Donnerstag, Dezember 12, 2024
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Ceres: Stroh als nachhaltige Öko-Idee im Paket-Rausch

Stellen Sie sich und das Startup Ceres doch kurz unseren Lesern vor!

Die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen im Internet, was das Zeug hält. Für dieses Jahr wird ein neuer Umsatzrekord von 89,4 Milliarden Euro im E-Commerce erwartet. Verrückt! Das bedeutet: Noch mehr Pakete, die täglich millionenfach verschickt werden, noch mehr Kartons und Verpackungsmaterial, das die Mülltonnen überquellen lässt. 

Wir bei Ceres bringen den Bauernhof um die Ecke mit Logistikern und Onlinehändlern zusammen und verbannen Styropor, Luftpolsterkissen & Co. als Verpackungsmaterial. 

Stattdessen setzen wir auf Stroh, ein nachhaltiges Füllmaterial, das zudem optimale Dämpfungseigenschaften bietet. So lassen sich die unterschiedlichsten Waren – von der Weinflasche bis zum Fernseher – sicher und schnell verpacken.  

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Wir, Ilker und Johannes, kennen uns seit dem Studium und haben vieles gemeinsam: Wir sind Wirtschaftsingenieure, teilen die Leidenschaft für Gründungsthemen und möchten aktiv etwas zum Klimaschutz beitragen. Als wir uns mitten in der Pandemie befanden, sahen wir wie das geänderte Konsumverhalten unsere bereits bestehenden Umweltprobleme zusätzlich verschärfte. Der Onlinehandel setzt zum großen Teil noch immer auf umweltschädliche Verpackungslösungen wie Styropor oder Luftpolsterkissen aus Plastik. Unsere Antwort darauf war: Stroh. So ist Ceres entstanden.

Durch das Hessen-Ideen Stipendium hatten wir die Chance, das Projekt während des Studiums weiterzuverfolgen.  Danach haben wir uns bei Samsungs Ideenwettbewerb angemeldet und wurden in das Programm Solve for Tomorrow aufgenommen. Dort belegten wir den zweiten Platz und konnten während der sechsmonatigen Impact Phase unsere Lösung intensiv weiterentwickelt, unseren ersten Produktionsstandort anmieten, das Geschäftsmodell verfeinert und ein relevantes Netzwerk aufbauen.

Welche Vision steckt hinter Ceres?

Ganz einfach: Wir möchten umweltschädlichem Verpackungsmüll den Garaus machen. Dieser ist noch einmal deutlich mehr geworden, da während der Pandemie der Onlinehandel überproportional zugenommen hat. Noch wichtiger ist uns allerdings, einen starken Impuls für die gesamte E-Commerce- und Logistik-Branche zu geben und so für eine noch rasantere Veränderung zu sorgen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Eine große Herausforderung war es neben dem Studium an Ceres zu arbeiten: oft kamen wir dadurch nicht ganz so schnell voran, wie wir es eigentlich wollten. Zudem ist die fehlende Erfahrung bei manchen Themen (z.B. Steuern) ein Knackpunkt gewesen, auch weil das theoretische Wissen aus dem Studium nicht immer praxistauglich war. Trotz der Unterstützung von ExpertInnen und MentorInnen, sind es wirklich sehr viele und komplexe Themen. Dadurch verliert man schnell den Fokus.

Gerade wenn man versucht alles unter einen Hut zu bekommen. In einem kleinen Team macht sich sowas dann schnell bemerkbar, deswegen ist die effiziente Ressourcenverteilung eine der Herausforderungen und bietet gleichzeitig enormes Potenzial für Wachstum.
Bislang haben wir alles durch Eigenmittel und uns über Stipendien, wie das Hessen Ideen Stipendium oder Preisgelder von Acceleratoren und Ideenwettbewerben finanziert.

Wer ist die Zielgruppe von Ceres?

Zur Zielgruppe gehört prinzipiell jedes Unternehmen, das in irgendeiner Weise Pakete verschickt, in denen fragile Versandgüter auf Füllmaterial angewiesen sind. Das betrifft vor allem Onlineshops aller Größenklassen, die ihre Produkte im Internet anbieten und quer durch Deutschland verschicken. 

Bei bestimmten Produkten wie beispielsweise Naturkosmetik spielt auch Ästhetik eine Rolle, zudem sollen nachhaltige Produkte auch in einem nachhaltigen Paket bei den KundInnen ankommen. An dieser Schnittstelle setzt unser Füllmaterial an – ein ökologisches Füllmaterial, das durch seine organische Haptik für ein angenehmes Auspackerlebnis sorgt.

Wie funktioniert Ceres? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Wir haben mit Ceres ein nachhaltiges Füllmaterialkonzept erarbeitet, das es ermöglicht, den Versandschutz ökologischer zu gestalten – und zwar durch vollständig kompostierbare Rohstoffe. Dazu verwenden wir Stroh, ein Nebenprodukt der Landwirtschaft, das jährlich in ungenutzten Mengen von bis zu 13 Mio. Tonnen während der Getreideernte anfällt. Und das Beste? Unser Produkt bringt alles mit, um die Anforderungen an den Paketversand zu erfüllen. Und kostet nicht mehr. Ganz einfach eigentlich.

Ceres, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Fünf Jahre sind für Start-ups eine lange Zeit. Nachdem der Prototyp fertiggestellt und die ersten Pilotpartnerschaften geschlossen wurden, sind die nächsten Schritte für uns jedoch ganz klar: das nötige Funding bekommen, damit wir die Serienproduktion starten können! 

Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir unsere Vision verwirklichen, Päckchen für Päckchen umweltschädliche Füllmaterialien loszuwerden und durch unsere nachhaltigere Alternative zu ersetzen. Damit das gelingt, sehen wir uns dafür in einer großen Produktionshalle mit einem zusammengewachsenen Team, das diese Vision teilt.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Holt euch starke Partner an die Seite: Verschiedene Acceleratoren und Awards wie das Hessen Ideenstipendium, Samsungs Solve for Tomorrow, das Futury Inkubatorenprogramm und auch der Hessische Gründerpreis haben uns finanziell aber vor allem auch inhaltlich in der Weiterentwicklung unserer Ideen und beim Aufbau wichtiger Kontakte unterstützt.
  2. Fokus – Teilt euch eure Ressourcen sinnvoll ein und lernt auch „Nein“ zu sagen; auch wenn am Anfang alles noch aufregend erscheint und alle nur helfen wollen.
  3. Sprecht mit anderen über eure Ideen und beobachtet die Reaktionen – manchmal springt dabei unerwartet ein nützlicher Input heraus. Geheimhaltung macht vermutlich nur in den seltensten Fällen Sinn.

Wir bedanken uns bei Ilker Yenice und Johannes Weber für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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