Sonntag, Oktober 13, 2024
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Wie lässt sich echte Transparenz in globalen Lieferketten erreichen?

Traceparency bietet Unternehmen eine Plattform, um ihre Lieferketten transparent und nachvollziehbar darzustellen, sodass Kunden und Partner die Herkunft und den Weg von Produkten in Echtzeit verfolgen können

Wie entstand die Idee zu Traceparency, und welche Personen stehen hinter dem Unternehmen?

Den Impuls gab EcoFinia: Der Bochumer Schokoladenhersteller wollte die Lieferkette seiner Bio-Schokoladenmarke iChoc noch transparenter darstellen. Der lange Weg des Kakaos sollte sichtbar werden, so dass Endkonsumenten ihn jederzeit per QR-Code auf der Schokoladenverpackung verfolgen können. Mit meinen Co-Gründern René Arrieta und Jonas Wedel habe ich das Tool dafür entwickelt, in enger Zusammenarbeit mit unserem Ideengeber und Adviser Gerrit Wiezoreck, dem Geschäftsführer von EcoFinia.

Als ehemaliger Leiter Daten- & KI-Strategie und Transformation bei E.ON Digital Technologies brachte Gerrit viel Erfahrung im Bereich Digitalisierung mit. Aber das Verknüpfen der Daten aus dem Herkunftsland mit der Produktion in der Schokoladenfabrik in Herford war eine große Herausforderung – und die Geburtsstunde von Traceparency.

Was ist die langfristige Vision von Traceparency und welche konkreten Schritte unternehmt Ihr, um diese zu erreichen?

Wir möchten mit Traceparency eine Plattform für all jene Unternehmen schaffen, die Kunden oder Geschäftspartnern ihre Lieferketten transparent offenlegen möchten. Unser nächstes Ziel ist es, eine makellose Integration für diverse Schnittstellen zu schaffen. Außerdem arbeiten wir an weiteren optimalen Visualisierungen, die das Interagieren mit unserer Plattform noch einfacher machen.

Wer gehört zur Zielgruppe von Traceparency, und wie stellt ihr sicher, dass ihre Bedürfnisse optimal erfüllt werden?

Für Unternehmen wird es immer wichtiger, ihren Impact nachzuweisen – nicht zuletzt durch stetig steigende gesetzliche Anforderungen an die Kontrolle von Lieferketten. Aber auch der Anspruch der Konsumentinnen und Konsumenten wächst: Immer mehr Menschen legen Wert auf fair und transparent produzierte Produkte. Unternehmen, die diesem Anspruch gerecht werden wollen und kein Greenwashing betreiben, gehören für uns zur Zielgruppe – unabhängig von der Branche. Mit EcoFinia haben wir zwar einen Kunden aus der Lebensmittelindustrie, aber natürlich lässt sich unser Tool auch für andere Industriezweige nutzen. 

Welche besonderen Herausforderungen begegnet ihr in der Schokoladenbranche, und wie geht ihr als Startup mit diesen Hürden um?

Die Bereitschaft zur Transparenz ist groß, aber die fehlenden Lieferketten-Daten der Inhaltsstoffe sind ein großes Problem. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir mit EcoFinia und dessen Zulieferer Pronatec Partner haben, die großen Ehrgeiz zeigen, diese Daten zu erheben. Normalerweise werden die Kakaobohnen mehrerer Kooperativen vermischt und anschließend in verschiedenen Fabriken weiterverarbeitet. Selbst zu einer einzigen Kooperative gehören oft Tausende von Kakaofarmen. Bei der iChoc-Schokolade lässt sich der Kakao über die Kooperative hinaus bis zu den einzelnen Kleinbauern rückverfolgen. Wir arbeiten daran, auch mit anderen Produzenten und Lieferanten Schnittstellen zu finden, um detaillierte Lieferketten-Daten zu erhalten.

Was unterscheidet Traceparency von anderen digitalen Tracking-Plattformen, und worin liegt euer Unique Selling Point?

Unser Daten-Modell und unsere Lösung zur grafischen Veranschaulichung ermöglicht eine sehr effiziente Visualisierung von Daten und lässt sich ganz flexibel anpassen. Viele andere Tracking-Plattformen greifen dagegen auf bestehende Datenbank-Modelle oder Visualisierungslösungen zurück. Dadurch sind sie weniger flexibel und eignen sich nicht immer für die jeweiligen Anforderungen eines Unternehmens.

Wie stellt ihr die Transparenz bei den Lebensmittel-Lieferketten sicher, und warum ist das so wichtig für die Hersteller?

