NichtraucherHelden unterstützt Raucher und Raucherinnen beim Rauchstopp
Stellen Sie sich und das Startup NichtraucherHelden doch kurz unseren Lesern vor! Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ich bin Andy Bosch, einer der vier Gründer der NichtraucherHelden. Ich selbst war bereits seit Anfang 2000 selbständig im Bereich der Softwarenentwicklung. Irgendwann wollte ich aber mein „eigens Baby“ großziehen und nicht nur Kundenprojekte voranbringen. Aus der früheren Zusammenarbeit mit einer Onlineplattform im Bereich Ernährung und Fitness entstand die Idee und Großteils auch das Team der NichtraucherHelden. Wir haben uns bereits 2016 als Team zusammengefunden, um die Tabakentwöhnung zu digitalisieren. Die ersten Jahre lief das Projekt NichtraucherHelden noch über meine Softwarefirma. Im April 2020 haben wir nun den Schritt gewagt und haben die NichtraucherHelden GmbH als eigenständiges Unternehmen ausgegründet.
Welche Vision steckt hinter NichtraucherHelden?
Wir möchten möglichst viele Raucher und Raucherinnen bestmöglich beim Rauchstopp unterstützen und ihnen helfen, von der Sucht loszukommen. Unser Ziel ist es, möglichst viele stolze NichtraucherHelden und -Heldinnen auf den Weg zu bringen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir hatten bereits Erfahrungen, wie man Online-Plattformen im Gesundheitsbereich aufbaut. Daher ist uns die Entwicklung und die technische Umsetzung des Online-Nichtraucherkurses nicht schwergefallen. Allerdings mussten wir lernen, dass unsere potenziellen Kunden nicht die einfachste Zielgruppe sind. Einen Nichtraucherkurs „zu verkaufen“ ist etwas ganz anderes als zum Beispiele Schuhe über einen Onlineshop an den Mann oder die Frau zu bringen. Es ist eine Lebensentscheidung, die damit verbunden ist und die vielen nicht einfach fällt. Auch mussten wir lernen, wie Krankenkassen und auch Firmen im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements arbeiten. Die Mühlen mahlen manchmal einfach viel langsamer als man sich das als agiles Start-up so vorstellt. Vor allem auch gegenüber der Digitalisierung sind nicht alle immer gleich super aufgeschlossen.
Ausschlaggebend für die Ausgründung der NichtraucherHelden GmbH war dann unser neues Projekt: der Entwicklung einer Rauchfrei-App speziell für tabakabhängige Rauchern und Raucherinnen. Die App soll eine sogenannte DiGA (Digitale Gesundheitsanwendung) werden und künftig auf Rezept verordnet werden können. Hier gab es so einige Herausforderungen zu meistern, da bisher keiner von uns ein Medizinprodukt entwickelt hat und wir und in diesem Bereich sehr viel Know how aneignen mussten. Aber wir haben es geschafft! Wir sind bisher komplett eigenfinanziert, wobei so eine Medizinproduktentwicklung sehr teuer ist. Über kurz oder lang werden wir voraussichtlich (früher oder später) auf Fremdkapital angewiesen sein, um unsere App noch bekannter zu machen.
Wer ist die Zielgruppe von NichtraucherHelden?
Die Zielgruppe von NichtraucherHelden sind Raucher und Raucherinnen, die gerne mit dem Rauchen aufhören möchten. Letzteres ist extrem wichtig, denn ansonsten wird es schwierig mit dem erfolgreichen Rauchstopp. Auch wir können nicht hexen und haben keine Wunderpille, mit der man über Nacht ohne Anstrengung zum Nichtraucher wird.
Wie funktioniert NichtraucherHelden? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir haben mittlerweile zwei zertifizierte Online-Nichtraucherkurse und eine passende App, deren Kosten die Krankenkasse im Rahmen der Prävention erstatten. Als wir 2016 gestartet sind, war die gängige Unterstützung ein Nichtraucherkurs vor Ort. Solche Kurse werden jedoch immer seltener genutzt, da die Hemmschwelle sehr hoch ist und oftmals weder die Zeit noch die Möglichkeit für solchen einen Kurs besteht. Daher haben wir die evidenzbasierte Tabakentwöhnung in Coaching-Videos und Übungen gepackt und haben daraus einen Online-Nichtraucherkurs und später die passende App gemacht. Wir sind aktuell in Deutschland das umfangreichste Nichtraucher-Coaching-Programm im Online-Bereich als auch unter den Apps Es gibt zwar zahlreiche kostenfreie Rauchfrei-Apps. Diese bieten aber letztlich in der Regel nicht mehr als ein paar Trackingfunktionen und einfache Tipps.
Die Vorteile des digitalen Nichtraucher-Coachings liegen auf der Hand: die Hemmschwelle ist für Raucher deutlich niedriger, da sie sich anonym anmelden können. Der Kurs kann in jeden Alltag flexibel integriert werden und ist weder an eine Zeit noch an einen Ort gebunden. Alle Coaching-Videos können auch später immer wieder angesehen und das Wissen aufgefrischt werden. Es gibt eine aktive Community, in der man sich jederzeit mit anderen Aufhörern austauschen kann, z.B. auch bei akutem Rauchverlangen. Wir bieten auch nach dem Rauchstopp weitere 3 Monate tägliche Begleitung, um einen Rückfall zu vermeiden. Außerdem bieten wir Fitnessvideos und gesunde Rezepte, um einer Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp aktiv entgegenwirken zu können.
NichtraucherHelden, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Der Weg ist klar: wir wollen ins DiGA-Verzeichnis. Wir wollen, dass unsere neu entwickelte Medizin-App von Ärzten verschrieben wird. Unseren Antrag haben wir kürzlich dafür beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eingereicht. Jetzt heißt es Daumen drücken, während wir natürlich bereits wie wild den Vertrieb vorbereiten. In fünf Jahren wollen wir unter der Ärzteschaft zu den Apps zählen, die jeder kennt und gerne verschreibt. Ebenso sollen alle Raucher und Raucherinnen schon einmal irgendwo mit den NichtraucherHelden in Kontakt gekommen sein. Und wer weiß, ob wir nicht irgendwann eine weitere DiGA entwickeln werden, wenn das Geschäftsmodell gut funktioniert.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Habt Eure Zahlen im Griff! Wir haben mittlerweile schon so einige Start-ups im direkten Umfeld mitbekommen, die früher oder später von der Bildfläche verschwunden sind, obwohl sie bereits gute Umsätze eingefahren haben. Haltet daher unbedingt Eure Kosten im Auge!
2. Legt Euren Perfektionismus ab! Diesen Fehler haben wir auch gemacht. Man feilt und macht am Produkt bis zur absoluten Perfektion. Das Problem: Du wirst nie fertig! Haltet euch am besten an die 80/20 Regel. Wenn 80% fertig sind, könnt ihr damit raus gehen und das Produkt testen. Geht lieber früh raus mit Eurem Produkt, schaut ob es funktioniert und holt euch Feedback.
3. Denkt frühzeitig an Marketing und Vertrieb! Welcher Gründer kennt das nicht? Man ist voll und ganz auf die Entwicklung des Produktes fokussiert. Hier fließt die volle Aufmerksamkeit rein und jede Menge Geld. Am Ende des Tages habt ihr ein Wahnsinns-Produkt, aber kein Geld mehr, um es zu vermarkten. Macht diesen Fehler nicht! Den haben schon viele vor Euch gemacht.
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Wir bedanken uns bei Andy Bosch für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder