Dienstag, Dezember 2, 2025
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SpaceTech Startups – die neue Gründungswelle im All

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SpaceTech Startups: New Space Economy und Raumfahrttechnologie Image by Mohamed Hassan from Pixabay

Was früher exklusiv für Regierungen und Raumfahrtagenturen war, ist heute ein Spielfeld für Gründer:innen und Investoren. Immer mehr junge Unternehmen erobern die Umlaufbahn – mit innovativen Technologien, neuen Geschäftsmodellen und enormem wirtschaftlichem Potenzial. SpaceTech Startups, die New Space Economy und moderne Raumfahrttechnologie prägen eine neue Ära: Das All wird zum Markt der Zukunft.

SpaceTech Startups – Innovation zwischen Erde und Orbit

Die SpaceTech Startups nutzen Technologie, um Raumfahrt effizienter, günstiger und zugänglicher zu machen. Sie entwickeln Satelliten, Trägersysteme, Datenplattformen oder Anwendungen, die weit über den Weltraum hinaus wirken.

Die junge Branche boomt: Allein in Europa sind laut ESA über 250 SpaceTech-Unternehmen aktiv, Tendenz steigend. Sie konzentrieren sich nicht nur auf Raketen und Missionen, sondern auf Daten, Kommunikation und Klimabeobachtung.

Ein Beispiel: Das deutsche Startup Isar Aerospace entwickelt Trägerraketen, die Satelliten ins All bringen – unabhängig von staatlichen Programmen. Ein anderes, OroraTech aus München, nutzt Satellitendaten, um Waldbrände weltweit in Echtzeit zu erkennen.

Diese SpaceTech Startups zeigen, dass Raumfahrt längst mehr ist als Forschung – sie ist Business mit globaler Relevanz.

New Space Economy – das All als Wirtschaftsfaktor

Die New Space Economy beschreibt den Übergang von staatlich dominierter Raumfahrt hin zu einem offenen, kommerziellen Markt. Private Unternehmen entwickeln, was früher Milliardenprojekte waren – schnell, effizient und kundenorientiert.

Der Weltraum wird dabei zum logischen nächsten Schritt der Digitalisierung. Satelliten liefern Daten für Navigation, Klima, Landwirtschaft oder Energieversorgung. Diese Informationen bilden die Grundlage für zahlreiche Geschäftsmodelle auf der Erde.

Allein der Markt für Erdbeobachtungsdaten soll bis 2030 auf über 15 Milliarden Dollar wachsen. Die New Space Economy ist damit nicht nur Hightech, sondern auch ein zentraler Wirtschaftszweig für Nachhaltigkeit, Sicherheit und Infrastruktur.

Raumfahrttechnologie – Hightech für eine nachhaltige Zukunft

Raumfahrttechnologie ist längst kein abgehobenes Thema mehr. Viele Innovationen, die ursprünglich für das All entwickelt wurden, finden Anwendung auf der Erde: von Materialien über Energiesysteme bis zu Sensortechnik.

Startups treiben diese Entwicklung aktiv voran. Sie arbeiten an Mikro-Satelliten, die günstiger und effizienter sind, oder an Software, die Satellitendaten für die Landwirtschaft, Energieplanung oder Katastrophenvorsorge nutzbar macht.

Diese Technologien helfen, Klimaveränderungen zu beobachten, Ressourcen besser zu managen und Krisen frühzeitig zu erkennen. SpaceTech Startups sind damit auch Akteure der Nachhaltigkeit.

Europas Aufbruch ins All

Europa hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Mit Initiativen wie der ESA Business Incubation und nationalen Förderprogrammen entstehen Netzwerke, die Gründer:innen im Bereich SpaceTech gezielt unterstützen.

Deutschland gilt mit Standorten wie München, Bremen und Augsburg als Hotspot. Hier entstehen Startups, die Satelliten bauen, Raketen testen oder Datenplattformen betreiben. Besonders stark wächst der Markt für Downstream-Anwendungen – also die Nutzung von Weltraumdaten für wirtschaftliche Zwecke auf der Erde.

Die New Space Economy in Europa wird damit zum Innovationsmotor für Energie, Mobilität, Klima und Kommunikation.

Herausforderungen der SpaceTech Startups

So groß das Potenzial, so anspruchsvoll die Realität: SpaceTech Startups stehen vor hohen Eintrittsbarrieren. Forschung, Materialentwicklung und Testverfahren sind teuer, und regulatorische Hürden komplex.

Hinzu kommt der Faktor Zeit – zwischen Idee, Bau und Start vergehen oft Jahre. Dennoch lohnt sich der Mut. Denn die Unternehmen, die heute in Orbittechnologien investieren, schaffen die Basis für ganze Industrien von morgen – von Weltraumlogistik bis Ressourcenmanagement.

Die Zukunft gehört jenen, die Technologie und Geduld vereinen.

Raumfahrttechnologie trifft Nachhaltigkeit und Datenintelligenz

Eine der spannendsten Entwicklungen liegt im Zusammenspiel von Raumfahrttechnologie und Datenanalyse. Satellitendaten liefern wertvolle Erkenntnisse über Klima, Energieverbrauch und Umweltveränderungen.

Startups nutzen KI, um diese Daten zu analysieren und nutzbar zu machen – etwa zur Optimierung von Lieferketten, zur Messung von CO₂-Emissionen oder zur Beobachtung von Naturkatastrophen.

So entsteht ein neuer Wirtschaftszweig, der Technologie, Verantwortung und Effizienz verbindet – ganz im Sinne einer nachhaltigen New Space Economy.

Fazit

Die SpaceTech Startups stehen für die nächste Evolutionsstufe des Unternehmertums: Sie denken nicht in Märkten, sondern in Planeten. New Space Economy und moderne Raumfahrttechnologie zeigen, wie Innovation den Himmel öffnet – und Lösungen für die Erde schafft.

Die Raumfahrt wird damit zur Bühne für Pioniergeist, Zusammenarbeit und nachhaltige Technologie. Was einst Science-Fiction war, ist heute Business – und die Sterne sind erst der Anfang.

Bild Image by Mohamed Hassan from Pixabay

Was braucht es wirklich, damit Laden weltweit störungsfrei funktioniert?

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Pionix EVerest Ladeinfrastruktur für zuverlässiges Laden Marco Möller Pionix Founder und CEO

Pionix entwickelt offene Softwarelösungen für die Ladeinfrastruktur und treibt mit EVerest eine gemeinsame technische Basis voran, die zuverlässiges und interoperables Laden weltweit ermöglichen soll

Wie ist Pionix entstanden und welche Erfahrungen bringt Gründer Marco Möller mit, um ein global relevantes EV-Tech-Unternehmen aufzubauen?

Pionix wurde 2021 von Marco Möller, Johanna Claussen und Cornelius Claussen gegründet. Von 2009-2016 hat das Gründerteam das Landvermessungs-Drohnen-Startup MAVinci gebootstrapped und dann schlussendlich an Intel verkauft. Nach dem Exit und drei Jahren bei Intel ist das Gründerteam eine kurze Zeit im Bereich Startup-As-A-Service aktiv gewesen, woraus auch die idee für Pionix entstand. Als Team haben sie erkannt, dass die Zuverlässigkeit der Ladeinfrastruktur entscheidend für den Erfolg der Elektromobilität ist. Das war der Startschuss für Pionix. Parallel sind die Pionix-Gründer als Business Angles investiert, unter anderem bei VetVise, Golfstrom, Resourcly und kausable.

Welche Vision verfolgt Pionix mit EVerest und wie wollen Sie die Mobilitätswende durch offene, interoperable Ladeinfrastruktur konkret beschleunigen?

Open-Source-Software ermöglicht Zuverlässigkeit und Interoperabilität beim Laden. EVerest schafft eine gemeinsame Basis, die Kompatibilitätsprobleme eliminiert und den Rollout von Ladeinfrastruktur sowie den Betrieb schneller, günstiger und verlässlicher macht.

Für wen sind Ihre Lösungen wie Pionix Cloud und ChargeBridge besonders relevant und wie lösen sie die alltäglichen Probleme von Herstellern, Betreibern oder Flotten?

Pionix Cloud ist unser Wartungs- und Überwachungstool für Unternehmen, das sichere Online-Updates, Ferndiagnosen und Einblicke in den Systemzustand bietet, um die Wartung der eingesetzten Ladegeräte effizienter zu gestalten. Unser Produkt ChargeBridge ist ein vorzertifiziertes Plug-and-Play-Hardwaremodul, das die Entwicklung und Integration von Ladesystemen vereinfacht indem es alles Nötige für einen Ladeport kapselt.

Was macht den Open-Source-Ansatz im EVerest-Stack so einzigartig und warum ist er der Schlüssel für zuverlässiges Laden weltweit?

Der Open-Source-Ansatz im EVerest-Stack bündelt die Ingenieurskunst und das Testen vieler Firmen in einem gemeinsamen Codefundament. Da inzwischen eine kritische Masse an Herstellern und Betreibern auf EVerest setzt, gibt es ein faktisches Referenzverhalten, auf das sich alle im Markt verlassen können. Das reduziert Testaufwand, verhindert Fragmentierung und macht Interoperabilität planbar. So entsteht ein kontinuierlich geprüfter, industriell gehärteter Baustein, der weltweit zuverlässiges Laden ermöglicht.

Wie gehen Sie mit den Herausforderungen einer fragmentierten Branche um, in der proprietäre Systeme häufig inkompatibel sind?

Wir begegnen der Fragmentierung, indem wir mit EVerest eine offene gemeinsame Basis schaffen, gegen die heute bereits viele Hersteller testen. Durch die erreichte kritische Masse entsteht ein klar definiertes Referenzverhalten, das Inkompatibilitäten reduziert und proprietäre Abweichungen sichtbar macht. Wir selbst testen kontinuierlich gegen zahlreiche Systeme im Markt, nehmen an Interoperabilitätsevents teil und nutzen automatisierte Zertifizierungstools. Dieser kollaborative Ansatz funktioniert wie ein technisches Crowdsourcing und sorgt dafür, dass Probleme früher gefunden und schneller behoben werden. So wächst die Zuverlässigkeit für alle Beteiligten.

Pionix hat mit EVerest eine der einflussreichsten Cleantech-Initiativen angestoßen. Wie verändert diese Plattform die Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Betreibern und Automobilkonzernen?

