Mittwoch, Dezember 3, 2025
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Wie Künstliche Intelligenz die Suche nach öffentlichen Ausschreibungen neu definiert?

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Vergabepilot.AI – KI für öffentliche Ausschreibungen Bildcredits Ciconia Systems GmbH

Vergabepilot.AI nutzt Künstliche Intelligenz, um öffentliche Ausschreibungen effizienter zu finden und zu bewerten. Das Startup macht komplexe Vergabeprozesse einfacher und transparenter.

Können Sie uns Vergabepilot.AI kurz vorstellen und erzählen, wer die Gründer und Köpfe hinter dem Startup sind?

„Vergabepilot.AI ist eine KI-gestützte Plattform, die täglich tausende neue öffentliche Ausschreibungen aus über 100 Vergabeportalen zentral zugänglich macht. Früher musste man sich durch Dutzende Portale klicken – heute reicht ein Suchprofil, und unsere KI findet automatisch die passenden Ausschreibungen und bewertet sie nach Relevanz.

Gegründet wurde Vergabepilot.AI von Daniel Holderbaum, Prof. Dr. Christian Bartelt und mir. Daniel verantwortet die technische Architektur und Infrastruktur, Christian bringt seine wissenschaftliche Erfahrung aus dem Bereich Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ein, und ich kümmere mich um Produktstrategie, Marketing und Vertrieb.

Wir entwickeln die Plattform komplett inhouse – von der Datenverarbeitung bis zu den KI-Modellen für die semantische Suche. Unser Ziel ist es, dass Unternehmen – egal ob Startup oder Konzern – nicht mehr nach Ausschreibungen suchen müssen, sondern automatisch gefunden und bewertet werden.“

Welche Vision verfolgt Vergabepilot.AI mit seiner Plattform und wie möchten Sie diese langfristig umsetzen?

„Unsere Vision ist das ‚Ende der endlosen Ausschreibungssuche‘. Ich stelle mir vor, wie Unternehmer morgens zum Kaffee nur noch die wirklich relevanten Ausschreibungen sehen – automatisch gefiltert, bewertet und mit Handlungsempfehlungen versehen.

Heute fokussieren wir uns auf die KI-gestützte Recherche und Bewertung öffentlicher Ausschreibungen. Langfristig wollen wir aber den gesamten Prozess intelligent unterstützen – von der Suche über die Analyse und Angebotsvorbereitung bis hin zur Erfolgsauswertung.

Unser Ziel ist, dass KI im Vergabewesen selbstverständlich wird: Unternehmen sollen ihre Energie auf das Gewinnen von Aufträgen richten können, während Vergabepilot.AI den Rest übernimmt.“

Welche Zielgruppen profitieren am meisten von Ihrer Lösung und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse optimal erfüllt werden?

„Besonders profitieren Unternehmen, die mit begrenzten Ressourcen arbeiten – das können kleine Handwerksbetriebe sein, aber auch mittelständische IT-Dienstleister oder Beratungsunternehmen. Allen gemeinsam ist: Sie haben nicht die Kapazitäten für eine eigene Vergabestellen-Abteilung.

Wir haben die Plattform bewusst so gestaltet, dass auch Teams ohne Vergabe-Expertise effizient arbeiten können. Funktionen wie automatische Priorisierung, intelligente Dokumentenzusammenfassungen und Teamfeatures sorgen dafür, dass unterschiedlichste Unternehmenstypen optimal unterstützt werden – vom Ein-Mann-Betrieb bis zum mittelständischen Unternehmen mit mehreren Abteilungen.“

Öffentliche Ausschreibungen gelten oft als bürokratisch und komplex. Wie erleichtern Sie diesen Prozess für Ihre Nutzer?

„Das Problem ist real: Ein 200-Seiten-Dokument voller Juristendeutsch kostet Unternehmer normalerweise Tage, nur um die Grundfragen zu klären – kann ich das überhaupt, bis wann, was wird genau gesucht?

Wir reduzieren diese Komplexität durch KI und Automatisierung. Nutzer erhalten eine semantische KI-Suche, die Dokumente versteht statt nur Schlagworte zu zählen. Ausschreibungsunterlagen werden automatisch zusammengefasst, Fristen hervorgehoben und Ausschlusskriterien markiert.

Es ist wie ein persönlicher Assistent, der die Übersetzungsarbeit macht: Aus ‚Der Auftragnehmer hat gemäß § 123 Abs. 4…‘ wird einfach ‚Sie benötigen eine Bürgschaft über 10.000 Euro.'“

Was unterscheidet Ihre semantische KI-Suche von klassischen, stichwortbasierten Ansätzen?

„Klassische Suchmaschinen funktionieren wie ein sehr pedantischer Bibliothekar – sie finden nur exakt das Wort, das du eingibst. Unsere semantische Suche versteht hingegen den Kontext und die Bedeutung.

Ein praktisches Beispiel: Ein Gartenbauunternehmen würde bei einer klassischen Suche die Ausschreibung für ‚Vegetationsmanagement kommunaler Freiflächen‘ nie finden, wenn es nach ‚Grünflächenpflege‘ sucht. Unsere KI erkennt diese inhaltliche Verbindung.

Zusätzlich bewertet sie jede Ausschreibung mit einem Relevanzscore von 0-100%, sodass Nutzer sofort erkennen, welche Ausschreibungen wirklich zu ihrem Unternehmen passen. Das spart Zeit und verhindert, dass wichtige Chancen übersehen werden.“

Welche Herausforderungen sind Ihnen beim Aufbau der Plattform bisher begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?

„Die größte Herausforderung war die heterogene Datenlandschaft. Stell dir vor, du willst alle deutschen Regionalzeitungen lesen, aber jede hat ein völlig anderes Format und eine andere ‚Sprache‘. Genau so verhält es sich mit den 100+ Vergabeportalen in Deutschland.

Wir haben viel Entwicklungsarbeit investiert, um diese unterschiedlichen Datenstrukturen in einem einheitlichen, nutzerfreundlichen Format darzustellen. Der Durchbruch kam, als wir aufhörten, sofort perfekt sein zu wollen, und stattdessen iterativ vorgingen.

Gleichzeitig war Vertrauen ein zentrales Thema. Deutsche Unternehmen sind zu Recht vorsichtig mit ihren Daten. Das haben wir durch konsequente Transparenz und strenge DSGVO-Konformität von Anfang an angegangen.“

Wie wichtig ist Ihnen der Aspekt Datenschutz und Transparenz im Hinblick auf die Arbeit mit sensiblen Ausschreibungsdaten?

„Vergabepilot.AI ist bewusst ‚Made in Germany‘ – Hosting und Datenverarbeitung erfolgen ausschließlich in Deutschland. Wir arbeiten strikt DSGVO-konform, erfüllen die Anforderungen der EU-KI-Verordnung und werden als System mit minimalem Risiko eingestuft.

Trotzdem nehmen wir Datenschutz nicht auf die leichte Schulter. Wir achten genau darauf, welche KI welche Informationen erhält – und in der Regel arbeiten unsere Modelle nur mit anonymisierten und zeitlich begrenzt gespeicherten Daten, die nach der Verarbeitung wieder gelöscht werden.

Transparenz bedeutet für uns auch: Wenn ein Kunde fragt ‚Wie funktioniert eure KI?‘, erklären wir das offen und verständlich. Vertrauen entsteht durch nachvollziehbare Prozesse, nicht durch Blackboxen.“

Welche Rolle spielt der Q&A-Assistent bei der praktischen Nutzung Ihrer Plattform?

„Der KI-basierte Q&A-Assistent ist wie ein sehr kompetenter Kollege, der bereits alle Vergabedokumente durchgearbeitet hat. Statt hunderte Seiten zu durchsuchen, können Nutzer konkrete Fragen stellen – zu Fristen, Anforderungen oder Ausschlusskriterien – und erhalten direkt verständliche Antworten.

Wichtig ist: Er ersetzt nicht die menschliche Einschätzung, sondern bereitet die Entscheidungsgrundlage optimal auf.“

Welche Weiterentwicklungen oder neuen Funktionen dürfen die Nutzer in den kommenden Jahren erwarten?

“Kurzfristig konzentrieren wir uns auf branchenspezifische Funktionen und neue KI-Module, die die Analyse und Bewertung gefundener Ausschreibungen deutlich beschleunigen. Ziel ist, dass Nutzer in wenigen Sekunden erkennen, welche Ausschreibungen wirklich relevant sind.

Langfristig wollen wir Vergabepilot.AI über Deutschland hinaus in der gesamten DACH-Region und später europaweit etablieren. Zudem arbeiten wir darauf hin, Unternehmen auch bei der Angebotserstellung mit KI-gestützten Assistenten zu unterstützen – vom Finden bis zum Gewinnen des Auftrags.”

Wenn Sie auf Ihre bisherige Reise zurückblicken. Was war für Sie der entscheidende Moment, der Vergabepilot.AI geprägt hat?

„Es gab mehrere prägende Momente, aber einer sticht besonders heraus: Als wir die ersten Rückmeldungen von Nutzern bekamen, die dank Vergabepilot. AI Ausschreibungen gefunden hatten, die sie sonst komplett übersehen hätten.

In dem Moment wurde uns klar: Wir lösen hier nicht nur ein technisches Problem, sondern schaffen echten Mehrwert für Unternehmen. Aus ‚wir haben eine interessante Idee‘ wurde ‚wir haben eine echte Mission‘. Das hat unsere gesamte Herangehensweise verändert – weg von der reinen Technik-Fokussierung, hin zum konkreten Nutzen für unsere Kunden.“

Welche Erfahrungen aus Ihrer Gründungsphase würden Sie anderen Unternehmerinnen und Unternehmern weitergeben?

„Man sollte sich nicht von der Komplexität eines Marktes abschrecken lassen. Öffentliche Vergaben sind traditionell sehr bürokratisch und fragmentiert – aber genau darin lag unsere Chance. Während andere sagten ‚das ist zu kompliziert‘, haben wir gesagt ‚hier gibt es am meisten zu verbessern‘.

Wichtig ist es, nah am Nutzer zu bleiben und Feedback konsequent umzusetzen. Wir haben in den ersten Monaten unzählige Gespräche mit Unternehmern geführt – diese direkten Einblicke waren Gold wert.

Und: Entwickelt frühzeitig ein klares Geschäftsmodell. Wir wussten von Anfang an, dass wir nicht nur eine tolle Technologie bauen, sondern ein nachhaltiges, profitables Unternehmen aufbauen wollen.“

Welche drei konkreten Ratschläge haben Sie für Gründer, die ebenfalls mit KI-Lösungen in den Markt starten möchten?

Erstens: Bleibt pragmatisch – KI ist kein Selbstzweck. Der Fokus sollte immer auf der Lösung eines echten Problems liegen, nicht auf der coolsten Technologie. Manchmal ist die einfachere Lösung die bessere.

Zweitens: Baut Transparenz und Vertrauen auf – gerade bei KI sind Datenschutz, Erklärbarkeit und Fairness entscheidend. Deutsche Kunden sind zu Recht skeptisch, aber diese Skepsis wird zur Stärke, wenn man sie ernst nimmt und adressiert.

Drittens: Entwickelt iterativ – statt alles perfekt zu planen, lieber schnell starten, echtes Nutzerfeedback einholen und das Produkt kontinuierlich verbessern. Perfekt ist oft der Feind von gut und marktfähig.“

Teambild Bildcredits @ Ciconia Systems GmbH

Wir bedanken uns bei Marko Jeftic für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: Vergabepilot.AI

Vergabepilot.AI logo

Kontakt:

Ciconia Systems GmbH
Friedrichstraße 13
D-70174 Stuttgart

www.vergabepilot.ai

Ansprechpartner: Marko Jeftic

Social Media:
LinkedIn

Solange es sich lohnt, diskriminierende Strukturen aufrechtzuerhalten, wird sich an ihnen wenig ändern

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Waslat Hasrat-Nazimi über Politik, Gesellschaft und Verantwortung. Waslat Hasrat-Nazimi Journalistin, Autorin und Moderatorin Head of Afghan, Service Deutsche Welle © Julia Sellmann Photography

Waslat Hasrat-Nazimi ist Journalistin, Autorin und Mutter. In ihrem Buch “Rausländer  – Unsere Koffer sind gepackt” beschreibt sie, wie viele Menschen mit internationaler Familiengeschichte sich in Deutschland nicht mehr willkommen fühlen. Mit herCAREER-Redakteurin Kristina Appel hat sie über das Einwanderungsland Deutschland, dessen selektives Demokratieverständnis und über Visionen für ein neues deutsches Selbstverständnis gesprochen.

