Sonntag, Dezember 8, 2024
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Sucht nach den Pain Points eurer Kunden

Johannes Diem, MAHLE, Corporate Innovation Partner in der Gründermotor Meisterklasse im Interview

Stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor!

Johannes Diem: Der MAHLE Konzern ist einer der international größten Entwicklungspartner und Zulieferer in der Automobilindustrie.  Unsere Komponenten sind weltweit in jedem zweiten Fahrzeug verbaut. Ich selbst bin vor 15  Jahre bei MAHLE als Entwicklungsingenieur eingestiegen und bin mittlerweile seit sechs Jahren in der zentralen Unternehmensplanung im Team Corporate Innovation. Im Team sehen wir uns als interne Dienstleister, um Innovationsaktivitäten innerhalb des Konzerns anzustoßen. So bin ich für die Kooperation mit externen Start-ups – unser MAHLE Piloting Programm- sowie für die strategischen Venture Capital Aktivitäten verantwortlich. Darüber hinaus betreuen wir im Team unter anderem noch den MAHLE INCUBATOR. Das ist ein Programm zur Gründung von Corporate Start-ups innerhalb unseres Konzerns und mit MAHLE Mitarbeitern. 

Warum haben Sie sich entschieden, als Partner bei der Meisterklasse mitzuwirken?

Vor mittlerweile vier Jahren haben wir bereits mit Pioniergeist am ACTIVATR Programm teilgenommen, unserem Vorgängermodel zum heutigen MAHLE Incubator. Daraus ist unser erstes Corporate Start-up Retromotion (retromotion.com) – eine Online-Plattform für Oldtimer-Ersatzteile entstanden. Wir sind nach wie vor in engem Austausch mit Pioniergeist. Daher lag es für uns sehr nahe, am Gründermotor teilzunehmen und als Corporate Partner die Start-up-Szene in der Region und junge Gründer zu fördern.

Wie bewerten Sie die Startup-Szene in Baden- Württemberg?

Johannes Diem: Aus Sicht eines Unternehmens ist es sehr erfreulich, dass das Thema Start-ups und insbesondere Corporate Start-ups, also Gründungen innerhalb der Unternehmen, sich sehr positiv in Baden-Württemberg entwickelt – auch wenn das Thema noch in den Kinderschuhen steckt, beschäftigt sich mittlerweile jedes etablierte Unternehmen mit der Start-up-Welt oder macht sich bereits auf die Suche nach neuen eigenen Geschäftsfeldern. Wir im Südwesten haben die besten Voraussetzungen um Start-ups in der Industrie zu bringen und es gibt jede Menge Anwendungsfälle, vor allem in der Digitalisierung von Produkten, Services & Produktionsprozessen.

 Ich bin überzeugt, dass auch der Gründermotor ein weiterer Schritt ist, wie wir mehr Dynamik hin zu neuen, insbesondere auch digitalen Geschäftsmodellen in unseren hiesigen Unternehmen etablieren können. Unser Ziel ist es, hierbei möglichst früh an neue Technologien und Services zu kommen und diese schnell und ohne großen Aufwand auszuprobieren. Dadurch sieht man sehr schnell, ob das Start-up zu uns passt und ob das Produkt funktioniert und bei uns umsetzbar ist.

Welche Ziele hat die Meisterklasse?

Neben dem allgemeinen großen Ziel neue Unternehmen und deren Umfeld in Baden-Württemberg zu fördern, verfolgen wir bei MAHLE das Ziel  dem Management näherzubringen wie neue Startups gegründet werden und sie mit den Herausforderungen und der Arbeitsweise eines Startup zu konfrontieren. Hierzu haben wir den Gründern sechs MAHLE Management-Mentoren aus unterschiedlichen Fachbereichen, u.a. Entwicklung und Finanzen, zur Seite gestellt. Somit konnten beide Seite voneinander lernen: Die Gründer bekamen die volle Erfahrung unseren Kollegen und anders herum wurden unsere Kollegen aufgezeigt, wie mit Leidenschaft und guten Ideen neue Geschäftsmodelle aufgebaut und erprobt werden können. 

Wie bewerten Sie die Gründer in der Meisterklasse?

Johannes Diem: Der aktuelle Gründermotor war ja bereits die dritte Umsetzung des Programms. Ich denke, dass sowohl die Organisation als auch die Gründer selbst immer professioneller geworden sind. Im Austausch mit den Teams war ich immer aufs Neue fasziniert von den Geschäftsideen, dem Willen zu gründen und von der schnellen Anpassungsfähigkeit an die direkten Feedbacks aus den Interviews mit den Kunden. Es ist wieder ein Zusammentreffen von richtig guten Leuten geworden  – wenn auch dieses Mal größtenteils virtuell.

Wie sind Sie mit der Startup-Szene in Kontakt geraten?

Mit dem Wechsel aus dem Entwicklungsbereich in unsere neu gegründete Venture Capital Team war ich direkt im Dauerkontakt mit Start-ups. Wir schauen uns mittlerweile etwa 2500 Startups pro Jahr an. Ich bin nach wie vor von der Innovationskraft der Start-ups fasziniert und wir alle im Team geben alles, diese bei MAHLE einzubringen und mit unserer zu vereinen.  

Welches Unternehmen haben Sie selbst gegründet?

Ich selbst habe noch kein Start-up gegründet, bin aber mit dem Gründer unseres Corporate Startups Retromotion von Anfang an sehr viel bei Kunden gewesen und kümmere mich auch noch um die Finanzierungsrunden von Seiten MAHLE. Es ist extrem faszinierend, ein Start-up von der Idee, über die ersten Schritte und bis zu den ersten Finanzierungsrunden zu begleiten – bestimmt auch darüber hinaus, aber da kommen wir erst noch hin. 

Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

In Bezug auf Kunden würde ich Folgendes empfehlen: Sucht zuerst nach den wirklichen Pain Points eurer Kunden und löst deren Problem. Es macht meist wenig Sinn eine Technologie zu verfolgen und dann darauf aufbauen ein Geschäftsmodell und Kunden zu suchen. Also Augen auf für die Probleme dieser Zeit und untermauert eure Geschäftsidee mit möglichst vielen Kundeninterviews.

Mein zweiter Tipp: Auf das Team kommt es an! Geschäftsmodelle aufzubauen ist Teamarbeit – besonders am Anfang, wenn ihr noch ein sehr kleines Team seid, zählt jeder Einzelne. Daher klärt intern im Team die zu verfolgende Grundausrichtung und insbesondere alle persönlichen Themen. Trefft klare Entscheidungen  fair & so früh wie möglich. Es wird auch so noch anstrengend genug. 

Und last but not least: Die Wahl der geeigneten Partner entscheidet mit über Erfolg oder Misserfolg. Wählt sehr bewusst eure finanziellen und/oder strategischen Partner & Investoren aus, diese werden euch von nun an lange begleiten.

Wir bedanken uns bei Johannes Diem für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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