EVerest führt zu höherer Qualität und Geschwindigkeit. Der gemeinsame Open-Source-Stack reduziert Duplizierung bei Software-Umgebungen und erlaubt schnellen Wissensaustausch. Dadurch entstehen standardisierte Integrationspfade statt Insellösungen. Auch erlaubt er vielen Herstellern schnellen kostenlosen Zugriff auf eine weit verbrertete Referenz einer Ladestation, was selbst Fahrzeuge und Abrechnungssysteme mittelfristig verbessert.

Welche Bedeutung hat die aktuelle Finanzierungsrunde für Ihre internationale Expansion und welche Märkte stehen für Sie im Vordergrund?

Mit der abgeschlossenen Finanzierungsrunde können wir unsere Enterprise-Lösungen weiter entwicklen und in anderen Ländern skalieren. Die Mobilitätswende ist eine globale Frage – dazu wollen wir in international Wachstumsregionen wie Nordamerika und Asien verstärkt Fuß fassen.

Wie möchten Sie Ihre Enterprise-Produkte weiterentwickeln, um Ausfälle beim Laden langfristig drastisch zu reduzieren?

Wir reduzieren Ladeausfälle, indem wir Enterprise-Funktionen aufbauen, die Fehler sehr früh erkennen und remote beheben können. Dazu gehören eine gemeinsame, kompatible und intensiv getestete Softwarebasis, Remote-Diagnose von Hardware und Software, stabile Over-the-Air Updates und perspektivisch KI-gestützte Predictive Maintenance. Mit ChargeBridge vereinfachen wir zusätzlich den Hardwareaufbau, machen Systeme modularer und reduzieren Softwarekomplexität, was die Wartung verkürzt und Fehlerquoten senkt. All das baut auf der Stärke der EVerest-Community auf, die bereits heute für eine extrem robuste Grundlage sorgt.

Was sind die wichtigsten technologischen und organisatorischen Schritte, um aus Pionix einen globalen Standardsetter im EV-Ladeökosystem zu machen?

Für uns geht es nicht um neue Standards, sondern um breite Nutzung einer gemeinsamen, zuverlässigen Softwarebasis. Die nächsten Schritte sind klar: wir bauen die EVerest-Community weiter aus, binden Ladestationsbetreiber viel stärker ein und wachsen gezielt in wichtigen Regionen wie Asien. Parallel sorgen wir dafür, dass mehr Kunden unsere Enterprise-Produkte einsetzen, wodurch EVerest im Markt noch sichtbarer und belastbarer wird.

Welche Rolle spielt der Standort Baden-Württemberg für Ihre Arbeit und welchen Einfluss hat das regionale Innovationsumfeld auf Ihre Entwicklung?

Baden-Württemberg bietet die Nähe zu Automobil- und Zuliefernetzwerken, Fachkräften und industriellem Know-how. Das ist ein idealer Standort für Kooperationen mit OEMs und Partnern.

Wie bereiten Sie sich darauf vor, dass in den kommenden Jahren eine noch engere Kooperation mit der globalen Open-Source-Community notwendig sein wird?

Mit der Linux Energy Foundation wird EVerest unabhängig betrieben. Als Pionix sind wir weiterhin ein wichtiger Treiber hinter der Initiative und werden auch zukünftig eng daran arbeiten. Vorallem das Erweitern der Community über Hersteller hinaus hin zu Betreibern ist ein wichtiger Schritt.

Welche drei Ratschläge geben Sie anderen Gründerinnen und Gründern, die Impact-Technologie skalieren und gleichzeitig eine Branche grundlegend verändern möchten?

Bedeutende Ideen erfordern oft viel Unterstützung und Zustimmung von anderen. Erstens: Verbreite daher deine Ideen unermüdlich und so weit wie möglich. Zweitens: Denke bei Gegenwind daran, dass Veränderungen nicht ohne ein wenig Widerstand geschehen. Drittens: Gib dich niemals mit einem Nein zufrieden, da beginnen Verhandlungen erst.

Bild Fotocredit Pionix

Wir bedanken uns bei Marco Möller für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Wie weit kann KI gehen, ohne dass wir die Kontrolle verlieren?

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99BOTS Unternehmen KI für sichere Automatisierung Stephan Doll CEO 99BOTS

99BOTS entwickelt KI-Agenten, die komplexe Unternehmensprozesse vollständig automatisieren und dabei maximale Prozesssicherheit gewährleisten

Wie ist 99BOTS entstanden und welche Erfahrungen und Kompetenzen bringen Sie und Ihr Team in die Entwicklung von PULSE DeepConnect ein?

99BOTS ist aus der Überzeugung entstanden, dass es in der KI-Automatisierung eine Lücke gibt: Wir brauchen Lösungen, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern Aufgaben revisionssicher, tiefgreifend und End-To-End abarbeiten. Meine Mitgründer Susanne Herr, Sebastian Jansen, Florian Lisker und ich bringen zusammen mehr als 60 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Tech-Lösungen in der Finanzbranche mit, unter anderem beim Marktführer in der bAV-Administration, Lurse. Unser Team vereint diese tiefe Prozess- und Branchenexpertise mit fortschrittlichster KI-Technologie, um intelligente Automatisierung zu schaffen, die wirklich in die komplexen Systemlandschaften unserer Kunden passt.

Welche Vision verfolgt 99BOTS im Hinblick auf digitale Souveränität und wie soll diese Vision mit PULSE DeepConnect Schritt für Schritt erreicht werden?

Unsere Vision ist klar: Wir wollen dem übermächtigen US-Markt im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine starke, prozesssichere europäische Lösung entgegensetzen. Digitale Souveränität ist für uns nicht nur ein Schlagwort, sondern absolut notwendig.
Unsere Architektur ist bewusst nicht an ein einzelnes KI-Modell gekoppelt. Für Unternehmen ist das entscheidend, weil sich KI-Modelle heute in rasantem Tempo weiterentwickeln: Ein Modell, wie zum Beispiel GPT, BERT oder Gemini, kann morgen teurer werden, Sicherheitsanforderungen nicht mehr erfüllen, eingestellt oder von einem besseren Modell überholt werden. Wer dann an ein bestimmtes Modell gebunden ist, verliert technische Handlungsfähigkeit – und oft auch Geld.
Modellgebundene Agenten-Frameworks schließen echte Wahlfreiheit praktisch aus: Sie zwingen Unternehmen, alle Prozesse, Schnittstellen und Agentenlogiken an genau ein Modell zu knüpfen. Ein Wechsel wäre dann so aufwendig, als würde man das Fundament eines Hauses austauschen müssen. Genau dieses Risiko eliminieren wir.

Mit unserer modellunabhängigen Architektur können Unternehmen jederzeit auf das Modell umsteigen, das für sie gerade am sichersten, leistungsfähigsten oder wirtschaftlichsten ist – ohne ihre Prozesse neu bauen zu müssen. Diese Freiheit schützt Investitionen und stärkt die digitale Unabhängigkeit in Europa.

Für welche Unternehmen ist eine prozesssichere Conversion AI besonders relevant und wie adressiert Ihre Lösung die größten Bedürfnisse dieser Zielgruppen?

Eine prozesssichere Conversion AI ist besonders relevant für Unternehmen in regulierten oder sensiblen Bereichen wie Versicherungen, Finanzdienstleistung, Gesundheitswesen, Sozialträgern, öffentlicher Verwaltung oder Industrie – kurz: in stark regulierten Branchen. Dort sind Fehler oder die typischen „Halluzinationen“ klassischer KI nicht nur lästig, sondern ein Compliance-Risiko. PULSE DeepConnect löst genau dieses Problem, indem es moderne KI mit klaren, regelbasierten Leitplanken kombiniert. Jede Entscheidung bleibt nachvollziehbar, revisionssicher und DSGVO-konform – ohne den Automatisierungsgrad zu begrenzen. So können Unternehmen komplexe Anliegen nicht nur beantworten, sondern vollständig und regelkonform erledigen. Damit erfüllt PULSE DeepConnect das wichtigste Bedürfnis dieser Zielgruppen: maximale Automatisierung bei voller Kontrolle und ohne regulatorische Risiken.

Was macht PULSE DeepConnect im Vergleich zu herkömmlichen Chatbots oder Standard-LLMs so grundlegend anders und warum ist dieser Ansatz gerade für regulierte Branchen entscheidend?

Der grundlegende Unterschied liegt in der Zielsetzung: Dass Gespräche mit KI hundertprozentig menschlich wirken – ist für uns nicht entscheidend, wir wollen Ergebnisse erzielen, die Menschen wirklich weiterbringen. Konventionelle Chatbots bleiben in 90 Prozent der Fälle an der Oberfläche. PULSE DeepConnect hingegen überträgt die Denk- und Handlungskompetenz des besten menschlichen Agenten in die digitale Welt. Gerade für regulierte Branchen ist das entscheidend, weil unser Ansatz Compliance-Gefahren durch Halluzinationen und mangelnde Revisionssicherheit von Standard-Agenten konsequent vermeidet.

Wie gelingt es Ihnen, komplexe Kundenprozesse revisionssicher und vollständig automatisiert abzubilden, ohne die Kontrolle über sensible Daten aus der Hand zu geben?

Unsere Architektur setzt klare Leitplanken: Der Agent bewegt sich frei innerhalb dieser definierten Rahmen, trifft eigene Entscheidungen, besorgt Informationen, stellt Rückfragen und liefert Ergebnisse, steuert den Kommunikationsprozess – aber nur dann, wenn sie den vorgegebenen Strukturen entsprechen. So bleibt die Automatisierung flexibel, zuverlässig und jederzeit unter voller Kontrolle unserer Kunden.

Mit welchen technischen oder regulatorischen Herausforderungen sehen Sie sich als deutsches KI-Unternehmen konfrontiert und wie begegnet 99BOTS diesen Hürden?

Als deutsches KI-Unternehmen sehen wir die hohen regulatorischen Anforderungen – besonders in Bezug auf Datenschutz und Prozesssicherheit – nicht als Hürde, sondern als unser Fundament. Wir begegnen diesen Herausforderungen, indem wir bewusst eine prozesssichere, DSGVO- und AI-Act-konforme europäische Lösung schaffen. Damit positionieren wir uns als Gegengewicht zum oft intransparenten US-Markt, indem wir die Prinzipien der digitalen Souveränität und Sicherheit in den Vordergrund stellen.

