Freitag, November 22, 2024
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Interview mit Jan Valentin, GP bei ennea capital partners über die Chancen und Herausfoderungen in der Reisebranche

Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern kurz vor

Ich bin gelernter Journalist, Marketingmann – und seit einem halben Jahrzehnt Unternehmer. Zu meinen Fachgebieten gehören Geschäftsstrategie, Marketing, Investition, Product Development und Change Management. Bevor ich mein eigenes Unternehmen aufgebaut habe, leitete ich den Bereich Global Strategy bei KAYAK und einige anderen Reiseunternehmen. Zuvor hatte ich in der Nachrichtenbranche gearbeitet, wo ich meine Karriere im Reiseteil der Süddeutschen Zeitung begann. 

Stellen Sie uns und unseren Lesern ennea capital partners kurz vor!

Mit einem Team von sieben Mitarbeitern in Berlin, London und München ist ennea capital partners eine VC & Advisory Firma. Wir beraten und investieren in Reise- und Mobilitäts-Startups in der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika). Mit einem Team von Branchenexperten haben wir uns in der VC- und / oder Mobilitäts-Startup-Welt den Ruf erarbeitet, hands-on und operative stark zu sein.

In welche Startups investiert ennea capital partners?

Wir konzentrieren uns auf Startups in der Seed Stage mit einem fertigen MVP / ersten Produkt und einem stringenten Geschäftsplan. Wir tendieren dazu, alle Geschäftsmodelle oder spezifische Geschäftsbereiche zu betrachten, während wir uns von Unternehmen fernhalten, die unserer Meinung nach nicht zu 100 Prozent in der Lage sind, das Geschäft sowohl strategisch als auch operativ wirklich zu unterstützen.

Wie sehen Sie die Situation für die Reisebranche wegen Corona?

Die Reise- und Transportbranche befindet sich in der größten Krise ihrer Geschichte. Obwohl diese langfristige Auswirkungen haben kann und sich das Reiseverhalten und die Reisemuster ändern werden, glauben wir nicht, dass die Reisebranche insgesamt in Gefahr ist: Die Zahlen der letzten zwei Jahrzehnte sprechen da eine klare Sprache: Als der 11. September Schockwellen in die ganze Welt sandte, verzeichnete die Welttourismusorganisation weltweit 588 Millionen Reisende. Neun Jahre später – nach dem Höhepunkt der Finanzkrise – reisten 818 Millionen Menschen (2010). Erneut neun Jahre später und man zählt 1,3 Milliarden Reisende im Jahr 2019. Derzeit ist es unmöglich das genaue Ende der Coronavirus-Krise vorherzusagen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass in neun Jahren mehr als 1,5 Milliarden Reisende Urlaubs- und Geschäftsreisen rund um die Welt unternehmen werden. Reisen, die ein Zehntel der Weltwirtschaft ausmachen, bleiben ein attraktives Investitionsfeld.

Wie dramatisch sieht die Situation für Reise Startups aus? Wie können Startups jetzt handeln?

In der Regel dauert es mehr als sieben Jahre, um ein erfolgreiches Startup aufzubauen. Frühphasen-Startups mit geringen Einnahmen befinden sich daher möglicherweise tatsächlich in einer guten Position. Sie werden in einem Markt mit weniger Dinosauriern eintreten, sobald die Branche wirklich anzieht.

Bis zum Ende des Jahrzehnts werden derzeit aufstrebende, disruptive Technologien und Unternehmen, die die Buchung und Bearbeitung von Reisen erleichtern, eine beschleunigte Annahme und Skalierung erfahren und für Investoren attraktiv bleiben.

Investieren Sie momentan in die Reisebranche?

Ja, wir investieren unsere ganze Zeit und etwas Geld in Reisen. Wir haben jedoch auch begonnen, unser Portfolio neu zu diversifizieren.

Wie wird sich aus ihrer Sicht die Reisebranche verändern?

Der Urlaubsmarkt ist bereits lokaler, atomisierter und insgesamt weniger technologiegetrieben als der Geschäftsreisemarkt. Dieser Sektor wird sich auch stärker erholen. Wir denken, dass Urlaubsreisen bis spätestens 2022 wieder auf das Niveau von 2019 zurückkehren werden Dies wird wahrscheinlich in Phasen geschehen. Urlaubsreisen zu Zielen, die mit dem Auto oder Zug erreicht werden können, erleben jetzt schon ein Comeback. Wir sehen das gerade bei Ferienhäusern. Bei Paketreisen wird die Erholung langsamer erfolgen. Der Geschäftsreisemarkt könnte für immer schrumpfen, da Unternehmen neue Technologien verwenden, welch die Notwendigkeit von Geschäftsreisen verringern. Dies kann sich auch auf Startups auswirken, die in diesem Feld arbeiten.

Wie können sich Startups bewerben? 

Wir treten über viele verschiedene Kanäle mit Startups in Kontakt – und umgekehrt. Und wir sprechen auf Konferenzen, wir organisieren Startup-Pitches – teilweise mit Co-Investoren. Wir bekommen auch viele Leads von anderen VCs und von Startups, mit denen wir bereits zusammenarbeiten.

Wie läuft das dann ab?

Wir versuchen immer auf jede Anfrage binnen 48 Stunden Feedback zu geben, und erklären dort, ob wir ein Investment für möglich halten oder nicht. Wenn beide Seiten interessiert sind, führen wir dann einen tieferen Due-Diligence-Prozess durch, der Wochen dauern kann. Oft unterstützen wir Startups auch dabei, ihre Material- bzw. Denkprozesse zu verfeinern, um beim Fundraising erfolgreicher zu sein.

Gibt es den richtigen Zeitpunkt, um ein Startup zu gründen?

In gewisser Weise ist Timing alles. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und gut vorhersagen können, was die Zukunft bringen wird und was der Markt will. Generell ist das Timing also sehr wichtig. Es ist insgesamt sehr schwer, alles richtig zu machen. Und es unterscheidet sich für jedes Startup und jede Branche. Der richtige Product-Market-Fit ist das Schwierigste. Und der hängt nun mal vom Timing ab.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Jan Valentin aus?

Viele, viele Videoanrufe mit Startups und neuen Partnern heutzutage, irgendwie effizienter als früher. Wir versuchen ebenfalls effizient als Team zu arbeiten und uns kontinuierlich miteinander zu synchronisieren, um uns gegenseitig zu unterstützen. Kreative Arbeit versuche ich meistens in die frühen Morgenstunden und Wochenenden zu legen.

Welches sind die größten Fehler junger Gründer?

Nicht genug zu fokussieren, von ihrer eigenen Leidenschaft mitgerissen zu werden (die nicht zu einem bestimmten Geschäft passt), mangelndes Teamplay, der Gedanke, dass die Dinge von selbst laufen werden, mangelnder Fokus auf Zahlen.

Welche 3 Tipps haben Sie für Gründer?

Seid anpassungsfähig und hört euch andere Meinungen an. Wenn Ihr müsst, richtet euch neu aus und versucht dabei aber auch, eurem inneren Kompass treu zu bleiben. 

Bleibt geduldig, Dinge brauchen ihre Zeit.

Baut so schnell ihr könnt ein starkes Team auf.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Jan Valentin für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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