Mittwoch, April 2, 2025
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Wie schafft man intelligente Lösungen für komplexe Herausforderungen?

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menlo79 management team bild Katrin Höhne (Head of Marketing & Communication), Fabian Stöffler (Co-Founder & CEO), Dominik Brun (CTO), Stefan Wagner (Co-Founder & CPO), Gerrit Koch to Krax (CRO)

Menlo79 entwickelt eine cloudbasierte Workforce-Management-Plattform, die komplexe Personalsteuerung in Branchen wie Schiene, Logistik und Healthcare effizienter und smarter gestaltet.

Wie würden Sie Menlo79 kurz vorstellen und was hat Sie dazu inspiriert, dieses Unternehmen zu gründen? 

Menlo79 ist ein SaaS-B2B-Startup. Wir bauen eine cloudbasierte Workforce-Management-Plattform zur intelligenten unternehmensübergreifenden Personalsteuerung in komplexen Bereichen wie Schiene, Logistik oder auch Healthcare. Inspiriert hat uns damals die unglaublich niedrige Personalproduktivität im Güterverkehr bei der Deutschen Bahn und die Erkenntnis, dass Personalsteuerung mit einer digitalen Lösung einfach besser gehen muss.

Welche Visionen verfolgen Sie mit Menlo79 und welche konkreten Schritte unternehmen Sie, um diese Visionen zu erreichen? 

Wir wollen für mehr als eine Million operativ tätige Menschen im Schienen- und Logistiksektor weltweit das Arbeitsumfeld nachhaltig verbessern. Wir haben im Sektor Schiene in  der DACH-Region begonnen, haben aber inzwischen auch Kunden in den Segmenten Bahnbau, Infrastruktur sowie Terminals gewinnen können. In 2025 werden wir uns deutlich internationaler aufstellen und auch in weitere Segmente wie den Healthcare Sektor vorstoßen.

Wir bauen aktuell unser Sales & Marketing Team weiter aus und investieren jedes Jahr siebenstellige Beträge, um die Software immer weiter zu verbessern.

Wer steht hinter Menlo79 und welche Erfahrungen oder Hintergründe bringen die Gründer mit? 

Menlo79 wurde 2019 von Führungskräften der Deutschen Bahn gegründet.

Der CEO Fabian Stöffler ist Wirtschaftsmathematiker und bringt mehr als 15 Jahre Führungserfahrung im Umfeld Schiene und Logistik mit. Er war lange Zeit der jüngste Projektleiter der Inhouse-Beratung der DB und hat vor der Gründung von Menlo79 drei Jahre das digitale Lab bei der DB Cargo aufgebaut und über 200 Millionen Euro in verschiedene Digitalisierungsprojekte investiert. 

CRO Gerrit Koch to Krax ist 2022 als Late-Founder zum Team gestoßen und bringt über 13 Jahre Erfahrung aus vielen Projekten im Sektor Schiene mit.

Stefan Wagner als zweiter Gründer und CPO, bringt vor allem IT-Hintergrund vom Fraunhofer-Institut und von Accenture mit und hat bei der DB die Flottensteuerung digitalisiert.

Gerrit Koch-to-Krax ist CRO und hat ebenfalls über 13 Jahre Bahnerfahrung in verschiedenen Positionen im Asset Management und vor allem mehrere Jahre Führungserfahrung in der Digitalisierung der Wagenflotte von DB Cargo. 

Dominik Bruhn als CTO mit bereits zwei erfolgreichen EXITS und umfassender Erfahrung aus der Berliner Startup-Szene und Katrin Höhne als Head of Marketing und Kommunikation komplettieren das aktuelle Management von Menlo79.

An welche Zielgruppe richtet sich Menlo79 und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse optimal erfüllt werden? 

Menlo79 richtet sich an Transportunternehmen im Schienensektor, Dienstleister, Bahnbauunternehmen, Terminalbetreiber und Instandhaltungsbetriebe, die mit komplexer Personalsteuerung arbeiten. Unsere Software hilft, diese Herausforderung zu meistern, indem sie moderne Personaldisposition mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter und den wirtschaftlichen Zielen der Unternehmen kombiniert.

Mitarbeiter können ihre Präferenzen und Einsatzwünsche in einer digitalen App angeben und haben Zugriff auf ihren Schichtplan. Unternehmen profitieren von einer effizienten Personalsteuerung, die hohe Produktivität bei gleichzeitig geringerem Personalaufwand ermöglicht. Intelligente Algorithmen, unternehmensübergreifende Dispositionen und der Einsatz von KI zur Schichtzuweisung optimieren den gesamten Prozess.

Was unterscheidet Manon 79 von anderen Unternehmen in ihrer Branche?

In der klassischen Schienenbranche gibt es nicht viele Startups, die wirklich mit digitalen Lösungen an den Markt gehen. Das ist traditionell ein eher nischer Sektor. Insofern sind die Softwarelösungen, die man dort  in der Regel schon etwas älter und werden sehr langsam oder gar nicht weiterentwickelt. Wir kommen  mit einem frischen Ansatz rein: Wir sind ganz klar Software as a Service. 

Bei uns gibt es genau eine Plattform und wenn ein Kunde neue Features benötigt, dann bauen wir sie so, dass es für alle nutzbar ist. Wir bauen nicht nur eine Software. Wir schaffen quasi ein Erlebnis, eine Community rund um die Software. Mit diesem Ansatz sind wir da schon sehr einzigartig im Vergleich zu vielen Wettbewerbern, die auch Software anbieten.

Welche Herausforderungen haben Sie bisher als Gründer erlebt und wie haben Sie diese erfolgreich gemeistert?

Wir haben 2019 angefangen und seitdem natürlich eine ganze Menge Herausforderungen gehabt. Anfang 2020 hat direkt Corona begonnen. Wir waren gerade frisch dabei. Wir haben auch einen Bootstrapping Ansatz gewählt für unser Unternehmen. Das Geld, was wir verdient haben, wurde immer sofort in die Software investiert. 

Natürlich war es auch nicht einfach, als kleine junge Firma gestandene Unternehmen davon zu überzeugen, dass sie eine moderne Software in der Operations einsetzen, also im Herzstück des Unternehmens. Insbesondere, da der Sektor Schiene in Deutschland schon sehr konservativ ist, wenn es um Innovationen geht. Wir hatten viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Inzwischen sind wir bei 65 Kunden angekommen, sind stolz darauf und wollen weiter wachsen. 

Wie reagieren Sie auf… …die sich ständig verändernden Anforderungen der Zielgruppe?

Je mehr Kunden wir gewinnen können, je mehr Anforderungen gibt es auch an unsere Software.  Jede Zielgruppe hat im Kern die gleichen Anforderungen, aber am Ende sind dann immer noch bestimmte Dinge dabei, die sich ändern.

Wir haben den großen Vorteil, dass wir wirklich klassisch Software-as-a-Service alle zwei Wochen Releases machen. Zwei Teams entwickeln die Software weiter. Das heißt, wir können sehr schnell auf neue Anforderungen im Markt eingehen. Aktuell sehen wir zum Beispiel einen hohen Bedarf an Produktivitätssteigerung des Personals. Das ist für viele Unternehmen eine große Herausforderung. Nun können wir da mehr investieren als wir es zum Beispiel die letzten zwei Jahre gemacht haben.

Können Sie uns Einblicke in geplante Entwicklungen oder zukünftige Projekte von Menlo79 geben? 

Wir haben jetzt gerade eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Mit dem Kapital wollen wir in allen Bereichen noch besser werden. Die Software soll noch weitere Funktionen erhalten und die Bedienung noch einfacher und schneller werden. Um Beispiele zu nennen, ein ganz großer Pfad für uns ist der Ansatz, unternehmensübergreifend zu agieren. In diesem Bereich wollen wir weitere Funktionen entwickeln. Wir entwickeln unsere Software in Richtung eines Marktplatzes, auf dem Personalbedarfe direkt mit verfügbaren Ressourcen abgeglichen werden können. Später wird dies sogar durch KI-gestützte Matching-Algorithmen automatisiert. So können Unternehmen viel einfacher mit anderen Dienstleistern interagieren und ihre Personalressourcen besser steuern, denn der Bedarf an Dienstleistern wächst ständig und muss effizient gemanagt werden.

Es kommen viele spannende Projekte auf uns zu. Wir möchten auch international stärker vertreten sein und expandieren

Was ist Ihrer Meinung nach der größte Beitrag von Menlo79 für Ihre Branche?

Wenn ich zum Beispiel ein Restaurant betreibe und einen Schichtplan erstellen will, dann finde ich sofort 20 Lösungen und kann mir eine aussuchen. Und die sind alle mehr oder weniger gut und lösen mein Problem. Wenn ich aber in einem komplexen Umfeld bin, wie es zum Beispiel Transportunternehmen auf der Schiene kennen, mit Qualifikationsanforderungen, Arbeitszeitanforderungen oder Tarifanforderungen dann reicht das nicht aus.

Unser Beitrag ist, dass wir unsere gesamte Energie und ein motiviertes Team konstant dafür einsetzen, dieses große Problem nachhaltig zu lösen. Unternehmen sollen mit WILSON attraktiver für Nachwuchskräfte und  Mitarbeiter werden. Nicht zuletzt soll damit auch die Schiene als nachhaltiger Transportweg etabliert werden. 

Welche Werte und Prinzipien prägen die Unternehmenskultur bei Menlo 79?

Wir sind ein junges, motiviertes Team von 35 Personen und stehen für Kundenzentrierung, Neugierde, Kreativität und den Wunsch, Dinge anders zu machen als der Standard. Wir scheuen uns nicht, auch mal anzuecken und denken voraus. Ein Beispiel: Wir haben das unternehmensübergreifende Sharing früh in unsere Vision integriert, als viele noch sagten, das sei Quatsch. Heute wird es zunehmend akzeptiert.

Die meisten von uns sind in Berlin, aber wir sind auch deutschlandweit verstreut und haben auch ein paar internationale Kolleg*innen. Wir sind sehr divers aufgestellt und wir schätzen es einfach, in einem energiegeladenen Team große Herausforderungen zu lösen und das ist das, was uns, glaube ich, am meisten ausmacht.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die am Anfang ihrer Reise stehen? 

Wenn ich anderen Gründern drei Ratschläge geben sollte, die am Anfang ihrer Reise stehen, dann wären das:

Erstens: Fangt einfach an und handelt! Wartet nicht zu lange und überlegt nur theoretisch, sondern probiert aus. Das ist viel wichtiger, als den perfekten Plan zu haben.

Zweitens: Kennt euren Markt und eure Kunden ganz genau. Investiert eure Zeit in eine Lösung, die wirklich ein Problem löst. Das ist entscheidend für den Erfolg.

Drittens: Wisst genau, wie viel Kapital ihr braucht und findet Verbündete sowie Kunden, die bereit sind, frühzeitig in eure Idee zu investieren und den Weg gemeinsam mit euch zu gehen.

Wie definieren Sie Erfolg für Menlo79? Was bedeutet Erfolg für Sie persönlich? 

Bei Menlo79 ist der Erfolg für uns, zufriedene Kunden zu haben. Natürlich wollen wir wachsen und mehr Nutzer:innen gewinnen. Aktuell sind es 2.300 Nutzer:innen in 65 Unternehmen. Erfolg heißt für uns, eine Software zu schaffen, die nachhaltig ist und weiter wächst. Die 10.000 oder 15.000 Nutzer zu erreichen, das wäre unser Ziel. Wenn der Kunde sagt: „Cool, die neuen Features helfen uns echt weiter, das macht unser Leben einfacher“, dann wissen wir, dass wir Erfolg haben. Und dieses Lob führt dann auch zu wirtschaftlichem Erfolg für uns als Unternehmen.

Für mich persönlich geht es darum, etwas Nachhaltiges aufzubauen. Nicht einfach das nächste Unternehmen zu gründen, das gerade im Trend liegt, sondern etwas anders zu machen. Eine moderne Lösung für den Markt zu schaffen, die von den Kunden akzeptiert wird, echten Mehrwert bietet und die Produktivität steigert. Und das Ganze nicht alleine, sondern im Team. Denn am Ende muss die Reise Spaß machen. Wenn man zurückblickt, muss ich sagen können: „Das waren fünf, zehn, 15 wirklich tolle Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben.“ Das ist für mich Erfolg.

Bild: Katrin Höhne (Head of Marketing & Communication), Fabian Stöffler (Co-Founder & CEO), Dominik Brun (CTO), Stefan Wagner (Co-Founder & CPO), Gerrit Koch to Krax (CRO) @ menlo79

Wir bedanken uns bei Fabian Stöffler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Kann Wohnen bezahlbar und nachhaltig zugleich sein?

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Mario Schmoltzi, Lisa Weise-Hoff, Sebastian Rademacher @ navou

navou verwandelt sanierungsbedürftige Bestandsimmobilien in nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum

Könnt ihr uns einen Überblick über die Gründungsgeschichte von navou geben und welche Personen hinter dem Unternehmen stehen?

Hinter navou stehen Mario Schmoltzi, Lisa Weise-Hoff und Sebastian Rademacher. Sebastian, saniert seit über 20 Jahren Bestandsgebäude und hat Mario bei dessen privatem Bauprojekt begleitet. Nachdem Mario mit seinem vorherigen Start-up enspired den Stromhandel automatisiert hat, haben sich die beiden dazu entschieden, gemeinsam die nächste Transformationsbranche anzugehen: Die Bau- & Immobilienwirtschaft. Lisa haben die beiden auf einem Event für Impact Start-ups kennengelernt und als dritte Co-Founderin ins Team geholt. Lisa bringt Know-How aus dem nachhaltigen Modulbau und der Personal- und Organisationsentwicklung mit.

Welche Vision verfolgt navou im Hinblick auf die Transformation der Baubranche, und welche Schritte unternehmt ihr, um diese Vision zu realisieren?

Das Ziel von navou ist es, flächendeckend grünen und bezahlbaren Wohnraum in Deutschland zu schaffen. Dazu kaufen wir stark sanierungsbedürftige Bestandsimmobilien und entwickeln diese mit unserem eigenen modularen Bausystem zu hochwertigen Mehrparteienhäusern nach energieeffizientem Neubaustandard. So bauen wir bis 2035 ein Immobilienportfolio mit 10.000 grünen Wohneinheiten auf, die wir bezahlbar vermieten.  

