Lightly entwickelt Lösungen zur intelligenten Datenfilterung direkt auf Geräten und unterstützt Unternehmen dabei, effizientere KI-Modelle zu trainieren.
Was genau ist Lightly Edge und welche Probleme möchten Sie damit lösen?
Lightly Edge ist ein intelligentes, Edge-basiertes Datenerfassungssystem, das direkt auf Geräten, wie zum Beispiel Autos, Roboter oder Kameras läuft. Es schaut dabei in Echtzeit Sensordatenströme wie bspw. Videofeeds an und filtert diese. Dadurch adressiert Lightly zwei große Herausforderungen in der KI-Entwicklung:
Training mit den richtigen Daten – Viele Datensätze sind mit redundanten Informationen gefüllt, die nicht zur Verbesserung der Modellleistung beitragen.
Kostspielige Nachbearbeitung – Traditionell werden Daten kuratiert, nachdem sie gespeichert worden sind, oft in der Cloud. Dies führt zu hohen Speicher- und Bandbreitenkosten, insbesondere bei Videodaten. Durch die Filterung der Daten zum Zeitpunkt der Erfassung trägt Lightly Edge dazu bei, unnötige Datenerfassung zu reduzieren und diese Kosten erheblich zu senken.
Wie kam es zur Idee, mit Lightly eine datenorientierte Lösung für maschinelles Lernen zu entwickeln?
Lightly wurde von mir, Matthias Heller, zusammen mit Igor Susmelj gegründet. Wir haben an der ETH und in Harvard studiert, wobei Igor einen Hintergrund in Computer Vision und Deep Learning hat. Die Idee entstand aus Igors Erfahrung mit dem Training von KI-Modellen mit riesigen Mengen ungefilterter Daten – es wurde klar, dass mehr Daten nicht unbedingt besser sind.
Diese Erkenntnis bildete die Grundlage für unser erstes Produkt, LightlyOne. Seitdem hat sich die Branche in dieselbe Richtung entwickelt und konzentriert sich zunehmend auf die Qualität der Daten und nicht nur auf die Menge. Lightly Edge ist eine natürliche Weiterentwicklung dieser Idee und überträgt dieselben Prinzipien auf Edge-Geräte.
Was ist die Vision hinter Lightly und wie fügt sich Lightly Edge in diese ein?
Unsere Aufgabe bei Lightly ist es, Ingenieuren für maschinelles Lernen dabei zu helfen, leistungsfähigere Computer-Vision-Modelle zu entwickeln, indem wir ihnen die richtigen Werkzeuge für die Arbeit mit den richtigen Daten an die Hand geben.
Die Qualität eines Modells ist eng mit der Qualität der Daten verbunden, aus denen es lernt. Die Daten sind sozusagen die Nahrung für KI-Modelle und wie beim Menschen kommt es auch hier auf die Qualität an. Lightly Edge hilft dabei nur die Daten zu sammeln, welche man auch wirklich fürs Training braucht und das direkt im Moment der Datenerfassung. Es geht darum, Teams dabei zu unterstützen, früher intelligente Entscheidungen zu treffen, damit sie schneller und mit mehr Vertrauen handeln können.
Wie profitieren Unternehmen konkret von der Verarbeitung direkt an der Edge statt in der Cloud?
Die Verarbeitung von Daten an der Schnittstelle bietet mehrere Vorteile:
„Collection Cars“ sind speicherlimitiert, was die Reichweite der Datensammlung stark einschränkt. Besonders für seltene Szenarien sind daher viele Fahrten nötig. Mit Lightly Edge werden nur relevante und wertvolle Daten übertragen, wodurch Speicher und Bandbreite effizient genutzt werden. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Energie und CO2-Emissionen.
Schnellere Iteration, da Teams in Echtzeit Einblicke in die gesammelten Daten erhalten.
Bessere Kontrolle, da Unternehmen mit Hilfe unseres Vision Language Models Erfassungsstrategien gezielt auf ihre spezifischen Ziele und Szenarien ausrichten können. So wird bereits während der Datensammlung erkannt, welche Inhalte relevant sind.
All dies führt zu einem effizienteren und gezielteren Ansatz bei der Modellentwicklung.
Welche Zielgruppe spricht Lightly Edge besonders an und mit welchen Anwendungsfällen?
Wir haben Lightly Edge ursprünglich für Automobilhersteller entwickelt, insbesondere für diejenigen, die an autonomen Fahrsystemen und ADAS arbeiten.
Es löst zwei entscheidende Probleme für sie:
Es erfasst selektiv Randfälle – wie ein Kind, das eine Straße überquert, oder komplexe Fahrbedingungen –, die die Trainingsdatensätze tatsächlich verbessern.
Und es bietet eine dringend benötigte Alternative zu dem oft manuellen und fehleranfälligen Datenerfassungsprozess.
Die potenziellen Anwendungen reichen jedoch weit über die Automobilindustrie hinaus, von der Landwirtschaft bis zum Einzelhandel und darüber.
