzer mussten sich dem System anpassen, nicht umgekehrt. Statt natürlicher Konversation gab es starre Menüs und monotone Computerstimmen. Das Ergebnis: Frust, Wiederholungen, Gesprächsabbrüche.

Sprachsysteme galten lange als notwendiges Übel – funktional vielleicht, aber alles andere als kundenfreundlich. Viele Nutzer fühlten sich durch diese Interfaces bevormundet oder nicht ernst genommen.

Der technologische Durchbruch: Sprach-KI kann jetzt mehr als nur zuhören

Mit dem Launch von ChatGPT Ende 2022 begann ein neues Kapitel in der KI-Entwicklung. Große Sprachmodelle (LLMs) konnten plötzlich erstaunlich gut verstehen, was gemeint war – selbst bei unklaren oder unvollständigen Anfragen. Für Sprach-KI war das ein wichtiger Meilenstein, aber noch nicht der Durchbruch. Denn: Sprache ist nicht nur eine Frage der Intelligenz, sondern auch der Geschwindigkeit.

Erst mit der Veröffentlichung der real-time API von OpenAI im Sommer 2024 wurde echter, flüssiger Sprachdialog möglich. Niedrige Latenzen (unter 500 ms), natürliche Intonation, dynamische Gesprächsführung, Unterbrechungen in Echtzeit und die Fähigkeit, mit externen Tools wie Kalendern oder CRMs zu interagieren – all das führte dazu, dass sich Gespräche mit KI erstmals „menschlich“ anfühlten.

Diese technologischen Fortschritte ebnen nun den Weg für produktiven Einsatz in Unternehmen – von der Hotline bis zur Terminvereinbarung.

Die Nutzer ziehen mit: Akzeptanz und Erwartungen haben sich verändert

Doch Technologie allein reicht nicht. Entscheidend ist, ob Menschen bereit sind, mit ihr zu interagieren. Und auch hier ist ein Wandel zu beobachten.

Dank der massiven Verbreitung von Tools wie ChatGPT, Alexa oder Google Assistant sind viele Nutzer inzwischen mit KI vertraut – und haben oft positive Erfahrungen gemacht. Die frühere Ablehnung („Oh nein, ein Roboter“) wandelt sich zur Neugier („Mal sehen, was der kann“). Besonders, wenn die KI tatsächlich hilft – ohne Warteschleife, ohne Tipperei, ohne Weiterleitungspingpong.

Je besser die Interaktion gelingt, desto mehr wächst das Vertrauen in die Technologie – ein Kreislauf, der der Sprach-KI nun Auftrieb gibt.

Anwendungsfälle in der Praxis: Von der Service-Hotline bis zur Leadqualifizierung

Immer mehr Unternehmen setzen Sprach-KI bereits produktiv ein. Typische Use Cases sind:

Telefonassistenten für kleine Unternehmen, die keine durchgehende Erreichbarkeit gewährleisten können.
Hotlines im Kundenservice, die Anfragen automatisiert entgegennehmen, klassifizieren und bearbeiten.
Sales-Prozesse, bei denen Sprach-KI potenzielle Kunden vorqualifiziert oder direkt durch ein Gespräch führt.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen profitieren, da sie mit Sprach-KI professionellen Service bieten können – rund um die Uhr und zu einem Bruchteil der Kosten menschlicher Mitarbeiter.

Offene Herausforderungen: Noch ist nicht alles gelöst

Trotz aller Fortschritte ist der Einsatz von Sprach-KI in Unternehmen weiterhin mit Herausforderungen verbunden. Eine der zentralen Hürden ist die Regulatorik: Unternehmen müssen sicherstellen, dass der Einsatz ihrer Sprach-KI sowohl DSGVO-konform als auch im Einklang mit dem AI Act der EU steht. Besonders kritisch ist dabei der Umgang mit sensiblen Kundendaten, das Speichern und Transkribieren von Gesprächen sowie die Frage, inwieweit Nutzer über die Interaktion mit einer KI aufgeklärt werden müssen.

Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen stellt auch die Konfiguration der KI eine große Herausforderung dar. Sprach-KI funktioniert nicht „out of the box“ – vielmehr muss das System so eingerichtet werden, dass es die individuellen Geschäftsprozesse eines Unternehmens versteht und korrekt abbildet. Das bedeutet in der Praxis: Prozesse müssen zuerst verstanden, dann in präzise Anweisungen („Prompts“) übersetzt und regelmäßig überprüft werden. Für viele Unternehmen ist das ein völlig neuer Denkansatz, der technisches und inhaltliches Know-how erfordert.

Ein zentrales Thema bleibt die Verlässlichkeit. Moderne KI-Systeme können zwar erstaunlich präzise kommunizieren, sind aber nicht frei von Fehlern – insbesondere von sogenannten Halluzinationen, also erfundenen oder unzutreffenden Aussagen. Um das zu vermeiden, braucht es mehr als nur nachgelagerte Kontrolle: Es bedarf technischer Maßnahmen zur Halluzinationsvermeidung, wie etwa restriktiver Prompt-Designs, klarer Antwortgrenzen, systematischer Verwendung von verifizierten Wissensquellen oder sogenannter Tool-Use-Mechanismen, bei denen die KI bei Bedarf externe Systeme wie CRM oder Kalender nutzt, statt sich auf Annahmen zu verlassen. Ergänzend dazu sind Kontrollmöglichkeiten für den Menschen entscheidend – etwa durch transparente Dashboards, Gesprächsprotokolle oder Eskalationsoptionen, bei denen menschliche Kolleg:innen übernehmen können.

Kurzum: Sprach-KI ist leistungsfähig wie nie zuvor, aber sie bleibt ein mächtiges Werkzeug, das sorgfältig konfiguriert, überwacht und verantwortungsvoll eingesetzt werden muss.

Fazit: Jetzt ist der Moment

Sprach-KI ist bereit für den Markt. Die Technologie ist nicht mehr Spielerei, sondern Werkzeug. Unternehmen, die jetzt einsteigen, profitieren doppelt: Sie verbessern ihre Erreichbarkeit und Kundenzufriedenheit – und setzen ein Zeichen als digitale Vorreiter.

Der Unterschied zu früher: Sprach-KI funktioniert jetzt wirklich. Und das macht den Unterschied.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Was bringt Sichtbarkeit, wenn Suchverhalten sich radikal verschiebt?

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GEMcore hilft Unternehmen dabei, in den Antworten von KI-Systemen wie ChatGPT sichtbar zu werden – statt nur in klassischen Suchergebnissen wie bei Google

Was war der Auslöser für die Gründung von GEMcore – und wie entstand die Idee, Sichtbarkeit in KI-Modellen statt in Google zu optimieren?

Die Idee entstand dadurch, dass wir gemerkt haben, wie sehr KI im Alltag relevanter wird und immer mehr Menschen KI fragen, anstatt zu googeln. Da haben wir einen Markt erkannt, der immer weiter auftauchen wird, und wollten dafür eine Lösung schaffen, die es noch nicht gab.

Du hast mit 15 als Deutschlands jüngster Unternehmer begonnen. Wie hat dich dieser frühe Start auf die Gründung von GEMcore vorbereitet?

Meine Karriere, die ich mit 15 angefangen habe, hat mich definitiv auf den Start mit GEMcore vorbereitet. Ich habe mittlerweile viele Erfahrungen sammeln können und diese optimal in GEMcore eingesetzt – sei es in Führung, Vision oder Vertrieb.

GEMcore hat Millionenangebote ausgeschlagen, um den Fokus zu behalten. Wie schwer war diese Entscheidung – und was war letztlich ausschlaggebend?

Die Entscheidung war eine wichtige, aber nicht wirklich eine schwere. Während andere Start-ups Geldern hinterherhängen, war für uns erst einmal klar: Wir wollen ein Produkt kreieren, das funktioniert und auch einen Markt hat – das haben wir geschafft!

Warum braucht es aus deiner Sicht eine neue Disziplin wie GEO – und worin unterscheidet sie sich grundlegend von klassischer SEO?

