Sonntag, Dezember 21, 2025
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SEO 101 für KMU: Kunden mit den richtigen Bildern erreichen

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SEO für KMUs: Mit KI und iStock Sichtbarkeit steigern Credit: Cristina Gaidau/iStock

iStock, eine der führenden E-Commerce-Plattformen für Premium-Inhalte, die KMUs, Kreativen und Studenten weltweit zur Verfügung stehen, zeigt, wie KMUs visuelle Inhalte in ihre Suchmaschinenoptimierung (SEO) integrieren können, um in der heutigen KI-gesteuerten Landschaft wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Ergebnisse der visuellen Untersuchungen von VisualGPS und iStock zeigen, dass SEO nach wie vor eine der wichtigsten Fähigkeiten ist, die kleine Unternehmen weltweit erlernen möchten. Darüber hinaus geben 60 % der weltweit Befragten an, dass sie ihre eigenen Inhalte erstellen und beschaffen. Dabei greifen viele auf generative KI als Werkzeug zur Ideenfindung und Iteration visueller Konzepte zurück.

„KI verändert die Art und Weise, wie KMUs SEO gestalten sollten“ sagt Helen Pollitt, Director of SEO bei iStock. „Viele Unternehmer sind sich noch nicht bewusst, welche leistungsstarken und kostengünstigen Tools ihnen zur Verfügung stehen: von der Verwendung einer Mischung aus Stock- und KI-generierten Bildern bis hin zur Kombination von SEO mit generativer Suchmaschinenoptimierung. So können KI-Tools Inhalte finden und anzeigen, wenn Nutzer Fragen stellen. Diese Strategien können das Ranking erheblich verbessern und den organischen Traffic steigern.“

iStock gibt KMUs vier Empfehlungen, die sie bei der Implementierung von SEO-Maßnahmen im Marketing berücksichtigen sollten:

Traditionelle Suchmaschinenoptimierung ist nach wie vor entscheidend:

Um die Online-Präsenz zu verbessern, sollten Suchmaschinen zusätzliche Informationen darüber erhalten, inwiefern das Bild für die durchgeführten Suchanfragen relevant ist. Dazu gehören beschreibende Dateinamen, primäre Schlüsselwörter, Alt-Text-Beschreibungen und die Wahl des richtigen Bildformats für die jeweilige Verwendung, darunter WebP für inhaltsorientierte Webseiten und SVG für Logos, die skaliert werden müssen. 

Videos dürfen nicht fehlen:

Videos können in Webseiten eingebettet werden, um die Reichweite zu erhöhen. Laut der  VisualGPS-Studie nutzen 53 % der Menschen in Deutschland Online-Videoinhalte, um Neues zu lernen und sich inspirieren zu lassen. Doch nur 11 % aller KMUs weltweit setzen Videos als Teil ihrer Content-Strategie ein. Stellen Sie mithilfe von strukturierten Daten und hochwertigen Miniaturansichten sicher, dass Ihre Inhalte auf Suchseiten angezeigt werden und die Seite schnell lädt.

Mit KI experimentieren:

KI-Tools können in SEO-Workflows nützlich sein, beispielsweise beim Verfassen von Texten, bei der Keyword-Recherche, bei der Optimierung von Meta-Titeln und  Beschreibungen oder bei der Erstellung von Bildern zur Illustration einer Seite. Wenn Sie KI-generierte Bilder verwenden möchten, sollten Sie A/B-Tests mit den Inhalten durchführen, um das Besucherengagement zu messen. Erwägen Sie außerdem, diese mit einem Symbol oder einem kurzen Text zu kennzeichnen. Untersuchungen von VisualGPS zeigen, dass 86 % der Verbraucher weltweit und in Deutschland der Meinung sind, dass KI-generierte Inhalte deutlich gekennzeichnet werden sollten.

SEO mit GEO verbinden:

KI-gestützte generative Suchmaschinen (GSEs) beginnen, den „Referral“-Web-Traffic zu steigern. Um die Online-Markenautorität durch generative Suchmaschinenoptimierung (GEO) zu sichern, können KMUs ihre Traffic-Daten analysieren. So können sie herausfinden, woher die Website-Besuche kommen, und die Auswirkungen von GEO auf die Sichtbarkeit der Marke verstehen.

Um SEO-Strategien mit Bildern und Videos anzureichern und zu verbessern, finden Sie weitere Informationen unter www.istockphoto.com.

Bild: Credit: Cristina Gaidau/iStock

Autor Helen Pollitt, Director of SEO bei iStock.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Könnte eine Tasche mehr sein als nur ein Modeartikel?

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ALLASHEFER Taschen – Nachhaltigkeit trifft Design Alla Schäfer @Nikole Franke

ALLASHEFER steht für handgefertigte Premium-Taschen, die Funktionalität, Design und Nachhaltigkeit vereinen und Frauen in allen Lebensphasen begleiten

Wie ist die Idee zu ALLASHEFER entstanden und welche persönliche Geschichte steckt dahinter?

ALLASHEFER entstand während meiner ersten Schwangerschaft, weil ich eine Wickeltasche wollte, die funktional, stylisch und auch später nutzbar ist. Die erste Tasche, die ich für mich designte, war sofort so beliebt – sogar meine Hebamme, die Ärzte im Krankenhaus, meine Familie und Freunde wollten sie haben. So entstand meine erste Kollektion ANATOL, benannt nach meinem Sohn.

Welche Werte und Erfahrungen bringen Sie als Gründerin in die Entwicklung der Taschen ein?

Als Gründerin bringe ich meine eigenen Erfahrungen als Mutter ein: Bedürfnisse im Alltag, Stilbewusstsein und den Wunsch nach Nachhaltigkeit. Mir ist wichtig, dass jede Tasche funktional, zeitlos und mit Liebe zum Detail entsteht.

Welche Vision verfolgen Sie mit ALLASHEFER und wie möchten Sie diese langfristig umsetzen?

Meine Vision ist es, Taschen zu kreieren, die Frauen in jeder Lebensphase begleiten – von der Schwangerschaft bis weit darüber hinaus. Langfristig möchte ich ALLASHEFER als nachhaltige, internationale Marke etablieren, die Funktion und Design vereint.

Wer sind die Menschen, die Ihre Taschen kaufen, und wie gehen Sie auf deren Wünsche ein?

Meine Kundinnen sind moderne Frauen und Mamas. Ich habe bereits zwei Kollektionen nach meinen Kindern benannt – ANATOL und MIRA. Vor allem bei MIRA habe ich alles umgesetzt, was ich in eineinhalb Jahren durch Feedback gelernt habe: kleinere, leichtere Taschen, veganes Leder und viele Wünsche meiner Kundinnen. Ihr Feedback ist mir so wichtig, dass ich sie immer einlade, mir ihre Eindrücke zu schicken – so wächst ALLASHEFER gemeinsam mit ihnen.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in Ihrem Geschäftsmodell?

Nachhaltigkeit ist der wichtigste Baustein von ALLASHEFER. Meine Taschen sind aus hochwertigsten Materialien gefertigt, damit sie Frauen ein Leben lang begleiten – weit über eine Lebensphase hinaus. Produziert wird in liebevoller Handarbeit von erfahrenen Frauen in Istanbul, die von zu Hause aus arbeiten können. So entstehen keine Massenprodukte, sondern Stücke mit Seele – und ich möchte damit auch ein bewussteres Konsumverhalten fördern.

Was macht ALLASHEFER einzigartig im Vergleich zu anderen Premium-Labels?

Ich habe als Mama eine Tasche geschaffen, die Funktionalität und Design perfekt vereint – genau das, was mir während meiner Schwangerschaft gefehlt hat. Jede Tasche wird aus den hochwertigsten Materialien gefertigt, die auch namhafte Designer nutzen, und in liebevoller Handarbeit von erfahrenen Frauen in Istanbul hergestellt. Das Ergebnis ist ein sehr exklusives, menschliches Produkt, das bewusst genutzt wird, über Jahre begleitet und von den Kundinnen jeden Tag geliebt wird – das macht es besonders und einzigartig.

Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben und Senior:innen in Istanbul für Sie persönlich?

Die Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben und Senior:innen in Istanbul hat für mich eine sehr hohe Bedeutung. Ich möchte ihre Handwerkskunst sichtbarer machen und zeigen, wie viel Liebe in jeder Tasche steckt. Transparenz ist mir wichtig: Ich teile die Entstehungsgeschichte, weil sie das Produkt und meine Brand besonders macht und die Menschen wertschätzen lässt, was hier wirklich geschaffen wird.

Mit welchen Herausforderungen mussten Sie seit der Gründung umgehen und wie haben Sie diese gemeistert?

Eine große Herausforderung war, ein exklusives, hochwertiges Produkt zu entwickeln, das stylisch, funktional und nachhaltig ist – während ich in der Zwischenzeit auch zweimal Mama geworden bin. Ich habe gelernt, dass man auch im Mama-Alltag gründen kann, wenn man Leidenschaft für seine Idee hat. Diese Balance aus Familie und Beruf macht mich ausgeglichen und ermöglicht es mir, die Taschen mit Liebe zu gestalten. Jede Herausforderung hat mich stärker gemacht und ich bin dankbar, dass ich genau das tun darf.

Welche Kollektionen oder Produktideen möchten Sie in den kommenden Jahren ausbauen?

Ich möchte weiterhin eng auf die Wünsche meiner Kundinnen eingehen, denn in den eineinhalb Jahren seit der Gründung hat sich die Brand schon stark weiterentwickelt. Außerdem plane ich neue Ideen wie eine coole Daddy-Bag, neue Materialkombinationen, ohne die Handwerkskunst aus den Augen zu verlieren, und ich möchte die Taschen in Zukunft weltweit zu Menschen bringen.

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Designanspruch, Funktionalität und fairer Produktion?

Kommunikation ist hier der Schlüssel. Ich arbeite in enger Abstimmung mit den Handwerkerinnen in Istanbul, sodass alle verstehen, wie die Tasche umgesetzt wird. Funktionalität steht bei mir an erster Stelle – erst wenn sie für den Alltag passt, arbeite ich am Design weiter. So entstehen Taschen, die gleichzeitig super stylisch und praktisch sind, ob beim Kinderwagen oder im Restaurant, und genau diese Kombination macht die Brand besonders.