„Von der Politik wünsche ich mir eine Vision, die mir die Vorteile einer Veränderung näherbringt. Eine Vision, die zeigt, wie wir zu einer guten, großen, vielfältigen Gesellschaft zusammenwachsen können, in der alle gleichberechtigt sind.”

herCAREER: Der Ausgangspunkt deines Buchs ist die letzte Bundestagswahl. Was war an dieser anders als an der vorherigen?

Waslat Hasrat-Nazimi: Einerseits war es für mich beeindruckend zu sehen, dass die Erfolge der A*D so real geworden sind und sich längst nicht mehr „da im Osten“ verorten lassen. Andererseits habe ich eine Diskrepanz erlebt: Während migrantische Menschen wie ich diese Wahl mit großer Sorge und Unsicherheit verbunden haben, war das für viele nicht-migrantische Menschen deutlich weniger spürbar.

herCAREER: Worin zeigt sich diese Diskrepanz?

Viele Menschen negieren oder verharmlosen den Rassismus in Deutschland weiterhin. Das erlebe ich ständig. Gleichzeitig bleiben die Sorgen, Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit bei migrantischen und migrantisch gelesenen Menschen häufig ungehört.

herCAREER: Welche Gefühle haben die Menschen beschrieben, mit denen du für dein Buch gesprochen hast?

Waslat Hasrat-Nazimi: In einer großen Gruppe von migrantischen Menschen erlebe ich das Gefühl der Enttäuschung und ein Abwenden von der deutschen Gesellschaft. Sie haben das Gefühl, hier eh nicht willkommen zu sein und das auch nie zu werden. Deswegen fühlt es sich für sie egal an, wie sehr sie sich integrieren und anstrengen, denn es bringt ja doch nichts.

herCAREER: Was folgt auf diese Resignation?

Sie verstärkt die ohnehin schon existierenden Gräben zwischen der weißen Mehrheitsgesellschaft und der Bevölkerung mit internationaler Familiengeschichte. Diese Spaltung verursacht Unmut – und der öffnet Tore für alle Formen von Radikalismus.

herCAREER: Beschreibst du Deutschland darum als demografisches Pulverfass?

Ja. Ich kann diese Gefühle nachvollziehen. Die Leute haben das Gefühl, dass sich Deutschland und seine Bevölkerung verändern. Es ist nur menschlich, verunsichert zu sein. Aber ich mache die Politik dafür verantwortlich, dass sie den demografischen Wandel instrumentalisiert, um von ihrer eigenen Unfähigkeit abzulenken. Von der Politik wünsche ich mir eine Vision, die mir die Vorteile einer Veränderung näherbringt. Eine Vision, die zeigt, wie wir zu einer guten, großen, vielfältigen Gesellschaft zusammenwachsen können, in der alle gleichberechtigt sind. Aber das passiert nicht. Im Gegenteil: Die Unsicherheit wird für eine populistische Agenda ausgenutzt. Es gibt keine Vision für Deutschland, außer: „Wir wollen wieder zurück zu dem, was war“. Aber das ist überhaupt nicht realistisch.

herCAREER: Und nicht wahr. Die deutsche Wirtschaft hat sich schon immer auf Arbeitskräfte aus anderen Ländern gestützt.

Waslat Hasrat-Nazimi: Ja. Wir haben eine stagnierende Wirtschaft, den Klimawandel und wissen nicht, wie es mit Russland und der Ukraine weitergehen wird. Aber die Politik konzentriert sich nur auf das Narrativ der kriminellen, gewalttätigen Ausländer, die abgeschoben werden sollen. Unsere wahren Probleme – die vor allem sozialer Natur sind – werden jedoch nicht anerkannt und nicht angegangen.

herCAREER: Auf welche konkreten sozialen Probleme beziehst du dich?

Beispielsweise auf die lückenhafte Infrastruktur, die Wohnungsnot oder die Tatsache, dass viele arbeitende Menschen am Ende des Monats nicht genug Geld haben, um Essen zu kaufen. Oder dass es bei uns Kinderarmut gibt, obwohl wir zu den reichsten Ländern der Welt gehören, ist ein massives Problem.

herCAREER: Warum halten sich diese Narrative so hartnäckig? Fehlt es uns an Selbstreflexion?

Ich glaube, dass dies sehr bewusst geschieht und dass auch eine gewisse Arroganz mitschwingt. Nach dem Motto: „Wir brauchen gar keine Fachkräfte von außen. Wir sind schließlich Deutschland. Wenn wir mehr in Wirtschaft und Wissenschaft investieren und alle mehr arbeiten, wird das schon.“ Was das jedoch auch bedeuten würde, ist, dass Männer wieder länger arbeiten und Frauen ihre Rechte und ihre Freiheit einbüßen müssten, um die unbezahlte Carearbeit für Familienangehörige komplett zu übernehmen. Den Menschen wird suggeriert, wir könnten dieses Land auch ohne Zuwanderung wieder auf Vordermann bringen, was aber nicht realistisch ist. Und wenn überhaupt, dann, wie gesagt, mit großem Verlust für Frauen, queere und Menschen mit internationaler Familiengeschichte. Diese populistischen, rechtskonservativen Narrative sehen wir überall in Europa und Amerika.

herCAREER: Hast du das Gefühl, dass Politiker:innen derzeit nach Amerika blicken und sich sagen: „Lass uns mal sehen, wie weit wir mit unserer Agenda gehen können?”

Absolut.

herCAREER: Werden auch bei uns Menschen künftig Angst haben, von der Einwanderungsbehörde auf der Straße aufgegriffen zu werden?

Waslat Hasrat-Nazimi: Ich glaube nicht, dass es so schnell passieren könnte wie in den Vereinigten Staaten. Aber ich beobachte auch, dass CDU und CSU sich seit einigen Jahren stark von den USA anstecken lassen. So ist die CSU mit drei Politiker:innen in die USA gereist, um einen queerfeindlichen republikanischen Gouverneur zu besuchen. Teile der CDU wiederum empfangen eine Delegation der Heritage Foundation, die das “Project 2025” entworfen hat. Das muss man beobachten.

herCAREER: Statistisch hat rechtsextreme Gewalt in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht und die Diskriminierung von Menschen, die als Migrant:innen gelesen werden, steigt. Wie brechen wir diese Bewegung, in der ein rechtsextremes Mindset plötzlich gesellschaftsfähig ist? Wo setzen wir an? Bei der Bildung?

Mit Bildung allein erreichen wir da wenig, glaube ich. Denn ich erlebe oft sehr gebildete Menschen mit starkem rechtem Gedankengut. Ich glaube, Veränderung entsteht durch die Verbindung von Bildung und Begegnung. Und das ist ein Problem für sich, denn Deutschland ist ein sehr klassistisch geprägtes Land. Das beginnt schon in der Bildung, die ja genau diesem Klassismus unterworfen ist und immer noch ein Zwei-Klassen-System unterstützt. Solange es sich lohnt, exklusive Kreise und diskriminierende Strukturen aufrechtzuerhalten, wird sich daran wenig ändern.

herCAREER: Hast du eine Idee?

Solange es sich lohnt, dieses Gedankengut zu haben, werden wir es sicher nicht schaffen. Warum sollte man das Privileg aufgeben, in einem Netzwerk zu leben, in dem einem Jobs zugeschoben werden und sich Türen von selbst öffnen? Für mich sind nicht die rechten oder rechtsextremen jungen Männer im Osten das große Problem, sondern diese elitären Kreise, die ein ausgrenzendes Gedankengut immer weiter befeuern und am Leben erhalten.

herCAREER: Du beschreibst, dass wir zwar theoretisch in einem demokratischen Land leben, ein demokratisches Zusammenleben aber praktisch nicht möglich ist, weil so vielen Menschen die Zugänge versperrt werden. Wie sähe eine inklusive, wehrhafte Demokratie in deinen Augen aus?

Waslat Hasrat-Nazimi: Eine wehrhafte Demokratie müsste diese Tradition der verschlossenen Zugänge aushebeln können. Unser Bildungssystem hätte schon vor 50 Jahren reformiert werden müssen – wir stehen so schlecht da im internationalen Vergleich! Ich finde es schockierend, was in Deutschland alles einfach so hingenommen wird.

herCAREER: Zum Beispiel?

Dazu gehört ein klassistisches Schulsystem, aber auch die wachsende (digitale) Gewalt gegen Politiker:innen. Oder dass eine Maskenaffäre unter den Teppich gekehrt wird. Dass der deutsche Kolonialismus und der Nationalsozialismus nie ordentlich aufgearbeitet wurden. Wir lehren Geschichte, aber wir ziehen offensichtlich keine Konsequenzen daraus. Dasselbe mit der Pandemie – wann reflektieren wir, was das mit uns als Land gemacht hat?

herCAREER: Deutschland sitzt die Dinge also aus. Du deutest im Buch darauf hin, dass sich auch die Gesetzgebung nur langsam an das Zeitgeschehen anpasst. Es gibt beispielsweise keine Regeln, wenn Journalist:innen wie Dunja Hayali von einer rechtsradikalen Kampagne mit Gewaltandrohungen überhäuft werden.

Waslat Hasrat-Nazimi: Gesetzgebung ist das eine. Das andere ist, dass wir es so weit haben kommen lassen, dass rechte Akteur:innen wissen, dass ihre Methoden erfolgreich sind. Denn selbst wenn es von außen so aussieht, stellen sich Medienhäuser nicht immer hinter ihre Mitarbeitenden. Gerade jetzt, wo sich viele Unternehmen von Diversity-Initiativen abwenden und dem Druck aus den Vereinigten Staaten nachgeben, ist es wichtig, dass Unternehmen Haltung zeigen und klar Stellung für Vielfalt und Demokratie beziehen.

herCAREER: Wir haben jetzt über politische und institutionelle Aspekte gesprochen. Was können Leser:innen tun, um Menschen mit migrantischer Geschichte zu unterstützen und Rechtsextremismus entgegenzutreten?

Es gibt so viel mehr, was man tun kann, als zu demonstrieren. Es ist wichtig, im Alltag aufzustehen, wenn man Ungerechtigkeit und Rassismus miterlebt. Noch immer haben viele Menschen Angst und mischen sich nicht ein. Man kann sich für verschiedene Organisationen engagieren oder Abgeordnete anschreiben und sie bitten, sich für antirassistische und antidiskriminierende Maßnahmen einzusetzen. Und das Allerwichtigste ist natürlich, wählen zu gehen. Wir müssen uns bewusst sein, was alles auf dem Spiel steht. Und das nicht nur für Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern für alle.

herCAREER: Eine der Visionen in dem Buch ist ein Demokratiefördergesetz. Was würde das beinhalten?

Es gibt tolle Organisationen, die wichtige Arbeit leisten, aber chronisch unterfinanziert sind. Ein Demokratiefördergesetz würde entsprechende Budgets mit sich bringen. Außerdem: Viele der aktuellen Programme haben Laufzeiten von ein oder zwei Jahren – ein Gesetz könnte zu langfristigeren Projekten und nachhaltigen Synergien führen. Für eine wehrhafte Demokratie müssen wir präventiv gegen jegliche Art von (neuer) Radikalisierung vorgehen. Das bedeutet politische Bildung für alle, systematische Medienaufklärungsarbeit und gezielte Deradikalisierung – und zwar bei islamistischer und rechter Radikalisierung gleichermaßen.

herCAREER: Zusammenfassend: Ist die Aussage „Unsere Koffer sind gepackt“ ein Ausblick oder ein Anzeichen von Resignation?

Für mich ist es eine Warnung. Menschen verlassen Deutschland, andere erwägen, nicht mehr herzukommen. Ob die Koffer metaphorisch gepackt sind oder real im Hausflur stehen – das Gefühl ist echt. Und die Konsequenzen wären fatal: für die Gesellschaft, die Demokratie und die Wirtschaft. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was es für unsere Gesellschaft bedeuten würde, wenn migrantische oder queere Menschen wirklich gehen müssten.

herCAREER: Wir uns auch nicht.

Das Gespräch führte herCAREER Redakteurin Kristina Appel.

Bild: Waslat Hasrat-Nazimi Journalistin, Autorin und Moderatorin Head of Afghan, Service Deutsche Welle © Julia Sellmann Photography

Waslat Hasrat-Nazimi wird am Donnerstag, den 9. Oktober auf der herCAREER Expo 2025 mit Kristina Appel an dieses Interview anschließen und über die Vision einer demokratischen, inklusiven Zukunft für Deutschland sprechen.

