Freitag, Dezember 6, 2024
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Wie sicher ist unsere digitale Zukunft wirklich?

IDnow, ein führender Anbieter für Identitätsprüfungen in Europa, ermöglicht sichere und zuverlässige Verifizierungen für Personen und Unternehmen in der digitalen Welt

Können Sie IDnow und die Gründungsgeschichte des Unternehmens vorstellen? Wer steht hinter der Vision?

IDnow ist ein führender Plattformanbieter für Identitätsprüfung in Europa und wurde 2014 von Armin Bauer, Sebastian Bärhold, Felix Haas und Dennis von Ferenczy in München gegründet. Das Flagship-Produkt war damals das gerade von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht erlaubte VideoIdent, mit dem man sich aus der Ferne für verschiedene Dienste, wie zum Beispiel die Eröffnung eines Bankkontos, verifizieren konnte. Von Anfang an hatte das junge Unternehmen die Vision, die vernetzte Welt zu einem sichereren Ort zu machen.

Was war die ursprüngliche Idee hinter IDnow, und wie hat sie sich im Laufe der Jahre entwickelt?

Nachdem die Reise 2014 mit unserer expertengeführten VideoIdent-Lösung begann, wurde das Portfolio entsprechend den Marktbedürfnissen und technologischen Trends um eine Vielzahl von Lösungen ergänzt: 2018 kam die KI-gestützte, vollautomatisierte Lösung AutoIdent hinzu, 2019 folgte die elektronische Funktion des deutschen Personalausweises (eID). Erst letztes Jahr haben wir ShopIdent, die Vor-Ort-Lösung für Identifizierung in deutschen Tankstellen und Shops, vorgestellt. 

Im Jahr 2021 übernahm IDnow außerdem den französischen Marktführer für Identitätsprüfungstechnologie, ARIADNEXT, sowie den deutschen Anbieter identity Trust Management AG, den ich mitgegründet hatte, und etablierte sich damit als einer der größten europäischen Player in der Identitätsbranche. 

Seit der Gründung haben wir uns zu einem Plattformanbieter entwickelt, der alle Marktbedürfnisse mit modernster Identifizierungs- und Signaturtechnologie abdeckt.

Wie beschreibt IDnow die Mission des Unternehmens, und welche konkreten Schritte unternehmen Sie, um diese zu erreichen?

Wir glauben, dass Identitäten die Grundvoraussetzung für Vertrauen sind und haben es uns deshalb zur Aufgabe gemacht, sichere Identitätsdienste für Personen und Unternehmen zu entwickeln, damit sie sich mit Zuversicht in der vernetzten Welt bewegen können. Deshalb bilden ein vollständig integriertes, breites Produktportfolio, europäische Vertrauensdienste, und wiederverwendbare Identitäten die Grundlage unserer langfristigen Produktstrategie.

Wer gehört zur Hauptzielgruppe von IDnow, und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Lösungen deren Anforderungen optimal erfüllen?

Neben den klassischen Finanz- und Telekommunikationsanbietern, die seit Gründung von IDnow zu unserer Hauptzielgruppe gehören, bieten sich seit einigen Jahren auch viele neue attraktive Wachstumsfelder in der Mobilitäts- und Reisebranche, im Bereich Human Resources, im Online-Dating, Gaming, oder auf Social Media. 

Die Nutzerbedürfnisse und regulatorischen Anforderungen dieser Branchen unterscheiden sich zwar stark von den klassischen Finanz- und Telekommunikationsdiensten, der Wunsch nach höherem Vertrauen in digitale Transaktionen ist aber länder- sowie branchenübergreifend gewachsen. Wir adressieren all diese Anwendungsfälle mit unserer IDnow-Plattform – diese umfasst ein breites Portfolio an Lösungen zur Identitätsverifizierung, die von automatisiert bis menschlich unterstützt, von rein online bis zum Point-of-Sale reichen.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell im Bereich digitaler Identitätsverifizierung, und wie begegnet IDnow diesen?

Wir stehen heute, aufgrund von Regulierungen wie eIDAS 2.0 auf europäischer Ebene, vor einer grundlegenden Transformation unserer Branche – weg vom Einmal-Verifizierungsprozess hin zu wiederverwendbaren Identitäten. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, auch diese Revolution anzuführen. Dafür werden europäische Vertrauensdienste, wiederverwendbare Identitäten und ein breites Produktportfolio wichtige Schlüssel sein.

Erst vor wenigen Wochen haben wir ein neues Joint Venture angekündigt: IDnow Trust Services AB ist ein qualifizierter Trust Service Provider (QTSP) gemäß eIDAS-Verordnung. Das Joint Venture bietet qualifizierte Vertrauensdienste wie elektronische Signaturen, Zeitstempel und Siegel an, die Sicherheit, Compliance und Benutzerfreundlichkeit in sich vereinen. In den kommenden Jahren werden unsere Kunden von der Kombination aus Identitätsprüfung und qualifizierten Vertrauensdiensten profitieren, damit geschäftskritische Transaktionen EU-weit gesetzeskonform und effizient abgewickelt werden können.  

Was macht IDnow im Vergleich zu anderen Anbietern im Markt einzigartig?

IDnow blickt auf über zehn erfolgreiche Unternehmensjahre zurück, in denen wir nicht nur den deutschen, sondern auch den europäischen Know-Your-Customer (KYC)-Markt maßgeblich geprägt haben. Heute sind wir einer der größten Player in der europäischen Identitätsbranche. Dank unseres sich ständig weiterentwickelnden Portfolios haben wir ein hohes Maß an Resilienz und Anpassungsfähigkeit in allen europäischen Märkten, das in dieser Breite seinesgleichen sucht. Dazu kommt unser internationales Team bestehend aus mehr als 450 Kolleginnen und Kollegen in Niederlassungen in ganz Europa, die Tag für Tag ihre Expertise in die Weiterentwicklung unserer Services und Produkte einbringen.  

Welche Rolle spielt Innovation in Ihrer Unternehmensstrategie, und wie fördern Sie diese bei IDnow?

Die Erfahrung, das Know-how und die Innovationskraft, die wir in unserem Unternehmen bündeln, sind außergewöhnlich. Innovation ermöglicht es uns, in einer unsicheren und sich verändernden Welt stets an der Spitze zu bleiben. Unsere Neugier ist dabei einer unserer Grundsätze und bedeutet für uns, dass wir uns nie mit dem aktuellen Stand der Dinge zufriedengeben. Um neue Herausforderungen in den Bereichen Dokumentenanalyse, Betrugserkennung, oder Self-Sovereign-Identity frühzeitig zu erkennen und innovative Lösungen zu entwickeln, haben wir schon vor Jahren eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung (R&D) aufgebaut. Dort arbeiten unsere R&D-Ingenieure, die auf Informatik, KI, Bildverarbeitung und Biometrie spezialisiert sind.   

Wie sieht die zukünftige Entwicklung von IDnow aus? Welche neuen Technologien oder Märkte planen Sie zu erschließen?

Die digitale Identitätsbranche steht vor einem Paradigmenwechsel. Nach Einschätzungen von Gartner werden bis 2026 bereits eine halbe Milliarde Smartphone-Nutzer weltweit digitale Wallets verwenden. Deshalb setzen wir verstärkt auf wiederverwendbare Identitäten und Vertrauensdienste, dafür stehen Technologien wie qualifizierte elektronische Signaturen (QES) und sogenannte Identitätswallets im Zentrum unseres Tuns. Gleichzeitig arbeiten wir kontinuierlich an der Verbesserung unserer existierenden Lösungen, besonders im Hinblick auf Betrugsabwehr, die in Zeiten von generativer KI und neuen Cyberbedrohungen immer wichtiger wird. 

Auf die Märkte bezogen bleibt Europa unser Heimat- und Kernmarkt. Hier haben wir eine breite und vertrauensvolle Kundenbasis, die seit Jahren auf uns und unsere Lösungen zählt. Dennoch haben wir in den vergangenen Jahren auch Kunden außerhalb Europas gewonnen, zuletzt vermehrt im südamerikanischen Glücksspielmarkt. Dort sehen wir aufgrund von regulatorischen Änderungen viel Wachstumspotential.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hürden, die Startups heute überwinden müssen, und welche Erfahrungen von IDnow könnten neuen Gründern helfen?

Als Gründer gibt es einige Hürden zu überwinden: Der Zugang zu ausreichendem Kapital ist sicher eine der größten, vor allem in einem zuletzt abgekühlten Marktumfeld. Um Investoren dennoch von der eigenen Idee zu überzeugen, braucht es vor allem in relativ gesättigten Märkten eine klare Positionierung, eine Nische, die bedient wird, oder wie es Neudeutsch oft heißt, einen USP. 

Damit die Idee Realität wird und auch skalierbar ist, bedarf es zudem hochqualifizierte Mitarbeitende. Für die Talentakquise spielen eine angenehme, innovative Unternehmenskultur und spannende Aufgaben eine enorm wichtige Rolle. Hat das Startup eine gewisse Größe erreicht, kommen außerdem operative Herausforderungen dazu, die gut gemanagt werden müssen. An dieser Schwelle zum Scale-up sollte man sich als Gründer nach einem erfahrenen C-Level-Management umsehen, dem man vertraut. 

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Kunden über die Jahre verändert, und welche Rolle spielt Kundenfeedback für die Weiterentwicklung von IDnow?

Wir haben das Vertrauen unserer Kunden über die Jahre gewonnen, weil wir uns täglich auf unser Kerngeschäft konzentrieren, ohne dabei die marktprägenden Trends aus den Augen zu verlieren. Feedback unserer Kunden nehmen wir sehr ernst und haben über die letzten Jahre Eventformate, Foren und Umfragen etabliert, in denen wir die Meinungen unserer Kunden gezielt abfragen, analysieren und in die Produkt- und Serviceentwicklung miteinfließen lassen. 

Neben dem anstehenden Durchbruch der digitalen Identitätswallet und der elektronischen Signatur, zeichnet sich in Deutschland auch eine steigende Bedeutung der elektronischen Ausweisfunktion (eID) ab. Der eGovernment Monitor 2024 verzeichnete zuletzt einen Anstieg um acht Prozentpunkte bei den eID-Nutzern im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung wird sich 2025 noch verstärken, wobei besonders der Finanzsektor gefordert ist, sich auf die zunehmende eID-Verbreitung vorzubereiten.

Wir sind hier mit unserer IDnow eID gut aufgestellt: Beim Auslesen der sensiblen eID-Daten können wir auf ein eigenes eID-Berechtigungszertifikat, ausgestellt durch das Bundesverwaltungsamt, zurückgreifen. Das Zertifikat erlaubt es uns, in Kooperation mit der Bundesdruckerei, die eID-Online-Ausweisfunktion in Einklang mit dem Personalausweisgesetz für die Identitätsprüfung auszulesen.

Was würden Sie neuen Gründern raten, die in einem technisch anspruchsvollen Bereich ein Unternehmen aufbauen möchten?

Als ehemaliger CEO und Gründungsaktionär der identity Trust Management AG, würde ich neuen Gründern raten, sich auf ihre Fachkenntnisse zu konzentrieren und diese stets weiterzuentwickeln. Stellt ein starkes Team mit ergänzenden Fähigkeiten zusammen und versteht genau, was Kunden wirklich brauchen. Nutzt Netzwerke und Mentoren, um Unterstützung und Orientierung zu finden. Plant die Finanzen gut, bleibt flexibel und setzt auf Qualität sowie Skalierbarkeit. Und vergesst nicht, regulatorische und rechtliche Themen wie den Schutz des geistigen Eigentums frühzeitig anzugehen. 

Bild: IDnow (v.l.n.r.) Armin Bauer, Mitgründer und Chief Technology & Security Officer und Andreas Bodczek, CEO von IDnow

Bilder@ IDnow

Wir bedanken uns bei Uwe Stelzig für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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