Welche Chancen sehen Sie aktuell im Markt für handgefertigte Premium-Taschen?

Ich sehe eine große Chance, weil Kundinnen wieder bewusst auf Qualität, Nachhaltigkeit und Handwerkskunst achten. Handgefertigte Premium-Taschen sind nicht nur funktional und zeitlos, sondern erzählen auch eine Geschichte – das macht sie im Markt besonders wertvoll.

Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die selbst ein Label aufbauen möchten?

Erstens: Einfach loslegen! Auch wenn man viel Theorie kennt – ich habe selbst International Business studiert und zig Businesspläne geschrieben – habe ich während der Schwangerschaft einfach gefühlt gestartet. Schritt für Schritt kann man wachsen und anpassen. Zweitens: Flexibel bleiben und Prioritäten setzen. Nicht alles perfekt planen, sondern anpassen und weiterentwickeln. Drittens: Auf sich selbst achten und Freude haben. Wenn man mit Liebe und Balance arbeitet, profitiert die ganze Umgebung davon – auch die Familie. Besonders jungen Mamas möchte ich sagen: Wenn ihr eine Idee habt, traut euch, sie umzusetzen – es geht und macht unglaublich viel Spaß.

Titelbild Alla Schäfer @Nikole Franke

Wir bedanken uns bei Alla Schäfer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: ALLASHEFER

logo allashefer schwarz weiss

Kontakt:

ALLASHEFER
Alla Schäfer
Sybelstraße 10
D-10629 Berlin
https://allashefer-bags.com/
alla@amodernwoman.de

Ansprechpartner: Alla Schäfer

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Welche Gründer schaffen den Deal in der Höhle der Löwen?

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8. September 2025: Höhle der Löwen Gründer V.l.: Philipp Battisti, Thorben Engel und Phil Janßen präsentieren „STEETS“, die Abstellhilfe für Gehstützen. Sie erhoffen sich ein Investment von 300.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile. Phils Großvater Heinz Schlechtingen unterstützt die drei bei ihrem Pitch. RTL / Bernd-Michael Maurer

Die Höhle der Löwen: Innovationen und Emotionen am 8. September 2025 auf VOX

Am 8. September 2025 startet um 20:15 Uhr bei VOX die dritte Folge der aktuellen Staffel von Die Höhle der Löwen. Wer nicht bis zum 8. September warten möchte, kann die Episode bereits ab dem 1. September auf RTL+ ansehen. Auch diesmal stehen außergewöhnliche Ideen im Mittelpunkt – von Alltagshelfern über kulinarische Innovationen bis hin zu technischer Raffinesse. Besonders bemerkenswert: Ein Gründer sorgt mit stolzen 98 Jahren für einen Gänsehaut-Moment.

STEETS Alltagserleichterung mit Herz am 8. September 2025

Mit seiner Teilnahme bricht Heinz Schlechtingen einen Rekord – noch nie war ein Gründer in der Show so alt. An seiner Seite stehen Enkel Phil Janßen (30) sowie die Mitgründer Thorben Engel (29) und Philipp Battisti (30). Gemeinsam stellen sie STEETS vor, eine praktische Lösung für Gehstöcke und Gehhilfen.

Die Idee entstand aus der eigenen Familiengeschichte: Immer wieder kippte der Stock des Seniors um, was nicht nur lästig, sondern auch gefährlich werden konnte. Die Lösung der Gründer ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Kleine, ausklappbare Standfüße sorgen dafür, dass jede Gehhilfe stabil und sicher abgestellt werden kann. Damit schenkt STEETS Millionen Menschen im Alltag ein Stück mehr Freiheit und Unabhängigkeit.

Die Investoren sind sichtbar bewegt – sowohl von der Produktidee als auch vom Charme des Seniors. Doch trotz aller Sympathien bleibt die Frage: Wird es für die erhofften 300.000 Euro bei 15 Prozent Unternehmensanteilen tatsächlich einen Deal geben?

krydda Wenn Tofu endlich überzeugt

Arne Engelke (29) hat sich einer Herausforderung angenommen, die viele Vegetarier und Veganer kennen. Sein Startup krydda bringt Schwung in die pflanzliche Küche. Denn auch wenn Tofu als gesund und vielseitig gilt, fehlt es oft an Geschmack.

Mit seinem sogenannten Tofu-Finisher hat Engelke ein Produkt entwickelt, das dieses Problem clever löst. Statt langer Marinierzeiten genügt es, das Instant-Pulver mit Wasser oder Sojasauce zu verrühren. Und schon haftet die Würze perfekt am Tofu. Ob mediterrane Kräuter, orientalische Aromen oder sommerliche Frische: In wenigen Minuten wird ein neutrales Proteinblock in eine schmackhafte Mahlzeit verwandelt.

Der Gründer verbindet sein Wissen aus der Finanzwelt mit seiner Leidenschaft fürs Kochen und seiner veganen Lebensweise. Für 75.000 Euro möchte er 20 Prozent seiner Firma abgeben – und hofft am 8. September 2025 auf den richtigen Löwen an seiner Seite.

FlaveAir Genuss ohne Reue

Einen anderen Ansatz verfolgen Nils Stögbauer (46) und Randolph Skrok (53). Ihr Startup FlaveAir will eine Alternative zu Süßigkeiten, Zigaretten und E-Zigaretten bieten. Das modulare System besteht aus einem Stick, der mit mehr als 40 verschiedenen Aromen genutzt werden kann – von fruchtigen Varianten bis zu würzigen Geschmacksexplosionen.

Die Motivation hinter der Idee ist sehr persönlich. Nachdem Stögbauer seine Mutter an Krebs verlor, wollte er ein Produkt entwickeln, das ungesunde Gewohnheiten ersetzt. Der FlaveAir-Stick ist kalorienfrei, nikotinfrei und wiederverwendbar – gedacht für Menschen, die ihre Routinen ändern möchten, ohne auf Genuss zu verzichten.

Während manche Investoren skeptisch auf die Zielgruppenansprache blicken, sehen andere großes Marktpotenzial. Mit 150.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile gehen die Gründer in die Verhandlung.

AIRCUBE Technologie für mehr Hygiene

Zum Highlight der Sendung wird der Auftritt von Giuseppe Leo (30). Sein AIRCUBE soll nichts weniger als die Toilettenhygiene revolutionieren. Das kleine Gerät lässt sich unkompliziert an gängige Toiletten befestigen. Ein Bewegungssensor erkennt die Nutzung, sodass das System automatisch startet und entstehende Gerüche direkt an der Quelle entfernt.

Doch der AIRCUBE kann noch mehr: Mithilfe von Ionisierung werden zusätzlich Bakterien und Keime neutralisiert – ganz ohne chemische Zusätze. Damit geht das Produkt über klassische Luftfilter hinaus und positioniert sich als neuartiger Hygiene-Standard für Badezimmer. Erste Tests und tausende Probeanwender bestätigen die Wirksamkeit.

Leo verlangt 200.000 Euro für zehn Prozent seiner Unternehmensanteile. Gleich mehrere Löwen zeigen Interesse, und es entwickelt sich ein regelrechter Wettstreit um den Gründer.

Fazit Spannung pur am 8. September 2025

Die dritte Episode von Die Höhle der Löwen am 8. September 2025 zeigt, wie vielfältig Gründermut sein kann: vom Familienprojekt für mehr Sicherheit im Alltag über kulinarische Innovationen bis hin zu technischen Entwicklungen mit internationalem Potenzial.

Egal ob jung oder alt – die Gründer beweisen, dass gute Ideen keine Grenzen kennen. Ob sie alle am Ende mit einem Investment nach Hause gehen, entscheidet sich erst in der Sendung. Sicher ist jedoch: Diese Folge wird lange im Gespräch bleiben.

Bild V.l.: Philipp Battisti, Thorben Engel und Phil Janßen präsentieren „STEETS“, die Abstellhilfe für Gehstützen. Sie erhoffen sich ein Investment von 300.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile. Phils Großvater Heinz Schlechtingen unterstützt die drei bei ihrem Pitch. Bild @ RTL / Bernd-Michael Maurer

Was mich wirklich geprägt hat – und warum ich für Startups brenne

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Tobias Lakämper über TechBoost, KI Palooza und Innovation

Tobias Lakämper, im Partnermanagement bei TechBoost der Telekom, gibt im Interview spannende Einblicke in seinen Werdegang, seine Werte und seine Haltung zu Innovation und Nachhaltigkeit. Im Fokus steht auch das Event KI Palooza, bei dem er erläutert, warum es für ihn und das Programm so wichtig ist, dort präsent zu sein

Was hat dich als Kind geprägt – welche Werte oder Erfahrungen begleiten dich bis heute?

Tobias Lakämper: Die Schulzeit inklusive Rückschlägen, Veränderung und persönlicher Neuausrichtung war eine der prägendsten Erfahrungen. Mein Wertegerüst begründet sich im Wesentlichen auf den familiären Hintergrund: ein guter, wertschätzender Umgang miteinander ist mir besonders wichtig.

Auf deinem Weg zum Experten für Startups und Innovationen: Was war die größte Hürde, die du überwinden musstest (und wie hast du das geschafft)?

Tobias Lakämper: Ich weiß nicht, ob es die größte Hürde war, aber das Lampenfieber weitestgehend zu überwinden, war eine große Challenge. Geholfen hat sicher, dass ich gern ins kalte Wasser springe und ständige Übung.

Wie viel „Leader“ steckt in dir? Was ist für dich besonders wichtig, wenn du ein Team führst?

Tobias Lakämper: Zusammenhalt, Teamorientierung und ein gemeinsamer Sinn. Das wichtigste ist, dass alle an einem Strang ziehen und auf ein gleiches oder ähnliches Ziel hinarbeiten. Insbesondere im Innovationsumfeld kann das herausfordernd sein, da das Ziel oft adjustiert wird.

Nachhaltigkeit ist gerade total im Fokus – wie wichtig ist dir das im beruflichen und im privaten Kontext? Hast du da konkrete Prinzipien oder Projekte?