Wie identifiziert ihr geeignete Bestandsimmobilien für eure Sanierungsprojekte, und welche Kriterien sind dabei entscheidend?

Wir gehen nicht nur den Sanierungsprozess neu an, sondern auch den Ankauf der Immobilien. Anders als in der klassischen Projektentwicklung starten wir nicht bei der Immobilie. Wir haben zuerst das Bausystem entwickelt, das auf Kosteneffizienz und Geschwindigkeit für unseren Ziel-Immobilientyp optimiert ist, und kaufen nun genau die Immobilien, die zum System passen. Der Prozess wird vollständig parametrisch digitalisiert und automatisiert. 

Welche Zielgruppen sprecht ihr mit euren sanierten Wohnräumen an, und wie stellt ihr sicher, dass deren Bedürfnisse erfüllt werden?

Unsere Zielgruppe ist riesig, denn in Deutschland fehlen bald 1 Mio. Wohnungen, Tendenz rapide steigend. Unsere Angebot für Mieter:innen ist bezahlbarer, grüner Wohnraum in Neubauqualität – etwas, das fast überall gerade Mangelware ist. Konkret heißt das: bezahlbare Miete bei 10-14€/m² und geringe Betriebskosten, Beitrag zum Klimaschutz durch niedrige CO2-Bilanz über den gesamten Gebäudelebenszyklus, wohngesunde Luftqualität, moderne Grundrisse in verschiedenen Größen – auch barrierefrei.

Was unterscheidet das navou-Sanierungssystem von anderen Sanierungsansätzen auf dem Markt?

Wir fokussieren uns auf Bestand und insbesondere auch Leerstand. Dort schaffen wir zusätzlichen Wohnraum, statt bestehenden Wohnraum lediglich energetisch aufzuwerten. Durch die umfassende Standardisierung können wir kleinere Projekte realisieren, die für andere Akteur:innen am Markt nicht wirtschaftlich sind. Zudem verantworten wir als Bestandshalter die gesamte Wertschöpfungskette statt eine reine Serviceleistung oder Produktlösung anzubieten. Nur so können wir sicherstellen, dass wir unseren Beitrag für flächendeckend grünen, bezahlbaren Wohnraum langfristig erreichen. 

Mit welchen Herausforderungen seid ihr bei der Umsetzung eurer Projekte konfrontiert, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit, und wie geht ihr damit um?

Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat in vielen Bereichen einen riesigen Nachholbedarf: Von Projekt- und Qualitätsmanagement über Echtzeit-Datenverfügbarkeit und fehlendes Digitalisierungs-Know-How bis hin zur Einbeziehung aller drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökonomisch, ökologisch, sozial) über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – Hier liegt der Fokus noch zu stark auf der Betriebsenergie, was nur ein kleiner Teil der Gesamtgleichung ist. Wir leisten an vielen Stellen gleichzeitig Pionierarbeit. Das lohnt sich: Da wir unsere Bauprojekte von vorne bis hinten selbst umsetzen, können wir zusammenbringen was bisher noch zu selten gelingt: Baukosten senken und gleichzeitig nachhaltigere Ergebnisse erzielen. 

Wie trägt die serielle und modulare Fertigung zu einer schnelleren und kosteneffizienteren Sanierung bei?

Serielles Bauen muss sich in der Breite durchsetzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wir bauen bei navou rund 35% günstiger als Neubau und sind doppelt so schnell wie eine konventionelle Sanierung. Durch den hohen Vorfertigungsgrad produzieren wir wetterunabhängig und können unsere Fachkräfte viel effektiver einsetzen. Und wir verzetteln uns nicht im Projektgeschäft, sondern können effizient skalieren, da die Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette bei uns liegt. 

Welche Rolle spielen digitale Technologien und datengetriebene Prozesse in eurem Sanierungssystem?

Digitalisierung ist für unser Bausystem zentral: Wir finden die Immobilien digital, indem wir Daten anreichern und auswerten, um die passenden Immobilien zu finden noch bevor jemand von uns das erste Mal vor Ort ist. Diesen Prozess werden wir zukünftig größtenteils automatisieren. Zudem nutzen wir parametrische BIM-Planung, um ein fortlaufend lernendes System zu entwickeln, das uns in Zukunft noch schneller macht. Und natürlich managen wir unsere Bauabläufe und Logistik digital. 

Wie profitieren Investoren von einer Beteiligung an navou, und welche Anreize bietet ihr ihnen?

Die zentrale Säule unseres Geschäftsmodells ist der Aufbau eines grünen Immobilienportfolios mit über 10.000 Wohneinheiten. Unsere Investor:innen sind hieran direkt beteiligt. Da wir die gesamte Wertschöpfungskette von Ankauf über Projektentwicklung bis Objektmanagement und Vermietung abdecken, ergeben sich hier natürlich große Chancen. An Produktivitätsgewinnen umfassend zu partizipieren ist hier nur ein Beispiel. Zukünftig werden wir für eine optimale Finanzierung auch Fremdkapital und Mezzanine-Instrumente nutzen. Dadurch können wir eine noch breitere Investor:innenbasis mit unterschiedlichen Risikoprofilen ansprechen. 

Welche zukünftigen Entwicklungen und Projekte plant navou, um weiterhin Vorreiter in der nachhaltigen Bestandssanierung zu bleiben?

Nachdem wir unser Bausystem an Immobilien mit bis zu 10 Wohneinheiten pilotiert und optimiert haben, werden wir weitere Gebäude- & Assetklassen erschließen, z.B. größere Mehrfamilienhäuser und Gewerbe-/Büroimmobilien, die wir zu Wohnraum umnutzen. Zudem werden wir von NRW ausgehend zunächst in Sachsen und dann deutschlandweit Bauprojekte angehen. 

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein Unternehmen im Bereich nachhaltiges Bauen oder Sanieren gründen möchten?

  1. Fangt an. Der Bedarf ist riesig, die Herausforderungen vielfältig und wir brauchen mehr Köpfe, die es angehen. Der richtige Moment ist jetzt.
  2. Netzwerk first. Alleine ist die Bauwende nicht zu lösen. Sucht euch jede Unterstützung, die ihr bekommen könnt und schließt Partnerschaften mit etablierten Unternehmen. 
  3. Baut ein starkes Team auf, und achtet dabei besonders auf komplementäre Skills. Das Founderteam ist essenziell, sollte aber nicht zu lange isoliert agieren. Findet einen Weg, um weitere Mitglieder ins Team zu bringen, die eure Vision mittragen und euch umso mehr Geschwindigkeit verleihen. 

Wie fördert navou eine Unternehmenskultur, die auf Respekt, Begeisterung, Verantwortung und Zuversicht basiert, und wie spiegelt sich das in Ihren Projekten wider?

Mit einer Organisationsentwicklerin im Gründerteam haben wir bereits über Kultur und Werte gesprochen, bevor unser Geschäftsmodell stand – ein Grund übrigens, wieso wir so gut miteinander arbeiten. Unsere Unternehmenskultur bildet die Basis für unsere Zusammenarbeit, und auch für all unsere unternehmerischen Entscheidungen: Wen wir ins Team holen, wer unsere Shareholder sind, mit welchen Kooperationspartnern wir zusammenarbeiten, wie wir unser Geschäftsmodell und unser Bausystem aufbauen usw. Besonders wichtig sind uns z.B. eine Balance aus ökologischen und ökonomischen Entscheidungsparametern, strukturierte Feedbackprozesse und dass alle navou-Teammitglieder ihre gesamte authentische Persönlichkeit einbringen können. 

Bild:vlnr: Mario Schmoltzi, Lisa Weise-Hoff, Sebastian Rademacher @ navou

Wir bedanken uns bei Mario Schmoltzi, Lisa Weise-Hoff und Sebastian Rademacher für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Welche Erkenntnisse machen den Unterschied in der Lebensmittelbranche?

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Laurenz Hoffmann Alimentastic Food Innovation GmbH

Laurenz Hoffmann treibt mit der Alimentastic Food Innovation GmbH innovative Lösungen in der Lebensmittelbranche voran, um Startups bei der Marktreife und Internationalisierung zu unterstützen

Wie hat Ihre langjährige Erfahrung in der Lebensmittelbranche bei Unternehmen wie ALDI SÜD, Kaufland und dean&david Ihre Perspektive auf die Herausforderungen und Chancen in der Branche geprägt?

Laurenz Hoffmann: Meine langjährige Erfahrung in der Lebensmittelbranche bei Unternehmen wie ALDI SÜD, Kaufland und dean&david hat meine Perspektive auf die Herausforderungen und Chancen in der Branche nachhaltig geprägt und geschärft. 

ALDI SÜD: Effizienz und Eigenmarkenstrategie

Bei ALDI SÜD konnte ich eine fundierte Entwicklung erleben – vom Einstieg im Vertrieb bis hin zur Leitung des Internationalen Einkaufs als Geschäftsführer mit Fokus auf den Lebensmittelbereich. Diese Position ermöglichte es mir, die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelbranche intensiv zu verstehen, von der Landwirtschaft über die Entwicklung nachhaltiger Produkte bis hin zum Markenaufbau. Der Fokus auf Eigenmarken hat mir verdeutlicht, wie entscheidend Innovationen, Qualität, Kostenoptimierung und eine reibungslose Supply Chain für den Markterfolg sind. Gleichzeitig habe ich gelernt, wie unterschiedlich Kundenanforderungen in den internationalen Märkten sind: Während sich das Sortiment in Europa bereits erheblich zwischen Ländern wie Slowenien und der Schweiz unterscheidet, stellen Märkte wie die USA, China oder Australien nochmals völlig andere Anforderungen. Diese Vielfalt hat mein Verständnis für die Notwendigkeit lokaler Anpassungen in einer globalen Strategie geschärft.

Kaufland: Markenfokus und Komplexität des Hypermarktes

Die Zeit bei Kaufland als Bereichsvorstand hat mir gezeigt, wie anspruchsvoll der Einkauf für einen Hypermarkt mit über 80.000 Artikeln ist. Anders als ALDI, der stark auf Eigenmarken setzt, legt Kaufland einen größeren Fokus auf Markenprodukte. Dies brachte neue Herausforderungen mit sich, insbesondere in der Verhandlung mit Markenherstellern und der Ausbalancierung von Preis-Leistungs-Verhältnissen. Hinzu kamen die vielfältigen Anforderungen der osteuropäischen Märkte, die nicht nur andere Konsumgewohnheiten, sondern auch logistische und kulturelle Unterschiede mit sich bringen. Diese Erfahrungen haben mein Verständnis für die Komplexität eines breit gefächerten Sortiments und die Notwendigkeit einer flexiblen, marktspezifischen Einkaufsstrategie vertieft.

dean&david: Transformation und neue Vertriebskanäle

Als CEO der dean&david smartfood GmbH konnte ich schließlich eine ganz andere Facette der Branche kennenlernen: die Gastronomie und ihre Schnittstellen zum Handel und Großhandel. Besonders spannend war für mich die Transformation von frischen, gastronomischen Konzepten hin zu handelstauglichen Produkten, beispielsweise durch innovative Kooperationen wie die Zusammenarbeit mit der Lufthansa. Solche Projekte haben mir gezeigt, wie wichtig alternative Vertriebskanäle und strategische Partnerschaften sind, um neue Zielgruppen zu erschließen und die Marke erfolgreich zu positionieren.

Fazit: Breites Spektrum und ganzheitliche Perspektive

Durch diese verschiedenen Stationen habe ich ein breites Spektrum an Kompetenzen aufgebaut, von der Entwicklung internationaler Einkaufsstrategien über den Umgang mit unterschiedlichen Marktanforderungen bis hin zur erfolgreichen Transformation von Konzepten zwischen Gastronomie und Handel. Jede Station hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, Trends frühzeitig zu erkennen, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren und dabei immer die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu behalten. Diese ganzheitliche Perspektive ist heute ein entscheidender Vorteil, um nachhaltig und innovativ in der Lebensmittelbranche erfolgreich zu sein. Wissen, das Startups hilft, skalierbare Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Der Aufbau internationaler Einkaufsstrukturen und das Verständnis für unterschiedliche Marktanforderungen ermöglichen mir, Startups bei ihrer Internationalisierung gezielt zu unterstützen. Durch meine Zeit bei dean&david verstehe ich zudem, wie Gastronomie- und Handelswelten miteinander verbunden werden können, was neue Vertriebskanäle und Partnerschaften fördert. Mein umfassendes Netzwerk im Handel und die Fähigkeit, zwischen Eigenmarken- und Markenstrategien zu navigieren, eröffnen Startups wertvolle Zugangsmöglichkeiten. Diese ganzheitliche Sichtweise erlaubt es mir, Startups strategisch und operativ optimal aufzustellen, um langfristig erfolgreiche Kooperationen mit dem Handel zu etablieren.

Welche Vision verfolgen Sie als CEO und Shareholder von Alimentastic Food Innovation GmbH, und wie setzen Sie diese in der Praxis um?

Laurenz Hoffmann: Als CEO und Shareholder der Alimentastic Food Innovation GmbH verfolge ich die Vision, durch innovative Lösungen einen nachhaltigen Mehrwert in der Lebensmittelbranche zu schaffen. Mainstream-Produkte erfüllen zwar grundlegende Bedürfnisse, doch sie tragen selten zur dringend notwendigen Transparenz, Nachhaltigkeit und Gesundheitsförderung bei. Unsere Mission ist es, diese Lücken zu schließen, indem wir Produkte und Konzepte fördern, die nicht nur den Konsumenten, sondern auch der Umwelt und der Gesellschaft zugutekommen. Wir unterstützen Startups dabei, ihre innovativen Ideen zur Marktreife zu bringen und schaffen gleichzeitig eine Brücke zu den großen Handelskonzernen, um Chancengleichheit und faire Partnerschaften zu fördern. In der Praxis setzen wir dies durch gezielte Beratung, Netzwerkaufbau und strategische Kooperationen um, die Startups befähigen, ihre Visionen in einem kompetitiven Umfeld erfolgreich zu realisieren.

Wie bewerten Sie die derzeitige Unterstützung von Food-Startups in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wie den Niederlanden oder Israel, und welche konkreten Maßnahmen wären Ihrer Meinung nach notwendig, um hier aufzuholen?

