Nachdem die ersten beiden Teile dieser Serie auf theoretische Aspekte des Themas ‚Employer Branding und Startups‘ eingingen, wird in den nächsten beiden Beiträgen an drei Praxisbeispielen gezeigt, wie das Thema in der Praxis umgesetzt werden kann.
Sanity Group: Employer Branding in agilen Unternehmen
Seit der Gesetzesänderung zur Nutzung von Cannabis als Medizin im Jahr 2017 sind viele Unternehmen in diesem Sektor entstanden. So auch die Sanity Group, die 2018 von Fabian Friede und Finn Hänsel gegründet wurde und als Holding aufgestellt ist. Die Werte der Sanity Group – act entrepreneurial, be transparent und continuously improve – prägen die Unternehmenskultur, die sich mit ‚People first‘ zusammenfassen lässt. Das Unternehmen arbeitet mit agilen Arbeitsmethoden wie SCRUM, KANBAN und SWAY. Von Beginn an wurden nur mobile Arbeitsplätze geschaffen, bei denen alle Tools cloudbasiert laufen.
Diese Struktur ermöglichte der Sanity Group, gleich zu Beginn der Corona-Pandemie auf Homeoffice umzustellen und nahtlos auf eine komplette Remote-Arbeitsweise umzustellen. Der Arbeitstag startet mit Virtual Standup-Videocalls, die jedes Team mit der Frage ‚Wie geht es Dir‘ beginnt. Weitere Themen sind das ‚yesterday‘s achievement‘ und das ‚heute‘. Wichtig ist es, ergebnisorientiert und präzise knapp zu berichten. Die Teams bekommen regelmäßige Update-Mails zur Situation des Unternehmens und fühlen sich so gut mitgenommen.
Die Sanity Group hat von Anfang an kaum Probleme gehabt, neue Talente zu begeistern. Das Thema Cannabis zieht eine große Anzahl von Interessierten an – allerdings kommen viele Bewerbungen aus dem ‚Big Pharma-Bereich‘ mit hohen Erwartungen an Strukturen, Gehälter und Hierarchien. Hier gilt es, Erwartungen zu managen und den Mut zu haben, auch mal Leute wieder abspringen zu sehen. Insgesamt ist die Fluktuation im Unternehmen aber relativ gering. Neue Talente werden über die Karrierewebseite oder Headhunter rekrutiert.
Der Onboarding-Prozess war zu Beginn der Krise durch die Remote-Arbeitsweise eine Herausforderung.
Mit einer detaillierten Onboarding-Präsentation bekommen die neuen Leute einen Überblick in die Unternehmensstruktur, lernen die Founder kennen und bekommen Einblicke in die agilen Prozesse. Ein Buddyprogramm, bei dem ein Beschäftigter ein neues Talent beim Ankommen begleitet, ist gut aufgenommen worden. Instrumente wie flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien, die agile Arbeitsweise und eine transparente Fehlerkultur helfen dem Unternehmen, die guten Leute zu halten.
Als Startup in der attraktiven Gesundheitsbranche in Berlin zeigt die Sanity Group, wie wichtig es ist, sich durch Beschäftigtenbeteiligung und flexible Arbeitsformen von den alteingesessenen Unternehmen zu unterscheiden und so spannende Talente auf sich aufmerksam zu machen. Für die Zukunft wird empfohlen, eine Employer Branding Strategie mit den vorgestellten Tools zu implementieren. So kann das Unternehmen für das weitere Wachstum qualifizierte Beschäftigte in ausreichender Menge gewinnen und die guten Talente im Unternehmen halten.
Handbuch Employer Branding, ISBN 978-3-906092-41-6, erschienen im September 2020 im PraXium Verlag Zürich https://praxium.ch/neuerscheinungen-neuauflagen/
Über die Autorin:
Dr. Astrid Nelke ist Autorin und Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Employer Branding, interne Kommunikation und Innovationskommunikation. Sie studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Und war sechs Jahre lang Professorin für Unternehmenskommunikation und Innovationsmanagement an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management. Als Geschäftsführerin der auf Employer Branding spezialisierten Unternehmensberatung [know:bodies] kombiniert die Autorin ausgewiesene praktische Erfahrungen mit aktuellen Ergebnissen aus eigenen wissenschaftlichen Studien. www.knowbodies.de und https://www.linkedin.com/in/dr-astrid-nelke-9a59502a/
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Titelbild: pixabay.com
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