Samstag, April 20, 2024
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Traut Euch den Sprung ins kalte Wasser!

Re-Athlete Sportswear aus recycelten Fischernetzen

Stellen Sie sich und das Startup Re-Athlete kurz unseren Lesern vor!
Unter der Marke „Re-Athlete“ vertreiben wir nachhaltige Sportswear, die aus recycelten Fischernetzen und weiteren Plastikkomponenten aus den Weltmeeren und der Industrie hergestellt wird. Alle Näharbeiten finden in Deutschland statt. Somit findet man bei uns ökologische und faire Activewear für Einzelsportler, Vereine und Firmen.

Hinter dem Start-up stecken die beiden Gründer Alina Hische (25) und Johannes Skowron (24) aus Braunschweig. Alina studiert Psychologie und näht und designt schon fast ihr ganzes Leben lang, Johannes studierte erst Sportmanagement und absolviert jetzt seinen MBA mit dem Schwerpunkt „Strategic Management“.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Wir waren beide immer offen für diese Option. Zum einen fanden wir die Gründerszene mit ihren innovativen Geschäftsideen stets interessant und zum anderen schwebte uns etwas anderes vor, als der klassische 9-to-5 Job. Die ersten Erfahrungen in Form von Freiwilligendiensten und Praktika bestätigten diese Annahme. Letztendlich kam die Gründung aber nicht durch die genannten Faktoren zusammen, sondern viel mehr durch den Drang etwas in der Sport- und Textilbranche ändern zu wollen.

Die Geschäftsidee kam uns im Sommerurlaub am Atlantik, kurz nachdem Johannes seine Bachelorarbeit zum Thema „Social Entrepreneuship in der Sportbranche“ abgegeben hatte. Die Themengebiete „Sport“, „Textilien“ und „Nachhaltigkeit“ waren dauerhaft Gesprächsthema bei uns. Letztendlich haben wir unsere Interessen miteinander verbunden und in einem nachhaltigen Geschäftsmodell integriert.

Welche Vision steckt hinter Re-Athlete?
Recycled. Regional. Responsible.

Recycled:

Wir möchten für unsere Produkte ausschließlich recycelte und ökologische Materialien verwenden. Unsere Textilien bestehen aus der 100% regenerierten ECONYL-Faser, die aus Ozean- und Industriemüll hergestellt wird. Darüber hinaus bieten wir auch ökologisches Equipment für ein ganzheitliches, nachhaltiges Training an.

Regional:

Unsere Textilien werden ausnahmslos in Deutschland hergestellt. Unter anderem mithilfe von Arbeitstherapie bei der Lebenshilfe. Durch diese regionale Produktion können wir alle Herstellungvorgänge transparent gestalten, qualitative Textilien fertigen und kurze Lieferwege garantieren. Wir möchten keine Produktion in Ländern unterstützen, bei denen die Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards katastrophal sind.

Responsible:

Nicht nur unsere Materialien und die Herstellung sind nachhaltig aufgebaut, auch in unserer Unternehmensstruktur übernehmen wir Verantwortung. Wir spenden 1% jedes Verkaufs, nutzen Öko-Strom in den Geschäftsräumen, haben ethische Geldanlagen, versenden plastikfrei und klimaneutral und versuchen jeden Aspekt unseres Handelns umweltfreundlich zu gestalten.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung bestand in der Suche nach den passenden Partnern. Es gibt nur noch wenige Akteure in der Textilbranche, die hier in Deutschland fertigen. Die meisten Unternehmen lassen mittlerweile im Ausland produzieren.

Daher mussten wir uns step-by-step die richtigen Nähereien für uns Konzept suchen und das passende Recyclingmaterial finden.

Wir haben uns in der Gründungsphase über ein Crowdfunding via Indiegogo finanziert, bei dem leider nur 1.500€ zusammen kamen. Daraufhin mussten wir einige Veränderungen an unseren Produkten und Designs vornehmen und den fehlenden Betrag aus eigenen Ersparnissen stemmen. Letztendlich haben wir die letzten zwei Jahre gebootstrapped und können zum jetzigen Zeitpunkt alles aus dem Cashflow finanzieren. Gegebenenfalls suchen wir in einer späteren Wachstumsphase nochmal nach externen Finanzierungsquellen.