Laurenz Hoffmann: „Österreich hat ohne Zweifel viele talentierte und innovative Food-Gründer:innen, die mit großartigen Ideen und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Qualität beeindrucken. Doch im internationalen Vergleich fehlt es oft an den richtigen Rahmenbedingungen, um diese Startups nachhaltig wachsen zu lassen und ihnen echte Chancen im Wettbewerb zu bieten.

Während Länder wie die Niederlande oder Israel gezielt Programme auflegen – von umfangreichen Förderungen über steuerliche Anreize bis hin zu Innovations-Hubs –, sehen wir in Österreich nach wie vor große Defizite. Gründer:innen kämpfen mit hohen bürokratischen Hürden, einem schwerfälligen Zugang zu Fördermitteln und einem Mangel an Risikokapital. Auch die Exportförderung für Startups, die im Ausland oft eine wichtige Wachstumsstrategie darstellt, ist hierzulande unzureichend.

Aber es liegt nicht nur an der Politik. Auch die heimischen Handelsunternehmen müssen Verantwortung übernehmen. Viele Maßnahmen, die Startups unterstützen könnten, gehen oft nicht über reine Show(s) hinaus. Statt langfristige Partnerschaften mit innovativen Unternehmen aufzubauen oder Startups fair und nachhaltig in die Sortimente zu integrieren, werden häufig nur kurzfristige Aktionen inszeniert, die am Ende wenig Wirkung zeigen. Die Handelsunternehmen sollten sich ihrer Rolle als wichtige Partner in der Lebensmittelbranche bewusst werden und aktiv dazu beitragen, Innovationen eine Bühne zu geben – nicht nur als Marketingstrategie, sondern als Teil einer echten Transformation.

Die Alimentastic Food Innovation GmbH setzt genau hier an:

Wir unterstützen Startups vor allem strategisch, insbesondere beim Aufbau von Vertrieb und Exportstrukturen. Doch das reicht nicht aus. Es braucht ein Umdenken – sowohl seitens der Regierung als auch der großen Marktteilnehmer. Österreich hat das Potenzial, sich als Vorreiter im Bereich Food-Innovationen zu etablieren. Aber dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen, und alle Akteure müssen bereit sein, mehr in die Tiefe zu gehen. Halbherzige Ansätze bringen uns nicht weiter.“

Was macht Österreich zu einem besonderen Standort für Food-Gründer:innen, und wo sehen Sie die größten Potenziale für die Branche?

Laurenz Hoffmann: Die Herausforderungen, denen Food-Startups in Österreich gegenüberstehen, sind vielschichtig und reichen von Skalierungsnachteilen in der Lohnfertigung bis hin zu herausfordernden Handelsbeziehungen. Viele junge Unternehmen kämpfen mit deutlich höheren Produktionskosten, da ihnen meist der Absatz fehlt, um in großen Mengen zu produzieren. Dieser Skalierungsnachteil macht sie in Preisverhandlungen mit Handelskonzernen unattraktiv, die gewohnt sind, mit den Konditionen großer Anbieter zu arbeiten. Gleichzeitig müssen Startups in einem Markt, der von globalen Großkonzernen wie Nestle, Coca Cola, Unilever und Co. dominiert wird, überproportional hohe Summen in Marketing investieren, um überhaupt Sichtbarkeit und eine Konsumentennachfrage zu generieren.

Die Handelsbeziehungen stellen eine weitere Hürde dar. Obwohl viele Handelsketten Startup-Programme anbieten, behandeln sie junge Unternehmen oft wie etablierte Großkonzerne. In Preisverhandlungen werden dieselben hohen Anforderungen gestellt, während das Risiko überproportional auf die Startups abgewälzt wird. Wird die gewünschte Performance nicht erreicht, drohen schnell Auslistungen. Darüber hinaus werden Startup-Produkte oft suboptimal platziert, beispielsweise in Innovationsregalen, die weder in der Kategorie, noch prominent genug für die Aufmerksamkeit der Konsumenten positioniert sind – und in manchen Fällen sogar hinter der Kasse, wo kaum jemand nochmals den Weg zur Kassa sucht. 

Um diese Missstände zu beheben, bedarf es gezielter Maßnahmen.

Zunächst sind Partnerschaften mit klaren Verpflichtungen seitens der Handelskonzerne notwendig. Dazu gehören Mindestabnahmemengen und der Verzicht auf überproportionale Marketingzuschüsse, die junge Unternehmen finanziell überfordern. Eine faire und transparente Zusammenarbeit ist essenziell, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Ebenso wichtig ist eine prominente Platzierung der Startup-Produkte in den Regalen der entsprechenden Kategorie, damit sie dort wahrgenommen werden, wo Konsumenten gezielt suchen. Subventionierte Produktions- und Infrastrukturzugänge könnten darüber hinaus helfen, Skalierungskosten zu senken und Startups den Einstieg in die Massenproduktion zu erleichtern.

Neben der operativen Unterstützung braucht es auch gezielte Marketingförderungen, die speziell auf Startups zugeschnitten sind, um Bekanntheit aufzubauen, ohne die Unternehmen finanziell zu überfordern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Netzwerkbildung: Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Startups, Handelskonzernen und staatlichen Institutionen könnte sicherstellen, dass junge Unternehmen Zugang zu den richtigen Partnern und Ressourcen haben, um auf Augenhöhe mit etablierten Playern agieren zu können.

Ein besonders entscheidender Hebel ist jedoch die Förderung des Exports.

Österreich ist für viele Startups schlicht zu klein, um die Skalierung zu erreichen, die für wirtschaftlichen Erfolg notwendig ist. Ohne gezielte Exportförderungen laufen wir Gefahr, von Startups aus größeren oder besser geförderten Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder Israel überrollt zu werden. Hier muss Österreich aktiv werden und Startups dabei unterstützen, ihre Produkte international zu platzieren und in größeren Märkten Fuß zu fassen.

Österreich hat zweifellos das Potenzial, eine dynamische und innovative Food-Startup-Szene zu entwickeln. Dafür braucht es jedoch ein klares Bekenntnis von allen Seiten – von der Politik, die durch gezielte Förderprogramme für Unternehmen, Investoren und den Export die Rahmenbedingungen schafft, bis hin zu den Handelskonzernen, die ihre Verantwortung wahrnehmen müssen, Startups nicht als kurzfristige Experimente zu betrachten, sondern als strategische Partner, die einen echten Mehrwert für die Branche und die Konsumenten bieten können. Nur durch ein solches Umdenken kann Österreich im internationalen Wettbewerb mithalten und eine führende Position in der Förderung von Food-Startups einnehmen.

Sie kritisieren bürokratische Hürden und mangelnde Exportförderung in Österreich. Welche spezifischen Reformen oder Programme würden Sie sich von der Politik wünschen, um Startups besser zu unterstützen?

Laurenz Hoffmann: Ich wünsche mir von der Politik klare, unbürokratische Maßnahmen, um die Unterstützung von Startups in Österreich nachhaltig zu verbessern. Dazu gehören vor allem staatliche Förderprogramme, die sowohl Startups als auch Investoren direkt adressieren. Investoren sollten verstärkt Anreize erhalten, in Startups zu investieren – beispielsweise durch steuerliche Vorteile oder staatliche Zuschüsse für Investitionen. Das würde Startups einen klaren Vorteil verschaffen, da sie so leichter an frisches Kapital kommen und ihre Innovationskraft entfalten können.

Darüber hinaus sollte es umfangreichere staatliche Förderprogramme geben, die Bankkredite absichern und damit das finanzielle Risiko für Gründerinnen und Gründer erheblich reduzieren. Dies würde nicht nur die Gründungsdynamik stärken, sondern auch das Vertrauen der Banken in die Finanzierung junger Unternehmen erhöhen. Wichtig dabei ist, dass all diese Förderprogramme ohne übermäßige Bürokratie gestaltet werden, damit Startups ihre Energie in die Entwicklung ihrer Produkte und Geschäftsideen investieren können, statt sie mit Verwaltungsaufwand zu vergeuden.

Eine Kombination aus gezielter Unterstützung für Investoren und staatlicher Absicherung für Bankkredite würde das österreichische Startup-Ökosystem deutlich stärken. Es wäre ein entscheidender Schritt, um Innovationen voranzutreiben und Österreich als attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer international zu positionieren.

Ein weiterer entscheidender Ansatz, um Startups in Österreich nachhaltig zu fördern, ist die gezielte Unterstützung von Unternehmen, die sich auf den Vertrieb und das Marketing von Startup-Produkten spezialisiert haben.

Solche Unternehmen spielen eine zentrale Rolle, da sie Startups den Zugang zu erfahrenen Marketing- und Vertriebsexperten ermöglichen, ohne dass diese selbst große Teams aufbauen und hohe Fixkosten tragen müssen. Insbesondere in den frühen Phasen eines Unternehmens ist es oft nicht realistisch, interne Expertenteams zu finanzieren. Gleichzeitig sind genau diese Kompetenzen essenziell, um sich in einem von Großkonzernen dominierten Markt erfolgreich zu positionieren.

Durch staatliche Förderprogramme könnte die Zusammenarbeit zwischen Startups und Vertriebs- oder Marketingprofis erleichtert und gefördert werden. Unternehmen, die Startups in diesen Bereichen unterstützen, sollten finanzielle Anreize erhalten, um ihre Dienstleistungen kosteneffizient und zugänglich anzubieten. Das würde nicht nur die Qualität und Professionalität der Marktauftritte von Startups verbessern, sondern auch dazu beitragen, Skalierungsnachteile und Markteintrittsbarrieren zu reduzieren.

Ein solches Modell würde beiden Seiten zugutekommen:

Startups könnten ihre Ressourcen gezielt auf ihre Kernkompetenzen – die Produktentwicklung und Innovation – konzentrieren, während Vertriebsspezialisten und Marketingagenturen eine klare Perspektive auf eine wachsende Zielgruppe erhalten. Letztlich würde dies dazu beitragen, die gesamte Startup-Landschaft zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Jungunternehmen sowohl national als auch international zu steigern.

Können Sie konkrete Beispiele für die Unterstützung nennen, die die Schmidbauer Management Holding Alimentastic Food Innovation GmbH Startups bietet, und wie diese zu deren Erfolg beitragen? 

Laurenz Hoffmann: Die Alimentastic Food Innovation GmbH bietet Startups eine umfassende Unterstützung, die auf einer einzigartigen Kombination aus Expertise, Netzwerk und Flexibilität basiert. Unser Team besteht aus Experten, die alle für Startups relevanten Bereiche abdecken, von Vertrieb, Logistik und Produktion über Nachhaltigkeit, Marketing und Export bis hin zu Finanzierung, Unternehmensführung und Strategieentwicklung. Diese Bandbreite ermöglicht es uns, Startups bei jedem Schritt ihrer Entwicklung gezielt zu unterstützen und ihnen Zugang zu Wissen und Ressourcen zu verschaffen, die sie sich eigenständig in dieser Qualität und Breite nicht leisten könnten.

Ein weiterer entscheidender Vorteil ist unser großes Netzwerk an Händlern, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Im deutschsprachigen Raum gibt es keinen relevanten Händler, den wir nicht mit Produkten beliefern oder innerhalb der letzten 12 Monate beliefert haben. Darüber hinaus sind wir bereits in vielen internationalen Märkten vertreten, bis hin nach Südkorea. Unsere starke Präsenz auf über 10 internationalen Messen pro Jahr – von den USA bis Japan, mit Schwerpunkt Europa – bietet unseren Partner-Startups eine außergewöhnliche Plattform, um ihre Produkte einem globalen Publikum zu präsentieren.

Wir wissen, dass jedes Startup unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten hat.

Deshalb bieten wir maßgeschneiderte Modelle an, wie sie unsere Unterstützung in Anspruch nehmen können. Für Unternehmen, die keine Beteiligung oder Umsatzprovision abgeben möchten, gibt es die Möglichkeit einer monatlichen Pauschale. Andere bevorzugen ein Provisionsmodell auf den erzielten Umsatz, und wieder andere entscheiden sich dafür, uns als Mitgesellschafter an Bord zu holen, anstatt eine direkte Bezahlung zu leisten. Alle unsere Leistungen sind flexibel und mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten monatlich kündbar – wir setzen auf Leistung und nicht auf langfristige Verträge, um Startups an uns zu binden.

Unsere Stärke liegt nicht nur in unserer breiten Expertise, sondern auch in unserer Verfügbarkeit. Wir stehen unseren Partner-Startups nahezu rund um die Uhr für Fragen und Herausforderungen zur Verfügung. Diese Kombination aus fundiertem Wissen, einem umfassenden Netzwerk und individueller Betreuung macht uns zu einem starken Partner, der Startups hilft, ihre Ziele zu erreichen und langfristig erfolgreich zu sein – ohne dass sie von Anfang an hohe Fixkosten stemmen müssen.

Wie gehen Sie bei Alimentastic Food Innovation GmbH das Thema Nachhaltigkeit an, und welche Rolle spielt es in Ihren Marken und Konzepten?

Laurenz Hoffmann: Bei der Alimentastic Food Innovation GmbH steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt all unserer Aktivitäten und ist ein zentraler Bestandteil unserer Marken und Konzepte. Wir sind überzeugt, dass langfristiger Erfolg in der Lebensmittelbranche untrennbar mit einer nachhaltigen Ausrichtung verbunden ist – sei es in der Produktion, der Verpackung oder in den Lieferketten.

Unser Ansatz beginnt bereits bei der Auswahl der Produkte und Partner. Wir bevorzugen Startups und Produzenten, die nachhaltige Rohstoffe verwenden, ressourcenschonende Produktionsmethoden einsetzen und sich aktiv für ökologische und soziale Verantwortung engagieren. In der Verpackung achten wir darauf, dass möglichst wenig Plastik verwendet wird und greifen, wo immer möglich, auf recycelbare oder biologisch abbaubare Materialien zurück. Gleichzeitig unterstützen wir Startups bei der Umstellung auf nachhaltigere Alternativen, indem wir sie mit Experten vernetzen und in die richtigen Kanäle einführen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Optimierung der Lieferketten.

Wir arbeiten intensiv daran, Transportwege zu verkürzen und Emissionen zu reduzieren, indem wir regionale und effiziente Logistiklösungen fördern. Zudem helfen wir unseren Partnern, CO₂-Bilanzierungen vorzunehmen und Maßnahmen zur Kompensation zu ergreifen, um ihre Klimabilanz weiter zu verbessern.

In unseren Konzepten spielt Nachhaltigkeit auch eine zentrale Rolle in der Markenkommunikation. Verbraucher verlangen heute nicht nur Transparenz, sondern auch ein aktives Engagement für Umwelt und Gesellschaft. Wir helfen unseren Partnern, diese Werte glaubwürdig zu vermitteln und ihre Marken als nachhaltige Alternativen im Markt zu etablieren.

Nachhaltigkeit ist für uns kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Verpflichtung. Mit jedem Projekt, das wir unterstützen, tragen wir dazu bei, die Lebensmittelbranche verantwortungsvoller und zukunftsfähiger zu gestalten – und genau das macht den Kern unserer Arbeit aus.

Laurenz Hoffmann: Die Lebensmittelbranche steht in den kommenden Jahren vor großen Veränderungen, die durch globale Trends und spezifische Herausforderungen geprägt sein werden. Ein zentraler Trend ist die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit. Verbraucher fordern zunehmend Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Herkunft der Rohstoffe bis zur Verpackung. Marken, die keine glaubwürdigen Lösungen für Umwelt- und Klimafragen bieten, werden langfristig kaum bestehen können. Gleichzeitig müssen Unternehmen Wege finden, Nachhaltigkeit mit wirtschaftlicher Effizienz zu verbinden, was oft technologische Innovationen und Kooperationen erfordert.

Ein weiterer bedeutender Trend ist der wachsende Markt für pflanzenbasierte Produkte und alternative Proteinquellen wie Insekten, Zellkulturen oder fermentierte Proteine. Diese Entwicklungen stehen nicht nur für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion, sondern auch für eine neue Ära der Ernährung. Die Herausforderung wird sein, diese Produkte geschmacklich und preislich konkurrenzfähig zu machen und gleichzeitig breite Akzeptanz bei den Verbrauchern zu gewinnen.

Auch die Digitalisierung wird die Branche weiter revolutionieren.

Personalisierte Ernährung, smarte Verpackungen und KI-gestützte Analysen zur Optimierung der Lieferketten werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig wird der Online-Handel mit Lebensmitteln weiter boomen, was von Unternehmen erfordert, ihre E-Commerce-Strategien zu perfektionieren. Dabei ist insbesondere die Logistik eine Herausforderung, vor allem bei frischen und gekühlten Produkten.

Der Trend zu gesundheitsbewusster Ernährung wird ebenfalls immer stärker. Verbraucher suchen gezielt nach Produkten, die funktionale Vorteile wie Probiotika, Immun-Boosting-Inhaltsstoffe oder individuelle Ernährungsansätze bieten. Functional Food spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Diese Lebensmittel, die gezielt mit Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen angereichert sind, können dazu beitragen, Defizite in der täglichen Ernährung auszugleichen. Gründe für solche Defizite liegen oft in der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln oder in der abnehmenden Nährstoffdichte ausgelaugter Böden. Die Herausforderung besteht darin, wissenschaftlich fundierte Lösungen zu entwickeln, die tatsächlich einen Mehrwert für die Gesundheit bieten, und sich gleichzeitig klar von überzogenen Gesundheitsversprechen zu differenzieren, die langfristig das Vertrauen der Verbraucher gefährden könnten. Functional Food hat das Potenzial, eine Lücke zwischen modernen Ernährungsgewohnheiten und den tatsächlichen Bedürfnissen des Körpers zu schließen, wenn es verantwortungsvoll umgesetzt wird.

Zudem wird die Branche weiterhin mit globalen Unsicherheiten wie Lieferkettenproblemen, geopolitischen Spannungen und steigenden Rohstoff- und Energiepreisen konfrontiert sein. Diese Faktoren zwingen Unternehmen, ihre Beschaffungsstrategien widerstandsfähiger und flexibler zu gestalten, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die nächsten Jahre von einer Kombination aus Innovation, Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit geprägt sein werden. Unternehmen, die sich schnell auf veränderte Verbraucherbedürfnisse und globale Herausforderungen einstellen, werden die größten Chancen haben, in diesem dynamischen Marktumfeld erfolgreich zu sein. Die Lebensmittelbranche wird sich weiter diversifizieren – und genau darin liegt ihre Stärke und Zukunft.

Wie schaffen Sie es, mit mehr als 20 Startup-Beteiligungen und zu vertretenden Marken den Überblick zu behalten und innovative Konzepte erfolgreich umzusetzen?

Laurenz Hoffmann: Der Schlüssel, um mit über 20 Startup-Beteiligungen und Marken den Überblick zu behalten und gleichzeitig innovative Konzepte erfolgreich umzusetzen, liegt in einer klaren Struktur, effizienten Prozessen und einem starken Team. Wir setzen auf spezialisierte Teammitglieder, die in den jeweiligen Fachbereichen wie Vertrieb, Marketing, Logistik, Produktion, Nachhaltigkeit und Strategieentwicklung tiefes Expertenwissen einbringen. Dadurch können wir uns auf die individuellen Anforderungen jedes Startups oder jeder Marke fokussieren und gleichzeitig Synergien innerhalb unseres Netzwerks optimal nutzen.

Ein entscheidender Vorteil ergibt sich aus den Learnings, die wir aus der Zusammenarbeit mit Startups und Handelspartnern gewinnen. Wenn ein Startup in einem bestimmten Bereich, wie etwa Marketing, Produktentwicklung oder Vertrieb, besonders erfolgreich ist, analysieren wir diese Ansätze genau. Diese Erkenntnisse lassen sich dann schnell auf andere Startups in unserem Netzwerk übertragen. So profitieren alle Beteiligungen voneinander, und wir können Innovationen und Best Practices effizient skalieren.

Welche drei Ratschläge würden Sie ambitionierten Food-Gründer:innen geben, die in der Branche Fuß fassen möchten?

Laurenz Hoffmann: Ambitionierten Food-Gründer:innen würde ich drei wesentliche Ratschläge geben, um in der Branche erfolgreich Fuß zu fassen:

Fokus auf ein klar definiertes Alleinstellungsmerkmal (USP)

Die Lebensmittelbranche ist hart umkämpft, und es ist entscheidend, dass ein Produkt aus der Masse heraussticht. Gründer:innen sollten sich fragen: Was macht mein Produkt einzigartig? Ob es eine nachhaltige Verpackung, eine spezielle Rezeptur oder ein gesundheitlicher Mehrwert ist – das Alleinstellungsmerkmal muss klar kommunizierbar und relevant für die Zielgruppe sein. Gleichzeitig ist es wichtig, den Markt genau zu analysieren und Trends sowie Verbraucherbedürfnisse frühzeitig zu erkennen.

Nachhaltige Beziehungen zu Handel und Partnern aufbauen

Der Einstieg in die Regale von Händlern ist eine große Hürde. Gründer:innen sollten sich darauf konzentrieren, langfristige Partnerschaften mit Händlern und Vertriebspartnern aufzubauen. Hierbei hilft es, die Erwartungen des Handels – etwa in Bezug auf Lieferfähigkeit, Qualität und Umsatzpotenzial – realistisch einzuschätzen und gezielt zu erfüllen. Eine gute Vorbereitung auf Verhandlungen, unterstützt durch Daten und eine klare Vision, kann entscheidend sein.

Skalierbarkeit von Anfang an im Blick behalten

Viele Startups scheitern daran, dass sie ihre Produktion oder Logistik nicht skalieren können, sobald die Nachfrage steigt. Deshalb sollten Gründer:innen frühzeitig über die Skalierbarkeit ihres Geschäftsmodells nachdenken. Dazu gehört, Produktionskapazitäten aufzubauen, die mit dem Wachstum mithalten können, und sich mit potenziellen Partnern für Logistik, Finanzierung oder Export zu vernetzen. Ebenso ist es wichtig, die Fixkosten niedrig zu halten und flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können.

Zusammenfassend: Ein klarer USP, starke Partnerschaften und der Fokus auf Skalierbarkeit sind die Schlüssel, um in der Lebensmittelbranche erfolgreich zu starten und nachhaltig zu wachsen.

Bild: Laurenz Hoffmann @ Alimentastic

Wir bedanken uns bei Laurenz Hoffmann für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie bringt man Freude und Nachhaltigkeit zusammen?

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TanteTia Gründerin Christiane Niederreiter
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TanteTia gestaltet nachhaltige Papeterie, die mit liebevollen Designs Lebensfreude schenkt und besondere Momente feiert.

TanteTia steht für die Magie der Freude im Leben – wie ist die Idee zu Ihrem Unternehmen entstanden, und wer steckt hinter diesem Projekt?

Ich bin Christiane und Designerin von TanteTia. In der Vergangenheit habe ich überwiegend für andere gestaltet – von Webseiten über Corporate Identity, Logos und Broschüren bis hin zu Produktdesigns. Doch tief in mir schlummerte immer der Wunsch, die Magie der Freude in anderen Herzen zu erwecken. Mit TanteTia habe ich mir 2022 diesen Traum erfüllt. TanteTia ist ein echtes Familienprojekt. Mein Mann kümmert sich um Vertrieb, Buchhaltung, Messeplanung und Logistik. Gemeinsam machen wir TanteTia zu einer Marke, die für Liebe, Kreativität und Nachhaltigkeit steht.

Ihre Karten sind mehr als nur ein Produkt. Was ist die Vision hinter TanteTia, und wie möchten Sie diese Vision verwirklichen?

Die Vision von TanteTia ist es, mit unseren Karten und Papeterieprodukten mehr als nur eine Botschaft zu übermitteln – wir möchten kleine Fixsterne im Leben der Menschen sein und Wärme, Freude und Glück verbreiten und an die eigene Stärke zu erinnern.  Jede Karte ist ein Stück Lebensfreude, das dazu einlädt, besondere Momente zu feiern und festzuhalten. Nachhaltigkeit ist uns ein großes Anliegen. Wir gestalten unsere Produkte umweltbewusst, verwenden Recyclingpapier und Ökofarben auf Pflanzenölbasis und setzen auf regionale Produktion.

Wer gehört zu Ihrer Zielgruppe, und wie schaffen Sie es, deren Wünsche und Bedürfnisse mit Ihren Designs zu erfüllen?

In erster Linie sind es Frauen, die sich von meinen Designs angesprochen fühlen. Ich glaube, das liegt vor allem an der harmonischen Farbwelt und am Inhalt. Ich arbeite sehr gern mit zarten Pastelltönen, die Leichtigkeit und Wärme ausstrahlen. Natürlich sind es sind nicht nur die Farben: Meine Illustrationen erzählen Geschichten, die aus meinem Leben stammen. Sie spiegeln kleine, emotionale Momente wider, die viele Frauen aus ihrem eigenen Alltag kennen. Die Karten sollen bewusst auch Frauen in ihre eigene Kraft und Leichtigkeit bringen.  

Individuelle Gestaltung ist ein großes Thema in der Kartenbranche. Wie setzt TanteTia auf kreative Einzigartigkeit, um sich abzuheben?

Jede TanteTia Karte ist ein kleines, liebevolles Statement. Sie wird von mir von Hand illustriert. Ich glaube fest daran, dass man die „Liebe“, die in einem Design steckt, spüren kann – und genau das macht den besonderen Zauber von TanteTia aus. Jeder Mensch ist einzigartig und sieht die Welt durch seine Brille. So gesehen, zeigen die Karten meine Welt und ich wie ich den Menschen Liebe und Kraft schenken möchte. Dies macht jede meiner Karten zu etwas ganz Besonderem.  

Was waren bisher die größten Herausforderungen, mit denen Sie als Unternehmen konfrontiert waren, und wie sind Sie damit umgegangen? 

Als Mama von zwei Kindern ist es nicht immer einfach, den Spagat zwischen beruflichen Zielen und familiären Verpflichtungen zu meistern. Doch ich habe gelernt, dass es nicht darum geht, alles perfekt zu machen, sondern darum, flexibel zu bleiben und mich immer wieder neu zu sortieren. Eine weitere Herausforderung war es, mit meinen eigenen Produkten sichtbar zu werden. Fragen wie: Werden meine Produkte angenommen? Was sagen die Händler dazu? Werden sich meine Karten verkaufen? haben mich immer wieder beschäftigt. Es ist wichtig den ersten Schritt zu wagen, auch wenn nicht alles perfekt ist, und einfach zu vertrauen, dass der Rest sich mit der Zeit fügt. Und genau das habe ich mit TanteTia gemacht.

Der Markt für personalisierte Karten ist vielfältig. Was unterscheidet TanteTia von anderen Anbietern?

Aktuell bieten wir keine personalisierten Karten an – und das ganz bewusst. Unser Fokus liegt darauf, ein Portfolio zu schaffen, das mit einzigartigen Designs und liebevoller Gestaltung überzeugt. Dabei möchten wir Karten anbieten, die für sich sprechen und Menschen emotional berühren, ohne dass sie angepasst werden müssen. 

Für mich geht es nicht darum, jeden Trend mitzunehmen, sondern darum, etwas zu schaffen, das zeitlos berührt und den Menschen ein Lächeln schenkt. Bei TanteTia lasse ich mich in erster Linie von meinen eigenen Ideen leiten, es muss sich für mich stimmig anfühlen. Ich glaube daran, dass Authentizität stärker wirkt als das reine Folgen von Modeerscheinungen. Das Besondere an unserem Ansatz ist die Vielfalt innerhalb dieser Harmonie: Unsere Hunde- und Katzenmotive strahlen eine elegante Schlichtheit und Ruhe aus, während die Affirmationskarten verspielt und lebendig sind, inspiriert vom Leben selbst. Beide Welten ergänzen sich wunderbar und sprechen unterschiedliche Stimmungen und Momente an. 

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsmodell, und welche Maßnahmen setzen Sie in diesem Bereich um?

Nachhaltigkeit ist in aller Munde – doch für uns bei TanteTia ist sie mehr als nur ein Trend. Sie ist ein Herzensanliegen und ein fester Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Eines unserer zentralen Themen ist es, so regional und ressourcenschonend wie möglich zu produzieren. Deshalb verwenden wir Recyclingpapier für unsere Produkte und setzen Farben auf Pflanzenölbasis ein, die umweltfreundlich und zugleich hochwertig sind. 

