Quite Quiet nachhaltiges Schmucklabel: Schmuck aus Fairtrade zertifiziertem Gold und laborgezüchteten Edelsteinen
Stellen Sie sich und das Startup Quite Quiet doch kurz unseren Lesern vor!
Quite Quiet ist ein nachhaltiges Schmucklabel mit Sitz in Berlin, mit einem designfokussierten und nachhaltigen Ansatz, und das erste deutsche Schmucklabel, das von Anfang an ausschließlich Fairtrade zertifiziertes Gold und laborgezüchtete Edelsteine verarbeitet. Wir sind Johanna Schoemaker und Jonas Buck und haben vor unserer Gründung als Produktdesigner in Design Agenturen in den USA gearbeitet.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Wir sind beide von Herzen Produktdesigner und wollten unser eigenes Unternehmen gründen, um ganzheitlich gute Produkte zu gestalten. Wir wollten tiefer gehen als Form und Funktion und uns auch damit auseinandersetzen wie und unter welchen Bedingungen die Produkte produziert werden, woher die Materialien dafür kommen und wie die Produkte präsentiert und verkauft werden. Nachhaltigkeit war für uns schon immer ein wichtiges Thema und die Gründung eines eigenen Unternehmens ermöglicht uns darauf einen Schwerpunkt zu legen.
Welche Vision steckt hinter Quite Quiet?
Schmuck ist ein sehr emotionales Produkt, welches oft im Zusammenhang mit einem besonderen Anlass im Leben gekauft oder verschenkt wird. Gerade deshalb finden wir es umso wichtiger, dass auch die Materialien, aus denen der Schmuck gemacht ist, eine rundum positive Geschichte in sich tragen. Wir möchten mit Quite Quiet im Schmuckbereich eine ethisch, nachhaltige Alternative bieten. In vielen Lebensbereichen gibt es unserer Meinung nach leider noch nicht genug wirklich gute nachhaltige Alternativen. Denn ein Produkt ist letztendlich nur dann nachhaltig, wenn es auch in allen anderen Bereichen mindestens so gut funktioniert oder aussieht, wie ein weniger nachhaltig hergestelltes Konkurrenzprodukt.
Unsere Vision ist, dass unsere Schmuckstücke durch ihre besondere, jedoch zeitlose Ästhetik und einer positiven Geschichte ein Leben lang getragen werden und unsere Kunden glücklich machen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Einige unserer Schmuckstücke stellen wir komplett in unserer eigenen Werkstatt her, für bestimmte Designs und Herstellungstechniken sind wir aber auf die Hilfe von größeren Schmuckmanufakturen angewiesen. Am Anfang war es sehr schwierig Hersteller zu finden, die diese Schritte für uns übernehmen konnten und bereit waren, Fairtrade Gold zu verarbeiten, da die Fairtrade Gold Richtlinien sehr streng sind und die komplette Rückverfolgbarkeit garantiert werden muss.
Eine weitere sehr große Herausforderung ist es Sichtbarkeit zu bekommen. Unser Marketing Budget ist relativ klein gewesen und das Wachstum daher organisch. Auch ist es im Schmuckbereich anders als bei der Mode und viele Menschen wissen gar nichts über die Problematik des Gold– und Diamant Bergbaus. So muss man erst einmal viel Aufklärungsarbeit leisten.
Unabhängigkeit war uns sehr wichtig und daher sind wir finanziert durch Kredite und Eigenkapital aus unserer Beratungsarbeit als Produktdesigner.
Wer ist die Zielgruppe von Quite Quiet?
Auf Grund unseres breiten Sortiments haben wir verschiedene Zielgruppen. Ehe- und Verlobungsringe werden von jüngeren Kunden (25+ gekauft) und gerade diese kommen oft sehr bewusst zu uns, weil Nachhaltigkeit für sie ein wichtiges Thema ist und sie gut aufgeklärt sind. Andere Schmuckstücke werden oft eher von älteren Kunden gekauft, die wegen unserer klaren Designsprache zu uns kommen und die Nachhaltigkeit aber meistens auch sehr schätzen. Das ist dann mehr ein „Aha“ Moment. Verbindend ist das Interesse an visuell klaren und nachhaltigen Optionen.
Wie funktioniert Quite Quiet? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Da wir eine eigene Werkstatt haben und viele Goldschmiedearbeiten bei uns durchgeführt werden, haben wir ein tiefes Verständnis der Produkte und können dementsprechend gut beraten. Viele Kunden finden es toll, dass sie aus unserem Laden direkt in die Werkstatt schauen können und sehen, wie die Schmuckstücke entstehen.