Quelle messe.rocks GmbH

Mit KI zu neuen Maßstäben im Marketing: Interaktive Customer Journeys neu gedacht

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involve.me: Plattform interaktive Customer Journeys Vlad Gozman @involve me

involve.me ist eine SaaS-Plattform für interaktive und personalisierte Customer Journeys

Können Sie uns einen Einblick geben, wie involve.me entstanden ist und wer die Köpfe hinter dem Unternehmen sind?

involve.me ist aus stereosense hervorgegangen, einem CMS für VR Applikationen, mit dem unter anderem für Universal Pictures interaktive Projekte umgesetzt wurden. Die Projekte waren spannend, aber wir merkten schnell: VR war noch ein Nischenmarkt, schwer skalierbar und für viele Kunden zu aufwendig. Gleichzeitig erkannten wir, wie groß der Bedarf an interaktiven, digitalen Erlebnissen im Marketing ist, nur eben ohne VR-Brille. Infolgedessen kam es zu einer 180-Grad-Wende: weg von 360 Grad VR-Projekten hin zu einem SaaS-Produkt, das Unternehmen weltweit nutzen können. 2019 wurde dann aus stereosense involve.me, mit dem Ziel, ein skalierbares Produkt zu bauen. Heute führen wir das Unternehmen mit einem schlanken Management-Team – ich als Co-Founder & CEO, mein Mitgründer und CTO Florian Burmann und ein Team, das sich auf Produktentwicklung, Marketing und Internationalisierung fokussiert.

Welche Vision verfolgt involve.me langfristig und wie möchten Sie diesen Schritt für Schritt realisieren?

Unsere Vision ist es, eine neue Generation von Software zu schaffen, die nicht nur Werkzeuge bereitstellt, sondern aktiv mitarbeitet. Wir nennen das „Service as a Software“. Konkret bedeutet das: Unsere Plattform soll eigenständig ganze Customer Journeys aus einem einzigen Prompt generieren, inklusive Web Interfaces mit personalisiertem Design & Brand Identity, sowie ganze Marketing-Workflows. Wir realisieren das Schritt für Schritt, indem wir KI tiefer in unser Produkt integrieren und unseren AI Agent befähigen, immer mehr Aufgaben selbstständig zu übernehmen.

Wie definieren Sie die Zielgruppe Ihrer Plattform und welche konkreten Bedürfnisse sprechen Sie damit an?

Wir wollen eine breite Kundenbasis bedienen, also von KMUs bis zu globalen Marken. Besonders stark wachsen wir in Branchen, in denen Personalisierung und Vertrauen entscheidend sind, bspw. bei Direct to Consumer Brands oder Demand Generation Agenturen. Unsere Zielgruppe sind Marketing-Manager:innen, Agenturen sowie Unternehmen aus Publishing, Consumer Goods, Hospitality und Software.
Das zentrale Bedürfnis unserer Kunden ist es, digitale Erlebnisse zu schaffen, die nicht nur Aufmerksamkeit erzeugen, sondern nachhaltig Vertrauen aufbauen und zu messbaren Ergebnissen führen. Besonders wichtig ist dabei, aus anonymen Website-Besuchern qualifizierte Leads zu machen und diese im weiteren Verlauf effizient zu konvertieren. Gleichzeitig suchen sie nach Lösungen, die einfach integrierbar, skalierbar und flexibel einsetzbar sind – unabhängig davon, um welchen Schritt es in dem Funnel geht. Dabei erwarten sie Tools, die sowohl eine hohe Benutzerfreundlichkeit bieten als auch datengetriebene Optimierungen ermöglichen.

Inwiefern unterscheidet sich involve.me von klassischen Formular- oder Landingpage-Tools?

Wir sind die erste Plattform in unserem Segment, die einen integrierten AI Agent bietet. Statt nur Werkzeuge bereitzustellen, unterstützt involve.me aktiv beim Aufbau kompletter Funnels. Unsere Kunden schätzen die Personalisierungsmöglichkeiten, die nahtlose Integration in bestehende Systeme sowie Features wie dynamische Preisrechner. Anders als klassische Tools möchten wir keine simplen Quiz-Formate bieten, sondern hochprofessionelle, auf Conversion ausgerichtete Customer Journeys.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in Ihren Produkten und wie verändert sie die Arbeit mit Funnels und Umfragen?

KI steht im Zentrum unseres Produkts. Unser Agent kann heute schon komplette Multi-Step-Funnels aus einfachen Prompts generieren. Er schlägt Inhalte, Designs und Workflows vor, die auf Best Practices basieren. Damit reduzieren wir Komplexität und ermöglichen es Marketing-Teams, schneller, datengetriebener und effizienter zu arbeiten. Langfristig wird der AI Agent Aufgaben eigenständig übernehmen und Funnels nicht nur bauen, sondern auch optimieren.

Gab es Hürden oder besondere Herausforderungen in der Entwicklung von involve.me und wie sind Sie damit umgegangen?

Wie beim Aufbau jedes Startups mussten wir viele Herausfoderungen meistern. In der Frühphase brauchten wir „Builder“: Generalisten, die schnell aus dem Nichts etwas Nutzbares shippen. Mit wachsender Traktion brauchte es dann „Scaler“: Spezialisten für Growth, Data, AI und Security, klare Verantwortlichkeiten und Prozesse. Wir haben das Setup konsequent an die jeweilige Phase angepasst – inklusive der schwierigen Entscheidung, uns von Rollen zu trennen, die nicht mehr passten.

Bei Features sind wir vom „auch noch“ zum „nur noch“ gewechselt. Wir priorisieren strikt nach Wirkung auf Aktivierung, Time-to-Value und Retention, testen klein, setzen klare Kill-Dates und sagen bewusst Nein. Viele Ideen sterben früh, damit wenige den Unterschied machen.

Beim Produkt-Market-Fit sind wir vom „Baukasten für alles“ zu einem klaren Nutzenversprechen geschwenkt: AI-unterstützte, interaktive Funnels und Website-Widgets für SMBs und Agenturen, die Leads qualifizieren und Conversions steigern. Wir haben unseren ICP geschärft, regelmäßig mit Power-Usern und Churnern gesprochen und Pricing/Packaging getestet – alles, was keinen direkten Kundennutzen stiftet, kam von der Roadmap.

Wie wichtig ist Personalisierung für Ihre Kunden und welche Lösungen bietet Ihre Plattform dabei an?

Personalisierung ist einer der größten Erfolgsfaktoren für unsere Kunden. Mit involve.me können Unternehmen Inhalte und Ergebnisse dynamisch. Le Creuset und Nectar zum Beispiel haben unseren interaktive Produktfinder in ihren Seiten integriert.

Welche Integrationen oder Partnerschaften sind für Sie besonders entscheidend, um Ihren Nutzern echten Mehrwert zu bieten?

Wir bieten über 60 native Integrationen, darunter CRM-, Marketing- und Sales-Tools. Diese nahtlose Anbindung sorgt dafür, dass involve.me nicht als isolierte Lösung genutzt wird, sondern Teil der bestehenden Workflows unserer Kunden ist. Genau diese Tiefe macht den Mehrwert aus.

Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen für involve.me in den kommenden Jahren?

Wir wollen unsere starke Position in den USA weiter ausbauen. Dort haben wir bereits über 50 % unserer Kunden. Parallel dazu wollen wir unsere Präsenz in DACH und UK stärken und gezielt Branchen wie DTC und Agenturen erobern. In diesen Märkten ist die Nachfrage nach sicheren, personalisierten Lösungen besonders hoch.

Welche Funktionen oder Weiterentwicklungen dürfen wir in naher Zukunft erwarten?

2026 wird unser AI Agent in der Lage sein, komplette Customer Journeys aus einem einzigen Prompt zu generieren – also nicht nur Design und Inhalte, sondern auch Workflows und Messaging Sequenzen für Marketing und Sales zu automatisieren. Das bringt uns einen großen Schritt näher an unsere Vision „Service as a Software“.

Was würden Sie Gründerinnen und Gründern raten, die ebenfalls ein SaaS-Startup aufbauen möchten?

Kurzgefasst: Resilienz schlägt alles. Ihr Job ist, über lange Zeit konsequent weiterzumachen – durch Fehlschläge, Pivots und zähe Wochen. Gleichzeitig gab es nie eine bessere Zeit zum Gründen: Open-Source, günstige Infrastruktur und massenhaft frei zugängliches Know-how beschleunigen jeden Schritt.

Welche drei Lektionen aus Ihrer bisherigen Reise würden Sie anderen Unternehmern unbedingt mitgeben?

Am Anfang zählt die Nische. Es braucht ein klar definiertes Idealprofil von Kunden, einen spürbaren Pain Point und einen funktionierenden Akquisekanal. Mit 50 bis 100 perfekt passenden Kunden lässt sich Wirkung und Retention belegen, bevor man überhaupt an Expansion denkt.

Die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind fast so entscheidend wie die Mitgründer. Es lohnt sich, für Lernkurve und Ownership einzustellen, nicht für Lebensläufe. Kulturfit sollte getestet, ein Probeprojekt durchgeführt und Fehlbesetzungen möglichst früh korrigiert werden.

Finanzierung sollte so lange wie möglich durch Bootstrapping erfolgen – zumindest bis zum Product-Market-Fit. Das zwingt zu Klarheit: Der Markt validiert, nicht Investoren. Umsatz finanziert die nächsten Iterationen. Kapital kommt erst nach PMF ins Spiel, um das Geschäft hochzuskalieren, nicht um Product-Market-Fit künstlich zu erzwingen. Die wichtigsten Leitmetriken sind dabei Kohorten-Retention, Time-to-Value und die Conversion zu zahlenden Kunden.

Bildcredits @ involve.me

Wir bedanken uns bei Vlad Gozman für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Warum präventive Gesundheit das nächste große Geschäftsmodell ist

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Prävention verändert Gesundheit und Markt der Zukunft niko hems autor

Prevention-as-a-Service: Ein Markt, der Gesundheit neu denkt – und Skalierungspotenzial hat

Die Gesundheitsbranche steht vor einer fundamentalen Neuausrichtung. Jahrzehntelang basierte das System auf einem simplen Prinzip: Menschen werden krank – und dann wird behandelt. Therapie, Medikamente, Operationen. Je später die Intervention, desto teurer. Und desto profitabler.
Doch diese Logik gerät ins Wanken.
Statt Krankheit zu behandeln, entsteht ein Markt, der versucht, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Prävention – nicht als idealistisches Ziel, sondern als skalierbares Geschäftsmodell. Möglich wird das durch neue Technologien, ein verändertes Gesundheitsbewusstsein und wachsenden gesellschaftlichen Druck.
Willkommen in der Ära von Prevention-as-a-Service.

Die Wirtschaftlichkeit der Gesundheit

Es klingt paradox: Prävention war jahrzehntelang der blinde Fleck der Medizin – ausgerechnet, weil sie zu günstig war. Es gab wenig Anreize, Menschen gesund zu halten, wenn das System mit Krankheit sein Geld verdient.
Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet:
Chronische Erkrankungen kosten Europa jährlich über 700 Milliarden Euro.
In Deutschland entfallen rund 80 % der Gesundheitsausgaben auf Krankheiten, die in vielen Fällen vermeidbar wären.
Laut WHO ließen sich über 60 % aller vorzeitigen Todesfälle durch bessere Prävention verhindern.
Was lange als moralisches Argument galt, wird jetzt zur wirtschaftlichen Notwendigkeit. Jeder Euro, der in Prävention fließt, kann ein Vielfaches an Folgekosten sparen – für Versicherungen, Unternehmen, ganze Volkswirtschaften.

Drei Entwicklungen, die den Präventionsmarkt skalierbar machen

Tech meets Health:
Wearables, Bluttests, Mikrobiomanalysen, AI-Health-Coaches – noch nie war es so einfach, Gesundheitsdaten in Echtzeit zu erfassen und zu interpretieren. Prävention wird messbar, personalisierbar und dadurch: verkaufbar.
Kultureller Wandel:
Die Menschen – vor allem die Altersgruppe 25–45 – wollen mehr als „nicht krank“ sein. Sie wollen Energie, Vitalität, Klarheit, Resilienz. Gesundheit wird zum neuen Statussymbol – und zum persönlichen Projekt.
Neue Geschäftsmodelle:
Plattformen wie Function Health, Superpower, InsideTracker oder Lucis zeigen, wie Prävention als Service funktioniert: Blutwerte → Analyse → maßgeschneidertes Programm → laufende Begleitung. Keine App mehr, sondern ein System. Dennoch ist auch hier noch luft nach oben.