Tobias Lakämper: Sehr wichtig. Privat versuche ich mit meiner Familie vom übermäßigen Konsumverhalten Abstand zu gewinnen und viel selbst zu recyceln. Beruflich fördern wir Impact Startups gesondert. Beispielsweise auch, wenn sie beispielsweise eigentlich unter unseren Aufnahmekriterien liegen.

Welchen Rat hast du für Leute, die gerade erst gründen wollen – was sollten sie unbedingt beachten?

Tobias Lakämper: Es ist eine Offenbarung und Selbstverwirklichung. Es wird anstrengend, langatmig und unberechenbar. Beide Sätze stimmen, man muss damit klarkommen. Aber, Du bist nicht allein – es gibt viele fantastische Menschen und Institutionen, die einem helfen.

Wie gehst du mit Unsicherheiten und Herausforderungen um – eher intuitiv, planvoll, mit Unterstützung von außen oder ganz anders?

Tobias Lakämper: Meistens stelle ich mir die Frage: Kann ich mit 80%iger Sicherheit sagen, dass ich der Beste für die Bewältigung der Herausforderung bin? Meistens ist die Antwort nein: Dann suche ich mir bekannte oder bis dahin unbekannte Personen, die mir dabei helfen.

Hast du ein berufliches Vorbild – oder eine Inspiration aus deiner Kindheit oder Jugendzeit, der oder die dich bis heute leitet?

Tobias Lakämper: Was ich nie vergessen werde, ist die erste Fernreise außerhalb Europas. Es sollten noch viele Folgen, doch die erste hat sich eingebrannt. Einen „echten“ Perspektivwechsel vorzunehmen und ganz neue kulturelle Horizonte zu erkunden, war sehr erleuchtend und begleitet mein Gedankenspektrum bis heute bei wichtigen Entscheidungen.

Welche Rolle spielt Innovation – gerade im CRM-Bereich – für dich im Alltag?

Tobias Lakämper: Als technologische Schnittstelle zum wichtigsten Stakeholder von Unternehmen – seinen Kunden – hat CRM für mich eine besondere Bedeutung. Das transportiert sich natürlich auf auf die Relevanz der Innovation in diesem Bereich. Vor allem durch generative KI sind die Potenziale zur Kundenzentrierung für Unternehmen nochmal sprunghaft gestiegen.

Als Führungskraft: Was war dein überraschendstes Erlebnis mit einem Team – positiv oder herausfordernd?

Positiv überrascht bin ich immer, wenn Menschen aus ihrer Komfortzone treten und Dinge tun, die ich vorher nicht erwartet habe oder erwarten konnte. Ein sehr geschätzter Mitarbeiter von mir, Frank Barz, beispielsweise wurde in diesem Jahr eingeladen, einen TEDx-Talk zu halten. Ein fantastisches Achievement.

Nachhaltigkeit im Business: Wo siehst du aktuell die größten Stellschrauben – und woran arbeitetest du konkret?

Bürokratieabbau und Incentives bzw. Förderungen in den richtigen Bereichen setzen. Beispielsweise kann ich nicht nachvollziehen, wie einzelne Großunternehmen im Legacy Energy Bereich mehr Subventionen erhalten, als gesamte Technologien wie Solar & Wärmepumpen zusammen.

Welchen Tipp würdest du deinem jüngeren Ich geben, das gerade in die Arbeitswelt startet?

Sei von Anfang an mutig und steh zu Dir selbst. Tritt aus der Komfortzone, insbesondere im Corporate-Umfeld fällst Du fast immer weich.

Event KI Palooza – Was hat dich dazu bewegt, beim KI Palooza dabei zu sein und welche Vorteile bringt es für euer Programm?

Tobias Lakämper: Wir als TechBoost möchten so nah wie möglich an den neuesten KI-Innovationen sein. Dafür suchen und besuchen wir die besten Veranstaltungen. Wir erhoffen uns vom KI Palooza, neue KI-Startups kennenzulernen und auch auf der Corporate-Seite spannende Verbindungen zu knüpfen.

Was genau dürfen wir von eurem Stand erwarten – gibt’s eine zentrale Botschaft oder überraschende Insights?

Du bist ein B2B-Startup, das Mittelstand und Großkunden mit Deiner Lösung beeindruckt? Du denkst europäisch und souverän? Und Du suchst einen Sparringspartner für Vertrieb & Marketing? Dreimal „Ja“ und Du bist bei uns goldrichtig!

Für viele ist ein Event wie KI Palooza die erste Begegnung mit KI – was hoffst du, dass die Teilnehmer*innen mitnehmen?

KI als Technologie bietet sehr viele Möglichkeiten, muss allerdings gesellschaftlich akzeptiert und genutzt werden. Ich sehe es als Chance mit Menschen zu sprechen, die ggf. noch weniger Erfahrung mit KI gemacht haben.

KI Palooza kombiniert Fachwissen mit Festival-Charakter – wie passt dein Beitrag in diesem Mix aus Inhalt und Erlebnis?

Tobias Lakämper: Die Kombination ist klasse, da es das Thema Innovation & KI emotional zusätzlich auflädt. Wir versuchen mit unserem Stand und unserem Beitrag mit einzustimmen – wir brennen für KI & Innovation. In unserem Netzwerk von >1000 Startups ist für jeden etwas dabei, für das er oder sie sich begeistern kann. Wir finden genau das richtige Startup!

👉 Beim KI Palooza habt ihr die Gelegenheit, Tobias live zu erleben!

Titelbild Tobias Lakämper TechBoos

Wir bedanken uns bei Tobias Lakämper für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Wie schaffen wir eine Zukunft innerhalb der planetaren Grenzen?

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Marvelous: DeepTech und Materialien für die zukunft interviewpartner Philipp Buddemeier @ Marvelous im Park Landscape

Marvelous investiert gezielt in Deep-Tech-Hardware, um den Klimawandel zu bekämpfen – Gründer Philipp Buddemeier hat sich den Interviewfragen von StartupValley gestellt

Marvelous investiert gezielt in Deep-Tech Hardware, um den Klimawandel zu bekämpfen. Wie kam die Idee für diesen Fokus auf und was hat Sie persönlich dazu bewogen, diesen Weg zu gehen?

Mich treibt seit über 20 Jahren die Frage um, wie wir eine Welt schaffen, die innerhalb der planetaren Grenzen zum Wohle Aller floriert. Dafür benötigen wir jedoch Forschungsdurchbrüche in der physischen Welt, um die Kernbausteine unserer Wirtschaft neu zu erfinden. KI und digitale Tools sind wichtig, aber sie binden kein CO₂ oder transformieren heutige Abfallstoffe in die Bausteine einer emissions- und abfallfreien Zukunftswirtschaft.

Die Vision von Marvelous ist, Europas nächste Innovationswelle voranzutreiben. Was genau muss passieren, damit das gelingt, und wie sehen Sie die Rolle von Marvelous in diesem Prozess?

Europa ist gut in der Forschung, aber schlecht in der Kommerzialisierung. Um die nächste Innovationswelle voranzutreiben, unterstützen wir die Skalierung von wissenschaftsbasierten Lösungen. Es geht darum, CO₂ und Abfallströme aus Bestandsindustrien zu nutzen. Wir wollen auf Basis neuer Materialien und Wertstromkaskadierung die emissionsfreien und zirkulären Industrien der Zukunft aufzubauen – insbesondere mit Fokus auf Bau, Landwirtschaft und Schwerindustrie. Das unterstützen wir als Investor und mit einem Hands-on-Ansatz. Das heißt, dass wir Startups und Entscheider aus der Industrie zusammenbringen, beispielsweise um Pilotprojekte und später Offtake-Agreements zu vereinbaren.

Ihre erste Investition ging an Nanoplume, ein Startup, das eine nachhaltige Alternative zu herkömmlicher Gebäudeisolierung entwickelt. Was hat Sie bei diesem Unternehmen besonders überzeugt und welche Kriterien müssen Startups erfüllen, um eine Investition von Marvelous zu erhalten?

Nanoplume ist ein gutes Beispiel für unseren Investment-Ansatz. Uns hat vor allem die technologische Innovation und der Impact bei der Material- und CO₂-Reduktion überzeugt: eine 300 % bessere Isolierung im Vergleich zu traditionellen Dämm-Materialien ermöglicht ultradünne Wände, neue Einsatzmöglichkeiten und erhebliche Energieeinsparungen in Gebäuden. Nanoplume nutzt zellolusebasierte Abfallstoffe, um ein biobasiertes Aerogel herzustellen.

Wenn man überlegt, dass der Immobiliensektor einen Anteil von über einem Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen hat, macht das einen enormen Unterschied. Auch sonst bringt Nanoplume alles mit, was uns bei Investments wichtig ist: ein wissenschaftsbasierter Durchbruch, ein starkes Team mit Expertise und Leidenschaft sowie ein skalierbares Geschäftsmodell.

Das Geschäftsmodell von Marvelous zielt darauf ab, Nachhaltigkeit und Profitabilität zu verbinden. Wie genau stellen Sie sicher, dass diese beiden Aspekte Hand in Hand gehen?

DeepTech-Lösungen in unseren Fokusbereichen der resourcen- und energieintensiven Sektoren bringen genau dieses doppelte Potenzial: Nachhaltigkeitswirkung und Profitabilität. Hier gilt: je erfolgreicher die Unternehmen sich entwickeln, desto größer der Nachhaltigkeitsbeitrag.

Unsere Investment-Entscheidung berücksichtigt neben einer klassischen kommerziellen Due Diligence eine Impact-DD, die wir mit unserer eigenen Bewertungsmethodik den Positivbeitrag messbar macht. Unser Impact-Anspruch ist 10x für den Planeten und wir sehen das Potenzial für eine signifikante Wertsteigerung des eingesetzten Kapitals für unsere Investoren.

Wichtig ist unser Hands-on-Investment-Ansatz. Wir sind überzeugt, dass die operative Beteiligung vielfältiger Teams aus Unternehmen, Industriepartner und Wissenschaft die Basis dafür ist, dass DeepTech Startups wirklich marktfähige Lösungen entwickeln können.

