Lesss Onlineshop für zuckerarme Lebensmittel in Deutschland
Stellen Sie sich und das Startup Lesss doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Anja, Gero und Andras. Gero hat eine Ausbildung zum Mechatroniker abgeschlossen und studiert jetzt Mechatronik im Bachelor. Er ist unser „Techie“ und kümmert sich um alle Soft- und Hardwarefragen. Anja studiert Ernährungswissenschaften im Master, ist für die Produktakquisition verantwortlich und verfügt durch ihr Studium über die wissenschaftliche Expertise. Ich selber studiere Physik im Master und habe PR-Erfahrung, kümmere mich also hauptsächlich um die Kommunikation und die strategische Ausrichtung. Außerdem haben wir mit Diba aktuell noch eine Beraterin aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich mit an Bord.
Mit Lesss möchten wir ein Startup gründen, das die Gesundheit seiner Kundschaft in den Mittelpunkt stellt. Kurz gesagt wollen wir zunächst einen Onlineshop gründen, in dem wir zuckerarme und zuckerfreie Lebensmittel verkaufen. In Zukunft wollen wir auch lokale Märkte eröffnen, in denen unsere Kundinnen und Kunden unbewusst bewusst einkaufen können. Wir verzichten dort auf sämtliche Zuckerfallen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Meine Mutter ist Ärztin und ernährt sich regelmäßig ketogen, meine Schwester ist selbstständige Ernährungs- und Fitnessberaterin. Dadurch bin ich mit dem Thema zuckerarme Ernährung in Berührung gekommen und habe versucht das auch in meinem Leben umzusetzen. Dabei habe ich dann erst gemerkt, dass es bei unseren Supermärkten fast unmöglich ist, sich zuckerarm zu ernähren. Denn es reicht nicht, auf Süßigkeiten und Softdrinks zu verzichten. Fast allen Produkten, die man im Supermarkt findet, wird Zucker zugesetzt. Zum Beispiel in Joghurt, Rotkohl, Soßen und Brot, um nur ein paar zu nennen. Jeder weiß, dass Zucker ungesund ist, trotzdem wird er uns auf allen möglichen Wegen offensichtlich oder heimlich untergejubelt. So kam ich zu dem Schluss, dass es einen Supermarkt geben muss, der bei einer gesunden Ernährung unterstützt und wo nicht die Gewinnmaximierung des Supermarkts oder der Hersteller und Marken im Vordergrund steht.
Welche Vision steckt hinter Lesss?
Was den Zuckergehalt angeht, soll unsere Kundschaft unbewusst bewusst einkaufen können. Wir möchten einen Markt eröffnen, in dem es leicht möglich ist, die von der WHO empfohlenen Maximalmengen an Zucker, nämlich 25 – 50 g am Tag, einzuhalten. Im Schnitt isst jeder Mensch in Deutschland 93 g Zucker, also ca. doppelt so viel. Bei manchen Krankheiten wissen wir, dass sie durch Zucker verursacht werden, wie z.B. bei Diabetes oder Karies, bei anderen, wie Krebs oder Alzheimer, ist das weniger bekannt, aber inzwischen recht sicher, dass diese auch durch eine hohe Zuckerzufuhr gefördert werden können. Zudem belasten sie unser Gesundheitssystem und den betroffenen Menschen natürlich auch selbst. Unsere Vision ist es also, eine zuckerarme Gesellschaft zu schaffen, in der zuckerbedingte Krankheiten eine Seltenheit sind und die ein gesünderes Essen und schöneres Leben ermöglicht.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Interessant, dass du diese beiden Fragen zusammen stellst. Eine große Herausforderung ist wie bei allen Start-ups natürlich die Finanzierung. Da wir alle noch Studium sind, bringen wir nicht viel Eigenkapital mit. Seit dem 15. März läuft ja unsere Crowdfunding-Kampagne auf Startnext. Wir hoffen, damit genug Mittel für den Start unseres Onlineshops einzunehmen, um über diesen dann den ersten entscheidenden Schritt in Richtung unbewusstes bewusstes Einkaufen und dem Angebot zuckerarmer Produkte mit der Lesss-Community gehen zu können.
Ansonsten planen wir uns noch auf einige Gründerförderungen, wie z.B. Innofounder zu bewerben, und auch Gründerkredite kommen natürlich als Starthilfe in Betracht. Die Hürden bei diesen scheinen recht niedrig, um in Deutschland mehr Gründungen hervorzubringen. Eine gute Sache, wie ich finde, für alle, die gründen wollen.
Die zweite große Herausforderung ist die Zeit. Wir befinden uns alle in der Phase unseres Studiums, in der wir nur noch die Abschlussarbeit schreiben müssen und es ist natürlich extrem schwierig, eine Abschlussarbeit und eine Gründung, die ja beide sehr zeitintensiv sind, unter einen Hut zu bringen. Das bedeutet natürlich gut durchgeplantes Zeitmanagement und stetige Kommunikation mit- und untereinander. Zudem haben wir jetzt so geplant, dass immer einer von uns in Vollzeit für Lesss arbeiten kann.
Wer ist die Zielgruppe von Lesss?
