Sonntag, Oktober 13, 2024
StartGründerTalkKann alkoholfreies Bier wirklich genauso gut schmecken?

Kann alkoholfreies Bier wirklich genauso gut schmecken?

zeroLabs ist ein Startup, das sich auf die Herstellung von geschmackvollem, alkoholfreiem Bier ohne Zucker spezialisiert hat.

Könnten Sie uns zeroLabs und die Personen hinter dem Unternehmen, Moritz Keller und Max Wittrock, kurz vorstellen?

Max Wittrock: Klar. Wir sind beide Start-up-Unternehmer. Moritz ist Co-Founder von Keller Sports und hat dort sehr lange Sport-E-Commerce gemacht. Ich, Max, hab meine Start-up-Karriere mit mymuesli begonnen. Letztes Jahr haben wir uns dann entschieden, gemeinsam etwas zu gründen. Herausgekommen ist zeroLabs. 

Was war die ursprüngliche Motivation, zeroLabs zu gründen, und wie kam es zu der Idee, sich auf alkoholfreies Bier zu spezialisieren?

Moritz Keller: Wir haben 2023 mit Freunden Fußball gespielt und danach saßen wir bei einem, tatsächlich alkoholfreien Bier zusammen. Wir sind auf das Thema Gründen gekommen und haben Ideen ausgetauscht. Und hatten ein Match bei alkoholfreiem Bier. Was uns im Markt fehlt als Alkoholfrei-Fans: Eine Indy-Marke, die sich ausschließlich auf alkoholfreie Biere spezialisiert, die lecker schmecken, aber auch funktional sind: Wie zum Beispiel unser erste Produkt, das Unfiltered 0.0. Das schmeckt mega, aber hat auch 0,0% Alkohol und keinen Zucker.

Wie möchten Sie alkoholfreies Bier mit zeroLabs neu definieren, und was unterscheidet Ihr Produkt von anderen alkoholfreien Bieren auf dem Markt?

Max Wittrock: Alkoholfreie Biere fristen oft ein Nischendasein. „Muss man halt anbieten” – aber meist liegt wenig Fokus drauf und der Geschmack ist auch oft sehr, na ja. Das möchten wir ändern: Besserer Geschmack, mehr Funktionalität, schönes Design. So dass man am Ende nicht das Gefühl hat, alkoholfrei sei ein Kompromiss. Sondern im Gegenteil: Das soll sich nach einem Upgrade anfühlen.

Wer gehört zu Ihrer Hauptzielgruppe, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse und Erwartungen im Hinblick auf Geschmack und Qualität erfüllt werden?

Max Wittrock: Schon bei mymuesli hat sich gezeigt: Es gibt oftmals nicht die eine Zielgruppe, sondern viele verschiedene: Sportler, Autofahrer, Menschen, die einfach nicht oder wenig trinken wollen … was aber alle gemeinsam haben: Primär muss ein alkoholfreies Bier erstmal gut schmecken. Daran haben wir lange gearbeitet. Was uns für unser erstes Produkt außerdem wichtig war: Dass es wirklich gar keinen Alkohol hat, also 0.0%, und dass es zuckerfrei ist. Denn viele alkoholfreie Biere enthalten unserer Meinung nach zu viel Zucker und in der Konsequenz auch zu viele Kalorien.

Welche besonderen Herausforderungen sind Ihnen in der Gründungsphase begegnet, insbesondere in Bezug auf Produktentwicklung und Markenaufbau, und wie haben Sie diese gemeistert?

Moritz Keller: Gründen ist immer verrückt. In einem Moment denkst du: Mega, jetzt haben wir’s. Und dann kommt alles doch wieder ganz anders. Weil dir zum Beispiel plötzlich ein Partner absagt. Das gehört dazu. Bei uns war die Produktentwicklung insofern herausfordernd, weil Änderungen in der Rezeptur ja immer mit einem neuen Brauvorgang oder Probesud, wie wir das technisch nennen, einhergehen. Du weißt also erst Wochen später, wie sich deine Änderung auswirkt. Wie meistert man das? Mit Geduld. Und indem man sich gute Partner sucht. Aber auch das dauert.

Was macht zeroLabs einzigartig im Vergleich zu anderen Anbietern, und wie trägt das außergewöhnliche Design Ihrer Flaschen zur Markenidentität bei?