GEO (Generative Engine Optimization) ist die gezielte Optimierung von Inhalten für KI-Suchmaschinen und LLMs. Dadurch können Unternehmen in KI gefunden werden. Schon heute generieren unsere Kunden dadurch neuen Umsatz.

Was genau misst eure Plattform – und wie unterstützt sie Unternehmen konkret dabei, in KI-Antworten wie bei ChatGPT sichtbarer zu werden?

Wir messen, wie sichtbar deine Marke in KI-Antworten ist – zum Beispiel bei ChatGPT oder Google SGE – und zeigen dir, wo du fehlst, warum, und wie du reinkommst.

Welche Branchen zeigen aktuell besonders großes Interesse an GEMcore – und warum?

Es ist ziemlich breit, jedoch kann man sagen, dass wir für jede Kundengruppe die richtige Lösung haben. Primär Marketingagenturen und -teams nutzen aktuell unser Tool. Aber auch kleine Unternehmen können mit GEMcore ihr GEO-Rating verbessern.

Wie erklärst du Unternehmer:innen, dass SEO nicht mehr ausreicht – und warum KI-Antworten zur neuen digitalen Währung werden?

SEO bringt dich in die Google-Liste – KI bringt dich direkt in die Antwort. Wer dort fehlt, wird nicht mehr gefunden. Google Geminis No-Click-Search reduziert bereits den Website-Traffic global.

Was hat euch bisher am meisten überrascht bei der Entwicklung oder im Dialog mit ersten Kund:innen?

Seitdem ich 15 bin, mache ich Marketing. Schon damals war es schwer, Kampagnen zu vertreiben. Aber jetzt merke ich, wie offen Unternehmen und Kund:innen für die Optimierung in KI sind. Denn genau das ist es, was sie vom Wettbewerb abheben kann. Während SEO stirbt, geht GEO steil bergauf.

Ihr seid ohne Fremdkapital gestartet, wachst aber schnell. Wie stellt ihr sicher, dass Qualität und Tempo sich nicht widersprechen?

Wir sind ohne Fremdkapital gestartet, weil wir es schlichtweg zu dem Zeitpunkt einfach nicht mussten. Jetzt sind wir offen für Gespräche, da wir skalieren können.

Wie weit ist die Technologie heute – und wohin entwickelt sich das Tool in den nächsten zwölf Monaten?

Unsere Plattform zeigt live, wo du in KI-Antworten erscheinst, optimiert Inhalte automatisch (Text, Bild, Video, Audio) und korrigiert Fehler in Echtzeit.
Nächster Schritt: Modellvergleiche, automatisierte Strategiepläne und tägliche KI-Wettbewerbsanalysen.
Unser Ziel: In einer Welt voller generativer Antworten werden wir der Kompass, der Marken sichtbar macht – egal, welche KI gefragt wird.

Wie denkst du über den Hype rund um KI – und wo ziehst du bei GEMcore bewusst eine Grenze zwischen Vision und Substanz?

KI ist zwar ein Hype und Buzzword, aber GEMcore ist es ganz sicher nicht. Wir sind nicht nur ein weiteres Tool. Wir arbeiten mit KI, um Unternehmen für die KI zu rüsten und auch in Zukunft sichtbar zu bleiben.

Was sind deine drei wichtigsten Learnings aus fünf Jahren Unternehmertum – gerade in einem Markt, der sich so schnell verändert?

Grundsätzlich gilt: Ein gutes Team ist das Wichtigste. So habe ich mit Alexander Leist, Ben Sichtermann, Joshua Levering ein Team gefunden, das agil und zuverlässig ist.
Darüber hinaus wissen wir, wie wichtig Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit in einem Start-up ist, und sind daher uns nicht zu schade, auch mal bis 24 Uhr im Büro zu sitzen und an der Vision zu arbeiten. Die vergangenen fünf Jahre waren ein guter Lehrer, um die Zukunft zu formen.

Wenn du noch eine kurze Einleitung oder einen passenden Titel brauchst – oder das Interview für Print oder Web aufbereitet werden soll – sag einfach Bescheid!

Bild: Gründerteam ©GEMcore 

Wir bedanken uns bei Amir Gdamsi für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: GEMcore

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Ansprechpartner: Amir Gdamsi

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Exein stärkt IoT-Cybersecurity mit 70 Mio. Euro Kapital

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exein-cybersecurity-iot-sicherheit Auf dem Bild sind von links nach rechts zu sehen: Giovanni Falcione (CTO), Gianni Cuozzo (CEO) und Gerardo Gagliardo (CFO) vom Startup EXEIN
v.l.n.r. Giovanni Falcione (CTO), Gianni Cuozzo (CEO) und Gerardo Gagliardo (CFO)

Mit dem frischen Kapital plant der Cybersecurity Anbieter, der weltweit 1 Mrd. IoT-Geräte schützt und ein jährliches Wachstum von +450% verzeichnet, seine Präsenz in der DACH-Region sowie in den USA, Japan, Taiwan und Südkorea weiter auszubauen. Die Series-C-Finanzierungsrunde wurde angeführt von Balderton Capital, unter Beteiligung der neuen Investoren Supernova und Lakestar sowie der Bestandsinvestoren aus den vorherigen Runden. Jeder dritte Cyberangriff erfolgt über vernetzte Geräte: Exein bietet „das digitales Immunsystem“, um kritische Infrastrukturen vor Cyberangriffen zu schützen

Exein, ein Unternehmen für embedded IoT Cybersecurity, hat in einer von Balderton Capital angeführten Series-C-Finanzierungsrunde 70 Millionen Euro eingeholt. Ebenfalls beteiligten sich die neuen Investoren Supernova und Lakestar sowie die Bestandsinvestoren 33N, United Ventures und Partech.

Mit dem frischen Kapital plant Exein in die USA, Japan, Taiwan und Südkorea zu expandieren. Zudem baut Exein seine Präsenz in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Die DACH-Region spielt dabei eine Schlüsselrolle für vernetzte Cybersicherheit, insbesondere aufgrund ihrer starken Industrie- und Automobilbranchen.

Mehr Cybersecurity für kritische Systeme

Jede dritte Datenschutzverletzung ist mittlerweile auf intelligente Geräte zurückzuführen laut Verizons diesjährigem DBIR Report. Denn Hacker nutzen sie, um auf kritische Systeme in Unternehmen und Organisationen zuzugreifen. Genau hier setzt Exein an: Das Unternehmen bietet eine Art „digitales Immunsystem“ für vernetzte Geräte, das sich schnell zum weltweiten Standard für Embedded-IoT-Security entwickelt. Mit einer KI-gestützten Bedrohungserkennung in Echtzeit bedient Exein zentrale Sektoren wie Halbleiter, Energie, Automobilindustrie, Gesundheitswesen und Robotik.

Mit über einer Milliarde gesicherter Geräte weltweit ist Exein aktuell der führende Anbieter von Maßnahmen und Technologien, um Embedded Systeme während der laufenden Ausführung sicherer zu machen (Embedded Runtime Security). Das Unternehmen verzeichnete zuletzt ein jährliches Wachstum von über 450 Prozent und kooperiert mit führenden Chip- und Hardware-Herstellern wie MediaTek, Supermicro, Kontron, SECO und AAEON.

„Unser starkes Wachstum unterstreicht den dringenden Bedarf nach sicheren Geräten, die heute in unserem Alltag allgegenwärtig sind. Mit unserer Lösung ermöglichen wir es Herstellern, Sicherheitsstandards direkt auf Geräteebene zu integrieren – regulatorisch konform und ohne Entwicklungsaufwand“, sagt Gianni Cuozzo, Gründer und CEO von Exein. „Insbesondere in Deutschland sehen wir ein starkes Interesse von Herstellern, die rechtssicher agieren und gleichzeitig Innovation vorantreiben wollen.“

Elena Moneta, Principal bei Balderton, sagt: „In einer zunehmend vernetzten Welt sind selbst alltägliche Geräte potenzielle Einfallstore für Cyberangriffe, insbesondere, da KI die Angriffsfläche und -geschwindigkeit deutlich erhöht. Kritische Infrastrukturen, die heute softwaregesteuert und vernetzt sind, sind besonders gefährdet. Exein adressiert diese Risiken direkt an der Quelle: auf Geräteebene, mit integrierter Sicherheit in Echtzeit am Netzwerkrand (Edge). Wir sind überzeugt, dass Exein das richtige Team hat, um diese Herausforderung zu meistern. Daher freuen wir uns, das Unternehmen auf seinem weiteren Weg zu unterstützen.“

Exein stärkt die Cybersecurity kritischer Infrastrukturen in Deutschland

In Deutschland hat Exein bereits strategische Partnerschaften mit führenden Unternehmen wie Kontron und der Deutschen Bahn aufgebaut. Damit leistet der Anbieter einen entscheidenden Beitrag, um die kritische Infrastruktur in Deutschland zu schützen.

Unter der Leitung von DACH-Country-Manager Alex Neidhardt ist das Unternehmen mit einem Standort in Karlsruhe vertreten und plant, seine Präsenz in Deutschland im Zuge der Series-C-Finanzierung weiter auszubauen. Ziel des Unternehmens ist es, die deutsche KRITIS dabei zu unterstützen, Regulierungen wie NIS2 und den kommenden Cyber Resilience Act zu erfüllen und kritische Systeme zu schützen.

Jan Eichhorn, Leiter des Bereichs Datenanbindung Fahrzeuge, Telematics, IoT und Edge Computing bei der Deutschen Bahn Systemtechnik, kommentiert: „Als Teil der kritischen Infrastruktur ist der Schienenverkehr besonders anfällig für Cyberbedrohungen. Die Vielzahl vernetzter Geräte in Zügen zu schützen, stellt eine große Herausforderung dar, und unser Partner Exein spielt eine zentrale Rolle dabei, dieser erfolgreich zu begegnen.“

Im Zuge der globalen Expansion entwickelt Exein zusätzlich Lösungen, um KI-Infrastrukturen und großen Sprachmodellen (Large Language Models) direkt auf Geräten statt in zentralen Clouds abzusichern. Auch strategische Akquisitionen im Bereich Cybersecurity stehen auf der Agenda.

Mit empathischer Führung zu einer besseren (Arbeits-)Welt

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Lunia Hara: Mitgefühl und empathische Führung im Wandel Lunia Hara Autorin und Kolumnistin für DER SPIEGELAutorin und Journalistin © J.C. Blaum

Was passiert, wenn Mitgefühl zum wichtigsten Führungsinstrument wird? Lunia Hara stellt mit ihrem Konzept der Empathischen Führung die Regeln der hierarchischen Arbeitswelt auf den Kopf. Die Autorin von „Empathische Führung. Wie wir die Arbeitswelt mit Mitgefühl revolutionieren“, erläutert im Gespräch mit Kristina Appel, warum empathische Führung nicht nur Teams, sondern ganze Unternehmen und die Gesellschaft verändern kann. Wie gelingt es, Menschlichkeit und Feedback in den Alltag zu integrieren, ohne auszubrennen? Und: Kann wirklich jede*r empathisch führen? Ein Interview über Mut, Menschlichkeit und die Kraft, Arbeitskulturen nachhaltig zu revolutionieren.

„Führungskräfte, die empathisch führen, binden Mitarbeitende an das Unternehmen, die es sonst verlassen würden.“

herCAREER: Lunia, lass uns über folgende Situation sprechen: Die Führungskraft schickt nach einem turbulenten Teammeeting eine Nachricht und schreibt: „Hast du mal fünf Minuten?“ Für viele ist das ein totaler Stressmoment. „Worum geht es? Habe ich etwas falsch gemacht?” Wie würde eine empathische Führungskraft das besser formulieren?

Lunia Hara: Das ist ein tolles Beispiel, denn die Frage ist nicht etwa, was eine bessere Formulierung wäre. Die Frage ist: Warum macht diese Formulierung Angst? Wenn ein:e Mitarbeiter:in der Führungskraft vertraut und das Team ein sicheres Umfeld bietet, würde diese Nachricht keine Angst auslösen, sondern vielleicht nur den Gedanken: „Oh, keine Zeit für freundliche Floskeln, da geht es um etwas Dringendes.“ Angst in dieser Situation signalisiert, dass das Umfeld unberechenbar ist.

herCAREER: Und was, wenn die Führungskraft (noch) an einem vertrauensvollen Umfeld arbeitet? Wie ginge es besser?

Lunia Hara: Ich empfehle, transparent zu kommunizieren, worum es geht: „Ich möchte mit dir über ein neues Projekt sprechen“, „Ich würde gerne deinen Input zu dem Konflikt im Meeting hören“ oder „Ich brauche deine Meinung zu den neuen Entwürfen“. Offenheit ist wichtig! Sie ist eine der vier zentralen Säulen empathischer Führung.

herCAREER: Welche sind die anderen Säulen?

Lunia Hara: Menschlichkeit, Feedback und Selbstreflexion.

herCAREER: Du hast dich viele Jahre als empathische Führungskraft in traditionell hierarchischen Unternehmen bewegt. War es schwer, diese Säulen dort zu implementieren?

Lunia Hara: Ich war tatsächlich oft sehr hin- und hergerissen, denn natürlich gab es manche Kolleg:innen, die mir direkt gesagt haben: „Nimm dir nicht so viel Zeit für deine Mitarbeitenden.“ Oder: „Du bist viel zu nett. Geh mehr auf Distanz.“ Für mich gab es aber gar keinen anderen Weg, als auf meine eigene Art zu führen.

herCAREER: Mit welchem Effekt?

Lunia Hara: Mitarbeitende suchen sich ihre Führungskräfte aus – und am Ende ist es nicht immer die eigene. Es gab eine Zeit, da habe ich ein Team mit 15 Mitarbeitenden geführt, aber 30 Menschen kamen für einen Austausch zu mir. Führungskräfte, die diese zusätzliche Arbeit leisten, müssten eigentlich für diese Leistung kompensiert werden – schließlich binden sie Mitarbeitende an das Unternehmen, die es sonst verlassen würden. Aber die Arbeit wird nicht einmal gesehen, geschweige denn honoriert.

herCAREER: Warum lohnt es sich für dich trotzdem?

Lunia Hara: Als Mitarbeitende oder Team-Lead kann ich meine aktuellen Führungskräfte oder die Kultur vielleicht nicht verändern – aber ich kann die Führungskräfte von morgen beeinflussen. Alle, die bei mir gearbeitet haben und selbst Führungskraft geworden sind, haben es mir nachgemacht. Das heißt, wir haben das System schon an einigen Stellen durchbrochen. Mir ist wichtig zu zeigen: Was du vorlebst, multipliziert sich. Du kannst viel verändern!

herCAREER: An einigen Stellen im Buch wird deutlich, wie wütend dich die Annahmen des modernen Arbeitsmarkts über seine Arbeitskräfte machen. Was genau stört dich?

Lunia Hara: Es macht mich wütend, dass immer direkt Forderungen gestellt werden, ohne dass jemand versucht, die Mitarbeitenden zu verstehen. Wenn jemand demotiviert ist oder die Leistung nachlässt, sollte ich mich als Führungskraft zuerst fragen, warum, anstatt einfach zu sagen: „Du musst mehr arbeiten!” Ich finde: Erst einmal eine Ursachenanalyse machen – dann erst mehr fordern. Das hat mich auch an den Aussagen von Bundeskanzler Merz so geärgert.

herCAREER: Was genau?

Lunia Hara: Er ist der Kanzler. Es ist sein gutes Recht, zu sagen, dass wir mehr arbeiten müssen, solange er belastbare Begründungen dafür liefert. Erklär doch mal, warum! Wofür? Zu wessen Gunsten? Was ist die Vision? Was wurde schon ausprobiert und warum hat es nicht funktioniert? Warum kann das Geld nicht woanders herkommen? Mir fehlt diese Transparenz. Ich bin sehr sicher, dass viele Menschen gerne zwei Stunden mehr arbeiten würden, wenn sie wüssten, dass dadurch kein Kind mehr hungrig bleibt und niemand mehr auf der Straße schlafen muss. Aber die Aussage „Ihr müsst mehr arbeiten” reicht mir nicht.

herCAREER: Da fehlen dir also Offenheit und Feedback – und wahrscheinlich mehr Menschlichkeit … Das alles einzubringen, bedeutet zeitlichen Aufwand und auch emotionalen Einsatz. Wie schützt man sich als empathische Führungskraft davor, selbst auszubrennen?

Lunia Hara: Du solltest dir selbst die gleiche Empathie entgegenbringen, die du anderen entgegenbringst – und zwar als Allererstes! Niemandem ist geholfen, wenn du als Führungskraft und Bezugsperson wegbrichst. Darum ist diese Offenheit wichtig. Du darfst und musst sagen: „Ich hatte heute einen vollen Tag. Ich möchte mich aber ganz auf dich konzentrieren, darum müssen wir unseren Termin bitte verschieben.“ So bist du ein Vorbild für dein Team – denn empathische Führung hat auch viel mit Enablement zu tun.

herCAREER: Du schreibst, dass man Empathie erlernen kann. Gilt das auch für Führung? Oder braucht man dafür bestimmte Charaktereigenschaften?

Lunia Hara: Nur weil Empathie erlernbar ist, bedeutet das nicht, dass man automatisch eine empathische Führungskraft ist, denn dafür muss man Interesse an Menschen und am Helfen haben. Es gibt natürlich auch Leute, die sehr empathisch sind, aber gar kein Bedürfnis haben, ihr Wissen zu teilen. Sie arbeiten lieber allein. Eine Gallup-Studie hat herausgefunden, dass nur zehn Prozent der Menschen von Natur aus das Potenzial zur Führungskraft mitbringen. Wir sollten Führungskräfte also eigentlich viel genauer auswählen. Im Gegensatz dazu verfügen alle Menschen von Natur aus über Empathie. Das Problem ist, dass sie uns sukzessive abtrainiert wird, zum Beispiel, indem uns erzählt wird, dass wir Privates von Beruflichem trennen und uns emotional abkoppeln müssen.

herCAREER: Deine These ist, dass es genau umgekehrt sein sollte?

Lunia Hara: Ja, es sollte genau umgekehrt sein. Meine These ist, dass die Zeiten, für die diese Trennung geschaffen wurde, längst vorbei sind. Niemand muss mehr in die Fabrik gehen, nur weil sie der einzige Arbeitgeber in der Kleinstadt ist. Heute suchen sich Menschen Jobs, für die sie eine Leidenschaft haben. Wenn Firmen es schaffen, sogar diese Leute zu vergraulen, dann machen sie etwas falsch.

herCAREER: Welche strukturellen und prozessualen Werkzeuge helfen dir dabei, empathisch zu führen? Das One-on-One-Meeting scheint eine gute Voraussetzung zu sein?

Lunia Hara: Ja, kontinuierlicher Austausch, der nicht auf der fachlichen, sondern der zwischenmenschlichen Ebene stattfindet, ist wichtig. Und zwar auch dann, wenn gerade keine Probleme bestehen! Dann fällt der Termin eben kürzer aus, aber man vermittelt trotzdem: „Ich möchte dich sehen und hören, wie es dir geht.“ Mein Anspruch ist es, die Bindung aufrechtzuerhalten.

herCAREER: Was hältst du von der Open-Door-Policy?

Lunia Hara: Als Führungskraft muss ich anerkennen, dass Menschen unterschiedlich sind. Bei einer Open-Door-Policy gibt es immer Menschen, die sich trauen, hereinzukommen und dieses Angebot wahrzunehmen. Aber es wird auch Menschen geben, die das nicht tun. Ich muss also in Vorleistung gehen und immer wieder demonstrieren, dass ich jederzeit da bin. Es ist meine Aufgabe als Führungskraft, Vertrauen aufzubauen und kontinuierlich Interesse zu zeigen.

herCAREER: Was mache ich, wenn ich ein Teammitglied nicht mag? Kann ja passieren…

Lunia Hara: Dann musst du dich auf deine Rolle besinnen. Du bist Führungskraft und wirst dafür bezahlt, Mitarbeiter:innen zu führen, egal, ob du sie nett findest oder nicht. Hier kommt die Selbstreflexion ins Spiel. Ich besinne mich immer wieder auf meinen Anspruch, Menschen fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Wenn ich eine:r Mitarbeiter:in ausweiche, muss ich hinterfragen, warum ich ihr Feedback vorenthalte. Ich muss mir klarmachen, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werde, wenn ich diese Person nicht weiterentwickle.

herCAREER: Wie gelingt es dir am besten, dich selbst zu reflektieren? Hast du dafür feste Termine oder Methoden?

Lunia Hara: Für mich ist Selbstreflexion zu einem Lebensstil geworden. Mein Ziel ist es, allen Menschen so bewusst zu begegnen und diese Prinzipien von Menschlichkeit, Offenheit, Feedback und Selbstreflexion überall zu leben, denn sie sind immer legitim. Wichtig ist die gesunde(!) Selbstreflexion. Gedankenspiralen oder Selbstvorwürfe bringen dich nicht weiter.

herCAREER: Reflektierst du allein oder mit Coaches bzw. Vertrauenspersonen?

Lunia Hara: Alles ist möglich. Manchmal reflektiere ich mit Freundinnen. Wer mutig ist, kann auch fremde Personen ansprechen und fragen: Wie hat das auf dich gewirkt? Ein frischer, ungetrübter Blick kann besonders hilfreich sein. Ich weiß mittlerweile, dass ich wirklich von jeder Person, der ich begegne, etwas lernen kann – über sie, über die Welt oder auch über mich. Wenn ich immer wieder kurz innehalte und mir das vor Augen führe, lerne ich ständig dazu.

herCAREER: Es scheint, als erfordere empathische Führung auf vielen Ebenen Mut. Warum lohnt es sich, diesen aufzubringen?

Lunia Hara: Zunächst die Meta-Ebene: Mit empathischer Führung trägst du zu einer besseren Arbeitswelt und somit peu à peu zu einer besseren Gesellschaft bei. Innerhalb eines Unternehmens schaffe ich ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld und das macht Arbeit und Leben für alle leichter – auch für mich! Und auf persönlicher Ebene macht es mich zufrieden, weil ich andere Menschen unterstütze. Meine Arbeit gewinnt dadurch an Sinn und macht so viel Spaß.

Auf der diesjährigen herCAREER Expo wird Lunia Hara am Donnerstag, den 09. Oktober, beim Authors-MeetUp mit Moderatorin Silvia Feist ein Gespräch darüber führen, wie wir die (Arbeits-)Welt mit Mitgefühl revolutionieren.

Bild Lunia Hara Autorin und Kolumnistin für DER SPIEGELAutorin und Journalistin © J.C. Blaum

Quelle messe.rocks GmbH

Was passiert, wenn man Open Source richtig zu Ende denkt?

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Lars Francke CTO Stackable

Stackable entwickelt eine modulare Open-Source-Datenplattform, die Unternehmen mehr Kontrolle, Flexibilität und digitale Souveränität im Umgang mit Daten ermöglicht

Wie ist die Idee zu Stackable entstanden und wer steckt hinter dem Unternehmen?

Stackable ist während der Pandemie entstanden, quasi in einer Corona-WG. Mein Mitgründer Sönke Liebau und ich kennen uns schon seit der Schulzeit, zusammen studiert haben wir auch. Und irgendwann auch beruflich zusammengefunden: Wir haben verschiedene Unternehmen beraten, die alle die selbe Software für ihre Datenverarbeitung genutzt haben. Als die Gratis-Version davon eingestellt wurde, hatten sie ein Problem und wir eine Idee – warum nicht eine eigene Datenplattform entwerfen? Diesen Gedanken wollten wir dann eigentlich im gemeinsamen Urlaub weiterspinnen, aber da die Nordsee-Inseln durch den Lockdown gesperrt waren, haben wir uns mit beiden Familien mehrere Wochen bei mir im Haus einquartiert. Dort wurde aus dem Spontaneinfall schließlich Stackable.

Was war euch bei der Entwicklung der Stackable Data Platform besonders wichtig?

Uns war von Anfang an klar: Unternehmen brauchen heute Datenplattformen, die nicht nur leistungsfähig, sondern auch flexibel, sicher und kosteneffizient sind – und sich, falls nötig, auch in Echtzeit nutzen lassen. Besonders wichtig war uns deshalb, eine Lösung zu schaffen, die Enterprise-Ansprüche erfüllt, Open Source kompromisslos nutzt und dabei betriebsseitig effizient bleibt.

Welche Vision verfolgt Stackable mit seinem Open-Source-Ansatz?

Unsere Vision ist es, dass Unternehmen ihre Datenplattformen selbstbestimmt, transparent und nachhaltig betreiben können – ohne sich an einzelne Anbieter zu binden oder in teure, geschlossene Systeme investieren zu müssen. Open Source ist für uns kein Marketing-Label, sondern ein strategischer Hebel: Wir wollen Technologien zugänglich machen, die sonst nur großen Playern mit tiefen Taschen vorbehalten sind – und sie so demokratisieren. Gleichzeitig glauben wir, dass Vertrauen in Infrastruktur nur entstehen kann, wenn alle User den Code einsehen, nachvollziehen und mitgestalten können. Unsere Kunden wissen, worauf sie bauen – technisch wie rechtlich. Wir liefern eine kuratierte Plattform, die die Vorteile offener Software mit dem Komfort und der Stabilität eines Enterprise-Produkts vereint. Langfristig wollen wir damit dazu beitragen, dass mehr Unternehmen digitale Souveränität gewinnen – und in der Lage sind, datengetriebene Innovationen auf eigenen Beinen umzusetzen.

Wer zählt zur Hauptzielgruppe eurer Plattform und wie geht ihr konkret auf deren Bedürfnisse ein?

Stackable lässt sich überall dort einsetzen, wo mit Daten gearbeitet wird. Inzwischen also so ziemlich überall, etwa bei Finanzdienstleistungen oder in der Industrie. Wir haben eine Lösung für alle, die Cloud Native nicht nutzen können, dürfen oder wollen, um unabhängig zu sein – oder für alle, die die Vorteile von Open Source im Vergleich zu proprietären Lösungen erkannt haben. Viele unserer Kunden und Partner nutzen unsere Datenplattformen in geschäftskritischen Bereichen, weshalb wir auch einen starken Fokus auf den Support legen – 24/7, wenn gewünscht.

Viele Unternehmen setzen auf proprietäre Datenlösungen. Warum setzt ihr bei Stackable konsequent auf Offenheit?

Wir möchten verhindern, dass unsere Kunden in eine Situation geraten, wie wir sie bei den anderen Unternehmen während unserer Beraterzeit erlebt haben. Bei proprietärer Software besteht immer die Gefahr, dass die Hersteller ein Produkt einstellen oder sich die Geschäftsbedingungen ändern. So eine Abhängigkeit wollten wir von Anfang an vermeiden. Die User von Stackable sollen nicht nur einen möglichst reibungslosen Übergang haben, sondern auch genauso schnell wieder wechseln können, wenn sie mögen. Oder selbst die Kontrolle übernehmen, das ist ja das tolle an Open Source – jeder kann den Quellcode einsehen und nach eigenen Wünschen verändern und verbessern. Bei proprietärer Software finde ich es sehr nervig, manchmal ewig lange in einer Warteschleife zu hängen oder auf eine Antwort des Supports warten zu müssen. Durch Open Source kann ich einfach selber nachschauen, woher eine Fehlermeldung kommt.

Welche Rolle spielt Kubernetes in eurem technologischen Gesamtkonzept?

Kubernetes ist das technologische Rückgrat unserer Lösung – aus einem einfachen Grund: Datenplattformen bestehen heute aus einer Vielzahl spezialisierter Komponenten, die zuverlässig orchestriert, überwacht und skaliert werden müssen. Genau das kann Kubernetes. Es ist kein Zusatzmodul, sondern der Grundbaustein, auf dem das System beruht.

Was war eine der größten Herausforderungen beim Aufbau von Stackable – und wie habt ihr sie gemeistert?

Wie bei vermutlich jedem jungen Unternehmen war die größte Herausforderung erstmal an eine Finanzspritze zu gelangen. Wir konnten recht schnell Ionos von unserer Idee überzeugen und als Investor gewinnen. Es gab nur ein Problem: Damit wir die Investmentsumme bekommen konnten, mussten wir erstmal offiziell im Handelsregister stehen. Das Amtsgericht Pinneberg war zu dieser Zeit aber einsturzgefährdet, und ein Roboter hat nach und nach alle Akten aus dem Gebäude geholt. Unsere lag wohl ganz hinten, deswegen hat sich der Start ein paar Wochen verzögert. Wir mussten also vor allem Geduld haben, aber in dieser Zeit haben wir uns natürlich trotzdem so gut es ging auf die Arbeit am Produkt und am Unternehmen konzentriert.

Wie unterscheidet sich Stackable von klassischen Datenplattformen oder Cloud-Angeboten?

Vor allem, dass wir keine Datenplattform von der Stange kreieren wollten. Viele andere Lösungen, ob on-prem oder in der Cloud, sind einfach zu starr aufgebaut. Wir setzen deshalb auf einen modularen Aufbau: Unsere Kunden können genau die Komponenten wählen, die sie brauchen – ohne zusätzlichen Ballast. Und sie können das System natürlich auch jederzeit erweitern, betriebliche Abläufe, Vorgaben und Ziele ändern sich schließlich auch regelmäßig. Warum also in einem starren System festhängen?

Welche neuen Features oder Erweiterungen plant ihr für die nächste Entwicklungsphase?

Wir haben eine klare Roadmap, aber vieles hängt von der Weiterentwicklung der Open Source-Tools ab, mit denen wir arbeiten. Hier gibt es schließlich viele eigene Roadmaps, die nicht immer nach Plan laufen. In den nächsten Monaten steht bei uns zum Beispiel die Integration von OpenSearch auf dem Programm – damit unsere Nutzer noch einfacher suchen und analysieren können.

Wie begegnet ihr dem zunehmenden Wettbewerb im Bereich datengetriebener Infrastrukturen?

Wir begegnen dem wachsenden Wettbewerb mit Gelassenheit und einem klaren Fokus: Wir bauen keine Lösung für den nächsten Pitchdeck-Hype, sondern eine Plattform, die Unternehmen heute konkret weiterhilft – technisch wie betrieblich. Während viele Anbieter auf geschlossene Komplettlösungen setzen, verfolgen wir einen offenen, modularen Ansatz, der unseren Kunden maximale Kontrolle und Zukunftssicherheit bietet. Wir und die Mitbewerber zeigen aber auch: Daten sind relevant wie nie.

Was hat euch beim Aufbau von Stackable besonders überrascht oder zum Umdenken gebracht?

Wir sind etwas blauäugig in das ganze Projekt gestartet und dachten: Lass uns einfach eine gute Datenplattform auf die Beine stellen, der Rest ergibt sich schon. Was ein eigenes Unternehmen aber an Drumherum bedeutet, von Verträgen über Rechnungen bis zum Personal, haben wir leicht unterschätzt. Deswegen haben wir uns auch Stefan Amtage als Geschäftsführer ins Boot geholt. So kann jeder das tun, was er am besten kann.

Welche drei Ratschläge würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Habt keine Angst vor einem Plan B. Wir haben beispielsweise gemerkt, dass Fördermittel für uns nicht der richtige Weg sind. Die Zeit, die wir hier in Formulare gesteckt haben, hätten wir auch in die Arbeit am Unternehmen stecken können.
Beschäftigt euch mit allen Bereichen. Es schadet nicht, sich auch mit Themen wie HR oder Buchhaltung zu beschäftigen, auch wenn man damit später nicht mehr viel zu tun hat.
Gebt Verantwortung ab. Man gibt sein „Baby“ nicht aus der Hand, nur weil andere Leute ins Team kommen. Ganz im Gegenteil: Mit verlässlichen Kolleginnen und Kollegen geht alles viel leichter von der Hand.

