Samstag, Oktober 5, 2024
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Tauche ein in die Zukunft der Freizeitgestaltung!

Holocafé, gegründet von Oliver Eberlei und Sebastian Kreutz, ist am 07. Oktober in der „Höhle der Löwen“, wo sie ihr innovatives Konzept für Virtual Reality-Cafés zeigen, das immersive Gruppenerlebnisse in einer neuen Dimension der Freizeitgestaltung ermöglicht

Kannst du uns eine kurze Einführung in dein Startup geben? Wer seid ihr als Gründer?

Wir sind Oliver Eberlei und Sebastian Kreutz und sind beide seit vielen Jahren in der Games-Branche tätig, z.B. bei Ubisoft und Crytek. Wir haben früher bereits eigene Indie-Studios ausgegründet und an Projekten zusammengearbeitet, bevor wir die gemeinsame Gründung angegangen sind. Mitgründerin war auch unsere damalige Gamedesign-Kommilitonin Jessica Hagedorn, die sich aber vor einiger Zeit aus der Geschäftsführung zurückgezogen hat.

In welcher Branche ist euer Startup tätig und was ist euer Kernprodukt oder eure Kern-Dienstleistung?

Wir sind in der Freizeitbranche tätig und entwickeln Virtual Reality Cafés im Franchise-Modell. Damit machen wir immersive Spielewelten für alle erlebbar, für die daheim der Platz für eine VR-Spielfläche nicht reicht. So lassen sich als Gruppenaktivität familienfreundliche Partyspiele, actionreiche oder gruselige Spielwelten gemeinsam bestreiten oder Escape Games lösen.

Wie und wann ist die Idee für euer Startup entstanden? Gab es ein spezifisches Problem oder eine Marktlücke, die ihr adressieren wolltet?

Die Idee kam 2015 auf, als gerade die ersten Prototypen für massentaugliche VR-Headsets veröffentlicht wurden. Mein Mitgründer Oliver brachte von einer Veranstaltung das erste Developer Kit der HTC Vive zurück, welche damals das erste Gerät mit Motion Controllern für die Hände war und uns sofort begeistert hat. Während er einen Launch-Titel auf der digitalen Distributionsplattform Steam für das Gerät entwickelte, reifte bei mir die Überzeugung, dass das Medium deutlich mehr Platz und weniger technische Komplexität braucht, als daheim möglich ist. Und so entstand die Idee, das Konzept der Internetcafés mit zeitgemäßer Virtual Reality Unterhaltung zu kombinieren. Wir waren davon überzeugt, dass der eher kleiner werdende Wohnraum dem Medium VR nur ein Nischendasein ermöglichen würde, während wir mit physischen Locations ein viel breiteres Publikum erreichen können. 

Zu dieser Zeit war aber fast der gesamte Markt auf Home Entertainment ausgerichtet. Zwar gab es Plattformen, die eine Lizenzierung von Spielen für kommerzielle Zwecke ermöglichten, aber all diese Spiele waren auf den Konsumenten zuhause ausgerichtet: Die meisten Games waren reine Einzelspieler-Erlebnisse und wenn man Multiplayer wollte, dann ging das nur über das Internet, wo man sich gegenseitig erst mal finden musste, selbst wenn man im VR Café direkt nebeneinander stand.

Daher nutzten wir unseren Hintergrund als Spieleentwickler und entwickelten von Anfang an eigene, exklusive Inhalte für das Holocafé und damit waren wir 2016 das erste VR Café in Deutschland an den Markt gebracht, das eigens entwickelte Mehrspieler-Titel anbot.  

Was macht euer Produkt oder eure Dienstleistung im Vergleich zu bestehenden Lösungen einzigartig? Welche innovativen Technologien oder Ansätze verwendet ihr?

Für uns stand immer ein möglichst inklusives Konzept im Fokus. Das Holocafé sollte nicht nur ein Angebot an Core Gamer sein, sondern sich an alle richten, selbst wenn sie in ihrem Leben noch nie ein Computerspiel angerührt haben. Daher entwickeln wir unsere Spiele mit einem Höchstmaß an Zugänglichkeit, ohne dass unsere Gäste Vorerfahrungen im Gaming dafür benötigen. Dementsprechend liegt die Altersspanne unserer Gäste zwischen 8 – 82 Jahren. Und in dem Punkt unterscheiden wir uns fundamental von vielen Wettbewerbern: Die meisten frei lizenzierbaren Spiele werden im Ausland produziert und die Hersteller sind mit den Besonderheiten des deutschen Marktes nicht vertraut. Denn hierzulande müssen alle Spiele durch die USK geprüft und mit einer Alterseinstufung versehen werden, ansonsten dürfen sie erst ab 18 Jahren angeboten werden. Damit sind die meisten am Markt verfügbaren Spiele z.B. bei Kindergeburtstagen schon raus.

Etwa zeitgleich mit uns entstanden in Honk Kong und Australien ein Ansatz, der sich „Free-Roaming VR“ nennt.

Dabei werden Hallen in der Größenordnung von Lasertag bespielt, wobei die Spieler sich in VR genau dort sehen, wo sie auch in der physischen Welt sind. Dieses Konzept ist nicht nur sehr kapitalintensiv, auch lässt es sich nicht überall ansiedeln. Daher haben wir ein kompakteres Free-Roam Konzept entwickelt, welches sich bereits auf 30 m² mit bis zu vier Spielern nutzen lässt. Dadurch haben wir das gleiche Präsenzerlebnis bei viel höherer Flächeneffizienz, was es uns erlaubt, uns auch in Stadtzentren anzusiedeln und damit auch Community-Anlaufpunkt für Gamer, Brettspieler, Geeks und Cosplayer zu sein.

Besonders wird von unseren Franchisepartnern aber unser ganzheitlicher Ansatz geschätzt: Wir sind kein reiner Spiele- oder Plattformhersteller, sondern unterstützen unsere Partner durch den gesamten Prozess: Von behördlichen Themen über die Ausbauplanung, Unterstützung bei der Businessplanung und Finanzierung bis zur Personal- und Systemschulung helfen wir ihnen, alle typischen Stolpersteine zu umgehen. Und auch nach der Eröffnung bieten wir mit „Warpdrive“ eine One-Stop-Plattform für das Onlineticketing, Buchungsmanagement, Content-Pflege, Betriebs-Automatisierung, Customer Retention und vieles mehr. Dafür wurde Warpdrive auch vom Deutschen Computerspielpreis als beste Innovation und Technologie ausgezeichnet.

Was ist die langfristige Vision eures Startups? Welche spezifischen Ziele wollt ihr in den nächsten 1-5 Jahren erreichen?

Für uns steht nach den schweren Corona-Jahren zunächst der Ausbau neuer Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gefolgt vom näheren EU-Raum an. Wir haben aber natürlich auch Großbritannien, Nordamerika und den ostasiatischen Raum im Visier. Nachdem die Pandemie praktisch über Nacht den kompletten internationalen Lizenzmarkt gekillt hat, gehen wir es diesmal aber etwas fokussierter zunächst auf unsere lokalen Märkte an. Hier sind wir durch unsere gewachsene Expertise mit den regulatorischen Rahmenbedingungen schneller darin, neue Standorte zu erschließen. Außerdem wächst bei einem Franchise jeder Fehler oder jede Schwäche im System mit. Daher ist ein kontrolliertes Wachstum perspektivisch gesünder, als zu viele Regionen gleichzeitig besetzen zu wollen.

Warum habt ihr euch entschieden, bei „Die Höhle der Löwen“ zu pitchen? Welche Aspekte eures Startups möchtet ihr besonders hervorheben, um die Investoren zu überzeugen?

Bereits 2016 besuchten uns Redakteure der Sendung in unserem ersten Pop-Up Store und empfahlen uns die Bewerbung. Damals war es uns aber noch zu früh, erst sollte ein permanenter Flagship Store und erste Franchise-Locations stehen, bevor mehr „Druck auf dem Kessel“ gemacht wird. Als Auswirkungen der Pandemie haben die Banken bis ins letzte Jahr noch gemauert und vielversprechende Franchisees erhielten keine Finanzierung für den Ladenbau. Dieser Knoten hat sich 2024 endlich gelöst, so dass für uns nun der richtige Zeitpunkt ist, auf Investoren zuzugehen. Wir möchten besonders unser ganzheitliches und breit aufgestelltes Konzept vermitteln, da es ein wesentliches Abgrenzungsmerkmal ist, das uns als einen der wenigen Anbieter durch die Pandemie getragen hat mit einer sehr loyalen und begeisterten Kundschaft.

Welche Art von Unterstützung oder Investition erhofft ihr euch durch die Show? Wie plant ihr, die Investition oder die Expertise der Löwen zu nutzen?