Blicken wir in die Zukunft: Welche Entwicklungen oder neuen Projekte dürfen Kund:innen in den nächsten Jahren von TanteTia erwarten?

Dieses Jahr wird wieder spannend. Neben der beliebten Hundekollektion bringen wir auch eine Katzenkollektion auf den Markt. Nun können sich auch Katzenliebhaber:innen an unseren liebevoll gestalteten Designs und den ansprechenden Texten erfreuen. Das ist erst der Anfang! Wir wollen unser Portfolio weiter ausbauen und noch vielfältiger gestalten. 

Welche Ratschläge würden Sie anderen Gründer:innen geben, die ein kreatives Business starten möchten?

Ich möchte alle ermutigen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen – es kann der Beginn einer wunderbaren Reise sein. Wenn möglich, starte aus einer sicheren Position heraus. Zum Beispiel kannst du deine Vollzeit-Festanstellung auf eine Vier-Tage-Woche reduzieren und den zusätzlichen Tag nutzen, um dein eigenes Business aufzubauen. So wächst du Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit hinein. Der wichtigste Rat ist aber: Einfach machen! Warte nicht darauf, dass der perfekte Moment kommt oder jedes Detail perfekt ist. Starte – und finde unterwegs heraus, was funktioniert und was nicht. 

Wie wichtig ist Ihnen der direkte Austausch mit Ihren Kund:innen, und wie binden Sie deren Feedback in Ihre Arbeit ein?

Der direkte Austausch ist für mich sehr wichtig. So lerne ich, welche Wünsche bestehen und welche Motive oder Produkte besonders geschätzt werden. Jeder Kunde und jede Händlerin bringen eine eigene Perspektive mit. Ein Blumenladen benötigt oft andere Karten als ein Concept Store oder ein Schreibwarenhändler. Genau diese Vielfalt an Rückmeldungen hilft TanteTia, unser Angebot weiterzuentwickeln. 

Gibt es eine besondere Botschaft, die Sie mit Ihren Karten vermitteln möchten, und wie tragen Sie dazu bei, Momente unvergesslich zu machen?

Jede einzelne meiner Kreationen ist ein Ausdruck von Lebensfreude und Kraft, kleine Fixsterne, die den Alltag erhellen und den Menschen Kraft und Liebe schenken. Diese liebevoll gestaltete Papeterie ist eine Botschaft, die Herzen berührt. Ob es darum geht, besondere Momente zu feiern oder einfach ein Lächeln zu verschenken – unsere Produkte sind dafür gemacht, die kleinen und großen Freuden des Lebens zu teilen, Mut zu machen und bleibende Erinnerungen zu schaffen.

Wir bedanken uns bei Christiane Niederreiter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Wie schafft man es, bis zu 75% Energie zu sparen?

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Factor4Solutions Gründerteam von Factor4Solutions: Walther Hüls, Jan Albers und Stefan Petersen (v.l.n.r.) Copyrighthinweis: TU Berlin

Factor4Solutions entwickelt eine KI-gestützte Systemlösung, die Kälte- und Wärmeerzeugung effizienter macht und dabei bis zu 75 % Energie einspart

Stellen Sie sich und Factor4Solutions bitte kurz vor

Mein Name ist Stefan Petersen. Gemeinsam mit Walther Hüls und Jan Albers habe ich 2023 die Factor4Solutions als Spin-Off der TU Berlin gegründet. Wir kommen alle aus der Forschung und Entwicklung für energieeffiziente Kälte und Wärmeerzeugung, wo ich seit 20 Jahren in der Hardwareentwicklung als Entwickler, Konzeptionist, Team- und Projektleiter aktiv bin. Sozusagen am Vorabend der Gründung, mitten in der Corona Zeit wurden wir von der internationalen Energieagentur (IEA) für unsere hervorragende Forschungs- und Entwicklungsleistung ausgezeichnet. Mit der sogenannten digitalen Systemmanagerin – einer KI-gestützten Software – bringen wir eine vollautomatisierte Lösung für jede Art von Kälteerzeugung auf den Markt, die bis zu 75 Prozent der benötigten Jahresenergie an Strom spart. 

Die Lösung ist sofort einsetzbar, hersteller- und technologieoffen, problemlos skalierbar und lässt sich sowohl im Bestand als auch im Neubau einsetzen. Ein weiterer, großer Vorteil: Die Systemmanagerin funktioniert als stand-alone, offline-fähiges System und ist daher auch für kritische Infrastrukturen geeignet. Das Konzept der KI-gestützten Systemmanagerin ist aus mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit an der TU Berlin hervorgegangen und wird mithilfe kontinuierlicher Forschung und Entwicklung sowie der langjährigen Verankerung des Teams in der wissenschaftlichen Community stetig ausgebaut.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Die Idee der intelligenten Systemmanagerin kam uns bei der letzten Pilotserie einer Kälteanlagenentwicklung, die wir zwischen Uppsala in Schweden, 16 Standorten in Deutschland und vieren in Jordanien betreuen durften. Als wir dann in einem Projekt der TU Berlin beweisen konnten, dass 40 Prozent und im Einzelfall sogar bis zu 75 Prozent an Effizienzsteigerung in Bestandssystemen möglich ist haben wir uns angesehen und gesagt: wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt. Die Auszeichnung der IEA war das i-Tüpfelchen.

Welche Vision steckt hinter Factor4Solutions?

Factor4Solutions bringt ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit zusammen. Wir schaffen es, Kälteerzeugungsanlagen und zukünftig auch Wärmeerzeugungsanlagen mit Wärmepumpen in der elektrischen Jahresarbeitszahl, also der Effizienz um 40 bis 75 Prozent zu steigern und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des Energiebedarfs, Steigerung des Komforts, Erhöhung der Resilienz kritischer Infrastruktur. Wussten Sie das 40% der Lebensmittel in Afrika mangels Kühlung verderben oder 30% des Elektrobedarfs zentral europäischer Krankenhäuser für Kühlung benötigt werden? Jede kWh weniger Strombedarf muss gar nicht erst produziert werden, egal mit welcher Technologie – wir schaffen das.

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen, und wie haben Sie sich finanziert?

Eine der größten Herausforderungen war sicher das Verlassen unser Komfortzone. Gemeinsam mit Walther Hüls bin ich ins kalte Wasser gesprungen – das erste Jahr war finanziell nicht einfach. Getragen haben uns der Gründergeist und viele tolle, enthusiastische Menschen, vor allem das Team vom Berlin Brandenburger Business Plan Wettbewerb 2023 sowie die ganze Community, unser Mentor an der TU Berlin, das Center für Entrepreneurship und so viele mehr. Wir konnten dann gemeinsam mit unserem Coach die Investitionsbank Berlin von unserem Projekt überzeugen und finanzieren uns aktuell zu einem kleinen Teil über erste Kunden und zum größeren Teil über eine Förderung zur weiteren Forschung und Entwicklung unseres Produktportfolios.

Wer ist die Zielgruppe von Factor4Solutions?

Wir unterschieden hier zwischen den Early Adoptern, das sind vor allem Kälteanwendungen zur Klimatisierung, Produktionskühlung in und um die Getränkeindustrie, aber auch im Mischgewerbe und allen Anwendungen, wo für die Kälteerzeugung ca. 150 MWh bis 2000 MWh im Jahr benötigt wird. Generell ist unsere Lösung in allen Anwendungen der technischen Kälteversorgung anwendbar. 

Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Wir legen Wert auf Qualität und gehen mit höchsten Anforderungen an uns selbst in jedes Projekt. Unsere Kunden können von uns eine Potentialanalyse erhalten, um abzuschätzen, ob sich der weitere Weg und die möglichen Einsparungen für sie interessant darstellen. Kommen wir dann zusammen, dann ist unser Kerngeschäft der Betrieb der Systemmanagerin bei den Kunden, die die Hardware kaufen und die Software im Lizenzmodell nutzen. Die Erlöse für Factor4Solutions und damit die Kosten für die Kunden ergeben sich anteilig aus den erreichten Einsparungen. Zusätzliche Services wie Ingenieur-Leistungen aber auch Abo-Angebote, wie die Energieberichtserstellung komplettieren unser Angebot.

Wie funktioniert die Lösung von Factor4Solutions? 

Ein großes Problem bei der Kälteerzeugung ist, dass Rückkühlwerke und Pumpen unerkannt oft genauso viel Strom verbrauchen, wie die Kälteerzeuger selbst. Zudem findet die Optimierung des Strombedarfs häufig nur auf Komponenten-Ebene und genauso oft nur für einen, in der Planung definierten Betriebszustand statt, der typischerweise in weniger als drei Prozent aller Betriebsstunden vorliegt. Die Folge ist ein unnötiger Verbrauch an Elektroenergie von bis zu 90 Prozent in vielen Betriebsstunden.

Die intelligente Systemmanagerin von Factor4Solutions löst diese Herausforderung, indem sie den Betrieb aller für die Kältetechnik relevanten Komponenten und damit deren energetische Betriebsaufwendungen (Strom, Wärme, Wasser etc.) gemeinsam betrachtet. Dazu erstellt die Lösung einen digitalen Zwilling des jeweiligen Kältesystems, über den sich sowohl in Echtzeit bzw. parallel zum Betrieb als auch situativ errechnen lässt, wie sich die einzelnen Komponenten verhalten müssen, um die maximale Effizienz des Systems zu erzielen. 

Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Die Kälteerzeuger sowie alle Hilfsaggregate werden mit unserer Lösung nicht mehr nach fester Reihenfolge (Grund- und Spitzenlast) eingesetzt, sondern effizienzbasiert, abhängig von den Witterungsbedingungen und der geforderten Leistung über standardisierte Protokolle von unserer Systemmanagement-Lösung freigegeben und geregelt. Damit erreicht die vollautomatisierte Systemmanagerin in jeder Lastsituation den effizientesten Systembetrieb. Die Anwender können dabei ihre gewünschte Zielgröße für die Optimierung individuell vorgeben – z.B. Kosten, Stromverbrauch oder CO2-Emissionsminderung. 

Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit gehen bei uns Hand in Hand. Kunden profitieren von einer Reduzierung des Elektroenergieaufwands um bis zu 75 Prozent für die Kälteerzeugung bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten in selber Höhe. Weitere Vorteile sind darüber hinaus eine Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks sowie die Minimierung der Auswirkungen von Preissteigerung bei Energieträgern und CO2-Abgaben. 

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Aktuell arbeiten wir an einer Adaption unserer Lösung, die dann auch Wärmeerzeugungsanlagen mit Wärmepumpen die gleichen Vorteile bietet. Generell wird Factor4Solutions den Markt für den Betrieb nachhaltiger, effizienzbasierter Kälte- und Wärmeversorgungssysteme entscheidend prägen. Viele spannende Start-Ups und auch bereits global aktive Unternehmen werden mitziehen. Unser Ziel ist es, auf diesem Weg voranzugehen und uns in fünf Jahren international etabliert zu haben.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg 

Wer Fehler macht, kann dazu lernen. Nur wer hinfällt, kann aufstehen.

Berater beraten, Gründerinnen und Gründer entscheiden – glaubt an euch, seid offen, selbstkritisch und selbstbewusst!

Wenn Träume und Visionen sich richtig anfühlen, worauf wartet ihr? Machen ist Adrenalin pur!

Bild: Gründerteam von Factor4Solutions: Walther Hüls, Jan Albers und Stefan Petersen (v.l.n.r.) Copyright: TU Berlin

Wir bedanken uns bei Walther Hüls, Jan Albers und Stefan Petersen für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

5 Missverständnisse, die Purpose-Startups kennen sollten

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sproutworld Michael Stausholm, Gründer und CEO von SproutWorld

Michael Stausholm ist Gründer und CEO von SproutWorld, dem B-Corp-zertifizierten Unternehmen hinter dem weltweit einzigen pflanzbaren Bleistift. Mit über 80 Millionen verkauften Stiften in mehr als 80 Ländern hat sich SproutWorld einen Namen gemacht. Zuvor hat Michael Stausholm Unternehmen wie Nike und Walmart dabei beraten, nachhaltigere Produktionspraktiken einzuführen und war Mentor für grüne Startups in seinem Heimatland Dänemark.

Die Gründung eines erfolgreichen, nachhaltigen Unternehmens von Grund auf liefert unschätzbare Erkenntnisse. Was ich heute als „Lernprozesse“ bezeichne, sehen viele zielorientierte Startups oft als moderne Tabus. Doch die Wahrheit ist: Wenn Ihr Startup nicht zu den 20 % gehören soll, die ihr erstes Jahr nicht überstehen, oder zu den 60 %, die in den ersten drei Jahren scheitern, müssen Sie die folgenden fünf Missverständnisse überwinden, um erfolgreich zu sein.

1. Gewinn ist wichtig!

Das wohl hartnäckigste Missverständnis vieler zielorientierter, grüner und nachhaltigkeitsfokussierter Startups ist die Annahme, dass Gewinn keine Rolle spielt. Ich habe zahlreiche leidenschaftliche Menschen getroffen, die die Welt verändern wollen, aber das Thema Gewinn scheuen. Diese Denkweise kann jedoch fatal sein. Wie wollen Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung entwickeln, produzieren und vermarkten, ohne Einnahmen zu generieren?

Ein Startup zu führen, ist teuer, und die Konzentration auf Ihre Einnahmen ist entscheidend, um das erste Jahr zu überleben. Es wird oft erwartet, dass grüne Unternehmer den Impact über den Gewinn stellen. Manche glauben sogar, dass man Gewinne verbergen sollte, falls sie erzielt werden. Doch um zu florieren, brauchen Sie einen klaren Finanzplan. Nachhaltige Produkte sind oft teurer als konventionelle Alternativen, also müssen Sie strategisch vorgehen. Überlegen Sie, wie Sie mit billigeren, konventionellen Alternativen konkurrieren können.

Ein Beispiel: Unser pflanzbarer Sprout-Bleistift. Für den Preis eines einzigen Sprout-Bleistifts könnten Sie dreimal so viele Plastik-Kugelschreiber kaufen. Trotzdem haben wir über 80 Millionen Sprout-Bleistifte in mehr als 80 Ländern verkauft. Wir konkurrieren nicht mit billigem Plastik-Merchandise– und wir wollen das auch nicht. Stattdessen haben wir eine neue Nachfrage bei bewussten Kunden geschaffen, die Marken unterstützen möchten, die ihre Werte teilen. Erkenntnis: Auch wenn der Gewinn zu Beginn nicht Ihre oberste Priorität ist, sollte er kein Tabu sein.