USA als Blaupause: Was schon funktioniert

Während in Europa noch diskutiert wird, entstehen in den USA längst Unternehmen, die Gesundheit neu denken – und dabei klassische Branchengrenzen sprengen:
Fountain Life: Vollständige Präventionsdiagnostik mit modernster Bildgebung, Blutanalytik und AI-Auswertung – in einem Mitgliedsmodell wie beim Fitnessstudio. (Hier scheint Europa jedoch auch schon nachzuziehen mit Start-ups wie YEARS oder Ayun)
Monarch Athletic Club: Interdisziplinäre Betreuung durch Ärzte, Coaches, Ernährungsberater – mit einem Fokus auf Lebensstil, Prävention und Performance.
Equinox x Function Health: Die Fitnesskette kombiniert Sport mit Laboranalytik – und schafft so ein „Longevity Light“-Angebot für die breite Masse.
Der Markt für „Consumer Preventive Health“ wächst laut CB Insights jährlich im zweistelligen Bereich. In den USA investieren Venture Capital Fonds bereits Milliarden in Präventionsplattformen. Und auch Versicherungen beginnen, ihre Modelle umzustrukturieren – weil Prävention langfristig günstiger ist als Reparatur.

Warum Europa trotzdem einen Vorteil hat

Trotz regulatorischer Hürden, Datenschutzbedenken und träger Systeme bietet Europa eine große Chance: Das Vertrauen der Bevölkerung in medizinische Evidenz und strukturierte Versorgung.
Start-ups, die Prävention in wissenschaftlich fundierte, skalierbare und nutzerfreundliche Modelle gießen, treffen hier auf eine anspruchsvolle, aber bereite Zielgruppe. Das kann funktionieren – wenn drei Bedingungen erfüllt sind:
Systemdesign statt Einzeltool:
Kein weiteres Wearable. Sondern ein ganzheitlicher Prozess, der Diagnostik, Verhaltensänderung und Support verknüpft.
Vertrauen durch medizinische Qualität:
Keine Wellnessversprechen, sondern echte ärztliche Begleitung, hochwertige Labordaten, evidenzbasierte Empfehlungen.
Erreichbarkeit statt Elitenprojekt:
Prävention darf kein Luxusgut bleiben. Der eigentliche Business Case liegt nicht nur in exklusiven High-End-Check-ups für 10.000 € – sondern in skalierbaren Angeboten, die auch mit 30 € im Monat Wirkung zeigen. Ob das ein digitaler Gesundheitskurs ist, ein Basistest oder ein sinnvoller Einstieg ins regelmäßige Screening unter 2.000 €: Entscheidend ist, dass Prävention für viele zugänglich wird – nicht nur für wenige.

Prävention als Verantwortung – und als Markt

Wer heute ein Start-up im Gesundheitsbereich gründet, steht vor einer Entscheidung: Will ich Teil des Systems sein, das Menschen behandelt, wenn es zu spät ist? Oder will ich etwas bauen, das sie davor schützt?
Prevention-as-a-Service ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll – es ist ethisch sinnvoll. Und genau das macht es so stark: Es verbindet gesellschaftliche Wirkung mit unternehmerischer Skalierbarkeit.
Wenn wir Prävention messbar, bezahlbar und begehrenswert machen, entsteht ein neues Gesundheitsverständnis:
Weg von “Hoffentlich werde ich nicht krank” – hin zu “Ich arbeite aktiv an meinem Wohlbefinden”.
Das ist kein Trend.
Das ist die Zukunft.

Bild Niko Hems @Niko Hems

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Warum Gründer frühzeitig eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen sollten

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Absicherung Gründer Berufsunfähigkeitsversicherung Quelle The Yuri Arcurs Collection_freepik.com

Eigene Absicherung bleibt oft unbeachtet

Viele Gründer konzentrieren sich vollständig auf den Aufbau ihres Startups. Sie entwickeln Produkte, stellen Mitarbeiter ein, führen Gespräche mit Investoren. Die eigene Absicherung gerät dabei häufig in den Hintergrund. Vor allem die Frage, was geschieht, wenn die eigene Arbeitskraft plötzlich ausfällt, bleibt unbeantwortet. Ein längerer Ausfall kann jedoch die gesamte wirtschaftliche Grundlage erschüttern. In solchen Situationen wird deutlich, wie wichtig eine gezielte Absicherung gegen Berufsunfähigkeit für Gründer ist.

Freiheit bedeutet auch Eigenverantwortung

Die Selbstständigkeit eröffnet viele Freiheiten. Gleichzeitig fehlt der Schutz durch ein reguläres Angestelltenverhältnis. Ohne gesetzliche Absicherung führt eine längere Arbeitsunfähigkeit schnell zu existenziellen Problemen. Neben der persönlichen Lage steht oft auch die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel. Die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und Investoren bleibt bestehen und lässt sich nicht einfach delegieren. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige beseitigt diesen Druck nicht vollständig, stellt jedoch eine finanzielle Absicherung dar, auf die im Ernstfall zurückgegriffen werden kann.

Früher Abschluss bringt langfristige Vorteile

Gründer, die sich früh mit dem Thema befassen, sichern sich für gewöhnlich bessere Bedingungen. Die Gesundheitslage ist in jungen Jahren meist stabil, Risikofaktoren sind überschaubar und der berufliche Werdegang lässt sich noch flexibel gestalten. In dieser Phase ermöglichen Versicherer den Abschluss langfristiger Verträge mit Nachversicherungsgarantie. Diese Option erlaubt spätere Anpassungen bei Einkommensveränderung oder veränderter Lebenssituation, ohne erneute Gesundheitsprüfung. So entsteht ein Schutz, der mit dem Unternehmen wächst.

Psychische Erkrankungen sind ein reales Risiko 

In den ersten Jahren nach der Gründung treten häufig hohe psychische Belastungen auf. Schlafmangel, Überforderung und Dauerstress sind typische Begleiterscheinungen. Termine, Finanzierungsrunden und Personalverantwortung führen zu einer dauerhaften mentale Belastung

Viele Erkrankungen, die zu Berufsunfähigkeit führen, entwickeln sich schleichend und bleiben lange unbemerkt. Psychische Beschwerden äußern sich oft nicht unmittelbar, was Gegenmaßnahmen erschwert. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ersetzt keine medizinische Versorgung, schafft jedoch finanziellen Spielraum für notwendige Regeneration.

Versicherungsschutz muss zur Selbstständigkeit passen

Der Versicherungsschutz für Selbstständige unterscheidet sich grundlegend vom Schutz für Angestellte. Die Police sollte die tatsächliche Tätigkeit exakt abbilden, da ungenaue Berufsangaben zu Problemen bei der Leistungsprüfung führen können. Viele Versicherer berufen sich im Ernstfall auf sogenannte Vergleichstätigkeiten, die theoretisch mit der ursprünglichen Tätigkeit vergleichbar seien. Eine wirksame Absicherung verzichtet auf solche abstrakten Klauseln und nimmt direkten Bezug auf die tatsächlichen Arbeitsinhalte. In bestimmten Fällen ist auch eine Kombination mit anderen Modellen sinnvoll. Dazu zählen beispielsweise Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen (BUZ) oder Grundfähigkeitsversicherungen, wenn diese zur individuellen Lebens- und Risikosituation passen.

Bei der Auswahl der passenden Absicherung ist besondere Sorgfalt geboten. Folgende Punkte sind dabei entscheidend:

  • Die Police sollte Tätigkeitswechsel und Unternehmenswachstum berücksichtigen, etwa durch eine dynamische Anpassung der Leistungen.
  • Ein Verzicht auf abstrakte Verweisungen stellt sicher, dass die tatsächliche Tätigkeit als Maßstab gilt.
  • Die Absicherung psychischer Erkrankungen, chronischer Beschwerden oder häufiger Auslöser wie Bandscheibenvorfälle sollte explizit enthalten sein.
  • Kombinationen mit Zusatzversicherungen wie BUZ oder Grundfähigkeitsversicherungen können sinnvoll sein.
  • Ein möglichst früher Einstieg in die Versicherung sorgt für geringere Beiträge und bessere Konditionen.

Vermeidbare Fehler mit ernsten Folgen

Viele Gründer vernachlässigen wichtige Details ihrer Absicherung. Eine einseitige Risikodeckung lässt häufig Lücken offen, die im Ernstfall gravierende Auswirkungen haben. Wer versucht, Beiträge durch Selbstbeteiligungen oder Einschränkungen zu senken, riskiert spürbare Leistungseinbußen. 

Besonders kritisch ist es, wenn die Versicherungsbedingungen nicht sorgfältig geprüft werden, denn der Umfang der Leistungen ist entscheidender als der Preis. Wird der Vertrag erst nach der Gründung abgeschlossen, steigt das Risiko, dass bereits frühe Ausfälle ungeschützt bleiben. Verzögerungen im Abschluss erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, dass gesundheitliche Vorerkrankungen eine Absicherung erschweren oder unmöglich machen. Schließlich führen unklare Angaben im Antrag oft zu Problemen bei der Leistungsbeantragung.

Versicherungsschutz flexibel mit dem Unternehmen gestalten

Ein wachsendes Unternehmen verändert Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche. Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung sollte diese Entwicklung ermöglichen. Dynamische Leistungserhöhungen ohne erneute Gesundheitsprüfung sind bei vielen Anbietern mittlerweile Standard. Zusätzlich ist es sinnvoll, auf flexible Vertragsklauseln zu achten, die eine Anpassung an neue Lebensphasen erlauben.

Vor Abschluss einer Police sollte zudem geprüft werden, welche Szenarien wirklich abgesichert sind. Erkrankungen wie psychische Störungen, chronische Erschöpfung oder orthopädische Leiden müssen im Versicherungsschutz eindeutig enthalten sein. Auch die Begriffe rund um Berufsunfähigkeit verdienen Aufmerksamkeit: Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen und Dread-Disease-Produkte unterscheiden sich deutlich in Inhalt und Leistung. Eine genaue Prüfung hilft, Lücken zu erkennen und langfristig zu vermeiden.


Bildquelle The Yuri Arcurs Collection_freepik.com

Autor Jenny Mehltau

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Paperless Start-up: Tipps für eine digitale und effiziente Organisation

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Unternehmen digitalisieren: Dokumente und Daten effizient nutzen Foto von Jakub Żerdzicki auf Unsplash

Wer ein Start-up gründen möchte, setzt sich zwangsläufig mit mehreren Themen gleichzeitig auseinander – von der Idee über Finanzierung bis hin zur rechtlichen Struktur. Um dabei auf dem aktuellen Stand zu bleiben, greifen viele auf Fachartikel, Schulungen oder News speziell für Gründer zurück. In einer Zeit, in der so gut wie alles effizienter und moderner wird, taucht aber ein Thema besonders häufig auf: Digitalisierung. 

Digitale Prozesse gehören nämlich mittlerweile fest zum Alltag moderner Unternehmen mit dazu und besonders Start-ups sind oft Vorreiter in der Umsetzung. Denn gerade in der Gründungsphase eines neuen Unternehmens laufen einige Dinge parallel ab: Kundengespräche, Produktentwicklung, Buchhaltung, Teamaufbau. Ohne klare Strukturen entsteht hier schnell Unübersichtlichkeit. Genau dann helfen digitale Lösungen dabei, einen besseren Überblick zu behalten und Arbeitsabläufe von Beginn an professionell aufzubauen.

Digitale Dokumentenablage statt Papierchaos

Ganz ohne Papierstapel, manuelle Listen oder verlegte Dokumente kommt man nur dann aus, wenn die Ablage von Anfang an digital und gut durchdacht ist. Anstatt Ausdrucke zu sammeln oder sich mit chaotischen Ordnerstrukturen herumzuschlagen, landen alle Dateien zentral an einem Ort, klar benannt und mit passenden Zugriffsrechten versehen. Wichtig ist, dass die Struktur zum Arbeitsalltag passt, damit sich jeder im Team schnell zurechtfindet. Wenn außerdem Versionen sauber dokumentiert sind, ist jederzeit nachvollziehbar, wer wann und was geändert hat. Und damit nichts verloren geht, helfen automatische Speicherregeln und regelmäßige Backups dabei, den Überblick zu behalten.

Unterschriftenprozesse vereinfachen

Egal ob mit Kunden, Partnern, Investoren oder innerhalb des eigenen Teams: es gibt immer Verträge. Der klassische Weg über Ausdrucke, handschriftliche Unterschriften und Scans kostet allerdings meist viel Zeit und führt zu Verzögerungen. Digitale Signaturen machen diesen Prozess dagegen deutlich einfacher, denn Vereinbarungen lassen sich direkt am Bildschirm unterzeichnen. Besonders dann, wenn es eilt oder Beteiligte an verschiedenen Orten arbeiten, bringt das klare Vorteile. Alle greifen auf dieselbe Version zu, Abläufe werden übersichtlicher und der Austausch läuft strukturierter ab. Zusätzlich entfällt die Notwendigkeit, Dokumente manuell zu versenden oder in mehreren Varianten zu verwalten, wodurch auch das Risiko für Fehler oder Missverständnisse bei Vertragsinhalten sinkt.

Projekte und Aufgaben organisieren

Im Arbeitsalltag kommt es schnell einmal vor, dass sich Aufgaben und Prioritäten ändern. Neue Themen kommen dazu, Fristen verschieben sich, Abstimmungen müssen zeitnah geschehen. Um dabei den Überblick zu behalten, braucht es ein System, das Aufgaben, Zuständigkeiten und Fortschritte sichtbar macht. Eine digitale Projektorganisation unterstützt hier dabei, den Arbeitsstand im Team transparent zu halten. Wer woran arbeitet, was als Nächstes ansteht und wo es offene Punkte gibt, ist für alle nachvollziehbar. Das erleichtert nicht nur die interne Abstimmung, sondern verbessert auch die Kommunikation mit externen Partnern. Gleichzeitig sorgt eine zentrale Plattform dafür, dass Informationen nicht verloren gehen und Aufgaben verlässlich dokumentiert werden.

Arbeitsdokumente in der Cloud verwalten

Ein papierloses Start-up benötigt zudem eine Arbeitsumgebung, in der Dokumente und Informationen jederzeit zugänglich sind – unabhängig vom Standort oder verwendeten Gerät. Cloudbasierte Speicherlösungen ermöglichen es, Dokumente an einem zentralen Ort abzulegen, gemeinsam zu bearbeiten und strukturiert zu verwalten. Wichtig ist dabei eine klare Struktur mit passenden Zugriffsrechten. Sensible Informationen sollten verschlüsselt übertragen und gespeichert werden. Zusätzlich sorgt eine Zwei-Faktor-Authentifizierung dafür, dass nur berechtigte Personen Zugriff erhalten.

Buchhaltung entlasten und übersichtlich gestalten

Auch im Bereich Finanzen lässt sich einiges papierlos deutlich einfacher und strukturierter umsetzen. Statt Belege zu sammeln, später zuzuordnen oder aufzubereiten, können alle Unterlagen direkt von einem Buchhaltungsprogramm erfasst, automatisch den passenden Buchungskategorien zugewiesen und abgelegt werden. Dadurch entsteht eine Finanzübersicht, die jederzeit abrufbar ist und bei Bedarf für interne Auswertungen oder im Gespräch mit dem Steuerbüro, Investoren oder der Bank hergenommen werden kann. Gleichzeitig entfällt das Sortieren und Aufbewahren von Papierbelegen vollständig. Durch die digitale Archivierung bleibt zudem auch der Zugriff auf ältere Buchungsperioden jederzeit möglich, was beispielsweise bei Rückfragen durch das Steuerbüro oder im Rahmen von Förderanträgen von Vorteil ist.

Verantwortungsbewusst mit Daten umgehen

Sobald ein Unternehmen mit personenbezogenen Daten arbeitet, greifen verbindliche gesetzliche Regelungen. Es ist deshalb sinnvoll, früh ein Datenschutzkonzept zu erstellen, das den Umgang mit internen Daten und externen Dienstleistern klar regelt.

Wichtige Fragen wären dabei: 

  • Wer hat Zugriff auf welche Daten? 
  • Wo werden sie gespeichert? 
  • Wie lange dürfen sie aufbewahrt werden?
  • Wie werden Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt?
  • Wer ist intern für den Datenschutz verantwortlich?
  • Was passiert, wenn ein externer Dienstleister ausfällt oder Daten verloren gehen?
  • Wie werden Betroffene über die Datennutzung informiert?

Kommunikation innerhalb des Start-ups

Wenn Kommunikation auf zu vielen verschiedenen Wegen passiert, kann man schnell den Überblick verlieren. Deshalb bietet sich für den täglichen Austausch eine zentrale Kommunikationsplattform an. Anstelle von E-Mails mit zahlreichen Anhängen oder verstreute Nachrichten bleibt dann alles gut sortiert und leicht auffindbar an einem Ort. Damit das Team effizient zusammenarbeitet, ist es zusätzlich hilfreich, klare Regeln zu schaffen: Was gehört in welchen Kanal? Wie werden Informationen festgehalten? Und wer ist bei welchem Thema überhaupt eingebunden? Je klarer das geregelt ist, desto entspannter läuft der Austausch im Team.

Effizient, flexibel und gut vorbereitet

Papierlos zu arbeiten bringt also zusammengefasst Struktur in den Alltag und sorgt dafür, dass Abläufe klar, Informationen schneller auffindbar und alle Prozesse ersichtlich bleiben. Wer von Anfang an auf Digitalisierung setzt, baut eine solide Grundlage, die mit dem Unternehmen wachsen kann und auch funktioniert, wenn weitere Teammitglieder, Standorte oder Bereiche hinzukommen.

Foto von Jakub Żerdzicki auf Unsplash

Autorin: Nicole Pfeiffer

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Wie lässt sich Nachhaltigkeit im Alltag ganz ohne Verzicht umsetzen?

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GREENJET: Wasser sparen mit Komfort – Nachhaltigkeit ohne Verzicht Niklas Al-Deek

GREENJET entwickelt strömungsoptimierte Düsen, die Wasser sparen, ohne den gewohnten Duschkomfort einzuschränken

Wie ist die Idee zu GREENJET entstanden und wer steht dahinter?

Die Idee entstand, weil wir gesehen haben, dass herkömmliche Wassersparprodukte oft den Duschkomfort massiv beeinträchtigen. Das wollten wir ändern. Gründer und Geschäftsführer Niklas Al-Deek entwickelte gemeinsam mit Experten eine strömungsoptimierte Düse, die Wasser spart, aber den gewohnten Komfort erhält.

Welche Vision verfolgt GREENJET langfristig?

Unsere Vision ist es, GREENJET als weltweiten Standard für nachhaltiges Wassersparen zu etablieren. Wir wollen aktiv dazu beitragen, dass Hotels, Unternehmen und Privathaushalte Ressourcen effizienter nutzen – und so Wasser, Energie und CO₂-Emissionen messbar reduziert werden.

Wie wichtig ist es, auch Energie und Kosten einzusparen?

Wasser sparen bedeutet automatisch auch Energie sparen, da weniger Warmwasser erhitzt werden muss. Für unsere Kunden sind die Energiekosten meist doppelt so hoch wie die reinen Wasserkosten – hier liegt also der größte Effekt. Genau das macht GREENJET so attraktiv.

Für welche Zielgruppen ist das Produkt besonders interessant?

Besonders spannend ist GREENJET für Hotels, Pflege- und Sozialeinrichtungen, Fitnessstudios, Industrieunternehmen und öffentliche Gebäude. Gleichzeitig profitieren auch Privathaushalte. Wir passen unsere Ansprache an die Bedürfnisse der Zielgruppen an: bei Hotels stehen zum Beispiel Kostensenkung und ESG-Anforderungen im Vordergrund, bei Haushalten eher Umweltbewusstsein und einfache Anwendung.

Was unterscheidet GREENJET von anderen Lösungen?

Unsere Technologie ist weltweit patentiert und TÜV-zertifiziert. Durch die Luftansaugung wird der Strahl optimiert, sodass man weniger Wasser benötigt, ohne Druck oder Komfort zu verlieren. Viele herkömmliche Lösungen senken einfach nur die Durchflussmenge – das fühlt sich dann wie „weniger Wasser“ an. Bei uns bleibt das Duscherlebnis unverändert, aber die Einsparung ist signifikant.

Welche Hürden mussten überwunden werden?

Die größte Herausforderung war es, den Markt zu überzeugen, dass Wassersparen nicht automatisch Komfortverlust bedeutet. Auch die Produktions- und Patentprozesse waren anfangs intensiv. Durch Qualität, Partnernetzwerke und Geduld konnten wir diese Hürden erfolgreich meistern.

Wie bleibt der Komfort erhalten?

Die Luftbeimischung sorgt dafür, dass sich das Wasser genauso voll und kräftig anfühlt wie zuvor. Tests mit Hotels zeigen, dass kein einziger Gast den Unterschied bemerkt hat – außer, dass weniger verbraucht wird.

Welche Rolle spielen Zertifizierung und Produktion in Österreich?

Beides ist für uns zentral. Die TÜV-Zertifizierung schafft Vertrauen und zeigt, dass unsere Technologie geprüft und sicher ist. Die Produktion in Österreich steht für höchste Qualität, kurze Wege und Transparenz. Das macht uns im internationalen Wettbewerb glaubwürdig.

Nächste Schritte und Zukunftspläne?

Wir werden unser Produktportfolio erweitern, weitere Märkte erschließen und GREENJET als Standardlösung in der Hotellerie und darüber hinaus etablieren. Parallel arbeiten wir an digitalen Vertriebsprozessen und einem Abo-Modell, um die Technologie noch breiter zugänglich zu machen.

Was hat Sie persönlich am meisten angetrieben?

Mich hat die Idee fasziniert, mit einer kleinen, smarten Lösung ein global relevantes Problem anzugehen. Nachhaltigkeit bedeutet für mich nicht Verzicht, sondern bessere Technik – das war mein Antrieb.

Welche drei Ratschläge für Gründerinnen und Gründer?

Erstens: Bleibt hartnäckig, auch wenn es Widerstände gibt. Zweitens: Entwickelt Produkte, die echte Probleme lösen. Drittens: Denkt von Anfang an international, denn Nachhaltigkeit kennt keine Grenzen.

Wie wichtig ist es, Bewusstsein zu schaffen?

Sehr wichtig – wir liefern nicht nur ein Produkt, sondern zeigen auch auf, wie wertvoll Wasser und Energie sind. Jede installierte Düse ist ein kleiner Beitrag zu einem größeren Umdenken.

Bild Niklas AI-Deek @GREENJET GmbH

Wir bedanken uns bei Niklas Al-Deek für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: GREENJET

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Hermanngasse 31 Top 30
1070 Wien
Österreich

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Ansprechpartner: Niklas Al-Deek

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Wie verändert ein offenes Betriebssystem die Zukunft der Fahrzeugsoftware?

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Veecle – Softwareentwicklung für Maschinen neu definiert

Veecle ist ein Berliner Deep-Tech-Startup mit Fokus auf Fahrzeugsoftware. Das Unternehmen vereinfacht die Entwicklung vernetzter Maschinen durch ein offenes Betriebssystem und eine cloudbasierte Plattform.

Können Sie uns Veecle kurz vorstellen und erzählen, wer die Gründer sind und welche Hintergründe Sie mitbringen?

Veecle ist ein Deep-Tech-Startup aus Berlin, das die Software-Entwicklung für Fahrzeuge und andere vernetzte Maschinen radikal vereinfacht. Wir haben ein offenes Betriebssystem und eine cloudbasierte Entwicklungsplattform (SaaS) geschaffen, mit der Hersteller eigene Funktionen entwickeln, testen und direkt auf ihre Produkte bringen können – schnell, sicher und unabhängig von Zulieferern. Gegründet wurde Veecle von einem internationalen Team aus Deutschland, Italien und Südkorea. Die Gründer:innen vereinen Erfahrung aus der Automobilindustrie, Open-Source-Entwicklung und Software-Sicherheit – vom Autohersteller über den Zulieferer bis zur akademischen Forschung.

Welche Vision verfolgt Veecle mit seinem Betriebssystem für softwaredefinierte Fahrzeuge und wie möchten Sie diese umsetzen?

Unsere Vision ist es, die Softwareentwicklung in Fahrzeugen so einfach zu machen wie App-Entwicklung auf dem Smartphone. Heute sind viele Hersteller noch in komplexe Lieferketten und starre Prozesse verstrickt. Mit Veecle geben wir ihnen die Freiheit, eigene Innovationen schnell umzusetzen – unabhängig von Zulieferern und großen Tech-Konzernen.
Um das zu erreichen, bieten wir eine durchgängige Plattform, auf der Ideen direkt zu funktionierendem Code werden – nicht zu PowerPoint-Folien. KI-gestützte Werkzeuge helfen, neue Funktionen automatisch zu generieren, zu testen und nahtlos in die bestehende Software zu integrieren. Entwickler können ihre Anwendungen sogar in einem virtuellen Fahrzeug auf virtueller Hardware ausprobieren, lange bevor reale Komponenten existieren. Das reduziert Entwicklungszyklen dramatisch und macht Softwareentwicklung endlich so agil, wie sie sein sollte.

Für welche Zielgruppen haben Sie Veecle entwickelt und welche konkreten Probleme lösen Sie dort?

Veecle richtet sich an alle, die komplexe, vernetzte Maschinen entwickeln – von Automobilherstellern und Zulieferern bis hin zu Herstellern von Landmaschinen, Robotern oder IoT-Geräten. Das Grundproblem ist überall dasselbe: Softwareentwicklung dauert zu lange, ist zu teuer und zu stark von geschlossenen Systemen abhängig.
Automobilhersteller (OEMs) nutzen Veecle, um ihre gesamte Softwarearchitektur zentral zu gestalten. Ihre Entwickler können über einfache, einheitliche Schnittstellen – sogenannte High-Level APIs – komplexe Systeme steuern. So genügt etwa ein Befehl wie hazards.blink(), um den Warnblinker zu aktivieren. Verschiedene Teams können denselben Befehl wiederverwenden – beim Öffnen des Fahrzeugs, beim Bremsen oder bei Gefahrensituationen. Das spart Zeit und sorgt für sauberen, wartbaren Code.

Zulieferer wiederum können ihr wertvolles Fachwissen endlich als reine Softwareprodukte anbieten. Unsere Open-Source-Plattform ermöglicht ihnen, ihre Algorithmen – etwa für ABS-Bremsen oder Fahrstabilität – sicher und verschlüsselt bereitzustellen, ohne den Quellcode offenzulegen. Der Hersteller kann diese Komponenten dann an seine Hardware und Systeme anpassen. So entsteht erstmals ein Markt für „Software as a Product“ in der Mobilität.

Wie gelingt es Ihnen, mit Ihrem Ansatz sowohl traditionelle Automobilhersteller als auch andere Branchen wie Landwirtschaft oder IoT zu erreichen?

Am Ende sprechen all diese Branchen dieselbe Sprache – nur in unterschiedlichen Dialekten. Ob Auto, Traktor oder Drohne: Überall stecken heute kleine Computer (Mikrocontroller), die miteinander kommunizieren und höchste Sicherheits- und Qualitätsstandards erfüllen müssen. Genau für dieses Ökosystem haben wir Veecle OS entwickelt.
Unsere Plattform ist modular aufgebaut und lässt sich flexibel an jede Anwendung anpassen – von Fahrassistenzsystemen über autonome Landmaschinen bis hin zu smarten IoT-Geräten. In Kombination mit unserem Entwicklungsstudio und KI-Unterstützung können Teams schnell eigene Funktionen erstellen, testen und auf reale Hardware bringen, ohne sich tief in die Elektronik einzuarbeiten.
So profitieren klassische Autohersteller ebenso wie Firmen aus Landwirtschaft, Bau oder Industrie von derselben Basis – und können sofort durchstarten, statt jedes Mal das Rad neu zu erfinden.

Was unterscheidet Veecle OS von bestehenden Lösungen und wo liegt Ihr wichtigster Wettbewerbsvorteil?

Viele heutige Systeme in Fahrzeugen oder Maschinen sind historisch gewachsen: Sie bestehen aus Softwarebausteinen verschiedener Zulieferer, die mühsam zusammengesetzt werden müssen. Das macht Änderungen langsam, teuer und fehleranfällig.
Veecle OS geht einen völlig neuen Weg. Es ist offen, interoperabel und Open Source – kein weiterer Software-Standard, sondern eine gemeinsame Basis, auf der alle Geräte zusammenarbeiten können. Und es ist in Rust geschrieben – einer neuen Programmiersprache, die für maximale Robustheit und Sicherheit entwickelt wurde.
Mit Rust lassen sich erstmals selbst sehr unterschiedliche Systeme – vom winzigen Mikrocontroller bis zum Hochleistungsrechner – unter einer einheitlichen Code-Basis zusammenfassen. Fehler, die bei älteren Sprachen wie C oder C++ oft nur durch manuelle Prüfungen oder Meetings vermieden werden konnten, erkennt der Compiler automatisch. Das reduziert Risiken, spart Zeit und ermöglicht ein bislang unerreichtes Qualitätsniveau.
Unser größter Vorteil: Veecle vereint Offenheit, Sicherheit und Geschwindigkeit – und bringt so moderne Software-Prinzipien in eine Branche, die sie dringend braucht.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Entwicklung einer offenen Plattform für sicherheitskritische Anwendungen?

Eine der größten Herausforderungen ist, viele Unternehmen überhaupt für den Gedanken von offener, sicherer Software zu gewinnen. In der alten Welt galt: Open Source sei gefährlich, weil „jeder am Code herumbasteln“ könne oder vertrauliches Wissen verloren ginge. Doch moderne Softwareentwicklung funktioniert längst anders.
Heute sorgen Plattformen wie GitHub, Code-Reviews und automatisierte Testpipelines dafür, dass jede Codeänderung überprüft, getestet und dokumentiert wird. Qualität wird nicht dem Zufall überlassen, sondern durch Prozesse wie CI/CD, Coverage-Tests und automatische Sicherheitsscans gewährleistet.

In diesem System sind wir der Maintainer des Kernsystems – also die Instanz, die über Änderungen entscheidet und für Stabilität sorgt. Dritte können Beiträge einreichen, aber nichts direkt verändern. Gleichzeitig fördern wir ein wachsendes Ökosystem aus Plug-ins, die von Partnern entwickelt werden. Diese Erweiterungen bleiben vollständig kompatibel, ohne den sicheren Kern zu beeinflussen.
Viele Unternehmen entdecken gerade erst, dass Offenheit nicht Unsicherheit bedeutet – sondern der einzige Weg ist, Tempo, Innovation und Vertrauen in sicherheitskritischen Systemen zu vereinen.

Wie wichtig ist die Open-Source-Ausrichtung von Veecle für Ihre Kunden und Partner?

Open Source ist zentral! Es ist einer der Hauptgründe, warum sich Kunden und Partner für uns entscheiden. Open Source beschleunigt Innovation: Ingenieure können Veecle sofort ausprobieren, ohne langwierige Freigaben oder Beschaffungsabteilungen. Wenn es funktioniert, verbreitet sich die Lösung intern von selbst – ganz ohne Vertrieb.
Offenheit schafft außerdem Vertrauen. Jeder kann den Code prüfen und verstehen, anstatt einer Black Box zu vertrauen. Das vermeidet Abhängigkeiten und gibt Unternehmen echte Kontrolle über ihre Systeme.
Open Source wirkt bei uns auch als Magnet für Talente – gute Entwickler wollen an sichtbaren, zukunftsweisenden Projekten arbeiten. Und Sicherheit entsteht hier nicht trotz, sondern durch Transparenz: Je mehr Experten auf den Code schauen, desto robuster wird er.

Können Sie uns einen Einblick geben, welche zukünftigen Entwicklungen und Features bei Veecle geplant sind?

Aktuell starten wir den Software-as-a-Service-Launch von Veecle DevStudio – damit können Entwickler erstmals komplette Systeme direkt im Browser entwerfen, testen und bereitstellen, wahlweise in der Cloud oder auf eigener Infrastruktur.
Der nächste Schritt ist unser Plug-in-Ökosystem: Wir arbeiten mit Partnern wie Chipherstellern und Tool-Anbietern daran, ihre Standards und Entwicklungsboards nativ mit Veecle kompatibel zu machen. So entsteht ein Netzwerk, in dem jede Integration Mehrwert für alle bringt.
Langfristig denken wir in Richtung Software-as-a-Product. Zulieferer sollen ihr jahrzehntelang aufgebautes Fachwissen als sichere, verschlüsselte Software-Komponenten anbieten können – kompatibel mit jeder Hardware, jedem Betriebssystem und jedem Kommunikationsstandard. So entsteht ein echter Marktplatz für Know-how – und ein völlig neuer Weg, Wertschöpfung in der Industrie zu denken.

Wie wollen Sie mit Veecle dazu beitragen, dass europäische Hersteller unabhängiger von großen Tech-Konzernen werden?

Europa braucht wieder Kontrolle über seine technologische Basis – genau hier setzt Veecle an. Statt auf geschlossene Systeme aus den USA oder China angewiesen zu sein, bieten wir mit Veecle OS eine offene Grundlage, auf der alle Hersteller aufbauen können.
Darauf aufbauend entsteht das Veecle DevStudio – unsere browserbasierte Entwicklungsplattform, die Entwicklung so einfach macht wie nie zuvor. Sie ist kommerziell, aber fair: kein Abo-Lock-In, keine künstlichen Barrieren wie bei manchen Industrie-Tools. Wer möchte, kann auch selbst kompilieren, konfigurieren und Pipelines einrichten – aber DevStudio nimmt diese Komplexität ab, sodass Teams schneller von der Idee zur lauffähigen Software kommen.
Unser Ziel ist, dass Veecle als Technologie-Player wahrgenommen wird, für den man gern bezahlt, weil er echten Nutzen schafft – und gleichzeitig Europas Hersteller wieder unabhängig macht.

Welchen Stellenwert hat das Thema Sicherheit und Zuverlässigkeit in Ihrer Arbeit und wie stellen Sie diese dauerhaft sicher?

Sicherheit ist bei uns kein Zusatz, sondern der Kern unserer Arbeit. Alle drei Gründer kommen aus der Cybersecurity – von IT-Infrastruktur bis zu Fahrzeugnetzwerken – und dieses Denken prägt Veecle von Anfang an. Wir folgen dem Prinzip „Security by Design“, nicht „Security as an Afterthought“.
Ein entscheidender Faktor ist dabei die Wahl unserer Technologie: Rust. Diese Programmiersprache eliminiert ganze Klassen von typischen Programmierfehlern, die in C oder C++ oft zu Sicherheitslücken führen. Rust überprüft beim Kompilieren, ob Speicher und Datenzugriffe sicher sind – lange bevor der Code überhaupt läuft.
Darüber hinaus setzen wir auf Code Reviews, automatisierte Tests, Coverage-Analysen und kontinuierliche Integration (CI/CD), um Zuverlässigkeit messbar zu machen. So entsteht Software, die nicht nur funktioniert, sondern nachweislich sicher ist – von der ersten Codezeile bis zum laufenden System.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern aus Ihrer bisherigen Erfahrung mitgeben?

  1. Such dir ein Problem, das weh tut – und das andere lieber meiden.
    Die besten Ideen liegen dort, wo alle sagen: „Das ist zu kompliziert.“ Wenn du ein echtes Grundproblem löst, brauchst du später keine großen Marketingworte – das Produkt spricht für sich.
  2. Nutze deine Freiheit, Dinge einfach zu tun.
    Als Startup hast du den Luxus, etwas zu bauen, bevor jemand sagt, warum es nicht geht. Zeig, was technisch möglich ist – selbst wenn später abgespeckt wird. Der Vorsprung, den du dadurch erreichst, ist riesig im Vergleich zu Projekten, die von Anfang an auf Sicherheit getrimmt sind.
  3. Investiere früh in erfahrene Talente.
    Senior-Leute sind teuer, aber sie machen aus Monaten Tage. Erfahrung spart nicht nur Zeit, sondern verhindert Fehler, bevor sie entstehen – das ist der schnellste Weg zu echtem Fortschritt.

Wo sehen Sie Veecle in den kommenden fünf Jahren und welche Rolle möchten Sie in der Mobilitäts- und Maschinenwelt spielen?