Welche spezifischen Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Investition in DeepTech -Hardware und wie begegnen Sie diesen?

DeepTech Startups werden meist von exzellenten Wissenschaftlern gegründet. Aber Marktzugang und Kommerzialisierung brauchen vielfältigste Fähigkeiten und Voraussetzungen. Forschungsdurchbrüche in Markterfolg zu übersetzen, ist eine immense Herausforderung. Startups mit Entscheidern in Unternehmen zu vernetzen ist ein wichtiger Erfolgsbaustein. Genau hierbei unterstützt unser Catalyst.

Er ist neben unserem VC-Fund ein separates Vehikel, dass dabei hilft, zwischen Forschungsinstituten, DeepTech-Gründer:innen und Industrieunternehmen Brücken zu bauen. Durch die Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen der Branchen, in die wir investieren, loten wir Marktchancen aus und validieren Konzepte. Dabei helfen wir unseren Portfolio-Unternehmen beim Marktzugang mit Kontakten, der Anbahnung von Piloten und Offtake-Agreements.

Sie haben mit Better Earth und Marvelous gleich zwei Unternehmen gegründet, die sich mit nachhaltigen Themen beschäftigen. Gibt es Synergien zwischen den beiden Unternehmen und wie profitieren Sie von Ihrer langjährigen Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberatung?

In über 20 Jahren Nachhaltigkeitsberatung habe ich erlebt, was Politik, Großunternehmen und Startups leisten können, wo die jeweiligen Grenzen liegen und wo Zusammenarbeit am meisten Sinn ergibt. Bei Better Earth habe ich mit Investoren eine Impact-Due-Diligence-Methodik entwickelt, die PE- und VC-Investoren nutzen und die jetzt bei Marvelous in die Impact-Bewertung einfließt. Zusätzlich helfen mir die Industriekontakte, um für unsere Portfolio-Unternehmen die Türen zu öffnen.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind die großen Themen unserer Zeit, aber auch ein hart umkämpfter Markt. Was macht Marvelous so einzigartig?

Wir setzen nicht auf kurzfristige Trends, sondern investieren in wissenschaftliche Durchbrüche mit dem Potenzial, die Industriegiganten der Zukunft hervorzubringen. Mit unserem Catalyst-Modell liefern wir eine klare Differenzierung und können den Kommerzialisierungsherausforderungen und der Komplexität bei DeepTech Hardware gerecht werden. Indem wir Kapital mit operativem Support und Zugang zu Industriepartnern verbinden, bauen wir die Brücken, die es braucht, um nachhaltige Transformation profitabel möglich zu machen.

Lassen Sie uns in die Zukunft blicken. Welche technologischen Entwicklungen in den Bereichen Advanced Materials, Waste Cascading und CCU halten Sie für besonders vielversprechend und wo sehen Sie Marvelous in fünf Jahren?

Der Druck für Veränderung ist wahnsinnig groß. Erodierende Naturkapazität und Extremwetterereignisse verteuern traditionelle landwirtschaftliche Erzeugnisse. Geopolitische Verwerfungen bedrohen Bezugsquellen und fragile Lieferketten. Und rasant skalierende Disruptor bedrohen Traditionsunternehmen.

In diesem Umfeld können durch Wertstromkaskadierung, die produktive Nutzung von CO₂ und neue Materialien neue Lösungen geschaffen werden, die ökologisch und ökonomisch heutigen Lösungen überlegen sind. Wir haben extreme Kostendegression bei erneuerbaren Energien und Batteriespeichern gesehen und wir werden erleben, wie die Skalierung der Lösungen, auf die wir setzen, genau dieser Dynamik folgen werden.

Ich bin überzeugt, dass die spannendsten Startups der nächsten Jahre keine Apps bauen, sondern neue Stoffkreisläufe oder alternative Materialien auf den Weg bringen. Insofern sehe ich sehr positiv in die Zukunft von Marvelous.

Sie sind nicht nur Gründer, sondern auch Speaker und Buchautor. Was sind die wichtigsten Botschaften, die Sie mit Ihrem Publikum teilen möchten?

Die Zukunftswirtschaft, die wir aufbauen, ist mit immensen Chancen verbunden! Wir müssen die Visionskraft und Schaffensfreude von Unternehmen und Gründer:innen teilen und Begeisterung für neue Lösungen zu drängenden Gegenwartsfragen schaffen.

Durch unsere exzellente Forschung in Europa haben wir das Wissen, um Kreisläufe zu schließen und neue Materialien für die Zukunftswirtschaft zu erfinden. Mit frischem Kapital und der Bereitschaft zur tatkräftigen Zusammenarbeit können wir eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder aufbauen.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern in der Frühphase mit auf den Weg geben?

Mit Blick auf Gründerinnen und Gründer rund um DeepTech: Verlasse dein Büro oder das Labor – und sprich so früh wie möglich mit deinen potenziellen Kundinnen und Kunden. In der digitalen Welt ist schnelles Marktfeedback längst Standard. Bei DeepTech und Hardware fehlt dieser Reflex oft. Viele Gründer:innen fühlen sich im Technologiemodus wohl, tüfteln an der perfekten Lösung – aber vermeiden den direkten Austausch mit der Zielgruppe. Dabei liegt genau dort der Schlüssel für den Markterfolg.

Bild: Philipp Buddemeier @ Marvelous

Wir bedanken uns bei Philipp Buddemeier für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Bürokratie neu gedacht: Wie KI Ausschreibungen revolutioniert

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Tenderflow Ausschreibungen Unternehmen KI gründer Lars Lammers und Tobias Graf

Tenderflow macht Ausschreibungen mit KI einfach und effizient

Wie ist Tenderflow entstanden und wer sind die Köpfe hinter dem Unternehmen?

Tenderflow ist entstanden, weil wir die Verzweiflung von Unternehmen gespürt haben, die bei Ausschreibungen mitmachen wollen und dann gnadenlos an einem System scheitern, das einfach komplett kaputt ist. Es ist absurd, bürokratisch und frisst Unternehmen auf, bevor sie überhaupt eine Chance haben.
Die Köpfe hinter Tenderflow sind Tobias Graf (CTO & Co-Founder) und Lars Lammers (CEO & Co-Founder) – ein Tech-Nerd und ein Business-Macher –, wir haben uns zusammengetan, weil wir Bürokratie radikal vereinfachen wollten. Und wir haben uns zusätzlich Verstärkung aus dem Mittelstand geholt: Markus Hartmann von HARTMANN TRESORE GmbH, unser größter Kunde und engster Partner, hat uns von Anfang an Rückenwind gegeben, da er die Probleme aus erster Hand kennt.

Welche Vision verfolgt Tenderflow im Bereich des KI-gestützten Ausschreibungsmanagements und wie wollen Sie diese umsetzen?

Unsere Vision ist einfach: Ausschreibungen sollen sich so einfach anfühlen wie Online-Shopping. Heute vergeuden Unternehmen Tage und Wochen damit, sich durch PDFs und Portale zu quälen – in Zukunft dauert das mit Tenderflow nur noch ein paar Minuten.
Und wir reden hier nicht nur von Deutschland. Wir bauen ein System, das europaweit funktioniert. Kurz gesagt: Wir wollen die Art und Weise, wie Europa über staatliche Aufträge denkt, komplett neu schreiben.

Für welche Branchen und Kundengruppen ist Ihre Lösung besonders interessant und wie erfüllen Sie deren spezifische Anforderungen?

Uns kann jedes Unternehmen gebrauchen, das Ausschreibungen machen will. Besonders relevant ist es für Bauunternehmen und IT-Dienstleister – also Branchen, in denen öffentliche Aufträge eine große Rolle spielen. Aber am Ende betrifft es jedes Unternehmen in Europa, das Produkte oder Dienstleistungen für Behörden anbietet.
Unser Fokus liegt auf KMUs ab etwa 30 Mitarbeitenden, weil sie oft den größten Nachteil haben: keine eigenen Teams für Angebotsmanagement, aber gleichzeitig große Chancen, wenn sie Zugang zu Ausschreibungen bekommen. Gleichzeitig arbeiten wir auch mit Enterprise-Kunden, die europaweit unterwegs sind. Jeder, der zu uns kommt, bekommt maximale Aufmerksamkeit. Wir arbeiten mit großen und mit kleinen Kunden.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in Ihrem Produkt und welchen Unterschied macht sie im Vergleich zu herkömmlichen Prozessen?

Wir sind ein KI-Startup. Ohne künstliche Intelligenz wäre Tenderflow überhaupt nicht denkbar. Wir haben eine eigene, selbstgehostete KI entwickelt, die nicht einfach nur Daten scannt, sondern Inhalte wirklich versteht. Sie liest hunderte Seiten Ausschreibungsunterlagen, erkennt, worum es geht, filtert raus, was zählt – und sagt unseren Kunden in Sekunden: „Ja, das passt“ oder „Nein, lass es.“
Das ist der Unterschied: Während andere sich durch 150 Portale klicken und tagelang PDFs wälzen, übernimmt unsere KI den ganzen Wahnsinn in wenigen Sekunden. Das spart bis zu 20 Stunden Arbeit pro Woche.

Was war bislang die größte Herausforderung im Aufbau von Tenderflow und wie haben Sie diese gemeistert?

Für uns war es wirklich schwierig, die unterschiedlichen Plattformen zu synchronisieren. Das hatten wir uns am Anfang viel einfacher vorgestellt – war es aber nicht. Es ist extrem zeitaufwendig, weil jede dieser über 150 Plattformen anders funktioniert, oft chaotisch und völlig unstrukturiert. Genau deshalb werden wir auch erfolgreich sein: Wir haben dieses Problem gelöst.
Wir haben ein System gebaut, das all diese Ausschreibungen automatisch einsammelt, versteht und sortiert. Egal aus welcher Branche oder welchem Portal – am Ende bekommen unsere Kunden nur noch die Angebote angezeigt, die wirklich zu ihnen passen.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Software bei internationalen Ausschreibungen den unterschiedlichen Normen und Sprachen gerecht wird?

