Montag, Dezember 29, 2025
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Trade Republic erreicht 12,5 Milliarden Euro Bewertung

Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech Europas Anlegerkultur neu definiert

Manchmal erzählt eine Zahl mehr als jede Pressemitteilung. 12,5 Milliarden Euro zum Beispiel. So hoch wird Trade Republic nach einer neuen Secondary-Transaktion bewertet. Und plötzlich wird klar: Hier geht es längst nicht mehr um eine schicke Trading-App für Millennials – sondern um nichts Geringeres als einen tiefgreifenden Wandel der europäischen Anlegerkultur.

Die Berliner Neobank hat in einer 1,2 Milliarden Euro schweren Secondary-Runde Anteile von Frühphaseninvestoren übernommen. Angeführt wurde die Transaktion von Founders Fund, flankiert von etablierten Tech-Investoren wie Sequoia, Accel, TCV und Thrive Capital. Neu an Bord sind globale Schwergewichte wie Wellington Management, GIC, Fidelity und Khosla Ventures – ergänzt durch Lingotto Innovation sowie Aglaé, die technologieorientierte Investmentfirma der Familie Arnault.

Ein Investorenkreis, der deutlich macht: Trade Republic ist im internationalen Finanz-Ökosystem angekommen – und wird dort sehr ernst genommen.

Ein Milliarden-Deal ohne Kapitalnot

Was diese Runde besonders macht, ist weniger ihre Größe als ihr Charakter. Trade Republic braucht das Kapital nicht. Das Unternehmen ist seit drei Jahren profitabel, wächst aus eigener Kraft und finanziert sich operativ selbst. Die aktuelle Transaktion ist eine klassische Secondary-Runde: Bestehende Investoren kaufen Anteile von frühen Geldgebern.

Für Startups gilt das als Zeichen von Reife – und als stilles Qualitätssiegel. „Diese Transaktion stärkt unsere langfristige Strategie, Europas führende digitale Sparplattform aufzubauen“, heißt es aus dem Unternehmen. Übersetzt: Trade Republic denkt nicht in Finanzierungszyklen, sondern in Dekaden.

Die neuen Investoren bringen vor allem eines mit: Geduld. Genau das passt zur Mission.

Vom Trading-Spielzeug zur Sparplattform für Millionen

Als Trade Republic 2019 an den Start ging, war das Versprechen bewusst niedrigschwellig: einfacher, günstiger Zugang zum Kapitalmarkt. Kein Filialbanking, keine komplizierten Produkte, keine versteckten Gebühren. Für viele junge Menschen war die App der erste Kontakt mit Aktien oder ETFs.

Sechs Jahre später ist aus diesem Einstieg ein Massenphänomen geworden.

Mehr als 10 Millionen Menschen nutzen inzwischen Trade Republic. 70 Prozent davon investieren erstmals überhaupt. Gemeinsam verwalten sie ein Vermögen von rund 150 Milliarden Euro – eine Zahl, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Für ein europäisches Fintech ist das eine neue Größenordnung.

Christian Hecker, Mitgründer und CEO, ordnet das selbstbewusst ein:

„Wir sind 2019 mit der Mission gestartet, dabei zu helfen, Europas Rentenlücke zu schließen. Heute ist diese Mission wichtiger denn je.“

Die Rentenlücke als unterschätzter Wachstumstreiber für Trade Republic

Was lange wie ein abstraktes Zukunftsproblem klang, wird zunehmend real. Europas Rentensysteme geraten unter Druck. Immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Ruheständler aufkommen. Die Folge: sinkende Rentenniveaus, steigende Beiträge – und ein wachsender Zwang zur privaten Vorsorge.

Genau hier setzt Trade Republic an. Die Plattform senkt Einstiegshürden, erklärt Finanzprodukte verständlich und macht Investieren alltagstauglich. Für viele Nutzer ist das der entscheidende Schritt weg vom Sparbuch – hin zu langfristigem Vermögensaufbau.