In fünf Jahren soll Veecle das führende offene Betriebssystem für komplexe Produkte sein – überall dort, wo Software und Hardware zusammenkommen. Ob Auto, Landmaschine oder Industrieanlage: Wir wollen die gemeinsame Basis liefern, auf der Innovation entsteht.
Darauf aufbauend sehen wir Veecle als Marktplatz für Kreativität – ein Ökosystem, in dem Drittanbieter ihre eigenen Ideen und Funktionen entwickeln können. So wie das iPhone einst den App Store hervorgebracht hat, soll Veecle es ermöglichen, dass Entwickler völlig neue Anwendungen schaffen, an die heute noch niemand denkt.
2007 hätte niemand geglaubt, dass man mit einem Smartphone Fitness tracken, Aktien handeln oder die schönste Motorradroute planen kann. In fünf Jahren wird man sich fragen: Warum war das bei Maschinen und Fahrzeugen nicht schon immer so einfach?

Teambild Bildcredits @ Veecle

Wir bedanken uns bei Dr.-Ing. Stefan Nürnberger, Sohyeon Park und Daniel Frassinelli für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Wie verändert KI die Zukunft des digitalen Marketings?

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Optimeleon – Varianten und Marketing neu gedacht gründerteambild sitzend draussen

Optimeleon ist eine KI-Plattform für dynamische Webseiten-Optimierung. Sie hilft Marketingteams, ihre Conversion-Raten gezielt zu steigern.

Können Sie uns Optimeleon vorstellen und etwas über die Gründer und deren Hintergründe erzählen?

Optimeleon ist eine Plattform, die Marketingteams hilft, ihre Webseiten und Landingpages dynamisch zu optimieren – sodass Besucher:innen genau die Variante sehen, die sie am meisten anspricht. Wir sind ein Gründerteam mit tiefen Wurzeln im Performance Marketing: Nico hat bereits mit Uniwunder gegründet, ich selbst war bei Facebook und Google tätig und habe mit meiner Agentur entity x® Millionenbudgets für führende Marken verwaltet. Abhiraj bringt die technische Perspektive mit – er hat bereits zuvor Systeme gebaut, die Webseiten anhand bestimmter Parameter analysieren und optimieren.

Welche Vision verfolgen Sie mit Optimeleon und wie wollen Sie diese konkret in den nächsten Jahren verwirklichen?

Unsere Vision ist, dass Marketingteams Webseites noch einfacher optimieren können, als sie heute Ads schalten. Wir wollen die erste Anlaufstelle sein, wenn es darum geht, Webseiten dynamisch und zielgruppenspezifisch zu gestalten. Konkret heißt das: Wir bauen unsere Plattform kontinuierlich aus, erweitern die Variantenerstellung (Text, Layout, Bild) und kombinieren das mit einem Algorithmus, der wie bei Meta Ads entscheidet, welche Variante wann am besten funktioniert. Parallel dazu entwickeln wir ein Self-Service-Modell, das auch kleinen Teams den Einstieg ermöglicht.

Wer gehört zu Ihrer Zielgruppe und welche Herausforderungen im Online-Business lösen Sie mit Ihrer Plattform?

Unsere Zielgruppe sind Unternehmen, die mit begrenzten Ressourcen mehr aus ihrem Traffic herausholen wollen, als auch diese, die bestehende CRO-Teams haben und diesen mit Optimeleon ein ganz neues Instrument in die Hand geben wollen. Viele Teams investieren hohe Budgets in Werbung, aber (zu) wenig in die Optimierung der eigenen Seiten. Die Herausforderungen sind klar: A/B-Tests sind zu langsam, brauchen viel Know-how und blockieren oft wertvolle Ressourcen. Optimeleon nimmt diese Hürden weg, indem es Varianten schnell erstellt, testet und automatisch die beste Ausspielung sicherstellt.

Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von klassischen A/B-Tests und wo liegt der größte Mehrwert für Ihre Kunden?

Klassische A/B-Tests vergleichen zwei Varianten über durchschnittlich 6-8 Wochen hinweg – mit entsprechend hohen Opportunitätskosten und ohne Garantie auf statistische Signifikanz. Unser Ansatz ist dynamisch: Wir erstellen mit AI mehrere Varianten einer Page und lassen unseren Algorithmus – ganz ähnlich zu Facebook Ads – entscheiden, welche Variante den besten Effekt hat. Der Mehrwert für Kunden: Sie sparen Aufwand in der Varianten-Erstellung und finden bis zu 5x schneller neue Gewinner-Seiten, die messbare Ergebnisse liefern.

Welche technologischen Herausforderungen mussten Sie bisher meistern, um die automatische Optimierung von Webseiten zuverlässig umzusetzen?

Die größte Herausforderung war, AI so zu nutzen, dass das Ergebnis nicht nach „Spielerei“ aussieht, sondern im echten Business-Umfeld funktioniert. Das heißt: qualitativ hochwertige Varianten, die unsere Kunden wirklich auf ihrer Website einsetzen können. Dazu brauchten wir ein starkes Zusammenspiel aus AI-Engineering und engmaschigem Kundenfeedback, um die Ergebnisse ständig zu verbessern.

Welche Rolle spielt der KI-gestützte Multi-Agenten-Ansatz für die Weiterentwicklung von Optimeleon?

Der Multi-Agenten-Ansatz ist für uns essentiell. Ein einzelner Agent kann die vielen notwendigen Arbeitsschritte nicht sinnvoll abbilden, die es braucht, um Webseiten-Optimierung wirklich konsolidiert und produktiv umzusetzen. Unser höchster Anspruch ist Qualität – deshalb entwickeln wir neben den eingebauten Kern-Agenten kontinuierlich neue spezialisierte Agenten mit klar umrissenem Aufgabenbereich. Die jüngste Ergänzung ist zum Beispiel ein Agent, der Brand Alignment überprüft, damit Varianten nicht nur performen, sondern auch perfekt zur Marke passen.

Inwieweit profitieren Branchen wie E-Commerce oder Insurtech besonders von Ihren Lösungen?

E-Commerce und Insurtech sind gute Beispiele, aber sie sind nicht die einzigen Branchen, die stark profitieren. Grundsätzlich gilt: Jede Branche, die online hart umkämpft ist und in der Unternehmen aufgrund hoher Customer Lifetime Values bereit sind, in Conversion-Optimierung zu investieren – sei es Finance, Insurance, Renewables oder viele andere – kann mit Optimeleon enorme Effekte erzielen. Meistens haben diese Branchen komplexe Zielgruppen und Produkte, die unterschiedlich kommuniziert werden müssen. Optimeleon hilft hier, dynamisch zu differenzieren und die Ansprache an Zielgruppen anzupassen – etwas, das sich händisch kaum umsetzen lässt.

Sie haben kürzlich eine Pre-Seed Finanzierung abgeschlossen. Welche nächsten Schritte können wir von Optimeleon erwarten?

Wir investieren das Kapital vor allem in den weiteren Ausbau des Produkts. Dazu gehören AI-gestützte Bildgenerierung, tiefere Analytics- und Tracking-Features sowie die Weiterentwicklung unseres Optimierungsalgorithmus. Gleichzeitig bauen wir unser Team aus und bereiten einen stärkeren Roll-out unserer Vertriebsaktivitäten vor. Wir stehen ganz am Anfang und haben sehr viel Arbeit vor uns.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren und welche Märkte möchten Sie dann erschlossen haben?

In fünf Jahren wollen wir international etabliert sein – als Standard für dynamische Conversion-Optimierung im digitalen Marketing. Nach dem DACH-Raum sind für uns selbstverständlich die USA relevant – wir sehen jedoch in nahezu allen Digital Marketing affinen Märkten großes Potenzial. Unser Ziel ist klar: Wir wollen, dass Marketingteams Optimeleon so selbstverständlich nutzen wie heute Google Ads oder Meta Ads.

Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht entscheidend, damit ein Startup im Bereich KI und Conversion-Optimierung langfristig erfolgreich bleibt?

Drei Dinge sind meiner Meinung nach entscheidend: Erstens, Qualität im Output. Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass die generierten Varianten wirklich performant sind. Zweitens, technologisch immer am Cutting Edge zu bleiben, also ständig an der Grenze dessen zu arbeiten, was AI und moderne Systeme heute ermöglichen. Und drittens, Kundennähe. Nur wer seine Nutzer wirklich(!) versteht, baut ein Produkt, das echten Impact liefert. Wenngleich letzteres auf wahrscheinlich jede Technologie-Firma zutrifft.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die ebenfalls ein Tech-Startup aufbauen möchten?

Ich bin kein Fan davon, nur weil wir eine Runde geraised haben, jetzt anderen Gründern besonders schlaue Tipps geben zu wollen.
Ich teile jedoch gerne die Maximen, nach denen ich selbst arbeite:
Etwas bauen, dessen Pain Point man selbst wirklich lange gespürt hat – im Idealfall ist man selbst Experte für das Thema.
Etwas bauen, das einen intellektuell so reizt, dass man gar nicht anders kann, als jede freie Minute daran zu arbeiten.
Mit Leuten bauen, die genauso verrückt sind wie man selbst – weil man schon ein bisschen verrückt sein muss, wenn man das will.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen. Welche Rolle möchten Sie mit Optimeleon im europäischen Startup-Ökosystem einnehmen?

Persönlich habe ich meine Rolle schon immer so verstanden, dass ich anderen helfe zu wachsen – und daran selbst mitwachse. Genau das wollen wir auch mit Optimeleon tun: Wir sehen uns als Katalysator für Marketing-Teams, damit sie schneller zum Erfolg kommen. Im besten Fall werden wir zu einer Art Infrastruktur für Marketing-Teams in Europa – und etablieren uns so auch als relevantes Unternehmen im Gesamtökosystem.

Titelbild Gründerteam @Optimeleon

Wir bedanken uns bei Maximilian Kolb, Nicolas Mesa und Abhiraj Padhye für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Sind Unternehmen wirklich auf die digitale Zukunft vorbereitet?

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MAINLY: Digitalrecht & Compliance für Unternehmen founderteam bild

MAINLY ist eine auf Digitalrecht spezialisierte Anwaltskanzlei, die Unternehmen und Behörden rechtssicher durch die digitale Transformation begleitet

Wie würden Sie MAINLY in wenigen Sätzen vorstellen und was ist der Kern Ihrer Arbeit im Bereich Digitalrecht?

MAINLY ist eine auf Digitalrecht spezialisierte Anwaltskanzlei, die Unternehmen und Behörden rechtssicher durch die digitale Transformation begleitet. Unser Ansatz ist es, komplexe rechtliche Herausforderungen der Digitalisierung in verständliche, praxistaugliche Lösungen zu übersetzen und dabei stets die Geschäftsziele unserer Mandanten im Blick zu behalten. Unsere Kernbereiche sind: Daten, IT, Cybersicherheit und KI.

Welche persönlichen Hintergründe und Erfahrungen bringen Sie und Ihr Team bei MAINLY mit, um Unternehmen rechtlich sicher durch die digitale Transformation zu begleiten?

Wir verfügen über fundierte Expertise aus verschiedenen renommierten Rechtsberatungen.

Demir startete seine juristische Laufbahn 2021 bei Deloitte Legal in Köln im Bereich Digital Law, bevor er im Juni 2023 zu Grant Thornton wechselte. Dort war er für die Praxisgruppe IT, IP & Datenschutz zuletzt als Senior Associate tätig.

Tobias war seit Ende 2021 im Düsseldorfer Standort der internationalen US-Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe – zuletzt als Managing Associate – im Bereich Cyber, Privacy & Data Innovation beschäftigt. Bereits im Studium und Referendariat haben wir uns mit digitalrechtlichen Themen auseinandergesetzt.

Wir haben also schon einige Unternehmen – insbesondere Startups – beraten. Insofern verstehen wir, vor welchen Herausforderungen unsere Mandanten stehen. Unsere Expertise und Branchenkenntnis wollen wir nun mit MAINLY gewinnbringend bei unseren Mandanten einsetzen.

Was ist die langfristige Vision von Mainly und welche konkreten Schritte planen Sie, um diese zu verwirklichen?

Unsere Vision ist es, Deutschlands führende Kanzlei für Digitalrecht zu werden – gemessen daran, wie unsere Mandanten uns wahrnehmen und bewerten. Wir sehen uns in acht Jahren als die erste Adresse für Unternehmen jeder Größe, die sich in der komplexen Welt der digitalen Transformation rechtssicher bewegen wollen. Dabei verstehen wir uns nicht nur als Rechtsberater, sondern als strategische Partner, die komplexe regulatorische Herausforderungen in konkrete Geschäftschancen verwandeln.