Gleichzeitig haben wir durch unseren Hintergrund als Produktdesigner eine breitere Perspektive. Wir sind dadurch sehr vertraut mit vielen verschiedenen Herstellungstechniken und diese ermöglichen uns wiederum eine größere Formenvielfalt. Durch die Kombination von traditionellem Handwerk mit computergestütztem Design und digitalen Herstellungstechniken schaffen wir eine neue Ästhetik im traditionellen Schmuckbereich. Unsere Schmuckstücke der Frames Kollektion welche eine technische Keramik mit Fairtrade Gold kombinieren oder unsere „Woven“ Ketten aus hauchdünnen gesponnenen Golddrähten mit natürlich gegerbtem Leder sind schöne Beispiele dafür.
Ein weiteres Unterscheidungsmaterial ist unsere ethische und nachhaltige Ausrichtung durch die bewusste Wahl der von uns verwendeten Materialien und die lokale Herstellung.
Für die ausschließliche Verwendung von Fairtrade-Gold haben wir uns entschieden, weil die Benutzung von recyceltem Gold den Goldabbau nicht stoppen kann. Aufgrund des hohen Wertes von Gold wurde dieses schon immer recycelt, doch den Abbau von Gold und die damit verbundenen negativen Folgen hat dies nicht verhindert oder verringert.
Weltweit leben über 100 Millionen Menschen vom kleingewerblichem Gold Bergbau und arbeiten unter häufig schlechten Arbeitsbedingungen mit mangelndem Zugang zu Trinkwasser, Gesundheitsversorgung und Schulbildung. Nach Fairtrade-Standards zertifiziertes Gold ermöglicht kleingewerblichen Bergbauarbeitern bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Durch die Verwendung von laborgezüchteten Diamanten und Farbedelsteinen können negative Umwelteinflüsse von Minen, wie z.B. Trinkwasser-Verschmutzung, Bodenerosion, Abholzung und die Zerstörung von Ökosystemen vermieden werden, und laborgezüchtete Edelsteine sind garantiert konfliktfrei.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Wir sehen eine leichte Verlagerung zu mehr Onlinekäufen über unseren Onlineshop. In dem für uns wichtigen eigenen Ladengeschäft in Berlin Mitte hatten wir durch die Schließungen natürlich starke Ausfälle.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Da wir auch schon zuvor auf unser eigenes Ladengeschäft + Onlineverkauf gesetzt haben, ändert sich an unserer Grundausrichtung nichts. Wir haben jedoch einen etwas größeren Fokus auf Social Media Kanäle (https://www.instagram.com/quitequietjewelry/) gelegt und die Zeit der Ladenschließung genutzt kleinere Änderungen auf unserer Website vorzunehmen und neue Produkte einzupflegen.
Um einen guten Infektionsschutz zu gewährleisten gibt es natürlich im Detail viele Veränderungen im Laden. Wir beraten mit Mundschutz und alle Ringe werden nach einer Beratung gründlich desinfiziert.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Wir glauben, dass eine solche Krise auch Anlass zur Reflektion sein kann. Wir hoffen stark, dass eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung in den Fokus rückt.
Quite Quiet, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen uns fest als nachhaltige Alternative im Schmuckbereich etablieren und den Bekanntheitsgrad deutlich steigern.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Durchhaltevermögen und Geduld: Es ist sehr wichtig nicht zu schnell aufzugeben. Der Anfang ist schwierig und langsam. Man muss an seine Idee glauben und braucht vor Allem viel Geduld und Durchhaltevermögen. Auch finanziell sollte man sich immer einen guten Puffer einplanen oder wenn möglich erstmal noch ein zweites Standbein aufrechterhalten. Die ersten Jahre haben wir nur geschafft, weil wir gleichzeitig noch beratend als Produktdesigner gearbeitet haben.
Umgebt Euch mit den richtigen Menschen: Es ist sehr wichtig, sich in allen Bereichen die richtigen Menschen auszusuchen, mit denen man zusammenarbeiten möchte. Egal ob Hersteller, Zulieferer, Personal oder sogar Kunden – die Arbeit macht viel mehr Spaß und es erspart Stress, Zeit und Ärger, wenn man mit und für die richtigen Leute arbeitet.
Flexibilität: Man muss flexibel bleiben und sollte alle Prozesse so offen wie möglich gestalten, sodass man aus anfänglichen Fehlern lernen kann und Dinge schnell verändern kann.
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Wir bedanken uns bei Johanna Schoemaker und Jonas Buck für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder