Freitag, Dezember 13, 2024
StartGründerTalkKann diese Technologie den Umgang mit Lebensmitteln grundlegend verändern?

Kann diese Technologie den Umgang mit Lebensmitteln grundlegend verändern?

AIPERIA entwickelt KI-basierte Lösungen, die Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel durch präzise Bedarfsplanung reduzieren.

Wie würden Sie AIPERIA in einem Satz beschreiben und wer sind die Köpfe hinter dem Unternehmen?

AIPERIA ist eine KI-basierte Planungslösung für frische Lebensmittel, die dafür sorgt, dass nur das produziert wird, was auch wirklich verkauft wird. Gegründet haben wir das Unternehmen zu dritt: Jan, Fabian und ich, Franz. Ich würde uns aber nicht als die Köpfe hinter dem Unternehmen beschreiben. Wir haben mittlerweile ein fast 60-köpfiges Team aus KI- und Einzelhandelsexpertinnen und -experten, das jeden Tag alles für unsere Kund:innen und unsere Vision gibt. Ohne sie wären wir nur drei Jungs mit einer Idee. 

Was war der Auslöser für die Gründung von AIPERIA, und welche Vision verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?

Ich bin im Supermarkt meines Vaters groß geworden und habe von klein auf mitbekommen, wie schwierig es ist – gerade im Frischebereich – die richtigen Mengen zu bestellen. Die Nachfrage ist unberechenbar, und die Haltbarkeit von Produkten oft sehr kurz. Besonders bei Backwaren ist das ein riesiges Problem: Was am Morgen noch gut aussieht, landet am Abend im Müll, weil es am nächsten Tag niemand mehr kaufen möchte. Und wenn die Regale schon vor Ladenschluss leer sind, sind die Kundinnen und Kunden natürlich auch unzufrieden.

Während meines dualen Studiums bei einem großen deutschen Discounter wurde mir schnell klar, dass dieses Problem nicht nur unseren Markt betrifft, sondern die ganze Branche. Als ich dann an der Uni Würzburg Jan und Fabian getroffen habe, die schon seit 2013 daran arbeiten, wie man mit Künstlicher Intelligenz Bestellungen besser vorhersagen kann, hat es sofort Klick gemacht. Wir haben uns Anfang 2021 zusammengetan und AIPERIA gegründet. Unsere Vision? Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel mit präziser, innovativer Technologie zu halbieren.

Welche spezifische Zielgruppe spricht AIPERIA an, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse optimal erfüllt werden?

Wenn man über Lebensmittelverschwendung spricht, denkt man oft an den Endverbraucher. Tatsächlich entsteht der größte Anteil aber bereits auf Ebene der Produzent:innen und Lieferant:innen, häufig verursacht durch die kurzen Vorlaufzeiten der Bestellungen im Handel. Unsere Hauptzielgruppe sind daher genau diese Produzent:innen und Lieferant:innen im Frischebereich, die von einer durchgängigen Planung profitieren – von der Produktion bis ins Supermarktregal. Hier haben wir den größten Hebel, um sicherzustellen, dass Lebensmittelverschwendung gar nicht erst entsteht, sowohl Produzent:innen als auch der Handel gleichermaßen von mehr Umsatz profitieren und die Kund:innen ihr Lieblingsprodukt auch noch am Ende des Tages im Regal finden.

Damit wir die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden wirklich verstehen und optimal erfüllen können, arbeiten wir von Anfang an sehr eng mit ihnen zusammen. Schon in der Discovery-Phase finden wir gemeinsam heraus, wohin sich unser Produkt entwickeln muss. Aber auch danach lassen wir sie nicht allein – in der Betreuung sind wir immer nah dran, um sicherzustellen, dass alles rund läuft und unsere Lösung wirklich den Unterschied macht.

Wie differenziert sich AIPERIA von anderen Unternehmen in der Branche, und was macht Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung einzigartig?

AIPERIA liefert die besten Bestellempfehlungen für frische Produkte – mit dem Ziel, weniger Lebensmittelverschwendung und mehr Umsatz zu erzielen. Was uns dabei wirklich einzigartig macht, ist unser Team: Wir vereinen tiefes fachliches Know-how sowohl im Bereich Künstliche Intelligenz als auch im Lebensmitteleinzelhandel und speziell im Frischesegment. Diese Kombination ist selten und macht den Unterschied. Wir haben in mehreren Testprojekten immer wieder bewiesen, dass unsere Lösung nicht nur funktioniert, sondern im direkten Vergleich die besten Ergebnisse liefert.

Welche größten Herausforderungen hat AIPERIA bisher gemeistert, und welche Strategien haben Ihnen dabei geholfen?

Eine unserer größten Herausforderungen war definitiv das Teamwachstum bzw. das Hiring hier im Raum Würzburg. Es war anfangs gar nicht so leicht aufzuzeigen, warum Talente aus München oder Berlin zu einem kleinen Startup nach Würzburg kommen sollten. Wir haben mittlerweile ein paar Strategien entwickelt, die uns auf diesem Weg geholfen haben: Zum einen setzen wir stark auf Remote-Arbeit, was uns flexibler macht und unseren Radius erweitert. Gleichzeitig haben wir uns klar positioniert und unser Employer Branding verbessert. Dabei ist es uns immer wichtig, authentisch zu bleiben – wir zeigen genau, wer wir sind und wofür wir stehen. Das hat letztlich dafür gesorgt, dass wir ein starkes, motiviertes Team aufbauen konnten, das hinter einer gemeinsamen Vision steht.

Wie sieht der aktuelle Entwicklungsstand von AIPERIA aus, und welche Meilensteine stehen in den nächsten Jahren auf der Agenda?