Drei Säulen unserer langfristigen Vision:

Marktführerschaft durch Exzellenz und Innovation – Wir werden die Kanzlei sein, die neue rechtliche Entwicklungen nicht nur verfolgt, sondern aktiv mitgestaltet. Durch unsere Teilnahme an Gesetzeskonsultationen, unseren Dialog mit Behörden und Verbänden sowie unsere Thought-Leadership-Aktivitäten werden wir die Diskussion im Digitalrecht prägen. Gleichzeitig nutzen wir modernste Technologien – einschließlich KI – um unsere Beratung effizienter und für unsere Mandanten zugänglicher zu machen.

Skalierbare Exzellenz mit unternehmerischem Ansatz – In den nächsten Jahren werden wir gezielt wachsen und uns wie ein modernes Unternehmen aufstellen. Das bedeutet: professionelle Support-Strukturen, spezialisierte Teams für Marketing, Projektmanagement und HR, sowie mehrere Standorte in Deutschland. Wir wollen so groß werden, wie es für exzellente Beratung nötig ist – aber ohne unnötige Aufblähung, die zu Lasten unserer Kosteneffizienz ginge.

Europäische Präsenz mit deutschem Kern – Während wir unsere starke Position in Deutschland ausbauen, werden wir über Country-Desks und strategische Partnerschaften auch im gesamten EU-Raum tätig sein. So können wir unseren Mandanten bei grenzüberschreitenden Digitalprojekten zur Seite stehen, ohne unseren Fokus auf die deutsche Rechtsordnung zu verlieren.

Unser Antrieb: Wir gehören zur letzten Generation, die sowohl die analoge als auch die digitale Welt miterlebt hat. Diese einzigartige Perspektive, kombiniert mit unserer Leidenschaft für die stetige Entwicklung der Digitalisierung, treibt uns an, Unternehmen nicht nur durch aktuelle Herausforderungen zu führen, sondern sie auch optimal auf die Zukunft vorzubereiten.

Wir wollen diejenigen sein, an die sich Unternehmen wenden, wenn sie bei digitalen Rechtsfragen nicht nur eine Antwort, sondern die beste Lösung suchen.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Dienstleistungen an und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse im Bereich IT- und Datenschutzrecht erfüllt werden?

Unsere Zielgruppe sind Unternehmen, insbesondere Startups und Mittelständler. Jedes Unternehmen steht dabei vor unterschiedlichen Bedürfnissen und Herausforderungen: Start-ups benötigen gerade zu Beginn der Geschäftstätigkeit eher grundlegende Compliance-Strukturen. Gleichzeitig haben sie nur begrenzte Ressourcen und müssen trotzdem von Anfang an rechtssicher agieren. Für Start-ups entwickeln wir daher schlanke, skalierbare Compliance-Strukturen, die mit dem Unternehmen mitwachsen können. Dazu gehören auch Basis-Datenschutzkonzepte, standardisierte Vertragsvorlagen, pragmatische IT-Sicherheitsrichtlinien und rechtssichere AGB-Gestaltung. Etablierte Unternehmen benötigen hingegen eher Unterstützung bei komplexen Transformationsprojekten oder bei der Anpassung bestehender Strukturen an neue rechtliche Anforderungen. Hier liegt unser Fokus unserer Beratung auf der Integration neuer Compliance-Anforderungen in gewachsene Strukturen und der strategischen Begleitung von Digitalisierungsprojekten.

Wie gehen Sie mit den schnellen Veränderungen im Digital- und KI-Recht um, um Ihre Mandanten stets aktuell und rechtssicher beraten zu können.

Die Dynamik im Digitalrecht erfordert kontinuierliches Lernen und Anpassen. Wir haben interne Prozesse zur Verfolgung rechtlicher Entwicklungen etabliert, von EU-Verordnungen wie dem AI Act bis hin zu aktueller Rechtsprechung. Regelmäßige Fortbildungen, der Austausch mit Fachkollegen und die enge Beobachtung technologischer Trends ermöglichen es uns, proaktiv zu beraten.

Unser systematischer Ansatz:

Frühzeitige Beteiligung: Wir nehmen bereits bei der Gesetzesentwicklung an öffentlichen Konsultationen teil und pflegen Kontakte zu Behörden und Verbänden. So antizipieren wir Änderungen und gestalten die Diskussion mit.

Wissenstransfer: Durch regelmäßige Updates und Thought-Leadership-Artikel auf Social Media, unserer Website und in Fachmedien durchdringen wir komplexe Entwicklungen und bereiten sie verständlich auf.

Praktische Technologie-Erfahrung: Wir setzen selbst KI und Tech-Lösungen ein, wodurch wir die praktischen Herausforderungen unserer Mandanten aus erster Hand verstehen.

Balance zwischen Aktualität und Verlässlichkeit: Wir informieren zeitnah über relevante Entwicklungen, bewerten aber realistisch ein, welche unmittelbaren Handlungsnotwendigkeiten bestehen. Unser Ziel: komplexe rechtliche Herausforderungen in praxistaugliche Lösungen übersetzen, die das Business ermöglichen statt behindern.

Was unterscheidet MAINLY von anderen Kanzleien, die ebenfalls auf IT- und Datenschutzrecht spezialisiert sind?

MAINLY ist als Kanzlei durch den Client-First-Ansatz bewusst anders aufgestellt. Während etablierte Kanzleien oft durch gewachsene Strukturen und traditionelle Hierarchien geprägt sind, haben wir uns komplett auf exzellente Dienstleistung ausgerichtet. Konkret bedeutet das: Unsere Mandanten konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft, während wir die komplette rechtliche Absicherung im Digitalbereich übernehmen. Wir haben keine Legacy-Strukturen, die uns bremsen, sondern können flexibel und schnell auf die individuellen Bedürfnisse unserer Mandanten eingehen. Dabei setzen wir auf modernste Tools und Prozessoptimierung, um höchste Effizienz bei maximaler Qualität zu gewährleisten.

Welche Rolle spielt der persönliche Kontakt zu Ihren Mandanten bei der Entwicklung maßgeschneiderter rechtlicher Lösungen?

Der persönliche Kontakt ist fundamental, um dem Mandanten die Rechtsdienstleistung erbringen zu können, die der Business-Case erfordert. Digitalrecht ist oft komplex und abstrakt. Nur durch intensiven Austausch können wir die tatsächlichen Bedürfnisse und Herausforderungen unserer Mandanten verstehen. Wir setzen daher vor allem auf den regelmäßigen Austausch (auch über das Mandatsverhältnis hinaus) und entwickeln gemeinsam Lösungen, die nicht nur rechtlich einwandfrei, sondern gerade praktisch umsetzbar sind.

Mit welchen besonderen Herausforderungen sind Sie als junge Kanzlei seit Ihrer Gründung 2025 konfrontiert gewesen und wie haben Sie diese gemeistert?

Eine der größten Herausforderungen war es, Dienstleister zu finden, die einen ähnliches Mindset für Qualität haben wie wir. Unser Ansatz, von Beginn an höchste Sicherheitsstandards in unserer eigenen Kanzlei zu implementieren zeigt auch den Mandanten, dass wir Cybersicherheit nicht nur beraten, sondern auch leben. Natürlich sind auch uns als Gründer die zahlreichen Behördengänge nicht erspart geblieben. Jeder, der ein Startup gegründet hat kennt das – hier hilft nur Geduld.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Beratung auch in komplexen internationalen Projekten reibungslos funktioniert?

Für internationale Projekte greifen wir auf ein Netzwerk aus vertrauensvollen Partnerkanzleien zurück, mit denen wir bereits eng zusammengearbeitet haben. Wir koordinieren die grenzüberschreitenden Projekte und sorgen dafür, dass die Ergebnisse zentral bei uns zusammenlaufen. Dabei übernehmen wir auf Wunsch die gesamte Kette – Auswahl des richtigen Partners, Sachverhaltsfindung und Ausformulierung, Preisverhandlung, Projektmanagement und Ergebniskontrolle. Dies führt dazu, dass wir auch bei komplexen multinationalen Sachverhalten eine konsistente Beratung gewährleisten und der Mandant mit MAINLY nur einen Ansprechpartner hat.

Welche Entwicklungen im Bereich Digitalrecht sehen Sie in den kommenden Jahren auf Unternehmen zukommen?

In den letzten Jahren kam es zu einer Fülle von Regelungen – die gerade auch für Startups gelten. Hierzu zählen insbesondere die KI-Verordnung, der Data Act oder Cyber Resilience Act. Darüber hinaus wird momentan eine Überarbeitung der DSGVO diskutiert. Gleichzeitig werden neue Technologien, wie Quantencomputing und weitere KI-Systeme, neue rechtliche Herausforderungen schaffen, auf die der Gesetzgeber reagieren wird. Der Trend im Digitalrecht ist damit klar erkennbar – es ist künftig mit weiteren Rechtsakten im Digitalbereich zu rechnen. Unternehmen, gerade Startups, müssen sich folglich auf eine Compliance-Landschaft einstellen, die noch komplexer und dynamischer wird.

Was möchten Sie in den nächsten fünf Jahren mit Mainly erreichen und welche neuen Angebote oder Schwerpunkte planen Sie?

In den nächsten fünf Jahren wollen wir unser Team strategisch ausbauen und unsere Position als Spezialisten im Digitalrecht im Markt festigen.

Operative Meilensteine:

Teamausbau und Professionalisierung: Vom aktuellen Zweierteam werden wir schrittweise Support-Staff und weitere Juristen einbinden. Mittelfristig entwickeln wir uns zu einer unternehmerisch geführten Kanzlei mit spezialisierten Funktionsbereichen.

Service-Innovation: Wir werden unsere Beratungsansätze weiter digitalisieren und standardisieren – etwa durch entwickelte Template-Bibliotheken, automatisierte Compliance-Checks und datengestützte Risikoanalysen. Ziel ist es, auch bei wachsender Mandantenzahl konstant hohe Qualität zu liefern.

Marktpräsenz stärken: Durch verstärkte Präsenz auf Branchenveranstaltungen, strategische Partnerschaften mit Beratungsunternehmen und Tech-Companies sowie gezielte PR-Aktivitäten bauen wir unsere Bekanntheit als Go-to-Experten für Digitalrecht aus.

Neue Geschäftsfelder: Neben der klassischen Mandatsberatung planen wir Angebote wie Compliance-Workshops, Webinar-Reihen für Startup-Communities und das Angebot der Arbeit als externe Rechtsabteilung.

Das Fundament bleibt dabei unser Anspruch: Komplexe digitale Rechtsfragen in verständliche, geschäftsorientierte Lösungen zu übersetzen.

Welche drei Ratschläge würden Sie Gründerinnen und Gründern mitgeben, die im digitalen Umfeld starten wollen?

Erstens: Denken Sie digitale Rechtsanforderungen von Tag eins mit. Integrieren Sie rechtliche Überlegungen direkt in Ihren Produktdesign-Prozess – dokumentieren Sie Entscheidungen, wählen Sie Technologien bewusst aus und gestalten Sie Ihre Datenarchitektur compliance-ready. Was von Anfang an rechtssicher konzipiert wird, lässt sich später einfach anpassen und skalieren. Nachträgliche Compliance-Retrofits sind nicht nur teurer und zeitaufwendiger, sondern können auch innovative Produktfeatures unmöglich machen oder das gesamte Geschäftsmodell gefährden.

Zweitens: Sehen Sie Datenschutz und IT-Sicherheit als Wettbewerbsvorteil an, nicht als lästige Pflicht. Starke Security und Privacy-Standards schaffen Vertrauen bei Ihren Kunden und Partnern – gerade in Zeiten, wo Datenschutzverletzungen täglich Schlagzeilen machen. Unternehmen, die ihre Daten sicher bei Ihnen wissen, werden eher langfristige Partnerschaften eingehen. Gleichzeitig schützen Sie sich vor kostspieligen Ausfällen, Bußgeldern und Reputationsschäden. Kurz: Wer Security und Compliance von Anfang an ernst nimmt, baut nachhaltigen Geschäftserfolg auf einem stabilen Fundament auf.

Drittens: Konzentrieren Sie sich ausschließlich auf Ihren Business-Case und suchen Sie sich Spezialisten, die Sie bei allen anderen Fragen, wie Steuern oder Compliance, unterstützen – das spart langfristig Zeit, Geld und vermeidet Risiken, die Ihr Unternehmen gefährden könnten.

Titelbild Gründerteam @MAINLY

Wir bedanken uns bei Demir Kanurić und Tobias Stephan für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: MAINLY

Kontakt:

Mainly Rechtsanwalts-GmbH
Heilbronner Str. 150
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Ansprechpartner: Demir Kanurić und Tobias Stephan

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