Montag, November 18, 2024
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Ist das der Schlüssel zur CO2-Reduktion?

Purpose Green bietet innovative Lösungen für die nachhaltige und energieeffiziente Sanierung von Gebäuden, um CO₂-Emissionen zu reduzieren und Immobilien zukunftsfähig zu machen

Wie entstand die Idee für Purpose Green, und welche Personen stehen hinter diesem Unternehmen?

Hallo, ich bin Lucas Christel und zusammen mit meinem Bruder Lennart Christel und Oki Memba haben wir das Unternehmen Purpose Green gegründet. Wir drei sind alle schon seit vielen Jahren im Immobiliensektor tätig, wodurch auch die Idee eines gemeinsamen Projekts entstand: Lennart und ich hatten zuvor bereits ein anderes Prop-Tech-Unternehmen gegründet, mit dem wir einen digitalen Marktplatz für Investmentimmobilien und eine mobile Maklersoftware für Transaktionen entwickelt haben.

Oki hat mittlerweile auch schon über zwölf Jahre Berufserfahrung in der Immobilienbranche und in den Bereichen Investment, Portfolio- und Asset-Management. Außerdem kann er Transaktionserfahrungen in Höhe von zwei Milliarden Euro nachweisen. Lennart und Oki kannten sich bereits und hatten im Laufe der Jahre eine enge berufliche Verbindung aufgebaut. 

Die Idee für Purpose Green ergab sich aus einer Mischung aus Marktbeobachtung, günstigem Timing und wertvollen persönlichen Verbindungen. Zudem ist der Gebäudesektor mit rund 30 Prozent einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen, eine Tatsache, die in Diskussionen über CO2-Reduktion oft übersehen wird.

Dabei ist dieser Bereich ein entscheidender Treiber des Klimawandels, den wir gezielt angehen wollen. Wir haben erkannt, dass die energetische Sanierung von Gebäuden heute wichtiger ist denn je, um diese Emissionen zu reduzieren. Trotz dieser Dringlichkeit gibt es bislang keine ganzheitlichen Angebote auf dem Markt – und erst recht keine, die die digitale Welt mit der physischen vereint, so wie wir sie entwickelt haben.

Der entscheidende Moment kam im März 2023, als die EU-Gebäuderichtlinie und die damit verbundene Sanierungspflicht in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückten. Diese Entwicklung löste in der Branche intensive Diskussionen aus und bestärkte uns in unserem Entschluss, unsere Kompetenzen und unser Wissen zu bündeln, um diese kritische Marktlücke zu schließen und einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Können Sie uns mehr über die Vision von Purpose Green erzählen und welche Schritte Sie unternehmen, um diese Vision zu realisieren?

Die Vision von Purpose Green ist es, eine Welt zu schaffen, in der jedes Gebäude nachhaltig und energieeffizient ist. Dazu vereinen wir Technologie, operative Expertise und umfassendes Branchenwissen auf eine Weise, die uns in der Branche absolut einzigartig macht. Wir möchten Purpose Green zur zentralen Plattform und zum digitalen Dreh- und Angelpunkt für die Immobilienbranche entwickeln – eine Art „grünes Command Center“, das führende Unternehmen dabei unterstützt, nachhaltige Gebäude- und Energiestandards zu erreichen. 



Unser hauseigenes Tech-Team spielt außerdem eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung innovativer Lösungen für die digitale Transformation des Gebäudesektors. Ein weiteres zentrales Element unserer Strategie ist die Plattform Green+, die als wichtiges Instrument für das digitale Portfolio-Management dient. Diese Plattform basiert auf einem 3D-Zwilling der Gebäude und ermöglicht so eine schnelle Energiebewertung sowie eine effektive Projektsteuerung. Darüber hinaus ist die Kombination unserer technologischen Innovation mit unserem Fachwissen in Construction und ESG entscheidend für unseren Ansatz. Sie ermöglicht eine datengesteuerte Immobilienverwaltung und kontinuierliche Optimierung. Unser Ziel ist es, Immobilienbesitzer:innen ein leistungsfähiges Tool an die Hand zu geben, das zu nachhaltigeren und wirtschaftlicheren Gebäuden führt.

Was macht Purpose Green einzigartig im Vergleich zu anderen Unternehmen im Bereich nachhaltiger Lösungen?

Unser Motto ist: Nachhaltigkeit wirtschaftlich sinnvoll machen. Das bedeutet, anders als es bei anderen nachhaltigen Lösungen der Fall ist, überzeugen wir unsere Kund:innen davon, in Nachhaltigkeit zu investieren, weil sie dadurch selbst finanziell profitieren können. Eine klassische Win-Win-Situation: Wenn Eigentümer:innen in energetische Maßnahmen investieren, senkt das einerseits die CO2-Emissionen und schont unsere Umwelt, andererseits steigert das den Wert der Immobilien und senkt die Energiekosten. 



Außerdem bieten wir die erste End-to-End-Lösung für energetische Sanierung und langfristiges ESG-Management an. Das umfasst die Datenerfassung und die Analyse, die Planung der Sanierungsmaßnahmen und das langfristige Management. Purpose Green fungiert als „One-Stop-Shop“ für die Dekarbonisierung von Gebäuden. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass der Immobiliensektor digitalisiert wird und Eigentümer:innen einen besseren Überblick über ihr Portfolio sowie anstehende energetische Maßnahmen haben: Unsere digitale SaaS-Plattform ermöglicht es uns, Echtzeitanalysen des energetischen Zustands zu generieren. Zusätzlich bieten wir unseren Kund:innen an, einen 3D-Zwilling von ihren Gebäuden zu erstellen, wodurch diese den energetischen Zustand ihrer Immobilie noch besser im Blick haben. Damit kombinieren wir wirtschaftlich sinnvolle Nachhaltigkeitsmaßnahmen mit digitaler Einfachheit für unsere Kund:innen. 

Wie würden Sie Ihre Zielgruppe beschreiben, und wie stellt Purpose Green sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse erfüllt werden?

Unsere Hauptzielgruppen sind Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern, Besitzer:innen von Wohn- und Geschäftshäusern sowie Büroimmobilien, Family-Offices, Hausverwaltungen und natürlich Investor:innen und Asset-Manager:innen. Wir entwickeln für jedes Gebäude unserer Kund:innen eine maßgeschneiderte Strategie, die den spezifischen Anforderungen und dem Anlagenhorizont des Eigentümers oder der Eigentümerin entspricht. Besonders relevant für Investor:innen ist außerdem, dass Purpose Green nicht nur bei einzelnen Objekten unterstützt, sondern auch auf Portfolioebene berät. Durch diese umfassenden und maßgeschneiderten Ansätze stellen wir sicher, dass wir die komplexen Anforderungen unserer Zielgruppe effektiv umsetzen können.

Gab es Herausforderungen in der Gründungsphase von Purpose Green, und wie haben Sie diese überwunden?

Eine Herausforderung in den Anfangstagen von Purpose Green war es, im Team eine gemeinsame Vision zu entwickeln und in einer Branche umzusetzen, die sich erst allmählich für Digitalisierung und nachhaltige Praktiken öffnet. Wir hatten die Aufgabe, eine End-to-End-Lösung zu schaffen, die nicht nur innovativ, sondern auch praktisch und skalierbar ist.

Wir haben diese Hürden gemeistert, indem wir auf die Expertise unseres Teams gesetzt haben und auf offene Kommunikation sowie kontinuierliches Feedback achteten. Das Vertrauen und die Erfahrung innerhalb unseres Gründerteams haben uns erlaubt, agil zu handeln, und unsere gut durchdachte Technologieinfrastruktur bildet heute eine solide Basis für unser Wachstum. Diese Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit haben Purpose Green als einzigartige Kraft im Markt etabliert.

Welchen Einfluss hat die aktuelle Marktentwicklung auf Ihre Arbeit, und wie bleibt Purpose Green innovativ und relevant?

Die aktuelle Marktentwicklung hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Arbeit, insbesondere in Bezug auf die Herausforderungen und Möglichkeiten im Gebäudesektor. Unser Unternehmen profitiert von dem wachsenden Bewusstsein für nachhaltige Projekte und der Notwendigkeit, die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern, um auch die Klimaziele zu erreichen. In Europa stehen rund 240 Millionen Gebäude vor der Herausforderung, den aktuellen Energieanforderungen gerecht zu werden. Innovativ und relevant bleiben wir schon alleine aus diesen Aspekten. 

Um unsere Plattform kontinuierlich zu verbessern und sie an die sich ändernden Marktbedürfnisse anzupassen, planen wir zudem den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Prozesse und Dienstleistungen.

Dazu muss man erwähnen, dass der Immobiliensektor die Vorteile der Digitalisierung noch nicht vollumfänglich nutzt. Dabei bietet die Digitalisierung des Immobiliensektors enorme Chancen für die Effizienzsteigerung, Kostensenkung und eine bessere Kundenerfahrung. Wir setzen uns dafür ein, diese Transformation voranzutreiben, um den Sektor auf den neuesten Stand bringen zu können. Es ist an der Zeit, dass die Branche diese Herausforderungen annimmt und den Schritt in die digitale Zukunft wagt.

Was sind die größten Vorteile für Kunden, die sich für Purpose Green entscheiden, und wie setzen Sie diese im Alltag um?

Ich denke, der größte Vorteil für unsere Kund:innen ist der ganzheitliche Service, der den gesamten Prozess von der Bestandsaufnahme, über die Planung bis hin zur Unterstützung bei den Sanierungsmaßnahmen umfasst. Das reduziert den Aufwand unserer Kund:innen erheblich, da sie so einen zentralen Ansprechpartner für alle Aspekte der Sanierung haben. Dieser Prozess beginnt mit einer detaillierten Erfassung aller relevanten Objektstammdaten, welche uns eine präzise Analyse des energetischen Zustands ermöglicht. Basierend auf diesen gesammelten Daten entwickeln unsere Expert:innen im Anschluss maßgeschneiderte Sanierungsfahrpläne, die spezifische Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Reduzierung von CO₂-Emissionen umfassen.

Nachdem die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, bieten wir weiterhin eine kontinuierliche Unterstützung im Bereich ESG-Management an, um sicherzustellen, dass die Immobilien langfristig nachhaltig betrieben werden können. 



Wird eine Immobilie nicht energetisch saniert, so kann dies auch zu einem Werteverlust führen. Daher ist ein weiterer Vorteil natürlich die schlussendlich resultierende Wertsteigerung der Immobilien nach Abschluss einer Sanierung. Dies erreichen wir durch eine gezielte Modernisierung und die Verbesserung der Energieeffizienz, was auch die Betriebskosten senkt. Zudem unterstützt unser Unternehmen nicht nur bei der energetischen Sanierung, sondern auch bei der Integration von ESG-Kriterien in die Immobilienstrategie. Besonders relevant ist dies für institutionelle Anleger:innen, da es zur Risikominimierung beiträgt und den Zugang zu grünen Finanzierungsquellen erleichtert. 

Können Sie uns Einblicke geben, wie Purpose Green in den nächsten fünf Jahren wachsen und sich weiterentwickeln möchte?

Wir streben eine Weiterentwicklung in mehreren Schlüsselbereichen an. Wir haben erst kürzlich eine Finanzierung von 14,8 Millionen Dollar von Fifth Wall erhalten, dem größten Asset-Manager für die Dekarbonisierung der gebauten Umwelt. Diese Investition betont die Wichtigkeit unserer Mission, den nachhaltigen Wandel im Gebäudesektor voranzutreiben. Zum einen wollen wir damit eine Erweiterung der Software- und Automatisierungsfähigkeiten anstreben.

Wir planen, unsere digitale SaaS-Plattform weiterzuentwickeln, neue Energy-Intelligence-Tools einzuführen und die ESG-Berichterstattung zu verbessern.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz sollen unsere Dienstleistungen effizienter und benutzerfreundlicher gestaltet werden. Die Plattform wird dabei zunehmend zur zentralen Schaltstelle für alle Maßnahmen rund um die Bestandsgebäude eines Portfolios – auch unabhängig von energetischen Sanierungen. Außerdem haben wir das Ziel, unseren Marktanteil in ganz Europa zu erhöhen und uns als bevorzugter Partner für führende Unternehmen der Immobilienbranche zu etablieren. Zudem soll durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Dienstleistungen effizienter und benutzerfreundlicher gestaltet werden. Außerdem zielen wir darauf ab, unseren Marktanteil in ganz Europa zu erhöhen und uns als Partner für führende Firmen der Immobilienbranche zu etablieren. 