„Jeden Tag beginnen Tausende Menschen in ganz Europa mit Trade Republic Vermögen aufzubauen“, sagt Hecker. In den vergangenen 18 Monaten hat sich die Kundenbasis sogar verdoppelt. Das ist kein kurzfristiger Hype, sondern Ausdruck eines strukturellen Wandels.

Wachstum mit Substanz statt verbranntem Kapital

Während viele Fintechs jahrelang auf Wachstum um jeden Preis setzten, geht Trade Republic einen anderen Weg. Das Unternehmen wächst – profitabel. Seit dem Start verzeichnet es Jahr für Jahr steigende Nutzerzahlen, ohne massive Verluste zu schreiben.

Ein wichtiger Meilenstein war die Vollbanklizenz der Europäischen Zentralbank im Jahr 2023. Sie verschaffte regulatorische Tiefe, Vertrauen und neue strategische Spielräume.

Im laufenden Jahr 2025 weitete Trade Republic seine Präsenz massiv aus: Das Angebot wurde in Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und Österreich lokalisiert. Gleichzeitig wuchs das Produktportfolio deutlich. Neben Aktien und ETFs kamen neue Anlageklassen hinzu – darunter Fixed Income, Private Markets, ein Crypto Wallet sowie ein Kinderdepot.

Die Botschaft ist klar: Trade Republic will nicht mehr nur Einstiegspunkt sein, sondern langfristige Finanzzentrale.

Warum jetzt bei Trade Republic die ganz großen Investoren einsteigen

Dass nun Investoren wie Wellington, GIC oder Fidelity zugreifen, ist kein Zufall. Diese Häuser verwalten Billionen und investieren bevorzugt in Geschäftsmodelle mit langfristigem Rückenwind. Trade Republic erfüllt genau dieses Profil: strukturelles Marktwachstum, regulatorische Tiefe, hohe Kundenbindung.

Die Bewertung von 12,5 Milliarden Euro spiegelt diese Perspektive wider. Sie basiert weniger auf kurzfristigen Kennzahlen als auf der Annahme, dass privates Investieren in Europa erst am Anfang steht.

Oder wie Hecker es formuliert:

„Der kulturelle Wandel hin zum privaten Investieren am Kapitalmarkt in Europa steht erst am Anfang – insbesondere, da Regierungen beginnen, Aktienbesitz als Teil der Altersvorsorge zu fördern.“

Mehr als ein Fintech – ein europäisches Projekt

Am Ende erzählt diese Finanzierungsrunde eine größere Geschichte. Sie handelt nicht nur von Bewertungen und Investoren, sondern von einem Kontinent im Umbruch. Von Menschen, die Verantwortung für ihre finanzielle Zukunft übernehmen müssen. Und von einem Unternehmen, das genau dafür die Infrastruktur baut.

Trade Republic ist längst mehr als ein Berliner Startup. Es ist ein europäisches Finanzprojekt – mit klarer Mission, wirtschaftlicher Reife und politischer Relevanz. Die 12,5 Milliarden Euro sind dabei weniger ein Ziel als ein Zwischenstand.

Die eigentliche Währung, die Trade Republic gerade einsammelt, ist Vertrauen. Und davon hat das Unternehmen inzwischen sehr viel.

Foto/Quelle: stock.adobe.com – Trade Republic Bank GmbH

Markus Elsässer
Markus Elsässer
Markus Elsässer ist Gründer und Herausgeber des StartupValley Magazins und unterstützt mit seiner langjährigen Erfahrung Gründer und Start-ups mit praxisnahen Strategien und innovativen Lösungsansätzen. Neben der Organisation von Start-up-Events und Investitionen in zukunftsweisende Projekte begleitet er nun mit seinem Team den Umstieg von Verbrenner auf Elektromobilität im neuen Elektroauto-Magazin eAUTO Einsteiger – sowohl redaktionell als auch auf YouTube.
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