IRIS & FRED: Stilvolle Kleidung für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Stellen Sie sich und das StartUp IRIS & FRED kurz unseren Lesern vor
IRIS & FRED ist das erste adaptive Modelabel für ältere, bewegungseingeschränkte Menschen, dessen Produkte eine hohe Funktionalität und gleichzeitig ein stilvolles, klassisches Design bieten.
Unsere Kollektion ist modisch und dabei nicht als „Pflege-Kleidung“ erkennbar.
Wir sind seit September auf dem Markt und bieten in unserer ersten Kollektion Herrenhemden und Damenblusen in unterschiedlichen Qualitäten, Schnitten und Farben an.
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Ulrike Vollmoeller: Vor mehr als zehn Jahren hat mich meine Mutter darauf aufmerksam gemacht, dass es für pflegebedürftige Menschen keine stilvolle und gleichzeitig funktionale Kleidung gibt. Zu dieser Zeit hat sie zwei nahe Verwandte gepflegt.
Vor drei Jahren war für mich der richtige Zeitpunkt, mich diesem Markt zuzuwenden: Durch Eltern von Freunden, die nicht mehr so gut allein klarkamen und die Beschäftigung mit dem eigenen Alter war meine persönliche Relevanz für das Thema gestiegen.
Immer noch gibt es für Menschen, die sich Zeit ihres Lebens mit ihrer Kleidung ausdrücken wollen und einen hohen Anspruch an Qualität haben in Deutschland im Falle einer ersten körperlichen Einschränkung keine wirkliche Alternative. Das hat mich motiviert den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen.
Aufgrund meiner Marketing-Erfahrung waren das Konzept und der Businessplan schnell geschrieben. Als ich dann nach langer Suche in Frida die perfekte Partnerin mit Textilerfahrung gefunden habe – konnten wir im Januar 2022 endlich gemeinsam gründen.
Was war bei der Gründung von IRIS & FRED die größte Herausforderung?
Ulrike Vollmoeller: Die Gründung lief vergleichsmäßig unproblematisch ab. Hier hatten wir den Vorteil, dass Frida schon einmal gegründet hatte und wir sehr von dieser Erfahrung profitieren konnten.
Sehr viel schwieriger war für uns danach die Suche nach einem verlässlichen, guten Produktionspartner innerhalb Europas. Der Markt für Textilproduktion ist unglaublich intransparent und wir haben mehr als sechs Monate gesucht, bis wir endlich fündig wurden.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Frida Lüth: Am Anfang war unser Anspruch natürlich mit dem perfekten Sortiment und einer kompletten Kollektion von Ober- und Unterbekleidung an den Start zu gehen. Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir uns damit komplett überfordern würden.
Daher haben wir uns recht schnell dazu entschieden, zunächst mit einem kleinen (essenziellen) Sortiment an Herrenhemden und Damenblusen zu starten und dann peu à peu zu erweitern.
Wir haben die Produkte von Anfang an gemeinsam mit Experten, sowie potentiellen Kunden und Trägern aus Senioren Einrichtungen entwickelt und getestet. Aber natürlich bringt man kein Produkt perfekt auf den Markt. Obwohl wir bereits jetzt schon viele positive Rückmeldungen erhalten haben, sind wir ständig dabei, den Input aufzunehmen, neue funktionale Stoffe mit unseren Partnern zu entwickeln und unsere Produkte in Schnitten, Materialien und Größen für die nächste Kollektion zu optimieren.
Welche Vision steckt hinter IRIS & FRED?
Frida Lüth: Wir möchten Menschen mit Mobilitätseinschränkungen so lange wie möglich ihre Selbständigkeit und Würde erhalten und den Ankleideprozess für alle Beteiligten erleichtern. Ältere Menschen sind ein essentieller Teil unserer Gesellschaft. Doch oft werden sie übersehen, auch von der Modeindustrie. Durch das Zusammenspiel von Funktionalität und Stil möchten wir adaptive Mode “salonfähig” machen.
Wer ist die Zielgruppe von IRIS & FRED?
Ulrike Vollmoeller: Wir haben drei interessante und dabei sehr unterschiedliche Zielgruppen:
Unsere Nutzer sind alle Menschen, die z.B. durch eine chronische Krankheit wie Arthrose, Rheuma, Parkinson, beginnende Demenz oder durch eine Operation bewegungseingeschränkt sind und sich nicht mehr so gut ankleiden können. Wir schätzen, dass mindestens 8 Mio. Menschen in Deutschland über 65 Jahre betroffen sind.
Die Herausforderung für uns ist, dass diese Menschen nicht sehr internet-affin sind – und zum Teil nicht mehr selbständig für sich entscheiden. Daher sind die Kaufentscheider die Angehörigen der ersten Gruppe, die sich direkt oder indirekt kümmern. Als „Influencer“ sind für uns auch alle Personen interessant, die in der Pflege arbeiten und für die unsere Hemden und Blusen eine große Entlastung in der täglichen Arbeit darstellt.
Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Frida Lüth: Um den Bedürfnissen unserer KundInnen gerecht zu werden, betrachten wir die Problematik ganzheitlich:
Wir verwenden einfache und alternative Verschlussmechanismen und Öffnungen (z.B. Magnetknöpfe, welche sich sekundenschnell und ohne große Fingerfertigkeit öffnen und schließen lassen).
Die Schnitte sind auf einfaches An- und Ausziehen ausgerichtet, größenflexibel und auch auf die sich im Alter ändernde Figur angepasst. Zudem verwenden wir unterschiedliche funktionale Stoffe, die die Pflege und Handhabung erleichtern. Z.B. Stoffe, die wenig bis gar nicht gebügelt werden müssen, antibakteriell oder Flüssigkeits- und Fleckabweisend sind. Dadurch kann mühsames, mehrfaches Umziehen am Tag vermieden werden.
Oberstes Credo: Auch wenn unsere Kleidungsstücke eine Funktion haben, sollen diese nicht als Funktions- oder Pflegekleidung erkennbar sein.
Diese Kombination von Funktion und Mode mit Fokus auf die ältere Generation fehlt bisher noch im deutschen Markt. In anderen Märkten i.e USA und UK ist der Markt der adaptiven Mode schon deutlich weiterentwickelt. Das hat uns ermutigt in die Marktentwicklung zu investieren.
IRIS & FRED, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir möchten mit IRIS & FRED in fünf Jahren die Referenz-Marke im Markt für adaptive Mode werden und damit für möglichst viele ältere Menschen das Leben verbessert haben.
Welche drei Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
- Keine Kompromisse bei der Wahl der Gründungspartnerin eingehen, auch wenn es länger dauert. Sich vor der Gründung gut kennenlernen und dabei auf komplementäre Stärken achten.
- Schon in der Entwicklungsphase die erste Zeit nach dem Launch vordenken und bereits viele konkrete Maßnahmen vorbereiten, da nicht alles funktionieren wird wie geplant.
- Das eigene Netzwerk konsequent aufbauen und keine Scheu haben, dieses als Unterstützung – speziell am Anfang – zu nutzen.
Wir bedanken uns bei Ulrike Vollmoeller und Frida Lüth für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: IRIS & FRED
Kontakt:
Silverline Textiles GmbH
Gerichtstrasse 23
Hof 3, Aufgang 2, 4. OG
D-13347 Berlin
www.irisfred.com
ulrike@irisfred.com
Ansprechpartner: Ulrike Vollmoeller