2. Es ist in Ordnung, auf Zahlen zu fokussieren, um Investoren anzuziehen

Um Ihr Unternehmen auszubauen, benötigen Sie oft externe Finanzierung durch Investoren, Kredite oder Crowdfunding. Wenn Ihr Hauptaugenmerk jedoch auf den ökologischen Vorteilen Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung liegt, könnte dies Investoren abschrecken. Diese messen den Erfolg in der Regel am Gewinn.

Forschung der Warwick Business School zeigt, dass grüne Unternehmer „was mir wichtig ist“ mit „was ihnen wichtig ist“ in Einklang bringen müssen, um Kapital anzuziehen und erfolgreich zu sein. Eine vierjährige Studie über sechs grüne Startups kam zu dem Ergebnis, dass Unternehmer den Mehrwert für Investoren betonen müssen. Auch wenn es frustrierend ist, sich mehr auf Gewinn als auf Nachhaltigkeit zu konzentrieren, ist es entscheidend. Ein finanziell nachhaltiges Unternehmen ermöglicht es Ihnen letztendlich, langfristig ökologisch und wirkungsvoll zu handeln.

3. Erfolg erfordert keine revolutionäre Idee

Gute Ideen sind wertvoll, aber nicht alles. Viele Menschen nutzen das Fehlen einer bahnbrechenden Idee als Ausrede, um nicht mit ihrem Unternehmen zu starten. Die Wahrheit ist: Gute Ideen werden oft überbewertet.

Erfolg hängt nicht nur von der Idee ab, sondern von den Maßnahmen, die Sie ergreifen, um sie umzusetzen. Viele erfolgreiche Startups und etablierte Unternehmen gedeihen nicht, weil sie eine völlig neue Idee hatten, sondern weil sie bestehende Produkte oder Dienstleistungen verbessert haben. Warten Sie nicht auf die große Inspiration – Sie könnten ewig warten.

4. Sie müssen nicht von Anfang an 100 % nachhaltig sein

Ambitionierte Nachhaltigkeitsziele sind wichtig, können aber überwältigend wirken und von der Umsetzung abhalten. Stattdessen sollten Sie Ihre Ziele in kleinere Schritte unterteilen. Fragen Sie sich: Was können wir sofort tun, um ein bisschen umweltfreundlicher zu werden?

Ein Beispiel: Wir wollten ursprünglich organische Samen in unseren Sprout-Bleistiften verwenden. Doch organische Samen sind teuer und schwer zu beschaffen, was die Vielfalt der Pflanzen eingeschränkt hätte. Daher starteten wir mit nicht-GMO-Samen. Heute sind einige unserer Samen organisch, andere nicht. Aber das ist in Ordnung, solange wir kontinuierlich daran arbeiten, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

5. Einstellung und Cultural-fit sind wichtiger als der Lebenslauf

Ohne ein Team mit der richtigen Einstellung bleiben Ihre Ideen und Ziele bedeutungslos. Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist die Bedeutung des Mind-sets der Menschen, mit denen man arbeitet. Suchen Sie nach Teamplayern, die bereit sind, überall mit anzupacken – besonders in den ersten Jahren eines Startups. Stellen Sie nur Menschen ein, mit denen Sie gerne acht Stunden im Flugzeug sitzen würden. Im englischen gibt es das Sprichwort „Culture eats strategy for breakfast“ – ich würde sogar noch weitergehen und sagen „Cultures consumes everything – breakfast, lunch and dinner included.“

Über SproutWorld: 

SproutWorld wurde 2013 gegründet. Das Unternehmen hat 35 Mitarbeiter und Standorte in Kopenhagen/Dänemark sowie Boston/USA. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Produktion von grünen und patentierten Alltagsinnovationen wie den pflanzbaren Sprout-Stift. Unternehmen können die Sprout-Produkte mit eigenem Branding und individuell gestalteter Verpackung als grünes Give-away in die unterschiedlichsten Kampagnen integrieren. Bis dato konnte SproutWorld mehr als 75 Millionen Stifte in 80 Ländern verkaufen. Zu den SproutWorld-Kunden zählen Coca-Cola, IKEA, Porsche, Deutsche Bank, Toyota, Benetton, Marriott, Michelle Obama und Richard Branson. www.sproutworld.com

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Kooperativ erfolgreich

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mittelstand und startups bernhard schindler

Startups und Mittelstand brauchen ein gemeinsames Ökosystem

Sowohl Startups als auch der etablierte Mittelstand, beide haben eines gemeinsam: Sie klagen über die Rahmenbedingungen in Deutschland. Die einen, weil zunehmend Venture Capital und zielgenaue Förderprogramme fehlen, die anderen, weil Innovationen in Deutschland zu teuer geworden sind und sich aus mehreren Gründen kaum mehr lohnen. Hohe Steuern, viele Abgaben, immense Bürokratie sowie hohe Energie-, Entwicklungs- und Produktionskosten sind nur ein Teil der Probleme. Mittelstand und Startups gemein ist, dass die derzeitigen gesellschaftlichen Weichen nicht pro Unternehmertum, pro Selbständigkeit und pro technologische Veränderung gestellt sind. Das Stimmungsbarometer zeigt eher auf abwarten, zögern, sichern und an allem festhalten, was geht. Dabei braucht kein anderes Land so sehr und so schnell einen Mentalitätswandel wie Deutschland. Es fehlt an Innovationskraft und Mut.

Wenig Hoffnung für die Bundestagswahl

Ob sich dies nach der Bundestagswahl ändert, bleibt abzuwarten. Viel Neues lässt sich den Programmen der Parteien in dieser Hinsicht nicht entnehmen. Und wenn, dann erscheint der Erhalt bestehender industrieller Strukturen derzeit wichtiger als die Förderung des Neuen. Wenig ist zu hören über Startups und deren Innovationskraft sowie deren Bedeutung für den Standort Deutschland. Und wenn, dann vor allem in Bezug auf Subventionen. Die aber sind nur ein Teil des Themas. Weitaus wichtiger wäre, ein breitgefächertes Ökosystem für Startups zu schaffen, in dem sie und ihre Innovationen wachsen können – gemeinsam mit öffentlichen Stellen, Hochschulen, Mentoren und Investoren – und vor allem mit dem traditionellen Mittelstand.

Auch eigene Regeln können belasten

Viele etablierte Mittelständler schauen teils neidisch, teils mit Sorge auf vermeintlich hippe Startups. Deren disruptive Art, Neues anzugehen und auszuprobieren, ohne Hierarchien und Bedenkenträgerei, stattdessen mit der Experimentierfreude digitaler Eingeborener, stellt so manch altes Unternehmen vor die Frage, ob da nicht Konkurrenten heranwachsen, die alsbald zu einer Gefahr werden. Die vielen Regeln, die sich der deutsche Mittelstand über Jahrzehnte selbst aufgebaut hat, gelten für Startups zumeist nicht. Sie sind freier. Nicht nur staatliche Regulierung belastet, auch die vielen internen Vorgaben und tradierten Regeln, die sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelt haben, können zur Belastung werden. Disruption und Tradition werden als Widerspruch empfunden. Diesen aufzulösen, könnte eine Lösung für die mangelnde Innovationskraft sein.

Es geht nur gemeinsam

Dabei spielen in der deutschen Wirtschaft sowohl Startups als auch der Mittelstand eine zentrale Rolle, wenn es um Innovationen geht. Während Startups oft als Pioniere der Innovation gelten und neue Technologien sowie Geschäftsmodelle vorantreiben, steht der Mittelstand für Stabilität, langfristige Kundenbeziehungen sowie tief verwurzelte Unternehmensstrukturen und -kulturen. Die Beziehung zwischen Startups und Mittelständlern kann sowohl herausfordernd als auch symbiotisch sein. Es kommt auf die Betrachtung und die Interaktion an. Neben den Risiken gibt es auch viele Chancen, von denen beide Seiten profitieren können.

Innovationsmotor trifft Erfahrung

Startups bringen oft disruptive Technologien und innovative Ansätze in den Markt, die bestehende Produkte und Dienstleistungen herausfordern. Diese Innovationskraft ist besonders wichtig in Branchen, die von schnellen technologischen Fortschritten geprägt sind; die IT- und die Kommunikationsbranche sticht hier am auffälligsten hervor.

Mittelständische Unternehmen können von dieser Innovationskraft profitieren, indem sie Kooperationen mit Startups eingehen, um ihre eigenen Produkte zu modernisieren und neue Märkte zu erschließen. Statt Gefahr zu laufen, verdrängt oder abgehängt zu werden, bieten sich hier Kooperationen an. Die Startups profitieren so von Kapital, Kunden und Best Practices, der Mittelstand von Technologie, die nicht aufwändig selbst entwickelt werden muss. Win-win also.

Kulturelle Unterschiede

Die Zusammenarbeit zwischen Startups und mittelständischen Unternehmen ist jedoch nicht frei von Herausforderungen. Unterschiede in der Unternehmenskultur, in Arbeits- und Denkweisen sowie in Entscheidungsfindungsprozessen können zu Reibungen führen. Während Startups oft agil und risikofreudig sind, zeichnen sich mittelständische Unternehmen durch strukturierte Prozesse und risikoaverse Entscheidungsmuster aus.

Diese Unterschiede können die Integration von innovativen Projekten erschweren und erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und Verständnis auf beiden Seiten. Beide müssen lernen, die Vorteile des anderen zu erkennen. Die vermeintlich starren Strukturen mittelständischer Unternehmen hatten ihren Sinn und waren zu ihrer Zeit vielleicht durchaus innovativ. Die Tugenden Vorsicht und Fehlervermeidung haben die deutsche Wirtschaft zu dem gemacht, was sie lange Zeit war – Vorreiter, made in Germany. Arroganz von Gründern ist deswegen fehl am Platz. Aber: Der Mittelstand sollte sich hinterfragen. Nicht alles, was einmal gut war, verdient es, in eine digitale Zukunft übertragen zu werden.

Verständnis schafft Fortschritt

Trotz dieser Herausforderungen gibt es zahlreiche positive Beispiele für erfolgreiche symbiotische Beziehungen zwischen Startups und Mittelständlern. Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Schaffung von Strukturen, die eine effektive Kommunikation und gemeinsame Zielsetzungen fördern. Beispielsweise können Innovations-Hubs oder gemeinsame Accelerator-Programme eine Plattform bieten, auf der Startups und mittelständische Unternehmen zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Es gilt, das Verbindende und die gemeinsamen Ziele zu betonen. Und die Vorteile, die beide füreinander bieten: Erfahrung, Kapital, Kunden und Praxis die einen, Innovationskraft und Strukturen abseits des Etablierten die anderen. Der Wille, etwas zu bewegen, der meist vom Top-Management eines mittelständischen Unternehmens ausgeht, kann so auf Startups projiziert werden. Was in der eigenen mittelständisch-traditionellen Struktur nicht möglich oder durchsetzbar wäre, kann auf gemeinsamen Plattformen mit Startups ausprobiert werden. Derartige Plattformen und Kooperationen sind deswegen meist besonders erfolgreich, wenn sie als Chefsache verstanden werden.

Förder- und strukturpolitische Überarbeitung notwendig

Die Interaktion zwischen Startups und dem Mittelstand hat nicht nur für die beteiligten Unternehmen, sondern auch für die gesamte deutsche Wirtschaft Bedeutung. Sie fördert den Technologietransfer, die Schaffung von Arbeitsplätzen und trägt zur Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland bei. In einer globalisierten Welt, in der technologische Führerschaft zunehmend wichtiger wird, kann diese dynamische Beziehung zwischen jungen und etablierten Unternehmen ein entscheidender Faktor sein. Sie sollte gefördert werden – im Denken, in den Verbänden und seitens der Politik. Das Gegeneinander, das Fördern von Silos, statt von Clustern, braucht eine grundsätzliche intellektuelle sowie förder- und strukturpolitische Überarbeitung. Hier sind alle Akteure gefragt, bürokratische Hürden abzubauen, die Kommunikation sowie das Verständnis füreinander zu fördern und die in der Gesellschaft weit verbreitete unterschiedliche Betrachtung von „Unternehmen“ auf der einen und „Startups“ auf der anderen Seite zu überwinden. Beide sind Akteure und Zukunftsgestalter, die es verdienen, entlastet zu werden und Anerkennung zu bekommen.

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Bernhard Schindler ist Investor, Multipreneur, Autor, Dozent und Vortragsredner. Er ist Gründer des THE GROW Ökosystems, das unter anderem Startups und Mittelständler zusammenbringt. www.the-grow.de

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Zukunft gestalten mit Künstlicher Intelligenz

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Mike Grzanna: KI-Connector

Mike Grzanna unterstützt als erfahrener KI-Connector mittelständische Unternehmen dabei, die Potenziale der Künstlichen Intelligenz zu nutzen, um Prozesse zu optimieren und innovative Lösungen zu schaffen

Können Sie sich und Ihren beruflichen Hintergrund kurz vorstellen?

Mike Grzanna: Mit über 20 Jahren Erfahrung im B2B-Vertrieb habe ich ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen entwickelt, denen mittelständische Unternehmen gegenüberstehen. In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass das Interesse an Künstlicher Intelligenz (KI) auch im Mittelstand stetig wächst. Dennoch fehlt es vielen Unternehmen an klaren Strategien, wie sie diese Technologie gezielt einsetzen können, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Beobachtung hat mich inspiriert, mich als KI-Connector selbstständig zu machen und mittelständische Unternehmen dabei zu unterstützen, die Potenziale von KI sinnvoll und nachhaltig zu nutzen.

Was hat Sie dazu gebracht, sich auf Künstliche Intelligenz zu spezialisieren?

Mike Grzanna: In meiner Tätigkeit im B2B-Vertrieb war ich regelmäßig mit Unternehmen konfrontiert, die zwar digitale Trends erkennen, jedoch oft nicht wissen, wie sie diese praktisch umsetzen können. Gerade bei KI-Technologien, die für Effizienzsteigerung und Innovation stehen, fehlte es häufig an Orientierung. Diese Erkenntnis und die Faszination für die Möglichkeiten von KI haben mich dazu motiviert, mich in diesem Bereich zu spezialisieren.