Wir haben von Anfang an auf eine mehrsprachige KI gesetzt und unsere Architektur so gebaut, dass sie skalierbar ist. Denn international wird es noch einmal komplexer: neue Sprachen, neue Normen, unterschiedliche Rechtslagen.
Unser Ziel: Ein Unternehmen aus Paderborn soll genauso einfach auf eine Ausschreibung in Wien bieten können wie auf eine in NRW.

Was unterscheidet Tenderflow von anderen Lösungen im Bereich Tender- und Angebotsmanagement?

Es gibt keine richtige Konkurrenz, weil viele Tools im Grunde nichts anderes sind als Suchmaschinen mit Schlagwortfiltern. Das reicht aber nicht. Tenderflow ist viel mehr: Wir analysieren jede Ausschreibung, übersetzen sie in Klartext und bereiten sogar die Angebotsabgabe vor.
Unser Versprechen: Wir nehmen Unternehmen nicht nur die Suche ab – wir liefern kuratierte Empfehlungen mit passendem Angebotsvorschlag. Praktisch ein Shortcut zum öffentlichen Auftrag.

Können Sie ein konkretes Projekt nennen, das zeigt, welchen Mehrwert Ihre Plattform für Kunden bringt?

Ein Beispiel ist HARTMANN TRESORE – ein großer Mittelständler, der Tresore und Sicherheitslösungen über Ländergrenzen hinweg verkauft und international wachsen will. Doch die Verwaltung all der verschiedenen Ausschreibungsportale war für das Unternehmen schlicht nicht machbar. Zu viele Länder, zu viele Portale, zu viel Chaos. Da hat eine Ausschreibung viele Monate gebraucht.
Mit unserer KI-Plattform kam die Wende: Nach nur zwei Wochen hatten sie vier passende Ausschreibungen im Dashboard – zwei davon sogar mit der Chance auf neue Rahmenverträge.

Welche technologischen Weiterentwicklungen oder neuen Funktionen planen Sie in den nächsten Jahren?

Der nächste große Schritt ist die vollautomatische Angebotsabgabe. Das heißt: Dokumente erstellen, Nachweise einfügen, fristgerecht einreichen – komplett ohne manuelles Eingreifen.
Wir wollen die Standardlösung in Europa sein.

Wie gehen Sie bei Tenderflow mit Themen wie Datenschutz, Compliance und IT-Sicherheit um?

Das hat bei uns höchste Priorität. Wir hosten unsere Server ausschließlich in Europa. Bei uns ist alles DSGVO-konform. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass bei uns alles perfekt sichergestellt ist.

Welche drei Tipps würden Sie angehenden Gründern geben, die mit einer innovativen Idee in den Markt starten wollen?

Erstens: Baut nicht auf Annahmen, sondern redet mit Kunden. Ohne unsere Pilotkunden wäre Tenderflow nie das geworden, was es heute ist.
Zweitens: Löst ein echtes Schmerzproblem. Bürokratie ist ein echtes Hindernis für tausende Unternehmen.
Drittens: Denkt groß, aber fangt klein an. Unsere Vision ist europaweit – aber gestartet sind wir in Deutschland, mit einer klaren Nische.

Wo sehen Sie Tenderflow in fünf Jahren und welche Rolle möchten Sie dann im internationalen Markt spielen?

In fünf Jahren wollen wir die führende Plattform für öffentliche Ausschreibungen in Europa sein.
Ein Unternehmen in Spanien, Österreich oder Deutschland soll mit Tenderflow genauso unkompliziert an staatliche Aufträge kommen können wie an einen neuen Geschäftskunden. Vor allem sollen Ausschreibungen nicht mehr abschrecken, sondern leicht von der Hand gehen.
Und ganz nebenbei stärken wir damit auch noch den Wettbewerb innerhalb der EU.

Bild: Lars Lammers und Tobias Graf @Tenderflow

Wir bedanken uns bei Lars Lammers und Tobias Graf für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Kann eine einzige Seite wirklich den Unterschied machen?

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Onepage Webseiten: Schnell erstellen, individuell gestalten macel knopf vor onepage stand

Onepage ermöglicht es, Webseiten und Landingpages schnell, einfach und individuell ohne Programmierhürden zu erstellen.

Wie ist die Idee zu Onepage entstanden und wer gehört zum Gründungsteam?

Die Idee zu Onepage entstand aus einer wiederkehrenden Frustration: Obwohl wir regelmäßig Webseiten und Landingpages erstellten, war der Prozess für uns und unsere Mitarbeitenden oft mühsam. Trotz der langen Geschichte von Webseiten kämpfen die meisten Plattformen bis heute mit denselben Problemen in der User Experience: Es dauert zu lange, es gibt zu viele technische Hürden, und das Ergebnis überzeugt nicht immer. Wir wollten deshalb einen Weg schaffen, mit dem User schneller arbeiten und gleichzeitig eine höhere Qualität erreichen können. Genau das ist uns mit Onepage gelungen.

Gemeinsam mit meinem Co-Founder Nikita Makukhin habe ich 2018 Onepage in Frankfurt gegründet: Er bringt die technische Exzellenz, ich das Marketing- und Skalierungs-Know-how. Diese Kombination war von Anfang an unser Erfolgsrezept.

Welche Vision verfolgt Onepage und welche Schritte sind geplant, um diese zu verwirklichen?

Unsere Vision ist, dass jeder – ob Agentur, KMU oder Solopreneur:in – in kürzester Zeit Webseiten bauen kann, die wirklich Wirkung entfalten. Kein endloses Briefing, keine Programmierhürden, keine Kompromisse bei Design oder Performance. Ein großer Schritt dahin ist Onepage AI, das wir im September launchen: der erste AI-Builder, der nahtlos im No-Code-Umfeld funktioniert. Denn obwohl es bereits einige, teils erfolgreiche, Gehversuche in Richtung KI-basierter Webseitenerstellung gibt, basieren diese in der Regel auf programmiertem Code. Das macht die Weiterverwendung komplex und schränkt User stark ein. Bei Onepage verschmelzen wir No-Code mit AI. Und genau darin liegt ein enormes Potenzial. Damit kommen wir der Idee sehr nah, Webseiten in Minuten von der ersten Idee bis zum Go-Live zu bringen – ohne Abstriche bei Qualität und Kontrolle..

An welche Zielgruppe richtet sich Onepage in erster Linie und wie werden deren Bedürfnisse konkret berücksichtigt?

Unsere Kernzielgruppen sind Agenturen, KMUs und Solopreneur:innen. Sie haben eines gemeinsam: wenig Zeit, den Wunsch nach Kontrolle und keine Lust auf unnötige Komplexität. Deshalb setzen wir nicht auf starre Templates, sondern auf einen Workflow und ein Framework, das echte Produktivität ermöglicht. Wir sind überzeugt, dass wir hier ein Alleinstellungsmerkmal im Markt haben: Bei Onepage steht die Produktivität der User radikal im Vordergrund. Durch hunderte Mikro-Anpassungen erzeugen wir ein echtes Wow-Gefühl. Oft sind es die kleinsten Details, die in Summe den entscheidenden Unterschied machen.

Unser Ansatz ist dabei nie losgelöst von der Realität. Onepage entsteht im engen Dialog mit unseren Nutzer:innen und entwickelt sich ständig an ihren Bedürfnissen weiter.

Was macht den Ansatz von Onepage beim Erstellen von Webseiten und Landingpages besonders im Vergleich zu anderen Tools?

Viele Tools liefern hübsche Mockups, die aber danach technisch umgesetzt werden müssen oder sehr starre Strukturen, die kaum individualisierbar sind. Onepage verbindet das Beste aus 2 Welten: Geschwindigkeit durch KI und No-Code, plus die volle visuelle Kontrolle im Editor. Das heißt: In Minuten steht eine Seite, die nicht nach “Standard-Baukasten” aussieht, sondern professionell und individuell.

Welche technischen oder unternehmerischen Herausforderungen gab es bisher und wie sind Sie damit umgegangen?

Die größte Herausforderung war sicher, ein internationales SaaS-Unternehmen ohne externe Finanzierung aufzubauen. Wir mussten sehr diszipliniert arbeiten, jede Entscheidung hat unmittelbare Konsequenzen. Technisch war es eine große Aufgabe, die Plattform so zu entwickeln, dass sie gleichzeitig extrem skalierbar und benutzerfreundlich bleibt. Das Bauen von einem Website-Baukasten ist ziemlich anspruchsvoll, weil man sehr viel Funktionalitäten gleichzeitig benötigt und in diesem wettbewerbsstarken Markt auch erwartet werden. Was uns geholfen hat, war unser Mindset: Wir sehen Herausforderungen als Proof-of-Concept. Wenn wir ein Problem sauber lösen, ist das meist auch schon ein Wettbewerbsvorteil.

Wir sind sehr stolz, dass uns das ohne externe Finanzierung gelungen ist, obwohl wir gegen Player ins Rennen gehen, die börsennotiert sind oder Hunderte Millionen an externem Kapital aufgenommen haben.

Wie stellen Sie sicher, dass die Plattform sowohl für Anfänger:innen als auch für Profis attraktiv bleibt?

Das ist eine Gratwanderung. Anfänger:innen brauchen Einfachheit, Profis wollen maximale Kontrolle. Einige unserer Kunden sind auch seit Jahren bei uns und haben sich daher vom Anfänger zum Profi entwickelt. Wir wollen natürlich trotzdem beide Seiten bedienen. Unsere Lösung: Das Interface von Onepage ist so gestaltet, dass es für Anfänger:innen einfach zu bedienen ist und nicht überladen ist. Gleichzeitig verstecken sich aber in der Tiefe die wichtigen Profi-Einstellungen, die man benötigt, um Premium-Webseiten zu erstellen. So gelingt es uns, beide Zielgruppen abzuholen.

Welche Rolle spielen Datenschutz und Hosting in Deutschland für die Positionierung von Onepage am Markt?

Eine sehr große. Gerade in Europa sind Datenschutz und DSGVO entscheidend. Viele internationale Tools ignorieren das – wir nicht. Unser Hosting in Europa und unsere integrierte Cookie-Content-Lösung sind echte Differenzierungsmerkmale. Sie geben unseren Nutzer:innen Sicherheit und stärken das Vertrauen.

