Freitag, November 22, 2024
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Networking ist ein entscheidender Faktor

Polytives entwickelt polymere Additive, die für die Verarbeitung von Kunststoffprodukten eingesetzt werden können

Stellen Sie sich und das Startup Polytives doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Viktoria Rothleitner, CEO und Co-Geschäftsführerin von Polytives. Gemeinsam mit dem Diplom-Chemiker Oliver Eckardt und Prof. Dr. Felix H. Schacher habe ich unser Unternehmen 2020 in Jena gegründet.

Wir entwickeln polymere Additive, die für die Verarbeitung von Kunststoffprodukten eingesetzt werden können. Diese Additive bewirken bessere Bedingungen im Herstellungsprozess, sodass die Kunststoffproduktion weniger Energie und Material benötigt und damit deutlich nachhaltiger und effizienter wird. Anwendungen finden unsere Produkte in fast allen Kunststoffen und Branchen, z. B. im Spritzguss oder im 3D-Druck.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Ich habe meinen Mitgeschäftsführer Oliver an der Friedrich-Schiller-Universität Jena kennengelernt. Er hat das Talent, Leute für technische Fragestellungen zu begeistern. Ich wusste, dass seine Idee Potential hat – und wie so oft fehlte der naturwissenschaftlichen Vision ein wirtschaftlicher Unterbau, um dem Ganzen Hand und Fuß zu geben.

Durch mein naturwissenschaftliches Grundstudium, auf das ich ein BWL-Studium im Master folgen ließ, konnte ich wesentlich dazu beitragen, dass die Idee sich schärfte und erste Partner sowie Investoren überzeugen. Und wie wir heute sehen, war dieses Zusammenspiel als Team äußert erfolgreich.

Man mag vielleicht bei einer Unternehmensgründung auch zuerst daran denken, mit welchen Risiken das verbunden ist. Da ist zwar etwas dran, aber man sollte sich manchmal im Leben ein Herz fassen und auch solche Herausforderungen annehmen. Das beschert einem Zugang zu völlig neuen Erfahrungen und damit verbunden auch zu persönlichem Wachstum.

Welche Vision steckt hinter Polytives?

Kunststoff hat ein schlechtes Image, z. B. als Hauptursache für Umweltverschmutzung. Doch wie so oft ist das nicht die ganze Wahrheit. Im Mobilitäts-, Gesundheits- oder Kommunikationssektor geht ohne Kunststoffe gar nichts. Wir wissen, dass mehr aus den bisherigen Entwicklungen rauszuholen ist und wir Kunststoffe noch besser machen können. Genau da setzen wir an! Mit hochwertigem, zukunftsfähigem Material möchten wir uns für mehr Nachhaltigkeit und die Rezyklierbarkeit von Kunststoff in der Branche einsetzen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Polytives ist aus einem EXIST-Projekt geplant und finanziert worden. Dank dieser Förderung konnten wir das Potential unsere Forschungsergebnisse zum Bestehen am Markt erfolgreich verifizieren und anschließend in den industriellen Maßstab übertragen sowie unser Team weiter ausbauen.

Da wir bei unseren Produkten von einer echten technologischen Innovation sprechen, ist es oft schwierig, sich mit anderen Produkten zu vergleichen. Und auch das eigene zu erklären – sogar insbesondere langjährigen Marktteilnehmern. Viele Kunststoffverarbeiter werden von den Ergebnissen, die wir mit unseren Produkten erzielen, überrascht. Das haben sie so schlicht noch nie gesehen.

Die fehlende Vergleichbarkeit am Markt bringt außerdem weitere Herausforderungen mit sich, denn Benchmarking ist nach wie vor wichtig. Dennoch haben wir Investoren gefunden; darunter einen, der Interesse hat auf lange Sicht unser Wachstum zu begleiten.

Wer ist die Zielgruppe von Polytives?

Wir adressieren alle, die Kunststoffe verarbeiten oder im mechanischen Recycling-Prozess wieder aufbereiten. Das sind Anwender im Bereich des Spritzgusses und der Extrusion, ebenso wie Compoundeure oder Masterbatch-Hersteller. Aber auch Forschungsinteressierte an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen können mit unseren Additiven neue Wege der Materialerforschung und -verarbeitung beschreiten.

Wie funktioniert Polytives? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Laut unserem Motto, Kunststoffe besser machen zu wollen, führen wir keine Verbesserung durch Fremdstoffe herbei. Wir ändern auf molekularer Ebene die Anordnung der Ausgangsstoffe, die sich zum Kunststoff (Polymer) verbinden. Wir sind Polymerarchitekten! Dadurch beeinflussen wir wichtige Prozessparameter, ohne das Zielprodukt mit fremdartigen oder giftigen Substanzen anzureichern. Wir alle kennen hier als Schlagwort „Weichmacher“.

Dadurch, dass das Zielmaterial sortenrein bleibt (es sei denn, der Kunde wünscht einen Mix unterschiedlicher Kunststoffe im Produkt), werden bei der Optimierung keine Kompromisse gemacht. Bisher mussten Kunststoffverarbeiter für jeden Vorteil einen Nachteil in Kauf nehmen – wir bieten da einen echten Gamechanger.

Polytives, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir haben uns gerade an einem eigenen Standort in Rudolstadt-Schwarza niedergelassen. Hier planen wir die eigene Produktion unserer Additive. Bisher werden sie im Industriemaßstab von externen Partnern gefertigt, da die Nachfrage schneller wuchs als die Möglichkeiten zu einer solchen Investition inklusive der Suche nach einem geeigneten Standort.

Die eigene Anlage soll 2025 in Betrieb gehen. Parallel beginnen wir, über den DACH-Raum hinaus, auf Kundensuche zu gehen. Italien ist dafür beispielsweise ein guter Markt, da hier Kunststoffverarbeitung eine lange Tradition hat. Eine solche Internationalisierung innerhalb der nächsten 5 Jahre ist definitiv einer der großen Meilensteine.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Fehler gehören zum Gründungs- und Wachstumsprozess dazu. Scheut euch nicht davor, auch mal neue Ansätze auszuprobieren.

Networking ist ein entscheidender Faktor: Besucht unbedingt Veranstaltungen, Konferenzen und Messen, um euch mit anderen Unternehmen und Branchenexpert:innen zu vernetzen. Werdet sichtbar!

Bleibt offen und flexibel, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können. Das klingt stressig, kann aber auch sehr befriedigend sein.

Wir bedanken uns bei Viktoria Rothleitner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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