Was fasziniert Sie persönlich an der Verbindung von Unternehmen mit der Zukunft durch KI?

Mike Grzanna: Die Faszination liegt für mich in der Fähigkeit von KI, nicht nur Prozesse effizienter zu gestalten, sondern auch die menschliche Arbeit zu bereichern. Durch KI können Routinetätigkeiten automatisiert werden, sodass sich Mitarbeiter auf kreative und strategische Aufgaben konzentrieren können. Diese Kombination aus Effizienzsteigerung und Innovation schafft für Unternehmen eine einzigartige Möglichkeit, ihre Zukunft aktiv zu gestalten.

Wie erleben Sie aktuell die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, und welche Potenziale sehen Sie in ihrer Anwendung für Unternehmen?

Mike Grzanna: Die Entwicklung von KI schreitet rasant voran und beeinflusst nahezu jede Branche. Unternehmen, die KI gezielt einsetzen, profitieren von optimierten Prozessen, präziseren Entscheidungen und einer besseren Ressourcennutzung. Das Potenzial reicht von automatisierten Datenanalysen über personalisierte Kundenansprache bis hin zu innovativen Produkten und Dienstleistungen.

Wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen vermittelten KI-Experten genau zu den spezifischen Anforderungen eines Unternehmens passen?

Mike Grzanna: Jedes Unternehmen hat individuelle Herausforderungen und Zielsetzungen. Deshalb starte ich immer mit einer detaillierten Bedarfsanalyse, um die Prozesse, Strukturen und Ambitionen des jeweiligen Unternehmens zu verstehen. Mein breites Netzwerk umfasst spezialisierte KI-Experten, Berater für digitale Transformation sowie Rechtsexperten. Dadurch kann ich individuell zugeschnittene Lösungen finden, die exakt auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens abgestimmt sind.

Gibt es bestimmte Branchen, in denen es besonders herausfordernd ist, KI-Expertise zu integrieren? Wie gehen Sie damit um?

Mike Grzanna: Traditionelle Unternehmen mit lang etablierten Strukturen stehen häufig vor besonderen Herausforderungen, wenn es um die Integration von KI geht. Viele dieser Unternehmen sind nicht ausreichend digitalisiert, was die Implementierung moderner Technologien erschwert. Mein Ansatz ist es, zunächst die Grundlagen zu schaffen, etwa durch Prozessoptimierung und Automatisierung. Ein Beispiel aus meiner Praxis zeigt, wie ein Unternehmen durch die Strukturierung und Automatisierung großer Datenmengen nicht nur 20 % der Kosten senken konnte, sondern auch die Produktivität erheblich gesteigert hat.

Welche Rolle spielt der Mensch neben der Technologie in einer zunehmend KI-getriebenen Arbeitswelt? Wie wichtig ist der Faktor Mensch in Ihren Projekten?

Mike Grzanna: Der Mensch bleibt der zentrale Faktor in jedem Projekt. KI ist ein Werkzeug, das den Menschen unterstützt und entlastet, aber es ersetzt ihn nicht. Eine erfolgreiche Implementierung hängt maßgeblich davon ab, dass die Mitarbeiter die Technologie verstehen und akzeptieren. Deshalb lege ich großen Wert darauf, sie von Anfang an einzubinden und zu schulen.

Können Sie ein Beispiel teilen, bei dem Ihre Arbeit mit KI-Experten einen echten Mehrwert oder eine spürbare Veränderung für ein Unternehmen gebracht hat?

Mike Grzanna: Ein mittelständisches Unternehmen hatte Schwierigkeiten, große Mengen eingehender Rechnungsdaten effizient zu verarbeiten. Durch den Einsatz von KI-gestützter Prozessautomatisierung konnten diese Daten schneller analysiert und bearbeitet werden. Das Ergebnis: 20 % Kosteneinsparung und eine deutlich gesteigerte Produktivität.

Wie gehen Sie mit den ethischen und sozialen Herausforderungen um, die mit der Einführung von KI einhergehen können?

Mike Grzanna: Ethische Aspekte und gesetzliche Rahmenbedingungen sind ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Mit der Einführung des AI Act wird es noch wichtiger, KI-Systeme transparent und rechtskonform zu gestalten. Hier arbeite ich eng mit Rechtsexperten zusammen, um sicherzustellen, dass alle eingesetzten Technologien den Anforderungen an Datenschutz, Wettbewerbsrecht und Fairness entsprechen.

Was bedeutet der Einsatz von KI langfristig für den Arbeitsmarkt und die Unternehmenskultur?

Mike Grzanna: Der Einsatz von KI wird die Arbeitswelt transformieren, aber nicht so, wie viele befürchten. KI übernimmt Routinetätigkeiten, was Raum für kreative, strategische und zwischenmenschliche Aufgaben schafft. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter aktiv in den Wandel einbinden, werden eine positive Unternehmenskultur fördern, die Innovation und Wachstum begünstigt.

Welche Ziele verfolgen Sie persönlich und beruflich in den kommenden Jahren im Bereich KI?

Mike Grzanna: Mein Ziel ist es, mittelständische Unternehmen noch stärker für die Potenziale von KI zu sensibilisieren und sie bei ihrer digitalen Transformation zu unterstützen. Ich möchte ein Ökosystem schaffen, das Unternehmen, KI-Experten und Rechtsexperten verbindet, um nachhaltige und innovative Lösungen zu entwickeln.

Wie möchten Sie die Zukunft aktiv mitgestalten?

Die Zukunft gestalten bedeutet für mich, Unternehmen nicht nur Technologie bereitzustellen, sondern sie zu befähigen, diese sinnvoll und nachhaltig einzusetzen. Es geht darum, eine Brücke zwischen Mensch und Technologie zu schlagen, die langfristig Wert schafft – sowohl für das Unternehmen als auch für die Gesellschaft.

Bild: Mike Grzanna @ Gaby Ahnert

Wir bedanken uns bei Mike Grzanna für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Kontakt:

Mike Grzanna
KI-Connector für den Mittelstand

Mobil: +49 172 51 00 471
E-Mail: moin@mikegrzanna.de

Entlastung für Pflegende: Wie geht das?

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fabel gründerinnen alicia faridi und maximiliane kugler

fabel bietet eine digitale Plattform, die pflegende Angehörige mit Wissen, Tools und Community unterstützt, um ihren Alltag einfacher zu gestalten

Was hat Sie dazu inspiriert, fabel zu gründen, und welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in das Unternehmen eingebracht?

Ich komme beruflich aus der wirtschaftlichen Gesundheitsbranche und habe global agierende Unternehmen, insbesondere in Digitalisierungsfragen, betreut. Meine Leidenschaft gilt der Gesundheit und Digitalisierung. Als meine Mitgründerin und ich in unseren Familien mit dem Thema Pflege konfrontiert wurden, wurde uns klar, wie wenig funktioniert: fehlende Organisation, fehlendes Wissen, keine digitalen Lösungen. Das wollten wir ändern – und so entstand fabel.

Welche besonderen Herausforderungen erleben pflegende Angehörige im Alltag, und wie hilft fabel konkret, diese zu bewältigen?

Pflegende Angehörige stehen oft vor enormen Herausforderungen: mangelnde Zeit, organisatorische Hürden, fehlendes Wissen über Ansprüche und Leistungen, sowie die psychische und körperliche Belastung durch die Pflege. Hinzu kommt die oft fehlende Unterstützung und Vernetzung mit anderen Betroffenen.

fabel hilft, diese Hürden zu überwinden, indem wir eine digitale Plattform bieten, die Pflegewissen, Tools und Vernetzung an einem Ort vereint. Wir erleichtern die Organisation durch Funktionen wie einen Pflegecoach, personalisierte Inhalte und eine digitale Pflegeakte. Gleichzeitig unterstützen wir mit praktischen Hilfsmitteln, Informationen zu Anträgen und finanziellen Leistungen sowie einer starken Community, die Rückhalt bietet. So wird der Alltag planbarer, einfacher und weniger belastend.

Wie unterscheidet sich fabel von anderen Plattformen oder Angeboten, die sich ebenfalls an pflegende Angehörige richten?


fabel unterscheidet sich durch einen ganzheitlichen, personalisierten Ansatz:

Individuelle Inhalte: Wir nutzen einen intelligenten Algorithmus, der die Inhalte und Empfehlungen genau auf die Pflegebedürfnisse und die persönliche Situation der Nutzer abstimmt.

Vernetzung von Akteuren: fabel integriert nicht nur pflegende Angehörige, sondern auch ambulante Anbieter, Gesundheitsdienstleister und Partner wie Online-Apotheken, um eine nahtlose Unterstützung zu gewährleisten.

Praktische Tools: Funktionen wie ein digitaler Pflegecoach, eine Pflegeakte und ein Medikamentenmanager erleichtern den Alltag und sparen Zeit.

Fokus auf Digitalisierung: Wir bringen Pflege endlich ins digitale Zeitalter – von E-Rezepten bis hin zu einer personalisierten Produkt- und Hilfsmittelberatung.

Community und Wissen: Wir bieten eine starke Community und Zugang zu fundiertem Pflegewissen, das einfach und verständlich aufbereitet ist.

fabel ist nicht nur eine Plattform – wir sind ein verlässlicher Begleiter, der den Alltag von pflegenden Angehörigen aktiv erleichtert und gleichzeitig die Brücke zu professionellen Akteuren schlägt.

Können Sie uns mehr über die Technologie hinter fabel erzählen und wie sie entwickelt wurde, um intuitive und effektive Unterstützung zu bieten?

Die Technologie hinter fabel wurde entwickelt, um pflegende Angehörige auf intuitive und effektive Weise zu unterstützen. Herzstück ist ein intelligenter Algorithmus, der die individuellen Bedürfnisse der Nutzer erfasst und darauf abgestimmte Inhalte und Empfehlungen liefert. Durch ein dynamisches System passt sich die Plattform kontinuierlich an die jeweilige Pflege- und Lebenssituation an. Von Anfang an wurde fabel gemeinsam mit pflegenden Angehörigen entwickelt, um sicherzustellen, dass die Lösungen wirklich praxisnah und leicht verständlich sind. Mit einem besonderen Fokus auf Datensicherheit und einer flexiblen Architektur ermöglicht fabel nicht nur personalisierte Unterstützung, sondern auch innovative Erweiterungen wie E-Rezepte und digitale Kommunikationstools – immer mit dem Ziel, den Alltag der Pflege einfacher und organisierter zu gestalten.

Welche Rolle spielen Feedback und Bedürfnisse Ihrer Nutzer bei der Weiterentwicklung von fabel?

Feedback und die Bedürfnisse unserer Nutzer stehen im Mittelpunkt der Weiterentwicklung von fabel. Durch regelmäßigen Austausch und direkte Rückmeldungen gestalten wir unsere Plattform so, dass sie optimal auf die Herausforderungen im Pflegealltag eingeht und echte Unterstützung bietet.

Wie sehen Sie die gesellschaftliche Rolle von fabel im Kontext einer alternden Bevölkerung und der steigenden Belastung für pflegende Angehörige?

fabel spielt eine zentrale Rolle, um die steigenden Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu bewältigen. Wir entlasten pflegende Angehörige, stärken ihre Selbstwirksamkeit und fördern digitale Lösungen, die Pflege zugänglicher und effizienter machen. Unser Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, der die Belastungen verringert, die gesellschaftliche Wertschätzung für Pflegearbeit erhöht und gleichzeitig die Qualität der Pflege verbessert. 

Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie bei der Einführung Ihrer Plattform auf dem Markt gerechnet, und wie haben Sie diese gemeistert?

Wir haben damit gerechnet, dass die digitale Affinität in der Zielgruppe der pflegenden Angehörigen unterschiedlich ausgeprägt ist und dass Pflege oft ein emotionales, komplexes Thema ist, bei dem Vertrauen eine große Rolle spielt. Um diese Hürden zu meistern, haben wir früh auf einfache, intuitive Nutzerführung gesetzt und die Plattform gemeinsam mit Angehörigen entwickelt. Gleichzeitig haben wir durch gezielte Aufklärung und Partnerschaften das Vertrauen aufgebaut, das nötig ist, um digitale Lösungen erfolgreich in den Pflegealltag zu integrieren.

Welche Vision verfolgt fabel langfristig, und wie wollen Sie die Unterstützung pflegender Angehöriger in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Langfristig verfolgt fabel die Vision, Pflege umfassend zu digitalisieren und pflegende Angehörige weltweit nachhaltig zu entlasten. Wir wollen eine Plattform schaffen, die alle relevanten Akteure – von Angehörigen über Gesundheitsdienstleister bis hin zu Homecare-Anbietern – vernetzt und so die Pflege effizienter, planbarer und individueller gestaltet. In den kommenden Jahren werden wir personalisierte Inhalte, intelligente Tools und innovative Services weiter ausbauen, um pflegenden Angehörigen noch mehr Zeit, Sicherheit und Lebensqualität zu schenken.

Wie stellt fabel sicher, dass sowohl emotionale als auch praktische Unterstützung für die Nutzer gewährleistet ist?

fabel vereint emotionale und praktische Unterstützung, indem wir fundierte Informationen und hilfreiche Tools mit einer starken Community kombinieren. Unsere Plattform bietet persönliche Begleitung durch einen digitalen Pflegecoach, der auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer eingeht, sowie Zugang zu emotionalem Austausch und Rückhalt in einer engagierten Community. Gleichzeitig helfen praktische Funktionen wie die digitale Pflegeakte, Terminmanagement und personalisierte Empfehlungen, den Pflegealltag effizienter und stressfreier zu gestalten.

Welche Schritte unternehmen Sie, um die Bekanntheit von fabel zu steigern und mehr Menschen in Deutschland zu erreichen?

Um die Bekanntheit von fabel zu steigern, setzen wir auf zielgerichtetes Marketing, starke Partnerschaften und die Präsenz auf relevanten Kanälen wie Social Media, Newsletter und unserem WhatsApp-Broadcast. Durch Kooperationen mit Gesundheitsanbietern und Marken sowie praktische Tools auf unserer Plattform erreichen wir gezielt pflegende Angehörige und machen fabel sichtbar.

Gibt es Partnerschaften oder Kooperationen, die fabel aktuell nutzt oder für die Zukunft plant, um die Plattform weiter zu stärken?

