Samstag, November 23, 2024
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Der Manufakturensammler Jan Heipcke

Traditionelles Handwerk erhalten und die Betriebe dahinter zukunftsfähig machen: Diese Aufgabe begeistert Jan Heipcke.

Der 40-Jährige kauft Traditionsbetriebe. Dass einige Familienunternehmen den Schritt in die Zukunft nicht aus eigener Kraft schaffen, erlebte er bereits während seines BWL-Studiums: „Ich habe Betriebe kennengelernt, die in ihrer Historie steckenbleiben und ihre Produkte nicht weiterentwickeln, dadurch verlieren sie ihre Marktnähe und damit enormes Potential.“ Doch das traditionelle Handwerk, das viele Betriebe zu bieten hatten, faszinierte Heipcke, die Wertigkeit und Langlebigkeit handgefertigter Produkte ließen ihn nicht mehr los. Zusammen mit einem Freund gründet er eine GmbH, die kleine und mittelständische Betriebe mehrheitlich übernimmt und in die Zukunft führt. Mittlerweile gehören bereits drei Unternehmen dazu. 

Mit Seifen fing alles an

Vor mehr als zehn Jahren übernahm Jan Heipcke die älteste Seifenmanufaktur Deutschlands. Er sah Potential in dem Unternehmen und war begeistert vom alten Handwerk. Seit 1840 stellt das Traditionsunternehmen Seifenprodukte nach alten und neuen Rezepturen und Verfahren her. Neben den modernen Fertigungstechniken werden bis heute viele Produkte in Handarbeit mit Hilfe von bis zu 100 Jahre alten Formen hergestellt. Da die Manufaktur aber bis 2009 größtenteils in der Lohnherstellung für andere Unternehmen gefertigt und kaum in die eigene Marke investiert hat, war es für das Unternehmen schwierig, den Markt mitzuentwickeln. Genau das ging Jan Heipcke an, als er die Manufaktur übernahm. Er erweiterte das Sortiment Schritt für Schritt mit der eigenen Marke: „Heute setzen wir vor allem auf unsere eigenen kundennahen Produkte, welche wir stetig weiterentwickeln.“ 

Renaissance der festen Seifen 

Genau zur richtigen Zeit, wie er rückblickend erkennt, denn das Image der festen Seife wandelte sich bald. Der Klassiker aus bunt gekachelten 70er-Jahre Bädern, den die Flüssigseife rasch verdrängte, wird angesagtes Zero-Waste-Produkt für Haut und Haar. Doch für Heipcke umfasst das Thema mehr: „Nachhaltigkeit ist uns ein besonderes Anliegen, deshalb sind die Produkte plastikfrei verpackt und besonders langlebig“, sagt er. „Wir möchten den Trend des umweltbewussten Konsums unterstützen.“ Das Unternehmen kommuniziert die eigenen Nachhaltigkeitsziele und deren Fortschritte transparent auf der Website. Die festen Seifen für Hand, Körper und Haare bestehen aus rein natürlichen Inhaltsstoffen und werden in der Region Heidelberg gefertigt. Zudem sind sie frei von jeglichen tierischen Bestandteilen und damit vegan. Darüber hinaus hat das Unternehmen die Umstellung aller Produkte auf palmölfreie Inhaltsstoffe zu großen Teilen abgeschlossen. 

Unternehmen zukunftsfähig machen

Nicht jeder Traditionsbetrieb, der Schönes oder Nützliches in Handarbeit herstellt, kann erhalten bleiben: „Das funktioniert natürlich nur, wenn Produkte angeboten werden, die ein Markt abnehmen möchte“, sagt Heipcke. Bei Unternehmen mit dieser Voraussetzung gebe es dann, je nach Ausgangssituation, unterschiedliche Meilensteine, um zukunftsfähig zu werden. Das können interne Prozesse wie Digitalisierung, Besetzungen oder auch eine bessere Ausrichtung des Produktsortiments sowie Schärfung der Marketingmaßnahmen sein. Auf dem Weg vom Traditionsbetrieb zu einem zukunftsfähigen Unternehmen funktioniert jedoch nicht immer alles gleich so reibungslos, wie man sich das vorher vorstellt. Das weiß Jan Heipcke mittlerweile aus Erfahrung: „Es ist beispielsweise nie leicht, innerbetriebliche, festgefahrene Strukturen aus der Vergangenheit aufzubrechen.“   

Nachhaltiges Wirtschaften

Doch die Arbeit lohne sich allemal: „Wenn man es schafft, eine Manufaktur nicht einstauben zu lassen, sondern den Markt im Blick behält, ist es möglich, tolle Produkte aus Traditionsbetrieben zu erhalten“, sagt Heipcke. Das nachhaltige Wirtschaften sei dabei kein Widerspruch in sich, im Gegenteil: „Für einige Marktbegleiter ist der Fokus auf Nachhaltigkeit sogar der einzige Grund zur Wirtschaftlichkeit.“ Mit seinen drei Betrieben – die Seifenmanufaktur, ein Hersteller von Bettwäsche und Bettwaren sowie ein Hersteller von Pflegeprodukten mit denen Naturkosmetika individuell zusammengestellt werden können – setzt Jan Heipcke ausschließlich auf nachhaltige Produkte. Und er schließt weitere Investitionen in Traditionsbetriebe nicht aus. 

Autor

Tina Theißing kommuniziert als PR-Beraterin der Agentur Sputnik für Klar Seifen (www.klarseifen.de). Bevor sie zur Agentur kam, war sie als freie Journalistin einer Tageszeitung tätig, absolvierte ein PR-Fernstudium an der deutschen Presseakademie und arbeitete als Pressereferentin bei einem Reiseveranstalter.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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