Welche Rolle spielt Ihre modellunabhängige Architektur im Hinblick auf digitale Unabhängigkeit und warum ist dieser Punkt für viele Unternehmen heute so wichtig?

Die modell-dynamische Architektur ist der Schlüssel zur digitalen Unabhängigkeit. Sie erlaubt es PULSE DeepConnect, zum einen flexibel zwischen verschiedenen KI-Modellen zu wechseln oder überlässt es dem Kunden, gezielt Modelle auszuwählen . Das ist heute so wichtig, weil es sich kein Unternehmen leisten kann, von einem einzigen Technologieanbieter abhängig zu sein, dessen Strategie sich jederzeit über Nacht ändern kann. Wir bieten damit langfristige Investitionssicherheit und echte Entscheidungsfreiheit bei der Wahl der besten Technologie.

Wie verändern Lösungen wie PULSE DeepConnect die Zusammenarbeit zwischen Teams und KI-Agenten und welches Entlastungspotenzial sehen Sie bereits in der Praxis?

Wir sehen eine fundamentale Veränderung: PULSE DeepConnect ist nicht nur ein Tool, sondern ein echter KI-Agent, der die Kompetenz des besten menschlichen Mitarbeitenden digitalisiert. Das bedeutet enorme Entlastung. In Tests konnten wir zeigen, dass unsere Kunden bis zu 80 Prozent ihrer Routineaufgaben End-to-End auf einen Agenten auslagern können. Das schafft Entlastung, steigert die Effizienz und verschafft Teams den notwendigen Vorsprung, um sich auf wertschöpfendere Tätigkeiten zu konzentrieren.

Welche Pläne verfolgen Sie für die Weiterentwicklung Ihrer KI-Agenten. Besonders im Hinblick darauf, dass in Zukunft KI-Systeme direkt miteinander kommunizieren sollen?

Wir verstehen uns als Wegbereiter der nächsten Stufe der Automatisierung: der Agent-to-Agent-Kommunikation. Schon heute lassen wir PULSE DC-Agenten in komplexen Prozessen miteinander sprechen, Informationen austauschen und Abläufe eigenständig koordinieren. Und genau darauf bauen wir weiter auf.

Unsere Vision: In wenigen Jahren werden KI-Agenten und persönliche KI – Assistenten direkt miteinander verhandeln, sich abstimmen und ganze Prozessketten autonom steuern. Mit dem PULSE ECOSYSTEM schaffen wir schon jetzt die technologische Basis, die die Zukunft der KI-Kommunikation möglich macht. Wir bieten die Technologie für Unternehmen, die sich auf das „Internet der Ergebnisse“ vorbereiten wollen.

Welche Bedeutung hat „Made in Germany“ für Ihre Technologie und wie positioniert sich 99BOTS damit im Wettbewerb gegenüber US-Anbietern?

Deutsche Unternehmen wollen die Flexibilität moderner KI-Agenten – aber mit der Verlässlichkeit und Kontrolle klassischer, regelbasierter Systeme. Genau dafür steht unser Ansatz. „Made in Germany“ bedeutet für uns: höchste Ansprüche an Prozesssicherheit, Datenschutz und nachvollziehbare Entscheidungen.

Damit positionieren wir uns bewusst als europäische Alternative zu US-Anbietern: technologisch auf Augenhöhe, aber mit dem zusätzlichen Mehrwert von Compliance, Souveränität und einem KI-Framework, das die Anforderungen regulierter Branchen wirklich versteht.

Wohin soll sich 99BOTS in den kommenden Jahren entwickeln und welche Ziele setzen Sie sich für die Skalierung Ihrer Lösung im Markt?

Unser Ziel ist es, das PULSE ECOSYSTEM weiter zu skalieren und unsere modularen Agenten tief in die spezifischen Systemlandschaften und regulatorischen Rahmenbedingungen von Unternehmen zu integrieren, um administrativen Aufwand massiv zu reduzieren und operative Exzellenz zu garantieren.

Welche drei Ratschläge möchten Sie anderen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die ebenfalls ein technologisch anspruchsvolles Produkt in einem regulierten Umfeld aufbauen wollen?

  1. Holt euch Leute aus der Branche ins Team.
    Wer die Prozesse nicht versteht, baut am Markt vorbei. In regulierten Umfeldern ist Branchenwissen der größte Hebel.
  2. Fancyness reicht nicht – KI braucht klare Leitplanken.
    Schicke Demos beeindrucken kurz, aber Unternehmen brauchen Verlässlichkeit. KI darf kreativ sein, aber immer entlang definierter Regeln und Strukturen.
  3. Gebt euren Kunden die Kontrolle zurück.
    Regulierte Branchen akzeptieren meist nur Technologien, die sie steuern können. Baut Systeme, bei denen der Kunde jederzeit weiß, was passiert – und warum.

Bild @privat

Wir bedanken uns bei Stephan Döll für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Können Daten am Point of Sale den Unterschied zwischen Erfolg und Stillstand machen?

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anybill Händler Daten am Point of Sale neu gedacht anybill ceo lea frank

anybill entwickelt digitale Lösungen für den Handel und zeigt mit Purchase Intelligence, wie Händler ihre Kassendaten erstmals einfach und unmittelbar für bessere Entscheidungen nutzen können

Wie kam es zur Entwicklung von Purchase Intelligence, und was war der Auslöser, diese KI-basierte Erweiterung für die anybill Plattform zu schaffen?

Viele Händler verfügen über detaillierte Kassendaten, nutzen sie aber kaum für Entscheidungen im Tagesgeschäft. Anders als im E-Commerce fehlt im stationären Handel oft der direkte Zugang zu strukturierten Kunden- und Warenkorbdaten und Datenanalyse ist entweder zu komplex oder organisatorisch nicht abbildbar. Purchase Intelligence entstand deshalb aus der Frage: Wie können wir datenbasierte Entscheidungen so einfach machen wie im Onlinehandel – und das direkt am Point of Sale? Ausgehend von dieser Herausforderung haben wir eine Lösung entwickelt, die die vorhandenen Belegdaten nutzbar macht, automatisiert auswertet und Handlungsempfehlungen in Echtzeit bereitstellt.

Welche konkreten Herausforderungen im stationären Handel wollten Sie mit Purchase Intelligence lösen?

Im stationären Handel sehen wir immer wieder drei strukturelle Herausforderungen. Erstens: Händler sitzen auf vielen Kassendaten, die aber unstrukturiert vorliegen. Es fehlt zum Teil an einheitlichen Formaten, klaren Kategorien und oft sogar am Zugang – die Daten sind zwar da, aber praktisch kaum nutzbar. Zweitens und viel wichtiger: Die Auswertung ist komplex. Viele Entscheidungen entstehen aus Erfahrung, weil Zeit, Ressourcen oder Data-Science-Know-how fehlen. Selbst größere Händler arbeiten häufig mit Insellösungen oder manuellen Excel-Auswertungen. Drittens: Geschwindigkeit. Handel ist ein Tagesgeschäft, in dem sich Absatzentwicklungen schnell ändern. Klassische Analyseprozesse können diese Dynamik nicht abbilden.

Wie funktioniert die Verbindung zwischen digitalen Kassenbelegen und datengetriebenen Handlungsempfehlungen in der Praxis?

Digitale Belege werden von der Plattform automatisiert eingelesen und in strukturierte Warenkorbdaten umgewandelt. Machine-Learning-Modelle erkennen Muster – etwa Veränderungen im Kaufverhalten oder auffällige Absatzentwicklungen. Auf dieser Basis generiert Purchase Intelligence konkrete Empfehlungen, zum Beispiel Preis- oder Sortimentsanpassungen, passende Promoformate oder Potenziale für Bundles. Über den digitalen Beleg können Aktionen bei Bedarf sogar direkt an Kund:innen ausgespielt werden.

Inwiefern unterscheidet sich Ihre Lösung von klassischen Data-Analytics-Tools, die bereits im Handel eingesetzt werden?

Die gängigen Analyse-Tools setzen voraus, dass Händler eigene Datenexperten haben. Das ist im Alltag selten der Fall. Purchase Intelligence verfolgt deshalb einen anderen Ansatz: Die Daten werden automatisch bereinigt und statt komplexer Dashboards erhalten Händler konkrete, umsetzbare Empfehlungen in Echtzeit. Was uns ebenfalls unterscheidet, ist die direkte Aktivierung am Point of Sale: Erkenntnisse können sofort über den digitalen Beleg ausgespielt werden. Und mit der Chatfunktion können Händler ihre Daten in natürlicher Sprache abfragen, ohne Reports oder Analysewissen zu benötigen. So wird Datenanalyse für Händler jeder Größe nutzbar – auch für diejenigen, die bisher ohne eigene Analytics gearbeitet haben.

Wie stellt anybill sicher, dass die erhobenen und analysierten Daten DSGVO-konform und sicher verarbeitet werden?

Alle Daten werden auf Servern mit deutschem Standort verarbeitet und sind vollständig DSGVO-konform. Standardmäßig nutzen wir anonymisierte Warenkorbdaten. Personenbezug entsteht nur, wenn Händler das explizit wünschen und entsprechende Einwilligungen vorliegen.

Welche Rolle spielt Agentic AI in Ihrem System und wie trägt sie zur Verbesserung der Datenqualität bei?

Agentic AI sorgt bei Purchase Intelligence dafür, dass mehrere spezialisierte KI-Agents parallel an den Daten arbeiten, sich gegenseitig prüfen und dadurch die Qualität der Empfehlungen erhöhen. Sie erkennen automatisch, welche Maßnahmen für Händler sinnvoll sind, und können deren Wirkung bewerten oder bei Bedarf eigenständig anstoßen – immer mit einem Human-in-the-Loop für sensible Entscheidungen. So entsteht ein System, das kontinuierlich dazulernt und bessere Entscheidungen ermöglicht.

Wie nutzen Händler die Chatfunktion von Purchase Intelligence – und welche Vorteile bietet die Interaktion in natürlicher Sprache?

Händler gehen mit sehr konkreten Fragen in Analysen, zum Beispiel: ‚Wie wirkt sich diese Aktion aus?‘ oder ‚Welche Warengruppe entwickelt sich gerade ungewöhnlich?‘ Genau das können sie jetzt bei Chat with your Data eintippen und bekommen die Antwort sofort ohne Reports, Excel oder sonstigen Analyseaufwand. Die Ergebnisse werden direkt auf Basis bereits aufbereiteter Daten verständlich zurückgegeben, ähnlich wie bei ChatGPT, aber mit direktem Zugriff auf die eigenen Retail-Daten.

Was bedeutet die Einführung von Purchase Intelligence für Ihre Kunden, insbesondere für kleinere Händler, die bisher kaum Zugang zu datengetriebenen Entscheidungen hatten?

Gerade kleinere Händler erhalten durch Purchase Intelligence erstmals Zugang zu datenbasierten Insights, die bisher großen Handelsketten vorbehalten waren ohne dafür eigenes Personal einstellen zu müssen. Sie können schneller reagieren, Sortimente laufend optimieren und Marketingaktionen datenbasiert planen. Das kann im Wettbewerb einen echten Unterschied machen.

Welche Ergebnisse konnten erste Partner wie HOYER bereits durch den Einsatz Ihrer Lösung erzielen?

HOYER berichtet, dass mit Purchase Intelligence erstmals klar sichtbar wurde, wo und wie sich Kundenverhalten verändert und wie sich Produktabsätze entwickeln. Das spart Zeit und führt zu klareren Entscheidungen. Die Rückmeldungen zu Purchase Intelligence sind sehr positiv, weil die Handlungsempfehlungen konkret, verständlich und sofort umsetzbar sind.

Wie sehen Sie die Zukunft des stationären Handels im Zusammenspiel von KI, Datenanalyse und Kundenerlebnis am Point of Sale?

Der stationäre Handel wird in den nächsten Jahren datengetrieben arbeiten – genau wie der E-Commerce es heute schon tut. KI wird helfen, Sortimente dynamischer zu steuern, Preise gezielter anzupassen, Warenkörbe besser zu verstehen und Kund:innen relevanter anzusprechen. Der Point of Sale wird zu einem digitalen Touchpoint, an dem Analyse und Aktivierung zusammenfließen.

Welche neuen Geschäftsfelder oder Funktionen planen Sie künftig, um das anybill Ökosystem weiter auszubauen?

Wir arbeiten daran, die Verzahnung zwischen Datenanalyse, Retail Media und Loyalty weiter zu vertiefen. Zukünftige Funktionen werden darauf abzielen, Kampagnen stärker zu automatisieren, KI-basierte Vorhersagen auszubauen und Händler-Apps, Wallets sowie Loyalty-Systeme noch nahtloser einzubinden. Der digitale Beleg entwickelt sich damit zunehmend zu einer vollwertigen Kommunikations- und Datenbasis im Handel.

Was würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern raten, die ein technologisches Produkt entwickeln, das tief in bestehende Geschäftsprozesse integriert werden soll?

Man sollte sich immer am tatsächlichen Problem orientieren statt an der Technologie. Die technologische Tiefe darf da sein, gleichzeitig ist es wichtig, für Anwender die Komplexität zu reduzieren – besonders wenn man in bestehende Systeme integriert. Dieser Punkt ist wichtig, denn je leichter sich eine Lösung in bestehende Systeme einfügt, desto höher ist die Akzeptanz im Markt. Und: Früh mit echten Nutzer:innen arbeiten. Bedürfnisse und Prozesse sehen im Alltag oft anders aus als in der Produktidee und das beste Produkt entsteht selten im Konferenzraum, sondern im Austausch mit denjenigen, die es später verwenden.

Bild Fotocredit © anybill GmbH

Wir bedanken uns bei Lea Frank für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Corporate Innovation – warum Konzerne Startups brauchen (und umgekehrt)

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Corporate Innovation: Startup Kooperation und Innovationskultur

Innovation entsteht dort, wo Unterschiedliches aufeinandertrifft. Während Startups Geschwindigkeit, Mut und frische Ideen mitbringen, verfügen Konzerne über Kapital, Strukturen und Marktkenntnis. Corporate Innovation, strategische Startup Kooperation und gelebte Innovationskultur zeigen, dass Zukunft heute gemeinsam gestaltet wird – nicht im Alleingang.

Corporate Innovation – das neue Zusammenspiel von Agilität und Struktur

In der klassischen Wirtschaft waren Konzerne die Innovationsmotoren. Heute hat sich das Bild gewandelt: Große Unternehmen tun sich schwer, mit der Dynamik junger Märkte Schritt zu halten. Genau hier setzt Corporate Innovation an – sie verbindet die Innovationskraft von Startups mit der Stabilität etablierter Unternehmen.

Viele Konzerne haben erkannt, dass bahnbrechende Ideen selten in Vorstandsetagen entstehen. Stattdessen entstehen sie dort, wo Gründergeist auf Ressourcen trifft. Innovationsprogramme, Corporate Accelerators oder Venture Studios schaffen dafür die Plattform.

Ein Beispiel: BMW und Lufthansa arbeiten mit Startups zusammen, um nachhaltige Materialien und neue Mobilitätslösungen zu entwickeln. Diese Form der Corporate Innovation sorgt für gegenseitiges Lernen – und für Lösungen, die ohne Partnerschaft undenkbar wären.

Startup Kooperation – der Brückenschlag zwischen Welten

Startup Kooperation bedeutet, zwei völlig unterschiedliche Kulturen zusammenzubringen: die agile, experimentierfreudige Welt der Gründer:innen und die strukturierte, prozessorientierte Welt der Corporates.

Das gelingt nur, wenn beide Seiten verstehen, was sie voneinander lernen können. Startups profitieren von Reichweite, Kapital und Produktionskapazitäten, während Konzerne durch Kooperationen Zugang zu neuen Technologien und Denkweisen erhalten.

Diese Zusammenarbeit kann unterschiedlich aussehen – von gemeinsamen Pilotprojekten über Joint Ventures bis hin zu Corporate Investments. Wichtig ist: Beide Seiten müssen auf Augenhöhe agieren. Nur dann wird aus einer Partnerschaft eine echte Allianz.

Ein Beispiel: Das Chemieunternehmen BASF arbeitet mit Startups im Bereich nachhaltiger Materialien zusammen. Das ermöglicht es, Innovationen schneller in den Markt zu bringen und gleichzeitig das eigene Portfolio zu modernisieren.

Innovationskultur – der entscheidende Erfolgsfaktor

Innovationskultur ist der Schlüssel, um Kooperationen zwischen Startups und Konzernen erfolgreich zu gestalten. Sie beschreibt, wie offen ein Unternehmen für neue Ideen, Experimente und Fehler ist.

In Startups ist diese Kultur meist Teil der DNA – man testet, scheitert und lernt schnell. Konzerne hingegen müssen diese Haltung oft erst erlernen. Hier helfen Programme, die bereichsübergreifende Zusammenarbeit fördern und Experimente zulassen.

Führung spielt dabei eine zentrale Rolle. Manager:innen, die Vertrauen schaffen und Fehler als Lernchance sehen, ermöglichen echte Innovation. Corporate Innovation funktioniert nur, wenn Kultur und Struktur zusammenpassen.

Unternehmen, die Offenheit fördern, ziehen kreative Köpfe an – und bleiben langfristig wettbewerbsfähig.

Warum Startups Konzerne brauchen

Auch wenn Startups oft als David gegen Goliath auftreten, profitieren sie enorm von Kooperationen mit großen Partnern. Kapital, Erfahrung und Netzwerke sind entscheidende Hebel, um Ideen zu skalieren.

Gerade in regulierten Branchen wie Energie, Gesundheit oder Mobilität kann eine Startup Kooperation der Türöffner sein, um schnell Marktzugang zu erhalten. Außerdem können Startups durch Kooperationen ihre Geschäftsmodelle testen und professionalisieren.

Die Kunst liegt darin, flexibel zu bleiben, ohne die eigene Vision aufzugeben. Erfolgreiche Gründer:innen sehen Partnerschaften nicht als Abhängigkeit, sondern als strategische Erweiterung.

Warum Konzerne Startups brauchen

Auf der anderen Seite brauchen Konzerne den Spirit junger Gründer:innen. In einer Welt, die sich täglich verändert, ist Anpassungsfähigkeit wichtiger als Größe. Startups bringen genau das mit: Geschwindigkeit, Neugier und Mut zur Lücke.

Corporate Innovation ist deshalb kein Marketingbegriff, sondern Überlebensstrategie. Unternehmen, die sich nicht permanent erneuern, verlieren Anschluss. Startups sind für sie Ideengeber, Katalysatoren und manchmal auch Stachel im System.

Ein gutes Beispiel ist Siemens mit seiner Plattform „Next47“, die gezielt in Startups investiert, um disruptive Technologien frühzeitig zu fördern. So entsteht ein Kreislauf aus Wissen, Kapital und Kreativität.

Innovationskultur als gemeinsame Sprache

Damit die Zusammenarbeit funktioniert, braucht es eine gemeinsame Sprache: Vertrauen, Transparenz und klare Ziele. Innovationskultur bedeutet, Hierarchien aufzubrechen und Raum für Experimente zu schaffen – unabhängig von Unternehmensgröße.

Erfolgreiche Kooperationen entstehen dort, wo beide Seiten lernen wollen. Startups profitieren von Strukturen, Corporates von Flexibilität. Das Ergebnis: Innovation, die skaliert.

Fazit

Die Zukunft der Wirtschaft entsteht im Zusammenspiel von Agilität und Erfahrung. Corporate Innovation, strategische Startup Kooperation und eine offene Innovationskultur sind die Grundlage dafür.

Wer gemeinsam denkt, wächst nachhaltiger. Denn echte Innovation entsteht nicht durch Konkurrenz, sondern durch Kooperation – und durch den Mut, gemeinsam Neues zu wagen.

Bild @pixabay.com

How to EnergyTech: Wie man erfolgreiches Wachstum auf dem deutschen Energiemarkt erzielt

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Energiemarkt verstehen für nachhaltigen Startup Erfolg Jan Lozek Autor Fotograf Moritz Leisen

Wer heute ein Start-up im Energiesektor gründet

Wer heute ein Start-up im Energiesektor gründet, verfolgt meist eine große Vision. Es geht nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern um Wirkung, um Klimaschutz und um die Zukunft unseres Energiesystems. Kaum ein anderer Markt vereint technologische Innovation, gesellschaftliche Verantwortung und politische Dynamik so stark wie der Energiesektor. Doch wer hier bestehen will, merkt schnell, dass andere Regeln gelten.

Der deutsche Energiemarkt ist stabil und verlässlich, zugleich aber streng reguliert. Entscheidungen dauern länger, Prozesse sind komplex und Vertrauen wiegt mehr als Geschwindigkeit. Für Gründer*innen bedeutet das: Erfolg entsteht nicht durch Disruption, sondern durch ein tiefes Verständnis des Systems.

Ich habe in den letzten Jahren viele Gründer*innen auf ihrem Weg begleitet. Manche konnten innerhalb weniger Jahre wachsen, andere sind früh ins Straucheln geraten. Der Unterschied lag selten in der Technologie. Es waren meist die, die das System verstanden, die langfristig Erfolg hatten.

„Im Energiemarkt gewinnt, wer das System wirklich versteht und es mit Geduld verändert.“

Der lange Atem

Einer der größten Stolpersteine im Energiemarkt ist das Thema Zeit. Stadtwerke, Netzbetreiberinnen und kommunale Auftraggeberinnen arbeiten in Zyklen, die auf Jahre ausgelegt sind. Wer glaubt, in wenigen Monaten ein Produkt großflächig verkaufen zu können, unterschätzt die Realität.

Doch genau darin liegt auch eine Chance. Wer früh mit den relevanten Akteurinnen spricht, regulatorische Prozesse versteht und erste Pilotprojekte realisiert, baut Vertrauen auf, das Bestand hat. Erfolgreiche Gründerinnen betrachten ihren Markteintritt nicht als Sprint, sondern als Langstrecke mit Etappen, Partner*innen und klaren Meilensteinen.

Gerade weil der Markt träge wirkt, entstehen Vorteile für Start-ups, die strategisch denken. Wer weiß, wie Genehmigungen, Ausschreibungen und Netzanschlüsse ablaufen, kann Risiken früh erkennen und umgehen. Erfolg bedeutet hier nicht, gegen das System anzukämpfen, sondern sich im richtigen Moment einzufügen und es von innen heraus zu verbessern.

„Vertrauen entsteht im Energiemarkt nicht durch Tempo, sondern durch Verlässlichkeit und Beständigkeit.“

Warum interdisziplinäre Teams entscheidend sind

Technologie ist das Rückgrat vieler Energy Tech Start-ups, aber nicht ihre Seele. Zu oft bestehen Teams fast ausschließlich aus Ingenieurinnen und Entwicklerinnen, die sich intensiv mit der technischen Lösung befassen, jedoch die Dynamik des Marktes unterschätzen. Erfolgreiche Start-ups setzen deshalb auf interdisziplinäre Teams, in denen technisches, wirtschaftliches und politisches Know-how vereint ist.

Gründer*innen, die sich früh Expertise in Regulierungsfragen, Vertrieb und Finanzierung sichern, verschaffen sich einen echten Wettbewerbsvorteil. Sie verstehen, wie Förderprogramme funktionieren, wie politische Entscheidungen entstehen und wie Innovationen in bestehende Strukturen integriert werden können.

Diese Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wenn ein Team die Sprache von Investorinnen ebenso spricht wie die von Behörden oder Energieversorger:innen, entsteht eine Brücke zwischen Technologie, Markt und Gesellschaft. Und genau diese Brücken sind im Energiesektor der Schlüssel zum Wachstum.

„Die besten Teams verbinden Technik, Marktverständnis und Politik zu einer gemeinsamen Sprache des Fortschritts.“

Die Cap Table als strategisches Werkzeug

In kaum einem Bereich ist die Wahl der Investorinnen so entscheidend wie im Energiemarkt. Kapital ist wichtig, aber nicht ausreichend. Entscheidend sind die Netzwerke, die Erfahrung und der Zugang zum Markt, den Investorinnen mitbringen.

Start-ups, die ihre Cap Table bewusst gestalten, holen sich Partner:innen an Bord, die mehr als Geld bieten. Energieversorger:innen, Industrieunternehmen oder spezialisierte Fonds bringen Marktkenntnis, strategische Kontakte und operative Unterstützung in Pilotprojekten ein. Sie öffnen Türen, die allein oft verschlossen blieben.

Dabei ist nicht jede Finanzierung ein Fortschritt. Die besten Gründer:innen achten darauf, dass ihre Investor:innen dieselbe Vision teilen: nachhaltiges Wachstum statt kurzfristiger Profit. Eine klar strukturierte Cap Table mit transparenten Rollen und Verantwortlichkeiten schafft Vertrauen und legt die Basis für langfristige Stabilität.

„Kapital ist wichtig, doch der wahre Wert eines Investors liegt in Erfahrung, Zugang und gemeinsamen Zielen.“

System Impact belegen

Im Energiemarkt reicht es nicht, ein gutes Produkt zu haben. Entscheidend ist, welchen Beitrag es tatsächlich leistet. Start-ups müssen nachweisen können, wie ihre Technologie das Energiesystem dekarbonisiert, effizienter macht oder stabilisiert. Dafür braucht es klare Kennzahlen, Pilotprojekte mit Ergebnissen und belastbare Daten.

Unternehmen, die ihren Einfluss präzise belegen können, gewinnen schneller Vertrauen, bei Kund:innen ebenso wie bei Partner:innen und Investor:innen. Im Energiesystem zählt Glaubwürdigkeit, nicht Lautstärke. Greenwashing wird hier sofort erkannt. Wer seinen Carbon ROI belegen kann, überzeugt mit Fakten statt mit Versprechen.

„Im Energiesektor überzeugt nicht, wer am lautesten wirbt, sondern wer Wirkung sichtbar macht und Vertrauen verdient.“

Zukunft gestalten

Trotz aller Herausforderungen lohnt sich der Weg. Der weltweite Ausbau erneuerbarer Energien hat ein Rekordtempo erreicht. Laut der Internationalen Energieagentur wird sich die installierte Leistung aus erneuerbaren Quellen bis 2030 voraussichtlich mehr als verdoppeln. Diese Entwicklung wird vor allem durch Solarenergie getragen, findet jedoch in einem Umfeld statt, das von Lieferkettenproblemen, finanziellen Engpässen und regulatorischen Hürden geprägt ist.

Auch die Internationale Agentur für erneuerbare Energien zeigt, dass das Tempo noch nicht ausreicht, um die globalen Ziele zu erreichen. 2024 wurden weltweit rund 582 Gigawatt an erneuerbarer Leistung installiert. Um die auf der Uno-Klimakonferenz von Dubai vereinbarte Verdreifachung bis 2030 zu schaffen, wären jährlich über 1100 Gigawatt nötig. Trotzdem wächst das Vertrauen in die Zukunft des Sektors. Immer mehr Investitionen fließen in nachhaltige Technologien, und jedes Jahr entstehen neue Geschäftsmodelle, die Effizienz, Digitalisierung und Klimaschutz verbinden.

Für Gründer:innen bedeutet das: Der Weg mag lang und anspruchsvoll sein, aber er führt in eine Zukunft mit enormem Potenzial. Der Energiemarkt ist kein Ort für schnelle Gewinne, sondern für nachhaltige Wirkung. Wer Geduld und strategische Klarheit mitbringt, gestaltet aktiv die Energiezukunft und baut zugleich ein stabiles, wachsendes Unternehmen auf.

„Geduld ist im Energiemarkt keine Schwäche, sondern die Kraft, mit der echter Wandel möglich wird.“

Bild Fotograf Moritz Leisen

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Online durchstarten in 24 Stunden

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Website und Domain für mehr Sichtbarkeit online Renata Jaffe @ STRATO

So wird deine Idee zur Website

Gewerbeanmeldung, Domain, Website – was früher Wochen in Anspruch nahm, lässt sich heute an einem Nachmittag erledigen. Die technischen Hürden sind gefallen, die Infrastruktur ist bereit, und der Anspruch an digitale Sichtbarkeit hat sich in nahezu allen Branchen zu einem Standard entwickelt. Wer heute mit einer Idee startet, kann noch am selben Tag online gehen – vorausgesetzt, man weiß, welche Schritte dafür die richtigen sind.

Keine Gründung ohne Onlineauftritt

Technische Einstiegshürden, die früher spezialisierte Agenturen oder IT-Kenntnisse erforderlich machten, wurden durch benutzerfreundliche, browserbasierte Tools weitgehend eliminiert. Heute lassen sich Domain, Website und E-Mail in einem einzigen Workflow einrichten, ohne externe Hilfe und ohne Vorkenntnisse.

Gleichzeitig hat sich auch die Erwartungshaltung des Markts verschoben: Eine eigene Website mit professioneller E-Mail-Adresse wird nicht mehr als Option wahrgenommen, sondern als Voraussetzung für Glaubwürdigkeit. Wer keine professionell wirkende digitale Präsenz vorweist, vermittelt schnell einen unvorbereiteten oder wenig vertrauenswürdigen Eindruck, unabhängig von Branche oder Geschäftsmodell. Je früher ein Projekt digital find- und greifbar ist, desto schneller entsteht Vertrauen, Resonanz und im besten Fall der erste Auftrag.

Der erste Schritt: Die digitale Identität sichern

Alles beginnt mit der Wahl einer passenden Domain. Sie ist oft der erste Kontaktpunkt mit potenziellen Kundinnen und Kunden. Eine prägnante, gut lesbare Webadresse signalisiert Professionalität, schafft Wiedererkennbarkeit und stärkt das Vertrauen in die Marke. Domains, die dem Unternehmensnamen oder der zentralen Leistung klar entsprechen, sind leichter auffindbar, werden seltener falsch geschrieben und erhöhen die Chancen auf organischen Website-Traffic.

Auch die Wahl der Domain-Endung sollte bewusst getroffen werden: Länderspezifische Top-Level-Domains können Seriosität und lokale Verbundenheit ausdrücken, während international ausgerichtete Endungen mehr Reichweite versprechen. Entscheidend ist, dass die Domain sowohl technisch als auch strategisch zur Positionierung passt, denn sie wird zur Basis jeder weiteren digitalen Maßnahme.

Die Verfügbarkeit einer Wunschdomain lässt sich innerhalb weniger Sekunden über gängige Domainanbieter online prüfen. Ist sie frei, kann sie direkt reserviert und gebucht werden, meist mit wenigen Klicks und ohne technisches Vorwissen.

Schneller live dank Baukastenprinzip

Wenn die Domain steht, geht es an die Website: Sie zeigt, wofür dein Unternehmen steht und ist nach wie vor der erste Anlaufpunkt, wenn Interessierte sich über ein Unternehmen informieren – noch vor Bewertungsportalen und Social Media-Profilen. Für den ersten Eindruck zählen nicht primär Design oder Umfang, sondern Struktur, Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit.

Nutzerinnen und Nutzer erwarten heute eine schnelle Orientierung: Wer bist du? Was bietest du an? Wie kann man dich kontaktieren? Wer hier präzise antwortet, reduziert Absprungraten und schafft Vertrauen. Eine schlüssige Navigation, mobiloptimierte Darstellung und an möglichen Kundenfragen orientierte Informationen sind heutzutage die Grundvoraussetzung. Ebenso unerlässlich ist ein rechtlich abgesicherter Auftritt mit Impressum und Datenschutzinformationen.

Besonders in frühen Gründungsphasen zählt nicht Perfektion, sondern Seriosität und Konsistenz. Eine einfache, aber durchdachte Website kann so zum wirkungsvollen Kern jeder initialen unternehmerischen Kommunikation werden, gerade dann, wenn andere Kanäle noch nicht etabliert sind.

Was manchen wie die größte Hürde erscheint, ist heutzutage schnell umgesetzt: Mithilfe sogenannter Website-Builder oder Homepage-Baukästen lässt sich eine eigene Website ohne Programmierkenntnisse direkt im Browser erstellen. Man wählt aus vorgefertigten Layouts, ergänzt Texte und Bilder, passt Farben oder Schriften an und kann die fertige Seite anschließend per Klick veröffentlichen.

Einige Anbieter haben ihre Baukästen inzwischen um hilfreiche KI-Funktionalitäten erweitert, die das Vorhaben sogar noch einfacher machen: Anhand ein paar eingegebener Stichworte entsteht etwa der durchdesignte Grundentwurf einer Unternehmens-Website, den man mit wenigen Handgriffen verfeinern und online stellen kann. Der gesamte Prozess ist intuitiv und dauert, je nach Inhalt, nicht viel mehr als eine Stunde.

Sichtbar ab Tag 1: So wirst du gefunden

Die technische Infrastruktur ist schon einmal die halbe Miete. Sichtbarkeit entsteht aber erst durch Auffindbarkeit. Das bedeutet: Die neue Website sollte so schnell wie möglich bei Suchmaschinen registriert und mit einem Google Business-Profil verknüpft werden. Bei lokal arbeitenden Unternehmen ist dies der Schlüssel zur regionalen Auffindbarkeit. Auch klassische Online-Verzeichnisse und Branchenportale helfen beim digitalen Fußabdruck.

Ideal ist es, wenn der gewählte Website-Hoster Online-Marketing-Tools für die einfache Portalverwaltung, Wettbewerbsbeobachtung oder Bewertungsmanagement gleich mitbringt.

Zur Sichtbarkeit gehört zudem auch ein professioneller E-Mail-Account, der mit der eigenen Domain verknüpft ist. Wer als Kundin oder Kunde eine Anfrage an info@max-malerbetrieb.de schreibt, erwartet etwas anderes als bei maxmaler123@gmail.com. In vielen Branchen ist dieser Unterschied ein echter Vertrauensfilter, gerade im B2B-Umfeld oder bei höherpreisigen Dienstleistungen.

Auch in Ausschreibungen oder bei Netzwerkveranstaltungen ist die professionelle Mail-Adresse ein nicht zu unterschätzender Türöffner. Die meisten Hosting-Anbieter ermöglichen ganz unkompliziert parallel zum Website-Setup auch direkt die Einrichtung eines dazugehörigen E-Mail-Postfachs.

Weniger Tools, mehr Wirkung: Der MVP-Ansatz

Dass Gründung heute an einem Nachmittag möglich ist, liegt nicht nur an technischen Fortschritten, sondern auch an einem veränderten Mindset. Der sogenannte MVP-Ansatz, also der Start mit einem „Minimum Viable Product“, hat sich längst auf digitale Gründungsprozesse übertragen. Eine einfache Website mit klarer Positionierung und Kontaktoption genügt oft, um erste Gespräche, Testverkäufe oder Kooperationen zu initiieren.

Die Kunst liegt also nicht im Ausprobieren möglichst vieler digitaler Helfer für Sonderthemen, sondern in der Auswahl weniger, funktionaler Lösungen, die nahtlos zusammenspielen, wenn es um den Online-Auftritt geht. Im Idealfall stammen Domain, Website, E-Mail und eventuell erste Marketingmaßnahmen aus einem Ökosystem. Das spart Zeit, verringert den Supportbedarf und sorgt dafür, dass auch ohne IT-Abteilung im Hintergrund alles technisch reibungslos funktioniert.

Fazit: Schnell starten war nie einfacher

Der Einstieg ins Unternehmertum ist heute so zugänglich wie nie. Binnen eines Nachmittags lässt sich eine Geschäftsidee digital sichtbar machen. Dafür braucht es kein großes Budget oder technisches Know-how, sondern einen klaren Plan, realistische Erwartungen und einen halben Tag Zeit.

Bild @ STRATO

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Bioökonomie Startups – grüne Innovation aus dem Labor

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Bioökonomie Startups: Grüne Innovation und nachhaltige Biotechnologie Image by andreas_baetz from Pixabay

Die Zukunft der Wirtschaft wächst nicht nur digital, sondern biologisch. Während Technologieunternehmen Algorithmen optimieren, erschaffen junge Biotech-Firmen Materialien, Energie und Produkte aus nachwachsenden Ressourcen. Bioökonomie Startups, grüne Innovation und nachhaltige Biotechnologie sind die neuen Treiber einer Wirtschaft, die Natur und Fortschritt intelligent verbindet.

Bioökonomie Startups – wenn Natur zur Ressource der Zukunft wird

Die Bioökonomie beschreibt ein Wirtschaftssystem, das biologische Ressourcen – also Pflanzen, Mikroorganismen oder Abfälle – nutzt, um neue, nachhaltige Produkte zu entwickeln. Bioökonomie Startups spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie verwandeln wissenschaftliche Forschung in marktfähige Innovationen.

Ob Bioplastik aus Algen, Leder aus Pilzen oder Energie aus Abfällen – die Ideen sind so vielfältig wie revolutionär. Startups wie das Berliner Unternehmen Made of Air stellen biobasierte Materialien her, die CO₂ speichern statt freisetzen. Das österreichische Startup Lignovations nutzt Holzbestandteile, um natürliche UV-Filter für Kosmetikprodukte zu entwickeln.

Diese Beispiele zeigen: Biologische Prozesse werden zum Werkzeug, um Klimaschutz und Wirtschaftswachstum zu vereinen.

Grüne Innovation – Nachhaltigkeit trifft Hightech

Grüne Innovation bedeutet, ökologische Verantwortung und wirtschaftliche Effizienz zusammenzudenken. Für viele junge Gründer:innen ist sie längst kein Trend, sondern Leitbild.

Bioökonomische Innovationen entstehen an der Schnittstelle von Naturwissenschaft, Technologie und Unternehmertum. Startups arbeiten an Enzymen, die Textilien reinigen, ohne Wasser zu verschwenden, oder an Mikroorganismen, die CO₂ in wertvolle Rohstoffe umwandeln.

Diese grünen Innovationen zeigen, dass Hightech nicht im Gegensatz zur Natur steht – sondern durch sie inspiriert wird. Die neue Gründergeneration beweist, dass nachhaltige Lösungen kein Kompromiss, sondern der nächste logische Schritt der industriellen Evolution sind.

Nachhaltige Biotechnologie – Fortschritt aus der Petrischale

Nachhaltige Biotechnologie ist das Fundament der Bioökonomie. Sie ermöglicht, natürliche Prozesse gezielt zu nutzen oder nachzubilden. Statt fossiler Rohstoffe nutzt sie das, was wächst – und schafft daraus Produkte, die Umwelt und Klima schonen.

In der Landwirtschaft entwickeln Biotech-Startups Mikroorganismen, die Pflanzen stärken, anstatt Chemikalien einzusetzen. In der Modeindustrie entstehen biobasierte Textilfasern, die sich vollständig recyceln lassen. Und in der Chemie ersetzt nachhaltige Biotechnologie synthetische Verfahren durch biologische Alternativen.

Ein Beispiel: Das finnische Startup Solar Foods produziert ein Proteinpulver aus CO₂ und erneuerbarer Energie – ein Lebensmittel, das buchstäblich aus Luft entsteht. Solche Innovationen zeigen das Potenzial einer neuen industriellen Revolution.

Bioökonomie als Wirtschaftsfaktor

Die Bioökonomie Startups sind längst mehr als eine ökologische Nische. Laut der Europäischen Kommission arbeiten in der Bioökonomie bereits über 17 Millionen Menschen. Sie erwirtschaftet rund 2,4 Billionen Euro jährlich – Tendenz steigend.

Für viele Länder wird sie zu einem strategischen Wirtschaftszweig. Deutschland, Österreich und Skandinavien fördern gezielt biobasierte Innovationen, um sich unabhängiger von fossilen Ressourcen zu machen.

Das Spannende: Bioökonomie bedeutet nicht nur Umweltschutz, sondern auch ökonomische Stabilität. Biobasierte Rohstoffe sind erneuerbar, regional verfügbar und schaffen neue Wertschöpfungsketten – von der Forschung bis zur Produktion.

Grüne Innovation braucht Mut und Kapital

So viel Potenzial, so viele Herausforderungen: Bioökonomie Startups haben oft lange Entwicklungszyklen und benötigen spezielle Laborausstattung – das erfordert Kapital und Geduld.

Impact-Investoren und öffentliche Förderprogramme spielen hier eine entscheidende Rolle. Sie unterstützen Projekte, die ökologischen Nutzen mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit verbinden. Immer mehr Fonds erkennen das Potenzial dieser Branche und investieren gezielt in nachhaltige Biotechnologie.

Doch nicht nur Geld ist wichtig – auch Kommunikation. Gründer:innen müssen komplexe wissenschaftliche Konzepte so erklären, dass Investor:innen, Medien und Konsument:innen sie verstehen.

Die neue Generation nachhaltiger Pioniere

Die Gründer:innen hinter den Bioökonomie Startups sind Biolog:innen, Chemiker:innen und Ingenieur:innen – aber auch Visionäre, die Wirtschaft neu denken. Sie wollen keine Produkte verkaufen, sondern Prozesse verändern.

Ihr Ziel: Eine regenerative Wirtschaft, in der Ressourcen wiederkehren, statt zu verschwinden. In dieser Denkschule zählt nicht nur, was produziert wird, sondern auch, was zurückgegeben wird.

Diese Startups zeigen, dass die Zukunft nicht digital oder biologisch ist – sie ist beides.

Fazit

Bioökonomie Startups, grüne Innovation und nachhaltige Biotechnologie bilden das Fundament einer neuen, regenerativen Wirtschaft. Sie beweisen, dass Umweltschutz, Forschung und Profit sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig verstärken.

Die Wirtschaft der Zukunft wächst im Labor – und sie wächst nachhaltig. Wer heute in Bioökonomie investiert, gestaltet nicht nur Märkte, sondern Lebensgrundlagen.

Bild Image by andreas_baetz from Pixabay

Warum verändert der Zugang zu neuen Investments gerade so viel für Privatanleger?

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NAO Investments Private Equity für Privatanleger Robin Bilder NAO @ Izzy Dempsey Photo

NAO ermöglicht Privatanlegern einfachen Zugang zu alternativen Anlageklassen und öffnet damit Investmentchancen, die bisher fast ausschließlich institutionellen Investoren vorbehalten waren

Wie würden Sie NAO einem privaten Anleger erklären, der bisher nur in klassische Anlageformen wie ETFs investiert hat?

NAO ist der erste mobile Broker für Private und Alternative Investments – also Anlageklassen abseits der Börse. Stell Dir vor, Du könntest genauso einfach in Private Equity, Venture Capital oder Infrastrukturprojekte investieren wie in einen ETF, mit drei Klicks und ab 1 Euro. Genau das ermöglichen wir. Unser Co-Investment-Ansatz bringt Anlageklassen, die institutionellen Investoren über Jahrzehnte Überrenditen beschert und die Portfolios besser diversifiziert haben, auf das Smartphone von Privatanlegern.

Was war der entscheidende Impuls zur Gründung von NAO – und wie haben Sie drei Gründer zusammengefunden?

Der Impuls entstand aus einem krassen Kontrast, den ich über Jahre erlebt habe. Ich habe dual bei der Hypovereinsbank studiert und bin dann in ein Midcap-Team eingestiegen, wo ich Mittelständler mit bis zu einer Milliarde Umsatz in Süddeutschland betreut habe. Mein Fokus lag auf komplexen Finanzierungen, wie Firmenkäufe. Einer meiner Kunden verkaufte seine Firma an einen Private-Equity-Fonds und suchte jemanden, der mit ihm in Berlin ein Family Office aufbaut. So kam ich 2020 zur ZEITGEIST GROUP, mit der ich auch später Zeitgeist X Ventures, einen Frühphasen-VC, aufgebaut habe.

Dort habe ich beide Seiten gesehen: Im Family Office hatte ich Zugang zu den besten Private-Market-Deals – Infrastruktur, Private Equity, Venture Capital. Im VC habe ich in Fintechs wie Bling oder UnitPlus investiert, die versuchen, die Geldanlage von Grund auf zu verändern. Dabei wurde mir klar: 99 Prozent der Menschen werden von Vermögensverwaltern und Privatbanken ignoriert, weil ihr Vermögen nicht ausreicht und weil es noch so viel Optimierungspotenziale bei der Geldanlage gibt. Das schien mir nicht fair, da institutionelle Anleger einfachen Zugang zu extrem spannenden Anlagen haben und stark auf Private Market Investments setzen.

Diese strukturelle Ungerechtigkeit wollte ich aufbrechen. Mit Amel Hasanovic habe ich jemanden gefunden, der diese Mission genauso brennend verfolgt. Ich habe NAO 2022 gegründet und er komplettierte das Team Anfang 2023 und löst damit Philipp Novakowski als Interims CTO ab, um genau das möglich zu machen: institutionellen Zugang für alle – ab 1 Euro, komplett digital per App.

Ihr Ziel ist es, den Zugang zu alternativen Anlageklassen zu demokratisieren. Wie setzen Sie diese Vision konkret um?

Demokratisierung bedeutet für uns drei Dinge: Erstens haben wir die Kapitalhürde radikal von bisher typischerweise 200.000 Euro auf 1 Euro gesenkt. Zweitens eliminieren wir die Komplexitätsbarriere durch unsere mobile App. Drittens, und das ist entscheidend, arbeiten wir nur mit Top-Tier-Managern wie Goldman Sachs Asset Management oder Partners Group zusammen. Dadurch bekommen wir Investmentqualität und Konditionen, die normalerweise nur Family Offices bekommen.

Viele Privatanleger scheuen sich vor Investments in Private Equity oder Infrastruktur. Wie nehmen Sie diesen Anlegern die Hemmschwelle?

Die Hemmschwelle ist berechtigt, denn diese Assetklassen sind komplex. Unser Ansatz ist Bildung durch Handeln: Anleger:innen können mit 1 Euro einsteigen und lernen, wie Private Debt, Private Equity und Infrastruktur funktionieren, ohne Angst vor Verlusten zu haben, die wehtun oder existenzbedrohend sind. Darüber hinaus setzen wir auch stark auf Bildungsinhalte und Edukation über diverse Kanäle: nicht nur mit einem Blog, sondern mit persönlichen Gesprächen, einem Podcast oder physischen Events. Außerdem kuratieren wir streng. Nicht jeder Fonds kommt auf die Plattform, sondern nur solche, hinter denen wir auch selbst stehen. Diese Qualitätssicherung schafft Vertrauen. Ich bin beispielsweise in jeden Fonds, den wir auf NAO anbieten, investiert.

Welche Rolle spielt Technologie bei NAO, um komplexe Anlagemöglichkeiten einfach und transparent zu gestalten?

Technologie ist unser Hebel, um etwas zu skalieren, was früher nur mit viel manuellem Aufwand zugänglich war. Wir automatisieren Due-Diligence-Prozesse, Risikobewertungen, Reporting und Tradingprozesse. Im Hintergrund laufen komplexe Schnittstellen zu Depotbanken, Fondsadministratoren und KYC-Systemen. Vorne sieht der/die Nutzer:in nur eine klare Oberfläche: Chance, Risiko, Laufzeit – investieren. Diese Abstraktion ist unsere technologische Kernleistung.

Was unterscheidet NAO von anderen digitalen Investmentplattformen, die ebenfalls in alternative Assets investieren lassen?

NAO steht für kompromisslose Qualität. Nur einer von sieben geprüften Fonds schafft es auf unsere Plattform. Wir arbeiten ausschließlich mit herausragenden Asset-Managern zusammen und bieten nur Fonds an, von denen wir selbst vollkommen überzeugt sind. Dazu kommt der Zugang zu vielfältigen Strategien von Private Equity und Venture Capital über Infrastruktur bis hin zu Private Debt oder Hedgefonds. Bei NAO gibt es all das vorkuratiert ab 1 Euro. Ein weiterer Punkt ist unser persönlicher Service. Wenn unsere Nutzer:innen Fragen haben, bekommen sie werktags innerhalb von 15 Minuten eine Antwort per Chat oder Telefon. Diese Kombination aus institutioneller Qualität, Investmentchancen über alle alternativen Anlageklassen hinweg und echtem Service macht uns einzigartig am Markt.

Welche regulatorischen oder finanziellen Hürden mussten Sie bisher überwinden, um Ihr Angebot auf den Markt zu bringen?

Die größte Herausforderung war das Spannungsfeld zwischen Anlegerschutz und Zugänglichkeit. Alternative Investments sind per Definition weniger liquide und komplexer. Die BaFin stellt hohe Anforderungen an Aufklärung und Prozesse. Und das zu Recht. Wir mussten Strukturen entwickeln, die regulatorisch sauber sind, aber trotzdem Kleinstbeträge ermöglichen. Die Zusammenarbeit mit der Baader Bank als Depotbank und eine sorgfältige Produktstrukturierung waren entscheidend. Da durch Co-Investments die Mindestinvestitionen bei den Fonds selbst nicht wegfallen, sondern nur auf viele Schultern verteilt werden, mussten wir finanziell in den ersten Stunden unserer Aktivität erst mal ausreichend Kapital einsammeln und selbst recht viel investieren. In der Zwischenzeit stellt das aufgrund unseres Wachstums trotz vieler verschiedener Investment-Strategien bei NAO keine Herausforderung mehr dar.

Wie reagieren Banken und traditionelle Finanzinstitute auf Ihr Modell, das den Markt für Privatanleger öffnet?

Positiv! Viele Asset Manager saßen auf hervorragenden Private-Market-Produkten, hatten aber keine Vertriebswege zu Kleinanleger:innen. Privatbanken bedienen in ihren Wealth Management Einheiten meist ab 5.000.000 Euro aufwärts, darunter war ein weißer Fleck beim Private Market Vertrieb. Wir erschließen diesen Markt. Für Banken wie UBS sind wir der Distributionspartner, der eine neue Zielgruppe mit bestehenden Produkten erreicht. Das ist eine Win-win-Situation. Natürlich gibt es auch Skepsis bei manchen traditionellen Playern, aber die Innovation setzt sich durch.

Welche Zielgruppe spricht NAO besonders an – und wie haben sich die Erwartungen dieser Kundengruppe seit dem Start verändert?

Anfangs waren es vor allem Finanz-Nerds, Profis und Early Adopters, die Private Equity schon kannten und Zugang gesucht haben. Heute sehen wir eine Verschiebung: Viele Nutzer:innen kommen neu zu Alternative Investments, weil sie nach Diversifikation jenseits des klassischen 60/40-Portfolios suchen. Sie wollen verstehen, wie professionelle Investoren investieren. Das verändert auch unsere Kommunikation – von „hier ist Dein Access“ zu „hier lernst Du, wie institutionelle Allokation funktioniert“.

Wohin soll sich NAO in den nächsten Jahren entwickeln. Gibt es Pläne, das Angebot oder die Märkte zu erweitern?

Unser Ziel ist klar: NAO soll in Europa zum Synonym für Private-Market-Investments werden. Geografisch expandieren wir schrittweise. Nach unserem Launch in Deutschland in 2023 sind wir mittlerweile auch in Österreich und den Niederlanden aktiv. Weitere Märkte werden folgen.

Wie definieren Sie Erfolg – in einem Umfeld, das stark von Vertrauen und Transparenz geprägt ist?