Gibt es besondere Funktionen oder Features, auf die Sie bei Onepage besonders stolz sind?

Besonders stolz sind wir auf unsere Formulare & Funnel-Funktionalität. Leads sind für die meisten Unternehmen eine der wichtigsten Stellschrauben für Erfolg. Mehr Leads bedeuten mehr Umsatz und daher haben wir uns die Frage gestellt, wie wir unsere User dabei am besten unterstützen können. Unsere Formulare sind extrem flexibel und ermöglichen bedingte Logiken, umfangreiche Abfragestrecken und noch vieles mehr. Das direkt im Onepage-Ökosystem zur Verfügung stellen zu können macht uns sehr stolz – man braucht also keine Drittanbieter-Software.

Wie soll sich Onepage in den kommenden Jahren weiterentwickeln und welche neuen Funktionen sind geplant?

Die Möglichkeiten mit AI sind enorm und wir stehen hier unserer Einschätzung nach erst am Anfang. Mit den neuen AI Funktionen von Onepage wird das Erstellen einer Webseite oder eines Funnels viel schneller gehen als jemals zuvor und das wird die Produktivität unserer User enorm steigern. In die gleiche Richtung werden wir auch zukünftig blicken: Wie können wir kundenzentriert unseren Usern den größten Mehrwert bieten.

Was würden Sie rückblickend anders machen, wenn Sie heute noch einmal starten würden?

Es ist immer schwierig, das zu bewerten, denn wir haben immer nach bestem Wissen und Gewissen entschieden. Die erste Version von Onepage hat damals die Zielgruppe noch nicht voll abgeholt, eventuell hätte man das durch mehr Gespräche mit Kund:innen merken können. Aber bei einem Startup läuft man erstmal los und danach merkt man, was man alles besser machen kann. Das ist auch OK so, denn am Ende sind wir dort angekommen, wo wir heute stehen und vielleicht hat es genau diese Fehler am Anfang gebraucht.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründer:innen geben, die ein SaaS-Produkt auf den Markt bringen möchten?

Sprich so früh wie möglich mit echten Nutzer:innen. Alles andere ist nur Theorie.
Baue schlank, aber robust. Ein MVP darf nicht wackelig sein, wenn du Vertrauen aufbauen willst.
Skalierung ist ein Marathon, kein Sprint. Wachstum braucht Struktur, Prozesse und das richtige Team, nicht nur Vision. Viele Gründer sind viel zu ungeduldig und geben zu früh auf.

Ich sehe Trends nicht als Selbstzweck. Wir beobachten den Markt sehr genau, aber wir springen nicht auf jeden Hype. Entscheidend ist: Bringt die Technologie Geschwindigkeit, Qualität oder messbaren Mehrwert für unsere Nutzer:innen? Wenn ja, dann setzen wir sie um – und meistens ziemlich früh. Genau deshalb sind wir heute einer der Vorreiter im Bereich KI und No-Code.

Bild: Marcel Knopf

Wir bedanken uns bei Marcel Knopf für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Kann diese Idee wirklich helfen, CO₂ und Kosten gleichzeitig zu senken?

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SQUAKE CO₂ Management: Emissionen senken, Kosten sparen Gründer Teambild @ Peter Adamik

SQUAKE unterstützt Unternehmen dabei, CO₂-Emissionen zu managen und Kosten in Travel- und Logistikprozessen zu senken

Können Sie uns SQUAKE kurz vorstellen und erläutern, wie die Idee aus dem Lufthansa Innovation Hub heraus entstanden ist?

SQUAKE ermöglicht Unternehmen, ihre CO₂- und Kostenreduktionsziele Hand in Hand zu erreichen. Unsere modulare Toolpalette richtet sich an Travel- und Logistikmanager sowie ESG-Teams und bietet ein unternehmensspezifisches, kosteneffizientes Toolkit. Dieses unterstützt dabei, gesetzte Nachhaltigkeitsziele zuverlässig zu erreichen. Die Idee entstand ursprünglich im Lufthansa Innovation Hub, wo wir den Bedarf nach einer standardisierten, verlässlichen Lösung für CO₂-Berechnung und -Management erkannt haben.

Welche Erfahrungen und Hintergründe bringen Sie und Ihr Mitgründer in das Unternehmen ein?

Sowohl Philipp von Lamezan als auch Dan Kreibich sind seit vielen Jahren in der Tech- und Startup-Szene aktiv und haben umfangreiche Erfahrung im Aufbau und in der Skalierung von Technologieunternehmen. Bereits vor der Gründung von SQUAKE entwickelten sie Nachhaltigkeits-Lösungen für Unternehmen wie die Lufthansa Group. Dieses Wissen über die Schnittstelle zwischen Technologie, Nachhaltigkeit und Industrie fließt direkt in den Aufbau von SQUAKE ein.

Welche Vision verfolgen Sie mit SQUAKE und welche Schritte unternehmen Sie, um diese umzusetzen?

Unsere Vision lautet: “Ensuring CO₂ certainty today to decarbonise for tomorrow.” CO₂ bleibt ein komplexes Thema. Mit den Tools von SQUAKE ermöglichen wir Unternehmen Transparenz und Sicherheit über ihre Emissionen in Geschäftsreisen und Logistik. Darauf aufbauend können klare und wirksame Wege zur Dekarbonisierung gestaltet werden. So helfen wir Unternehmen, CO₂- und Kosteneinsparungsziele konsequent zu erreichen.

An welche Zielgruppen richten Sie sich besonders und wie gelingt es Ihnen, deren Bedürfnisse in der Praxis zu erfüllen?

Unsere Lösungen richten sich insbesondere an Unternehmen mit umfangreichen Reise- und Logistikaktivitäten. Für diese bieten wir zentrale „Cockpits“, mit denen Nachhaltigkeitsreports, Richtlinien und Reduktionsprogramme implementiert und nachgehalten werden können. Von der regulatorisch korrekten Berechnung und Auditierbarkeit von Reports bis hin zu Entscheidungs-Tools für CO₂- und kosteneffizientere Alternativen stellen wir sicher, dass Unternehmen ihre Ziele messbar erreichen können.

Was unterscheidet SQUAKE von anderen Lösungen im Bereich Emissionsberechnung und Klimaschutz?

Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der tiefen Integration unserer Infrastruktur mit den führenden Travel-Plattformen und Dienstleistern. Unternehmen wie Lufthansa, BCD Travel oder Siemens nutzen bereits die CO₂-Berechnungen von SQUAKE. Diese enge Verankerung in der Industrie ermöglicht eine konsistente, auditierbare Berechnung und gleichzeitig die aktive Steuerung von Travel- und Logistikprogrammen. Beispielsweise können Richtlinien hinterlegt werden, die hoch emittierende Alternativen automatisch ausschließen.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Integration Ihrer API in bestehende Systeme und wie gehen Sie damit um?

Unsere API wurde von erfahrenen Entwicklern mit Silicon-Valley-Hintergrund so lean wie möglich aufgebaut. Dennoch bringen insbesondere große Unternehmen vielfältige und komplexe Use Cases mit sich, die individuell abgestimmt werden müssen. Hierfür steht unser Expertenteam bereit, um gemeinsam mit den Kunden sicherzustellen, dass die Lösung maximalen Impact erzielt.

Wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen angebotenen Klimaschutzprojekte qualitativ hochwertig und transparent sind?

Wir nutzen einen mehrstufigen Evaluierungsprozess mit 56 Datenkategorien, die jedes Projekt durchlaufen muss, bevor es auf unsere Plattform gelangt. Zudem arbeitet unser Team ausschließlich mit Projektentwicklern und Partnern zusammen, die Carbon Credits bei anerkannten Registries stilllegen. Unsere Expertise im Bereich Sustainable Aviation Fuel (SAF) und Carbon Dioxide Removal (CDR) schafft zusätzlich direkte Verbindungen zu den Projekten und deren Produktion, sodass höchste Qualität und Transparenz gewährleistet sind.

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Investoren wie Haufe Group Ventures oder Lufthansa für die Weiterentwicklung Ihres Unternehmens?

SQUAKE hat zunächst den Fokus auf Service Provider der Industrie gelegt – also Airlines, Travel Management Companies (TMCs) und Online Booking Tools (OBTs) – und stellt diesen einheitliche, auditierbare CO₂-Datenqualität bereit. Mittlerweile können wir gemeinsam mit diesen Partnern auch Endkunden – von Mittelstand bis Enterprise – direkte Produkte anbieten. Investoren wie Haufe Group Ventures und Lufthansa bringen nicht nur Kapital, sondern auch tiefe Marktkenntnis und eigene Dekarbonisierungsambitionen ein, die uns helfen, unsere Lösungen skalierbar in den Markt zu tragen.

Welche Entwicklungen oder Erweiterungen planen Sie für die kommenden Jahre?

Wir planen die weitere Durchdringung der Industrie, um einheitliche Standards sicherzustellen, sowie den konsequenten Ausbau im Corporate-Markt. Ziel ist es, SQUAKE als Standardlösung für CO₂-Management in Travel und Logistik zu etablieren.

Wie möchten Sie SQUAKE langfristig im Markt für Travel- und Logistiklösungen positionieren?

Langfristig möchten wir die Go-to-Lösung sein, wenn es darum geht, CO₂– und damit verbundene Kosten in Reise und Logistik zuverlässig zu messen, zu steuern und nachhaltig zu reduzieren.

Welche Ratschläge würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern geben, die ein Tech-Startup im Nachhaltigkeitsbereich aufbauen möchten?

Fokussiert euch auf klar messbaren ROI. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zählt vor allem, dass eure Lösung für Kunden einen nachweisbaren Mehrwert schafft. Nur so entsteht nachhaltiges Wachstum.

Wenn Sie drei wichtigste Tipps für andere Unternehmer formulieren müssten – welche wären das?

Kundenfokus: Baut Lösungen, die echte Probleme lösen und nachweisbar Nutzen stiften.

Exzellenz im Team: Holt euch die besten Leute ins Boot – fachlich wie menschlich.