Bild: Lars Francke © Stackable

Wir bedanken uns bei Lars Francke für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Stackable

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Thomas-Mann-Straße 8
D- 22880 Wedel

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EDURINO: EdTech-Startup sichert sich € 17 Millionen in Series B

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v. l. EDURINO Gründerinnen Franziska Meyer und Irene Klemm

Das Münchner EdTech-Startup EDURINO hat seine Series B Finanzierungsrunde in Höhe von 17 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen. Mit dem frischen Kapital verfolgt das Unternehmen konsequent seine Vision, die führende Plattform für Educational Gaming für Kinder zu werden. EDURINO steht für eine neue Generation des Lernens: Die Plattform verbindet spielerische Lerninhalte mit digitaler Innovation und schafft interaktive Lernerlebnisse, die intuitiv, altersgerecht und pädagogisch wertvoll sind. 

Neben den Bestandsinvestoren wie DN Capital, Tengelmann Ventures, b2venture, Emerge, FJ Labs, G-FUND und Jens Begemann steigen auch zwei neue Investoren in die Runde ein: Als Lead-Investor Ravensburger Next Ventures, der Venture-Arm der Ravensburger AG, sowie Summiteer, die Beteiligungsgesellschaft des Serienunternehmers und Akasol-Gründers Sven Schulz. Außerdem beteiligen sich die Business Angel Stefan Winners und Frederik Vollert an dem EdTech-Startup EDURINO. 

EDURINO erschafft eine neue Kategorie

Im Mittelpunkt der Strategie von EDURINO steht der Aufbau einer interaktiven Lernwelt für Kinder im Alter von vier bis acht Jahren. EDURINO setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz: Lernen und Spielen greifen nahtlos ineinander und orientieren sich an der natürlichen Neugier der Kinder. Das Konzept kombiniert pädagogisch fundierte Inhalte mit liebevoll entwickelten Charakteren, digitalem Storytelling und physischen Komponenten wie Figuren und einem ergonomischen Stift. Das Ergebnis ist neues Bildungserlebnis, bei dem Kinder spielerisch wichtige Schul- und Zukunftskompetenzen spielerisch entdecken. 

EDURINO plant nun neue Inhalte wie Videoformate und weitere hybride Produkte, die digitales und analoges Lernen verbinden. Gleichzeitig öffnet sich die Plattform für beliebte Kinder-Marken, die sinnvoll in das pädagogische Konzept eingebunden werden. Ziel ist es, eine neue Kategorie zu schaffen, die Familien begeistert und Bildung emotional erlebbar macht.

„Wir bauen nicht nur Lernprodukte, wir bauen eine Plattform, die Kinder durch starke Inhalte, Charaktere und Erlebnisse langfristig begleitet. EDURINO wird zur führenden Adresse für digitales Lernen im Vorschul- und Grundschulalter“, sagt Mitgründerin Franziska Meyer.

Für ihre klare Vision und gesellschaftliche Relevanz wurden die Gründerinnen Irene Klemm und Franziska Meyer vom Startup-Verband als Gründerinnen des Jahres 2025 ausgezeichnet. Ein starkes Signal dafür, wie sehr das Thema kindgerechte, nachhaltige Bildung auch außerhalb der EdTech-Branche Anerkennung findet.

Ravensburger: Erfahrung trifft Innovation

Mit Ravensburger Next Ventures gewinnt das EdTech-Startup EDURINO einen erfahrenen Sparringspartner mit tiefem Marktverständnis, der die Expansion der EDURINO-Plattform zusätzlich strategisch unterstützen wird.

Thomas Bleyer, Managing Director bei Ravensburger, sagt:„EDURINO gelingt es, eine sinnvolle Brücke zwischen analogem Spiel und digitaler Bildung zu schlagen. Mit ihrem klaren pädagogischen Konzept und einer kindgerechten Umsetzung überzeugt das Team nicht nur Kinder und Eltern, sondern auch uns als Partner. Wir sehen in EDURINO das Potenzial, digitale Frühbildung weltweit nachhaltig mitzugestalten.“

EDURINO Fokus: Plattform-Wachstum, internationale Skalierung und Ausbau der Handelspartnerschaften

Die Mittel aus der Series B fließen in drei zentrale Wachstumsbereiche:

  • Plattformentwicklung: Ausbau des digitalen Ökosystems mit neuen Content-Formaten, Lerninhalten und Produktkategorien
  • Internationale Skalierung: Rollout in Großbritannien und Markteintritte in weiteren Ländern
  • Handel & Sichtbarkeit: Verdopplung der Präsenz im stationären Handel bis Ende 2025

„Durch unsere Skalierung wollen wir mit EDURINO noch mehr Familien erreichen – digital, stationär und crossmedial vernetzt. Mit Ravensburger haben wir den idealen Partner gefunden, der unsere Vision von spielerischem Lernen aktiv mitgestalten möchte. Entscheidend wichtig für uns sind die Handelsnähe und die Expertise, um gemeinsam Produkte zu entwickeln”, erklärt EDURINO MitgründerinIrene Klemm. 

Tief verankert in Forschung und Technologie

EDURINO setzt mit einem interdisziplinären Team aus über 40 Pädagog:innen, Game Designer:innen, Psycholog:innen und Wissenschaftler:innen neue Maßstäbe in der EdTech-Landschaft. Gemeinsam mit der University of Cambridge werden die Lerneffekte wissenschaftlich begleitet und optimiert.

Ein technologisches Herzstück bildet das eigene Low-Code-System, mit dem Lerninhalte bald vollständig ohne manuelles Programmieren erstellt werden können, für maximale Skalierbarkeit bei gleichbleibend hoher Qualität.

„EDURINO vereint pädagogische Expertise mit modernster Technologie und schafft so eine Lernplattform, die Kinder begeistert und Eltern überzeugt. Wir sehen in EDURINO das große Potenzial, die Bildungslandschaft nachhaltig zu prägen, und freuen uns darauf, diese Reise als Partner aktiv mitzugestalten”,sagt Serienunternehmer und Akasol-Gründer Sven Schulz.

Foto/Quelle: EDURINO Foto: Helena Heilig


Wie viel Energie passt eigentlich in deine Hosentasche?

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Upsters Koffeinbonbons Vitamin D Elektrolyten teambild am hafen

Upsters entwickelt funktionale Bonbons wie Koffein-, Vitamin-D- und Elektrolytprodukte, die schnelle, smarte Unterstützung für den Alltag bieten.

Wie ist die Idee zu Upsters entstanden und welche persönlichen Erfahrungen haben euch zur Gründung motiviert?

Die Idee kam in einer frühen Vorlesung. Kaffee war nicht in Reichweite. Energydrinks fanden wir zu ungesund. Wir wollten etwas, das immer griffbereit ist und wirkt. So entstanden die Upsters Koffeinbonbons. Unser erstes Produkt. Im Alltag sahen wir immer mehr Situationen, in denen Menschen Unterstützung brauchen. So kamen neue Produkte dazu. Zum Beispiel Vitamin-D-Bonbons für den Winter oder Elektrolyte für Sommer und Sport. Immer mit dem Ziel, Lösungen zu entwickeln, die uns selbst gefehlt haben.

Welche Ziele verfolgt ihr mit Upsters über den schnellen Energieschub hinaus, was treibt euch wirklich an?

Wir wollen Menschen helfen, mehr aus ihrem Tag zu machen. Up for more. Egal ob Job, Studium oder Alltag. Unsere Produkte sollen smart helfen und gesund sein. Wir haben Koffeinbonbons für schnelle Energie. Elektrolyte für heiße Tage oder Sport. Vitamin-D-Bonbons für den Winter. Wir wollen zeigen, dass man nicht mehr leisten muss, sondern mehr erreichen kann. Mit Produkten, die sich an dein Leben anpassen. Up for more heißt für uns: mehr Klarheit, mehr Energie, mehr echte Momente.

Wie würdet ihr die Menschen beschreiben, für die Upsters entwickelt wurde, und was schätzen sie besonders an euren Produkten?

Unsere Kund:innen sind keine reinen Biohacker oder Leistungssportler. Sondern Menschen mit vollem Alltag. Studierende, Berufstätige, junge Eltern, Nachtschichtarbeiter:innen, Gründer:innen. Sie schätzen, dass Upsters wirkt. Schnell, einfach, zuverlässig. Und dass es ein Lifestyle-Produkt ist. Es sieht gut aus, macht Spaß und wird Teil der Routine.