Erfolg messen wir letztlich an der Zufriedenheit unserer Kund:innen. Metriken wie Nutzerzahlen sind schön – wir haben mittlerweile einen fünfstelligen Kundenstamm – aber entscheidend ist: Bauen Menschen durch NAO wirklich nachhaltig Vermögen auf? Die zweifache Auszeichnung mit dem FinTech Germany Award zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber ich messe Erfolg daran, ob jemand in zehn Jahren sagt: „NAO hat mir Zugang zu spannenden Renditechancen gegeben und mein Portfolio stabiler gemacht.“

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die ein FinTech im Investmentbereich aufbauen möchten?

Erstens: Unterschätze nie die Regulierung. Sie ist nicht Dein Feind, sondern schafft einen sicheren Rahmen, aber sie wird Dich verlangsamen. Plane sie von Tag eins ein und such Dir früh echte Experten. Zweitens: Im Finanzbereich gewinnt man nicht unbedingt durch die beste Technologie, sondern durch Vertrauen. Transparenz, keine Abkürzungen, kein Marketing-Bullshit. Drittens: Partnerschaften sind alles. Du kannst nicht alleine gegen etablierte Player antreten. Such Dir Verbündete, die Deine Vision teilen, die Glaubwürdigkeit haben, die Dir als Startup fehlt. Und ja: Das dauert. Viel auch länger als erwartet, aber es lohnt sich.

Bild Robin Binder © Izzy Dempsey Photo

Wir bedanken uns bei den Robin Binder für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Wie gelingt ein Technologiesprung, den viele für unmöglich hielten?

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eleQtron MAGIC-Technologie und Quantencomputing eleQtron CEO Jan Leisse (c) sichtplan

eleQtron entwickelt Quantencomputer auf Basis der MAGIC-Technologie und macht damit leistungsfähiges, skalierbares Quantencomputing bereits heute für Forschung und Industrie nutzbar

Was war der erste Moment, in dem Ihnen klar wurde: Wir haben mit eleQtron eine echte Chance, Quantencomputing marktfähig zu machen?

Der Moment kam ziemlich schnell nach meinem ersten Gespräch mit Christof und Michael. Was sie mir damals erzählten – dass sie an der Uni Siegen an der weltweit einzigartigen MAGIC-Technologie forschen – klang zuerst total verrückt. Aber gleichzeitig war da dieses klare Gefühl: Wenn das funktioniert, dann kann es richtig groß werden. Als wir dann den ersten Industrieauftrag gewonnen haben, war klar – wir haben hier nicht nur gute Forschung, sondern eine echte Chance, Quantencomputing aus dem Labor in die Industrie zu bringen.

Viele sprechen über Quantencomputer als Zukunftstechnologie. Was macht Ihre Lösung mit der MAGIC-Technologie im Hier und Jetzt bereits real nutzbar?

Wir haben das große Glück – und das große Ziel – mit unserer MAGIC-Technologie etwas anbieten zu können, das heute schon funktioniert. Unsere Qubits werden mit Mikrowellen gesteuert, nicht mit Lasern. Das macht unsere Systeme deutlich besser skalierbar. Unserer Maschinen stehen schon heute beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und im Forschungszentrum Jülich. Quanten Computing made in Germany ist als schon längst Realität.

Warum setzen Sie bei eleQtron auf Mikrowellen statt Laser – und welchen Unterschied macht das konkret in Leistung und Skalierbarkeit?

Systeme, die auf Lasersteuerung von Qubits basieren, sind sehr präzise. Die benötigten Laser allerdings sind extrem teuer, komplex und fehleranfällig. Mikrowellen hingegen sind eine vergleichsweise günstige Technologie, lassen sich besser kontrollieren, sie sind robuster und technisch ausgereift. Genau das nutzen wir bei unserer MAGIC-Technologie. Unsere Qubits lassen sich so genau steuern und die Systeme sind besser skalierbarer. Und genau darum geht es: Wer mit Quantencomputern die großen Probleme der Menschheit lösen will, muss groß denken – und skalierbar bauen.

eleQtron ist eines der ersten deutschen Unternehmen, das funktionierende Quantencomputer verkauft hat. Was war nötig, um diesen Meilenstein zu erreichen?

In erster Linie: Vertrauen in die eigene Vision und ein extrem starkes Team. Wir haben unsere Wurzeln in der Spitzenforschung, der erste Quantencomputer Deutschlands wurde bereits 2012 bei uns an der Uni in Siegen gebaut. Die wissenschaftliche Grundlage ist also hervorragend. Um ein funktionierendes Unternehmen aufzubauen, war es aber entscheidend, Partner zu finden, die bereit sind, mit uns diesen Weg zu gehen. Und natürlich braucht es Förderer und Investoren, die verstehen, dass DeepTech nicht in Quartalszahlen tickt, sondern in Durchbrüchen.

Wie erklären Sie jemandem außerhalb der Tech-Welt, was in einem Quantencomputer wirklich passiert?

Ein klassischer Computer rechnet Schritt für Schritt – wie ein sehr schneller Buchhalter. Ein Quantencomputer ist eher ein Orchester: Er spielt alle Möglichkeiten gleichzeitig durch und findet die beste Lösung. Dadurch kann er Probleme lösen, an denen klassische Rechner scheitern – etwa in der Materialentwicklung oder Medikamentenforschung. Das klingt abstrakt, aber es wird in den nächsten Jahren ganz konkrete Auswirkungen auf unser Leben haben.

In nur fünf Jahren sind Sie vom Laborgerät zum 24/7-System gekommen – was war der Schlüssel zu dieser Geschwindigkeit?

Ehrlich gesagt: unser Team. Wir haben früh auf Vielfalt gesetzt – fachlich und menschlich. Unser Team besteht aus internationalen Expertinnen und Experten aus Physik, Engineering, Software und Business. Diese Kombination macht uns schnell und kreativ in der Lösung von Herausforderungen. Dazu kommt unsere klare Vision: Wir wollen nicht irgendwann marktreif sein – wir wollen jetzt echte Lösungen liefern. Und daran arbeiten wir jeden Tag.

Welche Rolle spielen Ihre Partner wie das DLR oder das Forschungszentrum Jülich bei der Weiterentwicklung von eleQtron?

Unsere Kunden wie das DLR und das Forschungszentrum Jülich spielen natürlich eine bedeutende Rolle. Jülich etwa bringt die Verbindung zu Höchstleistungsrechnern und industriellen Anwendungen. Mit dem Projekt EPIQ zeigen wir, wie ein hybrides Quanten-/Supercomputer-System aus Deutschland Realität wird. Das DLR als öffentlicher Auftraggeber hat auch echte Signalwirkung. Das schafft Vertrauen und öffnet Türen zu neuen Märkten.

Wie bewerten Sie die europäische Position im globalen Wettlauf um Quantencomputing? Braucht Europa eine eigene strategische Tech-Souveränität?

Unbedingt. Wir haben alles, was es braucht: weltweit führende Universitäten, exzellente Forschung, starke Industrie, und eine Politik, die an Fortschritt glaubt – aber wir investieren oft zu zögerlich. Wenn die USA oder China vorlegen, sollten wir nicht nur applaudieren, sondern mit eigener Stärke dagegenhalten. Wir brauchen in Europa mehr Mut, mehr Kapital und mehr strategischen Fokus. Sonst riskieren wir, dass Quantencomputing – trotz bester Voraussetzungen – an uns vorbeizieht.

IBM, Google, Microsoft – die Giganten investieren Milliarden. Was braucht es, um als deutsches DeepTech-Startup in diesem Umfeld zu bestehen?

Wir haben nicht dieselben Budgets – aber wir haben die bessere Technologie. Und die Geschwindigkeit, die ein Startup mit klarem Fokus entwickeln kann, ist nicht zu unterschätzen. Was uns hilft? Mutige Investoren, starke Partner – und ein politisches Umfeld, das DeepTech versteht. In der Quantentechnologie geht es nicht um inkrementelle Verbesserung. Es geht um echte Durchbrüche – und dafür braucht es Rahmenbedingungen, die das zulassen.

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach an, damit DeepTech aus Deutschland auch über fünf oder zehn Jahre hinaus erfolgreich bleibt?

Wir brauchen mehr Menschen, die an Zukunft glauben – in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. DeepTech funktioniert nicht nach dem Prinzip „Copy-Paste aus den USA“. Wir müssen unsere eigene Stärke ausspielen – in Engineering, in Systemdenken, in Technologie made in Germany. Aber dafür braucht es auch Kapital, Geduld und eine politische Agenda, die Zukunftstechnologie nicht nur fördert, sondern ermöglicht.

Wie wichtig war die jüngste Förderung durch den European Innovation Council für Ihre weitere Skalierung?

Das EIC-Programm war extrem kompetitiv – umso größer war die Bestätigung, dass unsere integrierte On-Chip-Ionenfalle überzeugt hat. Diese Förderung, bestehend aus einem 2,5 Mio. € Grant und einem Equity-Anteil von 10 Mio. €, wird uns ein neues Level ermöglichen – sowohl technologisch als auch international. Generell können wir mit solchen Förderungen unsere Roadmap beschleunigen und gleichzeitig das Vertrauen privater Investoren stärken.

Was sind die nächsten großen Schritte für eleQtron – technologisch, wirtschaftlich und vielleicht auch politisch?

Technologisch geht es um den Ausbau der MAGIC Plattform, also mehr Qubits, bessere Performance, mehr Anwendungen. Wirtschaftlich wollen wir weitere Systeme in die Industrie bringen – mit starken Partnern an unserer Seite. Und politisch? Da wünsche ich mir, dass wir in Deutschland und Europa schneller dabei werden, unsere technologische Souveränität aktiv voranzutreiben – Startups wie eleQtron kämpfen dafür an vorderster Front.

Welchen Rat geben Sie Gründern, die in hochkomplexen, forschungsnahen Feldern wie Quantencomputing unternehmerisch durchstarten wollen?

Sucht euch ein Team, das euch ergänzt – nicht spiegelt. Geht raus mit euren Ideen, testet sie. Und bleibt beharrlich. Forschung ist der Anfang – Unternehmertum macht daraus Wirkung. Und wenn euch Leute sagen: „Das klingt zu verrückt“ – dann seid ihr wahrscheinlich auf dem richtigen Weg.

Bild: eleQtron CEO Jan Leisse (c) sichtplan

Wir bedanken uns bei den Jan Leisse für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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