Max Wittrock:Das für eine Biermarke ungewöhnliche Design ist für uns super wichtig, weil es auch mit vielen Klischees im Biermarkt bricht. Und so doof das klingt: Wir mögen es auch selbst sehr gerne. Daraus kann man als Gründer*in viel Motivation ziehen. Die braucht man auch, denn Gründen ist immer anstrengend. Aber am wichtigsten ist der Geschmack. Und natürlich sind wir nicht ganz objektiv, aber ich traue mich schon zu sagen: Man schmeckt nicht, dass es ein Bier mit 0.0% Alkohol und ohne Zucker ist. Die lange Entwicklungszeit hat sich gelohnt, denn herausgekommen ist ein sehr leckeres Bier, bei dem man nie denkt: Also mit Alkohol wär das aber geiler.

Wie gehen Sie mit dem organischen Wachstum um, auf das Sie setzen, und welche Rolle spielen Social Media und Mundpropaganda in Ihrer Marketingstrategie?

Moritz Keller: Ich glaube für uns und viele andere Start-ups sind organisches Wachstum und Word-of-Mouth entscheidend. Denn sonst tappt man schnell zu früh in eine Paid-Advertising-Falle, gibt immer mehr Geld für Neukunden aus. Und Marketing braucht es, klar. Aber ein Produkt, eine Marke muss auch intrinsisch eine gute Story erzählen, Anknüpfungspunkte bieten. Deswegen versuchen wir zum Beispiel, sehr offen unsere Geschichte und unseren Weg zu schildern. Auch um andere Gründerinnen und Gründer zu motivieren.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Kooperationen, insbesondere im Gastronomie- und Einzelhandelsbereich, sind für zeroLabs geplant?

Moritz Keller: Das machen wir Schritt für Schritt. Wir möchten auch gerne offline verfügbar sein, aber sind ein kleines Team, haben kein Millionen-Budget für unsere Markteinführung. Wir möchten langsam wachsen und werden uns geografisch erstmal auf ein paar Städte konzentrieren.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Bier nicht nur kalorienarm und zuckerfrei ist, sondern auch geschmacklich ein echtes Highlight bleibt?

Max Wittrock:Wie schon erwähnt: Das ist am wichtigsten. Denn ein kühles Bier nach einer langen Radfahrt, beim Grillen oder am Badesee muss vor allem gut schmecken. Mit unserer Partnerbrauerei und in der gesamten Entwicklungsphase lag der Fokus deswegen immer erst auf dem Geschmack. Und der ist uns gut gelungen, finde ich!

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die eine Idee im Bereich Getränke oder Genussmittel umsetzen möchten?

Moritz Keller: Da gibt es sicher andere, die mehr Erfahrung haben. Aber allgemein gesprochen: Geduld haben, es dauert immer länger, als man denkt. Unterwegs den Spaß nicht verlieren
Und darauf gefasst sein, dass es in einem Startup selten eine emotionale Baseline gibt, also eine Grundschwingung. Es ist entweder absolut super. Oder man denkt: Krass, was machen wir denn jetzt?

Gab es einen Moment oder ein Kundenfeedback, das Ihnen gezeigt hat, dass Sie mit zeroLabs auf dem richtigen Weg sind?

Max Wittrock: Ja, nach den ersten Tastings waren alle begeistert. Das war ein sehr schöner Moment. Auch als wir mit dem Brauerei-Team verkostet haben und alle wussten: Jetzt haben wir’s. Diese Momente muss man auch festhalten, denn es wartet schon die nächste Instagram-Nachricht, wo dich jemand anmotzt, weil dein Bier ein rosa Etikett hat.

Wie sehen Sie die langfristige Vision für zeroLabs, und welche Rolle möchten Sie in der alkoholfreien Bierlandschaft in Deutschland und international spielen?

Moritz Keller: Wir möchten uns einen festen Platz als Premium-Biermarke sichern. Uns geht es nicht um Weltherrschaft, sondern erstmal darum, ein profitables Unternehmen zu bauen, das richtig leckeres, alkoholfreies Bier macht. Wir sehen auch international viel Potenzial. Aber jetzt erstmal: Schritt für Schritt. 

zeroLabs Gründer Moritz Keller und Max Wittrock Bildcredits: Moritz Kind

Wir bedanken uns bei Moritz Keller und Max Wittrock für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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