Wer ist die Zielgruppe von Re-Athlete?
B2C: Wir verkaufen ein festes Portfolio unserer Sportswear in unserem Online-Shop und einem Ladengeschäft in Braunschweig an den Endkonsumenten. In unserem Store kann man sich die Produkte auch individuell zusammenstellen und bedrucken lassen.

B2B: Darüber hinaus fertigen wir unsere Sportswear auch für Teams, Vereine und Firmen an, die bei ihren Sportaktivitäten und Events öffentlichkeitswirksam von unserem Nachhaltigkeitsgedanken profitieren können.

Grundsätzlich kaufen bei uns ganz viele unterschiedliche Kunden ein. Bei manchen überwiegt der Nachhaltigkeitsgedanke, andere sind nur von dem Material oder den Designs begeistert.

Unser Sortiment richtet sich aber durchaus an den bewussten Konsumenten, der die Vorteile unserer regionalen Produktion und der Lösung des Plastikproblems zu schätzen weiß.

Aus welchem Material wird die Sportswear gefertigt?
Die Sportswear wird aus dem 100% regenerierten ECONYL-Garn hergestellt, welches aus alten Fischernetzen und weiteren Nylonabfällen hergestellt wird. Diese Abfälle werden u.a. von unserem Partner, der Healthy Seas Initiative, aus den Weltmeeren geborgen und anschließend in den Recyclingprozess in Slowenien und Italien gegeben. Von dort erhalten wir die Meterware, die wir anschließend nach unseren eigenen Schnitten und Designs verarbeiten.

Das finale Produkt hat des Weiteren einen Anteil von 22% Elasthan, durch welches die Textilien extrem elastisch, passgenau und formbeständig sind.

Warum gerade Fischernetze?
Mit unserer Sportswear möchten wir den Tier- und Umweltschutz unterstützen und die Ozeane von den Unmengen an Plastikmüll und Geisternetzen befreien, die für Jahrhunderte umhertreiben und eine tödliche Falle für viele Meeresbewohner darstellen. Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Ozeanen, alleine in den europäischen Meeren davon 1.250 Kilometern an Geisternetzen. Diese Überreste kosten Millionen von Meeressäugern und -vögeln das Leben, die sich in dem Abfall verfangen oder diesen für Nahrung halten und daran verenden. Daher haben wir uns speziell für dieses Recyclingmaterial entschieden.

Wie ist das Feedback?
Das Feedback ist wirklich klasse! In den letzten zwei Jahren konnten wir von einer hervorragenden Mund-zu-Mund-Propaganda profitieren. Viele Kunden kaufen gleich mehrmals bei uns und empfehlen uns weiter. Es tragen auch schon einige namhafte Sportler und Organisationen unsere nachhaltige Activewear. Es freut uns riesig zu sehen, dass es so viele Menschen gibt, die gemeinsam mit uns etwas ändern möchten.

Wir sind der festen Auffassung, dass Nachhaltigkeit auch im Sport keine Nische bleiben muss.

Re-Athlete, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir möchten in den nächsten Jahren ein bekannter Ansprechpartner in der (Sport-)Branche sein, wenn es um nachhaltige und faire Textilien geht. Wir möchten unsere eigene Produktion ausbauen, mehr Sportler und Organisationen erreichen und natürlich weiterhin wachsen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Prüft Eure Geschäftsidee auf Herz und Nieren und holt euch vor der Umsetzung ehrliches Feedback ab. Behaltet die Idee nicht zu lange für euch, die Ausarbeitung eines finalen Konzepts ist ein fortlaufender Prozess.

2. Gründet mit der/den richtigen Person/en. Auch im Familien- und Freundeskreis kann es bei der Existenzgründung zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Im Bestfall ergänzen sich die Kompetenzen der Teammitglieder.

3. Traut Euch den Sprung ins kalte Wasser. Haltet durch – es kommen bei einem Start-up immer wieder Höhen und Tiefen. Man muss hartnäckig bleiben und sich auf das Ungewisse einlassen können.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Alina Hische und Johannes Skowron für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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