Wir arbeiten eng mit unseren Kunden und deren Zulieferern zusammen, um die Qualität und die Authentizität der Lieferketten-Daten zu verifizieren. Falls vorhanden, ziehen wir auch Zertifikate und Audits von seriösen Drittparteien hinzu oder erstellen selbst ein Audit. Mit diesen Daten erarbeiten wir dann mit unserem Kunden ein maßgeschneidertes Transparenz-Konzept, das auf die jeweilige Zielgruppe – B2B oder B2C – zugeschnitten ist. Dabei stellen wir uns auch der Herausforderung, mit unseren bestehenden oder individuell neu entwickelten Modulen dynamische Lieferketten optimal darzustellen.

Gibt es Pläne, das Produktsortiment von Traceparency in naher Zukunft zu erweitern oder neue Märkte zu erschließen?

Wir bei Traceparency stehen dafür, dass wir unsere Plattform kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern. Unser Anspruch ist es, die höchsten Standards für Transparenz in Lieferketten zu setzen. Mit Innovationsgeist und großem Engagement entwickeln wir immer neue Wege und Tools, um die komplexen Lieferketten einfach und verständlich nachvollziehbar zu machen – heute und in der Zukunft.

Wie seht ihr die Entwicklung des Marktes für Tracking-Software, und wie plant ihr, euch in diesem dynamischen Umfeld weiter zu positionieren?

Der Markt für Tracking-Software entwickelt sich rasant, getrieben von den steigenden Anforderungen an Transparenz, Nachhaltigkeit und Compliance in globalen Lieferketten. Wir sehen eine zunehmende Nachfrage nach intelligenten Lösungen, die nicht nur Daten sammeln, sondern diese auch in wertvolle Einblicke verwandeln. Das heißt, sie helfen der Kundschaft dabei, relevante Daten für ihre Lieferketten zu generieren. Wir setzen hier auf kontinuierliche Innovation, indem wir frühzeitig technologische Trends erkennen und in unsere Plattform integrieren. So entwickeln wir immer neue Tools, mit denen unsere Kunden komplexe Lieferketten effizient, nachvollziehbar und datengetrieben gestalten können – und gewährleisten höchste Standards in der Nachverfolgbarkeit.

In welchen Bereichen strebt Traceparency weitere technologische Innovationen an, und wie integriert ihr diese in eure Produktionsprozesse?

Aktuell arbeiten wir vor allem daran, Daten-Schnittstellen zu entwickeln und unser Grundprodukt kontinuierlich zu verbessern. Unser Fokus liegt darauf, unsere Plattform noch leistungsfähiger und benutzerfreundlicher zu gestalten, um den Anforderungen unserer Kunden optimal gerecht zu werden.

Wenn ihr anderen Gründern drei wichtige Ratschläge geben könntet, welche wären das?

Für uns ist es eine Herzenssache, dass wir das Thema Nachhaltigkeit auch in den Kern unserer eigenen Unternehmensstrategie integriert haben. Nur so können wir unsere Kunden glaubwürdig und kompetent beraten. Außerdem sind verlässliche und innovative Kooperationspartner wesentlich – ohne EcoFinia wäre der Erfolg unseres Pilotprojekts nicht möglich gewesen. Und drittens: Baut ein starkes Team, in dem Ihr Euch mit Euren Kompetenzen ideal ergänzt.

Was war bisher der größte Erfolg von Traceparency, und wie habt ihr diesen Meilenstein erreicht?

Mit EcoFinia haben wir es geschafft, den Weg des Kakaos der iChoc-Schokoladentafeln bis zum einzelnen Farmer zurückzuverfolgen. Jedes Tracking löst zudem eine automatische Spende aus, die der Community entlang der „iChoc Kakaoroute“ zu Gute kommt. Den Erfolg dieses Projekts haben wir der partnerschaftlichen Kommunikation mit EcoFinia und den Kakao-Lieferanten in der Dominikanischen Republik zu verdanken, die wir so zur Mitwirkung motivieren konnten. Das Projekt zeigt, wie man durch technologische Innovation und durch Interaktion auf Augenhöhe echte Transparenz in Lieferketten erreichen kann.

Welche langfristigen Ziele habt ihr für Traceparency, und was können wir in den nächsten Jahren von euch erwarten?

Wir wollen die führende Plattform für transparente und nachhaltige Lieferketten werden. In den nächsten Jahren werden wir unsere Technologien weiterentwickeln, um noch präzisere Tools anzubieten und die Transparenz in den Wertschöpfungsketten verschiedener Branchen zu fördern. Mit unseren innovativen Lösungen unterstützen wir Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsstandards zu verbessern und Lieferketten einfacher nachvollziehbar zu machen.

Bild: Teambild EcoFinia Weinrich Pronatec Yacao Bildcredits: EcoFinia GmbH

Wir bedanken uns bei Louis Enste für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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