Skalierbarkeit denken: Entwickelt von Anfang an Strukturen, die Wachstum ermöglichen, anstatt euch in Insellösungen zu verlieren.

Bild: Gründer Teambild @ Peter Adamik

Wir bedanken uns bei Philipp von Lamezan und Dan Kreibich für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Revolution in der Diagnostik: Nachhaltig, tierleidfrei und zuverlässig

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Phaeosynt präsentiert hey mela, den ersten veganen Schwangerschaftstest – am 1. September 2025 in der Höhle der Löwen.Dr. Alina Eilers (M.), Stephanie Pfeil-Coenen und Stanislaus Hans die Gründer von Phaeosynt präsentieren den veganen Schwangerschaftstest „hey mela“. Sie erhoffen sich ein Investment von 200.000 Euro für 2 Prozent der Firmenanteile. @RTL / Bernd-Michael Maurer

Phaeosynt wird am 1. September 2025 um 20:15 in der Höhle der Löwen pitchen und dort seine Innovation für nachhaltige und tierleidfreie Diagnostikprodukte vorstellen.

Wie ist das Startup entstanden und welche Personen stehen dahinter?

Phaeosynt wurde 2023 in Hannover gegründet und ist aus jahrelanger universitärer Forschung an der Leibniz Universität Hannover hervorgegangen. Uns Gründer:innen (Dr. Alina Eilers (COO), Stanislaus Hans (CTO) und Stephanie Pfeil-Coenen (CEO)) verbindet wissenschaftliche Exzellenz, unternehmerisches Denken und natürlich ein klarer ethischer Anspruch. Die Idee entstand aus dem Wunsch, tierleidfreie Antikörper für medizinische Anwendungen zu entwickeln und damit einen neuen Standard in der Diagnostik zu setzen.

In welcher Branche ist Phaeosynt tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell aus?

In der Sendung stand mit hey mela unser erstes Produkt im Mittelpunkt. Hinter diesem Schwangerschaftstest steht jedoch das Unternehmen Phaeosynt. Wir sind in der Biotechnologie tätig mit einem Fokus auf nachhaltige, tierleidfreie Diagnostikprodukte. Das Geschäftsmodell basiert auf einer Plattformtechnologie zur Herstellung veganer Antikörper aus Kieselalgen, die für verschiedene diagnostische Anwendungen skalierbar ist. hey mela ist unser erstes Produkt, weitere werden folgen.

Welche Idee oder welches Problem stand am Anfang der Gründung? Gab es eine Marktlücke oder eine besondere Inspiration?

Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass fast alle heute verfügbaren Antikörper in Diagnostika aus tierischen Quellen stammen, oft verbunden mit Tierversuchen und ethischen Konflikten. Diese Marktlücke und der Glaube an eine nachhaltige und ethische Alternative waren die zentrale Motivation.

Was macht das Konzept oder die Technologie besonders? Welche innovativen Ansätze kommen zum Einsatz?

Die zugrunde liegende Technologie nutzt die Kieselalge Phaeodactylum tricornutum als Produktionssystem. Dieser pflanzliche Mikroorganismus ermöglicht die kosteneffiziente, skalierbare und nachhaltige Herstellung hochspezifischer Antikörper ohne tierische Komponenten.

Welche konkreten Vorteile bietet das Produkt den Nutzerinnen und Nutzern? Was hebt es im Alltag vom Wettbewerb ab?

hey mela ist der weltweit erste vegane Schwangerschaftstest. Er bietet über 99 % Zuverlässigkeit, ist plastikfrei, batteriefrei und basiert auf biobasierten Materialien. Nutzerinnen erhalten ein medizinisch zuverlässiges Produkt, das zugleich ihren Anspruch an Nachhaltigkeit und Ethik erfüllt. Denn neben den tierischen Bestandteilen setzen die meisten Schwangerschaftstest auf Plastik und in großen Teilen auch Batterien.

Wie wurde das Produkt entwickelt und getestet? Gab es besonderes Feedback aus ersten Anwendungen oder Testphasen?

Die Entwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit von Forschungsteam und Industriepartnern. In Labortests und internen Evaluierungen bestätigte sich die hohe Sensitivität und Spezifität der veganen Antikörper.

Welche Vision verfolgt das Phaeosynt? Welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?

Unsere Vision ist es, Diagnostik und medizinische Testverfahren nachhaltig, tierleidfrei und global verfügbar zu machen. Im September steht erst einmal der Markteintritt von hey mela in Deutschland im Fokus. Ab 2026 folgen weitere Märkte wie Österreich, UK und Frankreich sowie der Ausbau der Plattformtechnologie. Der nächste Diagnostiktest wird der Menopausentest, den wir 2026 auf den Markt bringen möchten.

Warum fiel die Entscheidung, sich bei Höhle der Löwen zu präsentieren? Welche Aspekte stehen dabei im Vordergrund?

Höhle der Löwen bot die Chance, unsere Innovation sehr schnell einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und Bewusstsein für ethische Diagnostik zu schaffen.

Welche Form der Unterstützung wird durch die Teilnahme an Höhle der Löwen angestrebt? Wie soll eine mögliche Investition oder Zusammenarbeit genutzt werden?

Wir suchen vor allem Zugang zu einem starken Netzwerk im Einzelhandel. Ein:e Investor:in mit Erfahrung in der Platzierung innovativer Produkte könnte uns helfen, hey mela schnell und breit verfügbar zu machen.

Welche nächsten Schritte sind nach Höhle der Löwen geplant? Gibt es konkrete Pläne für Wachstum, Skalierung oder neue Entwicklungen?

Fast zeitgleich mit der Ausstrahlung wird hey mela deutschlandweit in vielen Drogeriemärkten und natürlich auch online erhältlich sein. Für das kommende Jahr planen wir die Ausweitung der Vertriebskanäle in Deutschland und die gezielte Vorbereitung der internationalen Expansion. Parallel arbeiten wir an der Entwicklung weiterer Diagnostikprodukte wie unserem Menopausentest auf Basis unserer Plattformtechnologie.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?

Entscheidend war, früh eine klare Markenidentität und ein Team aufzubauen, das wissenschaftliche Exzellenz, Nachhaltigkeit und Ethik glaubwürdig verbindet. Ebenso wertvoll waren Partnerschaften mit Industrie und Forschung, um schnell von der Idee zum marktfähigen Produkt zu kommen.

Welche Ratschläge lassen sich aus diesen Erfahrungen ableiten, die für andere Gründerinnen und Gründer hilfreich sein könnten?

Unsere authentische Gründungsgeschichte war für uns ein Türöffner, weil sie unsere Vision greifbar macht, Vertrauen schafft und emotionale Nähe erzeugt. Technologie und Marktbedürfnis müssen dabei von Anfang an Hand in Hand gehen, denn nur wenn Innovation einen klar erkennbaren Nutzen für Kund:innen hat, wird sie sich langfristig durchsetzen. Forschung und Produktentwicklung sollten deshalb stets eng am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet sein. Am Ende ist es aber auch ein starkes Netzwerk, das Türen öffnet, Kooperation ermöglicht und bei wichtigen Entscheidungen Impulse setzt.

Sehen Sie Phaeosynt am 1. September 2025 um 20:15 Uhr in der Höhle der Löwen

Bild: Dr. Alina Eilers (M.), Stephanie Pfeil-Coenen und Stanislaus Hans die Gründer von Phaeosynt präsentieren den veganen Schwangerschaftstest „hey mela“. Sie erhoffen sich ein Investment von 200.000 Euro für 2 Prozent der Firmenanteile.
@RTL / Bernd-Michael Maurer

Wir bedanken uns bei Dr. Alina Eilers, Stephanie Pfeil-Coenen und Stanislaus Hans für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Frauen mit AD(H)S: Weil sie weniger auffallen, erhalten sie seltener eine Diagnose

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ADHS bei Frauen: Diagnose, Symptome und Herausforderungen Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie Mitglied im Vorstand des Bundesverband ADHS-Deutschland © Klett Verlag

„Modeerscheinung“ oder „Erfindung der Pharmaindustrie“ – das sind nur zwei der gängigen Vorurteile gegenüber der Aufmerksamkeitsstörung AD(H)S. Wie komplex, individuell und vielschichtig die Diagnose und Erkrankung tatsächlich sind, weiß Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz, Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie. Mit herCAREER spricht sie über die wichtige Rolle einer fachärztlichen Diagnose und die Erfahrungen, die viele Frauen machen, bis sie diese erhalten.

„Viele kommen zu uns und sagen, sie hätten eine Demenz – dabei sind sie eigentlich durch ihre AD(H)S-Symptome ausgebrannt.“

AD(H)S ist eine sogenannte Neurodivergenz. Divergenz beschreibt eine Abweichung von der Norm. Manche framen sie als Superkraft. Sie verwenden immer wieder den Begriff „neurologische Besonderheit”. Wie ist AD(H)S zu betrachten?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: AD(H)S ist eine Spektrumerkrankung. Das bedeutet, es gibt sie in der Normvariante, mit der die Betroffenen gut zurechtkommen können, aber auch als schwere Erkrankung. AD(H)S-Betroffene haben andere Stärken- und Schwächen-Profile als neurotypische Menschen. Ich arbeite ressourcenorientiert und spreche deshalb gerne über die positiven Eigenschaften: Die Menschen sind kreativer, oft intuitiv und mutig. Ich sage immer: Jede Firma braucht AD(H)Sler:innen, nur nicht zu viele.

Die Vielfalt macht also den Unterschied?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Genau. Im Sinne der Menschheitsentwicklung ist Neurodiversität sinnvoll. Wir ticken unterschiedlich und bringen individuelle Stärken mit, die uns in verschiedenen Situationen einsatzfähig machen.