Was unterscheidet Lightly Edge von klassischen Lösungen zur Datenvorverarbeitung im KI-Kontext?
Bei den meisten herkömmlichen Lösungen wird erst alles gesammelt und gespeichert und dann versucht, den ganzen Datenpool zu bereinigen. Das ist ineffizient und teuer – vor allem bei großen Datenmengen wie Video.
Lightly Edge kehrt dieses Modell um. Indem es Daten in Echtzeit auswertet und direkt auf dem Gerät filtert, ermöglicht es intelligentere Entscheidungen direkt am Anfang der Pipeline. Es handelt sich nicht nur um eine Vorverarbeitung, sondern um eine intelligente Erfassung.
Welche technischen Herausforderungen mussten Sie beim Aufbau von Lightly Edge überwinden?
Die größte Herausforderung bestand darin, die Echtzeitverarbeitung auf Geräten mit begrenzter Rechenleistung zu ermöglichen. Wir mussten das richtige Gleichgewicht zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit finden und sicherstellen, dass unsere Modelle eine qualitativ hochwertige Datenselektion ohne Latenzzeiten liefern konnten.
Dies bedeutete eine tiefgreifende Optimierung und eine Menge Arbeit, um die Robustheit in verschiedenen Anwendungsfällen zu gewährleisten – und gleichzeitig eine einfache Bedienung des Systems zu gewährleisten.
Wie wichtig ist das Thema Datenschutz für Ihre Kunden und wie begegnet Lightly Edge diesen Anforderungen?
Datenschutz hat höchste Priorität, insbesondere in Regionen wie Europa, wo Vorschriften wie die DSGVO hohe Anforderungen stellen.
Mit Lightly Edge erfolgt die Datenauswahl direkt lokal auf dem Gerät. Dadurch werden weniger Rohdaten übertragen oder gespeichert, was das Risiko von Datenlecks erheblich reduziert. Wie bei all unseren Produkten behalten unsere Kunden stets die volle Kontrolle über ihre Datenpipelines.
Wie sehen die nächsten Entwicklungsschritte für Lightly Edge und Lightly allgemein aus?
Wir konzentrieren uns auf die Ausweitung von Lightly Edge auf neue Plattformen und Branchen, wie z. B. Drohnen, industrielle Automatisierung und mehr.
Gleichzeitig haben wir gerade zwei aufregende neue Produkte auf den Markt gebracht, die gerade an Dynamik gewinnen. Wir wollen die Integration in unserem gesamten Ökosystem vertiefen und in Bereichen mit starken Synergien wachsen, um die Erfassung und Nutzung von Daten in visuellen KI-Workflows weiter zu verbessern.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Industriepartnern, etwa im Automotive- oder Robotics-Bereich?
Wir arbeiten eng mit mehreren großen Industrieunternehmen zusammen. In der Automobilindustrie gehören Unternehmen wie Bosch zu unseren Partnern. In der Landwirtschaft kooperieren wir mit Unternehmen wie John Deere und Syngenta. Wir sind sogar in den Einzelhandel eingestiegen und arbeiten mit Walmart zusammen.
Man merkt, dass sich der Fokus von „Wir sammeln alle Daten“ hin zu „Wir wollen die richtigen Daten sammeln“ verschoben hat. Es ist spannend zu sehen, wie sich große, etablierte Unternehmen zunehmend der datenzentrierten KI-Entwicklung zuwenden. In der Industrie wurde erkannt, dass echte Durchbrüche nur mit den richtigen Daten möglich sind.
Was würden Sie Gründern raten, die ebenfalls ein KI-Produkt für datenintensive Anwendungen entwickeln möchten?
Man muss reale Probleme lösen und messbaren Mehrwert schaffen. Von Anfang an haben wir in Benutzerfreundlichkeit und eine einfache Bereitstellung investiert. Genauso wichtig ist es, anpassungsfähig zu bleiben – was heute in der Wachstumsphase funktioniert, kann morgen schon überholt sein. Entscheidend ist, stets nah an den Nutzern zu bleiben, denn die besten Ideen entstehen, wenn man ihre schwierigsten Herausforderungen versteht und löst.
Was treibt Ihr Team an, die Datenpipeline für visuelle KI so radikal neu zu denken?
Wir glauben, dass die Zukunft der KI nicht nur in besseren Modellen, sondern auch in besseren Daten liegt. Der nächste Leistungssprung wird sich aus der intelligenten Erfassung und Nutzung von Daten ergeben, da der Zugang zu Daten immer leichter wird.
Diese Überzeugung treibt unser Team jeden Tag an. Unsere Leidenschaft ist es, Entwicklern dabei zu helfen, schnellere, intelligentere und robustere Systeme zu entwickeln – vor allem in Bereichen, in denen viel auf dem Spiel steht, wie autonomes Fahren und Robotik.
Bild: Matthias Heller und Igor Susmelj @ Lightly
Wir bedanken uns bei Matthias Heller für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: Lightly

Kontakt:
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Ansprechpartner: Matthias Heller