Mit unserem Konzept sprechen wir natürlich ganz klar Diabetikerinnen und Diabetiker an, die aufgrund ihrer Erkrankung am meisten von uns profitieren. Auch Übergewichtige haben es durch eine zuckerarme Ernährung leichter, da überschüssiger Zucker im Blut als Fett gespeichert wird. Aber eigentlich profitiert jeder Mensch von einer zuckerarmen Ernährung, insofern gehören zu unserer Zielgruppe eigentlich alle gesundheitsbewussten Menschen.
Auch zum Beispiel jene, die viel und gerne Sport treiben und sich fit halten wollen.
Eine Herzensangelegenheit ist für uns aber im Besonderen die Aufklärungsarbeit bei Kindern. Es ist wirklich erschreckend, dass so viele Produkte existieren, die speziell für Kinder vermarktet werden und diese oft noch mehr Zucker enthalten als vergleichbare Produkte für Erwachsene. Außerdem ist Zucker traditionell noch sehr verankert, zum Beispiel werden die Kinder zu Ostern und Nikolaus mit Schokolade überhäuft. Dabei sind sie im Wachstum sogar anfälliger für den süßen Geschmack und gewöhnen sich daran. Das macht es schwieriger, später auf Zucker zu verzichten. Daher wollen wir die Kinder, aber natürlich auch die Eltern, mit Aufklärung unterstützen.
Was ist das Besondere an den Produkten? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Häufig liest oder hört man ja „ohne zugesetzte Zucker“ oder „ohne Haushaltzucker“. Das mag zwar auch stimmen, aber schaut man dann auf die Nährwertangaben, ist trotzdem Zucker drin. Die Süße wird statt mit Haushaltszucker einfach durch Trockenfrüchte, Honig oder zum Beispiel durch Kokosblütenzucker erzeugt. Das wirkt vielleicht natürlicher, ist dem Körper aber am Ende egal. Der Blutzucker steigt ähnlich schnell an wie beim Haushaltszucker, was dann zu einer Überproduktion von Insulin und auf Dauer zu Diabetes führen kann.
Da muss man leider sagen, dass es sich schon fast um Betrug handelt. Das Produkt wird als gesund gebrandet, aber ist eine reine Zuckerbombe, die oft aus mehr als 30 % Zucker besteht. Bei uns wird es solche Produkte sicherlich nicht geben, wir achten darauf, dass die Süße, wenn sie denn überhaupt notwendig ist, durch Stoffe mit einem niedrigen glykämischen Index erzeugt wird, also den Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigen lässt wie Zucker.
Lesss, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In 5 Jahren haben wir die ersten lokalen Läden und können hoffentlich bis dahin auch unser Pick&Go-System etablieren. Dann kann man über unsere App den Einkauf zusammenstellen und bezahlen. Wir packen ihn zusammen und dann muss er nur noch abgeholt werden. Das spart Zeit und sorgt für ein flexibles Einkaufserlebnis.
Außerdem ist es uns besonders wichtig, auch für die nötige Aufklärung zu sorgen. Wir wollen auf unserer Website und auf Social Media eine Community aufbauen, die unter anderem mit Ernährungsmythen aufräumt. Darum haben wir Anja als Ernährungswissenschaftlerin ins Team geholt. Abrunden möchten wir das Ganze mit der App, die nicht nur das Pick&Go-System unterstützt, sondern auch einen Ernährungsplan erstellen kann, der sich bezogen auf Zucker an die Grenzen der WHO hält und außerdem Rezepte und News zur Verfügung stellt.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Ich glaube am wichtigsten ist es, nicht auf jeden Hype aufzuspringen. Manche Themen sind in den Medien sehr präsent, es gibt aber auch andere wichtige Themen, die angegangen werden müssen. Wenn man zwanghaft nach einer Geschäftsidee sucht, die unbedingt dem Hype folgt, kann es sein, dass man andere großartige Möglichkeiten übersieht. Ein guter Anhaltspunkt sind hier die Nachhaltigkeitsziele der UN, in der sich auch viele wichtige Ziele finden, die eher selten Aufmerksamkeit bekommen.
Der zweite Tipp: Für alles immer mehr Zeit einplanen, als man denkt, und vor allem für die Vorbereitungsphase genug Zeit nehmen. Wir haben unsere Idee über 1 ½ Jahre vorbereitet und sind auch froh darüber, da wir nur so genug Zeit hatten, uns in die ganzen neuen Dinge einzuarbeiten und jetzt gut vorbereitet an den Start zu gehen.
Und Nummer drei: Ein gutes Team ist essentiell. Und das meine ich nicht fachlich, sondern vor allem auf menschlicher Ebene. Ihr werdet harte Phasen haben, in denen ihr euch blind auf den anderen verlassen müsst und ihr werdet auch mal unterschiedlicher Meinung sein, da muss man dann einen Kompromiss finden, aber das geht auch nicht immer. Vielleicht ist einer mit dem Ergebnis unzufrieden. Das muss das Team aushalten, ohne nachtragend zu sein. Habt ihr bei einer Person ein ungutes Gefühl, dann gründet lieber ohne sie.
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder
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