Mit Janna Ensthaler gibt es eine Löwin, die bereits sehr konkrete Erfahrungen in der Gastronomie hat, da ist eine gewisse Nähe zum Freizeitsektor natürlich vorhanden. Sie hat selbst bereits mehrere Filialen hochgezogen und wäre mit ihrer Expertise daher unsere Wunschlöwin. Besonders da wir zwar gute Produktentwickler sind, aber nicht gerade die geborenen Verkäufer, ist Vertriebsexpertise etwas, das wir uns noch an Bord holen möchten. Durch die Krisen der letzten Jahre ist bei uns natürlich auch die Produktentwicklung ins Stocken geraten und mit einer Investition soll hier wieder der Nachbrenner gezündet werden, um unsere Technologie, Content und Vertriebsstrukturen auf die nächste Stufe zu heben.

Wie sieht euer Fahrplan für die Entwicklung des Startups nach „Die Höhle der Löwen“ aus? Gibt es bereits konkrete Pläne für Expansion, Skalierung oder neue Produkte/Dienstleistungen?

Am Tag nach der Aufzeichnung hatten wir einen Franchise-Interessenten aus Winterberg kennen gelernt. Mit diesem stehen wir inzwischen kurz vor der Eröffnung. Parallel dazu plant unser Kölner Partner gerade eine Vergrößerung seiner Fläche in Lukas Podolskis Straßenkicker-Base. Momentan laufen Anbahnungsgespräche für die nächsten Standorte in Sachsen, Bayern und Hessen, während unser Entwicklerteam an zwei neuen Spielen arbeitet und wir ein Projekt für einen Freizeitpark umsetzen.

Was sind die wichtigsten Lektionen, die ihr auf eurem Weg als Gründer gelernt habt?

Auch wenn man jede Menge Herzblut, Zeit und Engagement in sein „Baby“ schüttet, braucht es doch eine gehörige Portion Gelassenheit und Resilienz, denn Erfolg und Misserfolg können sich sehr schnell abwechseln. Ende 2019 waren wir nach unserer ersten Saison mit permanentem Flagship Store gerade auf Expansionskurs mit Lizenznehmern in Nordamerika und in verschiedenen EU-Ländern, als durch Corona alles über uns zusammenbrach. Für die nächsten drei Jahre war dann praktisch kein unternehmerisches Handeln mehr möglich, weil man nur noch auf sich zweiwöchentlich ändernde regulatorische Eingriffe reagieren konnte. Spätestens hier wurde uns klar: Du kannst dir noch so viel Mühe geben, manche Dinge kontrollierst du einfach nicht. Und wenn du dann zu verbissen agierst, machst du dich selbst psychisch kaputt. 

Uns hatten eingangs vor allem von Investorenseite viele von unserem ganzheitlichen Ansatz abgeraten. „Ihr verhebt euch damit“ war der Tenor. Tatsächlich haben unsere breite Technologiebasis und Flexibilität uns aber durch die Pandemie gerettet. Mit MixUp entstand eine digitale Eventplattform, als keine physischen Events mehr stattfinden konnten. Dadurch konnten wir unser Entwicklerteam halten. Retrospektiv denke ich darüber: Manchmal ist es gut, auf sein Gespür als Gründer zu hören und einfach seinen Weg weiter zu gehen, selbst wenn es einem alle ausreden möchten.

Welche Tipps würdet ihr anderen Gründern geben, die in der Startup-Welt Fuß fassen möchten?

Versucht früh in euch hinein zu spüren, wie es euch ergehen würde, wenn – verschuldet oder unverschuldet – euer ganzes Vorhaben unter euch zusammenbricht. Die Krisen dieses Jahrzehnts haben vor allem eines gezeigt: Der beste Businessplan und das größte Engagement schützen euch nicht vor Dingen, die ihr nicht kontrollieren könnt. So sehr euer Herzblut euer Startup trägt, so sehr kann es mental zum Bumerang werden. Mit wem könnt ihr offen reden, wenn es euch schlecht geht, wer stützt euch emotional? Wie weit könnt ihr konditionell durch eine Krise gehen? Rückblickend halte ich das für genauso wichtig wie die eigentliche Ausführung der Geschäftsführung, denn am Ende seid ihr es, die das Team stützen.

Bild: Sebastian Kreutz (M.) und Oliver Eberlei präsentieren mit „Holocafé“ ein Virtual Reality Café. Stuntman Yasin Kamat (l.) demonstriert warum es zuhause gefährlich sein kann mit VR-Brille zu zocken.
Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Sehen Sie Holocafé am 07. Oktober 2024 in #DHDL

Wir bedanken uns bei Sebastian Kreutz und Oliver Eberlei für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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