Ja, fabel arbeitet bereits mit einer Vielzahl an Partnern zusammen – von großen Krankenkassen bis hin zu Hilfsmittelanbietern. Diese Kooperationen stärken unsere Plattform, erweitern unser Angebot und helfen uns, pflegende Angehörige noch besser zu unterstützen. Für die Zukunft planen wir, diese Partnerschaften weiter auszubauen und neue Akteure aus dem Gesundheits- und Pflegebereich einzubinden.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die eine ähnliche Mission verfolgen wie fabel?

Zielgruppe verstehen: Nehmt euch Zeit, eure Zielgruppe wirklich zu verstehen – ihre Bedürfnisse, Herausforderungen und Ängste. Nur so könnt ihr Lösungen entwickeln, die wirklich einen Unterschied machen.

Netzwerk nutzen: Baut früh starke Partnerschaften mit relevanten Akteuren in der Branche auf. Kooperationen können euer Wachstum beschleunigen und eure Reichweite erheblich erweitern.

Geduld und Fokus: Der Gesundheits- und Pflegebereich ist komplex und braucht Vertrauen. Seid geduldig, bleibt fokussiert auf eure Mission und schafft Mehrwerte, die nachhaltig wirken.

Bild: Alicia Faridi und Maximiliane Kugler @ fabel

Wir bedanken uns bei Alicia Faridi und Maximiliane Kugler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Energie neu gedacht: Ist Erdwärme die Lösung für nachhaltiges Heizen?

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die erdwärmebohrer management team bild

Die Erdwärmebohrer spezialisieren sich auf nachhaltige, effiziente Geothermiebohrungen und bieten innovative Lösungen für umweltfreundliches Heizen.

Wie entstand die Idee zu Die Erdwärmebohrer, und wer sind die Menschen hinter diesem innovativen Konzept?

Die bb&v handwerkerverbund GmbH wurde 2017 von Lukas Vorländer, Ludwig Brandt und mir in Berlin gegründet. Unser ursprüngliches Ziel war es, Unternehmern im Handwerk dabei unter die Arme zu greifen, ihren Betrieb effizienter zu organisieren. Wir haben großen Respekt vor jedem Unternehmer im Handwerk, der es schafft, mehrere Gesellen beim Kunden zu haben und dabei alles rundherum zu koordinieren, häufig mit nur einer Bürokraft: von der Angebotslegung über Personalmanagement und Einkauf, Weiterbildungen, Buchhaltung,  Finanzen u.v.m.

Da wir die Firma bootstrappen wollten, mussten wir von Anfang an die relevanten „Geldströme” innerhalb der Firmen adressieren. Wir haben mit dem Einkauf begonnen und eine Einkaufsgemeinschaft für Materialbeschaffung für Brunnenbauer geschaffen – inspiriert durch Ludwigs familiären Hintergrund in diesem Bereich. Doch schon bald wurde klar, dass unser gemeinsames Potenzial besser in der Kundenansprache und Akquise eingesetzt werden könnte.

In einer Zeit, in der die Geothermie-Technologie wenig Absatz fand, erkannten wir den wachsenden Bedarf und beschlossen, uns konsequent darauf zu fokussieren. Gemeinsam mit unserem Partner Bosch spezialisierten wir uns auf oberflächennahe Geothermiebohrungen – ein strategischer Schritt, aus dem schließlich unser heutiges Bohrunternehmen ‚Die Erdwärmebohrer‘ hervorging.

Seit 2023 leite ich das Unternehmen alleine weiter, nachdem Lukas und Ludwig sich entschieden haben, neue berufliche Wege einzuschlagen. Mein Fokus liegt darauf, ‚Die Erdwärmebohrer‘ weiter als Marktführer im Bereich oberflächennahe Geothermiebohrung zu etablieren.

Welche Vision verfolgt Die Erdwärmebohrer, und wie setzen Sie diese in die Tat um?

Unsere Vision ‚Klimaschutz durch Erdwärme‘ verwirklichen wir mit jeder verlegten Sonde – ein Beitrag zu einer nachhaltigen und zukunftssicheren Energieversorgung. Der Wärmesektor steht vor einer notwendigen Transformation. Als Familienvater und Unternehmer sehe ich es als meine Verantwortung, aktiv an einer nachhaltigeren Welt mitzuarbeiten. In Kombination mit einer PV-Anlage ermöglichen wir unseren Kunden echte Energieautarkie und schützen sie vor den Unsicherheiten des Energiemarkts. Um dies zu erreichen, sind wir deutschlandweit im Einsatz.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Dienstleistungen an, und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Anforderungen erfüllt werden?

Wir bedienen sowohl Privatkunden, die nachhaltige Heizlösungen für Eigenheime suchen, als auch Geschäftskunden wie Bauträger und Stadtwerke. Dabei stehen wir ganz vielfältigen Anforderungen gegenüber: Die Geologie in Deutschland unterscheidet sich stark in ihrer Wärmeleitfähigkeit, was maßgeschneiderte Lösungen erfordert. Weitere Merkmale, die variieren, sind Alter und Härte des Bodens. Granitboden benötigt eine andere Vorgehensweise als weicher Sand- oder Tonboden. 

Um unsere Projekte effizient zu planen, greifen wir auf eine umfangreiche, eigens aufgebaute Geologiedatenbank zurück.

Die Genehmigungen der Bohrungen erfolgen auf Landkreisebene. Hier gibt es pro Landkreis unterschiedliche Auflagen und Formulare.

In Fällen belasteter Böden arbeiten wir eng mit spezialisierten Partnern zusammen, um den Schutz des Grundwassers jederzeit sicherzustellen. Behördliche Auflagen zur Bohrtiefe variieren von Bundesland zu Bundesland, aber da verfügen wir über fundierte Erfahrungswerte. 

Nicht zuletzt erfüllen wir auch ästhetische Ansprüche unserer Kunden: Bei einem Erdwärmeheizsystem sind die Sonden vollständig im Erdreich verborgen und die Wärmepumpe findet Platz im Keller. Das macht diese Lösung besonders attraktiv – gerade bei denkmalgeschützten Gebäuden, wo andere Heizsysteme oft an ihre Grenzen stoßen.

Was unterscheidet Die Erdwärmebohrer von anderen Anbietern im Bereich erneuerbarer Energien?

Unsere Spezialisierung auf Geothermie ist unser klares Alleinstellungsmerkmal. Im Gegensatz zu klassischen Brunnenbauern, die gelegentlich auch für Erdwärmeheizungen bohren, konzentrieren wir uns ausschließlich auf diese Technologie. Mit spezieller Software (Earth Energy Designer von Blocon AB) berechnen wir präzise die Entzugsleistung für einen Zeitraum von 50 Jahren – ein entscheidender Vorteil, um den langfristigen Planungshorizont unserer Kunden zu bedienen.

Ein weiteres Merkmal, das uns auszeichnet, ist unser strukturierter Vertrieb: Als einziges Bohrunternehmen verfügen wir über ein professionelles Vertriebs-Team. Sieben unserer insgesamt 26 Mitarbeiter sind im Außen- oder Innendienst tätig, um Kundenwünsche kompetent und zuverlässig zu betreuen.

Vor welchen Herausforderungen stand Ihr Unternehmen bislang, und wie haben Sie diese gemeistert?

Unsere Gründung stand unter großem finanziellen Druck und hohem Zeitdruck: Wir hatten 12 Monate Zeit, um die Plattform rentabel zu machen. Damals hatte ich noch keinerlei Erfahrung im Vertrieb und reine Online-Verkäufe brachten nicht den gewünschten Erfolg. Daher entschieden wir uns dazu, einen klassischen Außendienst aufzubauen – ein entscheidender Schritt, um unsere Zielgruppen gezielt und effektiv anzusprechen.

Nach dieser herausfordernden Startphase wuchs unser Unternehmen stetig. Dank der Entwicklungen im Heizungsmarkt und der verstärkten Nachfrage nach nachhaltigen Energielösungen – vor allem durch die geopolitischen Ereignisse im Jahr 2022 – konnten wir weiter an Dynamik gewinnen.

Welche Rolle spielen technologische Innovationen in Ihrer Arbeit, und wie wirken sie sich auf Ihre Projekte aus?

Technologische Neuerungen prägen unsere Arbeit auf vielfältige Weise. Wärmepumpen werden immer leistungsfähiger und haben sich von einer Nischentechnologie zu einer attraktiven Alternative entwickelt. Für die präzise Auslegung setzen wir eine spezialisierte Software ein, die die Entzugslast über einen Zeitraum von 50 Jahren simuliert. Großprojekte werden zunehmend mit BIM (Building Information Modeling) geplant, dem digitalen Zwilling des Gebäudes, um Heizungsanlagen optimal auslegen zu können. Das trifft auch auf geothermische Heizsysteme zu.

Auch auf der Baustelle profitieren wir von Innovationen: Kürzlich haben wir in unsere vierte Siebanlage investiert. Diese trennt das Bohrgut von der Spülung und macht die Entsorgung nicht nur einfacher, sondern auch kosteneffizienter – ein klarer Vorteil für unsere Kunden, da die Container-Entsorgungskosten erheblich reduziert werden.

Zudem könnten Hightech-Lösungen künftig unsere Branche weiter verändern. Smart-Home-Technologien, die über Sensoren Innen- und Außentemperaturen sowie Wettereinflüsse automatisch abstimmen, haben das Potenzial, das Heizen noch effizienter und präziser zu gestalten.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Erweiterungen planen Sie für Die Erdwärmebohrer?

Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Stakeholdern hat unser Planungsingenieur CAD-Zeichnungen (Computer-Aided Design) eingeführt, womit wir uns als kompetenter Partner für komplexe Großprojekte etablieren können. Zusätzlich werden wir zwei weitere Ingenieure darin ausbilden, um unsere Kapazitäten zu erweitern.

Außerdem wird unser Planungsingenieur gerade in der Nutzung von FEFLOW geschult, einer führenden Software für die Simulation von Grundwasserströmung, Massen- und Wärmetransport. Dies ermöglicht uns, hochpräzise Analysen durchzuführen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, ohne auf externe Anbieter zurückgreifen zu müssen.

Wie trägt Ihr Unternehmen zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Nachhaltigkeit bei?

Rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland entfallen auf den Wärmesektor – höchste Zeit, unsere Gebäude, ob Wohnhäuser oder Bürotürme, zukunftsfähig zu machen.

Erdwärme ist dabei die stabilste und nachhaltigste Lösung. Sie ist unabhängig von Witterungseinflüssen, liefert durch die konstante Temperatur im Erdreich eine verlässliche Entzugsleistung und benötigt lediglich Strom für die Wärmepumpe. Damit ist Erdwärme die emissionsärmste aller Heizarten. Gleichzeitig überzeugt die Technologie durch minimalen Wartungsaufwand und eine Lebensdauer von 100 Jahren oder mehr.

Ein weiterer Vorteil: Mit einem Erdwärmesystem kann im Sommer kostenlos gekühlt werden. Dabei wird das Erdreich regeneriert, was die Effizienz erhöht und die Lebensdauer der Sonde verlängert

Unsere Aufgabe ist es dabei, Erdwärmebohrungen einfach verfügbar zu machen für unsere Kunden und mit hohem Qualitätsstandard kostensicher auszuführen.

Was würden Sie anderen Gründern raten, die in der Umwelt- und Energiewirtschaft Fuß fassen möchten?

Der Energiemarkt ist groß und als kleines Unternehmen stehen wir im Wettbewerb mit etablierten, oft deutlich größeren Akteuren. Das gelingt uns, weil uns die Idee einer klimafreundlichen Lebensweise antreibt und wir ein großartiges Team sind. Durchhaltevermögen und Optimismus sind dabei essenziell – gerade in Zeiten politischer Unvorhersehbarkeit. Mit dieser Haltung und einem klaren Fokus auf unsere Vision kann man es schaffen, sich erfolgreich im Markt zu behaupten.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um sicherzustellen, dass Ihre Dienstleistungen langfristig wettbewerbsfähig bleiben?

Wir investieren in unsere Mitarbeiter und ermöglichen ihnen zusätzliche Qualifikationen, die sowohl sie beruflich als auch das Unternehmen voranbringen. Des Weiteren gehen wir strategische Partnerschaften ein mit Unternehmen aus der Bau-, SHK- und Immobilienwirtschaft. Seit diesem Jahr investieren wir auch in unser Marketing, das eng mit dem Vertrieb zusammenarbeitet.

Wie gehen Sie mit der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Energielösungen um?

Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Energielösungen nehmen wir als große Chance wahr. Der Geothermie-Markt zählt zu den Wachstumsbranchen in Deutschland, auch wenn die Nachfrage noch nicht so hoch wie bei Photovoltaikanlagen ist. Dennoch beobachten wir eine deutliche Zunahme der öffentlichen Diskussion und ein wachsendes Interesse an dieser Technologie.

Unser Unternehmen reagiert darauf, indem wir kontinuierlich unsere Prozesse und unser Team weiterentwickeln, um den Anforderungen einer wachsenden Kundenzahl gerecht zu werden. Viele Bauherren suchen zunehmend langlebige, ästhetische Alternativen zu herkömmlichen Heizsystemen. Geothermie bietet ihnen genau das: Unabhängigkeit und Umweltfreundlichkeit. Unsere Kunden sehen darin eine Win-win-Situation für sich und das Klima – und wir sind gut aufgestellt, um diesen Bedarf auch in Zukunft zu decken.

Was motiviert Sie und Ihr Team, sich für den Ausbau der Erdwärme als Energiequelle einzusetzen?

Erdwärme ist so einfach wie genial: immer verfügbar, stabil, umweltfreundlich. Als Unternehmer und Familienvater sehe ich die enormen Chancen dieser Technologie für eine nachhaltige Zukunft. Diese Überzeugung teilen viele meiner Teammitglieder, die genauso wie ich daran glauben, dass wir mit unserer Arbeit einen wichtigen Beitrag für eine bessere Welt leisten können.

Es ist eine langfristige Aufgabe, die nicht von heute auf morgen gelöst ist. Aber mit jeder Bohrung kommen wir unserem Ziel, die Welt nachhaltiger zu gestalten, einen Schritt näher.

Bild: Managementteam @ Die Erdwärmebohrer

Wir bedanken uns bei den Philipp Bauer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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