Orderlion: E-Commerce Operating System speziell für Unternehmen der Food Supply Chain
Stellen Sie sich und das Startup Orderlion doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Stefan Strohmer, ich bin Co-Founder & CEO von Orderlion. Mein Mitgründer Patrick Schubert (CTO) und ich haben unser Unternehmen 2018 in Wien gegründet. Wir bieten unseren Kunden ein E-Commerce Operating System (E-Commerce OS), das wir speziell für Unternehmen der Food Supply Chain entwickelt haben.
Mit unserer SaaS-Lösung helfen wir Lieferanten und Großhändlern, ihre wichtigsten Unternehmensprozesse zu digitalisieren, damit sie so effizienter mit den verschiedenen Teilnehmern entlang der Lebensmittellieferkette vernetzt sind und ihre Operations optimieren können. Der erste Schritt in ihrer digitalen Transformation ist für Lieferanten und Großhändler in der Regel die Digitalisierung ihrer Bestellprozesse, da diese heutzutage immer noch zu 95% über Anrufe, Sprachnachrichten auf Anrufbeantwortern und sogar Faxgeräte stattfinden.
Orderlion ermöglicht es jedem Lieferanten und Großhändler in der Lebensmittelbranche, seinen eigenen Webshop und eine Bestell-App aufzubauen, sodass ihre Kunden (z.B. Gastronomen, Hotels und Supermärkte) einfacher mit ihnen zusammenarbeiten können. Wir bezeichnen uns in der Hinsicht auch gerne als das “Shopify” der Food Supply Chain.
Wir sind mittlerweile in 4 europäischen Ländern aktiv, unsere Kunden wickeln pro Jahr über 60 Millionen Euro Bestellvolumen über ihre von Orderlion bereitgestellten Online-Portale ab, Tendenz stark steigend. Zu unseren Kunden und Vertriebspartnern zählen u.a. Obst- und Gemüsegroßhändler, Getränkelieferanten, Brauereien und zahlreiche nationale Unternehmensvereinigungen (z.B. Deutscher Fruchthandelsverband e.V.).
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Mein Co-Founder Patrick und ich hatten bereits früher Firmen zusammen gegründet. Eine davon war eine Agentur für IT-Consulting mit dem Fokus auf die Optimierung von Supply-Chain-Prozessen von Unternehmen. Nachdem wir vor ein paar Jahren für eine Zeit im Silicon Valley gelebt und gearbeitet haben, um auch dort in der Tech-Industrie unser Netzwerk zu erweitern, war für uns beide relativ schnell klar, dass wir ein Startup mit globaler Ausrichtung aufbauen wollen.
Vor diesem Hintergrund haben wir uns 2018 entschieden, eine B2B-SaaS-Lösung zu entwickeln, in die unsere vorherige Erfahrung als Gründer einfließen sollte. Wir hatten ein wiederkehrendes Muster bei unseren ehemaligen Consulting-Kunden aus der Lebensmittelindustrie erkannt: Immer wieder wurden wir beauftragt, die ineffiziente Zusammenarbeit mit ihren Zulieferern auf der einen und ihren Kunden auf der anderen Seite zu optimieren. Sie wollten ihre im Prinzip “antiquierten” Prozesse ins digitale Zeitalter bringen. So hatten wir direkt einen validen Ausgangspunkt, um eine B2B-SaaS-Lösung für die Food Supply Chain zu entwickeln.
Welche Vision steckt hinter Orderlion?
Unsere Vision ist es, die globale Food Supply Chain durch Digitalisierung nachhaltiger zu gestalten. Dabei verfolgen wir zwei Ziele: 1.) die Lebensmittelverschwendung (“food loss”) entlang der Lieferkette reduzieren und 2.) den tausenden Lieferanten und Großhändlern entlang der Lieferkette ermöglichen, langfristig zu wachsen und dadurch regionale Betriebe, kurze Lieferketten, und die Entstehung und Erhaltung von Arbeitsplätzen zu fördern.
Wir sind davon überzeugt, dass wir eine nachhaltigere Food Supply Chain nur realisieren können, wenn alle an der globalen Lebensmittelversorgung beteiligten Akteure mit modernsten Technologien arbeiten, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Dies bedeutet, digitale Lösungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse von klein- und mittelständischen Unternehmen (KMUs) zugeschnitten sind, da diese 99% der Betriebe entlang der Lieferkette ausmachen. Wir wollen der Digitalisierungspartner #1 dieser Unternehmen sein.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Der Lebensmittelmarkt ist eine absolut faszinierende Branche. Mit mehreren Milliarden Euro an Warenvolumen, das jährlich quer durch die ganze Welt bewegt wird, gibt es eine Vielzahl an wirklich großen Problemen, die gelöst werden müssen und viel Potenzial in sich bergen. Da die Digitalisierung der Food Supply Chain auf verschiedene Art und Weise vollzogen werden kann, wollten wir uns anfangs die Zeit nehmen, um die richtige Strategie für den bestmöglichen Product-Market-Fit zu entwickeln. Es erfordert viel Disziplin, sich innerhalb dieses großen Marktes auf ein Thema zu beschränken und zu 100% darauf zu fokussieren.
