Sonntag, Dezember 22, 2024
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Denken, tun und Chancen nutzen

Sanni Shoo: Innovative und formschöne Produkte die Alltagsprobleme lösen

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Tatsächlich aus der Not heraus, kein Produkt zu finden, dass meine Anforderungen erfüllte. Konkret zerbrach im Winter die 3. Schuhabtropfschale, nachdem mein kleiner Sohn jeweils munter darauf gesprungen war. Ich suchte am Markt nach etwas Besserem als den üblichen mausgrauen Harzplastikschalen, fand aber nichts. Also entwickelte ich Kriterien, die ein besseres Produkt erfüllen sollte, und danach Schritt für Schritt mein erstes Produkt  – eine elastische, bunte Schuhabtropfmatte. Zunächst bot ich sie einem grossen Unternehmen in Lizenz an, doch dort ging alles sehr langsam. Es ging nur um Zahlen, möglichst billige Produktion, und irgendwann passte es nicht mehr. Ich schaute mich selbst um Produzenten (in Europa) um, gründete eine GmbH, und buchte einen Messestand auf der grössten Konsumgütermesse Europas. Mit 28.000 Stück Ware, und (noch) keinem einzigen Kunden.

Was war bei der Gründung von Sanni Shoo die größte Herausforderung?

Genau das, was ich vorhin so „locker beschrieben“ habe, also der Weg von der Entwicklung und Gründung bis zu den richtigen Handelspartnern, war sicher die grösste Herausforderung. Konkret: Sichtbar werden, Vertrauen gewinnen, und Vertriebspartner finden.  Ich war ein Niemand in der Branche, und plante an grosse Strukturen zu verkaufen. Heute mache ich das auch erfolgreich, aber es war ein harter Weg, in diese Strukturen zu kommen. An jener ersten  Messe gab es Interesse, und ich dachte, jetzt ginge es „Schlag auf Schlag“. Doch dem war nicht so. 

Nach der Messe fing die Aufarbeitung erst an, und es folgten Verträge, Listungs-Unterlagen – viel Rechtliches, viel Unkreatives, gepaart mit manchmal nicht gerade motivierenden Aussagen aus dem persönlichen Umfeld wie: „Als Quereinsteiger hast Du doch keine Chance.“ Oder „was es noch nicht gibt braucht vermutlich auch keiner“. Als Juristin hätte ich anfangs auf meinem „normalen“ Weg sicher mit weniger Sorgen mehr Geld verdient. Heute bin ich froh, dass ich durchgehalten habe.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Ich denke man muss sogar. Wenn man wartet, bis alles perfekt ist, dann startet man vermutlich nie. Das Konzept muss stehen, man muss daran glauben, konkrete Schritte planen und dann vor allem: TUN. Aus meiner Erfahrung geht nicht immer alles so auf wie geplant, das heisst man muss Pläne gelegentlich anpassen. Das heisst, perfekt ist es vermutlich nie. Oder anders gesagt: wenn ich glaube, dass es perfekt ist, befinde ich mich vermutlich in einer Komfortzone, und von dort aus gibt es keine Weiter-Entwicklung. Meist war es ein Fehler (oder positiver gesagt das nicht Perfekte), das mich jeweils einen Schritt weiter gebracht hat.

Welche Vision steckt hinter Sanni Shoo?

Mit einfachen und schönen Produkte Lösungen für Alltagsprobleme zu bieten. Dinge zu erschaffen, die den Alltag erleichtern, und ein bisschen bunter oder fröhlicher machen. Das schönste Kompliment für mich ist, wenn ein Kunde sagt. „das ist so einfach, aber so nützlich – warum ist da vorher noch niemand draufgekommen“

Wer ist die Zielgruppe von Sanni Shoo?

Als Zielgruppe waren vorwiegend Frauen ab 25 Jahren gedacht, die ihren Alltag und ihr zuhause effizient organisieren und gutes, funktionales Design schätzen. Ich sage „waren“, weil tatsächlich über die Hälfte der Kunden heute Männer sind. Viele kaufen die Dinge für zuhause oder fürs Büro. Die Produkte kosten zum Grossteil zwischen 10 und 20 Euro, das heisst sie sollen für jede/n leistbar sein, der oder die sich vom Nutzen und Design angesprochen fühlen.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Sanni Shoo entwickelt Nischenprodukte. Produkte, die mit neuem Design ein altes Alltagsproblem lösen.  Der Produktmarkt allgemein ist natürlich riesig, und auch übersättigt. Es gibt darunter viele „Trendprodukte“, für die der Markt momentan gross ist, und die „sexy“ sind. Beispiel Trinkflaschen. Die liegen im Trend, und es gibt in diesem Bereich fast nichts, was es nicht gibt. Hier unterscheidet sich Sanni Shoo: Wir entwickeln bewusst keine Produkte für Kategorien, die im Trend liegen. Sanni Shoo Produkte bewegen sich oft in einem  sehr bodenständigen Bereich, werden aber durch das Design zum Lifestyle-Produkt.

Ein Beispiel: Ein Spültuchhalter ist nun wirklich nicht sexy. Drip.line von Sanni  ist aber anders:  bunt, in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Funktionen. Die reichen vom Spültuchhalter bis zum Flaschen-Abtropfer oder Untersetzer. Oft fragen Freunde mit gerümpfter Nase: „Du? Alltagshelfer? Haushaltsprodukte? Aber – unser Heim ist nun mal ein Ort, wo wir uns viel aufhalten, und die Möglichkeiten für Optimierung sind fast endlos.

Sanni Shoo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In 5 Jahren soll die Produktfamilie ein weiteres grosses Stück gewachsen sein, Ideen für nützliche Produkte gibt es noch genügend. Ausserdem wird der digitale Bereich wachsen. Bis jetzt hat Sanni Shoo 90% über den Einzelhandel verkauft, und nur 10% online. In 5 Jahren soll das Verhältnis ausgeglichen sein, und gleichzeitig der Umsatz weiter mit mind. 30% pro Jahr steigen. Der Nutzen der Sanni Shoo Produkte ist teilweise erklärungsbedürftig, d.h. digital und stationär ergänzen einander optimal. Menschen finden online Bilder, Videos, Erklärungen und Testberichte und kaufen offline. Oder umgekehrt. Das Programm „Unternehmerinnen der Zukunft“ unterstützt mich und andere Unternehmerinnen bei diesem digitalen Weg.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Denken, tun, Chancen nutzen, Kursänderungen vornehmen wenn nötig –  und vor allem: dranbleiben. Sich bewusst sein, dass das „dranbleiben“ oft der härteste Teil ist. Und mit Menschen über Ideen sprechen. Wissend, dass man dabei auch auf Skepsis stossen kann. Wenn man aus diesem feed-back die Idee mit realistischen Zahlen und Fakten weiterentwickelt, ohne sich davon abschrecken zu lassen, dann ist man auf gutem Wege. Und im Endeffekt entscheidet nur einer: der Kunde

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Susanne Richter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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