Was unterscheidet Upsters ganz konkret von Kaffee, Energydrinks oder klassischen Koffeintabletten?

Alle Upsters-Produkte haben drei Dinge gemeinsam. Unkompliziert. Schnell im Mund, mit Wirkung und Geschmack. Lifestyle. Man freut sich aufs Produkt, es gehört dazu. Immer erreichbar. Passt in die Tasche, ist immer dabei. Im Gegensatz zu Kaffee oder Koffeintabletten ist Upsters nicht nur funktional, sondern auch emotional. Ein smarter Begleiter, der wirkt, schmeckt und gut aussieht.

Wie schafft ihr es, Wirkung, Geschmack, Nachhaltigkeit und Design in einem Produkt zu vereinen?

upsters interview partner philipp portrait bild

Mit Geduld und vielen Tests. Vor allem der Geschmack ist bei Koffeinprodukten schwer. Wir arbeiten mit Lebensmitteltechnologen, Designer:innen und unserer Community zusammen. So lange, bis alles passt. Wir achten auf zuckerfreie Produkte. Spürbare Wirkung. Auffälliges Design. Nachhaltigkeit. Zum Beispiel durch wiederverwendbare Glasverpackungen. Produziert wird nur in Deutschland und der Schweiz. Für Qualität und kurze Wege.

Welche Herausforderungen gab es bei der Produktentwicklung und wie lange hat es gedauert, bis die erste marktreife Version stand?

Die größte Herausforderung war der Geschmack. Koffein ist sehr bitter. Bis zur ersten marktreifen Bonbon-Version brauchten wir über ein Jahr. Und haben viele Rezepturen getestet. Heute geht es schneller. Aber wir launchen erst, wenn alles passt.

Wie hat sich Upsters seit eurem Auftritt bei „2 Minuten 2 Millionen“ verändert und würdet ihr anderen Startups empfehlen, diesen Weg zu gehen?

Wir würden es sofort wieder tun. Die Show hat uns viel Sichtbarkeit gebracht. Sie war ein echter Turbo für unsere Marke. Seitdem hat sich viel getan. Wir sind gewachsen. Haben neue Produkte gelauncht. Prozesse verbessert. Eine starke Marke aufgebaut. Damals standen wir am Anfang. Heute sind wir viel stabiler. Die Show war ein Sprungbrett.

Welche strategischen Entscheidungen waren rückblickend besonders wichtig, um heute da zu stehen, wo ihr seid?

Einen Vertriebskanal finden, der skalierbar ist. Produkte ständig weiterentwickeln. Eine Community aufbauen, in der sich manche sogar unser Logo und unseren Slogan tätowieren lassen.

Wie stellt ihr sicher, dass ihr bei neuen Sorten und Formaten immer am Puls eurer Zielgruppe bleibt?

Wir holen unsere Community früh ins Boot. Mit Umfragen, Testaktionen, Feedbackrunden. Wir lesen jede Bewertung. Jede DM. Und schauen genau, wie unsere Produkte genutzt werden. Auch im Team testen wir alles selbst. Direkt, ehrlich, schnell.

Was plant ihr für die Zukunft, neue Produkte, internationale Märkte oder vielleicht etwas ganz anderes?

Gerade wollen wir in den Lebensmitteleinzelhandel. Online läuft es sehr gut. Jetzt sollen noch mehr Menschen unsere Produkte offline finden. Unser Ziel ist, in die Regale von EDEKA, REWE, DM und anderen zu kommen. Als smarte Alternative zu klassischen Wachmachern. Neue Produkte planen wir gerade nicht. Die nächsten Monate stehen im Zeichen von Wachstum, Sichtbarkeit und Wiederkäufen. Langfristig wollen wir Upsters zur bekanntesten Marke für smarte Alltagsunterstützung im DACH-Raum machen. Und darüber hinaus.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in eurer Markenphilosophie und in der Produktion?

Eine große Rolle. Wir setzen auf Verpackungen ohne Plastik. Zuckerfreie Rezepturen. Regionale Produktion in Deutschland und der Schweiz. Viele Kunden füllen unsere Vorratsgläser immer wieder auf. Bald kommen Refill-Packs, um die Gläser erneut zu befüllen. Wir wollen mehr als das Nötigste tun. Und hören auf die Wünsche unserer Kunden.

Welche drei konkreten Ratschläge würdet ihr Gründer:innen geben, die mit einer funktionalen Produktidee durchstarten wollen?

Das Produkt muss schmecken, wirken und das Leben erleichtern. Die Community aktiv einbinden. Klar positionieren. Nicht alles für alle machen. Spitz starten und dann wachsen.

Bild: Teambild Copyright Upsters

Wir bedanken uns bei Philipp Köhler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Upsters

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Ansprechpartner:Phillipp Köhler

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Warum verstehen so viele ihre Altersvorsorge nicht – und was jetzt anders läuft?

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DYNO: Digitale bAV für moderne Altersvorsorge die gründer marc karkossa und luis weber copyright dyno

DYNO digitalisiert und automatisiert die betriebliche Altersvorsorge für Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen.

Was war der persönliche Auslöser für die Gründung von DYNO und wie haben Ihre bisherigen Erfahrungen im Versicherungsbereich die Idee beeinflusst?

Ich habe DYNO 2021 mit Luis Weber gegründet. Ich stamme aus einer klassischen Versicherungsfamilie. Mein Vater betreibt eine eigene Versicherungsagentur, in die ich nach meiner Abitur bei AXA einstieg. Über sieben Jahre beriet ich dort Unternehmen im Bereich betriebliche Altersvorsorge (bAV). Mir war immer bewusst, dass man bAV-Produkte rentabler machen kann, wenn Technologie konsequent eingesetzt wird, und irgendwann durfte ich das an einem echten Fall ausprobieren: Während Corona hat mich ein Firmenkunde darum gebeten, den administrativen Prozess der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) zu modernisieren. Die manuelle Verwaltung war aufwendig und viele Mitarbeitende hatten wenig Interesse an Gesprächen mit externen Versicherungsberatern – insbesondere in der COVID-Zeit, in der persönliche Termine ohnehin kaum möglich waren.

Ich besprach den Fall mit meinem Schulfreund Luis, der damals bei LIDL im HR-Bereich tätig war und täglich mit denselben Herausforderungen konfrontiert wurde. Uns wurde dann klar, dass es keine passende digitale Lösung am Markt gibt. Deshalb entwickelten wir einen ersten Prototyp, testeten diesen bei ausgewählten Unternehmen und sammelten Feedback. Das Ergebnis war eindeutig: Die Zahl der Mitarbeitenden, die bAV-Angebote wahrnahmen, stieg signifikant – und gleichzeitig sank der Aufwand in den Personalabteilungen.

Dieser Erfolg bestätigte uns: Es war Zeit für eine neue, digitale Lösung, die bAV einfacher, effizienter und für alle Beteiligten transparenter macht.

Ausschlaggebend war aber auch ein ganz konkreter Fall einer Kundin: Nach fast 30 Jahren Einzahlen in die betriebliche Altersvorsorge (bAV) bekam sie bei Renteneintritt die Empfehlung der Versicherung, sich die eingezahlten 40.000 Euro auszahlen zu lassen und dafür auf die lebenslange Rente zu verzichten. Doch die Rechnung ging nicht auf: Sie hatte laut Vertrag Anspruch auf eine garantierte Rente von 450 Euro. Die angebotenen 40.000 Euro hätte sie damit in acht Jahren ohnehin schon erhalten. Hinzu kommt, dass sie in dieser Laufzeit von 27 Jahren genau das ausgezahlt bekommen hat, was sie eingezahlt hatte. Da war keine Wertentwicklung drin. Solche Vorgänge wollte ich nicht mehr tatenlos mitansehen.

Wie würden Sie einem Laien DYNO in einem Satz erklären?

DYNO ermöglicht Arbeitnehmern, in ihre bAV endlich flexibel, transparent und rentabel zu investieren – und bietet Arbeitgebern eine digitale, komplett automatisierte Lösung zur Einführung und Verwaltung der bAV.