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus der bisherigen Entwicklung von Purpose Green gewonnen haben?

Die bisherige Entwicklung von Purpose Green hat uns die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an Marktbedürfnisse und regulatorische Veränderungen vor Augen geführt. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass der Markt bereit für eine nachhaltige Transformation ist, es jedoch zugängliche, datenbasierte Lösungen braucht, um diesen Wandel effektiv und wirkungsvoll zu gestalten. Wir haben gelernt, dass die Integration von Nachhaltigkeit in die Immobilienbranche finanziell lohnend sein kann, wenn sie richtig umgesetzt wird, was unseren Ansatz bestätigt hat.

Außerdem haben sich starke Partnerschaften als entscheidend erwiesen. Durch die Zusammenarbeit mit Branchenführern und die Nutzung unseres Netzwerks konnten wir die Akzeptanz beschleunigen und die greifbaren Vorteile unserer Dienstleistungen aufzeigen. Diese Erfahrungen haben unseren Glauben gestärkt, dass innovationsgetriebenes Arbeiten zum Erfolg führen kann, wenn es einen realen, drängenden Bedarf erfüllt.

Wenn Sie auf Ihre Reise als Gründer zurückblicken, welche drei Ratschläge würden Sie anderen Startups mit auf den Weg geben?

Wenn ich auf meine Reise als Gründer von mittlerweile zwei Unternehmen zurückblicke, würde ich sagen, dass es am wichtigsten ist, seiner Vision treu zu bleiben, aber die Maßnahmen, um seine Vision in die Realität umzusetzen, flexibel anzupassen. Der Markt verändert sich stetig und die Fähigkeit, flexibel auf neue Herausforderungen und Chancen zu reagieren, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Das alles wäre aber nichts ohne ein starkes Team, daher ist der Aufbau eines talentierten und engagierten Teams von größter Bedeutung. Auch die erfolgreichsten Unternehmen werden oft von herausragenden Persönlichkeiten geleitet, die unterschiedliche Fähigkeiten und Perspektiven einbringen.

Demnach kann ein starkes Team nicht nur die täglichen Herausforderungen meistern, sondern auch innovative Lösungen entwickeln. Und mein letzter Ratschlag ist, datengetriebene Entscheidungen zu treffen. Rationale, datenbasierte Entscheidungen sind langfristig von Vorteil. Die Nutzung von Daten zur Analyse und zur Bewertung von Strategien hilft dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und Risiken besser zu managen. Besonders wichtig ist das vor allem in einer dynamischen Umwelt wie dem Climate-Tech-Sektor, wo präzise Analysen entscheidend sind. 

Gibt es zukünftige Projekte oder Entwicklungen, die Purpose Green plant und die Sie besonders spannend finden?

Wir freuen uns auf mehrere Initiativen, die die Fähigkeiten unserer Plattform erheblich erweitern werden. Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, unser SaaS-Angebot um fortschrittliche, KI-gestützte Analysen für Echtzeit-ESG-Reporting und vorausschauende Baumaßnahmen zu erweitern. Damit ermöglichen wir unseren Kunden, ihre Portfolios noch effizienter und mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit zu verwalten.

Langfristig planen wir zudem, unsere Präsenz in Europa auszubauen. Diese Expansion wird Partnerschaften mit regionalen Akteuren umfassen, um sicherzustellen, dass unsere Lösungen den spezifischen Anforderungen und regulatorischen Rahmenbedingungen jedes Marktes gerecht werden.

Besonders begeistert sind wir vom Potenzial der Digital-Twin-Technologie, die es Gebäudeverwaltern ermöglichen wird, die Energieeffizienz ihrer Gebäude auf bisher ungeahnte Weise zu optimieren. Aber zuerst möchten wir uns auf den deutschen Markt konzentrieren und uns hier als einen der führenden Anbieter positionieren.

Bild Lucas Christel @Purpose Green

Wir bedanken uns bei Lucas Christel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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