Wenn auch neurologische Unterschiede wichtig und richtig sind: Warum ist es für Betroffene entscheidend, eine offizielle Diagnose zu erhalten? Was ändert sich durch dieses Wissen?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Oft hilft es bei der Selbstakzeptanz. Mit AD(H)S tickt man anders. Man nimmt Informationen anders auf, verarbeitet sie anders, reagiert anders. Menschen mit AD(H)S haben ein anderes Tempo, sind oft hypersensitiv und können sich schlecht organisieren. Sie sind auch leicht ablenkbar und haben Probleme damit, Arbeiten rechtzeitig anzufangen. Mit der Diagnose können sie ihre Stärken erkennen, annehmen und zielgerichtete Strategien für ihre Schwächen entwickeln. Eine Diagnose gibt auch dem Umfeld eine „Gebrauchsanweisung“ – sei es für Partner:innen, Kolleg:innen oder Führungskräfte. Diese Aufklärung, die wir Psychoedukation nennen, hat einen hohen Stellenwert in der Entwicklung von Menschen mit AD(H)S. Sie können Scham- und Schuldgefühle über das gefühlte eigene Versagen ablegen. Wenn sie beispielsweise schlecht im Großraumbüro arbeiten, schnell abgelenkt sind oder oft prokrastinieren, wird mit der Diagnose klar, dass sie nicht etwa faul oder unfähig sind, sondern dass der Botenstoff Dopamin bei ihnen zu schnell abgebaut wird.

Warum wird AD(H)S bei Frauen so viel seltener und so viel später im Leben diagnostiziert als bei Männern?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Das liegt unter anderem daran, dass Frauen häufiger den “unaufmerksamen” Typ ADS haben und somit unauffälliger sind. Mädchen, die in der Schule schüchtern, träumerisch oder still sind, fallen eben weniger auf als Jungs, die laut und ungestüm sind und nicht stillsitzen können. Außerdem haben Mädchen und Frauen ein größeres Interesse daran, prosoziales Verhalten zu zeigen. Sie möchten weder auffallen noch zugeben, dass sie langsam oder leicht ablenkbar sind. Sie strengen sich sehr an, damit niemand ihre Probleme bemerkt, und arbeiten oft heimlich, um ihr Arbeitspensum zu schaffen. Hinzu kommt, dass die zur Diagnostik genutzten Fragebögen auf hyperaktive Jungs ausgelegt sind. Wenn Mädchen dann noch intelligent sind und durch ihr Elternhaus gut gefördert werden, arbeiten sie fleißig und machen oft ein gutes Abitur. Dadurch fallen sie durchs Raster und erhalten, wenn überhaupt, erst im Erwachsenenalter eine Diagnose.

In Forschung und Medizin heißt es oft, Frauen seien aufgrund ihres Zyklus so kompliziert. Wie wirken sich Menstruation, Schwangerschaft oder Pubertät auf AD(H)Slerinnen aus?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: AD(H)S geht mit einer höheren Vulnerabilität einher. So können selbst kleine hormonelle Veränderungen eine enorme Auswirkung auf AD(H)S-Betroffene haben: PMS (Prämenstruelles Syndrom) kommt häufiger vor, das Klimakterium verläuft schwieriger. Die Rate depressiver Phasen während der Pubertät und Schwangerschaft, genauso wie die Rate postpartaler Depressionen, ist höher.

Nehmen wir an, ich stelle als erwachsene Frau bei mir Unaufmerksamkeit, Ablenkbarkeit und Antriebsschwäche fest. Woher weiß ich, dass ich nicht einfach hypersensibel bin – oder dass mein Brain Fog kein Anzeichen der Perimenopause ist?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Tatsächlich diagnostizieren wir bei einem Teil der gut adaptierten, hochfunktionalen AD(H)S-Frauen die Neurodivergenz erst in der (Peri-)Menopause. Das liegt daran, dass die Östrogen- und Gestagenwerte dann abfallen und sich die Beschwerden dadurch verschlimmern können. Ich arbeite derzeit an einem Buch mit, das sich dem Thema AD(H)S in der zweiten Lebenshälfte widmet. Die Rate von Erschöpfung und Vergesslichkeit ist so hoch, dass viele zu uns kommen und sagen, sie hätten eine Demenz, dabei sind sie eigentlich durch ihre AD(H)S-Symptome ausgebrannt.

Was bedeutet das für Betroffene? Wie bekommen sie Klärung und gegebenenfalls eine Diagnose?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Man kommt mit AD(H)S auf die Welt. Darum muss für eine Diagnose die Symptomatik im Laufe des Lebens dargestellt werden. Frauen, insbesondere intelligente, werden durch die Standardtests nicht erfasst. Wir sehen viele Frauen, die lange erfolgreich kompensieren konnten, weil sie viel Potenzial mitbringen und in einem zu ihnen passenden Aufgabengebiet arbeiten. Also nicht als Buchhalterin oder Sachbearbeiterin, sondern beispielsweise als Ersthelferin oder als Journalistin, wo viel Abwechslung herrscht. Für eine offizielle AD(H)S-Diagnose muss man zu Fachleuten gehen, die sich gut auskennen und genau nachfragen. Welche Symptome sind schon vorher aufgetreten? Beispielsweise, dass man sich nie gut organisieren konnte, vieles auf den letzten Drücker erledigt und Aufgaben nicht zu Ende führt. Oder dass man schon immer vergesslich war und eine kurze Konzentrationsspanne hatte. Neigt man zu Stimmungsschwankungen und ist schnell gekränkt?

Was bedeutet das für Frauen, die glauben, betroffen zu sein? Müssen sie sich auf eine intensive Suche nach gut geschulten Expert:innen gefasst machen?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Ja, und es ist sehr schwierig, jemanden zu finden. Im ADHS-Zentrum München haben wir etwa 50 Anmeldungen am Tag, die wir nicht bewältigen können, weil es zu wenig Spezialist:innen gibt. In einer AD(H)S-Ambulanz an der Uniklinik gerät man oft an unerfahrene Assistenzärzt:innen, und da fallen Frauen wieder durchs Raster, weil ihre Zeugnisse meist keine Auffälligkeiten zeigen. Zudem wurden die standardisierten Tests für Jungen und Männer mit ADHS entwickelt.

Welche Folgen kann das für die Lebensqualität der betroffenen Frauen haben?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: AD(H)S geht sehr häufig mit Begleiterkrankungen einher. Am häufigsten sind Depressionen oder Angststörungen. 50 Prozent aller weiblichen Betroffenen entwickeln eine solche im Laufe des Lebens – was natürlich auch der Symptomatik geschuldet ist. Wir sehen eine höhere Rate von Suchterkrankungen, aber auch eine ganze Menge psychosomatischer Erkrankungen, die häufiger sind: Dazu zählen chronische Schmerzen, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Essstörungen. Eine neue Studie aus England besagt, dass die Lebenserwartung von Frauen mit unbehandeltem AD(H)S um bis zu 9 Jahre geringer ist. Oft würden sie unter einer Medikation nicht nur psychisch, sondern auch bei somatischen Erkrankungen eine deutliche Besserung erfahren, da sie unter einer richtig eingestellten Medikation weniger Stress haben.

Das heißt, wenn Menschen von einem Trend und Hype um AD(H)S sprechen …

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Dann werde ich ärgerlich. AD(H)S ist eine neurobiologische Erkrankung, die im ICD (International Statistical Classification of Diseases) als international klassifizierte Krankheit aufgeführt ist. Wenn jemand AD(H)S für eine Trenddiagnose oder „Gedöns“ hält, ist das Fortbildungsverweigerung. Es herrscht die Annahme, dass Psychotherapie allen helfen kann, doch das stimmt in diesem Fall nicht. AD(H)S ist die einzige psychiatrische Erkrankung, die nicht zuerst psychotherapeutisch, sondern medikamentös behandelt wird, weil es sich um ein neurobiologisches Problem handelt.

Das Dopamin wird zu schnell abgebaut und muss daher erhöht werden. Zur Erinnerung: AD(H)S entsteht nicht in der Kindheit, auch nicht durch einen Konflikt. Im ICD-11, der aktuellsten Version der amtlichen Klassifikation, wird die Erkrankung als neurogene Entwicklungsstörung bewertet. Das heißt, sie ist weder eine Trenderscheinung, noch ist sie veränderbar! Und gleichzeitig sage ich immer wieder: Es ist das dankbarste Krankheitsbild in der Psychiatrie, weil die wichtige Diagnose, die richtige Aufklärung und die richtige Medikation für ADHS-Betroffene schnell enorm hilfreich sind.

Wie meinen Sie das?

Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz: Bei keinem anderen psychiatrischen Krankheitsbild können die Fachleute Patient:innen schneller helfen, als wenn sie eine richtige AD(H)S-Diagnose stellen und die Betroffenen leitliniengerecht medikamentös behandeln. Einige stehen auf wie Phönix aus der Asche. Eine Verhaltenstherapie kann im Alltag unterstützend wirken, aber tiefenpsychologische Therapien und vor allem Psychoanalyse sind bei AD(H)S kontraindiziert.

Das Gespräch führte herCAREER Redakteurin Kristina Appel.

Über die Person
Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz ist Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie und Mitglied im Vorstand des Bundesverband ADHS-Deutschland. Nach dem Studium der Humanmedizin in Mainz und Heidelberg folgte die Facharztausbildung am Zentralinstitut für seelische Gesundheit an der Uniklinik Mannheim. Sie ist Mitbegründerin des seit 2007 bestehenden ADHS-Zentrums München. Seit 1988 ist sie niedergelassene Fachärztin in eigener Praxis in Aschaffenburg und seit 2007 betreibt sie zusätzlich eine Privatpraxis in München mit Schwerpunkt auf AD(H)S bei Erwachsenen. Als Expertin mit 25-jähriger Erfahrung zum Thema AD(H)S tritt Dr. med. Neuy-Lobkowicz immer wieder in den Medien auf. Sie hat zahlreiche Artikel und Bücher veröffentlicht und ist Dozentin für Fachärztinnen und Psychotherapeutinnen zu diesem Thema.

Am 9. Oktober 2025 wird Dr. Astrid Neuy-Lobkowisz beim Podcast-MeetUp auf der herCAREER Expo auf konkrete Herausforderungen und pragmatische Lösungsansätze für AD(H)Sler:innen in Berufs- und Privatleben eingehen. Sie beantwortet auch Fragen aus dem Publikum.

Bild: Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie
Mitglied im Vorstand des Bundesverband ADHS-Deutschland © Klett Verlag

Quelle messe.rocks GmbH

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