Was ist Ihre langfristige Vision mit DYNO und welche Meilensteine sind notwendig, um diese zu erreichen?

Unsere Vision ist klar: DYNO soll die Standardlösung für betriebliche Altersvorsorge in Deutschland werden. Dafür braucht es vier Dinge:
Erstens: Verständnis schaffen: Über 12,5 Millionen Menschen in Deutschland haben heute eine bAV, aber die wenigsten verstehen, was mit ihrem Geld passiert. Das ändern wir.
Zweitens: Technologie skalieren: Wir entwickeln DYNO konsequent weiter, um Beratung, Verwaltung und Reporting vollständig und nachhaltig zu automatisieren.
Drittens: Öffentliche Debatte mitprägen: Altersvorsorge muss wieder sichtbar werden, politisch wie medial.
Viertens: Skalierung durch Vertrauen: Unternehmen setzen auf DYNO, weil es einfach, fair und digital funktioniert – das muss zum neuen Standard werden.

Wie identifizieren Sie die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe und sorgen dafür, dass DYNO diese auch wirklich erfüllt?

Wir sprechen täglich mit den Menschen, für die wir bauen: Mitarbeitende, HR-Verantwortliche, Geschäftsführer. Wir analysieren tausende bAV-Verträge, lernen aus jedem Case und entwickeln unsere Plattform kontinuierlich weiter, immer entlang echter Nutzerbedürfnisse.

Was unterscheidet DYNO grundlegend von klassischen bAV-Anbietern und wie profitieren Arbeitnehmer konkret davon?

Klassische bAV funktioniert oft so: Ein Vertreter kommt vorbei und verkauft einen teuren, unflexiblen Vertrag, der für ihn nicht für den Arbeitnehmer optimiert ist. Stichwort: Vermittlungsprovision.
DYNO dreht das Modell um. Wir sind das Trade Republic oder Scalable der bAV: digital, provisionsfrei und mit echten Investment-Optionen. Wir verdienen unser Geld nicht durch eine Vermittlung, sondern an der Software – über eine monatliche Gebühr.
Mitarbeitende sehen in Echtzeit, wie viel Rente sie erwarten können, was es kostet und ob sich ihr Vertrag wirklich lohnt. Durch unser Dashboard sind alle Infos komplett transparent und flexibel, auch bei Arbeitgeberwechsel und anderen Lebensveränderungen. Bedeutet: Mehr Rente, weniger Kosten und volle Kontrolle.

Die betriebliche Altersvorsorge gilt oft als komplex und wenig transparent. Wie begegnet DYNO diesem Problem?

Wir machen bAV so einfach wie einen Sparplan, mit dem Unterschied, dass sie vom Arbeitgeber und Staat gefördert wird.
Statt PDF-Wüsten und Versicherungschinesisch bekommen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei DYNO ein klares Dashboard mit allen Zahlen, Daten und Fakten: Wer zahlt wie viel ein, was kommt am Ende raus, und wie wirkt sich das steuerlich aus? Unsere Technologie automatisiert die Prozesse im Hintergrund und macht die bAV endlich transparent, zugänglich und verständlich.

Mit über 200 Unternehmenskunden und tausenden Mitarbeitenden haben Sie in kurzer Zeit viel erreicht. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?

Der Erfolg kommt daher, dass wir zwei Probleme gleichzeitig lösen: Unternehmen wollen ihren Mitarbeitenden ein sinnvolles Vorsorgeangebot machen und gleichzeitig die bAV einfach und effizient managen. Spannend ist: Viele Entscheider haben selbst eine klassische bAV. Erst wenn sie DYNO ausprobieren, merken sie, wie undurchsichtig, teuer oder unflexibel ihr eigener Vertrag eigentlich ist. Das öffnet Augen und sorgt für echte Veränderungsbereitschaft.
Unser Vorteil: DYNO lässt sich leicht einführen, verwaltet sich quasi digital von selbst und bringt sofort Klarheit für HR und Belegschaft.
Dass wir das skalieren können, liegt an unserer Technologie. Sie automatisiert Onboarding, Betreuung und Prozesse. Unsere Produktentwicklung ist der Hebel für weiteres Wachstum.

Gab es Momente in der Entwicklung von DYNO, in denen Sie an der Idee gezweifelt haben?

Nein. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass DYNO und weitere Anbieter, die uns folgen, der neue Standard sein werden. Was aktuell in der bAV passiert, ist aus unserer Sicht nicht haltbar: Verträge mit horrenden Kosten, null Transparenz, null Rentabilität, staatlich gefördert und dazu unter Druck verkauft. Die großen Player kennen die Probleme, obwohl sie aus Mangel an Alternativen weitermachen. DYNO ist außerdem keine Revolution, sondern eine Evolution. Wir müssen keinen Kampf gegen die komplette Industrie austragen, sondern einzelne Strukturen und Teilnehmer.
Dass der Wandel im Gange ist, sehen wir in unseren Gesprächen mit vielen verschiedenen Stakeholdern. Es sind viele Parallelen zu anderen Industrien zu erkennen, die das in den letzten Jahren erlebt haben.

Wie wollen Sie bis 2026 die ambitionierte Marke von 400 Millionen Euro an Rentenansprüchen erreichen?

Wenn wir unser aktuelles Wachstum halten, erreichen wir die 400 Millionen Euro Rentenansprüche – und darüber hinaus.

Welche Rolle spielt Technologie bei Ihrer Mission, die betriebliche Altersvorsorge neu zu gestalten?

Technologie ist bei DYNO kein Add-on, sie ist das Produkt.
Wir ersetzen komplexe Verwaltungsprozesse, manuelle Beratung und intransparente Versicherungslogik durch automatisierte Journeys, verständliche Dashboards und datenbasierte Entscheidungen. Nur mit Technologie können wir faire, rentable Altersvorsorge skalierbar machen. Für Unternehmen jeder Größe.

Welche Entwicklungen oder Erweiterungen sind in den kommenden Jahren bei DYNO geplant?

Einige spannende Neuerungen befinden sich aktuell in der Entwicklung. Wir bauen DYNO zur zentralen Plattform rund um Altersvorsorge im Unternehmen aus, gegebenenfalls über Unternehmen hinaus.
Ein Fokus liegt auf der tiefen Integration in bestehende HR-, Payroll- und Benefit-Systeme, damit die bAV künftig nahtlos in bestehende Prozesse eingebettet ist, ohne Medienbrüche und ohne Mehraufwand. Alles, was wir entwickeln, folgt dabei einem klaren Ziel: Weniger Komplexität, mehr Transparenz, mehr Wirkung für HR und Mitarbeitende.

Welche drei persönlichen Ratschläge würden Sie Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die ebenfalls ein technologiegestütztes Geschäftsmodell verfolgen?

Erstens: Denkt vom Problem aus, nicht vom Produkt. Die Frage war bei uns nie: „Was können wir bauen?“, sondern: „Was bringt den Kund:innen echten Mehrwert – auch langfristig?“ Dafür muss man ihre Bedürfnisse tief verstehen, auch wenn sie sie selbst noch nicht klar benennen können.
Zweitens: Groß denken, klein starten, extrem hartnäckig bleiben. Viele gute Ideen scheitern nicht am Markt, sondern am Durchhaltevermögen.
Drittens: Leidenschaft fürs Produkt schlägt kurzfristige Kompromisse. Qualität ist das beste Marketing – und ein starkes Produkt löst am Ende alles: Wachstum, Vertrauen, Weiterempfehlung.

Bild: DYNO Co-Founder und CEOs v.l. Marc Karkossa Luis Weber Copyright DYNO

Wir bedanken uns bei Marc Karkossa und Luis Weber für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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Was braucht es wirklich, damit Laden weltweit störungsfrei funktioniert?

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Pionix setzt mit seinem offenen Softwareansatz auf eine gemeinsame technische Grundlage, die Ladeinfrastruktur verlässlicher und kompatibler macht. EVerest ermöglicht Herstellern und Betreibern, Ladeprobleme schneller zu lösen und Systeme weltweit einfacher miteinander zu verbinden