Im Bäckereisegment sind wir in der DACH-Region bereits etabliert und in über 3.000 Filialen erfolgreich im Einsatz. Wir verfügen über einen soliden Kundenstamm in der Bäckereibranche und haben bereits erste Testprojekte in anderen Frischekategorien gestartet.

In den nächsten Jahren stehen spannende Meilensteine auf unserer Agenda: Wir planen eine Expansion nach Großbritannien und wollen unser Angebot auf weitere Frischekategorien ausweiten. Damit möchten wir unsere Technologie noch breiter einsetzen und dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung weiter zu reduzieren.

Können Sie uns einen Einblick geben, wie AIPERIA es schafft, seine Vision im Alltag umzusetzen und gleichzeitig flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren?

In Zeiten steigender Rohstoff- sowie Energiepreise und des zunehmenden Wettbewerbs im Handel sind unsere Kund:innen darauf bedacht, ihre Prozesse weiter zu optimieren, um Umsatzpotenziale zu heben und gleichzeitig Kosten zu senken. Mit unserer Lösung können wir genau dabei unterstützen – und als schönen Nebeneffekt reduzieren wir ganz nebenbei auch noch die Lebensmittelverschwendung.

Um unsere Vision im Alltag zu leben, evaluieren wir ständig die aktuellen Gegebenheiten und arbeiten eng mit unseren Kund:innen zusammen, um die nächsten Schritte gemeinsam zu planen. Flexibilität ist für uns als Startup entscheidend – unsere Stärke liegt darin, agil zu bleiben und schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. So können wir sicherstellen, dass wir nicht nur zukunftsorientiert sind, sondern auch aktiv zur Lösung der Herausforderungen im Lebensmitteleinzelhandel beitragen.

Was würden Sie als die größte Stärke von AIPERIA bezeichnen, und wie nutzen Sie diese im Wettbewerb?

Unsere größte Stärke ist definitiv unser Team. Wir haben nicht nur die Expertise, sondern auch wirklich großartige Menschen an Bord. Obwohl wir uns als gesamte Organisation nur zweimal im Jahr persönlich treffen ist der Zusammenhalt deutlich spürbar.

Die starke Verbundenheit und die Motivation, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren – ein echtes Herzensthema für viele von uns – helfen uns, innovative Lösungen zu entwickeln und flexibel auf die Bedürfnisse unserer Kunden zu reagieren. Das macht uns im Wettbewerb besonders stark.

Wie geht AIPERIA mit technologischem Wandel um, und wie stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen stets innovativ bleibt?

Bei AIPERIA ist die Begeisterung für Technologie spürbar im gesamten Team. Diese Neugier ist nicht nur ansteckend, sondern eben auch der Schlüssel zu unserer Innovationskraft.

Wir setzen alles daran, diese Leidenschaft zu unterstützen, indem wir regelmäßige Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Auf diese Weise bleiben alle auf dem neuesten Stand und können aktiv an der Entwicklung neuer Ideen mitwirken. Wir haben das Glück, ein Team zu haben, das ständig lernen und wachsen möchte. Diese offene Lernkultur ermöglicht es uns, flexibel zu reagieren und uns schnell an Veränderungen im Markt anzupassen.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ebenfalls den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen?

  1. Ich würde anderen Gründerinnen und Gründern raten, frühzeitig die richtigen Talente ins Boot zu holen, sich im Prozess aber gleichzeitig Zeit zu lassen, um die wirklich passende Person zu finden. Nicht nur der fachliche Fit ist relevant, sondern auch ein Wertebasierter super wichtig! 
  2. Außerdem ist es völlig okay, mal in die falsche Richtung zu rennen. Fehlentscheidungen sind einfach Teil eines Unternehmensaufbaus und helfen dabei, stärker zurückzukommen.
  3. Und ganz wichtig: Erfolge sollten gefeiert werden! Im Trubel des Alltags können die schonmal untergehen, aber es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen und stolz auf das Erreichte zu sein.

Welche Pläne hat AIPERIA für internationale Expansion, und welche Märkte sind für Sie besonders interessant?

Momentan konzentrieren wir uns auf den europäischen Markt, besonders auf Großbritannien. Das Planungsproblem gibt es allerdings grundsätzlich nicht nur hier; es betrifft viele Länder und Märkte. Deshalb planen wir, auch in Zukunft in andere Märkte zu expandieren und freuen uns schon auf die spannenden Möglichkeiten, die da auf uns zukommen!

Wie fördern Sie bei AIPERIA die Unternehmenskultur, und welche Rolle spielen Ihre Mitarbeiter bei der Verwirklichung Ihrer Unternehmensziele?

Bei AIPERIA liegt uns eine starke Unternehmenskultur sehr am Herzen, und die basiert auf unseren klaren Werten. Gegenseitiges Vertrauen und ein respektvoller Umgang sind für uns die Grundlagen jeder Zusammenarbeit.

Uns ist es wichtig, dass sich unser Team zu jeder Zeit befähigt fühlt, sein Talent voll auszuschöpfen. Gleichzeitig stehen wir bereit, um bei Bedarf zu unterstützen. Ohne unser fantastisches Team wären wir nicht da, wo wir heute sind. Deshalb geben wir innerhalb der Rollen und Unternehmensziele viel Gestaltungsspielraum, damit alle das tun können, was sie wirklich lieben und worin sie großartig sind.

Und natürlich gibt’s bei uns auch den ein oder anderen leckeren Espresso an unserer Siebträger-Maschine im Büro – das gehört einfach dazu und dafür reist man auch mal gerne ins idyllische Würzburg

Bildcredits AIPERIA

Wir bedanken uns bei Franz Seubert für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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