Wir haben deshalb nach unserer Gründung und einer ersten Pre-Seed-Finanzierung von Business Angels zunächst für knapp anderthalb Jahre unterschiedliche MVPs getestet, um die Branche und die zu optimierenden Prozesse bis ins letzte Detail zu verstehen. Schlussendlich haben wir für die wichtigsten “Pain Points” einen skalierbaren Ansatz identifiziert, den so noch niemand probiert hatte – daraus ist dann das heutige Orderlion entstanden. Nachdem wir unser Business Model klar ausgearbeitet hatten, haben wir Anfang 2020 eine Seed-Investition in Höhe von einer Million Euro mit dem auf B2B-Startups spezialisierten VC-Fonds tecnet equity aus Österreich abgeschlossen.
Wer ist die Zielgruppe von Orderlion?
Die Welt der Lebensmittel ist groß, Waren müssen permanent von A nach B kommen. Unsere Kunden sind in dieser Hinsicht grundsätzlich alle Lieferanten und Großhändler, die Teil der globalen Food Supply Chain sind und die Versorgung mit Essen und Getränken sicherstellen. Unsere Zielgruppe reicht dabei von nationalen Getränkelieferanten, über internationalen Brauereien bis hin zu regionalen Fleisch-, Obst- und Gemüsegroßhändlern, die täglich frische Produkte an ihre Kunden liefern. Auf der Besteller-Seite steht eine Vielzahl an Betrieben, die dann über das E-Commerce OS von Orderlion bei ihren Lieferanten regelmäßig neue Waren ordern, dazu gehören u.a. Restaurants, Hotels, Care-Betriebe, Supermärkte oder internationale Fast-Food-Ketten.
Wie funktioniert Orderlion? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Orderlion ist vom Grundgedanken her wie Shopify, nur speziell auf den Lebensmittelgroßhandel zugeschnitten. Ein Lieferant kann sein bestehendes Warenwirtschaftssystem mit Orderlion verknüpfen und dann seine Kunden über einen auf unserer Plattform bereitgestellten eigenen Online-Shop und eine mobile App Bestellungen abwickeln lassen. Das ist im Prinzip dann so wie wenn wir als Endkonsumenten zu Hause etwas online bestellen, nur in viel höheren Volumina.
Zusätzlich können Lieferanten und Großhändler Orderlion zur Vertriebsoptimierung nutzen und zielgruppenspezifische Angebote und Promotions ausspielen, um so bei ihren Bestandskunden Zusatzverkäufe zu fördern. Ebenfalls können unsere Kunden mit unserer Plattform ihren Support-Service effizienter gestalten. Über einen eingebauten Chat hat jeder Besteller die Möglichkeit mit dem Kundenservice seines Lieferanten sofort in Kontakt zu treten.
Orderlion, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Derzeit ist bei uns alles auf internationales Wachstum ausgerichtet. Nach unserem Start in Deutschland und Österreich sind wir vor wenigen Monaten in die Schweiz und nach Großbritannien expandiert. Diese Märkte entwickeln sich extrem gut für uns. Wir evaluieren wir bereits, in welchen Ländern wir als nächstes an den Start gehen werden.
Orderlion soll zur umfassenden Online-Plattform werden, um die Beziehung zwischen Lieferanten und Großhändlern sowie ihren Kunden im Lebensmittelmarkt zu stärken und nachhaltiger zu gestalten. Wir haben das Ziel, der digitale Standard für die Food Supply Chain zu werden, damit die gesamte Branche datengetrieben und effizienter zusammenarbeitet. So wollen wir in Zukunft massiv dabei helfen, den Verlust von Lebensmitteln (“food loss”) entlang der Lieferkette zu reduzieren als auch regionale Betriebe dabei zu unterstützen, ökonomische Resilienz aufzubauen und so ihre Unabhängigkeit zu wahren.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Nutzt jeden Morgen die ersten 15 Minuten, um eine tägliche To-Do-Liste zu schreiben. Ordnet und priorisiert eure Aufgaben nach “Business Impact” und konzentriert euch im Laufe des Tages nur auf diese. Ohne Kompromisse.
Arbeitet möglichst früh euer “Core Business” heraus. Man darf nicht zu viele unterschiedliche Ziele gleichzeitig verfolgen, sonst herrscht Chaos im Unternehmen. Mit einem klaren Hauptprozess und Fokus durch ganze Unternehmen schafft man als Team einen höheren Durchsatz an Aufgaben mit weniger Ressourcenaufwand. Es ist z.B. besser, mit einer sehr eng gefassten Kundenzielgruppe zu starten anstatt mit allen, die theoretisch irgendwie möglich wären.
Stellt Experten ein, die auf ihren Gebieten wesentlich besser sind als ihr selbst. So könnt ihr euch auf eure Aufgaben und eure Verantwortungsbereiche zu 100% konzentrieren. Wenn man nicht ausreichend delegiert, bringt das eine Firma zum Stehen. Ein Team, das aus starken Generalisten und Fachexperten besteht, schafft zusammen viel mehr als man alleine je könnte. Wenn man das richtige Setup gefunden hat, kann man als Gründer mit Freude zusehen, wie aus der Anfangsidee über die Zeit etwas wird, das viel größer ist als die Summer seiner Einzelteile.
Wir bedanken uns bei Stefan Strohmer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder
Premium Start-up: Orderlion
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Ansprechpartner: Stefan Strohmert (CEO)